Skipping Christmas: Ein Filmstar zu Weihnachten - Daniela Felbermayr - E-Book
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Skipping Christmas: Ein Filmstar zu Weihnachten E-Book

Daniela Felbermayr

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Beschreibung

Job weg, Freund weg, Weihnachtstimmung ade. Holly Hemsworth, ihres Zeichens absoluter Weihnachtsfan, kann es nicht glauben. Ein paar Tage vor Heiligabend verliert sie innerhalb weniger Stunden nicht nur ihren Job, sondern erwischt ihren Freund auch noch mit einer Anderen im Bett, sodass mitsamt Job und Mann auch jegliche Weihnachtsstimmung flöten geht. Um dem Fest aus dem Weg zu gehen, beschließt sie, Weihnachten zu schwänzen und die Feiertage bei ihrer Mutter zu verbringen, die Weihnachtsfeierlichkeiten schon seit einigen Jahren abgeschworen hat. Doch dieses Jahr erlebt Holly eine Überraschung: Sie selbst hat ihre Weihnachtsstimmung zwar verloren, ihre Mutter allerdings scheint sie wiedergefunden zu haben - samt neuem Freund, der das Haus und den Vorgarten in ein Weihnachtswunderland verwandelt hat. Und nicht nur das: als Holly ihrem neuen "Stiefbruder" gegenübertritt, fällt sie aus allen Wolken - ist der doch niemand geringeres als Christopher Graham, Hollywoods hellster Stern am Filmhimmel und gerade frisch geschieden. Dumm nur, dass Christopher unglaublich arrogant und hochnäsig ist und seiner Exfrau Amy nachtrauert. Bis er herausfindet, dass die ziemlich eifersüchtig reagiert, als zufällig ein Foto von ihm und Holly in den sozialen Medien landet. Also beschließt Christopher, Amy mithilfe der ahnungslosen Holly zurückzugewinnen, denn in der Liebe ist schließlich alles erlaubt. Aber ... dass das Leben hält sich selten an Pläne - schon gar nicht zur Weihnachtszeit, sodass Christopher bald schon vor einer Entscheidung steht, mit der er niemals gerechnet hätte.

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Impressum:

Copyright 2023 by Daniela Felbermayr

Text und Titel: Daniela Felbermayr

Cover unter der Verwendung von Canva und Shutterstock

Kontakt: [email protected]      

 

PROLOG

 

Weihnachten, das war die Zeit der Wunder. Die Zeit, in der die tollsten und besten Dinge passierten und in denen es für jeden ein Happy End gab, dessen war Holly Hemsworth sich immer sicher gewesen. Sie hatte die Feiertage und die Zeit vor Heiligabend geliebt, konnte es schon im Sommer kaum erwarten, bis die Tage kürzer wurden und langsam aber sicher die schönste Zeit im Jahr begann. Schon im September guckte sie die ersten Weihnachtsfilme und kaufte Lebkuchen, sobald sie im Supermarkt verfügbar waren, auch, wenn alle anderen dabei schmunzelnd den Kopf schüttelten. Jedes Jahr aufs Neue fieberte sie Weihachten entgegen und sie war sich - früher zumindest – sicher gewesen, der größte Weihnachtsfan unter der Sonne zu sein. Mit Abstand. Bis jetzt. In weniger als zwei Wochen war Heiligabend und Holly wünschte, das Fest würde gar nicht existieren, beziehungsweise unbemerkt an ihr vorübergehen. Obwohl es draußen klirrend kalt war, Schneeflocken vom Himmel segelten und an jeder Straßenecke ein Weihnachtsmann um Spenden für wohltätige Zwecke bat, war Holly überhaupt nicht nach Feiern zumute. Ganz im Gegenteil. Das, was ihr passiert war, war harter Tobak. Noch nicht einmal unter dem Jahr wünschte man seinem Erzfeind, zweimal unmittelbar hintereinander so derart auf die Nase zu fallen, wie es Holly innerhalb kürzester Zeit passiert war, aber erst recht nicht zu Weihnachten. Und das Schlimmste daran: sie hatte in beiden Fällen nicht damit gerechnet.

