Wagners Werden - C.-A. Rebaf - E-Book

Wagners Werden E-Book

C.-A. Rebaf

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Beschreibung

Ein inzestuöses Zwillingspärchen besucht nach dem Atomkrieg der Gerstenmeyer-Serie eine skandalöse Aufführung von Wagners Walküre in Wien. Auf der Bühne und in ihrer Loge geschehen unerhörte Dinge. Die Handlung der Walküre spiegelt sich teilweise in der Gegenwart der beiden Wälsungen-Pärchen wider. Diesmal jedoch etwas anders erzählt als bei Thomas Mann. Zeitgemässer, offener. Der Inzest wird dabei etwas genauer betrachtet und kulminiert in der Frage: Führt ein Inzest unter Zwillingen zwangsläufig immer zu einem Helden, wie etwa Siegfried? Doch dann schläft der eine Zwilling mit seiner Mutter, ermordet seinen Vater und bringt somit ein griechisches, ödipales Element in die Handlung ein. Erst die Geburt der Heldin Viktoria, nicht etwa Siegfried, als Spross des Zwillingspärchens, führt uns in etwa wieder zu einem Wagnerschen Handlungsstrang zurück, wenngleich auch stark variiert. Das alles geschieht in Zeiten einer Pandemie, die den letzten War-Lord in Wien im Zuge der sogenannten Virusrevolution zu Fall bringt. Ritschie wird dann doch noch als erfolgreicher Revolutionär gefeiert und muss nicht wie sein Klonvater Jahrzehnte zurück in die Schweiz fliehen. Aber dann bringt ihn sein Sohn um. Der Mord wird von Gerstenmayer mit forensischer Bravour aufgeklärt. In seinem Roman lässt C.-A. Rebaf Walhall nicht wie Wagner am Ende in Flammen aufgehen, sondern an einem südlicheren Ort mit neuen Vorzeichen wiedererstehen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2024

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C.-A. Rebaf

Wagners Werden

Ein weiterer Gerstenmayer-Roman?

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

Widmung

Das Zwillingspärchen

Bier und kalter Rauch: Wo befindet sich diese WG?

Zwischen Phillipsburg und Biblis

Mein Tagebuch und ich

Beckham und ich

Siggy und Becky

Herbert Gerstenmayer im Laborbunker Bohrgasse, St. Marx, Wien

S & S

22 Bahnen1

Walkürenritt über wogende Flusswellen

Ein zungenküssendes Paar

Sieglindes Geheimnis

Im Café

Eine kritische Rezension

Eine aussergewöhnliche Begegnung

Immer wieder Tilda und Viktor?

Inzest

Vormärz

Virushelden

Im Untergrund

Sigmund in Wien

Im Hinterzimmer des Heurigen

Der Rosenkavalier von Heiligenstadt

Der Sturm bricht los oder eine Rede wie ein Flammenwerfer

(Siggy & [Becky) & ich]

Die bahnbrechende Idee einer neuen Energiekopplung wird von einem War-Lord unterbrochen

Der Prozess oder die Willkür des Herrschenden

Tod eines Stadtpräsidenten

Gerstenmayer zieht alle Register der Forensik

Carlo, der Weise

Walhall, die Oase im Atlas-Gebirge

Das kleine ‚Labor‘tagebuch

Siggy‘s Traum

Eine neumodische Familie

Viktoria

Walhall der erste Stachel sitzt tief in Afrika

Rumpelstilzchen und seine Freunde

Impressum neobooks

Impressum

Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig. Alle namentlich genannten Personen sind frei erfunden.

Enthält deutliche Beschreibungen sexueller Handlungen und ist nur für Erwachsene geschrieben.

In diesem Buch werden an einigen Stellen rassistische Szenen oder rassistische Sprache reproduziert oder verwendet, die sich gegen Menschen bestimmter Ethnien richten könnten. Dies spiegelt in keiner Weise die persönliche Meinung des Autors wider, sondern dient lediglich zur authentischen Darstellung der jeweiligen Situation unter literarischen und künstlerischen Aspekten.

Für die Erstellung des Textes wurden auch KI-Inhalte über neuroflash.com verwendet.

