Rettungskreuzer Ikarus 78: Die Seelenlosen - Holger M. Pohl - E-Book

Rettungskreuzer Ikarus 78: Die Seelenlosen E-Book

Holger M. Pohl

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Beschreibung

Arthur Trooid und Dorian Darkwood sind auf Peinecke gefangengenommen worden. Sie stehen dem gegenüber, der eine Rolle spielt, die Darkwood bislang noch nicht durchschaut: Axis Gambon, der neue Clan-Chef des Gambon-Clans. Doch ist er der, der er vorgibt zu sein? Auf Vortex Outpost versucht Darius Weenderveen dem seltsamen Verhalten Trooids auf die Spur zu kommen. Doch nicht nur der Droid benimmt sich anders als gewohnt. Alle, die auf Peinecke dabei waren, zeigen ein absonderliches Verhalten. Während Trooid unbedingt auf den Clanhändler-Planeten wollte, möchten Weenderveen, Sentenza und die anderen dieser Welt keinesfalls zu nahe kommen. Was steckt dahinter? Und was hat die KI der Ikarus damit zu tun?

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Seitenzahl: 143

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Inhalt

Impressum

Prolog

Rückblende

Gegenwart

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Impressum

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg April 2020 Alle Rechte vorbehalten. © Dirk van den Boom & Thorsten Pankau Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Titelbild: Lothar Bauer Umschlaggestaltung: Timo Kümmel Endlektorat: André Piotrowski ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-711-6 ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-726-0 Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

Prolog

Der Rettungskreuzer Ikarus des Freien Raumcorps wird dafür eingesetzt, in der besiedelten Galaxis sowie jenseits ihrer Grenzen all jenen zu helfen, die sich zu weit vorgewagt haben, denen ein Unglück zugestoßen ist oder die anderweitig dringend der Hilfe bedürfen. Die Ikarus und ihre Schwesterschiffe sind dabei oft die letzte Hoffnung bei Havarien, Katastrophen oder gar planetenweiten Seuchen. Die Crew der Ikarus unter ihrem Kommandanten Roderick Sentenza wird dabei mit Situationen konfrontiert, bei denen Nervenstärke und Disziplin alleine nicht mehr ausreichen. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um diesen Dienst machen zu können – denn es sind wilde Zeiten …

Rückblende

Es hatte begonnen, als Trooid seinen Wunsch – oder besser gesagt: seine Absicht – geäußert hatte, nach Peinecke zu fliegen. Etwas, was Weenderveen sofort widerstrebt hatte. Alles in ihm hatte sich dagegen gesträubt, auch nur darüber nachzudenken, der Clanhändler-Welt noch einmal zu nahe zu kommen.

Im ersten Moment hatte er der Sache nicht viel Bedeutung beigemessen. Er hatte seine Abneigung den durchlebten Ereignissen auf Peinecke zugeschrieben.

Doch dann hatten die Kopfschmerzen eingesetzt. Jeder Mensch bekam im Laufe seines Lebens aus irgendeinem Grund Kopfschmerzen. Mal waren es nachvollziehbare Ursachen: zu viel Alkohol, zu wenig Schlaf, zu viel stickige Luft. Dann gab es aber auch noch die unerklärlichen, manchmal krankheitsbedingten Auslöser.

Doch dieser Kopfschmerz war anders. Er war einfach da und Weenderveen wusste nicht, warum. Er konnte sich nicht erklären, weshalb er ihn hatte. Und er ging einfach nicht weg, gleichgültig was er auch dagegen unternahm. Manchmal war er stärker, manchmal schwächer, kaum spürbar. Doch er verschwand nie völlig.

Gegenwart

Darius Weenderveen fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Ganz und gar nicht wohl.

Verrückt!, dachte er. Die ganze Sache ist völlig verrückt!

Er rieb sich die Schläfen. Dieser Kopfschmerz plagte ihn nun schon seit einiger Zeit. Etwas völlig Ungewohntes. Nun ja, manchmal kommt es schon vor, gestand er sich ein. Sehr selten, aber manchmal. In der Regel nach einem gemütlichen Abend mit Jason in irgendeiner der Bars von Vortex Outpost. Aber dieser Kopfschmerz war anders. Und ganz sicher nicht die Folge eines Abends mit seinem Freund. Dazu waren die Schmerzen zu hartnäckig. Im Hintergrund immer lauernd vorhanden.

Er sah auf die Uhr. Jason verspätete sich.

Ob alles reibungslos gelaufen ist?

Weenderveen hoffte es.