 

Eine Woche zuvor war noch alles in bester Ordnung gewesen. Und dann hatten die Dinge ihren Lauf genommen, die dazu geführt hatten, dass sie jetzt im Pyjama auf ihrer Couch lag und der Welt dabei zusah, wie Dämmerung über sie hereinbrach. Wie sie sich gar nicht mehr daran erinnern konnte, wann sie zuletzt geduscht oder etwas gegessen hatte. Vor einer Woche … hatte sie mitten im Leben gestanden, mit einem großartigen neuen Freund an ihrer Seite und einem Job, für den sie sich die letzten Jahre aufgeopfert hatte. Und bei dem sie sich sicher war, dass bald der nächste Karriereschritt anstand. Sie wollte nicht zurückdenken, was vor sieben Tagen passiert war, weil sie das schon viel zu oft getan hatte. Sie hatte immer wieder versucht, das „Warum“ hinter der ganzen Sache zu finden, doch es war ihr nicht gelungen. Sie wollte wissen, was sie getan hatte, dass ausgerechnet ihr so etwas passierte, doch sie konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen. Und trotzdem konnte sie nicht vermeiden, dass ihre Gedanken zu diesem bezeichnenden Dienstag zurückdrifteten. Wieder und wieder.

 

„Natürlich. Gib doch wenigstens zu, dass du einen anderen Kerl triffst.” Holly rollte mit den Augen und war drauf und dran, aufzulegen. Sie und Danny waren jetzt seit sechs Monaten ein Paar und als sie den gutaussehenden Musiker damals kennengelernt hatte, war sie sich sicher, einen absoluten Traummann abbekommen zu haben. Danny war unglaublich attraktiv, sportlich und gebildet. Er war Pianist und gehörte zum Stammensemble der Met, in seiner Freizeit tourte er oft mit Rockgrößen wie Bon Jovi oder Daughtry durchs Land. Nie hätte Holly sich vorstellen können, dass ein Mann wie er sich in eine stinknormale Assistentin wie sie verlieben könnte, doch … als sie auf Tinder gematcht hatten, hatte die Chemie zwischen den beiden sofort gepasst und es hatte ab der ersten Sekunde keine Zweifel daran gegeben, dass sie beide zusammengehörten. Bis Dannys Eifersuchtsattacken begonnen hatten und er in jedem Like, das Holly auf Facebook bekam, oder in jedem Bürokollegen, mit dem sie beruflich zu tun hatte, einen potentiellen Konkurrenten sah. Anfangs hatte sie diese Eifersucht ja noch süß gefunden, weil keiner ihrer Exfreunde zuvor jemals eifersüchtig gewesen war und sie es als Zeichen von Liebe deutete, wenn Danny Angst hatte, sie könnte Augen für einen anderen haben. Doch mit der Zeit wurde es auch anstrengend. Vor zwei Wochen hatte Danny tatsächlich Hollys Handy geschnappt und es durchforstet, als wäre es das normalste der Welt. Offenbar hatte er irgendwann mitbekommen, wie ihr Code zum Entsperren des Gerätes lautete. Er hatte geprüft, ob sie Tinder noch installiert hatte, war Anruf- und Nachrichtenlisten durchgegangen und hatte ihren Internetverlauf gecheckt, und als er rein gar nichts Verwerfliches gefunden hatte, hatte er sie gefragt, ob sie vielleicht noch ein heimliches Zweithandy benutzte. Holly hatte bei dieser Aktion mehr als nur ein merkwürdiges Gefühl bekommen, doch sie hatte nichts zu verbergen, und wenn Danny leichter war, wenn er in ihrem Handy herumstöbern konnte, dann sollte er eben. Vielleicht hatte er in der Vergangenheit mit Dingen zu kämpfen gehabt, die dazu führten, dass er jetzt so eifersüchtig war. Sie war sich sicher, dass sie ihm die Angst, sie zu verlieren, nehmen konnte. Er würde nichts Aufregenderes finden, als SMS von ihrer Mutter und Mails, die ihr Chef ihr mitten in der Nacht schickte, weil ihm irgendetwas firmenrelevantes eingefallen war, was nicht bis zum Morgen warten konnte.

