Rache auf leisen Pfoten - Rita Mae Brown - E-Book

Rache auf leisen Pfoten E-Book

Rita Mae Brown

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein neuer Fall für Mrs. Murphy, die graue Tigerkatze aus Crozet. Das ganze Städtchen befindet sich in heller Aufregung, denn Drohbriefe trüben die fröhlichen Vorbereitungen eines Klassentreffens. Als der erste Mord geschieht, wird es höchste Zeit zu handeln, zumal auch Frauchen Harry in höchster Gefahr schwebt. Mit scharfen Katzenaugen und viel Köpfchen ermittelt Mrs. Murphy und ihr guter Riecher lässt sie auch diesmal nicht im Stich.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Aufregung macht sich breit im Städtchen Crozet, denn es gilt ein Jubiläum zu feiern: das Ehemaligentreffen der Highschool-Abgänger vom Jahrgang 1980. Zwanzig Jahre nach ihrem Abschluss soll es ein großes Fest geben, zu dem sich alle versammeln werden. Doch dann erreicht jeden der Ehemaligen ein anonymer Brief mit dem einen Satz: »Du wirst nicht alt.« Postmeisterin Mary Minor »Harry« Haristeen nimmt es als Kompliment, andere als Witz. Aber Mrs. Murphy, ihre graue Tigerkatze, vermutet sofort einen viel dunkleren Sinn. Und ihre Vermutung erweist sich als goldrichtig, denn kurz darauf wird Frauenheld Charlie Ashcraft mit einer Kugel zwischen den Augen aufgefunden. Und als dann wieder ein Drohbrief an alle kommt und noch jemand aus der Klasse ermordet wird, wird schnell klar, dass ihr Treffen das Ziel eines hinterhältigen Mörders ist, der zwanzig Jahre gewartet hat, um bittere Rache zu nehmen. Während Harry versucht, einen Sinn in das Ganze zu bringen, machen sich Mrs. Murphy, ihre Vertraute Pewter und die Corgihündin Tee Tucker auf die Suche nach der Wahrheit. Denn Mrs. Murphy ist sonnenklar, dass sie sofort handeln muss, da auch Harry in höchster Gefahr schwebt!

Die Autorin

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Anglistik und Filmwissenschaften und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Koautorin.

Von Rita Mae Brown sind in unserem Hause bereits erschienen:

In der Krimiserie »Ein Mrs.-Murphy-Krimi«:

Die Katze lässt das Mausen nicht ·Schade, dass du nicht tot bist

Rache auf leisen Pfoten · Mord auf Rezept

Die Katze im Sack · Da beißt die Maus keinen Faden ab

Die kluge Katze baut vor · Eine Maus kommt selten allein

Mit Speck fängt man Mäuse · Die Weihnachtskatze

Die Geburtstagskatze · Mausetot

Weitere Titel der Autorin in der Krimiserie mit Sister Jane:

Auf heißer Fährte · Fette Beute

Dem Fuchs auf den Fersen · Mit der Meute jagen

Schlau wie ein Fuchs

Außerdem:

Die Sandburg

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-taschenbuch.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen,wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung,Speicherung oder Übertragungkönnen zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Ungekürzte Ausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage April 20033. Auflage 2005

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2005© 2003 für die deutsche Ausgabe byUllstein Heyne List GmbH & Co. KG© 2001 für die deutsche Ausgabe byEcon Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München/Ullstein VerlagCopyright © 2000 by American Arüsts, Inc.

Illustrationen © by Itiko MaenoTitel der amerikanischen Originalausgabe: Pawing The Past(Bantam Books, New York)

Umschlaggestaltung: Büro Hamburg(unter Verwendung einer Vorlage von Jorge Schmidt, München)Illustration: Jakob Verth, MünchenSatz: MPM, WasserburgE-Book-Konvertierung: CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in GermanyISBN 978-3-8437-1008-4

Cindy Chandler gewidmet,einer wunderbaren Frau.