Text und Buchumschlag: Alle Rechte bei C.-A. Rebaf 2024 unter Verwendung eines Ölgemäldes von Li Zhao Peking mit freundlicher Genehmigung.

self publishing : [email protected]

Widmung

Dem sehr verehrten genialen Komponisten Richard Wagner gewidmet

Das Zwillingspärchen

Sieglinde hatte heute neben ihm in seinem französischen Bett geschlafen. Sie wachte zuerst auf und sah durch ihrer beider gemeinsamerdünnerDecke seine Morgenlatte. Hatte ihr Zwillingsbruder einen heissen Traum?

Sie betrachtete ihn zärtlich. Es war schön für sie, gestern Abend nicht alleine zu sein und sich an seinen warmen Körper kuscheln zu dürfen. Sie wollte ihm etwas dafür zurückgeben und schmunzelte verschmitzt. Hatte sie nicht gerade bei Tonio Schachinger1 etwas Geiles gelesen? Sie zog die gemeinsameDecke zurück.

Unten schlug Maria, die Haushälterin der Familie, den Gong, der alle auffordern sollte, zum Frühstück zu kommen.

Sigmunddrehte sich schläfrig auf den Rücken. Von draussen schien die Sonne jetztdurch das geöffnete Fenster direkt auf das Bett und seinen nackten Körper.

Sie stand auf, schwang sich auf ihn und hielt plötzlich einen kleinen Moment inne. Dachte sie etwa ‚vorne oder hinten‘? Sieglinde fällte eine schnelle Entscheidung und glaubte, dass an diesem herrlichen Morgen eine Todsünde, der Inzest, reichen würde. Sie sah keine Notwendigkeit für eine zweite. Also befeuchtete sie Ring-, Mittel- und Zeigefinger mit reichlich Speichel, spreizte ihre Beine, machte ihr Geschlecht nass und nahm ihn in sich auf. Wie im Traumstöhnte er verhalten.

Unten ertönte der Gong erneut.

Sie wusste, dass er mit ihr abging wie eine Rakete und der Kaffee unten nicht kalt werden würde. Kurz nach ihm, erzitterte auch sie, verschwand dann sofort inseinerdirekt angrenzende Toilette und kam in einem dünnen Seidenmantel mit einem zarten Duft von ‚Xerius‘ zurück. Sacht wischte sie ihm ihre Säfte ab, sodass er, zusammen mit ihren Nippeln wieder steif wurde.

Sie half ihm, in einen zweiten gleichfarbigen Mantel zu schlüpfen. Dann reichte er ihr seine Hand und die Zwillinge glitten wie ein Brautpaar aus dem Zimmer, die breite, geschwungene Treppe mit launisch verwöhnten Minen2 hinab ins Esszimmer. Zwei blonde Engel schweben aus ihrem himmlischen Olymp hinunter in die gemeine Niederung des Alltags.

Ihre Eltern erwarteten sie dort bereits. Nachdem er ihr den Stuhl unterge-schoben hatte, nahm er neben ihr Platz und hielt zwischen den Stühlen weiter ihre Hand.

„Welch angenehme Überraschung! So wache ich gerne auf, liebe Schwes-ter. Woher kommen nur all deine pikanten Ideen?"

Er wandte seinen Kopf auf ihre Seite und lächelte sie verliebt an.

„Ich lese viel!"

Sie schaute mit einem Blick voller getrüffelter Raffinesse zurück.

„Ausserdem bin ich selbstsüchtiges Wesen, dir gerne zu Diensten“

"Was haben wir doch für ein harmonisches Familienidyll, Ernst-August!", bemerkte die Dame des Hauses.Ihrangesprochener Ehemannhielt es jedoch nicht für nötig, die Lektüre seiner Zeitung zu unterbrechen.

Das Frühstück wurde schweigsam fortgesetzt. Lediglich die Zwillinge tauschten sich lautlos mit ihren schönen Augen weiter aus.

Die Eltern waren, völlig unwissend, so stolz auf das Glück ihrer Kinder, die sie nach den Wälsungen in der Walküre3 so hatten taufen lassen. Injungen Jahren waren sie beide fast fanatische Wagner-Fans gewesen und vor der Katastrophe jeden Sommer auf dem grünen Hügel in Bayreuth. Leider hatte der dumme Standesbeamte ‚Siegmund‘ ohne -ie- eingetragen, sodass es durchaus einen Unterschied gab. Bei dem Mädchen hatte er es richtig gemacht.

Vater, Ernst-August, hatte in seinem Leben mit einem Verlag für Koch-bücher gutes Geld verdient.

