Seewölfe - Piraten der Weltmeere 302 - Roy Palmer - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 302 E-Book

Roy Palmer

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Beschreibung

Die komplette Friesenmeute schwang sich von beiden Seiten des Schiffes an Deck - brüllend und bis an die Zähne bewaffnet. Die Hölle brach los. Musketen, Tromblons und Pistolen krachten und ließen gleich mehrere Friesen zusammenbrechen. Doch immer mehr Kerle kletterten über die Schanzkleider an Backbord und Steuerbord der Kuhl. Hasard, Ben, Old Shane, Ferris Tucker, Old O´Flynn und Roger Brighton stürzten sich vom Quarterdeck aus in das wilde Handgemenge, das auf der Kuhl entbrannte. Nachdem die Feuerwaffen entleert waren, blitzten die Säbel, Degen und Schiffshauer auf, ein metallisches Klirren erfüllte das ganze Schiff...

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Impressum© 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.ISBN: 978-3-95439-699-3Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Jaulend strich der Wind um das scheunengroße Gemäuer hinter dem Deich von Norderney, in dem gelacht und getrunken, geflucht und gespielt wurde. An den Fensterläden rüttelte er, zerrte an den Dachpfannen, eilte weiter, trieb Schneisen in den kniehohen Strandhafer, fauchte zwischen den tiefer im Inselinneren errichteten Gemäuern hindurch und raste nach Süden über das Wattenmeer weg zum Festland hinüber.

Zu dem Heulen des Windes gesellte sich das Rauschen der See. Hohe Brandungswellen liefen gegen Strand und Deich an und brachten die kleinen Boote an den Piers, die wie dürre Finger in die Nacht hinausragten, zum Tanzen.

Schweren Schrittes verließ Onno Osten das Wirtshaus hinter dem Deich und rammte die Bohlentür hinter sich zu. Er spuckte aus, wischte sich mit der Hand über den Mund, versenkte beide Hände tief in den Hosentaschen und stapfte zum Deich hoch, wobei er leicht ins Wanken geriet.

Doch es war nicht der rauhe Wind, der sein Gleichgewicht etwas unsicher werden ließ – es waren das viele Bier und die Schnäpse, die er getrunken hatte.

Gezecht und gelärmt hatte er mit seinen Freunden, was ihn mit unbändiger Freude erfüllte. Nachdem er noch rasch seinen Schlenderschluck zu sich genommen hatte – wie die Friesen dies nannten – trieb es ihn nun mit Macht nach Hause zu Herma, seiner Frau, der er von seinem Glück zu berichten gedachte.

Gut den Ablauf eines Stundenglases lang, also eine halbe Stunde, stand er wie festgenagelt oben auf dem Deich und blickte starr nach Norden, auf die See hinaus. Manchmal lehnte er sich etwas vor, dann wieder zurück, aber nie geriet er völlig aus der Balance.

Der eisigkalte Januarwind pfiff ihm mitten ins Gesicht und versuchte, seine mächtige Gestalt zu packen. Aber nichts konnte einen Mann wie Onno umwerfen, leichter war es, einen Baum zu fällen. Er war über sechs Fuß groß und hatte schrankbreite Schultern. Sein wuchtiger Kopf saß scheinbar halslos auf dem stiernackigen Oberkörper, sein leicht fliehendes Kinn führte zu dem dünnlippigen Mund hinauf, der nichts von dem ausdrückte, was in seinem Hirn vor sich ging.

Es arbeitete hinter Onno Ostens Stirn, und hin und wieder zuckte es in seinem breiten, von einem feinen Netz roter Äderchen durchzogenen Gesicht. Doch der Schnaps und das Bier hatten seinen Geist umnebelt, er brauchte seine Zeit, um zu einem vernunftsmäßigen Schluß dessen zu gelangen, was er sah.

Schließlich stieß er einen Laut aus, der einer Mischung aus Grunzen und Seufzen glich, und seine winzigen blauen Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Sturm wird’s geben“, brummte er, dann wandte er sich um und verließ den Deich. Auch diese bedeutungsschwere Erkenntnis wollte er Herma mitteilen, falls sie von dem Schlechterwerden des Wetters noch nichts bemerkt hatte – was er nicht annahm.

Schweigend durchquerte er den wilden Hafer. Der vom Regen des Tages aufgeweichte Untergrund schmatzte unter seinem groben Schuhwerk. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sich selbst zu sagen, wanderte er auf die trostlose Ansammlung von Häusern zu, die die Menschen von Norderney stolz „das Dorf“ zu nennen pflegten.

Fast war Onno schon an dem ersten, größten Gebäude vorbei, da hob er seinen Blick – und blieb wie vom Donner gerührt stehen.

