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Kennst du das? Du liegst nachts wach und drehst gedanklich jeden Satz vom Gespräch mit dem Kollegen oder dem Partner zehnmal um. Du grübelst, ob der Kassierer böse geschaut hat, weil du nur mit Karte bezahlt hast. Und während andere Menschen einfach leben, führst du mentale Konferenzen über jede Kleinigkeit ab. Willkommen im Club der Overthinker! Hier lernst du endlich, wie du aus dem Gedankenkarussell aussteigst, ohne dabei vom Leben überfahrt zu werden. Mit einer ordentlichen Portion Humor und jeder Menge praktischer Tipps zeigt dieses Buch, wie du dein Gehirn überlistest und endlich zur Ruhe kommst. Denn manchmal ist die beste Lösung: Einfach mal nicht nachdenken.
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Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Kapitel 1: Willkommen im Gedankenchaos
Kapitel 2: Die Anatomie des Gedankenkarussells
Kapitel 3: Die größten Overthinking-Fallen
Kapitel 4: Warum unser Gehirn uns sabotiert
Kapitel 5: Die Stopp-Taste für Gedanken
Kapitel 6: Schlaf - Das unterschätzte Heilmittel
Kapitel 7: Leben im Hier und Jetzt
Kapitel 8: Der Umgang mit Sorgen und Ängsten
Kapitel 9: Soziale Situationen entspannt meistern
Kapitel 10: Langfristige Strategien für ein entspanntes Leben
Kapitel 11: Das Overthinking-Notfall-Toolkit
Kapitel 12: Ein neues Leben ohne ständiges Grübeln
Über den Autor:
Liebe Leserin, lieber Leser,
falls du gerade darüber nachdenkst, ob du dieses Buch wirklich kaufen solltest, ob es das richtige für dich ist, ob du nicht vielleicht erst noch drei andere Rezensionen lesen müsstest, und ob der Buchkauf nicht eigentlich eine Verschwendung von Geld ist, das du besser für etwas Vernünftigeres ausgeben könntest – herzlichen Glückwunsch! Du bist am richtigen Ort.
Dieses Buch ist für alle da, die ihr Gehirn als übereifriges Haustier erleben, das ständig bellt, auch wenn gar kein Einbrecher da ist. Für Menschen, die nachts wach liegen und sich fragen, ob sie heute beim Bäcker zu lang gebraucht haben, um ihr Wechselgeld zu zählen. Für alle, die eine einfache "Wie geht's dir?"-Frage in ein fünfminütiges inneres Seminar verwandeln: "Will die Person wirklich wissen, wie es mir geht? Soll ich ehrlich antworten oder nur 'gut' sagen? Aber was ist, wenn sie merkt, dass ich nicht ehrlich bin?"
Falls du dich gerade fragst, woher ich das alles so genau weiß – nun, ich bin selbst ein ehemaliger Vollzeit-Overthinker. Ich habe Jahre damit verbracht, jede WhatsApp-Nachricht zu analysieren wie ein Ermittler einen Tatort. Ich habe Gespräche im Kopf geführt, bevor sie stattgefunden haben, und danach nochmal, falls sie anders gelaufen sind als geplant. Und ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht, ob es wert ist, über das Nachdenken nachzudenken.
Die gute Nachricht ist: Du bist nicht allein. Die noch bessere Nachricht ist: Es gibt einen Ausweg aus diesem Gedankenlabyrinth, der nicht bedeutet, dass du dein Gehirn komplett abschalten musst (was ohnehin unmöglich wäre, aber das weißt du ja bereits, weil du schon darüber nachgedacht hast).
Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung, die du erst verstehst, wenn du ein Psychologie-Studium absolviert hast. Es ist auch kein esoterischer Ratgeber, der dir vorschlägt, einfach nur zu atmen und alles wird gut. Es ist ein praktischer, humorvoller Guide für alle, die endlich lernen wollen, wie man das Gedankenkarussell anhält, ohne dabei vom Leben überfahrt zu werden.
Du wirst hier keine Patentlösungen finden, die binnen 24 Stunden dein ganzes Leben verändern. Stattdessen bekommst du erprobte Strategien, die tatsächlich funktionieren – auch für Menschen, die Meditation für esoterischen Unsinn halten und bei Achtsamkeitsübungen einschlafen.
