Stadtjagd - Michael Duesberg - E-Book

Stadtjagd E-Book

Michael Duesberg

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Beschreibung

Der Mord an einer jungen Frau ist der Beginn einer Reihe weiterer Morde. Das Kaltentaler Team, das mit deren Aufklärung betraut wird, steht vor der Aufgabe, die Täter, ihre Motive und die möglichen Zusammenhänge der Taten zu klären. Wie ein roter Faden zieht sich dabei die Tatsache durch die Ermittlungen, dass sich alle anfangs Verdächtigen im Laufe der Untersuchungen als unschuldig erweisen. Unschuldig allerdings nur an dem ursprünglichen Mord, denn dunkle Geheimnisse finden sich bei vielen … Wird es den Kaltentaler Ermittlern gelingen, das Gestrüpp an Fakten und Personen zu lichten? Und welche Rolle spielt der Waldbrand, der 1961 in der Nähe der Bärenseen wütete und ein Todesopfer forderte?

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Impressum:

© 2021 Michael Duesberg

Umschlaggestaltung: Angelika Fleckenstein; Spotsrock

Umschlagbild: © geralt; www.pixabay.com

Korrektorat und Satz: Angelika Fleckenstein; Spotsrock

Druck und Verlag:

tredition GmbH

Halenreie 40–44

22359 Hamburg

ISBN:

978-3-347-33669-8 (Paperback)

978-3-347-33670-4 (Hardcover)

978-3-347-33671-1 (e-Book)

Die in der Geschichte verwendeten Namen u. Orte sind nicht frei erfunden; Ähnlichkeiten zu lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind jedoch rein zufällig und keineswegs beabsichtigt.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Michael Duesberg

STADTJAGD

Des Feuers lange Schatten

Handelnde Personen:

Die Kinderclique der „Siedlung“:

Andi Dietrig, Willi Braun, Herbert Blume, Leo Becker, Benni Mayer,

Raffi Abele, Jutta Schäfer, Helga Niedermann, Renate Kühnle

Freunde der Clique aus dem Nachtigallenweg:

Jügen Schlotzer, Walter Bauer, Jo Weill

Ermittler im Fall Helga Niedermann:

Polizeioberkommissar (POK) Bernd Protzel

Polizeihauptmeisterin (PHMin) Ella Findig

Polizeihauptmeister (PHM) Albrecht Plusterback

Ella Findigs und Albrecht Plusterbacks Team:

Polizeimeisteranwärter (PMAnw) Christoph Büttner

Polizeimeister (PM) Richard Luchs, später Polizeiobermeister

Polizeimeisterin (PMin) Brigitte Faust, später Polizeiobermeisterin

Lennart Locke, ein Freund Protzels,

Dienststelle für Interne Ermittlungen

Ehemaligen-Treffen der alten Clique:

Willi Braun, verheiratet, 2 Kinder

Herbert Blume, verheiratet, 2 Kinder

Leo Becker und Jutta Becker, geborene Schäfer, 2 Kinder

Benni Mayer, verheiratet, 1 Kind, Ehefrau Ellen Ronneburger

Raffi Abele, Freund Jo

Renate Kühnle, verheiratet, 4 Kinder

Walter Bauer, verheiratet, 2 Kinder

(Ehefrau Ingrid, deren Bruder: Stefan Herb)

Andis Geschwister und Eltern:

Achim Dietrig

Christoph Dietrig, angebliche Freundin: Elke Büttner

Moni Dietrig, Freund: Rainer Schacht

Sebastian und Beate Dietrig, Eltern von Achim, Christoph u. Moni

Nach ihrer Reise: Gabriel und Fenja Müller (geb. Seiz),

zuletzt Rolf und Anna Braun (geb. Widmer)

Weitere Personen:

Dagmar Schnabel, Freundin und Kollegin von Helga Niedermann

Ingmar Schmalz, ein Freier

Albanischer Drogenring:

Schwarzbart 1: Luan

Schwarzbart 2: Andri

Schwarzbart 3: Tarik, der „Quäler“

Adonis, Chef des Drogenkartells („die Drogisten“)

Sali, Bote; später in der Planung von Jo Weills Tod

Avni

Bamir

Nijaz, Scharfschütze

Emiljan und Ramiz, Handlanger von Adonis

Edvin, undercover im Gefängnis; Attentat auf Jo

Erion, Planung von Dagmar Schnabels Tod

Ilir und Luan, Berufsmörder

Veton, Sprengmeister

Erion, Planung von Plusterbacks und Büttners „Unfall“

Fitim und Nijaz, Scharfschützen

Serbischer Familienclan:

Drago, Häftling, der im Gefängnis irrtümlich getötet wird

Luca, Dragos Bruder

Yasha, Onkel von Drago und Luca, Clan-Chef

1

Der Waldbrand, 1961

Andi und Willi waren beste Freunde, das wusste jeder aus der Clique, Herbert, Raffi, Leo, Benni, Jutta, Helga und Renate; und doch war es Andis Freund Willi, der seinen Tod herbeiführte, und das kam so unerwartet, wie Schicksalsschläge sind.

