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Ein neuer Job. Eine unwiderstehliche Begleitung. Eine erstaunliche Pendelfahrt. Ramona wartet einsam auf dem Bahnsteig auf die S-Bahn. Ihr erster Tag im neuen Job. In ihrem Nacken kribbelt es. Gesellschaft kommt. Fröhlich und quirlig stellt sich Simone vor. Ramonas neue Kollegin. Ramona beißt die Zähne zusammen. Simone zieht sie magnetisch an und ihre Fantasie malt weiche Umarmungen und romantische Küsse. Ramona will nicht noch eine Kündigung wegen Flirts am Arbeitsplatz. Aber Simone lässt sich nicht einfach ignorieren. Ob sie genauso an Ramona interessiert ist? Eine lesbisch-romantische Kurzgeschichte, wie sie jeden Tag passieren kann.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Ramona starrte in die Finsternis, in der rote und weiße runde Lichter glühten. Die Neonröhren am Bahnhof waren, wieder einmal, kaputt. Nur die Lichter der Schienensignale leuchteten noch. In ihrem Nacken kribbelte es.
Wenn sie doch fliegen könnte und nicht mehr auf die S-Bahn angewiesen wäre!
Stattdessen stand Ramona, nach Monaten im Home Office, heute zum ersten Mal wieder auf dem Bahnsteig.
Alleine.
Einsam.
Wie in einer Wüste ohne andere Lebewesen.
Endlich hatte sie eine neue Stelle gefunden, die Vorstellungsgespräche hinter sich gebracht und ihren Namen unter den langen Vertragstext gekritzelt. Hektisch, bevor der Personaler es sich anders überlegen konnten. Bevor sie der Personalerin hübsche Augen machte und etwas Falsches vorschlug, wie ein gemeinsames Mittagessen an einem romantischen Einzeltisch oder ähnlichen Unsinn.
Ramona dachte an ihre romantischen Fantasien, die sie immer wieder in Schwierigkeiten gebracht hatten. Darum arbeitete sie als Programmiererin in der Softwareentwicklung. Es gab wenige Frauen und die, die es gab, waren in der Regel so alt, dass sie sich nicht mehr für sie interessierte.
In die Stille auf dem Bahnsteig kreischte das Quietschen der näher kommenden S-Bahn. Weiße Augen leuchteten glänzend in der Nacht. Gierig voranzukommen und eilig weiterzufahren, rasten die Lichter, trotz der Bremsen auf den Bahnsteig zu und an Ramona vorbei. Wie eine Raupe mit Innenbeleuchtung, blieb die Bahn endlich am Bahnsteig stehen, zischte laut wie ein Dampfkochtopf und öffnete klappernd die Türen.
Abgestandene, warme Luft, schlug Ramona entgegen, sodass sie die Nase rümpfte und ihren Schal darüber hochzog, bevor sie einstieg. Am liebsten wäre sie auf dem Bahnsteig stehen geblieben.
Im Einstiegsbereich sah sie sich um. Alles leer. Sie setzte sich auf den ersten Platz am Fenster in einem Vierersitz in Fahrtrichtung. Der Sitz war gerade genug gepolstert, dass sie sich beim Hinsetzen keine Verletzungen zuzog.
»Bitte zurücktreten. Die Türen schließen«, ertönte die monotone Lautsprecherdurchsage.
Keuchen und Trampeln unterbrach das Zischen, der sich schließenden Türen. Dann plumpste jemand gegenüber von Ramona auf den Sitz zum Gang hin.
»Puh. Gerade nochmal geschafft. Dass die S-Bahn auch jeden Tag so pünktlich abfahren muss«, schnaufte eine Frauenstimme völlig außer Atem.