Herzen im St. Josefs - ein Krankenhaus-Liebesroman - Roman Schneider - E-Book

Herzen im St. Josefs - ein Krankenhaus-Liebesroman E-Book

Roman Schneider

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Beschreibung

Herzen im St.Josefs ist ein Krankenhaus-Liebesroman, der die eigentlich in Krankenhäusern nicht so gerne gesehene Liebe zwischen zwei Angestellten aufzeigt. Liebe, die im Umfeld nahezu ständigen Stresses und hoher Verantwortung entsteht. Gegen aufkeimende Gefühle kann man sich nicht wehren. Das merken auch die Protagonisten des Josefskrankenhauses in Freuburg. Heimelige Lektüre für alle Krankenhausmitarbeiter, ob Gesundheitspfleger oder Arzt. Der Schreibstil ist emotional und atmosphärisch sowie sanft erzählend. Der Autor schreibt so wie man bei einer Tasse Tee und Regenwetter lesen möchte: Sanft tröstend, vertraut und voller leiser Gefühle.

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Seitenzahl: 110

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Neubeginn im Morgengrauen

Kapitel 2: Erste Begegnungen

Kapitel 3: Goldene Stunden

Kapitel 4: Herbstspaziergang

Kapitel 5: Stürmische Zeiten

Kapitel 6: Novemberträume

Kapitel 7: Weihnachtswunder

Kapitel 8: Neue Hoffnung

Der Tag vor Heiligabend

Der Frühling bringt neue Hoffnung

Der Empfang

Schlusswort

Über den Autor

KAPITEL 1: NEUBEGINN IM MORGEN-GRAUEN

Der erste Herbstregen des Jahres perlte sanft an den großen Fenstern des St. Josefskrankenhauses herunter, während Dr. Michael Unterle seinen dritten Kaffee des frühen Morgens trank und auf die erwachende Stadt Freuburg blickte. Die alten Kastanienbäume im Innenhof des Krankenhauses neigten ihre bereits verfärbten Äste unter der Last der Tropfen, und ihre goldenen und rötlichen Blätter tanzten wie kleine Schmetterlinge zu Boden.

Mit seinen fünfundvierzig Jahren war Michael noch immer ein stattlicher Mann. Seine einst tiefschwarzen Haare zeigten nun erste silberne Strähnen an den Schläfen, die ihm eine distinguierte Ausstrahlung verliehen. Doch die vergangenen Jahre hatten deutlichere Spuren in seinem Gesicht hinterlassen – tiefe Linien um die graublauen Augen, die von zu vielen schlaflosen Nächtenund schweren Entscheidungen zeugten. Seine Hände, geschickt und präzise imOperationssaal, umschlossen die warme Kaffeetasse mit einer Zärtlichkeit, als würde er versuchen, sich an ihrer Wärme festzuhalten.

Die Cafeteria des St. Josef war um diese frühe Stunde noch fast leer. Nur die Nachtschicht trank hier ihren letzten Kaffee, bevor sie nach Hause ging, müde, aber zufrieden nach einem ereignisreichen Dienst.Michael mochte diese ruhigen Momente vor dem Sturm des Tages. Sie gaben ihm Zeit zu denken, zu reflektieren und sich auf das vorzubereiten, was kommen würde.

Seine Scheidung lag nun sechs Monate zurück, und obwohl die Wunden noch nicht vollständig verheilt waren, spürte er, dass er bereit war für einen Neuanfang. Die Stelle als Chefarzt der Chirurgie hier in Freuburg war wieein Geschenkdes Himmels gekommen. Weg von München, weg von den Erinnerungen, weg von den mitleidigen Blicken der Kollegen. Hier, in dieser charmanten Stadt am Rande des Schwarzwaldes, konnte er wieder der Arzt sein, der er immer hatte sein wollen– ohne die Komplikationen eines gescheiterten Privatlebens.

Freuburg war eine Stadt, die ihren ganz eigenen Charme hatte. Nicht so groß wie München,aber mit einer Universität, die ihr jugendliches Leben verlieh. Die mittelalterlichen Gassen der Altstadt schlängelten sich um das imposante Münster, dessen Türme majestätisch in den Morgenhimmel ragten. Das St. Josefskrankenhaus lag etwas außerhalb des Zentrums, umgeben von alten Bäumen und gepflegten Gärten,die auch in der grauen Jahreszeit eine beruhigende Ausstrahlung hatten.

