Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473 - Roy Palmer - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473 E-Book

Roy Palmer

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Beschreibung

In dieser Nacht ankerten zwei Schiffe auf der Reede vor Havanna, eine portugiesische Handelsgaleone und die "Goldene Henne" vom Bund der Korsaren. Sie hatten Einlaufverbot - warum, das wußte kein Mensch, es sei denn, die Hafenbehörde hatte sich eine neue Schikane ausgedacht. Doch dann meldete der Ausguck der "Goldenen Henne", daß sich Boote dem portugiesischen Handelssegler näherten. Sie wurden zwar von dem Ankerwächter gesichtet und angepreit, kümmerten sich aber nicht darum. Minuten später war bei den Portugiesen der Teufel los, denn ihr Schiff wurde geentert. Schüsse krachten, Flüche und Schreie ertönten, Blankwaffen klirrten...

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Impressum© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-95439-881-2Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Roy Palmer

Auf Reedevor Havanna

Der Ankerplatz erschien ruhig – doch nachts änderte sich das

Da lagen sie also wie auf einem Serviertablett – vier aufgelaufene spanische Handelsgaleonen, von den Dons schleunigst verlassen und nunmehr eine Beute für Philip Hasard Killigrew und seine Männer. O ja, einen Fang hatten sie bereits abgeborgen, nämlich den dicken Don Antonio de Quintanilla. Aber nun sollten die vier „Aufbrummer“ ausgenommen werden, und sie hatten bestimmt keine Sägespäne oder Kohlköpfe geladen. Der Seewolf selbst kletterte auf eine dieser Galeonen, um ihre Ladegüter zu besichtigen. Aber wenn er und seine Arwenacks geglaubt hatten, da sei keine Menschenseele mehr an Bord, dann war das ein Irrtum. Aus dem Vorschiff waren Stimmen zu hören, aus der verrammelten Vorpiek, da hatte man Männer eingeschlossen – und angekettet …

Die Hauptpersonen des Romans:

Don Antonio da Quintanilla – seine Aussichten, jemals Vizekönig zu werden, sind rapide gesunken.

Philip Hasard Killigrew – hat zwar viel erreicht, sorgt sich jetzt aber um seinen Mann in Havanna.

Jean Ribault – hat mit der „Goldenen Henne“ Havanna angesteuert, darf aber nicht einlaufen.

Renke Eggens – vertritt Jean Ribault als Kapitän und hat eine Menge Ärger.

Ein Teniente – vertritt die Hafenbehörde von Havanna, verhält sich aber recht sonderbar.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Ganz deutlich sah Don Antonio de Quintanilla, der Gouverneur von Kuba, die Szene vor sich. Im ehrwürdigen Escorial wurde er von Seiner Allerkatholischsten Majestät, Philipp II. von Spanien, empfangen und zum Vizekönig von Neu-Spanien und Neu-Granada befördert und gekrönt. Eine Versammlung von mehreren hundert durchlauchten und hochwohlgeborenen Herrschaften klatschte dezent Beifall. Dann wurde getafelt, und ihm, Don Antonio, fiel die Ehre zu, direkt zur Rechten seines Königs zu sitzen.

Daß Don Antonio de Quintanilla seinen König nach Strich und Faden betrogen hatte, spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Nicht der Rede wert – Don Antonio kannte keine Skrupel, was diese Tatsache betraf. Selber essen macht fett, war seine Devise und sein Lebensgrundsatz zugleich.

Dafür trat er den anschaulichen Beweis an. Don Antonio war rundum so fett und gewichtig, daß er sich beispielsweise nicht wie ein normal beschaffener Mensch an Bord eines Schiffes begeben konnte. Aufentern war nicht drin – man mußte ihn hochhieven. Abentern konnte er auch nicht. Man mußte ihn mit dem Ladegeschirr umständlich abfieren.