Die Clique war an diesem Spätsommertag im Wald herumgestreunt. Sie hatten im Geäst von Bäumen ihre Kunststücke gezeigt, auch ein bisschen gewildert – wie immer erfolglos – und schließlich ‚ihre‘ Teiche besucht, kleine mit Wasser gefüllte Bombenkrater aus dem 2. Weltkrieg, in denen merkwürdige Pflanzen wuchsen und geheimnisvolle Tiere lebten. Gegen Abend waren die Kinder müde, und ihre Spiele wurden ruhiger. Im Tannenwald, schoben sie auf einer kleinen Lichtung herumliegende Zweige und Holzstücke zusammen und entzündeten ein Feuer, obwohl es seit Langem trocken war. Dann saßen und lagen sie um das Feuer herum, und Benni erzählte eines seiner Wahnsinnsabenteuer aus der Schule. Er war der geborene Erzähler und bei allen Mädchen beliebt, obwohl er einer der Jüngsten war. Das passte nicht allen Buben, die sich dauernd Neues einfallen lassen mussten, um auch etwas weibliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Herbert kramte eine Schnur aus der Tasche und wollte sich wichtigmachen. „He, Leute“, sagte er, „keiner kann mich so fesseln, dass ich die Fesseln danach nicht mehr aufbekomme.“

Helga und Renate wetteten sofort dagegen. Sie schlossen ihre Wette mit Fauststößen ab, und Raffi, Leo und Benni fesselten Herbert an Händen und Füßen. Dann drehten sich alle von ihm weg und zählten bis 20. Als sie sich umwandten, stand Herbert bereits neben dem Feuer und hielt die gelösten Schnüre in der Hand.

„Hej“, sagte Leo, „ist ja echt krass!“

„Kann jeder“, gab Herbert zurück.

„Lass mich auch mal versuchen“, sagte Andi.

„Soll ich dir den Trick ins Ohr flüstern?“, fragte Herbert.

„Nö“, antwortete Andi, „zuerst versuch ich’s selbst.“

„Okay“, stimmte Herbert zu, „versuch’s nur.“

Helga und Willi fesselten Andi, dann drehten sich alle wieder von ihm weg und wollten eben zu zählen beginnen, als ein markerschütternder Schrei aus dem nahen Dickicht ertönte, dem sogleich ein zweiter und ein dritter folgte, jeder aus einer anderen Richtung. Schreie, die ihnen einen Schauer über den Rücken jagten. Sie waren sich nicht sicher, in welche Richtung sie davonlaufen sollten, weil die Schreie von allen Seiten gekommen waren, und zögerten noch. Doch ein vierter Schrei brachte sie dann in Bewegung. Den Anfang machte Raffi, und alle rannten hinter ihr her.

Nur einer nicht, das war Andi, denn der war gefesselt. In der Aufregung riss und zerrte er an den Schnüren, doch die lösten sich nicht, wie zuvor bei Herbert. Nach weiteren Versuchen tat es weh und Andi gab auf. „Ich warte, bis die wiederkommen“, dachte er. Das war nicht ganz falsch gedacht, doch der Finger der Schicksalsfrau wies schon in eine andere Richtung.

Auf die Schreie aus dem Dickicht und die Flucht der Kinder war tiefe Stille gefolgt, und das fand Andi schon mal gut; aber im Augenblick machte ihm das Feuer Sorgen, denn es erfasste das bisher verschont gebliebene Kleinholz um den Feuerkern herum und fraß sich langsam nach außen. Andi konnte nichts tun als zusehen, wie die Flammen immer größer wurden, mehr und mehr Nadeln und Holz erfassten und sich ausbreiteten. Weil die Clique viel Erfahrung mit Feuermachen hatte und ein kleines Feuer gut unter Kontrolle zu halten war, hatte keiner für nötig gefunden, das Brennmaterial aus der Umgebung des Feuerkerns zu entfernen. Und so lagen Nadeln, Zweige und Äste herum, und das Zeug war relativ trocken, denn es hatte ja wochenlang nicht geregnet. Das Feuer wuchs.