Michael nahm einen weiteren Schluck Kaffee und betrachtete sein Spiegelbild in der regennassen Fensterscheibe. Würde er hier wirklich einen Neuanfang finden? Oder würde er einfach nur seine alten Probleme in einer neuen Umgebung mit sich herumtragen? Die Zweifel nagten an ihm, wie sie es in den letzten Monaten immer getan hatten.

Seine Ex-Frau Claudia hatte ihm vorgeworfen, dass er sich mehr um seine Patienten kümmerte als um sie. „Du liebst deine Arbeit mehr als mich", hatte sie gesagt, und vielleicht hatte sie recht gehabt. Aber war es falsch, Leidenschaft für seinen Beruf zu empfinden?War es falsch, Leben retten zu wollen, Schmerzen zu lindern, Hoffnung zu geben? Diese Fragen beschäftigten ihn mehr,als er sich eingestehen wollte.

Das St. Josef war ein Krankenhaus mit Tradition. Bereits 1892 von Ordensschwestern gegründet, hatte es sich über die Jahrzehnte zu einer der renommiertesten Kliniken der Region entwickelt. Die alten Mauernschienen Geschichten zu erzählen – von Heilungen und Wundern, von Abschieden und Neuanfängen, von der endlosen Folge menschlicher Dramen, die sich zwischen diesen Wänden abspielten.

Michael war vor zwei Wochen hier angefangen und hatte sich bereits einen Überblick über sein Team verschafft. Die Chirurgie war gut aufgestellt, das Personal erfahren und motiviert. Doch er spürte auch eine gewisse Zurückhaltung ihm gegenüber – das war normal, wenn ein neuer Chef kam. Vertrauen mussteerst aufgebaut werden, Respekt erworben.

Er blickte auf seine Uhr. Kurz nach sechs. In einer Stunde würde die Frühbesprechung beginnen, und der Tag würderichtig starten. Drei Operationen standen auf dem Plan, darunter eine schwierige Tumor-Entfernung, die seine ganze Konzentration erfordern würde. Es war genau das, was er brauchte – die absolute Fokussierung auf das Wesentliche, die alles andere in den Hintergrund treten ließ.

Die Tür der Cafeteria öffnete sich mit einem leisen Quietschen, und herein kam eine Frau, die sofort seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie war Mitte dreißig, schätzte er, mit kastanienbraunen Haaren, die zu einem praktischen, aber dennoch eleganten Knoten hochgesteckt waren. Einige widerspenstige Strähnen hatten sich gelöst und umrahmten ihr Gesicht auf eine Weise, die völlig natürlich und ungekünstelt wirkte. Sie trug das hellblaue Kasack des OP-Personals, das ihre schlanke, aber nicht zu dünne Figur vorteilhaft betonte.

Was ihn jedoch am meisten fesselte, waren ihre Augen. Große, warme braune Augen, die eine eigenartige Mischung aus Entschlossenheit und Verletzlichkeit ausstrahlten. Sie waren die Augen einer Frau, die viel gesehen und erlebt hatte, die aber ihren Optimismus und ihre Menschlichkeit nicht verloren hatte.

Sie bestellte einen Cappuccino und ein Croissant bei der müden Cafeteria-Mitarbeiterin und blickte dabei kurz zu ihm hinüber. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment,und er sah ein leichtes Zögern in ihren Augen, bevor sie freundlich lächelte und zu ihm herüberkam.

„Entschuldigung", sagte sie mit einer melodiösen Stimme, die einen leichten südwestdeutschen Akzent hatte. „Sie sind Dr. Unterle, nicht wahr? Unser neuer Chefarzt?"

Michael erhob sich höflich und nickte. „Das bin ich. Und Sie sind...?"

„Valerie Glückauf", antwortete sie und reichte ihm die Hand. Ihre Hand war warm und ihre Berührung fest, aber nicht derb. „Ich bin OP-Schwester hier in der Chirurgie. Wir werden heute zusammenarbeiten."

„Das freut mich", erwiderte Michael und meinte es ehrlich. Es gab etwas an dieser Frau, das ihn sofort ansprach. Vielleicht war es die Art, wie sie ihn direkt anblickte, ohne Scheu, aber auch ohne Aufdringlichkeit. Oder vielleicht war es einfach das Gefühl, dass hier jemand stand, der verstand, was es bedeutete, in diesem Beruf zu arbeiten – mit all seinen Höhen und Tiefen.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?", fragte Valerie. „Die anderen Tische sind noch feucht vom Putzen."