„Liebling, ich weiß ja, dass es blöd ist, dass ich heute länger machen muss, aber dieser Termin ist einfach dazwischengekommen. Wir arbeiten seit über zwei Jahren an diesem Projekt und heute … könnten wir den Deal endlich besiegeln”, sagte sie, obwohl sie wusste, dass sie damit bei Danny auf taube Ohren stieß.

„Und ich feiere meinen Geburtstag allein. Schönen Dank auch”, sagte er vorwurfsvoll.

„Du feierst doch nicht allein”, sagte Holly, „du hast morgen Geburtstag, und ich werde morgen in aller Herrgottsfrühe raus nach Connecticut fahren und wir verbringen deinen Geburtstag genauso, wie wir geplant haben. Wir gehen mit deiner Mum zum Brunch und kochen gemeinsam das Dinner für deine Party am Abend. Das wird großartig.”

„Echt toll, dass meine neue Freundin ihren Job meinem Geburtstag vorzieht”, nölte Danny weiter, als habe er kein Wort von dem verstanden, was Holly ihm gesagt hatte.

„Hör mal, Schatz, ich bin hier gerade bei Target, um die letzten Kleinigkeiten für deine Party morgen zu besorgen. Ich melde mich nach dem Meeting heute Abend nochmal, ja?”

„Tu dir keinen Zwang an”, sagte Danny beleidigt. „Du musst dich nicht melden, vielleicht läuft dir ja dein Traummann über den Weg. Du kannst ja morgen entscheiden, ob du zu meinem Geburtstag kommen willst oder nicht.”

Holly seufzte. Sie wusste nicht, ob alle Künstler so drauf waren wie Danny, aber manchmal schaffte er es mit seiner unleidlichen, leicht zu beleidigenden und immer eifersüchtigen Art schon, sie in den Wahnsinn zu treiben. Und das nach gerade einmal sechs Monaten.

„Ich liebe di...”, begann sie, doch Danny hatte aufgelegt. Holly sah ihr Handy verzweifelt an und überlegte kurz, ob sie John, ihrem Boss Bescheid sagen sollte. Er würde das Meeting auch ohne sie schaukeln, dessen war sie sich sicher, aber … nein. Sie war von Anfang an in dieses Projekt eingebunden gewesen. Hatte sich hineingekniet und hart daran gearbeitet. Da wollte sie bei Vertragsabschluss in jedem Fall dabei sein, immerhin hatte sie selbst viel dazu beigetragen. Danny würde ohnehin lernen müssen, dass er mit seinem kindischen Verhalten nicht weit kam. Holly überlege kurz, ob sie ihn noch einmal anrufen sollte, doch wie sie Danny kannte, hatte der in seiner Übellaunigkeit sein Handy abgeschaltet. Sie nahm sich vor, nach den Feiertagen einmal ein ernstes Wort mit ihm zu reden. Sie liebte ihn, das stand außer Frage. Aber … mit dieser grenzenlosen Eifersucht, die er ständig an den Tag legte, machte er die Dinge nicht gerade besser, zumal er absolut keinen Grund hatte, eifersüchtig zu sein. Sie beendete ihren Einkauf und fuhr voll bepackt zurück ins Büro, sie gerade rechtzeitig zu ihrem Meeting kam.