Es waren nicht die wenigen Lichter, die aus einigen Fenstern, deren Läden noch nicht verschlossen waren, ins Freie fielen. Es war der fahle Schein des Mondes, der ihm zu der grausigen Entdeckung verhalf.

Hätten die Wolken in diesem Augenblick den Mond verdeckt, wäre Onno auf das, was sich hier seinen Augen darbot, wahrscheinlich nicht aufmerksam geworden. So aber blieb er stehen und starrte wie gebannt auf das Tor des großen Hauses. Seine Lippen bewegten sich plötzlich heftig und schienen ein Wort formen zu wollen, doch es drang nur Unverständliches aus seinem Mund.

Das, was vom Balken über dem Tor herabbaumelte, mochte beim ersten Hinsehen wie ein Sack voll Lumpen wirken, aber Onno begriff trotz seiner Trunkenheit, daß der Schein trog. Er überwand seinen inneren Widerstand und näherte sich mit linkischem Schritt der reglosen Gestalt. Dann berührte er ihr Bein.

Er wollte sich nicht nur davon überzeugen, daß der, der da hing, ein offensichtlich toter Mensch war. Er wollte auch wissen, um wen es sich handelte. Fast zuckte er zusammen, die Erkenntnis traf ihn wie ein Hieb.

„Klusmeier“, murmelte er.

Er ließ das Bein des Toten los, drehte sich um und ging davon. Er wandte nur noch einmal den Kopf und blickte über die Schulter zurück zu dem Unglücklichen, dann strebte er seinem Heim zu, entschlossen, sich nicht mehr aufhalten zu lassen, durch nichts auf der Welt. Gleich drei Neuigkeiten an diesem Abend, und das auf der unwirtlichen Insel, die nur selten etwas Interessantes bot, wenn man von den Aktivitäten ihrer Bewohner absah.

Onno Osten stieß fast gegen die Tür seiner Behausung, so eilig hatte er es. Er brauchte wieder eine ganze Weile, um die Tür zu öffnen, und er bemerkte nichts von dem, was innen vorging, konnte nichts wissen und nicht ahnen, zumal er im Moment viel zu aufgeregt war.

„Herma“, sagte er mit undeutlicher, dumpfer Stimme, aber Herma schien nicht zu hören, da sie nichts erwiderte.

Es muß wohl an dem verdammten Sturmwind liegen, dachte Onno.

Herma Osten lag unbekleidet auf ihrem Ehebett. Der Mann, der sich lächelnd über sie beugte, war so groß wie Onno, und auch seine Schultern waren so breit wie die ihres Mannes. Aber sonst unterschied ihn so manches von Onno, nicht nur die strohblonden Haare, die er lang trug und nicht stoppelkurz wie jener, sondern vor allen Dingen das, was in seinem Kopf geschah, wenn er zu denken begann, und auch alles andere, was er als echter Kerl von Norderney vorzuweisen hatte.

Er war der bedeutendste und reichste Mann der Insel, der Kopf der Sippe, die hier das Wort führte. Es erfüllte Herma mit Stolz, daß er schon seit einiger Zeit ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie hatte alles darangesetzt, ihn zu sich ins Haus zu locken, und er hatte sich nicht zweimal bitten lassen.

Jetzt war er da und bemühte sich um sie, wie es Onno nur höchst selten tat. Eine Woge der Wonne durchlief sie. Am liebsten hätte sie vor Glück laut aufgeschrien, aber sie bezwang sich, denn sie befürchtete, daß man es in den anderen Häusern trotz des Sturmwindes vernehmen könnte.

Plötzlich hielten sie inne, denn sie hatten beide das Rumoren an der Haustür gehört. Herma richtete sich halb auf.

Der Mann wollte sie auf das Bett zurückdrücken, doch sie hob in einer beschwörenden Geste die rechte Hand und raunte ihm zu: „Das kann nur Onno sein. Gleich ist er hier und – mein Gott, Groot-Jehan, er darf uns nicht zusammen erwischen.“

Lüder Groot-Jehan lachte leise. „Hab doch nicht solche Angst. Vielleicht ist er viel zu besoffen, um noch klar etwas zu erkennen. Ich verstekke mich hier im Zimmer, und wenn er eingeschlafen ist, machen wir weiter.“

„Nein, Groot-Jehan! Das – das kann ich ihm nun doch nicht antun!“ stieß sie entsetzt hervor. „Das ist nicht recht!“

„Ach? Meinst du das wirklich im Ernst?“ fragte er spöttisch. „Ja. Alles hat seine Grenzen.“ Sie stand auf und wollte zur Tür eilen, besann sich aber gerade noch rechtzeitig genug ihres Zustandes.

Während sie in aller Eile ihre Kleidungsstücke zusammenraffte, trat Lüder Groot-Jehan hinter sie, griff nach ihren Schultern, beugte sich über sie und küßte ihren Hals.