Andi ließ sich kippen und versuchte seitlich davonzurollen, doch das war mit den Fesseln nicht möglich. Er kam nicht weit genug vom Feuer weg. Dieses bekam allmählich Biss. Sogar ein alter Stamm, auf dem vor kurzem noch einige aus der Clique gesessen hatten, fing jetzt an zu brennen. Welche Ungeheuer zuvor auch in den Büschen geschrien haben mochten, Andi brauchte jetzt ihre Hilfe und rief und schrie um Beistand. Er kam mit seinen gebundenen Händen und Füßen nicht über die herumliegenden Zweige und Äste weg und konnte die höher leckenden Flammen nicht löschen. Als das Feuer ihm näher kam, schrie er wie noch nie in seinem dreizehnjährigen Leben, doch das änderte nichts an der Unerbittlichkeit der Flammen.

Die Kinderschar war ein großes Stück des Weges panisch dahingerannt, und die Angst hatte sie stets von neuem angetrieben. Doch der Schrecken war noch nicht vorbei, denn die Kreaturen, die geschrien hatten, schienen sie zu verfolgen. Immer wieder ertönten diese fürchterlichen Schreie, und oft sogar ziemlich nah hinter ihnen. Zuletzt rannten sie wieder völlig kopflos Richtung Siedlung, wo sie nach gut einer halben Stunde ankamen. In ihrer Verstörtheit sagten sie einander nicht einmal Ade, sondern machten, dass sie hinter die eigene Haustür gelangten, die sie erleichtert schlossen.

Die Nacht begann ganz ruhig und alles war wie immer. Die Gemüter der acht Waldläufer beruhigten sich allmählich, und sie vergaßen die gespenstischen Schreie und das durch sie hervorgerufene Entsetzen. Als sie am späten Abend zu Bett gingen, war es dunkel und friedlich.

Keiner dachte mehr an Andi.

Doch die Stille hielt nicht an. Gegen 2 Uhr nachts war in der Ferne das Tuten einer Feuerwehr zu hören. Und dann ein zweites Signalhorn. Und ein drittes. Was war da los? Eine vierte Feuerwehr jagte auf der Leonberger Straße in Sichtweite vorüber. Und dann weitere Signalhörner, ein ganzes Geschwader musste unterwegs sein!

Jetzt waren die meisten Leute der Siedlung wach, standen an den offenen Fenstern und rochen auch schon den feinen Brandgeruch in der Luft. Wer von seiner Wohnung aus den Blick zum Wald hin hatte, sah einen schwarzroten Flackerschein in der Ferne am Himmel. „Der Wald brennt“, rief der Vater. Der Ruf pflanzte sich fort und ging durch die ganze Siedlung. Man zog sich schnell die Kleider an, „vorsichtshalber“, denn die Siedlung war von Wald umgeben.

Draußen vor den Häusern unterhielten sich Erwachsene und Jugendliche halblaut miteinander und tauschten Spekulationen aus. Der Brandgeruch nahm zu. Jetzt heulten auch Polizeisirenen. Mehrere Martinshörner näherten sich der Siedlung und hielten unten an der Sperlingstraße an.

Ein Megaphon knarzte und piepte. Dann ertönte eine metallische Stimme: „Achtung! Achtung! Fünf Kilometer von hier steht der Wald in Flammen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Brand die Siedlung erreicht. Auch besteht erhöhte Gefahr durch den Rauch. Sie müssen Ihre Häuser verlassen – jawohl, alle, und zwar sofort! Zum Kofferpacken ist keine Zeit mehr! Greifen Sie meinetwegen nach Brieftasche und den wichtigsten Papieren, aber fangen Sie nicht an zu packen! Verlassen Sie sofort Ihre Häuser! Wahrscheinlich ist es nur für wenige Stunden, dann hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Es ist ernst! Wenn Sie aus dem Fenster Richtung Leonberger Straße schauen, sehen Sie die Polizeiwagen auf der Sperlingstraße stehen. Retten Sie sich! In fünf Minuten werden die ersten Polizeikontrollen bei den Häusern beginnen. Ich wiederhole …“

Jetzt kam auf einmal Bewegung in die Gaffer. Man rannte zurück ins Haus, riss ein paar wichtige Sachen aus den Schubladen, stopfte sie in irgendwelche Taschen und Tüten und jagte aus dem Haus und den Hang hinunter, der Böblingerstraße zu, die am weitesten vom Wald entfernt lag. Innerhalb kürzester Zeit strömte eine Menschenmenge von fast 200 Leuten die Treppen am Sandweg und die Heslacher Wand hinab, über die Leonbergerstraße hinüber und weiter hangabwärts, die meisten quer durch die Skiwiese bis zu den Gleisen der Straßenbahn unten auf der Böblinger Straße.