Das „Umladen“ des dicken Gouverneurs von der spanischen Galeone, auf der er sich befunden hatte, an Bord der „Isabella IX.“ hatte sich ähnlich vollzogen: Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, hatte Don Antonio mittels des Besanfalls der Galeone hochgehievt und zu seinem Schiff hinüberbefördert. Somit war der Dicke der Gefangene des Seewolfs und hatte in der Vorpiek zu schmoren – und der große Traum von Ruhm und Reichtum zerplatzte wie eine Seifenblase.

Don Antonio schloß die Augen und stöhnte. Er versuchte, die Gedanken an die „Galgenstricke“ und „Hurensöhne“ zu verdrängen, die dort draußen nur darauf warteten, ihn zu zerfleischen. Das Mißgeschick, diesen Teufeln in die Hände zu fallen, war nur ein Intermezzo. Irgendwann erschienen die Kriegsschiffe, die den Konvoi der Galeonen begleitet hatten, und schossen die Piraten samt ihrer Schiffe kurz und klein. Dann wurde er, Don Antonio, wieder befreit, und die Überfahrt nach Spanien konnte nach dieser unerfreulichen Unterbrechung fortgesetzt werden. In Spanien wartete Philipp II., und der König ahnte nicht, daß ihm sein Gouverneur de Quintanilla pfundweise Gold und Schmuck unterschlagen hatte.

Don Antonio stieß einen jammernden Laut aus. Es gelang ihm nicht mehr, sich all den Prunk und die Festlichkeiten, die spiegelblanken Fußböden des Escorial und das schmale, ernste Gesicht seines Königs vorzustellen. Reine Illusionen – die Wirklichkeit sah anders aus. Die Wirklichkeit waren diese Hunde, die ihn bewachten, allen voran der schwarzhaarige Riese mit dem silbergrauen Schläfenhaar, der wilden Narbe im Gesicht und den eisblauen Augen. Sie würden ihn erschießen, aufhängen oder erstechen. Das war Don Antonios Schicksal.

Der Katzenjammer befiel Don Antonio. Er preßte die schwammigen Hände vor das teigige Gesicht und wimmerte, als lege man ihm schon jetzt die Schlinge um den Hals. Welche Hoffnungen hatte er denn noch? Daß ein Wunder geschah? Wunder gab es nicht – und diese Bande von Schnapphähnen ließ ihn nicht mehr aus den Fingern. Der Teufel sollte den Anführer holen, der so ähnlich aussah wie Arne von Manteuffel! Und Don Juan wünschte der Dicke die Pest und die Cholera gleichzeitig an den Hals. Aber es nutzte alles nichts. Er war ihnen ausgeliefert und verloren.

Sie wollten von ihm wissen, wo er auf Kuba sein geheimes Schatzversteck hätte. Das hatte Don Antonio zu seinen Gunsten auszuspielen versucht. Vergeblich – sie ließen sich auf keinen Kuhhandel ein. Entweder verriet er es ihnen, oder sie knüpften ihn auf. Vorher aber durfte er bei ihrem Dominikanerpater noch beichten, wie ihm der schwarzhaarige Teufel kalt verkündet hatte.

Don Antonio spürte, wie er wieder am ganzen Leib zu zittern begann. Es schüttelte ihn – sein Dreifachkinn und sein Bauch, alles wackelte. Er kämpfte dagegen an, konnte es aber nicht unterdrücken. Es war stärker als er. Die Angst beschleunigte seinen Atem. Er keuchte. Es war eng in dem stickigen, übelriechenden Raum. Don Antonio hatte das Gefühl, er müsse ersticken. Am liebsten hätte er laut geschrien.

Matt Davies, der zu diesem Zeitpunkt vor dem Schott der Vorpiek Wache hielt, hörte die Laute, die der Dicke ausstieß, und schüttelte immer wieder den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so haltlos sein! Dabei hatte Don Antonio in Havanna und anderswo bewiesen, daß er ein skrupelloser Geschäftemacher und ein eiskalter, harter Gegner war. Nur dann allerdings, wenn er nicht seine eigene Haut zu Markte tragen mußte. Jetzt hatte er keine Schergen und Lakaien, keine Seesoldaten und Seeleute um sich, die für ihn den Kopf hinhielten. Er war auf sich allein angewiesen.

