Rettungskreuzer Ikarus 69: Clanhändler-Codex - Holger M. Pohl - E-Book

Rettungskreuzer Ikarus 69: Clanhändler-Codex E-Book

Holger M. Pohl

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Beschreibung

Die Clanhändler sind neu im Gebiet des Freien Raumcorps. Sie haben einen Kodex, der seltsam und antiquiert anmutet. Er ist streng und bietet Fallstricke, in die man sich nur allzu leicht verheddert. Das müssen auch Roderick Sentenza und seine Crew feststellen, als sie nach einer Havarie zu Hilfe gerufen werden. Dabei geht es aber um weit mehr, als nur darum, medizinische Hilfe zu leisten. Doch ehe Roderick Sentenza das Rätsel lösen kann, wird er Opfer des Kodex und man verdächtigt ihn eines Mordes.

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Seitenzahl: 155

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Inhalt

Impressum

Prolog

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Impressum

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg Oktober 2017 Alle Rechte vorbehalten. © Dirk van den Boom & Thorsten Pankau Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Titelbild: Lothar Bauer Umschlaggestaltung: Timo Kümmel Endlektorat: André Piotrowski ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-556-3 ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-558-7 Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

Prolog

Der Rettungskreuzer Ikarus des Freien Raumcorps wird dafür eingesetzt, in der besiedelten Galaxis sowie jenseits ihrer Grenzen all jenen zu helfen, die sich zu weit vorgewagt haben, denen ein Unglück zugestoßen ist oder die anderweitig dringend der Hilfe bedürfen. Die Ikarus und ihre Schwesterschiffe sind dabei oft die letzte Hoffnung bei Havarien, Katastrophen oder gar planetenweiten Seuchen. Die Crew der Ikarus unter ihrem Kommandanten Roderick Sentenza wird dabei mit Situationen konfrontiert, bei denen Nervenstärke und Disziplin alleine nicht mehr ausreichen. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um diesen Dienst machen zu können – denn es sind wilde Zeiten …

Roderick Sentenza saß in Sally McLennanes Arbeitsraum auf Vortex Outpost.

»Wird Darkwood überleben?«

Er zögerte mit der Antwort. Konnte er Anandes Diagnose schon als gesichert weitergeben? Aber Old Sally würde sich mit vagen Auskünften nicht zufriedengeben, das wusste er. »Ja. Aber es lässt sich nicht vorhersagen …« Er zuckte die Achseln.

»Ob er noch bei voller geistiger Gesundheit sein wird oder nicht«, vollendete die Kommandeurin des Rettungsteams seinen Satz.

Sentenza nickte.

»Hoffen wir das Beste für ihn. Es wäre schade um den Mann.« Sie sagte es kühl, fast teilnahmslos, aber der Captain der Ikarus wusste, dass sie durchaus Mitgefühl hatte. Zumindest manchmal. »Konnte er noch mehr sagen, ehe er ins Koma versetzt wurde?«

»Nicht viel, vor allem war es wirres Zeug. Nur einen Begriff wiederholte er ständig. Oder einen Namen.«

Die Frau hob fragend die Augenbrauen.

»Sansiro Sandstar. Das war es jedenfalls, was wir verstanden haben.«

»Eine Idee, was oder wer das ist?«

»Nein. Wir haben es durch jede erdenkliche Datenbank laufen lassen. Nichts! Der Begriff oder Name taucht nirgendwo auf. Ich habe sogar ein paar meiner letzten Kontakte im Multimperium und Commonwealth bemüht. Erfolglos! Ich halte es für möglich, dass Darkwood zu verwirrt war, um klar und deutlich zu sprechen. Wahrscheinlich hat er etwas ganz anderes gesagt oder gemeint, nur wir haben es so verstanden.«

»Aber diese Worte sind alles, was wir haben.«

»Ja.«

»Ikswor konnte Ihnen auch nicht weiterhelfen?«

Sentenza schüttelte den Kopf. »Der Marshal hat Vortex Outpost bereits kurz nach unserer Ankunft wieder verlassen. Niemand wollte mir sagen, wohin.«

