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Remigration ist derzeit das Zauberwort für alle Politiker zur umfassenden Problemlösung in der Flüchtlingskrise. Nachdem das Ruanda-Modell jedoch gescheitert ist, findet sie de facto noch wirklich statt? In einer bitterbösen Karikatur zeichnet C.-A. Rebaf einen brutalen, menschenverachtenden Weg auf, wie eine völlig gesetzlose und aus sämtlichen Fugen des Anstandes und der Moral geratene Gesellschaft alle bestehende Konventionen und Gesetze bricht, um ihre angeblich überzähligen Migranten loszuwerden und ausser Landes zu schaffen.
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2024
C.- A. Rebaf
Remigration
Eine Vision
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum
Widmung
Am Strand des Mittelmeers
Kommandowechsel
Langeweile auf einem dümpelten Schlauchboot
Mombasas schöne Strände
Von Nairobi nach Tunis über Frankfurt
Nächster Zwischenstopp dann Mittelmeer
Namenlos
John ist Alan
Teeny weeny afro3
Von Piombino nach Ellwangen
Immer noch in Ellwangen
In der EAE
Im Dschungel der Bestimmungen
Amira an ihrem Sehnsuchtsort Berlin
Eine neue Partei
Die nächste Wahl
Die erste Regierungserklärung
Die Umsetzung der Thesen
Der Tag X
Verstörende Berichte über BBC und die nächsten Erfolge der JvI
Unsere Remigrations-Story
Die Anlandung
Einmal quer durch Afrika von West nach Ost
Katastrophe
Im Dschungel der Boko Haram
In Ketten auf einer concession9
Unsere Rettung
Ankunft in Tanga
Endlich eine Nachricht aus Afrika
Der Niedergang der JvI
Anklage beim internationalen Gerichtshof
Die Menschheit entwickelt sich weiter
Eine nette kleine Familie
Danke
Fussnoten
Impressum neobooks
Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder sonstiger juristischer Personen sind rein zufällig. Alle namentlich genannten Personen sind frei erfunden.
In diesem Buch werden an einigen Stellen rassistische Szenen oder rassistische Sprache reproduziert oder verwendet, die sich gegen Menschen bestimmter Ethnien richten könnten. Dies spiegelt in keiner Weise die persönliche Meinung des Autors wider, sondern dient lediglich zur authentischen Darstellung der jeweiligen Situation unter literarischen und künstlerischen Aspekten.
Für die Erstellung des Textes wurden auch KI-Inhalte über neuroflash.com verwendet.
Um mit Fontane bzw. Grass zu reden, ist Migration und Remigration ein 'weites Feld'. Gerne würde ich mit Betroffenen gleich welcher Denkrichtung auf Basis dieses Bändchens in Kontakt kommen. Schreibt an [email protected]. Vielleicht muss ich es dann überarbeiten; oder ganz neu schreiben, um der Komplexität gerecht zu werden.
Text und Buchumschlag: Alle Rechte bei C.-A. Rebaf 2024
Für Lea Lerato
„Dieser schmierige Typ hatte doch mich doch tatsächlich ficken wollen! Und ich überlegte mir doch im Ernst noch, ob ich mich dazu zwingen sollte.“
Gab es eine Wahl? Aber diesem fetten Araber war nicht zu trauen. Würde es bei diesem einen Mal bleiben? Er hatte mich in der Hand, denn ich wollte unbedingt einen Platz in einem seiner Schlauchboote bekommen. Geld hatte ich keines mehr.
‚Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin‘, hatte es schon seit Monaten in meinem Kopf geklungen. Berlin, der Sehnsuchtsort, von dem mir meine Mutter seit Kindheitstagen in Tanga immer vorgeschwärmt hatte. Warum ist sie damals nicht einfach dort geblieben? Ich müsste mir heute nicht die ständigen Erniedrigungen dieser fetten Araber hier gefallen lassen, deren Sprache ich gar nicht verstehe, ihre Gesten und Handzeichen sind ausreichend. Mit Zeigefinger und Daumen, meine Vulva imitierend, die andere Hand mit dem gestreckten Zeigefinger ihren Schwanz. Dann immer dieses Ficky, Fucky, Fick.
Immerhin habe ich mich schon durch halb Afrika bis zum Mittelmeer durchgeschlagen. Vielleicht hätte ich es gleich zu Beginn etwas sparsamer angehen sollen, mehr per Autostop, nicht in den klimatisierten Luxusbussen, dann hätte mein Geld gereicht. Aber alle meine Freundinnen hatten mir dringend abgeraten bei fremden Kerlen alleine ins Auto zusteigen. In Kenia, oder gar in Äthiopien. Aber jetzt hatte ich dafür den Salat.
