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In Deutschland wird Prokrastination liebevoll auch "Aufschieberitis" oder "Verschieberitis" genannt. Gemeint ist eine Beeinträchtigung, die viele Menschen trifft. Wirklich wichtige Projekte im Leben werden immer wieder unter oft fadenscheinigen Begründungen aufgeschoben und andere - eigentlich unwichtigere Tätigkeiten - vorgezogen. So wird man mit dem, was man eigentlich machen sollte, nie fertig oder erst kurz vor einer Deadline. Im Buch erfährst Du, welche Methoden es gibt, diesen "inneren Schweinehund" zu besiegen und Projekte und Vorhaben zeitnah und zügig durchzuziehen - ohne sich selbst von anderen Sachen ablenken zu lassen. Der Autor selbst, war jahrelang von Prokrastination betroffen, bis er Methoden gefunden hat, dagegen vorzugehen. Wer von Prokrastination befreit ist, wird auch glücklicher und erfolgreicher im Leben. Das sollte die Investition in das Buch wert sein.
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Seitenzahl: 161
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Kapitel 1: Willkommen im Club der Meister-Aufschieber
Warum Du dieses Buch (wahrscheinlich nicht) lesen wirst
Die Kunst des "Gleich-Machens"
Der Prokrastinations-Persönlichkeitstest: Welcher Typ bist Du?
Kapitel 2: Die Psychologie der Aufschieberitis
Warum unser Gehirn "Später" liebt und "Jetzt" hasst
Der Dopamin-Junkie in Dir
Die innere Stimme, die flüstert: "Noch fünf Minuten..."
Kapitel 3: Die fantastischen Ausreden und wo sie zu finden sind
Die Top 10 kreativsten Ausreden aller Zeiten
Wie Du aus jeder Situation eine "absolute Ausnahme" machst
Der Ausreden-Generator für alle Lebenslagen
Kapitel 4: Digitale Ablenkungen - Wenn das Smartphone schlauer ist als Du
Social Media: Dein liebster Produktivitäts-Killer
Die Netflix-Falle: "Nur noch eine Folge" (und 8 Stunden später...)
Wie Dein Handy Dich manipuliert und was Du dagegen tun kannst
Kapitel 5: Die Wissenschaft des Jetzt-Machens
Neurobiologie für Aufschieber
Warum Willenskraft überbewertet wird
Die "Eat That Frog"-Methode (ohne echte Frösche zu verspeisen)
Kapitel 6: Der 5-Minuten-Trick und andere magische Methoden
Warum anfangen das halbe Leben ist
Die Pomodoro-Technik für Tomaten-Hasser
Die 5-Minuten-Regel
Kapitel 7: Strukturen schaffen, die selbst der innere Schweinehund nicht umgehen kann
Umgebungsdesign für Prokrastinations-Profis
Die Kunst, sich selbst auszutricksen
Warum Deine To-Do-Liste Dein schlimmster Feind sein könnte
Kapitel 8: Die Kraft der (Mini-)Gewohnheiten
Wie Du mit lächerlich kleinen Schritten große Erfolge erzielst
Die 2-Minuten-Regel und warum sie funktioniert
Habit Stacking: Der Jenga-Turm der Produktivität
Kapitel 9: Motivation ist überbewertet - Warum Systeme besser sind
Die Motivation-Mythos-Entlarvung
Warum Disziplin ein Märchen ist (und was stattdessen funktioniert)
Automatisierung: Lass die Maschinen für Dich prokrastinieren
Die Kunst, sich selbst auszutricksen
Warum Deine To-Do-Liste Dein schlimmster Feind sein könnte
Kapitel 10: Die sozialen Aspekte der Prokrastination
Wie Du andere als Produktivitäts-Geiseln nutzt
Accountability-Partner: Freundschaften, die wirklich wehtun können
Die Kunst, "Nein" zu sagen (zu allem außer Netflix)
Kapitel 11: Prokrastination am Arbeitsplatz meistern