Wie jedem Besatzungsmitglied eines Rettungskreuzers hatte man auch ihm private Räume auf der Station zur Verfügung gestellt. Dort wartete er auf Jason Knight. Sein Freund würde sich um die Sache kümmern, hatte dieser versprochen. Im Gegensatz zu manch anderen zweifelte Weenderveen nicht an Knights Zuverlässigkeit.

Erneut sah er auf die Uhr. Gab es Probleme, dass sich Knights Besuch verzögerte? Weenderveen hoffte nicht. Noch mehr Probleme konnte er im Augenblick nicht gebrauchen.

Sentenza hatte ihm abgekauft, dass er Arthur eingehend untersuchen wollte, um dessen seltsamem Verhalten auf den Grund zu gehen. Wobei das Verhalten des Droids gar nicht so seltsam war, wie Weenderveen sich immer deutlicher eingestehen musste, je mehr er darüber nachdachte. Die fehlenden dreißig Minuten ihrer Erinnerung – ihrer aller Erinnerung! – waren etwas, was sie alle beschäftigen sollte, und zwar mehr als nur beiläufig. Als Einziger hatte sich jedoch Arthur damit intensiv beschäftigt und nicht lockergelassen. Kein Sentenza, keine An’ta, kein Anande, kein Thorpa hatte Anstrengungen unternommen, ihrer Erinnerungslücke auf den Grund zu gehen. Und auch er, Darius Weenderveen, nicht. Wenn er überhaupt intensiv darüber nachdachte, dann immer nur in Zusammenhang mit dem Droid. Und genau das war nicht normal!

Vielleicht sollte er endlich Anande aufsuchen und sich ein wirksameres Medikament geben lassen als die Tabletten, die er sich bislang in einer Apotheke besorgt hatte. Aber erst nach Jasons Besuch!

In seine Gedanken hinein meldete sich der Türsummer. Er hob den Kopf und sah auf das kleine Display neben der Tür, das sich aktiviert hatte. Er erkannte Knight.

Endlich!

»Öffnen!«, befahl er dem Servo.

Einen Moment später betrat sein Freund den Raum und der Eingang schloss sich wieder.

»Hat alles geklappt?«, wollte Weenderveen nach einem begrüßenden Kopfnicken wissen. Er und Knight kannte sich lange genug, dass sie auf lange Begrüßungen verzichten konnten.

»Natürlich, Darius. Alles läuft, wie wir es besprochen haben. Mein … Geschäftspartner ist auf dem Weg. Ich musste ihn nicht lange überreden. Metallgas ist eine äußerst lukrative Sache und die Clanhändler handeln durchaus gern damit. Nach den letzten Vorfällen nur nicht unbedingt mit dem Freien Raumcorps.« Knight wusste über fast alles Bescheid, was der Besatzung der Ikarus auf Peinecke widerfahren war. »Allerdings ist mein Geschäftspartner dafür bekannt, dass er nicht zum Freien Raumcorps gehört. Seine Auslegung von legal oder illegal ist nicht ganz deckungsgleich mit der des Freien Raumcorps. Er bewegt sich in einer Grauzone, die ihm guten Profit bringt.« Als Knight Weenderveens Blick registrierte, fügte er noch hinzu: »Aber ansonsten ist er zuverlässig!«

»Was hast du ihm gesagt?«

»Das Notwendigste. Gerade so viel, dass er versteht, worum es geht, und keine überflüssigen Fragen stellt. Er soll auf einen Freund aufpassen, der sich dummerweise in den Kopf gesetzt hat, nach Peinecke zu fliegen, obwohl er dort unerwünscht ist. Sobald sich etwas Ungewöhnliches ereignet, wird er mich sofort informieren.«

»Schade, dass du nicht selbst fliegen konntest«, sagte Weenderveen.

»Wir haben darüber gesprochen, Darius«, erinnerte Knight. »Es ist nicht unbekannt, dass wir beide befreundet sind. Die Clanhändler mögen ein wenig zurückgeblieben sein, was technische Dinge oder ihre Gesellschaft betrifft, aber Trooid und ich gleichzeitig auf Peinecke, das hätte zu Verwicklungen führen können. Im Gegensatz zu meinem Geschäftspartner habe ich Verbindungen zum Freien Raumcorps. Und so, wie du mir diesen Patriarchen, diesen Axis Gambon, geschildert hast, kann er eins und eins durchaus zusammenzählen.«

Die Nennung von Axis Gambons Namen rief Weenderveen seinen Kopfschmerz ins Gedächtnis. Er schloss die Augen und rieb sich zum wiederholten Male seine Schläfen.