Also: Entspann dich (so gut du kannst), mach es dir bequem und lass uns gemeinsam herausfinden, wie du endlich zur Ruhe kommst, ohne dabei den Verstand zu verlieren.
Und falls du dir gerade Sorgen machst, ob du dieses Vorwort zu schnell oder zu langsam liest – das ist ein perfekter Start!
"Houston, wir haben ein Denkproblem"
Der typische Tag eines Overthinkers
6:47 Uhr. Der Wecker klingelt. Während andere Menschen einfach aufstehen, duschen und Kaffee trinken, startet bei dir bereits das erste Gedankenfeuerwerk des Tages: War das Piepen des Weckers heute lauter als sonst? Ist vielleicht die Batterie schwach? Solltest du sicherheitshalber noch einen zweiten Wecker stellen? Aber was ist, wenn beide Wecker gleichzeitig klingeln und die Nachbarn sich beschweren?
7:15 Uhr. Dusche. Während das warme Wasser über deinen Rücken läuft, analysierst du bereits das gestrige Gespräch mit dem Kollegen. Hat er "Schönen Feierabend" gesagt oder "Schönen Feierabend noch"? Das "noch" könnte bedeuten, dass er dachte, du würdest zu früh gehen. Aber du bist um punkt fünf gegangen, das ist völlig normal. Oder etwa nicht? Vielleicht solltest du heute etwas länger bleiben, nur um sicherzugehen.
7:32 Uhr. Frühstück. Du stehst vor dem Kühlschrank und grübelst über die wichtigste Entscheidung des Tages: Marmelade oder Honig? Marmelade wäre leckerer, aber Honig ist gesünder. Andererseits ist in der Marmelade Obst, und Obst ist auch gesund. Aber der Zucker... Nach drei Minuten tiefgreifender Analyse entscheidest du dich für... beides. Und ärgerst dich sofort darüber, weil das jetzt wahrscheinlich zu süß wird.
8:05 Uhr. Weg zur Arbeit. Du siehst eine Bekannte auf der anderen Straßenseite. Sie hat zurück gewunken – oder? Vielleicht hat sie auch nur ihre Haare aus dem Gesicht gestrichen. Solltest du rüber laufen und hallo sagen? Aber was, wenn sie es eilig hat? Andererseits könnte sie denken, du bist unhöflich, wenn du nicht hallo sagst. Während du noch überlegst, ist sie bereits um die Ecke verschwunden. Perfekt. Jetzt machst du dir den restlichen Weg Gedanken darüber, ob sie jetzt denkt, du hättest sie ignoriert.
9:00 Uhr. Büro. "Guten Morgen!", sagst du zu deiner Kollegin. „Morgen“ antwortet sie knapp. ALARM! Code Rot im Overthinker-Gehirn! Warum war das so kurz? Normalerweise sagt sie doch auch "Guten Morgen" zurück. Ist sie sauer auf dich? Was hast du falsch gemacht? Vielleicht lag es daran, dass du gestern zuerst in die Kantine gegangen bist? Oder an deiner E-Mail von letzter Woche? Die war vielleicht zu direkt formuliert...
Und so weiter. Den ganzen Tag. Bei jeder WhatsApp-Nachricht, jedem Blick, jedem Gespräch, jeder Entscheidung. Dein Gehirn arbeitet wie ein hyperaktiver Detektiv, der überall Geheimnisse und versteckte Bedeutungen entdeckt, wo eigentlich gar keine sind.
Klingt erschöpfend? Ist es auch. Willkommen im Leben eines Overthinkers.
Warum dieses Buch existiert (und warum du es lesen solltest)
Falls du dich in der obigen Beschreibung wiedererkennt hast – und sei es nur bei der Marmelade-Honig-Krise –, dann ist dieses Buch für dich geschrieben. Nicht, weil mit dir etwas nicht stimmt, sondern weil Overthinking eine der normalsten und gleichzeitig nervenaufreibendsten Eigenarten unserer Zeit ist.
Wir leben in einer Welt, die uns ständig dazu auffordert zu denken, zu analysieren, zu optimieren. Social Media bombardiert uns mit Informationen über das scheinbar perfekte Leben anderer. Wir haben Zugang zu mehr Wahlmöglichkeiten als je zuvor – und somit auch zu mehr Möglichkeiten, uns über diese Wahlen den Kopf zu zerbrechen.