 

Es war fast zehn Uhr abends, als die Delegation aus Tokio sich online verabschiedete und die Fusion mit Yakamoto Incorporated in trockenen Tüchern war. Holly konnte es kaum glauben und auch John Kramer, ihr Boss, schien heilfroh. Der Deal würde der Firma Millionen einbringen und wenn jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um Holly zu befördern, dann würde er wohl nie mehr kommen. Sie war sich sicher, dass John ihr nach den Feiertagen ein Angebot in diese Richtung machen würde. Sie sah auf ihr Handy, während sie zurück an ihren Schreibtisch ging und ihren Rechner herunterfuhr. Danny, die beleidigte Leberwurst, hatte sich natürlich nicht mehr gemeldet, obwohl er daueronline war. Auch eines dieser Spielchen, die er mit ihr spielte. Wenn ihm irgendetwas an ihr nicht passte, dann reagierte er einfach ein, zwei Tage nicht auf sie, obwohl er fast nonstop online war. So wie jetzt wieder. Was er in dieser Zeit trieb, und mit wem er Kontakt hatte, wusste sie nicht, denn im Verglich zu ihm war es nicht ihre oberste Priorität, über jede Kleinigkeit auf seinem Handy Bescheid zu wissen. Sie überlegte, ob sie vielleicht doch jetzt noch nach Connecticut fahren sollte, um des lieben Friedens willen, doch da rief John sie zu sich ins Büro.

„Holly, kommst du mal bitte?” Holly lächelte. Vermutlich hatte John den McKellan 18 ausgepackt, den es nur gab, wenn er einen besonders guten Deal abschloss. Holly selbst war noch nie in den Genuss dieses Whiskeys gekommen, aber jetzt … bestand durchaus die Möglichkeit. Sie legte ihr Smartphone auf ihren Schreibtisch und betrat das Büro ihres Chefs. Der saß mit einem Blatt Papier, auf das er händische Notizen gekritzelt hatte, an seinem Schreibtisch. Vom McKellan 18 war weit und breit keine Spur.

„Setz dich, Holly”, sagte ihr Boss, der üblicherweise immer ziemlich gut drauf war und stets einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte. In den Jahren, in denen Holly für John arbeitete, waren sie immer bestens miteinander ausgekommen. Holly wusste mehr von ihrem Boss als dessen Frau und John hatte die Gewissheit, dass seine Assistentin die Loyalität in Person war. Auf Holly war verlass. Sie machte unbezahlte Überstunden, arbeitete auch mal am Wochenende oder abends und war praktisch ständig über ihr Handy zu erreichen. Egal, ob sie krank im Bett lag oder im Urlaub war. „Jetzt wird’s unangenehm”, fügte er hinzu und das war der Moment, in dem Hollys Leben, wie sie es gewohnt war, ihr zu entgleiten begann.

 

Ein mulmiges Gefühl hatte sich in ihr ausgebreitet, als sie gegenüber ihrem Boss Platz nahm. Sie versuchte, einen Blick auf das Blatt Papier zu werfen, aber es gelang ihr nicht, zu entziffern, was er sich notiert hatte.

„Also, Holly, ich mache es kurz und schmerzlos. Es tut mir sehr leid, aber du wirst ab Januar nicht mehr im Unternehmen sein.”

Holly sah John an und wartete darauf, dass der begann, laut loszuprusten. Manchmal schossen seine Witze übers Ziel hinaus und eigentlich konnte das hier auch nur wieder so ein Scherz sein, den nur er lustig fand. Obwohl Holly keine Ahnung hatte, wie er auf so etwas kam.

„Wie bitte?”, fragte Holly.

„Weißt du, es ist so”, begann John, „also, Holly, du bist der loyalste Mensch, den ich kenne und das schätze ich sehr an dir. Du weißt, dass ich dir alles erzählen würde. Wenn ich fremd ginge, wärst du die einzige Person, mit der ich darüber reden würde, aber … du bist nicht das, was ich mir unter meiner Assistentin vorstelle.” Er sah sie immer noch todernst an. Holly konnte es immer noch nicht glauben und wartete weiterhin darauf, dass John zu Grinsen begann und ihr erklärte, dass er sie ganz schön drangekriegt hätte.

„Was? Aber … wieso?”, brachte Holly heraus, die völlig unter Schock stand. Sie war kurz davor, zusammenzubrechen. Ihr war schlecht und schwindelig und sie hoffte, dass das hier nur ein schlimmer Traum war und sie gleich aufwachte. Es fühlte sich an, als habe ihr jemand den Boden unter den Füßen mit voller Wucht weggerissen.