‚Essen müssen die Menschen immer‘, war sein Wahlspruch. Aber dann kam der nukleare Niedergang Europas, das Hameln, wo er mit seiner Frau wohnte, jedoch glimpflich davon kommen liess. Das ehemalige AKW Grohnde ganz in der Nähe wurde rechtzeitig erfolgreich rückgebaut, sodass es kein interessantes Angriffsziel mehr war.

Erst die radioaktiven Niederschläge, die sich im Wasserder Weser sam-melten,verseuchten das Land in den Nachfolgejahren allmählich immer stärker.

Ernst-Augusthatte dann noch rechtzeitigvor dem Zusammenbruch des Banken- und Währungssystems sein Vermögen in kleine Goldbarren und Silbermünzen konvertiert, mit denen er bis heute seine Familie wohl-behalten, in der etwas abseits der Stadt gelegenen Villa, durch die schwie-rigen Zeiten gebracht hatte. Kurz nach dem Regen der Atomraketen da-mals, kam überraschend das winzige Zwillingspärchenzu ihnen, das ihr Leben von Grund auf verändern sollte.

1Tonio Schachinger ‚Nicht wie ihr‘

2Thomas Mann Wälsungenblut

3Richard Wagner Die Walküre

Bier und kalter Rauch: Wo befindet sich diese WG?

So eine verrückte Clique habe ich noch selten auf einem Fleck in einer immer noch unrenovierten Altbauwohnung, wie es sie ehemals in Kreuzberg etwa gegeben hatte, gesehen.

Wie dieses Idyll in dem typischen 19ten-Jahrhundertwende-Zustand bis zur Katastrophe überleben konnte und wie – was noch erstaunlicher war – fast ohne grosse Blessuren sogar erhalten geblieben war? Ich weiss es nicht. Man konnte ja auch nicht nach draussen sehen. Vielleicht sind wir auch gar nicht in Berlin. Es hat nur den Anschein.

Aber dann wurde diese Behausung wohl von vier schrägen Vögeln gefunden und sofort zum Wohnen besetzt. Eine Wohnung als Allgemeingut für alle, damit hatten sie überhaupt kein Problem und verstanden nicht, wie andere erst irgendwelche Besitzer von Hauseigentum ausfindig machen wollten, bevor sie eine brauchbare Wohnung bezogen.

Im grossen Wohnzimmer im Hochparterre, das ziemlich dunkel war, weil vor den Fenstern hohe Kastanienbäume wuchsen, stand ein alter länglich ovaler brauner niederer Holztisch, um den herum ein zweier und ein dreier Sofa, zusammen mit zwei einzelne hohen Ohrensessel oben und unten standen. Sie waren einmal mit einem braun, schwarzen Samt bezogen, der inzwischen ziemlich dünn und stellenweise wie abgeschoren war. An diesen Stellen waren braune Schafsfelle darüber gelegt.

In jeder Himmelsrichtung waren je ein Kronkorkenöffner mit groben Nägeln in die schön gemaserte Holztischplatte geklopft worden.

An den Aschenbecher hatte sie eine goldene Messingkette genietet, die ebenfalls ins nackte Holz genagelt war. Die Kette ergab eine gewisse Beweglichkeit über den ganzen Tisch. Es war ein Gerät aus den 60er Jahren des letzten Jahrtausends, mit einem Druckstift in der Mitte und einer Scheibe für die Ablage der Asche, die dann mit Fliehkraft nach unten geschleudert werden konnte, wenn der Knopf in der Mitte betätigt wurde. Unten waren allerdings so viele Kippen und Asche, dass die Scheibe blockiert war und offen klaffte. Bläulicher Rauch schlängelte sich nach oben.

Neben den Tischbeinen standen eine ganze Batterie von leeren Bier-f laschen, die teilweise umgekippt waren und ihre Reste auf den Teppich leerten.

Es stank nach Bier und kaltem Rauch.

Noch ist früher Abend und das Wohnzimmer ist leer. Erst als es dunkel wird, tröpfeln die Bewohner langsam herein. Zuerst ein Doppeltropfen in heftiger Diskussion, ob die Veränderung der Umstände Gewalt erlaubt, benötigt, ja sogar zwingend einsetzen muss.