Statt sich wie ein Mann in sein Schicksal zu fügen, hatte er auf den Knien um Gnade gewinselt. Seit Don Antonio wußte, daß Don Juan de Alcazar mit zu der „Bande von Galgenstricken“ gehörte, war es um seine Fassung geschehen. Dieser Don Juan, dem der Gouverneur in Havanna einen Mord anzuhängen versucht hatte, kannte noch weniger Gnade als der schwarzhaarige „Bastard“.

So waren die Zukunftsaussichten für Don Antonio de Quintanilla grau bis düster. Der Traum vom Vizekönigreich Neu-Granada und Neu-Spanien war ausgeträumt, seine Lebenserwartung ganz erheblich geschrumpft. Und wenn er noch auf die Kriegsschiffe des Geleits hoffte, da konnte er lange warten. Der Seewolf und seine Kameraden hatten die Kriegsgaleonen eine nach der anderen versenkt. Selbst das schwer armierte Flaggschiff, ein ausgesprochener Feuerspucker, war kein Gegner für sie gewesen.

Bei dem Dicken setzte nun das ein, was man mit dem Verfall der Persönlichkeit bezeichnet. Ohne den Prunk, das Wohlleben – samt der kandierten Früchte, die er so gern verschlang –, ohne das Auskosten seiner absoluten Macht war Don Antonio gewissermaßen nackt. Und die Vorpiek war wahrhaftig nicht dazu angetan, seine Stimmung zu heben. Don Antonio keuchte und winselte und kroch in seinem Gefängnis herum.

„Gnade!“ stöhnte er. „Erbarmen!“

Zu kraß war der Wechsel von seiner bisherigen üppigen Umgebung zur Kargheit des jetzigen Raumes, wo er auf den harten Planken schlafen mußte. Und schlafen – wer konnte überhaupt noch schlafen? Es war ein Dahindämmern, wenn er müde auf das Holz sank, doch immer wieder schreckte er vor Entsetzen und Grauen hoch und glaubte, seine Henker nahen zu hören.

Hatte Don Antonio sich zunächst geweigert, von der Bordverpflegung zu essen, so trieb ihn jetzt der Hunger, zuzulangen. Vorher hatte er an dem „Fraß“ herumgemäkelt. War das überhaupt Essen? Pfui – eine Zumutung! Doch inzwischen nagte der Hunger an ihm, und verbissen schaufelte er die Nahrung mit den Händen in sich hinein.

Der Essensnapf war leer. Nachschub gab es vorläufig nicht. Don Antonio knurrte schon wieder der Magen. Je mehr Hunger er hatte, desto mehr wuchsen seine Verzweiflung und die Panik.

„Hallo!“ stieß er keuchend hervor. „Du da draußen!“

Eine Antwort erhielt er nicht. Hasard hatte ausdrücklich angeordnet, den Dicken nicht anzuhören. Matt grinste und hüllte sich in Schweigen.

„Ich weiß, daß du da bist!“ stöhnte Don Antonio de Quintanilla.

Natürlich weißt du’s, dachte Matt verächtlich. Glaubst du vielleicht, wir lassen dich unbewacht, du Ratte?

„Bitte – bitte“, stammelte Don Antonio. „So sag doch was! Nur ein Wort!“

Matt hätte am liebsten ausgespuckt, aber er wollte die Planken hier unten nicht verunreinigen. Ja, hatte der Fettsack denn überhaupt keinen Stolz? Schmor du nur, dachte Matt. Je länger du schmorst, desto besser ist es. Und wenn der Rauch zu den Ritzen ’rausdringt, blase ich ihn höchstens ein bißchen weg.

