Sommer im kleinen Haus am Wald - Amanda Kissel - E-Book
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Sommer im kleinen Haus am Wald E-Book

Amanda Kissel

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Beschreibung

Auch lang gehegte Wünsche wollen erfüllt werden: Der Feelgood-Roman »Sommer im kleinen Haus am Wald« von Amanda Kissel jetzt als eBook bei dotbooks. »Was ich dir raten möchte, außer endlich hinter das Geheimnis deiner Eltern zu kommen? Trink Cocktails! Tanz! Verlieb dich!« Als Kind hat Isabelle lange darunter gelitten, ihren Vater nicht zu kennen, doch als erwachsene Frau hat sie sich ein gutes Leben im kleinen Haus der Familie am Pfälzerwald aufgebaut. Und darum ist die junggebliebene Single-Mutter nun bereit, den Rat ihres Onkels August zu beherzigen: Sie beschließt, endlich ihren Vater zu finden – und außerdem die örtliche Singlebörse ein wenig aufzumischen! Während ihr Liebesleben schon bald ungeahnte Höhenflüge unternimmt und sie sich plötzlich zwischen zwei attraktiven Männern entscheiden muss, gestaltet sich die Suche nach ihrem Vater schwieriger. Wird ein Besuch in Frankreich, dem Land, in dem Julien Rigot damals ihre Mutter Gudrun kennenlernte, Isabelle auf die richtige Spur führen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der gefühlvolle Familiengeheimnisroman »Sommer im kleinen Haus am Wald« von Amanda Kissel bietet ein Wiedersehen mit den liebevollen Figuren aus dem Erfolgsroman »Das kleine Haus am Wald«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 402

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Über dieses Buch:

»Was ich dir raten möchte, außer endlich hinter das Geheimnis deiner Eltern zu kommen? Trink Cocktails! Tanz! Verlieb dich!« Als Kind hat Isabelle lange darunter gelitten, ihren Vater nicht zu kennen, doch als erwachsene Frau hat sie sich ein gutes Leben im kleinen Haus der Familie am Pfälzerwald aufgebaut. Und darum ist die junggebliebene Single-Mutter nun bereit, den Rat ihres Onkels August zu beherzigen: Sie beschließt, endlich ihren Vater zu finden – und außerdem die örtliche Singlebörse ein wenig aufzumischen! Während ihr Liebesleben schon bald ungeahnte Höhenflüge unternimmt und sie sich plötzlich zwischen zwei attraktiven Männern entscheiden muss, gestaltet sich die Suche nach ihrem Vater schwieriger. Wird ein Besuch in Frankreich, dem Land, in dem Julien Rigot damals ihre Mutter Gudrun kennenlernte, Isabelle auf die richtige Spur führen … bevor das Gefühlschaos im Pfälzerwald weitergeht?

Über die Autorin:

Amanda Kissel wurde in Neustadt an der Weinstraße geboren und arbeitet als Lehrerin. Mit ihrem Mann und drei Kindern lebt sie mitten im Pfälzerwald.

Von Amanda Kissel erscheinen bei dotbooks auch:

»Das kleine Haus am Wald«

»Kaktusblütenzeit«

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Überarbeitete eBook-Neuausgabe Oktober 2021

Dieses Buch erschien bereits 2019 unter dem Titel »Isabelles Wunsch« und unter dem Autorennamen Ursula Kissel als Self-Publishing-Buch.

Copyright © der Originalausgabe 2019 Ursula Kissel

Copyright © der Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © pixabay / markus53 / anaterate / Antranias sowie © shutterstock / Serg64 / Jones M / Elenamiv / superbank stock / zhu difeus

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96655-700-9

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Amanda Kissel

Sommer im kleinen Haus am Wald

Roman

dotbooks.

Stammbaum der Familie Friedinger

Kapitel 1In der blauen Höhle

Im April waren die Drachenhöhlen in Porto Cristo noch nicht so stark besucht wie im Sommer, deshalb rückten sie in der Menschenschlange rasch bis zum Eingang vor. Isabelle hatte an diesem warmen, sonnigen Tag das Bedürfnis verspürt, etwas mit ihrer 10-jährigen Tochter allein zu unternehmen, und so waren sie mit dem Bus von Cala Millor hierhergefahren.

Sie mussten nur kurz vor dem Eingang zu den Höhlen warten, bis sie eintreten durften. Ida-Marie drückte erwartungsvoll ihre Hand. Die Sommersprossen in ihrem hellen Gesicht traten in den Schatten der Felsen deutlich hervor. »Es geht los, Mama.«

Mit der Menschenmenge wurden sie durch den Eingang geschoben. Hunderte von Füßen stiegen über die feucht glänzenden Stufen nach unten bis in die Tropfsteinhöhlen; immer tiefer wurden sie ins Innere der Erde aufgenommen. Stickige, feuchte, warme Luft umhüllte sie. Die Höhlen schienen riesig, dehnten sich in der schwach erleuchteten Dämmerung nach allen Seiten aus. Versteckte Laternen verbreiteten einen warmen, unwirklichen Schein. Ida-Marie zog sie an der Hand Stückchen für Stückchen weiter die in Stein gehauenen Stufen herab.

»Schau nur, Mama, es sieht aus wie eine Traumlandschaft«, sagte Ida-Marie hingerissen und blickte sich um.

Isabelle tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »In der Hochsaison hat man hier bestimmt keinen Spaß. Da werden die Besucher aneinanderkleben«

»Schade, dass Onkel August und Katja im Hotel geblieben sind«, meinte Ida-Marie. »Sie verpassen ganz schön was!«

Staunend betrachteten sie die Tausenden von Stalaktiten, die mit ihren Verästelungen meterlang von den Decken hingen und wundersame Formationen bildeten. An vielen Stellen spiegelten sie sich im kristallklaren blauen Wasser jenseits des Weges, sodass man das Gefühl unendlicher Ausdehnung hatte.

Es war kaum möglich stehenzubleiben, um einen Moment in den Anblick der eigenartig entrückt scheinenden Kulisse zu versinken, so sehr wurden sie von den anderen Besuchern weitergeschoben. Als sie in der blauen Höhle ankamen, stand ein alter weißhaariger Mann dicht an einen vor Feuchtigkeit glitzernden Felsen gedrängt. Ellenbogen stießen ihm in die Seiten, Kinder traten ihm im Vorbeigehen auf die Füße. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und er presste sich beide Hände an die Stirn.

Isabelle hielt inne. Offenbar ging es dem Mann schlecht. Sie zögerte – sollte sie ihm ihre Hilfe anbieten? Von hinten drängten die Menschenmassen sie weiter, doch sie presste sich gegen einen Felsen und blieb stehen. In diesem Moment sah sie, dass der Mann unter den aufgerissenen Knöpfen seines Hemdes ein schmetterlingsförmiges Muttermal am Hals hatte. Die scharfen Ränder hatten exakt die Form von Flügeln; das Mal war in etwa so groß wie eine Nuss.