Wie sollte ich nur über das verdammte Meer nach Italien kommen?
Da sprach er mich an. Ein Verrückter? Sein Kisuaheli klang fremdartig, als ob er eigentlich nicht Afrikaner wäre. Allerdings bewies sein Aussehen das Gegenteil und er war auf meiner Seite, also bei den Flüchtlingen.
„Du willst unbedingt mit diesem Boot weg, hast kein Geld, aber auch kein Bock auf FickFuck mit so einem! Ich mag euch stolze Afrikanerinnen, die sich trauen, ganz alleine loszuziehen.“
Er strahlte einen betörenden Charme auf mich aus und ich musste mich zu Zurückhaltung zwingen. Immerhin hatte er mir nicht gleich ein Kompliment wegen meiner umwerfenden Schönheit gemacht, wie viele andere vor ihm. Aber ich hatte auch dafür gesorgt, sie unter Tüchern zu verschleiern. Morgens schmierte ich mir immer etwas Saharastaub auf die Wangen, quasi als Makeup-Grundierung. Ich schaute ihm in die Augen. Das war ein Fehler, denn er erkannte nun meine positive Ausstrahlung, gegen die ich machtlos war. Es ist immer besser als Frau nur auf den Boden zu schauen, leider. Ich gehe viel lieber erhobenen Hauptes durch meine Welt, um alles beobachten zu können.
Er versuchte dann auf Englisch mit mir zu kommunizieren, nachdem ich nicht reagiert hatte.
„Ich habe noch Geld für zwei Plätze auf dem Boot und borge dir deinen Anteil.“
Wau, was war das für eine Aussprache? Hat der Kerl das etwa in Oxbridge gelernt? Jedenfalls klang das Englisch, das bei uns zu Hause gesprochen wurde, sehr viel afrikanischer.
„Komm schlag ein, machen wir einen Deal.“
Ich fragte mich natürlich, was er wirklich für eine Gegenleistung von mir wollte. Aber soweit ich das aus den Augenwinkeln erkennen konnte, wirkte er eher schmächtig und gar nicht machohaft und bildete mir ein, einen Fight gegen ihn gewinnen zu können. Immerhin hatte ich jahrelang Kampfsport als Hobby praktiziert und war körperlich dadurch recht fit. Das kam natürlich auch meiner Figur zugute. Unsicher wartete er neben mir. Ich überlegte meine Option erneut und für ihn wohl recht überraschend streckte ich ihm die Hand entgegen und sagte: „Deal!“
Freudestrahlend schwirrte er ab und in wenigen Minuten hatte ich einen Platz neben ihm auf dem Boot, das heute Nacht in See stechen sollte. Worauf hatte ich mich da wieder eingelassen? War das der Beginn einer unendlichen Freundschaft oder das Desaster meines Lebens?
Wir beide erhielten Rettungswesten. Nicht alle im Boot waren so luxuriös ausgestattet. Er hatte offensichtlich eine Passage erster Klasse für uns gebucht.
Am Abend sassen dicht gedrängt in einem Schlauchboot etwa 35 Frauen, Kinder, Männer in der Überzahl. Es war stockdunkel. Ab und zu leuchtet die Lampe eines Handys auf und ich konnte einzelne Gesichter kurz erkennen. Bisher sah ich nur Dunkelhäutige. Ich hatte nicht nur Angst, sondern richtiggehend Schiss. Der drückte ab und zu gegen meinen Schließmuskel. Mein Gönner war noch nicht da und ich versuchte einen Platz neben mir freizuhalten.
Am Heck war ein Aussenbordmotor und an der Pinne sass vielleicht der einzige hellhäutige. Ein Araber mit wildem Bart wie Ajatollah Khomenei. Er hatte ein dunkles enganliegendes Kleidungsstück an und einen schwarz-weissen Arafat-Schal um Kopf und Hals.
Endlich kam er und als er neben mir sass, fühlte ich mich etwas wohler, fast geborgen. Wie konnte es sein, mit einem Mann, den ich gar nicht kannte und zu dem ich nur ‚ok‘ gesagt hatte.
Dann gab es hektisches Gemurmel. Offensichtlich waren wir vollzählig. Der Motor sprang an und wir fuhren in die Nacht auf das offene Meer.
Ich hatte mir bei Wikipedia daheim angeschaut, dass die Entfernung von Mahdia hier in Tunesien nach Lampedusa ca. 120 km waren. Angenommen wir schaffen 5 km/h brauchen wir demnach dafür etwa 27 Stunden, sollten also morgen in der Nacht ankommen.