Sally McLennane lächelte, aber es war ein kaltes, freudloses Lächeln. »Die Marshals lassen sich nicht gern in die Karten schauen. Auch – oder sollte ich besser sagen: gerade – von mir nicht.« Sie nickte ihm zu. »Im Augenblick bleibt uns also nichts anderes übrig, als abzuwarten.«

»So sieht es aus.«

McLennane bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick, dann zuckte sie die Achseln. »Nun gut, es ist, wie es ist. Wir können es nicht ändern. Gehen wir also zum Tagesgeschäft über. Die Ikarus?«

»Sie ist überholt und einsatzbereit.« Im Wesentlichen stimmte das. Der Rettungskreuzer war so bereit, wie er sein konnte, ebenso seine Besatzung. Dass die KI des Schiffes ein Geheimnis barg und niemand sagen konnte, ob oder wann das zu Problemen führen konnte, darüber wusste außer der Crew niemand etwas. Aber sie waren sich einig, dass das auch bis auf Weiteres so bleiben sollte.

»Sehr schön. Dann sollten Sie und Ihre Leute die Ruhe genießen, solange sie andauert.«

»Was erfahrungsgemäß nicht lange währt. Irgendjemand muss immer irgendwo gerettet werden.«

McLennane lächelte kühl. »Dazu, Captain Sentenza, ist das Rettungsteam da.«

Bei ihrer Rückkehr nach Vortex Outpost waren sie von Thorpa bereits erwartet worden. Der Pentakka erzählte nicht viel über die Konferenz, an der er teilgenommen hatte. Entweder war sie nicht so verlaufen, wie er es sich gewünscht hatte, oder es waren Dinge vorgefallen, über die er nicht reden wollte. Sie erfuhren nicht mehr, als dass er sich noch mehr anstrengen musste, um die menschliche Psyche zu verstehen.

Weenderveen hing die meiste Zeit mit Jason Knight ab, der sich momentan auf der Raumstation aufhielt. Trooid war damit beschäftigt, sich mit ein paar erst kürzlich eingebauten elektronischen Systemen der Ikarus besser vertraut zu machen. An’ta war mit irgendetwas zugange, von dem Sentenza nicht wusste, was genau es war. Sonja und er kümmerten sich um Freddy, ihren gemeinsamen Sohn.

Der Einzige, der wirklich etwas zu tun zu hatte, war Anande. Er hielt sich die meiste Zeit in der Krankenstation von Vortex Outpost auf und unterstützte dort die Ärzte, die sich um die Behandlung ihres Patienten kümmerten, den sie von Edding mitgebracht hatten.

Dorian Darkwood rang mit dem Tod. Zwar hatte das Beseitigen der Boomium-Strahlungsquelle in Form eines Armbands dafür gesorgt, dass er – wie alle anderen Patienten auch – von den aggressiven, mutierten Steinalgen befreit werden konnte, doch das war zunächst einmal alles, was geschah. Der reversible Vorgang der Zellwucherung ging lange nicht mehr so stark zurück, wie das noch zu Beginn, also, kurz nachdem man den Patienten die Armbänder abgenommen hatte, der Fall gewesen war. Darkwood hatte zwar seine menschliche Gestalt weitgehend zurückerhalten, aber in vielerlei Hinsicht standen die Mediziner noch vor zu vielen Rätseln. Niemand konnte sagen, ob Darkwood oder die anderen Patienten überleben würden oder nicht.

Anande und die Mediziner von Vortex Outpost standen in regelmäßigem Kontakt mit den Ärzten und Wissenschaftlern auf Edding. Der Minenplanet war ja quasi um die Ecke. Doch weder auf der Station noch auf Edding kam es zu einem entscheidenden Durchbruch. Sie hatten einen Status quo erreicht. Doch die Zukunft musste zeigen, was das bedeutete. Sie brauchten entweder einen genialen Geistesblitz oder ein Wunder, um eine endgültige Heilung herbeizuführen. Und beides ließ sich nicht erzwingen.

Die Tage vergingen und Sentenza begann sich zu fragen, wann wohl der nächste Einsatz anstehen würde. Er hegte starke Zweifel daran, dass die Ruhe noch lang anhalten würde.