»Ida-Marie!« Heiser rief sie nach ihrer Tochter und hielt sie an der Schulter fest, um sie in dem Getümmel nicht zu verlieren.

»Mama, was ist …?«, fragte Ida-Marie verwundert, dann fiel ihr Blick auf den alten Mann. Auch Isabelles Augen ruhten besorgt auf ihm.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie. »Geht es Ihnen nicht gut?«

»Non, ça ne va pas du tout«, stöhnte der Mann und klammerte sich an einem Felsvorsprung fest, um Halt zu bekommen. »J‘ ai un mal de tête infernal.1«

Höllische Kopfschmerzen? Sie sah ihn ratlos an, forschte in seinem Gesicht. Er versuchte zu lächeln, schaffte aber lediglich eine schiefe, einseitige Grimasse. Es schien ihm sehr elend zu gehen.

»Vous avez besoin d‘un médecin?2« Dank ihrer Arbeit als Übersetzerin konnte sie fließend Französisch mit ihm sprechen, worüber sie in diesem Moment sehr dankbar war.

Er stöhnte. »Oui … S’il vous plaît.3«

Da drängte sich jedoch eine jüngere Frau in Poloshirt und kakifarbenem Rock zu ihnen vor, deren Namensschild sie als Reiseleiterin auswies. Sie schien die Situation sofort zu erfassen und nahm den alten Mann am Ellenbogen.

»Danke, dass Sie sich gekümmert haben«, sagte sie zu Isabelle und führte den Franzosen nach einem kurzen besorgten Wortwechsel gegen den Strom der Menschen Richtung Ausgang zurück. Bald waren sie nicht mehr zu sehen.

Isabelle starrte in die Richtung, in der sie verschwunden waren. Trotz der Wärme fröstelte sie plötzlich und merkte, wie ihr Körper von einer Gänsehaut überzogen wurde. Das feenhafte bläuliche Licht in der Höhle kam ihr mit einem Mal unheimlich vor.

»Was ist mit dem Mann?«, fragte Ida-Marie.

»Ich weiß es nicht«, murmelte Isabelle und griff nach ihrer Hand, um weiterzugehen.

»Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen, Mama.«

Isabelle biss sich auf die Lippen. Vielleicht habe ich das ja auch, dachte sie. Sie war vollkommen aufgewühlt.

Der Strom schob sie weiter durch die Höhlen. Isabelle nahm kaum noch etwas von der surrealen Landschaft wahr. In Gedanken war sie immer noch bei dem alten Mann. Diese Stelle an seinem Hals hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben … Das konnte nicht sein, das war einfach nicht möglich … Zum Schluss kamen sie in der letzten Höhle an, in der sich ein großes Auditorium befand. Sie wurden auf eine der vielen, bogenförmig angeordneten Bänke verfrachtet, wo sie eine ganze Weile stumm inmitten der Menschenmenge saßen. Isabelles Gedanken kreisten noch immer unaufhörlich um den alten Mann. Das Licht erlosch, Dunkelheit legte sich wie eine Decke über die Höhle. Sie konnten kaum noch den unterirdischen See erkennen, der vor ihnen lag.

»Wow, schau mal, da hinten«, flüsterte Ida-Marie und deutete auf einen entfernten Kanalbogen, der plötzlich beleuchtet wurde. Gondeln mit Musikern glitten wie Schatten über das Wasser, und eine Melodie erklang, leise und unerwartet, zarte, unwirkliche Töne hingen wie Sternenstaub in der Luft.

Streicher spielten eine entrückte Version von Nessun dorma. Die Menschentrauben lauschten in verzaubertem Schweigen. Nur Isabelle saß wie erstarrt da, ihr Herz raste, ihre Finger zitterten.

Die Gondeln mit den Musikern schwebten an ihnen vorbei über das Wasser, bis sie nicht mehr zu sehen waren, dann war alles zu Ende. Einen Moment herrschte eine solche Stille, dass man lediglich das leise Plätschern des Wassers hören konnte. Dann wurden die Menschen angewiesen, in Boote zu steigen, die von der Seite herbeischwammen, und wurden ein winziges Stück über den See gefahren, bis zu der Stelle, an der sie aussteigen sollten. Von da war es nicht mehr weit bis zum Ausgang.

Aufgewühlt stieg Isabelle aus dem Boot und folgte Ida-Marie über die engen, steinernen Stufen nach oben. Sie hatte nur ein Bild vor Augen: das schmetterlingsförmige Muttermal am Hals des alten Franzosen. Sie besaß genau das gleiche an genau der gleichen Stelle. Es besaß die gleiche Größe wie seins, und auch die flügelförmigen Enden links und rechts waren identisch.

Als sie die Drachenhöhlen verlassen hatten und wieder draußen im gleißend hellen Licht des Frühlingstages standen, sahen sie gerade noch einen Krankenwagen mit heulenden Sirenen davonrasen.

»Kaufen wir uns ein Eis, Mama?«, fragte Ida-Marie.

Isabelle nickte abwesend; ein mulmiges Gefühl ergriff Besitz von ihr. Sie war sich sicher, dass sich in dem Krankenwagen der Franzose befand, und dass er gerade ins Krankenhaus gebracht wurde. Ob es wohl sehr schlecht um ihn stand?

Kapitel 2Sex on the beach

Zurück im Hotel zog es Ida-Marie natürlich sofort an den Pool. Schnell streifte sie in ihrem Zimmer ihr lila-rosa getupftes Kleid ab, das nicht so ganz mit ihren roten Ringellocken harmonierte, schlüpfte in den Bikini und rannte nach unten.

»Kommst du auch, Mama?«

»Gleich.« Isabelle folgte ihr, nachdem sie sich kurz das verschwitzte Gesicht und die Arme kalt gewaschen und einen Blick in den Spiegel geworfen hatte. Ihre hellen roten Haare, kraus in alle Richtungen springend wie bei ihrer Tochter, waren zerzaust und ungekämmt. Sie war zu erschöpft und verstört, um etwas daran zu ändern. Der Zwischenfall in Porto Cristo nagte noch immer an ihr. Sie nahm sich eine Wasserflasche mit und folgte Ida-Marie nach draußen.

Als sie unten ankam, tobte diese schon mit ihrer sechsjährigen Kusine Zoe, dem Kind von Isabelles Kusine Katja, um das Schwimmbecken herum. Zoes Haut war schneeweiß von einer dick aufgespachtelten Schicht Sonnencreme und ihre dunkelroten Haare waren unter einer Kappe mit Prinzessinnenmotiv versteckt; auch Katja hatte ihre helle Haut vor der Sonne geschützt, indem sie sich ein überdimensionales Badetuch umgehängt und einen Sombrero in die Stirn gezogen hatte.