Als nur noch einzelne Einwohner nachkamen und die Rufe und Gespräche leiser geworden waren, hörte man aus der Menschenmenge einen Mann und eine Frau durch die Nacht rufen: „Andreas!“ Zwischendrin auch zwei Kinderstimmen: „Andi!“ Die Stimme der Frau wurde mit jedem Rufen panischer.

Wer jetzt nach Norden zum nächtlichen Wald hoch sah, nahm über der schwarzen Silhouette einen unheimlichen Flackerschein wahr, der sich im Wolkendunst am Himmel gespenstisch zuckend spiegelte.

Andis Vater, der den Namen gerufen hatte, entdeckte in der Menge Herbert Blume, einen der Freunde seines Sohnes. „Weißt du, wo Andi ist?“, fragte er.

„Nein.“

„Fragst du mal die anderen?“

„Mach ich.“

Herbert holte tief Luft und brüllte: „Willi! Leo! Benni!“

Irgendwoher aus der Menge tönte laut eine Antwort: „Ja! Hab’s gehört, … komme.“ Das war Leo gewesen. Es dauerte etwas, bis er Herbert im Gewühl erreichte. „Was ist los?“, fragte er.

„Weißt du, wo Andi ist?“

„Keine Ahnung. Wieso?“

„Herr Dietrig hat nach ihm gefragt.“

„Sein Vater? Wieso der? Andi war doch daheim.“

„Er sagt, Andi sei nicht heimgekommen.“

„Scheiße.“

„Ja, Scheiße.“

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Leo.

„Die anderen fragen“, schlug Herbert vor.

„Du links, ich rechts“, sagte Leo und schlängelte sich auch schon durch die Menge. Sie suchten im Gewühl und fanden nach und nach die Freunde. Aber keiner wusste, wo Andi steckte.

Die Leute standen herum und einige saßen auch mitten auf der Straße und warteten. Die Gespräche waren jetzt nur noch gedämpft. Drei Stunden nach der polizeilichen Ansage hörten sie wieder das Megaphon knarzen, diesmal oben von der Leonbergerstraße her: „Achtung! Achtung! Die Feuerwehr hat die Flammen des Brandes jetzt gelöscht. Es besteht nur noch Gefahr durch den Rauch. Suchen Sie in aller Ruhe Ihre Häuser auf und lüften Sie Ihre Zimmer nur zur waldabgewandten Seite! Bitte, kehren Sie jetzt sofort in die Häuser zurück! In fünf Minuten werden die ersten Polizeifahrzeuge durch die Böblingerstraße fahren, um den Weg für die Einsatzkräfte der Feuerwehr freizumachen. Ich wiederhole …

Die Kinder der Clique hatten sich in der Menge versammelt und unterhielten sich aufgeregt über den Wald, das Feuer und über Andi. Bevor sie zurückgingen, machten sie für den nächsten Tag ein Treffen am Törle aus. Es ging schon gegen 5 Uhr morgens, als alle Bewohner der Siedlung und der umliegenden Straßen durch den dünnen Rauch heimkehrten.

2

Spiele der Halbwüchsigen

Das Wecken und Aufstehen, das an normalen Tagen morgens oder vormittags stattfand, rutschte an diesem verrückten Tag nach dem Brand auf den späten Nachmittag, weil in der Nacht keiner ins Bett gekommen war.

Die Clique traf sich wie verabredet am Spätnachmittag. Das Törle befand sich am Ende des östlichen Wegs von der Siedlung zum Wald hoch und war stets unverschlossen. Als alle acht Freunde beieinander waren, schlenderten sie zusammen durch den lichten Buchenwald hangaufwärts Richtung Sandwegbrücke und ließen sich kurz davor auf einer Lichtung nieder.

Willi sagte: „Ich weiß, was mit Andi passiert ist.“

„Schlaukopf“, fuhr Renate ihm über den Mund, „das ist nicht schwer zu erraten: verbrannt wird er sein.“

„Das Entscheidende ist doch nicht sein Tod, sondern warum er sterben musste“, sagte Leo.

„Ja? Warum das denn?“, fragte Jutta.

„Bist du blöd?“, giftete Raffi sie an. „Wegen eurem doofen Fesselspiel natürlich.“

Danach war es eine Weile still.

„Ich hätte einen Vorschlag“, sagte Helga. Herbert und Benni nickten. „Also“, holte Helga aus, „wir alle haben doch zusammen gespielt, ja?“ Die anderen nickten. „Als Andi gefesselt war und diese Schreie aus dem Gebüsch kamen, sind wir alle geflohen, richtig?“ Weiteres Nicken. „Dann haben wir den Andi vergessen. Da war keiner von euch, der gesagt hat: Halt, den Andi müssen wir noch frei schneiden, ich auch nicht. Okay?“

„Was willst du denn damit sagen?“, fragte Willi.