„Ich sterbe!“ wimmerte Don Antonio. „Ich kann nicht mehr! Ihr könnt mich hier doch nicht verrecken lassen! Was seid ihr denn für Menschen?“

Was bist du für ein Mensch? hätte Matt ihn am liebsten gefragt. Aber er hielt sich zurück. Wenn Hasard einen Befehl gab, dann wurde der auch strikt befolgt. Und niemand hatte etwas dagegen einzuwenden, wenn der Dicke wirklich seinen letzten Atemzug tat. Wer hatte sich denn mit der Black Queen verbündet und zum großen Angriff auf die Schlangeninsel geblasen? Don Antonio de Quintanilla. Der Hund hatte nichts anderes als den Tod verdient.

Auch bei den Posten, die vor Matt Davies am Vorpiek-Schott Wache gegangen waren, hatte der Dicke es schon versucht. Jeden glaubte er durch sein Gejammer erweichen und in Gespräche ziehen zu können. Doch er stieß auf eisiges Schweigen. Keiner hatte Mitleid mit ihm.

Es ist das Ende, dachte Don Antonio. Dann wurde ihm übel. Alles drehte sich um ihn herum, und er brach am Schott zusammen.

Als Don Antonio de Quintanilla das Bewußtsein wiedererlangte, lag er in der Öffnung des Schotts und blickte aus hervorquellenden Augen zu dem Kerl mit der Eisenhakenprothese hoch, der wie der Teufel in Person zu ihm hinuntergrinste.

„Aufstehen, Dicker“, sagte Matt Davies. „Zeit zum Luftschnappen.“

Luftschnappen? Richtig – nichts brauchte Don Antonio jetzt dringender als ein wenig frische Luft. Er war ja besinnungslos geworden, vor Schwäche, Erschöpfung und Übelkeit. Ob die Ursache der Hunger oder der Mangel an Luft war, war ihm nicht ganz klar. Vielleicht auch beides. Auf jeden Fall aber war der Spaziergang, den er jetzt an Oberdeck unternehmen durfte, ein Lichtblick in seinem Dasein als Gefangener.

Mühsam rappelte sich Don Antonio auf. Matt Davies traf nicht die geringsten Anstalten, ihm irgendwie behilflich zu sein.

Don Antonio wankte ein wenig und mußte sich am Schott festhalten. Das Schott knarrte in seinen eisernen Angeln. Fast sah es aus, als würden die Angeln unter dem enormen Gewicht des Gouverneurs nachgeben. Doch sie hielten stand.

Hündisch lächelte der Dicke Matt Davies zu.

„Vielen Dank“, sagte er mit brüchiger Stimme. „Das ist wirklich sehr nett. Oh, ich weiß diese Güte zu schätzen.“

Matt erwiderte nichts. Der fette Kerl erregte seinen Widerwillen und Ekel. Seine Unterwürfigkeit und Stiefelleckerei diente dem Zweck, den Männern der „Isabella“ Sand in die Augen zu streuen. Sobald sich auch nur die geringste Möglichkeit dazu ergab, würde er erneut einen Bestechungsversuch unternehmen.

Bei Big Old Shane und Smoky hatte er gleich nach seiner Gefangennahme bereits angesetzt. So war bekanntgeworden, daß er auf Kuba ein Schatzversteck hatte. Don Antonio hatte sich eingebildet, Shane und Smoky würden auf sein Angebot eingehen. Er hatte sich schwer getäuscht. Ins Kreuzverhör genommen hatten ihn die Arwenacks, und weil er den genauen Platz des Verstecks nicht verraten wollte, ließen sie ihn in der Vorpiek schmoren.

Bei aller Angst, die er durchstand, war Don Antonio de Quintanilla jedoch eins nicht begreiflich. Warum folterten ihn diese Kerle nicht? Er selbst hätte jeden Hundesohn, den er im Kerker seiner Residenz in Havanna festhielt, durch das peinliche Verhör dazu gebracht, ihm den Fundort etwaiger Reichtümer preiszugeben. Der Gouverneur hatte sich stets gerühmt – auch seinem Nachfolger de Escobedo gegenüber –, selbst die hartnäckigsten Bastarde zum Sprechen zu bringen.