»Die Sonne ist dein Feind, was?«, konnte sich Isabelle nicht verkneifen zu spotten. »Immer schön auf der Hut sein. Soll ich dir noch mein Handtuch leihen, deine Zehen sind noch unbedeckt.«

»Zieh mich nur auf. Du weißt, wie gefährdet wir Rothaarigen sind. Fünf Minuten ungeschützt und schon habe ich den schönsten Sonnenbrand«, sagte Katja und tippte auf ihrem Smartphone herum. Isabelle ließ sich auf dem Liegestuhl neben ihr nieder, der wie durch ein Wunder noch frei war, und trank einen Schluck gekühltes Wasser.

»Na, bist du wieder im Dauerchat mit dem charmanten Herrn Doktor?« fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Hält die junge Liebe die Woche Trennung überhaupt aus?«

»Du bist ja bloß neidisch«, bemerkte Katja, und beide brachen in Gelächter aus.

Katja hatte sich vor einem halben Jahr heftig in den Kinderarzt Jens Rombach verliebt und schrieb ihm ständig Nachrichten, die er wohl kaum beantworten würde – schließlich ging es in seiner Praxis immer stürmisch zu.

»Ich habe ihm ein paar Bilder von uns geschickt. Vielleicht kommt er heute Abend mal dazu, sie sich anzuschauen. Übrigens, Onkel August hat sich oben hingelegt. Die Hitze macht ihm zu schaffen, sagt er, er fühlt sich etwas schlapp. In seinem Alter muss das auch alles sehr anstrengend sein. Wie war der Ausflug zu den Drachenhöhlen?«, fragte Katja, während sie unter dem Rand ihres tief herabgezogenen Sombreros die beiden Mädchen beobachtete, die kreischend ins Wasser sprangen.

»Ach, ganz schön. Recht voll, obwohl noch keine Hauptsaison ist«, murmelte Isabelle abwesend. »Ich hatte in den Höhlen ein seltsames Erlebnis … Dort war ein älterer Mann, dem es anscheinend nicht gut ging. Er sah aus wie kurz vor einem Schwächeanfall … Ich habe ihn angesprochen, aber er wurde gleich von seiner Reiseleiterin weggeführt …«

Katja richtete sich in ihrem Liegestuhl auf und sah sie gespannt an. »Wieso war das seltsam?«

Isabelle schwieg einen Augenblick und verknotete ihre Hände. »Er … er hatte das gleiche Muttermal am Hals wie ich.«

Katja starrte sie an. Offensichtlich überschlugen sich in ihrem Kopf die Gedanken. »Und … und du meinst …? Aber Isabelle, das ist doch Unfug. Das ist doch höchst unwahrscheinlich.«

»Wieso denn?« Isabelle nahm sofort eine Abwehrhaltung ein. »Und da ist noch etwas. Er war Franzose. So wie mein Vater. Du musst zugeben, dass das schon ein merkwürdiger Zufall ist, nicht?« Mit einem Blick auf die tobenden Mädchen im Pool rief sie »Nicht so wild!«, dann verstummte sie wieder. Zoe ignorierte sie und kreischte und spritzte weiter Wasser in alle Richtungen, während Ida-Marie, ihre vernünftige, große Tochter, sofort leiser wurde.

»Isabelle.« Katja beugte sich zu ihr vor und sah sie eindringlich an. »Das kann nicht sein. So einen unglaublichen Zufall kann es nicht geben. Dieser Mann war mit Sicherheit nicht dein Vater.«

»Wieso nicht«, rief Isabelle heftig. »Ich weiß so gut wie nichts über meinen Vater, weil meine Mutter mir nie etwas über ihn erzählen wollte. Du kennst doch die Geschichte, Katja. Er war Franzose und meine Mutter hat ihn damals im Urlaub an der bretonischen Küste kennengelernt, sich in ihn verliebt und ist schwanger von ihm geworden. Sie haben sich nie wiedergesehen. Soviel ich weiß, hat sie ihn nie kontaktiert. Verstehe das, wer wolle. Aber du kennst ja meine Mutter. Ende der Geschichte. Aber als ich heute dieses Muttermal gesehen habe, Katja … Wie viele Menschen haben exakt dieses Muttermal? Und wie viele von ihnen sind Franzosen? Das kann kein Zufall sein. Hier, sieh doch mal.« Sie legte den Kopf schräg und zeigte mit dem Finger auf das kleine Muttermal am Hals. »Es sieht exakt wie ein Schmetterling aus. Und bei diesem Mann heute war es genauso … Die Größe, die Form …«

Katja sah nur flüchtig hin. Sie waren wie Schwestern aufgewachsen und sie kannte das Muttermal in- und auswendig. Nachdenklich schwieg sie. »Ich weiß nicht, Isabelle. Ein kleines Muttermal als einziges Indiz für eine angebliche Vaterschaft? Das ist ein bisschen dünn.«

»Mama, Ida-Marie ersäuft mich!«, brüllte Zoe so laut durch die Anlage, dass alle Gäste die Köpfe nach ihr reckten.

Katja seufzte. »Seid friedlich«, rief sie automatisch, bevor sie sich wieder ihrer Kusine zuwandte. »Ja, aber … Aber Isabelle, das ist doch alles … Angenommen, da ist was dran an deiner Vermutung. Was willst du jetzt tun? Willst du die Insel abklappern, um ihn zu finden?«

Isabelle seufzte bedrückt. »Ich weiß nicht. Nein, wahrscheinlich nicht. Das wäre unmöglich in dieser einen Woche, die wir hier sind. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas tun soll. Meine Mutter wollte nie etwas über meinen Vater erzählen, und ich habe gut gelebt, so wie es war. Soll ich jetzt mit 45 anfangen, nach ihm zu forschen?«

Katja blickte nachdenklich in Richtung der Palmen, die sich in der sanften Brise bewegten. »Warum eigentlich nicht? Es ist nie zu spät, auch wenn eine Suche sehr kompliziert wäre.«

Isabelle seufzte. »Vielleicht hast du recht. Du hast dich mit 42 noch einmal so stürmisch wie ein Teenie verliebt, vielleicht sollte ich es auch wagen, meine ausgetretenen Pfade zu verlassen und meinen Vater suchen. So alt wie er wahrscheinlich ist, wird er auch nicht mehr ewig leben.«

»Ich finde es gut, dass du so denkst«, sagte Katja aufmunternd. »Man muss auch mal was wagen im Leben. Was hast du zu verlieren?«

Isabelle starrte über das in der grellen Sonne blitzende Wasser. Ida-Marie und Zoe hingen inzwischen über Schwimmnudeln und trieben umher. Ihre Tochter schien glücklich. Auch sie hatte keinen Kontakt zu ihrem Vater, der Isabelle verlassen hatte, als sie noch ein Kleinkind war. Es wäre schön für Ida-Marie, wenn sie einen Großvater hätte. Außer Onkel August bestand der Clan der Friedingers nur aus Frauen. Sie und Katja, ihre Mutter Gudrun, Katjas Mutter Evelyn, und die beiden Mädchen.