Personen der Handlung

Mary Minor Haristeen (Harry), die junge Posthalterin von Crozet. Sie wurde in der Highschool-Abschlussklasse in zwei Kategorien zur Besten erkoren: als Erfolg versprechendste und als sportlichste Schülerin

Mrs. Murphy, Harrys graue Tigerkatze, besonnen in kritischen Situationen, aber auch kess

Tee Tucker, Harrys Welsh Corgihündin, Mrs. Murphys Freundin und Vertraute, ein zuverlässiges, couragiertes Geschöpf

Pewter, Market Shifletts unverschämt fette graue Katze, die jetzt bei Harry und ihrer Familie lebt. Ihre hohe Intelligenz steht gewöhnlich im Dienste ihrer Selbstverliebtheit.

Pharamond Haristeen (Fair), Tierarzt, ehemals mit Harry verheiratet. Er möchte Harry zurückhaben.

Susan Tucker, Harrys beste Freundin. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. In der Highschool-Abschlussklasse wurde sie zur insgesamt besten Schülerin ihres Jahrgangs erkoren.

Olivia Craycroft (BoomBoom), eine dralle Dilettantin, die Harry ständig zur Weißglut bringt. Sie war in der Highschool-Abschlussklasse die bestaussehende Schülerin.

Cynthia Cooper, die junge Stellvertreterin des Sheriffs, die sich gerne unkonventioneller Methoden bedient, um Verbrecher zu überführen.

Sheriff Rick Shaw, ein engagierter, zuverlässiger Staatsbediensteter. Er ist vielleicht nicht der einfallsreichste Sheriff, aber gewiss der beharrlichste.

Tracy Raz, ehemals bester Footballspieler des Staates Virginia, der zum fünfzigsten Highschool-Jubiläum nach Hause kommt und seine Romanze mit Miranda auffrischt.

Chris Sharpton, neu in Crozet. Sie stürzt sich sogleich ins Stadtgeschehen, in der Hoffnung, Freundschaften zu schließen.

Bitsy Valenzuela, eine gesellschaftlich aktive Frau, die Chris in ihren Kreis aufnimmt.

Big Marilyn Sanburne (Mim), die unbestrittene Queen von Crozet, die zuweilen ein grässlicher Snob sein kann. Sie kennt den Lauf der Welt.

Little Marilyn Sanburne (Little Mim), das Ebenbild ihrer Mutter, sehr zu ihrem Leidwesen.

Charlie Ashcraft, ein berüchtigt erfolgreicher Frauenverführer. Er wurde von seiner Highschool-Klasse zum bestaussehenden Schüler gekürt.

Leo Burkey wurde zum witzigsten Schüler gekürt.

Bonnie Baltier wurde zur witzigsten Schülerin gekürt.

Hank Bittner wurde zum begabtesten Schüler gekürt.

Bob Shoaf wurde zum sportlichsten Schüler gekürt und spielte später als Cornerback bei den New York Giants.

Dennis Rablan, zum insgesamt besten Schüler gekürt, ist heute Fotograf. Er hat sein Erbe durchgebracht und gilt als Versager.

Miranda Hogendobber, die Letzte, aber nicht Geringste auf der Liste: Eine äußerst tugendhafte Frau mit gesundem Menschenverstand. Sie arbeitet mit Harry im Postamt.

1

In dem vergeblichen Bemühen, die feuchte Augustluft zu bewegen, drehte sich der riesige Ventilator träge an der Decke. Mary Minor Haristeen, von ihren Freunden Harry genannt – und alle waren ihre Freunde –, kritzelte Ideen auf einen gelben linierten Schreibblock. Susan Tucker, ihre beste Freundin, Mrs. Miranda Hogendobber, Harrys Mitarbeiterin und gute Freundin, und Chris Sharpton, eine attraktive Frau, die neu zugezogen war, saßen am Küchentisch; alle hatten ihre Highschool-Jahrbücher vor sich aufgeschlagen.

»Wir hätten diese Besprechung lieber ins Postamt verlegen sollen.« Susan wischte sich den Schweiß von der Stirn.

»Staatseigentum«, sagte Miranda.