„Ich bin verrückt nach dir“, sagte er leise.

„Ich doch auch“, flüsterte sie und stöhnte verhalten auf.

„Zum Teufel mit Onno.“

„Sag das nicht. Er gehört doch – zu uns“, wisperte sie, und das schlechte Gewissen begann immer stärker bei ihr zu pochen. „Geh jetzt. Ich flehe dich an – geh!“

„Na gut“, brummte Groot-Jehan. „Ich achte deine Gefühle.“ Auch er begann sich hastig anzuziehen, während an der Vorderseite des Hauses Schuhe hart gegen die Bohlen schlugen und Onno vor sich hin fluchte.

Groot-Jehan küßte die Frau noch einmal, dann raunte er ihr zu: „Aber ich komme wieder, verlaß dich drauf. Noch heute nacht.“

„Nein! Onno bringt dich um!“

„Ach, Unsinn.“ Groot-Jehan lächelte wieder. Er hatte ein markantes, wettergegerbtes Gesicht, in dem blaugraue Augen funkelten. „Du weißt doch schon, was geschehen ist. Die Sippe und das Dorf müssen zusammenhalten – darum geht es mir. Verstehst du jetzt?“

„Ja“, hauchte sie.

Dann entließ sie ihn durch eins der hinteren Fenster, und er tauchte unbemerkt in der Nacht unter. Herma verließ das Schlafzimmer und ging zur Tür.

Genau in diesem Augenblick hatte Onno seinen Kampf gegen die Tücke des Objekts gewonnen und stieß die Tür auf. Polternden Schrittes trat er in den Wohnraum, blieb bei ihrem Anblick stehen und sagte leicht lallend: „Korn, Herma!“

„Korn?“ wiederholte sie verwundert und musterte ihn von oben bis unten. „Hast du nicht schon genug getrunken? Weißt du, wie spät es ist? Ich habe schon geschlafen. Du hast mich aus dem Bett geschreckt.“

Er brummelte etwas, das wie eine Entschuldigung klang, dann ließ er sich auf einen der Stühle an dem klobigen Eichenholztisch sinken. Herma holte nun doch lieber die Flasche mit dem Korn und füllte einen Becher bis zur Hälfte mit dem leicht süßlich riechenden Schnaps.

Onno seufzte, hob den Becher an den Mund und trank ihn in einem Zug aus.

„Nun rede doch endlich“, sagte sie. „Du bist ja ganz durcheinander. Was ist geschehen? Ich sehe dir an, daß was passiert ist. Hat es eine Schlägerei gegeben? In der Kneipe? Müßt ihr euch immer prügeln?“

Onno schüttelte wie ein benommener Stier sein Haupt. „Nee. Aber es geht wieder los.“

„Was geht wieder los?“

„Klusmeier hängt bei Groot-Jehans am Tor und ist mausetot. Ich hab ihn eben gesehen.“ Großzügig goß sich Onno noch einen Schluck Korn ein. „Keine Angst, ich habe ihn da hängen lassen.“

„Der arme Klusmeier“, sagte Herman entsetzt. Eigentlich wußte sie ja bereits alles durch Lüder Groot-Jehan, doch die Art, wie Onno ihr die Angelegenheit vortrug, weckte ihre Bestürzung von neuem, so daß nichts an ihrem Gesichtsausdruck geheuchelt war. „Er war doch Groot-Jehans bester und treuester Knecht. Mein Gott! Das waren sicher wieder die Lütt-Jehans. Können die uns denn nie in Ruhe lassen?“

„Weiß ich nicht“, brummte Onno und nahm wieder den Becher an die Lippen. Er wurde jetzt redseliger und erzählte auch den Rest – daß er einen halben Groschen gewonnen hätte und daß es Sturm geben würde. Danach sprach er aber gleich wieder von dem Toten und erklärte noch einmal: „Es geht wieder los. Mit Mord und Totschlag. Junge, Junge.“

„Das ist doch noch gar nicht erwiesen“, sagte Herma leise. „Vielleicht gibt es doch wieder einmal eine Einigung zwischen Norderney und Baltrum.“

„Und wenn’s Krieg gibt?“ fragte Onno mit finsterer Miene.

Er sah jetzt schon deutlich vor sich, wie sich die Bewohner beider Inseln gegenseitig auslöschten, wie nichts von ihnen und ihren Dörfern übrigblieb. Der Korn heizte seine Phantasie an, und er nahm noch einen Schluck zu sich. Es ist das Ende, dachte er, aber wenn die Lütt-Jehans am Strand landen, hauen wir auf sie ein, bis das ganze Stroh aus ihren verdammten Körpern rausfliegt.