„Du bist toll, Holly, aber ich brauche eine Assistentin, die mich wirklich unterstützt. Die mich antreibt. Und das schaffst du nicht.”

„Was?”, wiederholte Holly. „Was habe ich denn falsch gemacht? John, ich arbeite seit sieben Jahren für dich und es hat doch immer alles gepasst? Habe ich irgendwelche Fehler gemacht? Oder sonst etwas?” Sie überlegte krampfhaft, ob ihr in letzter Zeit, oder irgendwann einmal, ein Fehler unterlaufen war, doch im Job war sie ein Profi. Sie machte keine Fehler. Es hatte niemals etwas gegeben, das sie versemmelt hatte. Ganz im Gegenteil. Sie hängte sich rein und arbeitete mehr, als notwendig war.

 

John sah sie an. Holly wusste, dass sie nichts falsch gemacht hatte. Sie war eine Perfektionistin, was ihren Job betraf. Sie war immer der Meinung gewesen, dass gute Zusammenarbeit ein Geben und Nehmen war und sie war bereit dazu, ihren Teil zu geben.

„Wie gesagt, Holly, für mich passt das einfach nicht”, sagte John wieder. Bislang hatte er ihr keinen richtigen Grund nennen können, warum er sie kündigte.

„Du sprichst in Überschriften”, sagte Holly aufgebracht, „nenn mir doch wenigstens etwas, was ich in den vergangenen Jahren falsch gemacht habe, was so schrecklich ist, dass du mich entlassen musst. Ich will das hier ja nur verstehen. Diese Erklärung schuldest du mir einfach, John.”

John sah sie an. „Es gibt da viele Dinge”, begann er.

„Und die wären?”

„Du … du hast letztens, als dieser Kunde namens Reel angerufen hat, gemeint, es wäre Mr. Reed. Das hat mit durcheinandergebracht.”

Holly sah ihn an und wusste nicht, ob sie ihrem Boss eine scheuern, oder einen hysterischen Lachanfall bekommen sollte. Das alles hier konnte doch unmöglich sein Ernst sein.

„Raus mit der Sprache, was ist der wahre Grund”, fragte Holly. Sie fühlte sich wie in einer Nebelwolke. Sie hatte sieben Jahre an der Seite von John gearbeitet. Überstunden geleistet, bis spät in die Nacht und auch am Wochenende und es hatte nie ein Problem gegeben. Ganz im Gegenteil, Holly war unglaublich penibel, was ihren Job betraf. John sah sie zerknirscht an.

„Wen hast du eingestellt?”, fragte sie. Er musste ihre Stelle längst nachbesetzt haben, denn sonst würde er nicht so unglaublichen Druck ausüben und sie so sang- und klanglos kündigen – und das quasi auf den letzten Abdruck vor Jahresende. Es lag nicht daran, dass sie ihn nicht „antrieb“, da steckte etwas ganz anderes dahinter, das wusste sie. Er sah sie an wie ein geschlagener Hund und Holly fixierte seinen Blick.

„Vicky Donahue”, sagte er dann kleinlaut.

„Vicky Donahue?”, wiederholte Holly fragend. Den Namen … hatte sie schon irgendwann einmal gehört, aber sie wusste nicht, ihn einzuordnen. Dann … fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie glaubte nicht, was ihr – nun ehemaliger – Boss ihr da sagte.

„Die Praktikantin, die im Sommer in der Poststelle gearbeitet hat?”, rief sie und glaubte nicht, was hier gerade passiert ist. „Die, die vom College abgegangen ist und Model oder Schauspielerin werden wollte? DIE Vicky Donahue?” Eigentlich musste das alles hier ein Scherz sein. Ein unglaublich unlustiger und geschmackloser Scherz. Doch so sehr Holly John auch anblickte, er grinste nicht. Ganz im Gegenteil, er sah aus, als würde er sich gleich übergeben.