Susan lachte. »Genau. Staatseigentum, von meinen Steuern bezahlt.«

Harry, die Posthalterin im Städtchen Crozet, Virginia, erwiderte: »Okay, dort ist eine Klimaanlage, aber denk bloß mal, wie viele Stunden Miranda und ich in dem Kasten schuften. Ich hab keine Lust, auch noch meine Freizeit da drin zu verbringen.«

»Sie haben doch eine Klimaanlage in Ihrem Haus.« Miranda sah Susan auffordernd an.

»Schon, aber die Kinder feiern gerade eine Pool-Party und …«

Harry unterbrach sie. »Du bist weggegangen, während eine Party im Gange ist? Die lassen euch keinen Tropfen Alkohol übrig.«

»Meine Kinder wissen, wann sie aufhören müssen.«

»Gratuliere«, lästerte Harry. »Das heißt noch lange nicht, dass anderer Leute Kinder wissen, wann sie aufhören müssen. Hoffentlich hast du die Bar abgeschlossen.«

»Ned ist zu Hause.« Susan wandte sich wieder dem aufgeschlagenen Jahrbuch zu; für sie war der Fall hiermit erledigt. Ihr Mann wurde mit jeder kritischen Situation fertig.

»Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Harry schlug ihr Jahrbuch auf derselben Seite auf.

»Wieso? Es ist viel amüsanter, dich sagen zu hören, was ich zu tun habe.«

»Oh.« Harry beugte sich betreten über das Jahrbuchfoto, das sie als Erfolg versprechendste Schülerin ihres Abschlussjahrgangs zeigte. »Ich kann’s nicht glauben, dass ich mal so ausgesehen habe.«

»Sie sehen noch genauso aus. Haargenau.« Miranda zog Harrys Jahrbuch zu sich heran.

»Machen Sie ihr bloß keine Komplimente, sonst wird sie noch eingebildet.« Susan wandte sich an Chris. »Bereust du es schon, dass du uns deine Hilfe angeboten hast?«

»Nein, aber ich glaube nicht, dass ich viel beitragen kann.« Chris lächelte; ihre Hand lag auf ihrem eigenen Highschool-Jahrbuch.

»Also dann, zur Sache.« Harry straffte die Schultern. »Ich bin bei unserem zwanzigsten Ehemaligentreffen für die Sonderkategorien zuständig. BoomBoom Craycroft, unsere unerschrockene Vorsitzende« – Harry sprach mit einer Spur Sarkasmus über die Leiterin der Jubiläumsfeier –, »möchte Fotos von den Jahresbesten der Abschlussklassen, wie sie heute aussehen. Meine Aufgabe ist es, mir für diejenigen, die keine Jahresbesten waren, andere Sachen auszudenken. Das ist nur gerecht. Ich meine, es gibt nur zwölf Jahresbeste der Abschlussklassen, jeweils eine Frau und ein Mann. Das macht zwanzig Leute von hundertzweiunddreißig, ein paar mehr oder weniger, da einige von uns auf mehr als einem Gebiet zu Jahresbesten gekürt wurden.« Harry hielt inne, um Luft zu holen. »Wie viele waren Sie in Ihrem Jahrgang, Miranda?«

»Sechsundfünfzig. Zweiundvierzig leben noch, wenngleich einige davon vielleicht auf dem letzten Loch pfeifen. Meine Aufgabe für das Ehemaligentreffen ist leichter.« Miranda kicherte; ihre Hand ruhte auf dem abgegriffenen Einband ihres Jahrbuchs von 1950.

»Ihr hattet es gut, weil ihr kleine Schulen besucht habt. Ich war auf einer Gesamtschule. Die war riesig«, bemerkte Chris, und ihr Jahrbuch bestätigte dies, da es dreimal so dick war wie Harrys und Susans oder das von Mrs. Hogendobber.

Susan stimmte ihr zu. »Ich denke, wir hatten es gut, aber damals war uns das nicht bewusst.«

»Wem ist so was schon bewusst?« Harry klopfte mit ihrem gelben Bleistift auf ihr linkes Handgelenk.

»Wohl kaum jemandem. Nicht, wenn man jung ist. Wir hatten viel Spaß.« Miranda, eine Witwe, deren Kopf voller glücklicher Erinnerungen war, nickte.