„Selbstverständlich“ sagte Michael und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber.

Valerie setzte sich und wickelte ihre schlanken Finger um die warme Cappuccino-Tasse. Michael bemerkte, dass sie keinen Ehering trug, tadelte sich aber sofort für diese Beobachtung. Was ging es ihn an, ob sie verheiratet war oder nicht?

„Wie gefällt es Ihnen denn bisher hier in Freuburg?", fragte Valerie, während sie vorsichtig an ihrem heißen Cappuccino nippte.

„Sehr gut", antwortete Michael. „Die Stadt hat ihren ganz eigenen Charme. Und das Krankenhaus... nun ja, es fühlt sich an, als hätte es eine Seele."

Valerie lächelte. „Das ist eine schöne Art, es zu beschreiben. Ja, das St. Josef ist etwas Besonderes. Ich arbeite schon seit fünf Jahren hier, und ich habe immer noch das Gefühl, dass diese Mauern mehr sind als nur Steine und Mörtel."

„Sie sind aus der Gegend?", fragte Michael.

„Ursprünglich schon", antwortete Valerie. „Ich bin in einem kleinen Dorf etwa zwanzig Kilometer von hier aufgewachsen. Nach der Ausbildung bin ich aber erst nach München gegangen, um dort zu arbeiten. Vor zwei Jahren bin ich zurückgekommen."

Michael hörte etwas in ihrer Stimme, das ihn aufhorchen ließ. Eine leichte Traurigkeit, die sie zu überspielen suchte. Er kannte diesen Ton nur zu gut – er hatte ihn in den letzten Monaten oft genug in seiner eigenen Stimme gehört.

„München ist eine aufregende Stadt", sagte er vorsichtig. „Was hat Sie zurück nach Freuburg geführt?"

Valerie zögerte einen Moment,und Michael sah, wie sich ein Schatten über ihr Gesicht legte. „Manchmal“ sagte sie schließlich, „merkt man, dass das, was man für sein Glück gehalten hat, doch nicht das Richtige war. Dann ist es gut, wenn man einen Ort hat, an den man zurückkehren kann."

Die Worte trafen Michael ins Herz. Wie oft hatte er in den letzten Monaten genau dasselbe gedacht? Wie oft hatte er sich gefragt, ob seine Ehe mit Claudia jemals echtes Glück gewesen war, oder nur der Versuch, etwas zu sein, was er nicht war?

„Das verstehe ich", sagte er leise.

Valerie blickte ihn an, und für einen Moment lag eine eigenartige Intimität in diesem Blick, als würden sie beide erkennen, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Dann klingelte das Handy in ihrer Tasche, und der Zauber war gebrochen.

„Entschuldigung", sagte sie und nahm das Gespräch an. „Ja, Ludmilla? ... Ja, ich komme sofort. ... Nein, kein Problem."

Sie legte auf und blickte Michael entschuldigend an. „Notfall im OP. Tut mir leid, aber ich muss los."

„Natürlich“ sagte Michael. „Wir sehen uns dann später bei der Operation."

„Bis später", sagte Valerie, und als sie aufstand, streifte ihre Hand ganz leicht seine Schulter. Es war eine völlig beiläufige Berührung, aber Michael spürte eine eigenartige Wärme, die von dieser Berührung ausging.

Er sah ihr nach, wie sie mit schnellen, aber eleganten Schritten die Cafeteria verließ. Ihre Haltung war aufrecht und selbstbewusst, aber er erkannte auch eine gewisse Müdigkeit in der Art,wie sie die Schultern hielt. Eine Müdigkeit, die nicht vom körperlichen Erschöpfung herrührte, sondern von den unsichtbaren Lasten des Lebens.

Michael trank seinen Kaffee aus und dachte über das kurze Gespräch nach. Valerie Glückauf. Sogar ihr Name hatte etwas Optimistisches, Hoffnungsvolles. Aber unter ihrer freundlichen Oberfläche hatte er etwas gespürt, das ihn nachdenklich stimmte. Vielleicht lag es daran, dass er selbst so verletzt war, dass er die Verletzungen anderer instinktiv erkannte.

Er stand auf und blickte noch einmal aus dem Fenster. Der Regen hatte aufgehört, und erste Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Wolken. Über den Dächern von Freuburg spannte sich ein zarter Regenbogen, kaum sichtbar, aber doch da.

Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Vielleicht war dieser Tag der Beginn von etwas Neuem, etwas Besserem. Michael hatte gelernt, nicht zu viel von solchen Momenten zu erwarten, aber ein kleiner Teil von ihm – ein Teil, den er für tot gehalten hatte – regte sich wieder.

Er verließ die Cafeteria und machte sich auf den Weg zu seinem Büro. In wenigen Minuten würde die Frühbesprechung beginnen, und dann würde der Tag richtig starten. Aber zum ersten Mal seit Monaten freute er sich darauf.

Als er durch die langen Gänge des St. Josef ging, begegnete er anderen Mitarbeitern, die freundlich grüßten. Eine resolut aussehende Frau in mittleren Jahren, die offensichtlich eine Stationsschwester war, nickte ihm respektvoll zu. Ein junger Arzt im weißen Kittel lächelte und sagte: „Guten Morgen, Herr Chefarzt."

Das St. Josef erwachte zum Leben, wie es jeden Tag tat. Bald würden die Gänge voller Menschen sein – Ärzte, Pflegekräfte, Patienten, Angehörige. Jeder mit seiner eigenen Geschichte, seinen eigenen Hoffnungen und Ängsten. Und mittendrin würde er stehen, Dr. Michael Unterle, und versuchen, das zu tun, was er am besten konnte: heilen.

Aber vielleicht, dachte er, als er die Tür zu seinem Büro öffnete, vielleicht würde er in diesem Prozess auch selbst geheilt werden. Vielleicht war das St. Josef nicht nur ein Ort, an dem er anderen helfen konnte, sondern auch ein Ort, an dem er sich selbst wiederfinden würde.

Die warmen braunen Augen von Valerie Glückauf waren das Letzte, woran er dachte, bevor er sich in die Vorbereitungen für den Tag stürzte.

KAPITEL 2: ERSTE BEGEGNUNGEN

Die Frühbesprechung fand im großen Konferenzraum der Chirurgie statt, dessen hohe Fenster den Blick auf den noch regennassen Garten freigaben. Dr. Michael Unterle saß am Kopf des langen Mahagonitisches und betrachtete sein Team, während die Kollegen nach und nach eintrafen.

Als erste erschien eine Frau um die fünfzig, deren Auftreten sofort Respekt einflößte. Sie trug ihr graumeliertes Haar streng zurückgekämmt und ihre Augen blitzten mit einer Mischung aus Intelligenz und unerschütterlicher Autorität. Ihr hellblaues Schwesternkleid saß tadellos, und an ihrer Haltung erkannte Michael sofort eine Frau, die es gewohnt war, Verantwortung zu tragen.

„Schwester Jutta Rauch, Station 5A", stellte sie sich mit fester Stimme vor und reichte ihm die Hand. Ihr Händedruck war fest und direkt, ohne Umschweife. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, Herr Chefarzt."

„Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Schwester Jutta", erwiderte Michael. Er hatte sofort das Gefühl, dass diese Frau das Rückgrat der Station war – eine von jenen unersetzlichen Kräften, ohne die ein Krankenhaus nicht funktionieren würde.

Kurz darauf betrat ein Mann in den Vierzigern den Raum, dessen gutmütiges Gesicht sofort Sympathie ausstrahlte. Er war groß und kräftig gebaut, bewegte sich aber mit einer überraschenden Sanftheit. Seine freundlichen blauen Augen strahlten eine Ruhe aus, die Michael an einen treuen Hund erinnerte – und er meinte das im allerbesten Sinne.

„Willi Foster, Krankenpfleger auf Station 4C", stellte der Mann sich vor. Seine Stimme war warm und hatte einen leicht schwäbischen Einschlag. „Schön, dass Sie da sind, Herr Doktor."

Michael nickte ihm freundlich zu. Auch von diesem Mann ging eine beruhigende Ausstrahlung aus, die Vertrauen erweckte. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass Pfleger wie Willi oft die Seele einer Station waren – Menschen, die nicht nur medizinisch kompetent waren, sondern auch das emotionale Wohlbefinden der Patienten im Blick behielten.

Die Tür öffnete sich erneut, und eine temperamentvolle junge Frau stürmte herein, ihre dunklen Locken noch feucht vom Regen. Sie war Ende zwanzig, klein und zierlich, aber ihre Augen funkelten vor Lebendigkeit. Alles an ihr strahlte eine mediterrane Lebensfreude aus, die selbst an diesem grauen Herbstmorgen ansteckend wirkte.