„Ich will damit sagen, dass keiner von uns an Andis Tod unschuldig ist“, antwortete Helga, „wir haben zugesehen, wie er gefesselt wurde; wir sind gemeinsam geflohen, als diese Schreie kamen; und wir sind ohne Andi losgerannt und haben unterwegs nicht mehr an ihn gedacht.“

„Aber eine echte Schuld ist das nicht“, wandte Herbert ein, „denn wir sind vor den Schreien geflohen, und diese Schreigeister, die da waren, haben uns verfolgt. Wie lange sie hinter uns her waren, wissen wir nicht genau, aber es war bis fast nach Hause.“

Raffi sagte: „Okay, wir sind alle ein bisschen schuld an Andis Tod; aber echt schuldig sind wir trotzdem nicht. Daher sollten wir schwören, dass wir keinem Menschen etwas von den Fesseln erzählen. Jeder von euch schwört jetzt, dass wir nicht wissen, warum Andi im Wald geblieben ist.“

„Das ist ein guter Vorschlag“, stimmte Helga ihr zu.

„Stellt euch im Kreis“, befahl Herbert, und sie stellten sich schweigend auf.

Helga machte den Anfang: „Ich schwöre, dass ich keinem erzähle, wie das mit Andi gekommen ist“, sagte sie. Raffi schloss sich an: „Ich schwöre, dass ich keinem erzähle, wie das mit Andi gekommen ist.“ So machten es dann auch Willi, Herbert, Leo, Benni, Jutta und Renate.

„Und was sagen wir stattdessen?“, fragte Jutta nach einer Weile.

„Du sagst, du weißt nicht, warum Andi nicht mitkam. Du hast keine Ahnung, wieso nicht. Klaro?“, antwortete Raffi.

Jutta nickte.

„Und dass sich ja keiner verplappert, ist das klar?“, schob Herbert nach.

„Scheiße, ich bin immer noch müde“, sagte Willi und gähnte, „sollen wir ein Feuer machen; ich muss ein bisschen Schlaf nachholen.“

„Du hast ja den Arsch offen“, fuhr Raffi ihn an, „was glaubst du, wie schnell dann Polizei und Feuerwehr wieder hier sind! Nee, mit Feuer ist erst einmal Schluss.“

„Ohne Feuer kann ich aber nicht gescheit schlafen“, murrte Willi.

„Dann bleib halt wach, du Arsch“, sagte Leo, „wie Raffi schon gesagt hat: Hier herum wimmelt es immer noch von Feuerwehrleuten und Polizisten.“

„Wer kommt mit zu dem Waldstück, wo wir gestern waren?“, fragte Raffi unvermittelt. „Ich will sehen, wie es da aussieht.“

Die anderen nickten zögernd und folgten ihr.

Jürgen, Walter und Jo standen vor dem Telefonhäuschen und sahen sich um. Die Straße war leer. Jürgen zog entschlossen die Tür auf und trat ein. Drinnen stank es nach abgestandenem Zigarettenrauch. Er nahm den Hörer von der Gabel und riss ihn einmal, zweimal, dreimal mit Wucht nach unten, sodass das Kabel vom Hörer abriss und er den Hörer ohne Kabel in der Hand hielt. Den warf achtlos er auf das Telefonbuch, öffnete die Tür und trat hinaus.

„Jetzt nichts wie weg“, sagte er, und alle drei rannten davon. Sie gingen auf verbotenen Schleichwegen quer durch die Gärtnerei Rühle, kletterten über zwei Metalltore und kamen dann unterhalb der Siedlung an der Ecke Sperlingstraße/Heslacher Wand heraus. Dort setzten sie sich aufs Trottoir und streckten die Füße auf die Straße.

„Sollen wir das mit dem Zigarettenautomaten heute Abend noch einmal probieren?“, fragte Walter.

„Ja, unbedingt“, antwortete Jo, „diesmal aber mit Brechstange.“

Das Objekt ihrer Begierde war ein Zigarettenautomat, der in der Ziegelklinge an einem eisernen Pfahl auf dem Trottoir stand und bereits mehrmals ihrem Zugriff getrotzt hatte.

„War doch klasse, wie die Kleinen gestern gerannt sind“, sagte Jürgen plötzlich und lachte, „einmal den Urschrei, und die scheißen sich in die Hose.“

„Und je länger wir sie verfolgt haben, desto schneller rannten sie“, sagte Walter.

„Aber ihr Scheißfeuer haben sie dann doch nicht mehr gelöscht“, sagte Jo,

„rannten stattdessen stracks heim zu Mami.“

„Na ja, einer ist ja dort geblieben“, widersprach Jürgen, „der sollte das Feuer wohl ausmachen.“

„Wahrscheinlich hat der dann geschlampt, denn der Waldbrand kam hundert Pro von denen“, sagte Walter. „Das kommt sicher heute oder morgen in den Nachrichten. Hat jemand die Zeitung gelesen?“

„Wer von euch hat daheim einen Kuhfuß?“, lenkte Jo ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Zigaretten.