Nach einer Weile wurde ich von solchen Überlegungen müde und schlief ein. Mein Kopf fiel auf meinen merkwürdigen Nachbarn, von dem ich nicht einmal seinen Namen kannte.
Ich erwachte, als das Motorgeräusch leise wurde und offensichtlich der Gashebel auf ‚stand by‘ gestellt worden war. Dann erstarb er vollkommen. Was für eine gespenstische Ruhe!
Plötzlich hörte ich einen Platsch, als ob jemand ins Wasser gefallen wäre. Einige Handylichter gingen an und versuchten die Wasseroberfläche abzusuchen. Da ich an der Gummiwand des Boots sass, sah ich, dass einer mit Tauchermaske und Flossen schnell vom Boot weg kraulte. Sein Neoprenanzug glitzerte wie eine Fischhaut. Plötzlich sah ich in einiger Entfernung ein Licht, das blinkte, aussetzte, blinkte. Der Neoprenfisch schwamm geradewegs darauf zu und wir trieben mit dem Boot einfach im Wasser.
Dann schrie eine Frau in einem afrikanischen Dialekt: „Er ist weg! Unser Kapt‘n ist weg.“
Mein Nachbar fragte mich auf Englisch, ob ich verstünde, was gesagt wurde. Ich erklärte es ihm.
„Einer von uns muss den Aussenborder übernehmen und losfahren. Kannst du übersetzen und laut brüllen.“
Wir sassen so dicht, dass keiner aufstehen und nach hinten gehen konnte, ohne dass das Boot umzukippen drohte.
Ich weiss nicht, woher ich die Geistesgegenwart besass, um ihn zu fragen:
„… Und in welche Richtung?“
„Wir haben einen klaren Himmel und die Sterne leuchten hell. Wenn ich den Polarstern ausfindig mache, kann ich in etwa Nord-Nordost angeben. Aber einer muss den Aussenborder anwerfen und steuern.“
Inzwischen gab es ein wildes Sprachgetümmel und einer versuchte den anderen zu überschreien. Deswegen wartete ich einfach ab.
Plötzlich sprang der Motor an und wir fuhren los. Mein Nachbar versuchte seine Sternpeilung und brüllte ab und an
„more right! more left! straight ahead!“
Konnten wir so die winzige Insel Lampedusa im weiten Mittelmeer finden?
Ich hasste mich und meine Idee, unbedingt zu meinem Sehnsuchtsort Berlin gelangen zu können. Mein Darm hasste mich auch! Sicher hatten alle einen horrenden Preis, den Rest ihrer Ersparnisse für die Überfahrt bezahlt und jetzt?
Mein Nachbar schien meine Gedanken zu erahnen und erklärte mir:
„Den Schleppern ist das Risiko zu gross, von einem der Kriegsschiffe, die hier patrouillieren, aufgebracht zu werden. Am Steuer des Bootes würde er dann als Schlepper für die Schleusung von Migranten verantwortlich gemacht werden und würde ca. 20 Jahre in der EU in den Knast gehen. Das droht übrigens jedem, den sie dahinten an der Pinne erwischen!“
„Aber einer muss doch das Boot vorwärtsbringen.“
„Sicher, aber der ist nach EU-Recht ein Schlepper, weil er die illegale Einwanderung von uns allen hier unterstützt.“
„Gibt es keinen Ausweg?“
„Nur, wenn uns ein Rettungsboot der NGOs findet.“
Dann wurde es plötzlich im Osten heller, der Tag schien langsam anzubrechen. An der aufgehenden Sonne gemessen fuhren wir etwas links von Osten. Hätte passen können.
Dann stotterte der Motor und war dann schlagartig still.
Nach einer geraumen Weile forderte uns jemand von hinten auf zu schauen, ob wir einen Kanister mit Benzin irgendwo finden würden. Ein Gemurmel und Gewusel begann und das Boot schwankte gefährlich. Benzin wurde jedoch keines gefunden. Toll, wir trieben jetzt einfach auf dem offenen Meer.
Mein Nachbar schlug vor, aus Tüchern ein Segel zu knüpfen, aber die strenggläubigen Musliminnen wollte ihre Kopftücher nicht ablegen. Lediglich das Arafat-Tuch unseres Fischkapitäns spannten einige mit der Hand auf. So machten wir zumindest etwas Fahrt.
Die Sonne brannte gnadenlos auf uns. Viele waren froh, ihre Tücher nicht geopfert zu haben und versuchten sich damit zu schützen. Wasser hatten wir nur in kleinen Flaschen. Jeder für sich. Die ersten Schmerzenslaute hallten über das Wasser. Wir dümpelten einfach dahin und waren auf fremde Hilfe angewiesen.