„Ich glaube, sie managed mich besser als du”, sagte er schließlich. „Du bist toll, Holly und die loyalste Assistentin, die man sich nur vorstellen kann, aber …"

„Aber du hast lieber eine 23jährige Blondine mit Modelfigur in deinem Vorzimmer sitzen, als eine 30plus-Kleidergröße-achtunddreißig-Dunkelhaarige wie mich”, vollendete Holly den Satz. Ihr Boss war immer schon … sehr von jungen, hübschen Damen angetan gewesen, das war kein Geheimnis. Aber …, dass er sie, Holly, jetzt sogar gegen eine austauschte, die weder reif genug war, noch Berufserfahrung hatte, schockierte sie in höchstem Maße.

„Nein, Holly, so ist das nicht”, sagte John halbherzig, obwohl er wusste, dass es ganz genau so war. Und Holly wusste das auch. „Du bekommst ein erstklassiges Dienstzeugnis, Holly”, sagte John, jetzt wieder etwas gefasster. „Und eine Assistentin wie du bekommt überall einen Job. Du hast den lausigen Job hier bei mir in dieser Kaschemme ja gar nicht nötig.” Er grinste und hoffte wohl, die Situation durch diesen höchst unangebrachten Scherz aufzulockern. „Ich bezahle dir eine Bomben-Abfindung Holly, ehrlich. Und ich habe so viele Kontakte, ich verschaffe dir eine viel bessere Position in einem viel besseren Unternehmen.”

Holly sah ihn an und stand auf. „Ach weißt du was, John”, sagte sie, „fick dich einfach.”

 

***

 

Zwanzig Minuten später saß Holly im Zug nach Connecticut auf dem Weg zu Danny. Vielleicht … war das alles eine Fügung des Schicksals. Danny hatte ihr schon oft, obwohl sie erst so kurz zusammen waren, angeboten, bei ihm einzuziehen. Er bewohnte ein schickes, großes und modernes Loft in Connecticut und hatte mehr als genug Platz. Erst vor zwei Wochen, als Holly wieder einmal völlig überarbeitet aus dem Büro gekommen war, hatte er ihr vorgeschlagen, zu kündigen und mit ihm zusammenzuziehen. Auf die Frage, wie sie dann ihren Lebensunterhalt verdienen sollte, antwortete er nur, dass er genug verdiente, um für sie beide, und ein, zwei Kinder zu sorgen. Sie müsste nicht arbeiten. Dieser Vorschlag war zwar wirklich herzallerliebst, aber Holly war keine Frau, die auf Kosten anderer lebte. Auch dann nicht, wenn ihr Freund ein bekannter Musiker war, der Geld wie Heu hatte. Jetzt … war Dannys Vorschlag zumindest sehr tröstlich. Vielleicht war die Kündigung ein Wink des Schicksals und Fortuna wollte ihr deutlich machen, dass sie sich anstelle ihrer Karriere um ihre Beziehung kümmern sollte. Eine Familie gründen. Die nächste Stufe mit Danny erklimmen. Natürlich würde sie nicht von seinem Geld leben. Zunächst einmal hatte John ihr als Abfertigung ein ganzes Jahresgehalt plus Boni zugesagt. Sie würde zunächst also über die Runden kommen und ich keinen Stress machen müssen, was eine neue Stelle betraf. Aber … wenn sie bei Danny einzog – was nach sechs Monaten durchaus legitim war – konnte sie ihr eigenes Appartement vermieten und würde ein Einkommen haben, so lange, bis sie einen neuen Job gefunden hatte. Sie konnte sich auf etwas ganz anderes konzentrieren, vielleicht wirklich dieses Buch schreiben, das ihr schon ewig im Kopf herumspukte. Sich eine Auszeit gönnen. Ein Appartement mitten in Manhattan würde einiges an Miete einbringen und sie so auf jeden Fall auch dann finanziell retten, wenn die Jobsuche sich schwierig gestaltete.