„Carlo, Du glaubst doch selbst nicht, dass die gefestigten bürgerlichen Formationen ohne Gewalt aufzusprengen sind. Oder?“ Der Kleinere redete in einem reinem Sächsisch.

Sie hatten beide schon rote Köpfe, also hatte das Streitgespräch schon einige Zeit zuvor begonnen.

„Ich brauche ein Bier, Du auch?“

„Sicher, Ritschie!“

Sie verschwanden aus dem Zimmer, kamen mit je einer Bierkeule in jeder Hand zurück und setzen sie an die Stirnseiten des Tisches.

„Pflob!“

„Pflob!“

Die Kronkorkenöffner am Tisch hatten ihre Arbeit getan, die Metalldeckel fielen achtlos zu Boden zu den anderen, die da bereits lagen.

„Prost“

Sie erhoben sich beide aus ihren Sitzen und beugten sich über die Tischplatte, damit die Böden der Flaschen ein klirrendes Geräusch von sich geben konnten. Die beiden vollen Flaschen wackelten auf der Tischplatte. Sie waren wegen der Kälte des Kühlschranks aussen angelaufen und nach einer Weile rannen Tropfen nach unten und bildeten neue Wasserkreise, um die bereits abgebildeten zu ergänzen.

Danach setzten die beiden sich wieder und nahmen jeder einen sehr kräftigen Schluck, sodass die kleine Flasche beinahe leer war.

„Sieh mal Ritschie, Du weisst, ich bin ein Freund von evolutionären Prozessen. Alles muss sich entwickeln! Die Natur tut das ja schliesslich auch ...“

„…Ausser bei Quantensprüngen!“, unterbrach der kleine Sachse.

„Ich weiss, das ist Dein Totschlagargument an dieser Stelle, aber Quanten springen nur im Mikrokosmos. Hier in der Makrowelt, die wir revolutionieren wollen, springt nichts! Da geht eines in das andere über!“

Ritschie trank seine erste Flasche leer und öffnete die zweite.

„Tod den Reaktionären!“, rief er etwas unvermittelt in den Raum und hielt die Bierflasche hoch.

In dem Moment geht die Tür auf und ein dritter junger Mann, ebenfalls mit je einer Bierflasche in beiden Händen, betritt den Raum.

„Ritschie, komponierst Du schon wieder die zigste Revolutionshymne?“, bemerkt er lachend, ohne weitere Begrüssung. Auch der Dritte ist eher klein von Statur und für sein zartes Alter schon recht kahl am Kopf. Nur ein schütteres blondes Haarkränzchen umringt die übermässige Tonsur in der Kopfmitte.

„Alexis, Du altes Lästermaul! Nichts Gescheites zusammenzubringen, aber mich kritisieren. Das kostet Dich eine der vollen Bierflaschen.“

Lachend gab der Angesprochene ihm eines ab.

„Pflob!“

Der Kronkorkenöffner im Osten des Tisches wurde gerade aktiviert und Alexis liess sich in das Zweiersofa fallen.

„Prosit!“

Alle erhoben sich und liessen die Flaschenböden aneinander klirren.

Als Erster zündete sich Alexis eine Zigarette an und paffte in den Raum, war jedoch höflich und bot seinen Mitbewohnern auch eine an.

Der heisse Rauch stieg an die Decke des hohen Raumes, um gleich darauf erkaltet wieder herunterzufallen: Bier und kalter Rauch. Die drei bemerkten dies nicht, sie waren Teil davon.

Sehr spät gesellte sich der Vierte dazu, liess seinen braunen Ledermantel in das Sofa fallen und wurde schnell Teil des Gesamtkunstwerks.

Nachdem sich auf und unter dem Tisch viel Leergut und um den Ascher ein Hügel, wie nach einem Lagerfeuer am nächsten Morgen, angehäuft hatte, war plötzlich eine fünfte Person im Raum. Keiner hatte bemerkt, wie sie hereingekommen war. Sie hätte gut und gerne auch durch die Wand gekommen sein können.

Das Licht im Zimmer erlosch. Alle verstummten. Es war mucksmäuschenstill. Eine Frau auf einem fauchenden Drachen reitend, schwebte plötzlich, mit einem schwarzen Tschador bekleidet im Raum. Vier feurige Augen starrten sie an und die schwarzen unter der Maske wanderten von einem zum anderen. Ritschie fiel beinahe die brennende Zigarette aus den Fingern, nachdem die Augen letztendlich, auf ihm alleine, ruhten und sich nicht mehr weiter bewegten.