»Du siehst nicht gut aus, Darius.«

Der Ingenieur der Ikarus öffnete die Augen und schenkte Knight ein gequältes Lächeln. »Kopfschmerzen, Jason. Und vielleicht auch ein wenig die Furcht vor dem, was Roderick mit mir anstellt, wenn er von der ganzen Sache Wind bekommt. Noch hat er keinen Verdacht. Noch denkt er, dass ich Arthur auf Herz und Nieren überprüfe. Noch ist er geduldig.« Weenderveen betonte diese noch auffällig. »Und solange wir keinen Einsatz haben, wird er hoffentlich auch geduldig bleiben. Sobald er jedoch erfährt, was passiert ist …« Weenderveen zuckte die Achseln. »Schlimmstenfalls kostet es nicht nur mich den Kopf. Er ist der Captain der Ikarus und verantwortlich für das, was seine Besatzung treibt. Ein Droid, der seine eigenen Entscheidungen trifft und diese auch umsetzt, wäre Wasser auf die Mühlen mancher Leute. Sie sind sowieso schon der Meinung, dass wir Arthur zu menschlich behandeln und ihm viel zu viele Rechte gewähren.«

»Wie lange wirst du Sentenza hinhalten können?«

»Wenn kein Einsatz kommt, höchstens noch eine Woche. Möglicherweise auch einen oder zwei Tage länger. Kommt jedoch ein Einsatz …« Er ließ offen, was er meinte, aber Knight verstand ihn auch so.

»Nun, dann können wir nur hoffen«, sagte sein Freund, »dass kein Einsatz ansteht und Arthur innerhalb dieser Zeit zurückkehrt und die Ikarus nicht für einen Einsatz benötigt wird und niemand in der Zwischenzeit nach Trooids Verbleib fragt.«

Ein ungutes Gefühl sagte Weenderveen, dass das fromme Wünsche waren. Und fromme Wünsche erfüllten sich selten.

Die Bewaffneten hatten Darkwood, Trooid und Nedmoob in einen Raum gebracht, der möglicherweise einmal als Lager gedient hatte. Jetzt jedoch war er leer und man hatte nur drei einfache Stühle aufgestellt. Die Männer mit den Waffen waren draußen geblieben, als die Tür sich schloss, und lediglich Axis Gambon hielt sich zusammen mit ihnen in dem spartanisch eingerichteten Zimmer auf. Seine Augen waren wachsam, aber er strahlte ein Gefühl der Sicherheit aus. Er schien sich keine Gedanken darüber zu machen, dass Darkwood oder einer der anderen ihn angreifen konnte. Er wusste ja um die Bewaffneten draußen. Darkwood war sich der Tatsache bewusst, dass ein Fluchtversuch sinnlos gewesen wäre. Selbst mit Axis Gambon als Geißel.

Der Clanhändler hatte sie mit einer Handbewegung aufgefordert, sich zu setzen, dann sah er sie eine ganze Zeit lang schweigend an. Ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen.

Das Schweigen zog sich dahin, bis schließlich Darkwood das Wort ergriff. »Sie wollten uns etwas über Ihre Pläne erzählen, Gambon. Dann schießen Sie mal los! Ich bin ganz Ohr.«

Ob Axis Gambon mit der vollen Wahrheit herausrücken würde?

Darkwood hatte seine Zweifel daran.

»Haben Sie es so eilig zu sterben, Darkwood?«

»Jeder stirbt irgendwann.«

Das Lachen, das ihm der Clanhändler schenkte, troff vor Arroganz. »Nicht jeder, Darkwood, nicht jeder. Das versichere ich Ihnen!«

»Stimmt«, gab Darkwood ihm recht. »Er zum Beispiel nicht.« Er zeigte auf Trooid. »Aber ich denke, das ist eine andere Sache.«

Axis Gambon zuckte die Achseln. »Ja und nein, doch eine Erklärung würden Sie nicht verstehen.« Der Patriarch des Gambon-Clans sah ihn auffordernd an. »Was wissen Sie über Boomium?«

Für einen Moment war Darkwood versucht zu schweigen, was Gambon mit der Frage bezweckte. Dann aber entschied er sich zu antworten und erzählte bereitwillig alles, was er über das Material vom Mond des Planeten Valeran wusste.

Gambon hörte zu und nickte immer wieder.