»Okay, kann ich loslegen?« Sie nickten, und Harry las vor. »Dies sind Vorschläge für Kategorien, um die anderen einzubeziehen: Am weitesten gereist. Die meisten Kinder. Die meisten Ehefrauen …«

»Das können Sie nicht machen.« Miranda kicherte.

»Warum nicht? Darauf folgt ›die meisten Ehemänner‹. Zu schade, dass wir keine Kategorie ›die meisten Affären‹ einführen können.« Harry hob die Augenbrauen.

»Krass«, sagte Susan trocken.

»Reimt sich auf Spaß.« Harrys Augen blitzten. »Okay, was hab ich noch? Am meisten verändert. Versteht sich natürlich im positiven Sinne. Ich kann niemanden raussuchen, der sich hundert Pfund zu viel angefressen hat. Und – äh – mehr ist mir nicht eingefallen.«

»Harry, Sie sind doch sonst so einfallsreich.« Miranda wirkte überrascht.

»Sie ist überhaupt nicht einfallsreich, sie ist nur gnadenlos logisch. Das muss man ihr allerdings lassen.«

Harry ignorierte Susans Feststellung und wandte sich an Chris: »Wenn man neu ist in einem Ort, dauert es lange, bis man die Beziehungen der Leute untereinander ausbaldowert hat. Ich sage nur, dass Susan, die von Geburt an meine beste Freundin ist, sich bemüßigt fühlt, auf meine Schwächen hinzuweisen.«

»Harry, Logik ist keine Schwäche, sondern eine Tugend«, widersprach Susan. »Aber wir sind knapp an Kategorien.«

Chris schlug ein Clubfoto in ihrem dunkelgrünen Jahrbuch auf. »Voriges Jahr war mein zwanzigstes Schuljubiläum. Wir haben unter anderem die Clubfotos nach Leuten durchgesehen, die das, womit sie auf der Highschool glänzten, zu ihrem Beruf gemacht haben. Zum Beispiel, ob jemand, der im Latein-Club war, Lateinlehrer geworden ist. Das ist ein bisschen weit hergeholt, aber nach einer Weile greift man nach jedem Strohhalm.«

Harry zog das Buch zu sich heran; die jungen Gesichter des Cheerleader-Clubs starrten ihr entgegen. »Wo bist du?«

Chris zeigte auf ein großes Mädchen in der hinteren Reihe. »Damals war ich nicht blond.«

»Das sehe ich.« Harry las die Namen unter dem Foto, fand Chris Sharpton. Sie schob ihr das Buch wieder hin.

»Dann haben wir noch etwas gemacht, was ein bisschen Schnelldenken erforderte. Wir haben Karten in Kursivschrift mit den Namen der Mitschüler beschrieben. Sah hübsch aus. Wenn die Betreffenden in keine von den anderen Kategorien passten, haben wir uns Sachen ausgedacht wie Tom-Cruise-Double – irgendetwas, das ihnen das Gefühl gab, was Besonders zu sein.«

»Gute Idee«, lobte Miranda.

»Dann haben wir herumtelefoniert. Ihr wisst ja, nach der Highschool zerstreuen sich die Leute in alle Winde. Die von uns im Komitee waren, haben alle aus unserer Klasse angerufen, mit denen sie noch Kontakt hatten. Dann haben wir die gefragt, mit wem sie Kontakt hatten und was sie über die Leute wussten. Auf diese Weise haben wir Informationen gesammelt wie etwa ›größter Einsatz für die Gemeinschaft‹. Das wird nach einer Weile stressig, aber es ist wichtig, alle einzubeziehen. In letzter Minute haben wir sogar eine Karte mit ›unverändert‹ beschrieben.«

»Chris, das sind super Ideen.« Harry war dankbar. »Es ist großartig von dir, dass du uns hilfst. Dabei ist es nicht mal dein Schuljubiläum.«

Chris lachte. »Ich bin nicht so großzügig, wie du denkst. Susan hat mit mir gewettet, dass sie mich auf dem Keswick-Golfplatz um drei Schläge schlägt. Weil ich verloren habe, muss ich euch helfen.«

»Und wenn du gewonnen hättest?«

»Dann hätte Susan mir zwei Buchsbaumsträucher vor mein Haus gepflanzt.«

Seit sie vor vier Monaten nach Crozet gezogen war, hatte Chris sich darauf verlegt, ihr Anwesen in der Wohnsiedlung Deep Valley zu dekorieren und gärtnerisch zu gestalten. Für Leute unter vierzig, die nach Albemarle County zogen, war Deep Valley ein Magnet.