„Für was?“, fragte Jürgen.

„Na, für den Automaten, du Penner“, erklärte Jo, „den könnten wir uns heute Abend noch einmal vornehmen, wenn es ein bisschen dunkel ist. Heute gehen nämlich alle aus der Gegend früh ins Bett.“

Walter sagte: „Ich glaube, mein Vater hat so ein Teil. Ich schau mal nach.“ „Bring es mit, aber in einem Matchsack oder so“, wies Jo ihn an.

Als die Dämmerung anbrach, schritten Jo, Walter und Jürgen die Heslacher Wand hoch Richtung Wald, bogen oben rechts in die Ziegelklinge ein, der sie abwärts bis fast zur Baumreute folgten. Dort stand ‚ihr‘ Zigarettenautomat. Walter trug einen Matchsack über der Schulter. Bei dem Gerät machten sie Halt und Jo holte den Kuhfuß aus dem Sack. Er zog eine der Schubladen mit der Marke ‚ERNTE 23‘1 etwas vor, setzte den Hebel unter der Schublade an und drückte den Kuhfuß scharf nach unten. Es gab ein lautes Pling! Und das Metallteil der Automatenschublade brach weg.

Dahinter befand sich jedoch ein weiteres Metallteil, an das sie mit dem Hebel nicht mehr herankamen. Einen zweiten Versuch riskierten sie noch bei der Schublade mit ‚ASTOR FILTER‘® doch auch deren Metall gab nach und riss ab. Wieder ein Misserfolg, und die blöden Zigaretten blieben unerreichbar.

Oben am Haus, das durch die Bäume und Büsche am Hang ihren Blicken entzogen war, knallte eine Haustür.

„Lasst uns abhauen“, zischte Jürgen, drehte sich um und rannte die Ziegelklinge zurück davon; Jo und Walter folgten eine Schrecksekunde später, doch plötzlich stand eine hünenhafte Gestalt vor Jo und sagte mit vor Wut heiserer Stimme: „Hab ich euch endlich, ihr verdammten Scheißdiebe! Na wartet!“, und griff nach Jo.

Dieser holte mit dem Kuhfuß aus und schlug ihn dem Angreifer an den Kopf. Es gab einen dumpfen Schlag und der Mann fiel um. Jo rannte hinter den anderen her. Unter einer Straßenlaterne an der Heslacher Wand sah er, dass der Kuhfuß am Ende blutig war. Er rannte weiter. In der Sperlingstraße blieben sie stehen und verschnauften.

Jo reichte Walter den Kuhfuß und sagte: „Fass das Blut nicht an. Wenn du heimkommst, mach das Teil unter heißem Wasser sauber, dann trockne es ab und leg es dorthin zurück, wo du es hergenommen hast.“

„Was ist mit dem Mann?“, fragte Jürgen.

„Wird wohl kurz bewusstlos sein. Ich bin gleich abgehauen.“

Sie gingen die Sperlingstraße bis zum Sandweg vor, stiegen die Treppen zur Leonberger Straße hinab und folgten Letzterer bis zum Nachtigallenweg, wo sie alle drei wohnten.

Am nächsten Tag gingen Gruppen von Polizeibeamten in der Siedlung von Haus zu Haus und fragten die Bewohner, ob jemand sachdienliche Hinweise zum Ausbruch des Feuers im Wald geben könne. In der Tageszeitung kam bereits ein Artikel unter der riesigen Überschrift:

„KLEINER JUNGE ELEND IM WALD VERBRANNT!“,

in welchem stand, dass der zwölfjährige Andi Dietrig bei einem Waldbrand nahe der Bärenseen ums Leben gekommen war. Der Vater, Sebastian Dietrig, sei mit den drei anderen Kindern der Familie (5, 7 und 9 Jahre alt) zu Verwandten in den Schwarzwald gezogen, weil seine Frau, Beate, mit einem schweren Nervenzusammenbruch ins Marienhospital in Heslach hatte gebracht werden müssen. Die Leiche des Jungen werde von der Gerichtsmedizin noch untersucht. Ähnlich wurde das Ereignis auch in anderen Blättern und in den Radionachrichten beschrieben.