 

Als Holly einige Zeit später aus dem Lift stieg und die Tür zu Dannys Loft aufschloss, war ihr schon ein bisschen wohler. Sie hatte in dem kleinen Laden an der Ecke eine Flasche Champagner gekauft, um mit Danny auf seinen Geburtstag anzustoßen - und … auf ihren eigenen neuen Lebensabschnitt. Ja, sie würde zu ihm ziehen und ihr Appartement vermieten. In den nächsten Tagen würde sie sich damit auseinandersetzen, ob eine dauerhafte Vermietung besser wäre als Airbnb oder umgekehrt, aber das hatte alles noch Zeit. Vielleicht würde ihr Leben jetzt eine Wendung nehmen, die es deutlich ins Positive veränderte.

 

Üblicherweise sah Danny fern, wenn sie um diese Uhrzeit noch bei ihm vorbeischaute, doch an diesem Abend lief leise Soulmusik und Kerzen brannten überall im Loft. Holly schmunzelte. Hatte Danny sich selbst einen romantischen Abend verordnet? Feierte er in seinen Geburtstag hinein? Oder hatte er am Ende gewusst, dass sie noch vorbeischaute? Vielleicht war ihre Bindung zueinander tatsächlich so intensiv, dass sie wussten, was der andere dachte? Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus und einmal mehr dachte sie bei sich, dass das alles vielleicht schon seinen Sinn hatte, mit ihrem Job. Jetzt aber wollte sie erst einmal nichts weiter, als in Dannys Armen liegen und sich bei ihm ausheulen.

 

Sie legte ihren Mantel ab und trat ins Wohnzimmer. Danny war nicht zu sehen, stattdessen aber … lag eine brünette Frau … auf seiner Couch. Die Frau war nackt und hatte die Beine nach oben gespreizt. Sie hatte die Augen geschlossen und begann in dem Moment laut zu stöhnen, fast zu schreien, als Holly das Loft betrat. Holly ging einige Schritte auf die Couch zu, sah Dannys Kopf zwischen den Schenkeln der Frau sich auf und ab bewegen. Holly wurde schwarz vor Augen und die Champagnerflasche glitt aus ihrer Hand und zerbarst auf dem Marmorboden des Lofts.

 

***

 

Seit diesem denkwürdigen Tag waren nun fast genau zwei Wochen vergangen. Zwei Wochen, in denen Holly weder ans Telefon gegangen war, noch ihr Appartement verlassen hatte. Danny hatte ungefähr eine Million Mal versucht, sie zu erreichen, doch Holly hatte keine Lust auf seine idiotischen Entschuldigungen, die sich mit Schuldzuweisungen seinerseits abwechselten. Einmal schrieb er ihr eine Litanei darüber, wie sehr er sie liebte, und dass er sich nur mit ihr eine Zukunft vorstellen konnte, und dass ihn der Gedanke zerriss, sie nicht mehr in seinem Leben zu haben, dann textete er, dass er froh war, sie nicht mehr um sich haben zu müssen und diese Mandy, zwischen deren Schenkeln sie ihn entdeckt hatte, in jeder Hinsicht die bessere Wahl war als sie. Alles in Allem … hatte Holly keine Lust, irgendetwas zu tun und das weihnachtliche Manhattan da draußen nervte sie obendrein nur noch. Sie wusste, dass dieses Weihnachtgefühl, das sie sonst so sehr geliebt hatte, sie übermannen würde, sobald sie das Haus verließ, doch in diesem Jahr gab es kein Weihnachten für sie. Ganz bestimmt nicht. Sie hatte überhaupt keine Lust, Weihnachten zu feiern und wollte von all dem Trubel am besten gar nichts mitbekommen. Was allerdings gar nicht so einfach war, wenn man in einer Stadt wie Manhattan lebte, die praktisch das Maß aller Dinge in Sachen Weihnachten war. Jetzt noch irgendwo in der Karibik Urlaub zu buchen, war viel zu kurzfristig, außerdem hatte sie gerade erst ihren Job verloren. Sich da einen Trip in den Süden zu gönnen oder auf irgendeine karibische Insel, wäre völlig idiotisch. Allerdings gab es sonst keine Alternative. Natürlich hätte sie das Fest mit Freunden feiern können, aber erstens wollte sie sich nirgendwo aufdrängen und zweitens hatte sie absolut keine Lust auf Weihnachten. Sie musste … weg von den Feiertagen, sie musste … Weihnachten ausfallen lassen. Weihnachten schwänzen. Und dann … fiel ihr ein, wie sie das bewerkstelligen konnte.