Alle zusammen bewohnten sie dieses Hauses am Waldrand. Es war eine Art Mehrgenerationenhaus, ein Zuhause, manchmal auch eine Zuflucht für sie alle. Isabelle wohnte mit ihrer Mutter Gudrun und ihrer Tochter Ida-Marie im mittleren Stockwerk, ihre Kusine Katja mit deren Mutter Eve und Zoe im Erdgeschoss, Onkel August unter dem Dach. Alle waren sie von jeher stark miteinander verbunden, waren immer füreinander da. Ein Vater hatte ihr nie wirklich gefehlt.

Isabelle hatte die letzten Jahre fast ausschließlich in ihrem Arbeitszimmer verbracht, wo sie als freiberufliche Übersetzerin Texte aus dem Russischen und Französischen ins Deutsche übersetzte. Sie war ganz für ihre Tochter Ida-Marie da, ansonsten gab es wenig in ihrem Dasein. Jetzt, in der Mitte ihres Lebens, hatte sie sich vorgenommen, nicht weiter wie eine Stubenpflanze vor sich hin zu welken. Deshalb hatte sie sofort zugestimmt, in den Osterferien mit ihrem Onkel August und ihrer Kusine Katja sowie den beiden Mädchen zu verreisen. So waren sie nach Mallorca gekommen.

Sie wollte ihr Leben genießen, sie wollte schöne Dinge mit ihrer Tochter erleben, und sie wünschte sich, einen netten Mann an ihrer Seite zu haben. Katja hatte es ja auch geschafft. Mit diesem Kinderarzt schien sie sehr glücklich zu sein.

»Hola, niños!«, riss die Stimme des Kinderanimateurs Moritz sie aus ihren tiefen Gedanken. Jeden Tag um sechzehn Uhr erschien er, um die Kinder mit Spielen und Wettkämpfe zu unterhalten. Sämtliche Kinder der Anlage verließen die Klettergerüste und stiegen den Beckenrand hoch aus dem Wasser, um sich um ihn zu scharen. Alle Mütter saßen plötzlich aufrecht in ihren Liegestühlen, um zu gucken. Der junge Mann trug nur Badeshorts; er war braungebrannt und muskulös. Mit seinen schwarzen Haaren sah er aus wie ein Spanier, obwohl er aus Deutschland kam.

Auch Katja und Isabelle waren hochgeschnellt. Als sie sich dessen bewusstwurden, sahen sie sich an und lachten.

»Na, der hat ja viele Fans. Er ist zweifellos die Attraktion des Hotels«, bemerkte Isabelle. »Er ist aber auch eine Knusperschnitte, das muss ich schon sagen.«

Katja legte sich wieder hin und schloss die Augen. »Eher eine Milchschnitte. Die jungen Frauen zwischen vier und zwölf Jahren hier finden ihn attraktiv. Unsere Töchter auch. Aber er könnte fast dein Sohn sein.«

»Die Betonung liegt auf fast. Der Trend geht zum jüngeren Mann, weißt du das nicht?« Isabelle beobachtete, wie der Animateur Dosen und Bälle für Dosenwerfen und andere Spiele richtete, während die Kinder wie Frösche um ihn herum auf- und ab hüpften. Auch ihre Tochter Ida-Marie befand sich an vorderster Stelle und himmelte den jungen Mann an. Sie reichte ihm die Dosen und half ihm, sie zu stapeln.

»Wenn sie zu Hause nur auch so gerne helfen würde«, sagte sie in leichtem Tonfall, starrte Ida-Marie jedoch mit einer Mischung aus Erstaunen und Wehmut an. Ihr Kind wurde immer größer und älter.

Da sah Moritz plötzlich zu ihr herüber, als spürte er ihren Blick, und zwinkerte ihr zu. Isabelle lächelte zurück, erschrocken, aber irgendwie angenehm berührt.

»Anscheinend hat er auch Augen für die Mamas«, zog Katja sie auf.

»Ach was«, wehrte Isabelle ab und ließ den Kopf gegen die Rückenlehne sinken. »Er hat nicht mich gemeint. Wahrscheinlich hat er mich mit einer dieser jungen Muttis, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgen, verwechselt.«

Am Abend wurde das Licht weicher, war nicht mehr so stechend hell. Die Schatten wurden länger und vom Meer her, dessen Wellen man stetig heranbranden hörte, wehte eine angenehme Brise. Leises Gelächter und Gläserklirren lagen wie ein leichter Schleier in der Luft.

Der 86jährige August wirkte wieder gut erholt und führte seine Familie hinunter in die Bar, in ein khakifarbenes Hemd und gebügelte Hosen gekleidet. Stolz hatte er den Arm um jeweils eine Großnichte gelegt. Katja trug ein elegantes gelbes Leinenkleid, die dunkelroten Haare fielen ihr wie bei ihrer Tochter Zoe glatt den Rücken herab. Isabelle und Ida-Marie hatten sich die widerspenstigen Haare zu einem lockeren Chignon hochgezwirbelt, aus dem sich einzelne Locken herausstahlen. Isabelle trug ein türkisfarbenes geblümtes Kleid, das locker ihre Knie umspielte.

»Willkommen zur blauen Stunde«, sagte August und zog ihnen gentlemanlike Rattansessel heran, in die sie sich setzten. »Oder besser gesagt, zur Cocktailstunde. Jetzt lassen wir es uns so richtig gutgehen. Was trinkt ihr, Mädels?«

»Eine Piña Colada«, sagte Katja, als der Kellner, der wie jeden Abend lustige Fratzen mit den Kindern zog, an den Tisch kam. Zoe hielt sich den Bauch vor Lachen. »Und ich will einen Kindercocktail mit vielen bunten Papierschirmen!«

»Ich möchte eine Kinder-Pink Lady«, sagte Ida-Marie.

»Einen Screwdriver«, bestellte Onkel August und zog eine ebenso skurrile Grimasse wie der Kellner. Die Kinder hingen vor Lachen über den Sessellehnen. »Und du, Isabellchen?«

Isabelle warf einen flüchtigen Blick in die Getränkekarte, hatte sich aber bereits entschieden. »Sex on the beach.«

Ida-Marie stöhnte. »Oh Mama. Bitte nicht schon wieder. Das ist so peinlich. Warum bestellst du dir nicht einen Orangensaft oder so was?«

»Sex on was? Was ist das? Ist das gut? Das will ich auch!«, krähte Zoe, doch Katja verdrehte sofort die Augen. »Vergiss es.«

Isabelle starrte ihre Tochter an, als erkenne sie sie nicht wieder. Wieder war ihr, als wäre ihre Tochter über Nacht erwachsen geworden. »Ich bin im Urlaub, junge Frau«, erwiderte sie. »Ich darf jeden Abend einen Sex on the beach bestellen, wenn mir danach ist.«

»Genau«, stimmte August zu. »Das hat sich deine Mama wirklich verdient.«

In diesem Moment gingen vorne über der kleinen Tanzfläche bunte Discolichter an und blinkten psychedelisch. Discomusik ertönte aus den Lautsprechern und ließ den Boden vibrieren.