Eine gespenstische Szene. Alle waren erstarrt vor Schreck.

Sie stieg majestätisch von ihrem Gefährt und wies ihn mit ihrem Zeigefinger in eine Ecke des Zimmers. Schmollend verzog sich das Untier.

Sie beugte sich zu Ritschie hinab, nahm ihm die Lulle aus der Hand und rollte das restliche Zigarettenpapier auseinander. Die brennende Glut schien ihr nichts auszumachen. Sie überflog das Papierchen, auf dem offensichtlich mit kleinen griechischen Buchstaben etwas geschrieben stand.

Dann richtete sie sich auf und erhob den rechten Arm. Ihr Zeigefinger wies drohend auf das geflickte Bombenloch an der hohen Stuckdecke, das Orakelpapier heilt sie zwischen Mittel- und Ringfinger. Plötzlich leuchtete die siebenzackige silberne Krone auf ihren Kopf in mattem Licht, sodass sie eine Ähnlichkeit mit der Freiheitsstatue annahm.

Dann erhob sie ihre tiefe Stimme und prophezeite:

„Deine Zeit wird kommen. Du wirst der Held des Volkes werden! Siehe, eine achte Endzeitplage, wird kommen! Nebeltröpfchen werden den Menschen den Atem nehmen und die Energie aussaugen!“

Dann ging sie zu ihrem Drachen, hielt das Los vor sein Feuer speiendes Maul, sodass es verbrannte, steig auf seinen Rücken und verschwanden, wie sie kommen waren.

Zwischen Phillipsburg und Biblis

… lag früher einmal das Gebiet, das man ‚Kurpfalz‘ nannte, zumindest so ungefähr. Die Kurfürsten von der Pfalz gehörten immerhin zum erlauchten Kreis derer, die bei der Wahl des römischen Kaisers Deutscher Nation mitbestimmen durften. Mit ihrer Hauptstadt Heidelberg, etwa in der Mitte, lebte dort ein strebsames Völkchen, das die Natur allerdings vom Wetter und vom Boden her besonders verwöhnte:

Die wärmsten Sommer, Gewitter im Mai und eine fruchtbare Bodenbeschaffenheit, die sich vor allem durch Lehm und Sand auszeichnete. Nicht etwa steinige, durch Malmkalk durchsetzte Äcker wie an der schwäbischen Alb, keine trockenen Streusandbüchsen, wie in Brandenburg. Nein hier in der Kurpfalz passte alles zusammen und es wuchsen Wein, alle Arten von Gemüse bis hin zum Spargel prächtig. Neben dem verwitterten Buntsandstein an der Abbruchkante zum Rheintalgraben, hat auch der Südwestwind seit Jahrmillionen Sahara-Sand über das Rhônetal und die Burgundische Pforte dorthin getragen, der zu besonders fruchtbarem Lössboden wurde. Etwas Hühnermist im zeitigen Frühjahr eingegraben und eine reiche Ernte war in den allermeisten Jahren gesichert.

Da wundert es nicht, dass ein wirklich grosses Fass im Keller des Residenzschlosses nötig war, um die Weinabgabe des Zehnten, der üblichen Steuer damals, aufnehmen zu können.

Dennoch blieben die Könige dort zunächst bis auf einen, den Karl Theodor, eher bescheiden. Trotzdem kamen die Franzosen gerne in kriegerischer Absicht über den Rhein, um sich dort im kurpfälzischen Garten Eden zu bedienen.

Besagter KT wollte zu den Grossen aufsteigen, und vereinigte die Pfalz mit Bayern, zog nach München und wie immer, wenn man zu hoch hinaus-wollte, hat er das Gegenteil damit erreicht, den in den kommenden Jahren sollte ein Napoleon ganz Europa mit seinen Soldaten überrennen und danach eine neue politische Ordnung herstellen:

Die Achse München – Mannheim, das inzwischen Heidelberg abgelöst hatte, war ihm ein Dorn im Auge und er zerschlug kurzerhand die Kurpfalz so vollständig, dass sie für immer unterging und den Bewohnern fortan nur noch ihr freundlicher, geselliger Dialekt blieb.

Die beiden wichtigsten Städte Heidelberg und Mannheim wurden einem bedeutungslosen markgräflichen Baden zugeschlagen, das sich dann grossspurig ‚Großherzogtum‘ nennen durfte, aber doch nur ein kleiner Pufferstaat zwischen Deutschland und Frankreich war.