Gleichzeitig ist unser Steinzeit-Gehirn darauf programmiert, nach Gefahren zu suchen. Was früher überlebenswichtig war (Ist das Rascheln im Busch ein Säbelzahntiger?), wird heute zur Last (Ist das einsilbige "Hm" meines Chefs ein Zeichen, dass ich gefeuert werde?).
Das Ergebnis: Eine ganze Generation von Menschen, die sich über alles und nichts Gedanken machen. Die nachts wach liegen, weil sie darüber grübeln, ob sie morgen die richtige Kleidung für das Wetter gewählt haben. Die zehn Minuten brauchen, um eine E-Mail zu formulieren, die im Prinzip nur "Okay, danke" sagen soll.
Dieses Buch existiert, weil Overthinking kein Charakterfehler ist, sondern eine Gewohnheit, die man ändern kann. Es ist ein Skill, den man verlernen kann – genau wie man ihn erlernt hat.
Du wirst hier lernen:
Warum dein Gehirn manchmal wie ein übereifriger Praktikant agiert
Wie du das Gedankenkarussell anhältst, bevor dir schlecht wird
Praktische Techniken, die auch funktionieren, wenn du "kein Meditations-Typ" bist
Wie du nachts endlich wieder schlafen kannst, statt Konferenzen in deinem Kopf abzuhalten
Warum die meisten deiner Sorgen so real sind wie ein Hollywood-Film
Was ist Overthinking eigentlich?
Bevor wir uns an die Lösung machen, lass uns erst einmal klären, womit wir es eigentlich zu tun haben. Overthinking – oder auf Deutsch: Grübeln – ist, vereinfacht gesagt, das Denken über das Denken über das Denken. Es ist der Moment, in dem dein Gehirn anfängt, wie eine kaputte Schallplatte zu springen und immer wieder dieselbe Stelle zu wiederholen.
Normales Nachdenken ist sinnvoll und notwendig. Du denkst über ein Problem nach, wägst Optionen ab, triffst eine Entscheidung und machst weiter. Beim Overthinking bleibst du bei Schritt zwei stecken – und verwandelst das Abwägen in eine Endlosschleife.
Wissenschaftlich gesprochen ist Overthinking eine Form der "repetitiven Gedanken" – also Gedanken, die sich ständig wiederholen, ohne zu einer Lösung zu führen. Es gibt zwei Hauptarten:
Grübeln über die Vergangenheit: "Warum habe ich das gesagt?" "Was hätte ich anders machen sollen?" "Wie peinlich war das eigentlich?" Du spielst Szenen wieder und wieder ab wie einen schlechten Film, nur dass du diesmal alle anderen Enden durchdenkst, die du hättest wählen können.
Sorgen über die Zukunft: "Was ist, wenn das schief geht?" "Was denken die anderen über mich?" "Was passiert, wenn...?" Du malst dir Szenarien aus, die meist so wahrscheinlich sind wie ein Lottogewinn – nur deutlich weniger erfreulich.
Das Perfide am Overthinking ist, dass es sich wie produktives Nachdenken anfühlt. Du hast das Gefühl, an einer Lösung zu arbeiten, aber tatsächlich drehst du dich nur im Kreis. Es ist, als würdest du versuchen, aus dem Treibsand herauszukommen, indem du wild strampelst – du investierst viel Energie, versinkst aber nur noch tiefer.
Der Overthinking-Selbsttest: "Bin ich betroffen oder einfach nur gründlich?"
Nicht jeder, der gerne nachdenkt, ist automatisch ein Overthinker. Manche Menschen sind einfach nur gründlich, reflektiert oder vorsichtig – und das ist völlig in Ordnung. Der Unterschied liegt darin, ob das Nachdenken hilfreich ist oder dich blockiert.
Hier ist ein kleiner Selbsttest. Sei ehrlich zu dir selbst (aber denk nicht zu lange über deine Antworten nach):
1. Zeitfaktor
Brauchst du für einfache Entscheidungen unverhältnismäßig lange? (Mehr als 5 Minuten für die Wahl zwischen Tee oder Kaffee ist ein Warnsignal)
Analysierst du vergangene Gespräche noch Tage später?