 

 

EINS

 

Holly hatte eine wunderbare Kindheit gehabt und ihre Mutter hatte, selbst als Holly noch ganz klein war, immer ganz große Familienfeste an Weihnachten geschmissen. Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, Großeltern, Freunde und Nachbarn feierten traditionell am 24. Dezember eine riesige Weihnachtsparty. Am 25. gab es dann im Kreis der Familie ein opulentes Weihnachtsdinner, das keine Wünsche offenließ. Diese Weihnachtsfeste waren ausschlaggebend dafür gewesen, dass Holly selbst ein solcher Weihnachtsfan wurde. Seit sie Anfang zwanzig war, schmiss sie diese großen Weihnachtsfeste, zu denen Freunde und Familie eingeladen waren, selbst. Aus dem einfachen Grund, weil ihre Mutter Joyce keine Lust mehr hatte. Als Holly zweiundzwanzig war, hatte Joyce ihr erklärt, dass sie die Feste, die sie ausgerichtet hatte, als Holly noch ein Kind gewesen war, zwar niemals würde missen wollen und es genossen hatte, so viele Menschen um sich zu haben, dass sie aber jetzt schlichtweg keine Lust mehr auf den ganzen Tamtam hatte und die Feiertage lieber ausfallen ließ. Joyce, die allein lebte, seit Hollys Vater verstorben war, genoss ein paar stille Tage, dekorierte weder das Haus noch stellte sie einen Tannenbaum auf. Sie entspannte, las ein Buch oder sah sich einen Film an und startete so völlig relaxt ins neue Jahr. Einladungen zu Hollys eigenen Weihnachtspartys lehnte sie stets höflich ab, sodass Holly sie in den letzten Jahren gar nicht mehr gefragt hatte. Aber eines musste sie zugeben … sie konnte die Haltung ihrer Mutter mittlerweile nachvollziehen. So sehr sie es auch liebte, Weihnachten zu feiern und all ihre Freunde und die Familie um sich zu haben, es war nicht nur ein finanzieller Kraftakt, ein solches Fest auf die Beine zu stellen, sondern auch ein logistischer. Bereits im Sommer überlegte Holly, was es zu essen gab, wer wo sitzen sollte und was sie als Gastgeschenk anbot. Eigentlich war es verrückt, sich in der Weihnachtszeit noch solchem zusätzlichen Stress auszusetzen, aber sie liebte die Feiertage einfach und hatte die Organisation der Party nie als Belastung gesehen. Außerdem gehörte Hollys Party fix zum Terminkalender ihrer Freunde.

 

Dieses Jahr war das anders. Ihre einzige Amtshandlung seit der Kündigung und der Trennung von Danny war eine SMS an alle, die zur Party eingeladen waren. Darin erklärte Holly, dass sie das Fest in diesem Jahr leider aus persönlichen Gründen nicht würde ausrichten können. Auf sämtliche neugierige Anfragen, was das denn für Gründe seien, ging sie gar nicht erst ein, sondern schaltete ihr Handy aus. Aber dafür wusste sie jetzt, wie es ihr gelingen würde, Weihnachten ausfallen zu lassen. Sie würde zu ihrer Mutter nach Chicago fahren und die Feiertage dort einfach an sich vorüberziehen lassen, um im neuen Jahr durchzustarten.

 

***

 

Holly war schon in aller Herrgottsfrühe losgefahren, um so wenig Weihnachtsstimmung wie nur möglich abzubekommen.

---ENDE DER LESEPROBE---