»Neuigkeiten von Darkwood?«, wollte Sentenza wissen, als er auf der Ikarus mit Anande zusammentraf.

»Keine, die Anlass zu Optimismus geben«, gab der Arzt zurück. »Die durch die Steinalgen hervorgerufenen Zellschäden sind enorm. Das, was wir als Schwellungen bezeichnen, ist zwar weitgehend verschwunden, doch das ist auch der einzige größere Erfolg, den wir verzeichnen können.«

»Den anderen auf Edding …«

»… ergeht es genauso. Es sieht nach wie vor so aus, als zögerten wir ihren Tod nur hinaus.« Es klang beinahe resigniert, wie Anande das sagte.

»Ihr habt Zeit gewonnen!«, versuchte Sentenza ihn aufzubauen. »Ohne eure Maßnahmen wären sie alle schon lange tot.«

Es dauerte einen Augenblick, dann nickte der Mediziner zögernd. »Du hast recht«, stimmte er zu, »und das dürfen wir nicht übersehen. Es ist zwar nicht viel und nichts, was uns entscheidend weiterbringt, aber … Und wie sieht es hier aus?«

Der Captain zuckte die Achseln. »Genauso. Wir warten auf unseren nächsten Einsatz.«

»Der über kurz oder lang kommen wird, wie wir wissen.«

»Wirst du an Bord sein, wenn es losgeht?«

Anande nickte. »Die Leute um Nepanter brauchen mich nicht. Sie haben die Sache im Griff, und solange wir nicht mehr tun können, als zu beobachten, bin ich dort entbehrlich.« Er grinste säuerlich. »Wahrscheinlich wäre ich das aber auch, wenn sie etwas tun könnten. Nepanter ist gut und seine Crew ebenfalls.«

Sentenza grinste unwillkürlich. Das Gefühl kannte er. Einerseits wollte man dabei sein, doch andererseits wusste man nur zu genau, dass man nicht gebraucht wurde. Für einen Moment wurde sein Gesicht nachdenklich, dann fragte er: »Kann man mit Darkwood sprechen?«

»Er liegt in einem künstlichen Koma.«

»Aber du könntest ihn daraus erwecken.«

»Könnte ich wahrscheinlich, wenn es auch mit Schwierigkeiten verbunden sein dürfte, aber wie du weißt, ist er nicht mehr in meiner Obhut. Er ist nicht mehr mein Patient. Die medizinische Abteilung von Vortex Outpost trägt jetzt die Verantwortung.«

»Er hat möglicherweise Informationen, die uns helfen könnten.«

»Uns?« Anande lächelte. »Ich wusste nicht, dass es unsere Sache ist.«

»Du weißt, wie ich es meine. Und was ich meine.«

Für einen Augenblick sah Anande verwirrt drein, dann nickte er verstehend. »Die KI!«

»Richtig. Nedmoob und alles andere, das überlasse ich gern den Marshals. Aber ich will wissen, was mit unserer KI ist.«

»Sie macht keine Zicken, oder?«

»Nein, nicht im Augenblick. Aber das muss nicht heißen, dass es auch so bleibt.« Sie hatten wieder und wieder versucht, aus der mit Outsider-Technologie aufgerüsteten KI der Ikarus etwas herauszubekommen, etwas über das, was damals auf und um Valeran geschehen war. Doch die KI schwieg sich aus. Oder tat so, als wüsste sie von nichts.

»Wenn du etwas von ihm erfahren willst, sprich mit den Ärzten, Roderick.«

»Das werde ich tun. In der Tat.«

Roderick Sentenza betrat die große Krankenstation von Vortex Outpost. Er orientierte sich einen Moment, dann folgte er dem Wegweiser zur Quarantänestation. Dort hatte man Darkwood untergebracht.

Er betrat ein Vorzimmer der Station und sah sich um. Kein Arzt, keine Krankenschwester. Nur hinter einer Art Empfangstresen saß eine junge Frau. Sie war zivil gekleidet und gehörte offensichtlich nicht zum medizinischen Team, sondern arbeitete lediglich in der Verwaltung der Krankenstation. Er steuerte auf sie zu.

»Guten Morgen!«, grüßte er freundlich, als er an der Theke stehen blieb.