Die kontaktfreudige Chris hatte sich bereits mit ihren Nachbarinnen angefreundet, ganz besonders mit Marcy Wiggins und Bitsy Valenzuela, die beide mit ehemaligen Mitschülern von Harry verheiratet waren.

Harry stieß einen Pfiff aus. »Klasse Wette.«

»Ich hab dir doch erzählt, dass ich beim Golfen Fortschritte mache«, prahlte Susan. »Aber Miranda, ich glaube, Ihnen haben wir noch gar nicht geholfen.«

Miranda lächelte zaghaft. »Wir haben andere Erwartungen als Sie. Beim fünfzigsten Highschool-Jubiläum ist man heilfroh, wenn man noch alle Gliedmaßen bewegen kann. Wir haben Freude an gutem Essen, Geschichtenerzählen, Zusammensitzen. Ich vermute, wir werden Hufeisen werfen und tanzen. Ganz gemächlich.«

»Organisieren Sie das alles ganz allein?« Chris mochte es nicht glauben.

»Mehr oder weniger. Ich muss ein paar Leute zusammentrommeln, die mir beim Dekorieren zur Hand gehen. Ich werde es einfach halten, weil ich einfach bin.«

Bevor jemand einwenden konnte, dass Miranda nicht einfach war, kam Mrs. Murphy, Harrys schöne Tigerkatze, durch das Tiertürchen gestürmt.

»Was hast du denn da?« Harry, die mit dem Schlimmsten rechnete, stand vom Tisch auf.

Pewter, die fette graue Katze, folgte sogleich durch das Tiertürchen, und Tee Tucker, Harrys Corgihündin, stürzte hinterdrein und stieß die Katze ins Hinterteil, was ein Fauchen hervorrief.

Susan nahm die Tiere ins Visier. »Ich weiß nicht, was sie hat, aber alle wollen es haben.«

Mrs. Murphy flitzte durch die Küche ins Wohnzimmer, wo sie sich hinters Sofa hockte, während Pewter auf die große geschwungene Polsterlehne sprang.

»Egoistin!«

Die Tigerkatze antwortete ihrer grauen Anklägerin nicht, weil sonst der Maulwurf, an den sie sich vorsichtig herangepirscht hatte, aus ihren Fängen gesprungen und entkommen wäre.

Harry kniete sich hin. »Murphy, das hast du gut gemacht. Das ist ein Riesenmaulwurf. Der könnte sich glatt bis China durchgraben.«

»Sie hat ihn nicht allein gefangen«, klagte Pewter laut. »Ich hab den anderen Ausgang versperrt. Mir steht die Hälfte von dem Maulwurf zu.«

»Ich hab auch mitgeholfen«, tönte der Corgi.

»Ha!« Pewter war anderer Meinung.

»Danke, dass du mir die Beute gebracht hast.« Harry griff vorsichtig hinters Sofa, streichelte Murphy und packte dann den erschlafften Maulwurf im Genick.

Die Kinnbacken der Tigerkatze klappten auf. »Maulwürfe sind gefährlich, weißt du. Wilhelm von Oranien, König von England, musste sterben, weil sein Pferd in ein Maulwurfsloch trat. Er hat sich das Schlüsselbein gebrochen, und dann bekam er Fieber.«

»Blaustrumpf.« Pewters Pupillen wurden zu Schlitzen.

Mrs. Murphy tänzelte in die Küche und würdigte ihre Kritikerinnen keines Blickes.