Ganz anders gingen diese „Piraten“ hier vor. Statt ihn mit glühenden Eisen zu zwicken oder kielzuholen, steckten sie ihn in die Vorpiek. Ihr Schweigen verdoppelte die seelische Qual. Don Antonio konnte mit keinem sprechen und war seinen peinigenden Ängsten überlassen. Er begriff jetzt, wie sie ihn zu zermürben gedachten.

Eisiges Schweigen begegnete dem Dicken auch, wenn er zum Luftschnappen an Deck ausgeführt wurde. Matt Davies dirigierte den Gefangenen vor sich her. Don Antonio schleppte sich den Schiffsgang entlang und stieß sich am Niedergang das Knie. Er wimmerte und blickte sich mitleidheischend nach Matt um. Matt äußerte nichts.

Don Antonio kletterte den Niedergang hoch. Einmal rutschte er fast aus. Er überlegte sich auch, was geschehen würde, wenn er sich auf den Mann mit der Hakenhand stürzte, der ja jetzt unter ihm war. Doch er konnte es sich ausmalen – und der Gedanke allein ließ ihn schaudern. Dieser Kerl würde nicht zögern, ihm den spitzen, scharfgeschliffenen Eisenhaken in den Allerwertesten zu rammen. Gräßlich! Don Antonio zitterte wieder, und der kalte Schweiß lief ihm über das Gesicht.

An Oberdeck beachtete ihn kein Mensch. Er, Don Antonio de Quintanilla, schien gewissermaßen Luft für die „Galgenstricke“ zu sein. Keiner drehte sich nach ihm um, keiner warf ihm auch nur einen Blick zu. Niemand sprach ein Wort.

Tatsächlich hatten die Männer der „Isabella“ für diesen feisten Kapaun nur Verachtung übrig. Selbst Higgy, der Ire, der erst kurze Zeit an Bord war, empfand Abscheu. Mac Pellew hatte ihm erzählt, welche Schandtaten und Gemeinheiten auf das Konto des Dicken gingen. Daß sich Don Antonio in Havanna nicht gescheut hatte, eine Frau töten zu lassen und die Schuld dafür Don Juan de Alcazar in die Schuhe zu schieben, war der Gipfel. Higgy hätte dem Dicken am liebsten ein paar Maulschellen verpaßt. Aber er hielt sich zurück, wie auch die anderen auf Distanz blieben. Hasards Order war klar und deutlich. Kein Kontakt zu dem Gefangenen! Dabei blieb es.

Don Antonio suchte verzweifelt nach einer Chance. Was sollte er tun? Er watschelte über die Kuhl. Seine Augen huschten hin und her. Ins Wasser springen? Zum Ufer schwimmen? Sich an Land verstecken?

Wäre es Abend gewesen, hätte er vielleicht die Aussicht gehabt, sich seinen Verfolgern zu entziehen. In der Dunkelheit hätten sie ihn schwerlich gleich wiedergefunden. Doch es war Vormittag. Wenn er den Hakenkerl umstieß und außenbords sprang, hatte er die Bande gleich am Hals. Sie erwischten ihn, ehe er an Land waten konnte. Außerdem: Don Antonio konnte kaum schwimmen. Die Wahrscheinlichkeit, daß er wie ein Stein absackte, bevor er den Strand der Bucht erreichte, war sehr groß.

Nein, man mußte anders vorgehen. List und Tücke waren immer noch die besten Mittel, sich aus der Affäre zu ziehen. Diplomatie und Verhandlungsgeschick. Die ersten Versuche, diese Hurensöhne zu einem Geschäft zu überreden, waren fehlgeschlagen. Doch damit war nicht gesagt, daß es beim nächsten Mal nicht doch klappte. Möglich war immerhin, daß es sich der schwarzhaarige Teufel inzwischen doch anders überlegt hatte. Die Gier nach Reichtum räumte oft sehr schnell gewisse Zweifel und Prinzipien aus.