Planst du Gespräche im Kopf, bevor sie stattfinden?
2. Schlafqualität
Hält dich Grübeln vom Einschlafen ab?
Wachst du nachts auf, weil dein Gehirn "wichtige" Erkenntnisse über den Tag verarbeitet?
Ist dein erster Gedanke morgens bereits ein Sorgengedanke?
3. Körperliche Reaktionen
Fühlst du dich nach längeren Grübelphasen erschöpft?
Bekommst du Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken?
Spürst du körperliche Anspannung, wenn du über bestimmte Themen nachdenkst?
4. Sozialer Aspekt
Vermeidest du Situationen, weil du zu viel darüber nachdenkst, was passieren könnte?
Interpretierst du in neutrale Äußerungen anderer Menschen Dinge hinein?
Schiebst du Entscheidungen auf, weil du alle möglichen Konsequenzen durchdenken willst?
5. Produktivität
Führen deine Gedanken zu Lösungen oder drehen sie sich im Kreis?
Fühlst du dich nach dem Grübeln besser oder schlechter?
Hindert dich das Nachdenken daran, ins Handeln zu kommen?
Auswertung: Falls du bei der Mehrheit dieser Punkte mit "Ja" geantwortet hast, herzlich willkommen im Club der Overthinker! Das ist keine Diagnose, sondern eine Einladung, etwas zu ändern.
Erste Beruhigung: Du bist nicht verrückt, nur übermotiviert
Bevor wir uns in die Tiefen des Overthinkings stürzen, hier die wichtigste Botschaft dieses ganzen Buches: Du bist völlig normal.
Overthinking ist keine Geisteskrankheit, keine Charakterschwäche und auch kein Zeichen dafür, dass mit dir etwas nicht stimmt. Es ist eher ein Zeichen dafür, dass du ein engagierter Mensch bist, der sich Gedanken macht. Das Problem ist nur, dass du manchmal etwas zu viele Gedanken machst.
Menschen, die zum Overthinking neigen, sind oft:
Sehr empathisch (sie machen sich Gedanken über andere)
Gewissenhaft (sie wollen alles richtig machen)
Intelligent (sie sehen viele verschiedene Möglichkeiten)
Verantwortungsbewusst (sie denken über Konsequenzen nach)
Kreativ (sie können sich lebhaft verschiedene Szenarien vorstellen)
Das sind alles positive Eigenschaften! Das Problem entsteht nur, wenn der innere Motor nicht mehr auszumachen ist. Es ist, als hättest du ein Sportwagen-Gehirn, aber vergessen, wie man bremst.
Die Wissenschaft bestätigt das: Studien zeigen, dass Menschen mit höherem IQ häufiger zu Overthinking neigen. Das liegt daran, dass sie mehr Verbindungen zwischen verschiedenen Informationen herstellen können – was manchmal dazu führt, dass sie Verbindungen sehen, wo gar keine sind.
Overthinking ist auch erstaunlich weit verbreitet. Schätzungen zufolge leiden etwa 60-70% der Menschen gelegentlich darunter, und etwa 1520% würden sich als chronische Overthinker bezeichnen. Du bist also in bester Gesellschaft.
Das Ziel dieses Buches ist nicht, dich in einen gedankenlosen Zombie zu verwandeln, der auf jede Frage nur "Passt schon" antwortet. Es geht darum, dass du lernst, wann Nachdenken hilfreich ist und wann es Zeit wird, den Gedankenmotor auszustellen.
Du wirst nicht über Nacht zum entspannten Buddha werden (und das wäre auch langweilig). Aber du wirst lernen, wie du den Unterschied erkennst zwischen produktivem Nachdenken und sinnlosem Gedankenkarusell. Und vor allem: wie du aussteigen kannst, bevor dir schwindelig wird.
Reality Check: Die meisten Dinge, über die du dir Sorgen machst, sind gar nicht so wichtig, wie sie dir erscheinen. Und die meisten Menschen denken viel weniger über dich nach, als du denkst. Das ist nicht böse gemeint – sie sind nur zu beschäftigt damit, sich über ihre eigenen vermeintlichen Fehler Gedanken zu machen.
