Rückkehr zum Urvertrauen - Christoph-Maria Liegener - E-Book

Rückkehr zum Urvertrauen E-Book

Christoph-Maria Liegener

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Beschreibung

Gewaltige Umbrüche finden fast unbemerkt in unserer Gesellschaft statt. Wenn man sie identifiziert, zeigt es sich, dass der Vorgang als die bisher letzte Transgenderisierung der Menschheit bezeichnet werden kann. Wandlungen dieser Art haben auch unsere Religiosität beeinflusst. Die Frage nach Gott hat sich in den letzten Jahrhunderten gewandelt und auch die Art, wie wir zu Gott stehen. Es handelt sich keineswegs um eine Abkehr von Gott, eher um eine Individualisierung unseres Verhältnisses zu Gott. Unsere Vorstellungen von Gott haben sich gewandelt Der Glaube jedoch sagt, Gott sei unwandelbar. Nur scheinbar ein Widerspruch.

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Seitenzahl: 64

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Inhalt

Vorwort

Die Frage nach Gott

Inquisition und Hexenverbrennungen

Die weiblich werdende Welt

Ist Gott männlich oder weiblich?

Die Dezentralisierung der Welt

Warum brauchen wir Gott?

Die Evolution

Das Sakrament der Beichte

Wunder

Rückkehr zum Urvertrauen

Die Gemeinde

Gebet

Momente des Glücks

Literaturverzeichnis

Vorwort

Gewaltige Umbrüche finden fast unbemerkt in unserer Gesellschaft statt. Das ist dadurch möglich, dass sich diese Veränderungen Schritt für Schritt über Jahrhunderte vollzogen haben. Wenn man sie identifiziert, zeigt es sich, dass der Vorgang als die bisher letzte Transgenderisierung der Menschheit bezeichnet werden kann. Es gibt tatsächlich mehrere Wandlungen dieser Art in der Menschheitsgeschichte und sie haben auch unsere Religiosität beeinflusst.

Die Frage nach Gott hat sich in den letzten Jahrhunderten gewandelt und auch die Art, wie wir zu Gott stehen. Es handelt sich keineswegs um eine Abkehr von Gott, eher um eine Individualisierung unseres Verhältnisses zu Gott.

Um die entsprechenden Änderungen in unserer Frage nach Gott soll es hier gehen und um ein Verständnis dieser Änderungen im Licht der Transgenderisierungen der Menschheit.

Dr. Dr. Christoph-Maria Liegener

Die Frage nach Gott

Früher hat man sich und andere oft gefragt: „Glaubst du an Gott?“ Ich kenne die Frage noch aus meiner Jugend und habe damals gern darüber diskutiert. Heute höre ich sie nicht mehr. Vielleicht, weil ich inzwischen zu alt dafür bin? Nein, ich glaube, daran liegt es nicht.

Den meisten, denen man heute diese Frage stellt, ist das unangenehm. Sie glauben zwar an irgendeinen Sinn des Lebens, tun sich aber schwer, den vorgegebenen Wegen der Religionen zu folgen. Die Frage einfach mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten, erscheint ihnen zu einfach. Man ist sich nicht sicher, welcher Gottesbegriff gemeint ist, konnte meist selbst zu keinem Ergebnis in dieser Frage kommen.

Der neue, noch nicht allgemein anerkannte Trend in der Religion ist: weg vom Dogmatismus, hin zum Individualismus. Eine Folge der weiblich werdenden Welt (Liegener C.-M. , 2017a, 2020). Denn Frauen handeln intuitiv, Männer rational. Männer entwerfen Theorien, Frauen folgen ihrem Instinkt. Männer entwerfen Systeme, machen Vorschriften, Frauen lassen Freiräume, bilden Individualität aus.

Die Religion passt sich ihrer Zeit an. Zur Zeit der Inquisition hielt man es für richtig, jedes Lebensdetail vorzuschreiben und diejenigen, die sich nicht daran hielten, als Ketzer zu verbrennen. Heute nicht mehr. In tausend Jahren wird man, wenn es die Menschheit dann noch gibt, womöglich wiederum ganz anders denken.

Es dürfte durchaus sinnvoll sein, über den Wandel der Frage nach Gott in der weiblich werdenden Welt nachzudenken. Lösen können wir die Frage nicht. Das zu glauben, wäre Hybris. Aber wir können beobachten, wie unsere Einstellung zu dieser Frage sich mit der Zeit ändert. Das kann uns helfen, zu einem unserer Prägung angemessenen Umgang mit der Frage zu kommen. Mit anderen Worten: Wir können identifizieren, was sich für uns richtig anfühlt und was nicht. Das ist nicht unwichtig.

Die Frage nach Gott wurde oft diskutiert (Scherer, 2001, Link-Wieczorek & Swarat, 2019, Schaefer, Ratschow, Mommsen, 1970, Hoerster, 2010, Thielicke, 1973, Diehn, 1971, Wegscheider, 2012, Pracher, 2009, Brugger, 1980). Ein Teil der Fragestellung könnte heute vereinfacht lauten: „Existiert Gott?“ Diese Fragestellung, so einfach sie klingt, muss aber selbst erst einmal hinterfragt werden. Kann man überhaupt so fragen?