»Entschuldigt mich, meine Damen.« Harry ging nach draußen und legte den Maulwurf hinter den Holzstoß. Sowie er auf dem Boden war, huschte er unter die Scheite. »Typisch Murphy. Das Genick hat sie dir nicht gebrochen, Kleiner. Sie hat dich mir zum Geschenk gemacht. Sie wollte wohl, dass ich dich verspeise.«

Als Harry zurückkam, sagte Chris naserümpfend: »Ich verstehe nicht, wie du den Maulwurf anfassen konntest. Das könnte ich nie. Dafür bin ich zu zimperlich.«

»Ach, wenn man auf dem Land aufwächst, denkt man nicht drüber nach. Man tut’s einfach.« Sie zeigte auf Chris’ Jahrbuch. »Lake Shore, Illinois, muss eine ganze Ecke vom Land entfernt sein.«

Chris lachte. »Allerdings.«

Susan, die in ihrem Jahrbuch blätterte, gluckste. »Ich bin schon ganz aufgeregt wegen diesem Schuljubiläum. Ehe wir’s uns versehen, ist es Oktober. Die Zeit verfliegt.«

»Sag das nicht. Es macht mich eh schon ganz nervös, die Chose organisiert zu kriegen«, brummte Harry.

»Vielleicht macht dich der Gedanke nervös, die vielen Leute wieder zu sehen«, sagte Chris.

»Mich macht es genauso nervös, sie wieder zu sehen, wie es sie nervös macht, mich wieder zu sehen. Was werden sie denken? Sehe ich aus wie …« Susan hielt inne. »Also, sehe ich älter aus? Werden sie erschrecken, wenn sie mich sehen?«

»Du siehst fabelhaft aus«, sagte Harry, und sie meinte es ehrlich. »Außerdem lebt die Hälfte aus unserer Klasse immer noch in Rufweite. Alle wissen, wie du aussiehst.«

»Harry, wir sehen die Leute ja kaum, die nach Richmond gezogen sind – Leo Burkey zum Beispiel. Rufweite hin oder her.«

Harry stützte ihr Kinn auf die Hand. »Leo Burkey ist bestimmt wie immer, gut aussehend und hart gesotten.« »Hey, den würde ich gern kennen lernen.« Chris, die Single war, lächelte.

»Hat er zur Zeit keine Frau?«, fragte Harry Susan.

»Das dürfte BoomBoom wissen.«

»Bestimmt.« Harry lachte. »Miranda, wir tun überhaupt nichts für Sie, aber ich bin froh, dass unsere Jubiläen zusammenfallen. Wir können mit dem Skatebord durch die Flure flitzen und uns gegenseitig besuchen.«

»Sie denken wohl, ich kann nicht Skateboard fahren«, sagte Miranda herausfordernd.

»Das habe ich nicht gesagt!«

»Aber gedacht.« Miranda zwinkerte. Wart’s nur ab, dachte sie lächelnd.

»Es ist ungerecht, dass sich alles um Murphy dreht«, jammerte Pewter und sprang auf die Küchenanrichte.

»Es dreht sich nicht alles um mich, aber ich hab einen frischen Maulwurf mitgebracht. Du bist bloß eifersüchtig.«

»Ich bin ungeliebt«, trällerte Pewter in den höchsten Tönen.

Harry stand auf und holte eine runde Plastikschüssel mit frischer Katzenminze aus dem Schrank. Sie rollte die Minze zwischen den Fingern, sodass das himmlische Aroma freigesetzt wurde. Dann legte sie die Stückchen auf den Fußboden, und Pewter stürzte sich darauf, dicht gefolgt von Murphy. Tucker bekam einen Hundeknochen, der sie glücklich machte.

Ein kurzes Glucksen von Pewter lenkte aller Augen auf sie. Von Katzenminze berauscht, lag sie rücklings auf dem Fichtenholzboden, ihr Schwanz wischte langsam hin und her. Mrs. Murphy lag auf der Seite und hielt sich die Pfoten vor die Augen.

Miranda lachte. »Glückseligkeit.«

»Ich liebe die ganze Welt und alle, die auf ihr leben«, miaute Pewter.

Murphy nahm eine Pfote herunter – »Ich auch« –, dann hielt sie sich wieder die Augen zu.

»Das dürfte sie ruhig stellen.« Harry schenkte allen Anwesenden Eistee ein und setzte sich wieder hin. Mrs. Hogendobber hatte selbst gebackene Butterplätzchen, Gurkensandwiches und frisches Gemüse mitgebracht.