Darkwood ließ auch seine Spekulationen und Vermutungen über die ganze Geschichte mit der Boomium-Beeinflussung nicht aus. Nur einen Punkt seiner Überlegungen verriet er nicht. Zudem ging er davon aus, dass das meiste dem Clanhändler sowieso schon bekannt war. Als er zum Ende gekommen war, sah er Trooid an. »Habe ich etwas vergessen oder haben Sie noch etwas hinzuzufügen?«

Der Droid schüttelte den Kopf. »Nicht dazu. Doch zu etwas anderem wüsste ich gern mehr.« Trooid wandte sich an Axis Gambon. »Was hat die KI der Ikarus mit dem Ganzen zu tun?«

Darkwood hob überrascht die Augenbrauen.

Trooid schien das bemerkt zu haben, denn er erklärte in Darkwoods Richtung: »Die KI des Rettungskreuzers hat immer wieder Aussetzer, Augenblicke, in denen sie nicht sie selbst ist. Sie tut Dinge, die wir nicht verstehen und nachvollziehen, und erinnert sich anschließend nicht mehr daran. Wir vermuten, dass es etwas mit Boomium zu tun hat, denn es trat zum ersten Mal bei Valeran auf. Und seitdem immer wieder einmal.« Er richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Gambon. »Immer dann, wenn wir in etwas verstrickt werden, was mit dem Boomium zu tun hat.«

Axis Gambon ließ sich Zeit mit einer Antwort. Er kostete den Moment ganz offensichtlich genüsslich aus. Zumindest ließ seine Miene darauf schließen, so zufrieden wie er dreinblickte. Schließlich aber nickte er.

»Sie«, dabei sah er Darkwood an, »sind uns unangenehm nahe gekommen. Viel zu nahe. Würden nicht ein paar Leute hinter Ihnen stehen, die uns gefährlich werden können, dann hätten wir Sie längst beseitigt. Aber darauf müssen wir jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Unsere Position ist inzwischen unangreifbar. Was die Menschen betrifft, ist sie es auch. Ich versichere Ihnen, Trooid, mit den Aussetzern der KI der Ikarus haben wir nichts zu tun. Wir wissen nur, was sie verursacht. Oder besser gesagt: wer. Doch auch für ihn gilt, was ich soeben sagte: Wir sind unangreifbar geworden.«

Er machte eine theatralische, weit ausholende Armbewegung.

»Unsere Vorbereitungen sind abgeschlossen und wir werden in die Offensive gehen.«

»Menschenhandel mit willenlosen Menschen im großen Stil«, sagte Darkwood, obwohl er vermutete, dass es um ganz etwas anderes ging. Aber Axis Gambon sollte ruhig glauben, dass Darkwoods Gedanken in diese Richtung verliefen. Vielleicht verriet er in seiner Überheblichkeit etwas und wurde nachlässig. Jemand, der sich selbst überschätzte und für unangreifbar hielt, beging ab und zu diesen Fehler. Besonders dann, wenn er so offensichtlich damit prahlte, dass niemand ihm etwas anhaben konnte.

»Sie denken etwas kleinkariert, Darkwood. Aber das ist ein Merkmal Ihrer Spezies. Die Menschen sind nun mal ein wenig fantasielos. Glücklicherweise.«

»Du gehörst ebenfalls zu dieser fantasielosen Spezies, Gambon.« Zum ersten Mal seit einiger Zeit ließ Nedmoob sich vernehmen. Darkwood hatte ihn fast vergessen. »Die Clanhändler sind Abkömmlinge dieser Menschen, auf die du so herabsiehst!«

Axis Gambon richtete seinen Blick auf den Menschenhändler. War es ein mitleidiger Blick? »Und manchen Menschen«, sagte er herablassend, »fehlt selbst das bisschen an Fantasie, die eure erbärmliche Rasse ansonsten auszeichnet, Nedmoob.«

Er hat so gar nichts mit dem Axis Gambon gemein, den ich kennengelernt habe. War das nur eine Maske oder ist das jetzt ein anderer? Darkwood konnte sich nicht entscheiden.

»Doch wie auch immer«, sprach der Patriarch des Gambon-Clans nun wieder ihn an, »ich habe Ihnen versprochen, die eine oder andere Frage zu beantworten, die Sie umtreibt. Aber zuerst die Frage unseres künstlichen Freundes.«

»Ich bin ganz Ohr«, wiederholte Darkwood seine Aufforderung. »Und Trooid bestimmt auch.«

»Die KI der Ikarus, Trooid, hat mit unseren Plänen nichts zu tun. Es ist nur so, dass er das anders sieht. Er arbeitet gegen uns, wie er das schon seit langer Zeit tut. Die Ikarus-KI ist ein Werkzeug für ihn, mehr nicht.«

»Sie sprechen in Rätseln, Gambon«, erwiderte Trooid. »Meinen Sie die … besondere Komponente, die ein Teil der Ikarus-KI ist?«

Darkwood hatte die winzige Pause vor dem Wort besondere nicht überhört.