»Ich bin dann mal weg, Schnuckis«, verkündete August, stand auf und überlegte, welche der weißhaarigen Damen er auffordern sollte.

»Wow, August, du bist ja ein Partylöwe«, rief Isabelle lachend.

»Natürlich. Auf was soll ich denn warten? Im Grab kann ich nicht mehr tanzen. Ihr wisst, was ich euch immer predige: Trinkt Cocktails! Tanzt! Macht Liebe! Kauft euch Handtaschen!« Er zwinkerte ihnen zu und sprach eine ältere Engländerin an, die ein schwarzes Kleid mit Pailletten um den Ausschnitt trug. Sie lächelte geschmeichelt, als August sie um einen Tanz bat. Er führte seine ihn kokett anblinzelnde Partnerin am Arm nach vorne auf die Tanzfläche, wo sie sich ganz passabel bewegten.

»Es ist so schön, August zuzusehen«, bemerkte Isabelle angetan. »Es war wirklich eine hervorragende Idee von dir, Katja, ihn mit auf diese Reise zu nehmen. Zu Hause sitzt er viel zu oft alleine in seiner Wohnung herum. Und in Bezug auf uns hat er auch recht. Wir sollten uns öfter amüsieren.«

»Sein Spruch mit den Handtaschen gefällt mir besonders gut«, sagte Katja.

Sie genossen ihre Cocktails und betrachteten die Tanzenden, wobei die Kinder im Takt der Musik mitwippten.

Etwas später verklang dann vorerst die Tanzmusik und Moritz betrat den Raum, sofort umringt von einer Schar lebhafter Kinder, die in allen Sprachen auf ihn einschnatterten.

»Komm mit nach vorne!«, rief Ida-Marie Zoe zu, und Zoe und sie ließen auf der Stelle ihre pinkfarbenen Cocktails stehen und liefen nach vorne, um sich zu Moritz vorzudrängen.

Isabelle und Katja warfen sich einen verständnisinnigen Blick zu.

»Da sieht man es mal wieder, der junge Mann lässt alle Herzen höherschlagen, auch die unserer Töchter«, murmelte Isabelle, und Katja stimmte zu. Gemeinsam verfolgten sie das bunte Treiben um Moritz herum. Er gehörte zu den Menschen, die gute Laune versprühen, sobald sie einen Raum betraten. Statt der legeren Shorts trug er nun eine rosa Bermudashorts und ein schrill geblümtes Hawaiihemd – das war seine Arbeitsuniform. Braune Gliedmaßen schauten daraus hervor, die schwarzen Haare waren mit Gel jungenhaft zurückgekämmt, und sein breites, offenes Lächeln voller weißer Zähne war so gewinnend, dass alle Augen im Barbereich wieder auf ihm ruhten. Dabei wirkte er recht bescheiden und bodenständig – für jedes Kind, auch für das nervigste, und davon gab es hier wahrhaftig genug, hatte er ein liebes Wort, und die hyperaktivsten versuchte er mit Ruhe und Gelassenheit zu bändigen.

»Zeit für die Mini-Discooo«, rief er strahlend, und unisono brandete ein gewaltiger Jubelschrei auf. Ida-Marie und Zoe tanzten so ausgelassen mit der Menge zu If you’re happy and you know it, So ein schöner Tag und Aramsamsam, als gebe es kein Morgen mehr. Bei Chucu Chucu rannte Moritz, mittlerweile nassgeschwitzt und recht erschöpft, ins Publikum, nahm wahllos Mamas an die Hand, und zog sie nach vorne zur Tanzfläche.

»Kommt mit – nicht schlappmachen! Eure Kinder brauchen Unterstützung!«, rief er überzeugend.

»Aber klar doch! Das lassen wir uns nicht entgehen!« Katja und Isabelle, die ihm die ganze Zeit hingerissen zugesehen hatten, folgten ihm willig und formten mit den anderen Eltern einen Tunnel mit ausgestreckten Armen, durch den die Kinder, allen voran Moritz, auf dem Boden hindurchrobbten. Da die Eltern recht eng zusammenstanden, stieß er mit seinen Ellenbogen an Isabelles Zehen. Diese kleine Berührung klang leise in ihr nach und beschäftigte sie noch lange.

Nachdem alle das Abschiedslied gesungen hatten, schrie Moritz: »Gute Nacht! Bonne nuit! Good night! Buenas noches!«, und verschwand, eine große Cola hinunterstürzend, die ihm der Kellner im Vorbeigehen wie jeden Abend hingehalten hatte. Enttäuscht, dass die Kinderstunde vorbei war, sahen die jungen Gäste ihm nach.

»Morgen seht ihr ihn ja wieder«, versprach Isabelle ihrer Tochter und küsste sie auf die verschwitzten roten Haare. Auch sie hatte nichts dagegen, morgen Abend wieder bei der Kinderdisco mitzumachen. Moritz hatte sie tatsächlich eine Weile von der bohrenden Frage abgelenkt, ob der Franzose in den Drachenhöhlen irgendetwas mit ihr zu tun hatte. Nun brach die Erinnerung an den Vormittag jedoch wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins.

Es brauchte einige Mühe, die aufgedrehten Kinder in ihren jeweiligen Zimmern ins Bett zu bekommen. Zoe tanzte mit verrenkten Gliedmaßen weiter, als wäre sie noch immer in der Mini-Disco, und Ida-Marie bettelte, noch einmal an den in der Dunkelheit ruhenden Strand zu dürfen. Katja und Isabelle atmeten erleichtert auf, als sie endlich in den Betten lagen und das Licht ausgeschaltet war. August hatte sich auch in sein Zimmer zurückgezogen. Auf dem Hotelflur, der nur schwach erleuchtet war, standen die Kusinen noch einen Moment zusammen.

»Das wäre geschafft«, seufzte Katja. »Die beiden waren ja sehr aufgedreht. Ich ziehe mich auch zurück. Ich möchte noch in Ruhe mit Jens telefonieren.«

»Das habe ich mir fast gedacht«, sagte Isabelle leichthin. »Hm, ich habe noch keine Lust, schlafenzugehen. Ich bin zu aufgewühlt. Die Begegnung in den Drachenhöhlen beschäftigt mich. Ständig habe ich diesen alten Mann vor Augen. Ich glaube, ich gehe unten an der Bar noch einen Schlummertrunk trinken.«

»Tu das, das ist eine gute Idee.«

»Gute Nacht, Katja.«

»Gute Nacht.« Katja legte den Arm um sie und kurz standen sie aneinander gelehnt.