Wie Du Dein Büro in eine Produktivitätszone verwandelst
Meeting-Strategien für chronische Aufschieber
Der Chef denkt, Du arbeitest: Fortgeschrittene Techniken (die Du besser nicht anwendest)
Kapitel 12: Perfektionismus - Der fiese Zwilling der Prokrastination
Warum "gut genug" besser ist als "perfekt niemals"
Die versteckte Verbindung zwischen Perfektionismus und Prokrastination
Die versteckten Kosten des Perfektionismus
Die "Gut genug"-Revolution: Vom Perfektionismus zur Exzellenz
Die 80/20-Regel für Faule
Wie Du den inneren Kritiker zum Schweigen bringst (oder ihm wenigstens Kopfhörer aufsetzt)
Kapitel 13: Wenn die Zeit knapp wird - Produktivität unter Druck
Warum Deadlines Deine neuen besten Freunde sind
Die Psychologie der Deadline-Magie
Die Kunst, Deadlines zu Deinen Gunsten zu nutzen
Die Kunst des produktiven Panikmoments
Die Wissenschaft hinter dem produktiven Panikmodus
Die dunkle Seite des Panikmodus
Der "künstliche Panikmodus": Aktiviere ihn, ohne zu leiden
Die Panik-Management-Strategien
Die Panik-zu-Plan-Transition
Wie Du in 24 Stunden schaffst, wofür Du eigentlich 3 Wochen Zeit hattest
Phase 1: Die Schock-Überwindung (15 Minuten)
Phase 2: Die Strategie-Entwicklung (30 Minuten)
Phase 3: Die Durchführung (22 Stunden)
Phase 4: Die Abschluss-Optimierung (1 Stunde)
Die Nachbereitung (nach der Deadline)
Kapitel 14: Selbstmitgefühl statt Selbstvorwürfe
Warum Du keine schlechte Person bist (nur eine mit schlechtem Zeitmanagement)
Der Kreislauf der Selbstvorwürfe
Warum Prokrastination kein Charakterfehler ist
Die Macht des Selbstmitgefühls
Praktische Selbstmitgefühl-Strategien für Prokrastinierer
Häufige Einwände gegen Selbstmitgefühl
Der praktische Selbstmitgefühls-Notfallplan
Die Macht der Selbstverzeihung
Warum Selbstverzeihung funktioniert
Der Unterschied zwischen Selbstverzeihung und Ausreden
Der praktische Selbstverzeihungs-Prozess
Die "Saubere Tafel"-Technik
Die wiederkehrende Selbstverzeihung kultivieren
Wie Du aus Rückschlägen lernst, ohne in Selbstmitleid zu versinken
Die Rückschlagsanalyse: Der goldene Mittelweg
Die Selbstmitleid-Falle vermeiden
Die Kunst, hilfreiche Lehren zu ziehen
Praktische Tools für produktives Lernen aus Rückschlägen
Die Resilienz-Schleife
Kapitel 15: Der lebenslange Kampf - Prokrastination als treuer Begleiter
Warum Prokrastination nie ganz verschwindet (und das okay ist)
Die Prokrastinations-Wellen verstehen
Die Erfolgsformel: Reduzieren, nicht Eliminieren
Die Reife-Perspektive: Beziehung statt Krieg
Die Prokrastinations-Identität loslassen
Strategien für den langfristigen Erfolg
Die Meta-Strategien
Die Lebensphasen-Anpassung
Die kontinuierliche Verbesserungsschleife
Der Pro-Aktivitäts-Plan für den Rest Deines Lebens (oder bis zur nächsten Staffel Deiner Lieblingsserie)
Tägliche Praktiken
Wöchentliche Werkzeuge
Monatliche Mechanismen
Vierteljährliche Quests
Jährliche Adjustierungen
Schlusswort
Über den Autor:
Herzlichen Glückwunsch! Du hast dieses Buch gekauft. Das ist schon mal ein erster Schritt. Wahrscheinlich liegt es jetzt auf Deinem Nachttisch, umgeben von drei anderen Selbsthilfebüchern, die Du angefangen, aber nie zu Ende gelesen hast. Oder vielleicht liest Du gerade diese Einleitung, während Du eigentlich eine wichtige Deadline einhalten solltest. Falls ja: Ich bin stolz auf Dich. Prokrastination auf höchstem Niveau!
