Sophie, die Prinzessin der Geschichten - Ursula Zebunke - E-Book

Sophie, die Prinzessin der Geschichten E-Book

Ursula Zebunke

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Beschreibung

Sophie ist eine Prinzessin, die anders ist, als alle anderen Prinzessinnen, die man aus Büchern kennt. Sie liebt Geschichten, die das wahre Leben schreibt und und teilt diese Geschichten gerne mit dem Volk, um das Zusammenleben im Königreich zu verbessern.

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Seitenzahl: 65

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte des Steins

Die Geschichten des Volkes

DieGeschichte der Bäckerin

Die Geschichte des Töpfers

Die Geschichte des Schmieds

Die Geschichte des Fischers

Die Geschichte des Bauern

Die Geschichte des Kanarienvogels

Die Geschichte des Falkners

Das Netzwerk der Erzählungen

Die Verwandlung des Königreiches

Die Geschichte der Tiere

Die Geschichte von Feuerwind

Die Geschichte der Erde

Der Groll des Waldgeisters

Sophies Treffen mit Knorx

Die Wahrheit des Windes

Die Notwendigkeit des Feuers

Das Wasser des Lebens

Das Lied der Bäume

Das Fest der Harmonie

Prinzessin Sophies Geburtstag

Die Übergabe des Königreiches

Die Geschichte des Steins

Ein leichter Wind spielte mit den Locken der kleinen Prinzessin Sophie, während sie durch den königlichen Rosengarten tanzte. Sie trug kein schweres Kleid aus Seide und Brokat, sondern ein einfaches, leuchtend gelbes Baumwollkleid, das sie selbst ausgewählt hatte. Die Gärtnerin lächelte ihr zu, als Sophie an den duftenden Rosenbüschen vorbeischwebte und dabei leise vor sich hin summte.

Sophie war nicht wie andere Prinzessinnen, die sie aus Büchern kannte. Sie liebte es, barfuß über den taufrischen Rasen zu laufen, sich die Hände mit Erde schmutzig zu machen, wenn sie der Gärtnerin half, und mit den Stallburschen über die Pferde zu sprechen. Ihr Lieblingsort war nicht das prunkvolle Esszimmer oder der Thronsaal, sondern die alte Bibliothek des Schlosses. Hier, zwischen den staubigen, in Leder gebundenen Büchern, verbrachte sie Stunden damit, Geschichten von fernen Ländern, mutigen Rittern und weisen Zauberern zu lesen.

Eines Tages, als der Himmel so grau war wie die Steine des Schlossturms, wurde Sophie von einer großen Langeweile übermannt. Sie hatte alle ihre Lieblingsbücher gelesen und alle Blumen im Garten gezählt. Da fiel ihr Blick auf eine alte, verrostete Truhe in einer vergessenen Ecke der Bibliothek. Sie schob schwere Bücher beiseite und zog die Truhe hervor. Nach einigem Mühen öffnete sie den knarrenden Deckel und fand darin eine alte, vergilbte Karte. Die Karte war mit seltsamen Symbolen und einer feinen, verblassten Linie gezeichnet, die zu einem Punkt mit der Aufschrift "Der Flüsternde Wald" führte.

Sophies Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Sie verstaute die Karte sicher in der Tasche ihres Kleides, schnappte sich einen Apfel aus der Küche und schlich sich aus dem Schloss. Sie folgte dem schmalen Pfad, der sie aus dem Schlosspark hinausführte, und schon bald befand sie sich am Rande eines dichten Waldes, dessen Bäume so hoch waren, dass sie den Himmel zu berühren schienen. Das war der Flüsternde Wald.

Mutig trat sie ein. Mit jedem Schritt wurde der Wald dunkler, und das Flüstern des Windes in den Blättern schien eine eigene Sprache zu sprechen. Sie folgte der Karte, überquerte einen plätschernden Bach und stieg einen steilen Hügel hinauf. Als sie den Gipfel erreichte, fand sie eine Lichtung, auf der ein einziger, uralter, riesengroßer Baum stand. Seine Äste waren so dick, dass sie sich wie ausgestreckte Arme anfühlten, und in seinem Stamm befand sich eine kleine Öffnung.

Sophie zögerte nicht lange. Sie schaute hinein. Der Baum war von unzähligen, winzigen Glühwürmchen erleuchtet. In der Mitte des Hohlraumes stand ein einfacher Holzsockel, und darauf lag ein kleiner, unscheinbarer Stein. Es war kein funkelnder Edelstein, sondern einfach ein grauer, glatter Kiesel. Enttäuscht seufzte Sophie. War das alles?

Doch dann berührte sie den Stein und spürte sogleich eine Wärme, die sich über ihren ganzen Körper ausbreitete. Es war eine Wärme des Wissens und der alten Geschichten. Plötzlich verstand sie das Flüstern des Waldes. Es waren die Stimmen der Bäume, die Geschichten über die Vergangenheit erzählten. Sie sprachen von den Tieren, die unter ihnen lebten, von den Jahreszeiten, die kamen und gingen, und von den Menschen, die vor langer Zeit unter ihnen wandelten.