Die Frau sah auf, und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Guten Morgen, Captain Sentenza!«, grüßte sie freundlich zurück. »Was kann ich für Sie tun?«

Er war nicht verwundert, dass sie ihn kannte. Roderick Sentenza gehörte auf gewisse Art zur Prominenz von Vortex Outpost. Er hatte sich daran gewöhnt, von Leuten mit dem Namen angesprochen zu werden, denen er nie im Leben begegnet war. »Ich suche Dr. Nepanter.«

»Der Chef ist gerade auf Visite«, gab die junge, hübsche Frau zurück. »Aber ich kann ihn rufen, wenn Sie möchten.«

Sentenza winkte ab. »Keine Umstände, Miss …« Er sah auf ihr Namensschild. »Miss Warden. Ich kann warten. Ich habe es nicht eilig.« Das stimmte nur teilweise. Eilig hatte er es im wörtlichen Sinne nicht, dennoch nagte die Neugier in ihm.

Er wollte wissen, ob Darkwood noch etwas zu sagen wusste. Der Geheimdienstmann war von den Sicherheitsbehörden vernommen worden, ehe man ihn ins künstliche Koma versetzt hatte. Sentenza kannte zwar diesen Bericht – ein Vorteil, wenn man eine exponierte Funktion wie er innehatte –, doch er war sich sicher, dass Darkwood mehr wusste als das, was er den Marshals erzählt hatte. Natürlich war er von ihnen nach Sansiro Sandstar befragt worden, sie hatten aber lediglich zur Antwort erhalten, dass Darkwood nicht wisse, woher er diese Worte habe.

Sentenza kannte Darkwood nicht besonders gut. Sie waren sich nach den Ereignissen auf Valeran noch ein paarmal über den Weg gelaufen, doch dann hatte er Darkwood aus den Augen verloren. Das war mittlerweile ein paar Wochen her. Doch obwohl sie sich nicht nahestanden, so hatte Sentenza doch das Gefühl, dass es einen Grund gab, warum Darkwood auf Edding gerade ihn zu sprechen verlangte, um ihm den Begriff oder den Namen Sansiro Sandstar zu nennen.

Sentenza ließ sich in einen der Sessel nieder, die im Empfangsraum der Quarantänestation standen, und wappnete sich mit Geduld.

Niob Nepanter war ein großer, schlanker Mann undefinierbaren Alters. Er leitete die Quarantänestation des VOCH, des Vortex Outpost Central Hospitals, erst seit kurzer Zeit. Sentenza war ihm zwischen ihren Einsätzen ein paarmal begegnet. Meist dann, wenn sie Verwundete oder Kranke nach einer Mission an das VOCH überstellt hatten. Seine Haut hatte einen dunklen Farbton und die hellen, fast weißen Haare bildeten einen einprägsamen Kontrast. Wer Niob Nepanter einmal begegnet war, würde ihn nicht so schnell vergessen.

»Das kann ich nicht verantworten, Captain!«, lehnte der Mediziner mit ruhiger, aber bestimmter Stimme ab, nachdem Sentenza seinen Wunsch vorgetragen hatte. »Ich werde Mr. Darkwood nicht aus dem Koma holen, nur damit Sie ihn mit Fragen löchern.«

»Genau genommen, Doc, ist es nur eine Frage«, verbesserte Sentenza. »Und die wird er mir sehr schnell beantworten können.«

»Ob eine oder mehrere Fragen, das ändert an meiner Antwort nichts.«

Er hatte befürchtet, dass der Mediziner ablehnen würde. Anande hatte ihn darauf vorbereitet. Seiner Meinung nach war Nepanter ein hervorragender Arzt, der das Wohl seiner Patienten über alles stellte. »Er wird sich auch von einem Captain des Rettungsteams nicht beeindrucken lassen«, hatte Anande gemeint. »Man sagt, ein Ja von ihm sei genauso unerschütterlich wie ein Nein.«

Doch so leicht wollte Sentenza nicht aufgeben. »Doc, Darkwood und die anderen zu heilen, ist ganz sicher wichtig. Ich verstehe das. Doch der Mann weiß etwas, was sehr wahrscheinlich verhindern kann, dass etwas Derartiges überhaupt noch einmal geschieht.«