Die Tatsache, dass Du bis hierher gelesen hast, bedeutet eines von zwei Dingen:
1. Du bist tatsächlich entschlossen, Deine Prokrastination zu überwinden
2. Du prokrastinierst gerade bei etwas viel Wichtigerem
In beiden Fällen bist Du hier richtig. Dieses Buch wurde von einem Prokrastinations-Experten geschrieben – nicht, weil ich ein zertifizierter Produktivitätscoach bin, sondern weil ich selbst jahrelang Weltmeister im Aufschieben war. Dieses Buch hätte schon vor drei Jahren fertig sein sollen. Siehst Du? Ich weiß, wovon ich rede.
Die gute Nachricht: Wenn selbst ich es geschafft habe, dieses Buch zu Ende zu schreiben, dann kannst Du definitiv lernen, Deine To-Do-Liste abzuarbeiten, anstatt sie immer weiter zu verlängern.
Die schlechte Nachricht: Es gibt keine magische Pille. Kein geheimes Mantra. Keinen revolutionären 3-Schritte-Plan, der Dein Leben über Nacht verändert. Falls Du solche Versprechungen suchst, lege dieses Buch beiseite und prokrastiniere weiter. Für alle anderen: Lass uns gemeinsam einen humorvollen, aber ernsthaften Blick auf das Phänomen werfen, das uns alle vereint – die Kunst des Aufschiebens.
"Ich mache es gleich" – der Schlachtruf der Prokrastinierer. Diese drei Worte haben mehr Träume zerstört als jede wirtschaftliche Rezession. Aber warum sagen wir "gleich", wenn wir eigentlich "irgendwann in ferner Zukunft, vielleicht nie" meinen?
Das "Gleich-Machen" ist eine feine Kunst. Es erfordert die Fähigkeit, sich selbst so überzeugend zu belügen, dass man es tatsächlich glaubt. "Gleich" kann bedeuten:
In fünf Minuten (unwahrscheinlich)
Heute Abend (noch unwahrscheinlicher)
Am Wochenende (jetzt wird es lächerlich)
Wenn ich mehr Zeit habe (die mythische Zeit, die nie kommt)
Wenn die Bedingungen perfekt sind (spoiler: sie werden es nie sein)
Das Paradoxe an der Prokrastination ist, dass wir eigentlich wissen, dass wir uns selbst belügen. Es ist, als würde man sich selbst einen Streich spielen – nur ohne den lustigen Teil am Ende.
Die Wahrheit ist: "Gleich" ist der Kredit, den wir bei der Bank der Zeit aufnehmen, ohne zu bedenken, dass die Zinsen astronomisch sind. Jedes "gleich" summiert sich zu verpassten Gelegenheiten, unnötigem Stress und dem nagendem Gefühl, dass wir nicht ganz so produktiv sind, wie wir sein könnten.
Aber keine Sorge – im Laufe dieses Buches wirst Du lernen, wie Du vom "Gleich-Macher" zum "Jetzt-Macher" wirst. Und das Beste daran? Du musst nicht einmal Deine Persönlichkeit ändern oder zu einem produktivitätsbesessenen Roboter werden.
Bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, lass uns herausfinden, mit welcher Art von Prokrastination wir es bei Dir zu tun haben. Denn wie bei einer Erkältung gibt es verschiedene Stämme dieser Zeitmanagement-Krankheit. Finde heraus, welcher Prokrastinations-Typ Du bist:
1. Der Perfektionist
Du schiebst Dinge auf, weil sie perfekt sein müssen
Du startest lieber gar nicht, als etwas Mittelmäßiges abzuliefern
Dein Motto: "Wenn es nicht perfekt sein kann, warum überhaupt anfangen?"