Sophie verbrachte Stunden Flüsternden Wald und den Geschichten, die der Stein ihr zuflüsterte. Sie lernte mehr über das Königreich, als sie in jedem Geschichtsbuch hätte finden können. Sie verstand, dass wahrer Reichtum nicht in Gold oder Juwelen zu finden war, sondern in den Geschichten, die die Welt um sie herum verbarg.

Als sie in der Abenddämmerung ins Schloss zurückkehrte, strahlte Sophies Gesicht vor Glück. Sie trug den lauen Stein fest in ihrer Hand. Und von diesem Tag an war sie nicht nur Prinzessin Sophie, die Geschichten las, sondern Prinzessin Sophie, die die Geschichten des Landes selbst hörte. Und sie beschloss, diese Geschichten zu beschützen und mit den Menschen zu teilen, damit auch sie die wahre Magie der Welt entdecken konnten.

Die Geschichten des Volkes

Prinzessin Sophie saß am nächsten Morgen auf einem der breiten Fensterbänke in der Bibliothek und hielt den grauen Kieselstein fest in ihrer Hand. Das Sonnenlicht fiel durch das bunt bemalte Glasfenster und tanzte in Regenbogenfarben auf dem staubigen Holzboden. Seit ihrer Rückkehr aus dem Flüsternden Wald fühlte sich alles anders an. Die Mauern des Schlosses, die sie einst als sicher und schützend empfunden hatte, schienen ihr nun enger und begrenzter. Sie lauschte den unsichtbaren Geschichten, die der Kiesel ihr zuflüsterte, Geschichten von den Schwalben, die den Himmel über dem Königreich durchquerten, von den Fischen, die in den Flüssen des Landes schwammen, und von den alten Eichen, die ihre Wurzeln tief in die Erde gruben. Sie wusste, dass sie nicht länger nur im Schloss sitzen und diese Geschichten passiv anhören konnte.

Mit neuem Tatendrang lief Sophie zum Thronsaal. Ihre Eltern, der König und die Königin, saßen auf ihren prunkvollen Thronen, umgeben von Beratern in schweren Roben. Alle sprachen über Steuern, Handel und die komplizierten Angelegenheiten des Königreichs. Sophie wartete geduldig, bis eine kleine Pause in den Gesprächen entstand. Dann trat sie vor.

"Mama, Papa," begann sie, "ich habe erfahren, dass unser Königreich viel mehr ist als nur Zahlen und Gesetze. Es sind die Geschichten, die in jedem Winkel des Landes verborgen liegen, die uns wirklich ausmachen. Die Geschichten der Bäume, die Geschichten der Tiere und die Geschichten der Menschen."

Der König und die Königin sahen sich überrascht an. Ein Berater räusperte sich und flüsterte dem König ins Ohr: "Ihre Hoheit träumt, Majestät."

Aber Sophie ließ sich nicht beirren. Sie bat ihre Eltern, ihr zu erlauben, die Menschen des Königreichs zu treffen und ihre Geschichten zu sammeln. Zuerst waren der König und die Königin besorgt. Eine Prinzessin, die alleine durch das Land reist? Das war unerhört! Aber sie sahen den Funken in Sophies Augen und erkannten die Entschlossenheit in ihrer Stimme. Schließlich gaben sie nach, mit der Bedingung, dass eine kleine Gruppe von Wachen sie begleitete.

Sophie lehnte die Wachen höflich ab und sagte: "Um die wahren Geschichten der Menschen zu hören, muss ich als ich selbst gehen, nicht als Prinzessin." Widerstrebend stimmte der König zu, stellte jedoch sicher, dass die Gärtnerin, die Sophie so gut kannte, sie auf ihrer Reise begleiten durfte.

So begann Sophies Abenteuer. Sie reiste in die fernsten Ecken des Königreichs. Sie wanderte durch die Felder der Bauern und half, die Ernte einzubringen. Sie hörte den Geschichten der alten Weberin zu, die erzählte, wie die Fäden ihres Webstuhls einst aus den Haaren der Wolken gesponnen wurden. Sie saß am Lagerfeuer mit den Jägern des Waldes und lauschte ihren Erzählungen über mutige Hirsche und listige Füchse. Sie half den Fischern, ihre Netze zu flicken, während sie von den geheimnisvollen Kreaturen erzählten, die tief in den Seen lebten.

Der graue Kiesel, den sie immer dabei hatte, schien ihr zuzuzwinkern. Er hatte ihr den ersten Einblick in die Geschichten des Landes gegeben, aber die wahren, lebendigen Geschichten fand sie in den Herzen der Menschen. Sophie verstand nun, dass die größten Schätze des Königreichs in den Erinnerungen, Träumen und Hoffnungen des Volkes lagen.

Die Geschichte der Bäckerin

Eines Tages besuchte Sophie eine Bäckerei. Dort sah sie einer Bäckerin beim Kneten des Teiges für ein Brot zu. Die Bäckerin, eine Frau mit einer Stimme so warm wie frisch gebackenes Brot, erzählte Sophie, wie ihre Familie seit Generationen die Morgenstunden der Dorfbewohner versüßte. Die Brote, erklärte sie, trügen die Geschichten von frühem Aufstehen, harter Arbeit und Liebe in sich.