Ein zweiter, etwas kleinerer Artikel im selben Blatt lautete:

„AUTOMATENDIEBE HABEN WIEDER ZUGESCHLAGEN!“

und beschrieb, dass Reinhard Böhler, ein Anwohner der Ziegelklinge in Heslach, beim Ergreifen der Diebe mit einem schweren Metallgegenstand niedergeschlagen worden sei und in eine Spezialklinik in Tübingen hatte eingeliefert werden müssen. Er liege im Koma, und sein Zustand sei bedenklich. Auch deswegen klingelten Polizisten an allen Haustüren der Umgebung und fragten nach möglichen Zeugen.

Da die Ermittler weder im einen noch im anderen Falle brauchbare Aussagen erhielten, beschloss man, das Verfahren zu ändern. Jetzt wurden die Kinder der Siedlung einzeln befragt, wobei stets ein Elternteil anwesend sein musste. Da aber alle Kinder schon allein auf die Polizeiuniformen eingeschüchtert reagierten, endete auch diese Befragung ergebnislos.

Inzwischen galt als erwiesen, dass Andi Dietrig an Händen und Füßen gefesselt gewesen war, als er vom Feuer erfasst wurde. Dadurch richtete die Polizei den Blick von Andis Spielkameraden weg auf mögliche Täter außerhalb seines Freundeskreises, denn unter Freunden wird man normalerweise nicht gefesselt.

Doch auch da erwiesen sich alle Nachforschungen als vergebliche Mühe. Der Fall wurde nach einiger Zeit zu den Akten gelegt.

Bezüglich der Automatendiebe konnte man mangels Zeugen ebenfalls keine Fortschritte erzielen, und da der beherzte Anwohner, der die Diebe hatte stellen wollen, nach vier Wochen vollständig genesen das Krankenhaus verließ, wurde auch hier nicht weiter ermittelt. Der Betreiber des Zigarettenautomaten ließ das Gerät einfach abbauen und einen Kilometer entfernt an der Wand des Straßenbahndepots am Südheimer Platz neu anbringen, wo es belebter war.

Nach etwa drei Monaten kehrte die Familie des verbrannten Jungen in ihre Wohnung in der Siedlung zurück. Die Frau war aus der Klinik entlassen worden, und der Mann und die drei Kinder, Achim, Christoph und Moni, wohnten nun wieder daheim und spielten bald auch wieder mit ihren Altersgenossen wie früher. Es sollte noch Jahre dauern, bis sie über den Unfall ihres Bruders Genaueres erfuhren.

1 Die Marke wurde am 1. Dezember 2020 vom Inhaber selbst gelöscht. Quelle: https://register.dpma.de/DPMAregister/marke/register#position8

3

Ein Zeuge plaudert, 1971

Zehn Jahre waren seit dem Waldbrand nahe den Bärenseen vergangen. Aus den Kindern der Clique waren junge Erwachsene geworden. Einige befanden sich noch in Ausbildung, andere standen schon im Beruf. Die Buben hatten ihre Militärzeit absolviert und waren gestandene Männer geworden, die Mädchen selbstbewusste Frauen. Renate war verheiratet und hatte schon einen Sohn.

Auch die ehemaligen Kleinkinder der Siedlung waren zu Jugendlichen herangewachsen. Andi Dietrigs kleine Schwester Moni, damals ein Pummelchen von 5 Jahren, war jetzt 15 und so hübsch, dass alle sagten, sie sähe aus wie ein ‚Model‘. Da die wenigsten wussten, was das ist, war die Bezeichnung einfach nur ein Ausdruck von Bewunderung. Leo, Benni und sogar der 24-jährige Jürgen aus dem Nachtigallenweg warben bei jeder sich bietenden Gelegenheit um Monis Gunst, wollten sie in eine der Heslacher Kneipen, an die Bärenseen, in die Mineralbäder Leuze und Berg oder in die Wilhelma einladen und boten ihr Bier, Zigaretten und Kaugummi an, die drei begehrtesten Güter ihrer Kinder- und Jugendzeit. Bei gemeinsamen Unternehmungen, zum Beispiel dem Herbstfest auf dem Cannstatter Wasen, trafen sie sich alle wieder in der alten Gruppierung, gelegentlich um ein paar Freunde oder Geschwister erweitert, und vergnügten sich dann wie früher miteinander. Dabei spielten die Altersunterschiede irgendwann keine Rolle mehr.

So war das dann auch im September 1971, ein Jahrzehnt nach dem Waldbrand. Willi, Herbert, Leo, Benni, Raffi, Jutta und Helga waren gemeinsam nach Bad Cannstatt gefahren und hatten dort Moni und ihre Freundinnen getroffen. Später kamen Jürgen und Walter, die ‚Alten‘ aus dem Nachtigallenweg, dazu. Man kannte sich, zog zusammen herum, aß Bratwürste, trank Bier, zeigte an der Schießbude sein Geschick, bewies in der Geisterbahn, wie cool man war, und versuchte sich zu unterhalten, was wegen des Lärms nur schreiend gelang.