Was dich in diesem Buch erwartet
In den nächsten Kapiteln werden wir gemeinsam das Overthinking-Phänomen auseinandernehmen wie einen defekten Wecker – um zu verstehen, wie er funktioniert und wie wir ihn reparieren können. Du wirst lernen:
Warum dein Gehirn manchmal wie ein übereifriger Sicherheitsdienst agiert (
Kapitel 2
)
In welche klassischen Gedankenfallen du immer wieder tappst (
Kapitel 3
)
Praktische Techniken, um Gedankenschleifen zu durchbrechen (
Kapitel 5
)
Wie du endlich wieder ruhig schlafen kannst (
Kapitel 6
)
Wie du im Hier und Jetzt lebst, statt in der Vergangenheit oder Zukunft zu wohnen (
Kapitel 7
)
Jedes Kapitel enthält nicht nur Theorie, sondern vor allem praktische Übungen, die du sofort umsetzen kannst. Manche werden dir sofort helfen, andere brauchst du vielleicht erst später. Nimm dir, was dir nützt, und lass den Rest links liegen – ohne dir Gedanken darüber zu machen, ob du etwas verpasst.
Das Schöne am Overthinking ist: Wenn du es einmal verstanden hast, ist es oft schon halb besiegt. Manchmal reicht es schon zu erkennen, dass du gerade in einer Gedankenschleife steckst, um daraus auszubrechen.
Also: Lass uns anfangen. Und falls du dir gerade Sorgen machst, ob du dieses Buch richtig liest oder ob du dir die Tipps merken kannst – das ist ein perfekter Start. Wir haben schon das erste Overthinking-Beispiel gefunden, mit dem wir arbeiten können.
"Warum dreht sich das Ding eigentlich?"
Wie Gedanken entstehen (und warum manche nicht mehr aufhören)
Um zu verstehen, warum dein Gehirn manchmal wie ein kaputtes Radio spielt, das immer wieder denselben Song wiederholt, müssen wir erstmal schauen, wie Gedanken überhaupt funktionieren. Keine Sorge, das wird keine Neurobiologie-Vorlesung – eher eine freundliche Besichtigung deiner mentalen Maschinerie.
Stell dir vor, dein Gehirn ist wie eine riesige Stadt mit 86 Milliarden Einwohnern (den Neuronen). Diese Einwohner kommunizieren ständig miteinander über ein komplexes Straßennetz aus Verbindungen. Ein Gedanke ist im Prinzip eine Nachricht, die durch die Stadt geschickt wird.
Normalerweise funktioniert das wunderbar. Du siehst einen Hund, und blitzschnell wird die Nachricht "Hund!" durch deine Gehirn-Stadt geschickt. Verschiedene Abteilungen melden sich: Das Gedächtnis sagt "Ah, das ist wie der Hund von Tante Margot!", die Emotion fügt "Süß!" hinzu, und die Bewegungsabteilung bereitet schon mal die Hand zum Streicheln vor.
Bei Overthinkern passiert nun folgendes: Manche Nachrichten kommen nie richtig am Ziel an. Stattdessen fahren sie im Kreis durch die Stadt, sammeln unterwegs immer mehr Mitfahrer auf und werden dabei immer lauter und chaotischer.
Ein einfacher Gedanke wie "Ich sollte meine Mutter anrufen" wird so zur Gedanken-Karawane: "Ich sollte meine Mutter anrufen. Warum habe ich das nicht gestern schon gemacht? Sie wird sich Sorgen machen. Oder ist sie sauer? Vielleicht ist sie krank und kann nicht anrufen? Was ist, wenn sie denkt, ich interessiere mich nicht für sie? Ich bin eine schlechte Tochter. Andere Leute rufen bestimmt jeden Tag ihre Mutter an. Warum bin ich nur so..."
Und schwups – aus einem harmlosen Gedanken ist ein mentaler Alptraum geworden.
Die Wissenschaft dahinter: Dein Gehirn hat zwei Hauptmodi: den fokussierten Modus (wenn du aktiv über etwas nachdenkst) und den Default-Modus (wenn dein Gehirn im Leerlauf ist). Bei Overthinkern springt der Default-Modus besonders oft an und beginnt, alte Geschichten wieder und wieder abzuspielen – wie ein Großvater, der zum fünften Mal dieselbe Anekdote erzählt.