In den Folgejahrzehnten der industriellen Revolution wurde auf deren Höhepunkt im Süden in Phillipsburg und im Norden in Biblis zwei riesige Atomkraftwerke mit jeweils zwei Blöcken, d.h. Brennkammern errichtet. Stieg man in dem kleinen ehemals kurpfälzischen Städtchen, ziemlich in der Mitte der beiden Standorte auf den Berg, erreichte man den Hirschkopfturm, von dem aus man beide AKW sehen konnte.

Zwar wurden die beiden Nuklearbetriebe noch vor der Katastrophe stillgelegt, aber sie waren dennoch nicht frei von Radioaktivität und des-wegen ein besonders attraktives Ziel für zwei Atomraketen, die die dort angesammelte Brennabfälle breit in das ehemals so fruchtbare Land verteilten und den besonders ‚schmutzigen‘ Effekt der Bomben selbst um ein mehrfaches verstärkten.

Hier überlebten nur sehr wenige Menschen und im Vergleich zu Wien, Oberbayern, Thüringen und Hameln war das Leben dort viel weiter zurück geworfen.

Deswegen war diese Gegend lange Zeit für einen War-Lord kein lohnendes Territorium und es wurde eher lustlos von einem zum anderen Gebiet verschoben. Einmal kümmerte sich der War-Lord von Frankfurt, dann von Stuttgart und von K-Town. Es hiess ja eigentlich Kaiserslautern, aber dieser Name war im Amerikanischen nicht aussprechbar für die GI’s, die ja in Massen im benachbarten Ramstein stationiert gewesen waren. Ramstein, wo heute nach der Katastrophe der grösste Kratersee sein verstrahltes Dasein fristete.

Erst mit Hölzerlips trat eine Wende ein, da er ein besonders brutaler Typ war und sich als eigenständige Einheit durch geschicktes Austricksen der anderen drei etablieren konnte. Sein Hauptquartier war der Saukopftunnel in Weinheim, der einen hinreichenden Schutz vor Radioaktivität und mit einer Länge von 2,7 km ausreichend Platz für seine Eingreiftruppe bot. Ausserdem war gleich neben dem Saukopf, der Hügel, durch den der Tunnel führte, mit dem Hirschkopf und dem dortigen Turm auf dem Gipfel ein strategisch hervorragender Beobachtungsposten geboten, um feindliche Bewegungen frühzeitig zu erkennen.

Mein Tagebuch und ich

Ich hatte früher schon immer gerne Situationen für mich festgehalten, aber erst seit einigen Jahren nehme ich mir die Zeit und schreibe täglich alles Wichtige auf, zumindest das, was ich für wichtig halte.

Nach einigen Jahren hatte sich mein Tagebuch dann plötzlich verselbständigt: Meine zuerst nur dürren Worte und Zeilen personifizierten sich. Ich begann mit ihm schreibend zu reden. Das Tagebuch wurde mein Kummerkasten und dann, wenn es mir ganz gut ging auch mein applaudieren-derTriumph. Das war dann auch der Zeitpunkt, als ich eines Morgens schrieb:

Ich möchte mit meinem Tagebuch zusammen beerdigt werden.

Nach diesem klaren Statement folgten Sätze wie:

Wie schön ist es jetzt hier, mit meinem Tagebuch zu kommunizieren, bei einem guten Macchinetta-Kaffee

oder

Immer wenn ich TGB schreibe, kommt ein innerer Friede in mir auf und ich fühle mich plötzlich wohl. So auch jetzt! Plötzlich passt alles zusammen, SWR2 mit Musik von Hildegard von Bingen, Lektüre von Moravia undbefeuert meine positiven Gefühle.

Moravia1 erzähltsehr sinnig über Tagebuch – Roman – Realität – sein Ich. Das gefällt mir! Endlich schreibt ein Autor offen über sein Verhältnis zu seinem Tagebuch.

Haben alle Autor*innen ein Verhältnis zu ihrem Tagebuch? Luise Rinser2, Max Frisch3 und nicht zu vergessen,das wunderbare Doppeltagebuch von den Geschwistern Groult4. Natürlich haben alle diese Vorbilder mich und mein Umgang mit meinem Tagebuch geprägt.