Alle waren schon etwas angeheitert, als sie die Heimfahrt mit der Straßenbahn antraten. In Heslach hatten sie unerwartet einen längeren Aufenthalt, weil ein Unfall auf der Straße mit den Gleisen passiert war und ein brennender PKW, die Feuerwehr, das Rote Kreuz und mehrere Polizeiautos die Durchfahrt für die Tram versperrten. Eben wurde ein schreiender Mann auf eine Bahre gehoben und in den Krankenwagen geschoben, ein anderer saß mit blutigem Kopf am Straßenrand, stöhnte und wurde verarztet.

Die Gespräche in der Bahn waren schlagartig verstummt, alle starrten wie gebannt in die Flammen des Unfallwagens. Man hörte das Spratzeln des Feuers und das Stöhnen des Verletzten.

Moni begann zu weinen. Jürgen legte tröstend seinen Arm um ihre Schulter. „Hoffentlich muss er nicht so leiden“, schluchzte Moni und wies mit dem Kinn zu dem Krankenwagen hin.

Walter, der ebenfalls gern getröstet hätte, reichte ihr sein Taschentuch. „Dein Bruder ist damals auch verbrannt, oder?“, fragte er.

„Das muss jetzt aber nicht besprochen werden“, fauchte ihn Raffi an, die daneben stand.

„Immer sachte, Fräulein Abele“, wandte er sich Raffi zu.

„Ne“, mischte Benni sich ein, „Raffi hat recht: Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt für solche Erinnerungen.“

Jürgen nahm den Arm von Monis Schulter. „Für diejenigen, die damals Feuer im Wald gemacht haben, ist es immer ein schlechter Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, oder?“, gab er zurück und blickte Benni herausfordernd an.

„Was soll das blöde Geschwätz?“, mischten sich nun auch Willi und Herbert ein.

„Ihr braucht es gar nicht weiter abzustreiten, ihr Penner“, sagte Jürgen, „wir haben euch damals genau gesehen. Wir waren die, die im Gebüsch die Urschreie ausgestoßen haben, worauf ihr ja alle panisch davongelaufen seid. Na ja, nicht alle, euren Kumpel Andi habt ihr dort liegen lassen, ihr Feiglinge. Kehrt euch jetzt die Erinnerung zurück?“

Moni blickte mit weit geöffneten Augen die ehemaligen Freunde ihres Bruders an. „Ihr wart das gewesen?“, fragte sie fassungslos.

Jutta nahm sie in den Arm. „Es war ein Unfall, echt“, sagte sie.

„Und wie kam es zu diesem Unfall?“, wollte Moni wissen.

Helga sagte: „Wir erzählen es dir nachher genau. Aber du darfst es niemandem verraten.“

„Erzählt, verdammt!“, sagte Moni heftig.

Raffi und Herbert waren die einzigen, die ihre Kameraden jetzt gern zum Schweigen gebracht hätten, aber die Aufregung über den brennenden Wagen, das Stöhnen des Verwundeten und der Alkohol hatten die Zungen gelöst. Helga beschrieb, was sich damals zugetragen hatte und wie dann plötzlich die fürchterlichen Schreie aus dem Gebüsch gedrungen waren und sie alle vor Angst die Flucht ergriffen hatten.

„Diese Schreie hörten nicht auf, als wir wegliefen“, fuhr Jutta fort, „die gingen immer noch weiter, bis wir zur Siedlung und nach Hause kamen. Da haben wir auch alle noch geglaubt, Andi sei mit uns gekommen.“

„Erst am Abend, als der Feueralarm losging“, ergänzte Leo, „und wir die Siedlung räumen mussten, ihr habt es ja selbst erlebt, da lief euer Vater durch die Menge und rief nach Andi. Plötzlich kam uns in den Sinn, dass Andi vielleicht doch nicht mitgekommen sei. Aber an die Fesseln haben wir da noch immer nicht oder nicht mehr gedacht.“

„Wir haben doch geglaubt, dass er sich rechtzeitig befreit hätte“, sagte Benni, „und vor dem Feuer halt zum Birkenkopf oder zum Kräherwald gerannt sei. Auf die Idee, der Waldbrand könne mit uns selbst etwas zu tun haben, kamen wir da überhaupt noch nicht.“

„Und dann kam die Polizei und fragte nach der Brandursache“, fuhr Willi fort, „ab da konnten wir sowieso mit niemandem mehr darüber sprechen.“

„Eigentlich wart ihr ja an dem Unglück schuld“, wandte sich Herbert an Jürgen und Walter, „wegen euch und Jo sind wir damals weggelaufen.“