Eine Existenz Gottes im irdischen Sinn ist nicht etwas, was man Gott zuschreiben kann. „Existenz“ ist ein Begriff unserer Vernunft, Gott aber übersteigt jede Vernunft. Solche irdischen Begriffe werden Gott nicht gerecht.

Die Frage nach Gott nicht beantworten zu wollen, ist nicht neu. Zunächst ist wie gesagt die Frage nach seiner Existenz problematisch. Ferner kann auch der Sinn der Frage angezweifelt werden. Blaise Pascals berühmte Wette auf Gott ist ein Beispiel für diese Haltung: Es ist nützlicher, auf Gottes Existenz zu setzen als dagegen. Man muss nicht von Gott überzeugt sein, um an ihn zu glauben. Natürlich geriete die Aufrichtigkeit des Glaubens und damit seine Wirksamkeit dann in Zweifel. Eine objektive Haltung zu seiner Existenz wäre jedenfalls nicht.

Die Frage nach der Existenz und Natur Gottes ist also eigentlich eine Frage nach etwas, was wir nicht verstehen können, selbst wenn man es uns sagte. Deshalb heißt die Form unseres Umgangs mit dieser Frage: „Glaube“. Unwissenheit in dieser Hinsicht herrschte zu allen Zeiten. Nur können wir uns heute denken, dass das, worüber wir da reden, außerhalb der Reichweite unseres Denkens liegt. Das war nicht immer so. Es ist ein Fortschritt, fast schon eine sokratische Unwissenheit: Wir sind uns unserer Unwissenheit bewusst.

So gesehen erscheint uns Gott als unserem Denken unzugänglich, also „undenkbar“. Küng hat dazu geschrieben, Gott sei „durch keinen Begriff zu begreifen, durch keine Aussage voll auszusagen, durch keine Definition zu definieren.“ Er sei „der Unbegreifliche, Unaussagbare, Undefinierbare“ (Küng, 2001). Hoerster stellt fest, dass ein solcher nichts aussagender Gottesbegriff „von keinem nennenswerten theoretischen und von überhaupt keinem praktischen Interesse sein“ könne (Hoerster, 2010). Trotzdem scheint die gegenwärtige Entwicklung in die Richtung zu gehen, dass man fast nichts über Gott aussagt und doch immer größeres Vertrauen in ihn setzt. Es ist der intuitive Gottesglaube, der das ermöglicht, der Gottesglaube der weiblich werdenden Welt.

Die Frage nach der Existenz Gottes ähnelt der Frage, ob es in einer nach oben beschränkten überabzählbaren Menge reeller Zahlen ein Maximum gibt. Mit anderen Worten, ob ein Intervall offen oder abgeschlossen ist. Beides ist möglich. Ohne eine Definition wird man es nicht wissen und die Definition gibt es in unserem Fall zwar, aber sie wird nicht immer akzeptiert.

Inzwischen wird daher gern der intuitive statt des rationalen Zuganges zu Gott gesucht. Man spürt Gott, ohne ihn beweisen zu müssen.

Wenn es so ist, dann müsste der Gottesgedanke in unserem Inneren verankert sein, so dass wir ihn in der jeweiligen Färbung nur auszugraben brauchten. Warum sollte das so sein?

Ein Ungläubiger würde sagen: Die Evolution hat den Gottesglauben in uns entwickelt, weil er uns stärker macht. Ein Gläubiger würde sagen: Gott teilt sich uns direkt mit. Selbst wenn man von einer Gabe der Evolution ausgeht, bliebe die Schlussfolgerung, dass der Gottesglaube gut für uns ist, dass man ihn hinnehmen sollte. Das Kind sollte nicht klüger als seine Eltern sein wollen. Die meisten Menschen werden in einer weiblich werdenden Welt keinen Grund brauchen, an Gott zu glauben. Man nimmt die Tatsache seines Wirkens als gegeben hin.

Die Frage nach Gott ist in jedem Fall seltener geworden. Es geht den Menschen zwar immer noch ganz vage um einen Sinn des Lebens, aber nicht um „den einen“ Sinn, weniger um „die eine“ höchste Instanz. War man früher verzweifelt auf der Suche nach einem tieferen Sinn, so spürt man jetzt intuitiv einen Sinn des Lebens, ohne danach suchen zu müssen. Die Unsicherheit ist verflogen.

Für das Leben, das einem gegeben ist, dankt man, was ja bereits eine Art von Gebet darstellt, spricht aber selten eine Person an, eher eine Art Geist, der alles durchwebt. Wenn man jedoch eine Person anspricht, dann eine, die nach den Vorstellungen des Betenden gestaltet ist, nicht nach objektiven Vorbildern.

Geht man in sich, kann man sich daran erinnern, wie man selbst sich früher Gott vorgestellt hat. Es ist jener Gott aus Kindertagen, zu dem man mit seinen Eltern das Abendgebet gesprochen hat, zu dem man unendliches Vertrauen hatte. Später, in der Schule, im Religionsunterricht, wurde einem dann erzählt, was man angeblich alles über Gott wissen müsse. Auf einmal wurde es kompliziert. Damit begannen die Probleme. Schade um das reine Gottesbild. Zu oft ging es verloren.

Dabei erscheint diese Indoktrination unnötig! Gott ist nicht rational zu verstehen, sondern nur intuitiv zu erfahren. So zumindest die Auffassung in der weiblich werdenden Welt.