»Und warum sind dann Sie hier, Captain? Warum kein Marshal oder ein Angehöriger des Raumcorps-Geheimdienstes?«

Sentenza hätte Nepanter antworten können, dass der Rettungsdienst Teil des Geheimdienstes war, aber er wusste, wie der Mediziner seine Frage meinte. Nepanter hielt ihn nur für den Captain eines Rettungskreuzers. Dafür war er bekannt und oft wurde die Tatsache ignoriert, dass Roderick Sentenza den Rettungsdienst auch leitete. Allerdings war der dazugehörige Papierkram nicht so ganz sein Ding und er überließ diesen »verantwortungsvollen« Job gerne anderen. Und irgendwelche kriminellen Machenschaften aufzudecken, gehörte in den Augen vieler ebenfalls nicht zu den Aufgaben der Besatzung eines Rettungskreuzers. Doch die Crew der Ikarus hatte schon mehr getan als das. Unter anderem die Galaxis gerettet. Oder zumindest Teile davon. Ein Grund von mehreren, warum das Rettungsteam dem Geheimdienst unterstellt worden war: Ihre Missionen führten sie immer wieder in Situationen, die gefährlich waren und deren Auswirkungen man nicht abschätzen konnte.

»Sie haben natürlich recht, Doc. Es geht mich eigentlich gar nichts an. Aber verstehen Sie …« Er schilderte in einfachen, kurzen Worten das, was seinerzeit auf Valeran geschehen war und wie sie in die Sache auf Edding geraten waren. »Sie sehen, wenn jemand ein Interesse haben kann, die Sache aufzuklären, dann bin ich das.« Er grinste Nepanter an.

Der Blick des anderen verriet Verständnis, zugleich aber auch weiterhin Ablehnung.

»Doc, bitte, es ist nur für ein paar Minuten!«

»Ich habe Nein gesagt, Captain, und es bleibt dabei. Ich …« Der leise, singende Ton des Koms unterbrach ihn. »Was gibt es?«, meldete er sich.

»Sie sollten sofort zu Mr. Darkwood kommen, Doktor«, vernahm Sentenza eine weibliche Stimme. »Etwas … geschieht.«

Nepanter warf dem Captain einen Blick zu und nickte kaum merklich. »Kommen Sie mit!«

Kurz darauf eilte Sentenza hinter dem Arzt her.

Als sie das Zimmer erreichten, in dem Darkwood untergebracht war, herrschte dort Aufregung. Zwei Ärzte und drei Schwerstern standen um das Bett herum, redeten durcheinander und gestikulierten mit Armen und Händen.

»Was ist passiert?« Nepanter sprach nicht sehr laut, doch seine Stimme ließ die anderen verstummen.

Einer der Ärzte übernahm die Erklärung: »Wenn wir das wüssten, Chef, dann wären wir glücklicher.« Er zeigte auf die Monitore. »Sein Blutdruck stieg unvermittelt an, gleichzeitig erhöhten sich die Pulsfrequenz und seine Gehirntätigkeit. Das dürfte eigentlich nicht sein. Die Medikamente müssten nach wie vor wirken und ihn im künstlichen Koma halten. Es sieht aber ganz danach aus, als würde er trotzdem aufwachen.«

Mit ein, zwei schnellen Schritten war Nepanter an der Seite des Arztes und sah auf den Monitor. Seine Stirn legte sich in Falten und er sah Sentenza an. »Vielleicht kommen Sie doch dazu, ihm die Frage zu stellen, die Sie stellen wollen und die Ihnen so wichtig ist.«

Sentenza erwiderte den Blick des Mediziners gelassen. »Sie nehmen nicht an, dass ich etwas damit zu tun habe.«

Nepanter zuckte die Achseln, dann wandte er sich wieder an sein Team. »Wir müssen das genau überwachen.«

»Sollen wir die Medikamentendosis erhöhen, damit sich das Koma stabilisiert?«

»Nein. Wir werden den Dingen ihren Lauf lassen. Vielleicht gehört das zum Heilungsprozess. Wir wissen viel zu wenig über die Auswirkungen dieser Steinalgen oder der von ihnen hervorgerufenen Abwehrprozesse.«

»Sie denken …« Der andere Arzt schüttelte den Kopf.