»Wisst ihr, dass das Küren von Jahrgangsbesten heutzutage auf manchen Schulen als politisch nicht korrekt gilt?« Susan nahm sich ein Sandwich.

»Warum das denn?«, wunderte sich Miranda.

Susan wies auf den Sektor mit den Jahrgangsbesten, für jeden eine ganze Seite. »Zu elitär. Es kränkt die anderen.«

»Das Leben ist ungerecht.« Harry hob leicht die Stimme. »Das hätte man spätestens in der Highschool lernen können.«

»Da ist was dran.« Chris schüttelte ihren glatten blonden Pagenkopf. »Ich erinnere mich, dass ich heiße Tränen vergossen habe wegen etwas, das mir heute belanglos vorkommt, aber ich habe gelernt, dass es immer Enttäuschungen geben wird und ich da durch muss. All die Gefühlsaufwallungen, die einen beim ersten Mal durchströmen. Wie verwirrend.«

»Das ist immer noch so.« Harry trank ihren Tee. »Bei mir jedenfalls.«

»Sind noch alle aus eurer Klasse am Leben?«, fragte Chris Susan und Harry.

»Zwei haben wir verloren«, antwortete Susan. »Aurora Hughes« – sie schlug die Seite mit den Begabtesten auf und zeigte auf ein gertenschlankes Mädchen im langen Kleid in den Armen eines jungen Mannes, Hank Bittner, der Zylinder und Frack trug. »Sie ist ein Jahr nach dem Schulabschluss an Leukämie gestorben. Wir waren alle auf dem College, und ich habe heute noch ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht bei ihr war. Aurora war so ein liebes Mädchen. Und sie war wirklich begabt.«

»Und wer noch?«, fragte Chris.

»Ronnie Brindell«, erwiderte Harry, weil Susan sich gerade ein Plätzchen in den Mund gestopft hatte. »Er soll in San Francisco von der Golden Gate Brücke gesprungen sein und einen Abschiedsbrief hinterlassen haben. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich hatte Ron gern. Unvorstellbar, dass er – tja, was kann man zu Selbstmord schon sagen?«

»Hier.« Susan schlug die Seite mit den beliebtesten Jahrgangsbesten auf. Ein schlanker, etwas weichlicher junger Mann saß mit Meredith McLaughlin, deren Augen vor Vergnügen blitzten, auf einem Karussell.

»Er sieht nicht deprimiert aus.« Chris betrachtete das Bild. »Es heißt, er war schwul und konnte nicht damit fertig werden.«

Auch Harry betrachtete das Bild. »Er war ein netter Junge. Aber die harten Typen haben ihn fürchterlich gequält. Schwule Schüler müssen es auf der Highschool schwer gehabt haben, nur wurde damals nicht darüber gesprochen. Sie müssen täglich gepiesackt worden sein, das wurde natürlich alles unter den Teppich gekehrt.«

»Ja, ich weiß. Bei uns in Lake Shore war es genauso. So was gab’s wohl in allen Schulen. Es ist wirklich traurig. Sich vorzustellen, dass er von der Brücke gesprungen ist.« Chris schauderte.

»So wird der Herr für den Bedrückten zur Burg, zur Burg in Zeiten der Not.« Mit einem Vers aus dem 9. Psalm schloss Mrs. Hogendobber das Thema ab.

»Wer weiß, was für Geheimnisse rausflutschen werden wie Kastenteufel?«, grübelte Susan. »Alte Wunden könnten aufreißen.«

»Susan, es ist ein Highschool-Treffen, um Himmels willen. Keine therapeutische Sitzung.«

»Okay, das vielleicht nicht, aber es ist mit Sicherheit eine Bühne, wo Vergangenheit und Gegenwart vor aller Augen aufeinander prallen.«

»Susan, das sehe ich nicht so. Wir kennen diese Leute.«

»Harry, wann hast du Bob Shoaf das letzte Mal gesehen?« Susan sprach von dem Spitzensportler ihrer Klasse, der später Profifootballspieler wurde.