Die drei Arten von Overthinking: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Nicht alle Gedankenkarussells sind gleich. Je nachdem, in welche Zeitzone dein Gehirn gerade reist, gibt es drei Haupttypen von Overthinking:
Typ 1: Der Vergangenheits-Archäologe
"Hätte, könnte, sollte, wäre..."
Du bist ein Experte darin, vergangene Situationen zu analysieren wie ein Detektiv einen Tatort. Jedes Gespräch wird seziert, jede Geste gedeutet, jede Entscheidung hinterfragt. Du führst mentale Gerichtsverhandlungen gegen dich selbst und findest dich fast immer schuldig.
Typische Gedanken:
"Warum habe ich das gesagt?"
"Wie hat sie mich wohl angeschaut?"
"Wenn ich damals nur anders reagiert hätte..."
"Das war so peinlich, das vergessen die nie!"
Besonders aktiv: abends im Bett, unter der Dusche, bei langweiligen Meetings
Fun Fact: Du erinnerst dich meist an die peinlichsten 2% eines Ereignisses und vergisst die entspannten 98% komplett.
Typ 2: Der Zukunfts-Prophet
"Was wäre, wenn...?"
Du bist ein Meister der Katastrophen-Szenarien. Während andere Menschen morgen als normalen nächsten Tag sehen, erkennst du bereits 47 verschiedene Wege, wie alles schiefgehen könnte. Du planst nicht nur den Plan A, B und C, sondern auch Plan Ä, Ö, Ü und alle griechischen Buchstaben.
Typische Gedanken:
"Was ist, wenn ich den Job nicht bekomme?"
"Was denken die anderen über mich?"
"Was passiert, wenn das Auto kaputtgeht?"
"Wie soll ich nur die Rente finanzieren?" (auch mit 25 Jahren)
Besonders aktiv: Vor wichtigen Terminen, bei Veränderungen, sonntags abends
Fun Fact: 85% deiner Sorgen treten nie ein. Von den 15%, die eintreten, bewältigst du 79% besser, als du gedacht hast.
Typ 3: Der Gegenwarts-Detektiv
"Was bedeutet das alles?"
Du siehst überall versteckte Botschaften und Bedeutungen. Ein kurzes "Ok" in einer WhatsApp ist nicht nur eine Bestätigung – es ist ein verschlüsselter Code, der entschlüsselt werden muss. Du analysierst Körpersprache, Tonfall und sogar die Art, wie jemand sein Handy hält.
Typische Gedanken:
"Warum hat sie nur 'Hi' geschrieben statt 'Hallo'?"
"Der Verkäufer hat komisch geschaut – war ich zu laut?"
"Mein Chef nickt anders als sonst – bin ich in Schwierigkeiten?"
"Sie hat drei Minuten gebraucht, um zu antworten – ist sie sauer?"
Besonders aktiv: Bei sozialen Interaktionen, beim Checken von Nachrichten, in Wartesituationen
Fun Fact: Die meisten Menschen denken viel weniger über dich nach, als du denkst – sie sind zu beschäftigt damit, sich Gedanken über sich selbst zu machen.
Typische Overthinker-Szenarien mit humorvollen Beispielen
Hier sind einige klassische Situationen, die das Overthinker-Gehirn in Höchstform bringen:
Das WhatsApp-Drama
Die Situation: Du schickst eine Nachricht, siehst die blauen Haken (gelesen), aber bekommst keine Antwort.
Normal denkender Mensch: "Ist wahrscheinlich beschäftigt."
Overthinker-Gehirn: "Oh nein! Ich habe etwas Falsches geschrieben! War das zu aufdringlich? Zu langweilig? Zu lang? Zu kurz? Sollte ich nochmal schreiben? Aber was, wenn das dann noch aufdringlicher wirkt? Vielleicht ist das Handy kaputtgegangen? Oder ich bin blockiert? Was habe ich getan? Soll ich bei einer gemeinsamen Freundin nachfragen? Aber das wirkt dann wie Stalking….
Reality Check: Die Person war wahrscheinlich auf dem Klo und hat vergessen zu antworten.
Die Supermarkt-Situation
Die Situation: Du stehst mit einem vollen Einkaufswagen an der Kasse.
Normal denkender Mensch: Wartet entspannt.