Unten hatte sich die Bar merklich geleert. Die Familien mit Kindern waren fast alle in ihre Zimmer zurückgekehrt. Ein paar alte Damen spielten Poker an einem der Rattantische, und einige junge Leute saßen mit Cocktails am Tresen und unterhielten sich.

Isabelle setzte sich auf einen freien Barhocker und bestellte einen Tee. Während sie wartete, dass er zog und abkühlte, starrte sie gedankenverloren in die üppigen Palmen im Hotelgarten. Die Stämme wurden von der Dunkelheit verschluckt, nur die Palmwedel vom weichen Licht der Laternen angestrahlt.

»Darf ich?«, fragte da eine Stimme neben ihr, und schon wurde der Hocker neben ihr herangezogen und ein junger Mann setzte sich.

»Oh«, sagte Isabelle überrascht. »… natürlich.«

Moritz hatte geduscht und sich umgezogen; er roch nach einem zitronigen Duschgel, die Haare waren noch feucht, und er trug nun Jeans und ein schlichtes weißes T-Shirt. Er stützte die Ellenbogen auf dem Tresen auf und betrachtete sie freundlich. Sie schaute leicht verunsichert zurück – ihr Herz klopfte ein wenig, aber es war eine freudige, erwartungsvolle Nervosität, keine unangenehme. Warum er sich wohl zu ihr setzte?

»Ich bin Moritz«, sagte er, während seine warmen braunen Augen auf ihr ruhten.

»Das weiß ich«, antwortete sie lachend. »Ich bin Isabelle, die Mutter dieser rothaarigen Hexe, das heißt, der größeren rothaarigen Hexe. Die, die ständig herumschreit, ist nicht meine, die gehört zu meiner Kusine.«

»Ja, ich weiß, wer zu wem gehört. Die Kinder haben es mir auch aufs Genaueste erklärt«, sagte er lächelnd. »Und ich habe schon vor Tagen herausgefunden, wie du heißt. Du bist also mit deiner Verwandtschaft hier?« Er winkte dem Barkeeper, der nur Sekunden später zwei Sex on the beach vor ihnen abstellte.

»Oh, danke«, sagte sie überrumpelt. »Eigentlich war ich schon bei Tee angelangt.«

»Es geht nichts über Sex am Strand«, sagte er und schaute sie noch immer unverwandt an, was sie aber nicht störte. Im Gegenteil, sie genoss seinen Blick immer mehr, fühlte sich darin festgehalten wie in einer Umarmung. »Wer ist alles dabei? Deine Kusine und dein Vater …?«

»Nein, er ist nicht mein Vater.« Kurz tauchte wieder das Bild des Franzosen in der Höhle vor ihm auf, doch sie blinzelte es weg. »Er ist mein Onkel August. Großonkel vielmehr. Wir wohnen alle zusammen in einem Mehrgenerationenhaus. Mein Großonkel August, meine Mutter, meine Tante, meine Kusine. Und die zwei Mädchen.«

»Das sind aber viele Frauen auf einmal«, sagte er.

»Ja. Onkel August ist der Hahn im Korb.«

»Er hat Glück, so viel weibliche Gesellschaft um sich zu haben. Er fühlt sich bestimmt pudelwohl mit euch. Und was machst du so, Isabelle?« Über seinem Glas sah er sie aufmerksam an; dieses Gefühl, im Zentrum des Interesses zu stehen – noch dazu eines so attraktiven Mannes – hatte sie lange nicht mehr gehabt. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal mit einem Mann an einer Bar gesessen und sich unterhalten hatte.

»Ich bin Übersetzerin. Das ist gut, weil ich von daheim aus arbeiten kann. Oder auch schlecht, weil ständig jemand von der Familie um mich herum ist und sich in alles einmischt. Die Großfamilie kann mitunter auch ein Fluch sein«, seufzte sie. »Und du, Moritz? Bist du hauptberuflicher Kinderanimateur auf Mallorca?«

Er schüttelte den Kopf und trank einen Schluck seines Cocktails, nicht ohne sie aus den Augen zu lassen. Er rückte ein Stück näher an sie heran, und sie spürte, wie ihr wärmer wurde. »Nein. Ich studiere eigentlich. Ich habe nur ein halbes Jahr Pause eingelegt, um mal was anderes zu sehen und ein wenig Geld zu verdienen. Aber dies ist meine letzte Woche hier. Nächsten Montag fliege ich zurück und gehe wieder an die an die Uni.«

»Du studierst?«, fragte Isabelle fast beklommen. Oh Gott, vielleicht war er ja noch jünger, als sie gedacht hatte. Dabei wirkte er so reif und erfahren, wenn er mit den Kindern zusammen war und sich von nichts aus der Ruhe bringen ließ.

»Ja, Physik. In Kaiserslautern. Ich liege in den letzten Zügen.«

»Das ist ja so gut wie vor der Haustür bei mir!«, rief Isabelle begeistert. »Wir wohnen in Lambrecht, im Pfälzerwald. Das ist nur eine knappe halbe Stunde weg. Also nur mal theoretisch gedacht«, fügte sie schnell hinzu, damit er nicht auf die Idee kam, sie würde diesen Small Talk an einer Mallorquiner Hotelbar zum Anlass nehmen, bei ihm aufzutauchen. »Wie alt bist du denn, Moritz?«

»Siebenundzwanzig. Ein bisschen alt zum Studieren, ich weiß, aber ich habe schon mal ein Jahr Pause gemacht, um auf Mallorca zu jobben. Und du?«

»Was?«, fragte sie leichthin, obwohl sie wusste, was er meinte.

»Wie alt bist du?«

Sie lächelte bemüht. »Neununddreißig. Ein paar schlappe Jährchen älter als du.« Sie schämte sich ein bisschen, ihm nicht die Wahrheit gesagt zu haben, doch sie brachte es nicht über sich, ihm ihr wahres Alter zu verraten.

»Das ist doch knorke«, sagte er und lächelte sie an. »Du bist so anders als die anderen Muttis. So gelassen und in dir ruhend. Das gefällt mir.« Funken schienen zu sprühen, als er noch näher zu ihr rutschte. Ihre Hände, die auf dem Tresen lagen, berührten sich. Keiner nahm seine Hand weg. Lange schauten sie sich einfach nur forschend in die Augen. Isabelle spürte plötzlich, dass sie Gänsehaut an den Armen hatte, obwohl ihr warm war.