2. Der Angstmeister
Du hast Angst vor dem Scheitern
Oder noch schlimmer: Du hast Angst vor dem Erfolg
Solange Du nicht anfängst, kannst Du nicht versagen – geniale Logik!
3. Der Chaot
Du weißt nicht, wo Du anfangen sollst
Deine To-Do-Liste sieht aus wie ein Telefonbuch
Organisation ist für Dich ein Fremdwort
4. Der Thrill-Seeker
Du arbeitest am besten unter Druck
Der Adrenalinstoß einer nahenden Deadline ist Dein Produktivitäts-Treibstoff
"Ich habe noch Zeit" ist Dein Mantra bis 24 Stunden vor dem Abgabetermin
5. Der Ablenkungsanfällige
Ooh, eine neue E-Mail!
War das eine Benachrichtigung?
Habe ich Dir schon von meiner neuen Theorie über Schwarze Löcher erzählt?
6. Der Entscheidungsmuffel
Du kannst Dich nicht entscheiden, womit Du beginnen sollst
Jede Option scheint gleichzeitig richtig und falsch zu sein
Am Ende entscheidest Du Dich, gar nichts zu tun – Problem gelöst!
7. Der Rebellische Prokrastinierer
Du schiebst Dinge auf, weil Du es kannst
Niemand sagt Dir, wann Du etwas zu erledigen hast!
Du kämpfst gegen das System – auch wenn das System Dein eigener Kalender ist
Die meisten von uns sind eine Mischung aus verschiedenen Typen. Vielleicht bist Du ein perfektionistischer Thrill-Seeker oder ein chaotischer Rebellischer. Die gute Nachricht ist: Für jeden Typ gibt es Strategien, die funktionieren. In den kommenden Kapiteln werden wir diese entdecken und Dir helfen, Deinen ganz persönlichen Anti-Prokrastinations-Plan zu entwickeln.
Aber jetzt erstmal eine kurze Pause. Du hast schließlich gerade ein ganzes Kapitel gelesen! Das verdient definitiv eine Belohnung. Vielleicht einen kurzen Blick auf Instagram? Oder eine kleine YouTube-Session? Nur ein Video... oder zwei...
HALT! Erwischt. Siehst Du, wie tief die Prokrastination in unserem Verhalten verwurzelt ist? Lass uns weitermachen – die sozialen Medien laufen nicht weg (leider).
Unser Gehirn ist ein faszinierendes Organ. Es kann komplexe mathematische Gleichungen lösen, Symphonieorchester dirigieren und die Geheimnisse des Universums entschlüsseln. Aber wenn es darum geht, die Steuererklärung pünktlich einzureichen? Plötzlich verhält es sich wie ein bockiges Kleinkind im Supermarkt.
Der Grund dafür liegt tief in unserer neurologischen Verdrahtung. Unser Gehirn besteht aus verschiedenen Teilen, die nicht immer harmonisch zusammenarbeiten. Da ist zum einen das limbische System – der primitive, emotionale Teil unseres Gehirns, der sofortige Befriedigung sucht. Dieser Teil ist wie ein dreijähriges Kind, das ständig nach Süßigkeiten schreit.
Auf der anderen Seite haben wir den präfrontalen Kortex, unser "erwachsenes Gehirn". Dieser Teil ist für die Planung, logisches Denken und Impulskontrolle zuständig. Er weiß, dass es besser wäre, jetzt mit dem Projekt anzufangen, statt eine weitere Staffel irgendeiner Serie zu bringen.
Das Problem? Der präfrontale Kortex entwickelte sich evolutionär später als das limbische System. Er ist der Neuling auf dem Block und hat im internen Machtkampf oft das Nachsehen. Wenn Dein limbisches System nach sofortiger Belohnung schreit, hat Dein präfrontaler Kortex einen schweren Stand.
Zusätzlich neigt unser Gehirn zu einem Phänomen namens "zeitliche Diskontierung". Wir bewerten sofortige Belohnungen viel höher als Zukünftige – selbst wenn die zukünftigen objektiv besser sind. Ein klassisches Beispiel: Die meisten Menschen würden lieber heute 100 Euro bekommen als in einem Monat 120 Euro.