»Ich denke im Moment gar nichts, Grave.«

Ein paar Minuten vergingen, in denen kaum etwas gesprochen wurde. Die wenigen Worte, die gewechselt wurden, waren medizinische Fachbegriffe, die Sentenza nichts sagten. Anande an seiner Stelle hätte damit bestimmt etwas anfangen können.

»Er wacht auf!«, sagte plötzlich eine Schwester.

Sentenza trat näher an das Bett heran, wohlweislich darauf bedacht, dem medizinischen Team nicht im Weg zu stehen.

Darkwood hatte schon sehr große Ähnlichkeit mit dem Mann, den er von den Ereignissen auf Valeran her kannte. Es war kaum noch etwas von den Auswirkungen der Steinalgenpest zu sehen. Die Zellwucherungen waren fast vollständig zurückgegangen. Nur hier und da waren noch ein paar wie geschwollen wirkende Körperstellen zu sehen.

Während Sentenza den Mann beobachtete, schlug dieser die Augen auf. Der Blick wirkte klar. »Wo bin ich?«, hörte er Darkwood fragen.

»Auf Vortex Outpost«, erklärte Nepanter.

»Was ist geschehen?«

»Sie erinnern sich nicht?«

Ein kurzes, zögerliches Kopfschütteln.

»Was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern?«

»Ich habe mich in eine Gruppe Sklaven eingeschleust und wir wurden auf ein Raumschiff gebracht. Das ist das Letzte.«

Sentenza drängte sich sanft nach vorn. Er warf Nepanter einen Blick zu und dieser nickte.

»Hallo, Darkwood!«, meinte er dann.

»Captain. Was ist passiert?«

Hatte Darkwood tatsächlich die Erinnerung daran verloren, was auf Edding geschehen war? Als sie ihn dort gefunden hatten und Anande ihm das Armband mit dem Boomium-Strahler abgenommen hatte, war sein Zustand wie der aller anderen Erkrankten anfangs sehr schnell besser geworden. Darkwood hatte sogar noch ein paar Worte sagen können, ehe er von Anande in das künstliche Koma versetzt worden war. Genau deswegen war Sentenza ja in diesem Augenblick im VOCH. Auf Edding hatte Darkwood jedoch den Eindruck erweckt, als sei er sich seiner Lage und dessen, was um ihn herum geschah, durchaus bewusst.

»Haben Sie noch eine Erinnerung daran, was auf dem Raumschiff geschah? Oder danach? Was auf Edding geschah?«

Darkwood sah ihn nachdenklich an, dann schüttelte er den Kopf. »Was oder wer ist Edding?«

»Ein Planet, Darkwood. Genau gesagt: ein Minenplanet. Dort ist etwas geschehen, worin die Ursache liegt, dass Sie jetzt hier sind. Sie sagten auf Edding etwas zu mir; etwas, was Ihnen wichtig erschien. Ein Name oder ein Begriff: Sansiro Sandstar. Klingelt da etwas bei Ihnen?«

Einen Moment sah es so aus, als wolle Darkwood den Kopf schütteln, aber dann hob er die Augenbrauen. »Ja, doch, daran erinnere ich mich! Ich habe das auf dem Raumschiff gehört. Glaube ich. Und ich erinnere mich daran, dass ich dachte, dass es wichtig für Sie ist.«

»Weshalb?«

»Weil … weil …« Darkwood schloss die Augen, dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann es Ihnen nicht sagen.«

»Können Sie mir sonst etwas darüber verraten? Ist es eine Frau, ein Mann oder einfach nur eine Sache?«

»Tut mir leid, Captain, aber ich erinnere mich nur daran, dass es wichtig ist.«

»Wem?«

»Das weiß ich ebenfalls nicht. Ich habe diese Worte gehört, vielleicht aber auch gelesen und weiß, dass sie wichtig sind. Aber an mehr kann ich mich nicht erinnern.«

»Ist es ein Name oder ein Begriff?« Sentenza wollte sich nicht zufriedengeben.