Die Friesen auf Norderney und Baltrum ernährten sich vom Fischfang und von der Jagd. Im Winter hockten sie oft tagelang in ihren gut getarnten Unterständen am Strand und warteten auf Graugänse und Enten, die sie mit ihren Flinten vom Himmel holten. Sie sammelten auch gern Möweneier aus den Nestern der Strandhaferfelder, um sie in ihren Steinöfen zu backen, und verminderten auf diese Weise den Vogelbestand, was sie aber nicht weiter beeindruckte.

Eine weitere Existenzquelle war den Friesen die Piraterie und die Strandräuberei, die sie eifrig betrieben. Auf Norderney lebte die Sippe der Groot-Jehans, die gut achtzig Prozent der Bevölkerung stellte. Männer wie Onno Osten und seine Frau Herma galten als „Auswärtige“, weil sie von einer Nachbarinsel übergesiedelt waren. Doch die große Familie behandelte alle Dörfler ebenbürtig.

Auf Baltrum herrschte die Sippe der Lütt-Jehans und bildete ein Inselvölkchen von Brüdern und Schwestern, Vettern und Basen, Onkeln und Tanten, Groß- und Urgroßeltern, Neffen und Nichten, Enkeln und Urenkeln. Dort gab es nur ganz wenige „Zugewanderte“, die man an den zehn Fingern aufzählen konnte.

Beide Sippen waren verfeindet, und zwar schon seit Jahren, denn ein Lütt-Jehan hatte einen aus der Groot-Jehan-Sippe umgebracht, und später hatte es einen Vergeltungsanschlag gegeben, dem dann eine Reihe mysteriöser Todesfälle auf beiden Seiten folgte.

Hartnäckig hielt man an dieser Art der Blutrache fest. Wenn eine Sippe eins ihrer Mitglieder verlor, wurde der Tote von seinen eigenen Angehörigen ans Haus gehängt, denn dies galt als Mahnung an die Familie, daß noch eine Rechnung offen sei, die beglichen werden müsse. Mit anderen Worten, der Tote blieb solange hängen, bis die Sippe einen Angehörigen der Gegenseite erwischte und ihn umbrachte.

Endlos setzte sich diese Reihe von Anschlägen und Morden fort, und vielleicht hätten sich die Sippen auf diese Weise längst gegenseitig aufgerieben, wenn nicht hin und wieder etwas Erstaunliches eingetreten wäre.

Ging es um die Seeräuberei, dann wurden die Groot-Jehans und die Lütt-Jehans plötzlich ein Herz und eine Seele, und alle Streitigkeiten wurden vorübergehend ausgesetzt.

Herma Osten fuhr unwillkürlich zusammen, als mit einemmal gegen die Tür ihres Hauses geklopft wurde. Onno hingegen schien es nicht wahrzunehmen. Er brütete nach wie vor düster über seinen schrecklichen Gedanken.

Wieder ertönte das Klopfen, und Herma rief: „Wer ist da?“

„Ich bin’s – Groot-Jehan!“ tönte es zurück.

Ihr Herz begann heftig zu pochen, sie wollte nicht öffnen. Onno aber richtete sich jetzt umständlich von seinem Stuhl auf und sagte laut: „Komm rein, Lüder, die Tür ist offen!“

Lüder Groot-Jehan trat ein, und dann standen sich die beiden Männer gegenüber. Herma wäre am liebsten im Boden versunken. Sie war sicher, daß jetzt alles herauskam.

Doch Lüder legte Onno die Hand auf die Schulter und sagte: „Weißt du schon das Neueste? Wir haben vor drei Stunden unseren Klusmeier tot am Strand aufgefunden. Armer Teufel. Er ist ertrunken, und die Flut hat seine Leiche angespült.“

„Da haben die Lütt-Jehans nachgeholfen!“ stieß Onno zornig hervor. „Sie haben ihn verschleppt und ersäuft!“

„Das glaube ich auch, deshalb habe ich Klusmeier ans Tor gehängt“, sagte Lüder Groot-Jehan. „Ich war schon drüben auf Baltrum und habe Karl Lütt-Jehan zu sprechen verlangt, doch der behauptet, er habe mit der Sache nichts zu tun. Es müsse ein Unfall gewesen sein, sagt er, und wir wollten ihm die Geschichte nur in die Stiefel schieben.“

„Er lügt“, sagte Herma aufgebracht.

„Davon bin ich überzeugt“, erklärte Lüder, nachdem er ihr einen bedeutungsvollen Blick zugeworfen hatte, der von Onno nicht bemerkt wurde. „Aber wir haben trotzdem beschlossen, die Angelegenheit vorläufig beizulegen.“

„Wieso?“ fragte Onno und hielt sich an der Tischkante fest, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. „Ist ein Schiff gestrandet?“