»Wollen wir an den Strand, Isabelle? Ich kann dir zeigen, wie wunderschön es am späten Abend ist. Es ist Vollmond.«

Hand in Hand verließen sie das Hotelgelände und liefen den kurzen Weg zum Strand hinunter. Isabelle fühlte sich leichtfüßig und schwebend wie ein ganz junges Mädchen. Die Promenade war schummrig erhellt und man sah Glühwürmchen tanzen wie trunken vom Licht. Sterne funkelten am Himmel wie gleißende Stiche im dunklen Mantel der Nacht. Seine Hand fühlte sich fest und stark an in ihrer, es war viele Jahre her, dass sie dieses Gefühl gehabt hatte, gehalten zu werden.

Auf dem Sand zogen sie sich die Schuhe aus und gingen dem Wasser entgegen. Ruhige Wellen spülten unermüdlich heran und rollten wieder davon, ein Jahrtausende altes Spiel, immer gleich, beruhigend monoton und doch so wunderbar.

»Es ist so schön«, murmelte sie andächtig. Sie hätte Stunden hier verbringen können. Nichts zog sie in ihr Hotelzimmer zurück.

»Es muss wundervoll sein, hier zu arbeiten und jeden Abend an den Strand zu gehen«, murmelte sie sehnsüchtig.

»Ja, das ist es. Aber ich freue mich auch wieder auf zu Hause, auf den Wald und die Hügel. Schau«, sagte er, schlang den Arm um ihre Taille und zeigte ihr den Mond, der übergroß und reif wie ein Kürbis am Himmel stand. Sein Licht brach sich tausendfach in den schaukelnden Wellen.

Sie setzten sich in den warmen Sand und schauten still auf das Meer. Sie spürte, wie er ruhig neben ihr atmete, seine Schulter an ihrer, und seine Körperwärme auf sie überging.

»Auch wenn ich froh bin, bald wieder daheim zu sein, werde ich Mallorca vermissen«, sagte er leise. »Der späte Abend ist meine liebste Zeit des Tages. Nach dem Lärm und der Hektik des Tages einfach hier sitzen und dem Meer zuhören. Schade, dass es bei uns zu Hause kein Meer gibt.«

»Ja«, flüsterte sie. »Es ist ganz still.«

Dann sah er sie an und lächelte. »Ich bin froh, dass es dir genauso gut gefällt wie mir.«

Der Gedanke, dass er bestimmt regelmäßig mit Müttern seiner Schützlinge hierher ging, stach wie eine Nadel in ihr Herz. »Gehst du oft mit den Müttern deiner Schützlinge abends an den Strand? Darfst du das überhaupt oder verstößt das gegen die hotelinternen Regeln?«, fragte sie, um das Ziehen in ihrem Bauch in den Griff zu bekommen.

»Ich weiß nicht, ich tue das nämlich zum ersten Mal«, sagte er und ließ seine Lippen über ihr Haar streifen. »Ist mir auch egal, ob das erlaubt ist oder nicht. Ich bin nur noch diese Woche hier.«

»So wie ich«, murmelte sie, und da beugte er sich über sie, zog sie ganz auf den Sand und küsste sie ungestüm und leidenschaftlich. Sie klammerte ihre Arme um seinen Rücken und schmiegte sich so nah an ihn, als würden sie sich ineinander auflösen. Dann drehte er sie zur Seite, um seine Hand unter ihr Kleid zu schieben – doch in diesem Moment verspürte sie einen heftigen, stechenden Schmerz in der Wirbelsäule, der sie nach Luft schnappen ließ. Ihr war, als würde sie von innen aufgespießt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie mitten in der Bewegung inne.

»Was ist?«, flüsterte er.

»Ich weiß nicht«, stöhnte sie, unnatürlich gekrümmt. »Ich glaube, ich habe einen Hexenschuss. Ich kann mich nicht mehr rühren. Hilf mir bitte. Moritz, ich bin zu alt für so etwas.«

Kapitel 3Wenn alte Scheunen brennen

Obwohl sie vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss, knisterte es zwischen ihnen, als er sie stützte und langsam zum Hotel zurückführte.

»Geht es einigermaßen?«, fragte er mitfühlend und sah ihr forschend in die verzerrten Züge.

»Es muss«, stöhnte sie; trotz ihres Zustandes war sie sich seiner warmen Haut und seiner fürsorglichen Berührung bewusst. Wenn ihr nicht so elend gewesen wäre, hätte sie all das genossen. »Zum Glück ist kaum noch jemand unterwegs, ich würde mich ungern zum Gespött der Leute machen.«

»Unsinn«, gab er lächelnd zurück, »wieso sollten sie über dich spotten?«

»Na ja, unsere körperliche Annäherung ist ja gründlich danebengegangen«, murmelte sie, während glühende Röte ihr Gesicht überzog.

Doch er lachte nur. »Das macht nichts. Wir können das ja nachholen.«

Das Gebäude schien zu schlafen, es waren nur noch wenige Leute zu sehen – hauptsächlich Liebespaare, die engumschlungen zum Strand gingen wie sie vorhin. Die meisten Lichter im Hotel waren gelöscht. Sie schwiegen beide, nur das Wellenrauschen begleitete sie. Die Frühlingsnacht war samten und mild. Im Hotelgarten blieben sie am Pool stehen, weil Isabelle keinen Schritt weitergehen konnte.

»Verdammt noch mal«, stieß sie hervor. Gekrümmt hing sie auf Moritz, wie ein Schmetterling mit gebrochenen Flügeln. »Musste das jetzt passieren? Ausgerechnet heute Abend?«

»Es ist doch nichts Schlimmes passiert. Ein paar Schmerztabletten, dann wird es dir bald wieder besser gehen, da bin ich mir sicher«, sagte er mit leuchtenden Augen, schlang auch noch den freien Arm um sie und begann sie behutsam zu küssen. Trotz ihrer Schmerzen spürte sie den salzigen Geschmack seiner Lippen und fühlte sich warm umfangen von seiner Umarmung.

Dann führte sie sich die Vergänglichkeit der Situation vor Augen und lehnte resigniert den Kopf an seine Brust. »Vielleicht sollten wir das bleiben lassen, Moritz. In ein paar Tagen ist der Urlaub vorbei, dann fahren wir nach Hause. Und außerdem, wo wir schon bei der ungeschminkten Wahrheit sind: Ich bin fünfundvierzig, nicht neununddreißig.«

Zu ihrer Überraschung lachte er nur, als hätte sie einen köstlichen Witz gemacht, und küsste sie erneut, sie ganz nah an sich ziehend. »Na und? Das ist mir egal. Das Alter ist nur eine Zahl. Soll ich dich hoch in dein Zimmer bringen? Schaffst du das? Das tue ich zwar ungern, aber wahrscheinlich sollten wir dich jetzt ein bisschen schonen … Vorerst zumindest.«

Isabelle nahm sein braungebranntes Gesicht in die Hände, um ihn nochmal zu küssen, dann sagte sie: »Tut mir leid, daraus wird nichts. Ich kann keinen Schritt mehr weiter«, da eine erneute Welle starker Schmerzen sie zusammenzucken ließ. »Ich leg mich einfach eine Weile auf einen der Liegestühle hier.«

Sanft half er ihr, sich auf den Liegestuhl zu legen, brachte die Rückenlehne in die richtige Position, legte sich neben sie und schmiegte sich an sie, sein Bauch an ihrem Rücken. Er umschlang sie von hinten und lehnte den Kopf in ihren Nacken. Es war so still, dass sie nur seinen Atem hörte. Sie schloss die Augen, trotz der Schmerzen fühlte sie sich lebendig und aufgekratzt. Heute Nacht würde sie mit Sicherheit keinen Schlaf finden.