Auch Axis Gambon schien das nicht entgangen zu sein, denn er lächelte. »Sie denken an diese Outsider-Komponente, die ihr Captain unbedacht der KI hinzugefügt hat? Oh ja, ich weiß von ihr, auch wenn für gewöhnlich ein Geheimnis darum gemacht wird. Wir haben die Ereignisse verfolgt und hätten eingreifen können. Aber wozu? Uns war das gleichgültig und wir hatten und haben Wichtigeres zu tun. Und nein, sie hat nichts damit zu tun. Absolut nicht. Sie bedeutet nichts.«

Darkwood kannte natürlich die Berichte über die Outsider-Vorkommnisse, allerdings war er überrascht zu hören, dass die Ikarus-KI eine Outsider-Komponente besaß. Wer auf Vortex Outpost oder beim Freien Raumcorps wusste davon? Und wieso wusste Gambon Bescheid?

»Es würde zu weit führen«, fuhr Gambon fort, »Ihnen das alles erklären zu wollen. Und wie ich schon sagte, Sie würden es auch nicht verstehen. Dazu ist keiner von Ihnen alt genug. Tatsache jedoch ist, dass wir und der Andere alte Feinde sind. Wir wussten, dass er noch existiert, doch wir ahnten nicht, dass er ausgerechnet auf Irenean aktiv ist. Ansonsten hätten wir einen großen Bogen um Valerans Mond gemacht.«

Unvermittelt musste Darkwood lachen. Er konnte noch nicht viel von dem, was der Patriarch sagte, in einen Zusammenhang bringen, zumindest jedoch eine Sache glaubte er, verstanden zu haben. »Dieser Andere hat Sie in eine Falle gelockt!«

Der Clanhändler – oder was immer er war, denn Darkwood war sich inzwischen nahezu sicher, dass dieser Axis Gambon keiner war – hob die Augenbrauen. »In eine Falle? Nein.«

Aber etwas an der Art, wie Axis Gambon das sagte, ließ Darkwood an diesem Nein zweifeln. Es war zu schnell gekommen.

»Keine Falle«, bestritt Axis Gambon noch einmal, »doch unser alter Feind weiß, hinter was wir her sind. Und warum. Auf Irenean findet sich davon eine gewaltige Menge. Er musste nur dort warten. Unser Fehler bestand darin, dass wir ihn für tot, zumindest aber für inaktiv hielten und nicht damit rechneten, er könne dort auf uns warten.«

»Und was hat das nun mit der KI der Ikarus zu tun?«

»Unser alter Feind besitzt keine körperliche Existenz, Trooid. Zumindest nicht nach Ihren Maßstäben. Er braucht immer ein … Medium, das ihm dient. Einen Wirt. Vielleicht hat tatsächlich die Verbindung aus KI-Outsider-Komponente etwas damit zu tun, dass er dachte, das sei das ideale Medium. Vielleicht war es auch etwas anderes. Wir wissen es nicht. Und es ist im Grunde auch ohne Bedeutung. Er hätte sich auch Ihrer bemächtigen können.«

»Deswegen wollten Sie die Ikarus in Ihren Besitz bringen? Um seiner habhaft zu werden?«

»Richtig.«

»Und was hätten Sie dann mit ihr gemacht? Sie zerstört, um diesen ominösen Feind aus dem Weg zu räumen?«

Axis Gambon bedachte ihn mit einem amüsierten Blick. »Wäre uns daran gelegen gewesen, den Rettungskreuzer mit allem, was sich darauf oder darin befindet, zu zerstören, dann hätte ich das anordnen können, als das Schiff noch auf dem Raumhafen von Peinecke stand.«

»Also aus einem anderen Grund.«

»Sie sind sehr scharfsinnig.« Gambons Spott war nicht zu überhören.

Darkwood beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn und fixierte sein Gegenüber scharf. »Ihre Pläne«, erinnerte er. »Bislang haben Sie uns noch nichts darüber gesagt.«

»Ah, richtig, Sie haben es ja eilig zu sterben. Also, wo war ich?« Gambon rieb sich das Kinn. »Wie ich schon sagte, denkt Ihre Rasse ein wenig kleinkariert. In viel zu engen Maßstäben. Sie sehen immer nur das Offensichtliche. Ja, Boomium soll uns dazu dienen, Sie und den Rest der Galaxis gefügig zu machen.«

»Welteroberungspläne.« Darkwood lachte. »Wie kleinkariert.«