Übertragen auf Prokrastination heißt das: Die sofortige Belohnung (Netflix, Social Media, ein Nickerchen) erscheint uns wertvoller als der zukünftige Nutzen (eine fristgerecht abgegebene Arbeit, beruflicher Erfolg, weniger Stress).
Es geht aber noch tiefer. Unser Gehirn ist zudem darauf programmiert, Anstrengung und potenzielle Bedrohungen zu vermeiden. Aus evolutionärer Sicht ist das sinnvoll – Energiesparen konnte überlebenswichtig sein. Das Problem: Unser Gehirn kategorisiert unangenehme oder herausfordernde Aufgaben als "Bedrohungen", selbst wenn sie es objektiv nicht sind. Ein schwieriges Gespräch, eine komplexe Aufgabe oder das bloße Beginnen eines großen Projekts – all das triggert unsere innere Fluchtreaktion.
Dazu kommt die "Konstruktionsdistanz" – je weiter entfernt ein Ereignis in der Zukunft liegt, desto abstrakter nehmen wir es wahr. Eine Deadline in drei Wochen? Das ist ein Problem für "Future-You", nicht für "Present-You". Erst wenn die Deadline näher rückt, wird sie real und bedrohlich – und plötzlich hat "Present-You" ein echtes Problem.
Die gute Nachricht in all dem? Wenn Du verstehst, wie Dein Gehirn Dich sabotiert, kannst Du Gegenstrategien entwickeln. Du kannst lernen, Deinen präfrontalen Kortex zu stärken und Dein limbisches System auszutricksen. Und genau darum geht es in diesem Buch.
Kennst Du das? Du hast eine wichtige Aufgabe zu erledigen, aber Dein Gehirn schiebt Dich sanft, aber bestimmt in Richtung Instagram. Oder YouTube. Oder den Kühlschrank. Was da passiert, hat einen Namen: Dopamin-Junkietum.
Dopamin, oft als "Glückshormon" bezeichnet (obwohl das nicht ganz stimmt), ist ein Neurotransmitter, der bei Belohnungen und antizipierter Belohnung ausgeschüttet wird. Es ist weniger das "Freude-Molekül" als vielmehr das "Ich-will-mehr-davon-Molekül". Und hier beginnt das Problem für Prokrastinierer.
Die sozialen Medien, Videospiele, Serien und andere typische Prokrastinationsaktivitäten sind wahre Dopamin-Fabriken. Sie liefern schnelle, leicht verdauliche Dopamin-Hits, während die Arbeitsaufgabe, die Du eigentlich erledigen solltest, bestenfalls eine verzögerte, abstrakte Belohnung verspricht.
Es ist, als müsstest Du Dich zwischen zwei Restaurants entscheiden:
• Restaurant A: Sofortige Bedienung, leckeres Essen, günstig
• Restaurant B: 2 Stunden Wartezeit, das Essen könnte gut sein (oder auch nicht), teuer
Die Wahl scheint einfach, oder? Genauso entscheidet auch Dein Gehirn zwischen:
• Sofortiger Dopamin-Hit durch TikTok-Scrollen
• Verzögerter, unsicherer Dopamin-Hit durch Arbeiten an einem Projekt
Hinzu kommt, dass unser Gehirn auf Neuigkeit programmiert ist. Neue Informationen, neue Bilder, neue Stimuli – all das löst Dopamin-Ausschüttungen aus. Der endlose Feed der sozialen Medien ist perfekt darauf ausgerichtet, dieses Verlangen zu bedienen. Jeder Scroll bringt etwas Neues, unvorhersehbares – und unser Gehirn liebt das.