»Im Fernsehen.«

»Glaubst du nicht, dass ihm das zu Kopf gestiegen ist? Diese Jungs brauchen bloß mit den Fingern zu schnippen, und ruckzuck kriegen sie alles, was sie wollen, Frauen, Autos, Annehmlichkeiten aller Art … Er ist bestimmt nicht mehr derselbe alte Bob.«

»Der hört sich ebenfalls faszinierend an.« Chris machte große Augen.

»Er hält sich für faszinierend. Er war immer eingebildet, aber er sieht gut aus und ist bestimmt reich. Diese Typen kassieren unwahrscheinlich hohe Gagen.« Harry seufzte und wünschte sich, ihr würde ein bisschen Geld in den Schoß fallen.

»Vielleicht hat er alles verpulvert. Vielleicht leidet er unter Depressionen. Vielleicht ist er impotent.« Ein diabolisches Grinsen breitete sich auf Susans Gesicht aus. »Geheimnisse!«

»Sie hat sicher Recht. Bei unserem zwanzigsten Ehemaligentreffen sind Leute, die auf der Highschool ineinander verknallt waren, zusammen davongeschlichen, Ehen gingen in die Brüche, alte Rivalitäten lebten wieder auf. Es war wirklich heftig. Amüsiert habe ich mich trotzdem.« Chris lächelte schüchtern.

Susan wandte sich Harry zu. »Charlie Ashcraft!«

»Nie und nimmer, selbst wenn er der letzte Mann auf Erden wäre!«

»Du hast mit Charlie geschlafen. Das ist dein Geheimnis.«

»Ist nicht wahr«, protestierte Harry.

»Mädels.« Mrs. Hogendobber tat schockiert. Sie lebte lange genug mit den Menschen dieser Generation zusammen, um zu wissen, dass sie Dinge direkt aussprachen, die man in ihrer Generation nicht ausgesprochen hatte. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob das klug oder unklug war.

»Weißt du, Harry, wenn das, was Chris gesagt hat, auch auf uns zutrifft, kommt auf dem Ehemaligentreffen alles ans Licht.«

»Du bist ja total bescheuert.« Harry erwog, ihr eine Gurke ins Gesicht zu werfen. »Übrigens, jede Frau braucht ein paar Geheimnisse. Ein Mensch ohne Geheimnisse ist langweilig.«

Mrs. Murphy hob den Kopf. Nach der berauschenden Wirkung der Katzenminze, die Harry selbst zog, wurde ihr Verstand allmählich wieder klarer. »Kommt ganz auf die Geheimnisse an.«

2

Die kühle trockene Luft des Hochdruckkeils, der aus Kanada nach Mittelvirginia drang, brachte Erlösung von der feuchten, drückenden Augusthitze.

Harry, die an diesem Abend auf Knien ihren Garten jätete, ließ sich auf die Fersen zurückfallen, um den leichten, kühlen Duft einzuatmen. Das Quecksilber war auf achtzehn Grad gesunken, deshalb hatte sie ein durchlöchertes marineblaues Sweatshirt übergezogen.

Mrs. Murphy pirschte sich an einen Ahornschädling heran, der ihr Kommen sogleich bemerkte; seine Facettenaugen sahen einfach alles. Das gelb-rosa Insekt flatterte empor und ließ sich auf dem Buchsbaum nieder. Aus dieser majestätischen Höhe beobachtete es die geschmeidige Katze, die, so geschickt sie auch war, keinen Buchsbaum erklimmen konnte.

Der Haufen Unkraut wuchs zu einem Berg.

»Ich bring das lieber weg, bevor es zu schwer wird.« Harry schob die Heugabel unter das Unkraut und hob es mit einer schwungvollen Bewegung hoch. Sie ging zum Komposthaufen, der in einiger Entfernung vom Düngerstreuer war.

»Schmeiß es auf den Düngerstreuer«, schlug Murphy vor.

»Du musst ja nicht mitkommen«, erwiderte Harry ihrer Katze, weil sie dachte, dass sie sich beschwerte. Sie ging bis zum Waldrand, wo sie das Unkraut ablud. Murphy holte sie ein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!