Ab und zu ging einer von uns ins Wasser, um dort seine Notdurft zu verrichten und kroch dann mühsam wieder über den Gummiwulst ins Trockene. Nachdem mein Darm immer unangenehmer gedrückt hatte, entschloss ich mich auch auf einen solchen Toilettenschwimmausflug. Ausserdem tat es gut, aus der unbequemen Sitzposition einmal herauszukommen und sich im Wasser zu strecken. Die anderen im Boot hatten es dann auch etwas leichter, wenn eine enge Sardine aus der Büchse sprang und sie sich besser bewegen konnten. Ich hatte mich bisher zurückgehalten, weil der Wiedereinstieg ins Boot sich nicht so einfach gestaltete und ich wüsste nicht, wie ich es ohne die Hilfe meines spendablen Begleiters geschafft hätte.
Als Dank für seine Unterstützung und weil es mir sowieso langweilig war, entschloss ich mich ihm gegenüber etwas redseliger zu werden. Vielleicht war er ja der letzte Mensch, mit dem ich vor meinem Ableben reden konnte.
Als ich nach mühsamer Kletterei über den hohen Wulst, noch klatschnass wieder neben ihm sass, dachte ich, es wäre an der Zeit, mich vorzustellen. Er hatte mir unter die Arme gegriffen und mich hochgezogen. Neptun sei dank, war ich nicht allzu schwer.
„Danke für die Hilfe. Ich bin übrigens Lerato und du?“
„John“, kam es nach einer Weile. „Bist du aus Lesotho?“
„Wau, bist du Afrika-Experte, dass du meinen Namen geografisch so gut verorten kannst?“
Ich schaute ihn von der Seite an. Er blieb ruhig und überhörte meine Frage.
„Wenn ich dir sage, dass ich aus Tansania bin, bringe ich dann dein Weltbild durcheinander?“
„Nein, nicht unbedingt. Ich würde dann denken, dass Mutter oder Vater von dir einmal dort waren und den Namen aufgeschnappt haben.“
Jetzt überraschte er mich mit seinem Scharfsinn und ich gab mich geschlagen.
„Toucher!“, lächelte ich ihn an.
„Aber gerne!“, grinste er zurück
„Ja, du hast recht, meine Mutter ist aus Lesotho und war in Tansania hängen geblieben, als sie sich in Tanga kennengelernt hatten. Und du?“
„Kongo“, warf er einsilbig ein. „Meine Eltern sind beide tot. In die Luft geflogen mit einer Landmine. Afrika ist ein gefährliches Pflaster.“
Irgendwie ärgerte es mich, dass ich schon soviel mehr von mir erzählt hatte und war jetzt einfach ruhig.
„… Und Fräulein Lerato ist dann per Anhalter von Tanga nach Tunesien gereist?“
Diese ironische Art gefiel mir und ich schmunzelte zurück.
„Nein, Fräulein Lerato nahm alles an public transport, was angeboten wurde. Die Flüge, die ich mir unvorsichtigerweise genehmigt hatte, rissen tiefe Löcher in meine Kasse. Deswegen blieb kein Geld mehr für eine Überfahrt.“
„Schlechte Planung!“
„Wieso? Ich sitze schliesslich in einem Boot!“, schmunzelte ich verschmitzt.
„Vielleicht wäre es besser, du hättest das nicht getan.“
Wir schwiegen und ich betrachtete ihn näher. Er hatte ein grell farbiges Baumwolltuch um seinen Kopf geschlungen, nicht nur um sich vor der Sonne zu schützen, denn irgendwie hatte ich den Eindruck, er wollte mit dem Tuch noch etwas anderes verbergen. Immer wieder fiel mir sein unafrikanisches Englisch auf.
„Du redest aber nicht, wie ein Eingeborener aus dem Kongo!“
„Wieso, sollten wir lieber Französisch reden?“, antwortete er mir und diesmal in diesem langsamen Afrika-Französisch. Das klang schon besser, vertrauter, authentischer.
„Ich war längere Zeit in England und habe mich schnell anzupassen versucht. Vielleicht bin ich sprachbegabt.“
„Interesting!“
Dann gab es wieder eine lange Pause.
„Und wie kommt Fräulein Lerato dann mit dem ‚public transport‘ von Tanga nach Tunesien?“
Offensichtlich wollte er das Gespräch wieder in Gang bringen, fragte mich aber lieber, als dass er etwas von sich erzählte, was mich zwar viel mehr interessiert hätte, aber er war wohl noch nicht bereit. Schliesslich glaubte ich, dass wir noch viel Zeit gemeinsam verbringen würden. Ich startete also den Bericht meiner Odyssee von Tanga nach Mahdia.