Die Tech-Industrie weiß das und hat ihre Produkte entsprechend optimiert. Die "Pull-to-refresh"-Funktion funktioniert wie ein Spielautomat – manchmal bekommst Du etwas Interessantes, manchmal nicht, aber die Unvorhersehbarkeit hält Dich bei der Stange. Es ist kein Zufall, dass die Gründer von Social-Media-Plattformen oft Experten in Verhaltenspsychologie konsultieren.
Was bedeutet das für Dich als Prokrastinierer? Du bist im Grunde ein Dopamin-Junkie, der ständig auf der Suche nach dem nächsten schnellen Hit ist. Die gute Nachricht: Wie bei jeder Sucht gibt es Wege, sie zu überwinden.
Eine Strategie ist, Dein Belohnungssystem neu zu programmieren. Wenn Du es schaffst, auch bei der produktiven Arbeit Dopamin-Hits einzubauen (durch kleine Meilensteine, Selbstlob, oder ein Belohnungssystem), kann Dein Gehirn lernen, auch diese Aktivitäten als lohnend anzusehen.
Eine andere Methode ist die bewusste Dopamin-Reduktion. Wenn Du die ständigen Hits von Social Media, Gaming etc. reduzierst, wird Dein Dopamin-System weniger überreizt und kann auch auf subtilere Belohnungen wieder anspringen.
Im Laufe dieses Buches wirst Du lernen, wie Du mit dem Dopamin-Junkie in Dir umgehen kannst, ohne auf ein erfülltes und produktives Leben verzichten zu müssen. Denn am Ende geht es nicht darum, nie wieder Spaß zu haben – sondern darum, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden.
Wir alle kennen sie – diese leise, aber unglaublich überzeugende Stimme in unserem Kopf: "Noch fünf Minuten, dann fange ich an." Das Perfide daran? Aus fünf Minuten werden zehn, dann eine Stunde, dann ein ganzer Tag. Und jedes Mal fällt es uns aufs Neue darauf herein.
Diese innere Stimme ist nicht nur eine Laune – sie ist ein mächtiger psychologischer Mechanismus namens "innerer Dialog" oder "Selbstgespräch". Psychologen wissen: Wie wir mit uns selbst sprechen, hat enormen Einfluss auf unser Verhalten und unsere Emotionen.
Die "Noch-fünf-Minuten"-Stimme ist besonders tückisch, weil sie so vernünftig klingt. Sie verspricht keine dauerhafte Vermeidung der Aufgabe (was offensichtlich unvernünftig wäre), sondern nur einen kurzen, scheinbar harmlosen Aufschub. Sie ist der Meister der Verhandlung:
"Du hattest einen anstrengenden Tag, Du hast eine Pause verdient." "Du wirst produktiver sein, wenn Du ausgeruht bist." "Morgen früh hast Du einen klareren Kopf dafür." "Es ist schon spät, jetzt lohnt es sich nicht mehr anzufangen." "Erst mal aufräumen, dann kann ich besser arbeiten."
Diese Stimme ist ein Meister der Rationalisierung – der Fähigkeit, irrationales Verhalten mit scheinbar logischen Gründen zu rechtfertigen. Und das Schlimmste daran? Oft glauben wir ihr, weil diese Ausreden ein Körnchen Wahrheit enthalten.
Tatsächlich ist Deine innere Prokrastinations-Stimme wie ein cleverer Anwalt, der einen schuldig Angeklagten verteidigt. Sie wird alles tun – alles! –, um Dich vom Anfangen abzuhalten. Warum? Weil Anfangen mit Unbehagen verbunden ist. Es bedeutet, die Komfortzone zu verlassen. Und für Deinen Organismus ist die Komfortzone – evolutionär gesehen – ein sicherer Ort.
Besonders interessant: Diese innere Stimme wird lauter und überzeugender, je näher Du daran bist, tatsächlich anzufangen. Hast Du je bemerkt, dass die besten Ausreden genau dann auftauchen, wenn Du Dich an den Schreibtisch setzt? Das ist kein Zufall.
Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dieser Stimme zu widerstehen und sogar mit ihr zu verhandeln. Du kannst einen neuen inneren Dialog entwickeln, der Prokrastination nicht unterstützt, sondern bekämpft. Statt "Noch fünf Minuten" könnte dieser neue Dialog sagen: "Ich mache nur fünf Minuten, dann darf ich aufhören, wenn ich will."
Ein weiterer Trick: Die Stimme bewusst übertreiben. Wenn Du sie als das erkennst, was sie ist – ein Kind, das keine Hausaufgaben machen will –, verliert sie an Macht. "Oh, schau an, da ist sie wieder, meine Prokrastinations-Stimme. Wie kreativ ihre Ausreden heute sind!"
Oder Du kannst anfangen, mit ihr zu diskutieren: "Ja, ich könnte es auf morgen verschieben. Aber habe ich das nicht gestern auch schon gesagt? Und vorgestern? Wie ist das ausgegangen?"
Im Laufe der Zeit wirst Du merken, dass diese Stimme zwar nie ganz verschwindet, aber Du musst ihr nicht mehr blind folgen. Du hast die Wahl, auf sie zu hören oder nicht – und diese Erkenntnis allein ist schon ein großer Schritt in Richtung Prokrastinationsbekämpfung.
Ausreden sind die Währung der Prokrastination. Je überzeugender Deine Ausreden, desto länger kannst Du aufschieben, ohne Dich schlecht zu fühlen. Über die Jahre habe ich einige wahre Meisterwerke der Ausredenkunst gehört und – zugegeben – selbst verwendet. Hier sind die Top 10, präsentiert mit einem Augenzwinkern und einer Prise Selbsterkenntnis:
1. Die Inspirations-Ausrede "Ich kann nicht anfangen, weil ich noch nicht inspiriert bin. Kreative Arbeit kann man nicht erzwingen." Die Wahrheit: Profis warten nicht auf Inspiration – sie fangen an, und die Inspiration folgt oft der Aktion, nicht umgekehrt.
2. Die Forschungs-Ausrede "Ich muss noch mehr recherchieren, bevor ich beginnen kann." Die Wahrheit: Recherche kann endlos weitergehen. Irgendwann musst Du mit dem arbeiten, was Du hast.
3. Die Werkzeug-Ausrede "Ich brauche erst die richtige Software/App/das richtige Notizbuch, bevor ich anfangen kann." Die Wahrheit: Die alten Meister haben ohne Adobe, Notion oder das neueste MacBook Pro Meisterwerke geschaffen.
4. Die Vorbedürfnis-Ausrede "Ich muss erst meine Emails checken/aufräumen/die Spülmaschine ausräumen, bevor ich anfangen kann." Die Wahrheit: Es wird immer etwas geben, das Du vorher erledigen "musst".
5. Die Gesundheits-Ausrede "Ich sollte erst etwas essen/schlafen/Sport machen, damit ich produktiver bin." Die Wahrheit: Selbstfürsorge ist wichtig, aber nicht, wenn sie als ständige Ausrede dient.
6. Die Zeitblock-Ausrede "Es lohnt sich nicht, jetzt anzufangen. Ich brauche mindestens zwei freie Stunden am Stück." Die Wahrheit: Viele große Projekte wurden in 15-Minuten-Häppchen fertiggestellt.
7. Die Qualitäts-Ausrede "Wenn ich es jetzt mache, wird es nicht gut. Besser, ich warte, bis ich es richtig machen kann." Die Wahrheit: Erste Versionen sind fast immer verbesserungswürdig. Perfektion entsteht durch Iteration.
8. Die Zeitpunkt-Ausrede "Morgen/Montag/nach dem Urlaub ist ein viel besserer Zeitpunkt zum Anfangen." Die Wahrheit: Der beste Zeitpunkt ist fast immer jetzt. Der "perfekte Startmoment" ist eine Illusion.
9. Die Stimmungs-Ausrede "Ich bin heute nicht in der richtigen Stimmung dafür." Die Wahrheit: Stimmungen ändern sich oft durch Aktivität. Erst tun, dann fühlen – nicht umgekehrt.
10. Die Multitasking-Ausrede