»Kannst du meiner Kusine bitte eine WhatsApp schreiben und ihr sagen, dass ich hier unten bin und mich eine Hexe erschossen hat? Ich möchte, dass sie Bescheid weiß, falls Ida-Marie wach wird und mich sucht. Hier«, sie schob Moritz ihre kleine Tasche hin und ließ ihn ihr Handy heraussuchen. Jede kleine Bewegung verursachte ihr Höllenqualen. »Und dann geh in dein Zimmer, Moritz. Wohnst du auch hier im Hotel? Du solltest dich dringend schlafen legen, denn für dich ist morgen ein Arbeitstag. Lass Mutti ruhig hier liegen.«

Er lachte nur leise, schob ihr Handy in ihre Tasche zurück und drückte sich fest an sie. »Kommt nicht infrage. Wenn ich unter allen Orten auf dieser Welt wählen könnte, ich würde nirgends sein wollen als hier mit dir zusammen. Auf diesem Liegestuhl in dieser Nacht. Ich lasse dich doch nicht allein. Frierst du? Soll ich dir eine Decke holen?«

Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein, schon gut. Bleib einfach so bei mir liegen und halte mich warm.«

Bald spürte sie, wie er eingeschlafen war. Sein Brustkorb hob und senkte sich beim Atmen an ihrem Rücken. Sie seufzte, aufgewühlt, durcheinander, aber trotzdem auf fast alberne Weise glücklich, und schaute hinauf in die Sterne, die am Himmel leuchteten wie Wunderkerzen in einem Traum.

Die ganze Nacht lag sie eng an Moritz geschmiegt. Da sie auf der Seite lag, waren die Schmerzen erträglich. Er hatte fest den Arm um sie geschlungen. Da die ganze Situation so unwirklich war und sie sich kein bisschen müde, sondern nur aufgekratzt fühlte, alle Sinne geschärft, war sie in einen Zustand zwischen Wachsein und Traumverfangenheit geglitten. Im Morgengrauen wurde das Geräusch der heranrollenden Wellen ergänzt vom aufgeregten, schrillen Gezwitscher unzähliger Vögel, die sich in den Büschen rund um den Hotelgarten verbargen.

Eine Gestalt kam zwischen den langen Schatten zu ihnen gehuscht. Isabelle schreckte sofort hoch.

»Katja«, murmelte sie. »Was schleichst du hier draußen herum?«

Ihre Kusine trug nur ein Paar Flip-Flops und eine dünne Strickjacke über ihrem Nachthemd. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, flüsterte Katja und kniete sich neben den Liegestuhl, um Moritz nicht zu wecken. »Ich hatte angenommen, du würdest irgendwann in dein Zimmer hochkommen, aber du bist ja immer noch hier unten. Wie geht es dir?«

Isabelle stöhnte. »Nicht gut. Erbärmlich. Ich habe einen Hexenschuss bekommen – vom Küssen am Strand. Stell dir das mal vor. Das ist ein Zeichen. Ich bin gefühlte hundert und sollte mich nicht mit einem jungen Mann vergnügen. Ich sollte mit den alten englischen Ladies da drin im Salon sitzen und Bridge spielen.«

Katja kicherte verhalten. »Unsinn. Ist es nicht toll, wie Moritz sich um dich kümmert? Er ist die ganze Nacht bei dir geblieben, das würde nicht jeder Mann tun.«

Durch ihre leisen Stimmen wachgeworden, regte Moritz sich und schlug die Augen auf. Er richtete sich auf, nickte Katja zu und betrachtete Isabelle prüfend. »Wie geht es dir?«

»Wie es einer alten Schabracke mit Hexenschuss halt geht.« Sie versuchte, ihre Position ein wenig zu ändern, gab es jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und sank wieder gegen die Lehne des Liegestuhles.

»Hör zu«, sagte Katja. »Ich rufe Jens an. Er kann dir ein Rezept für ein starkes Schmerzmittel ausstellen und es ins Hotel faxen. Dann wird es dir bald besser gehen.«

»Meinst du? Geht das?« Isabelle sah sie zweifelnd an. »Außerdem ist er doch Kinderarzt. Ein Schmerzmittel in Baby-Dosierung bringt mir gar nichts.«

Katja verdrehte die Augen. »Stell dich nicht so an. Er findet mit Sicherheit das passende Medikament für dich. Ich rufe ihn sofort an, dann kann er gleich in die Praxis fahren und ein Rezept faxen. Sobald die Apotheken hier aufhaben, hole ich die Tabletten. Und jetzt versuchen wir dich ins Zimmer hochzubekommen. Du kannst hier nicht den ganzen Tag liegenbleiben. Bald werden die ersten Gäste herunterkommen. Und die Sonne wird immer kräftiger, du wirst Sonnenbrand bekommen.«

Katja schlang einen Arm um Isabelles Nacken, um ihr hochzuhelfen, doch Moritz schritt rasch ein. »Lass ruhig, das ist mein Job.« Sachte zog er sie vom Liegestuhl hoch. Isabelle stützte sich dankbar auf ihn, während Katja mit der Handtasche ihrer Kusine hinterherkam.

Katjas Plan ging auf; Jens wurde telefonisch verständigt und willigte sogleich ein, ein Rezept über ein starkes Schmerzmittel an das Hotel zu faxen – nicht ohne seine Späße über Isabelle zu machen. Dank der Tabletten ging es ihr nach wenigen Stunden so gut, dass sie wieder vom Bett hochkam und sich von Katja und Onkel August abholen ließ, um in den Hotelgarten gebracht zu werden. Sie war zwar langsam, schaffte es aber ohne Probleme, in den Aufzug zu gelangen, der sie nach unten brachte.

»Na, wie ist denn das passiert?«, fragte August scheinheilig. »Ein Hexenschuss am Strand? Du hast mir einen Schrecken eingejagt! Wenn alte Scheunen brennen, dann brennen sie lichterloh, was, Isabellchen?«

Isabelle funkelte ihn wütend an. »Daran bist nur du schuld, August. Wer predigt uns immer: Trinkt Cocktails! Tanzt! Macht Liebe! Kauft euch Handtaschen! Ich hätte mir am Strand besser eine gefälschte Louis-Vuitton-Tasche gekauft.«