Sprach- und Stilkunde - Michael Duesberg - E-Book

Sprach- und Stilkunde E-Book

Michael Duesberg

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Beschreibung

Eine umfassende Wort- und Satzlehre zum Auffrischen verblassender Kenntnisse, nicht ohne reichlich eingestreute kleine 'Leckerbissen'; sodann eine ungewöhnliche Stilkunde, die sich an den menschlichen Temperamenten orientiert; ein vergnüglicher Rhetorik-Lehrgang und das Thema 'Aufsatz', beide üppig mit Beispielen ausstaffiert; zuletzt eine gründliche Stilkunde, und das Ganze auch noch lesbar und leicht nachzuvollziehen - wer könnte da widerstehen? Learning by reading.

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MICHAEL DUESBERG

SPRACH- und STILKUNDEfür SPRACHKÜNSTLER

SPRACH- und STILKUNDE

für

SPRACHKÜNSTLER

Michael Duesberg

REPETITORIUM SPRACHLEHRE

Impressum:

© 2018 Michael Duesberg

Umschlagbild: OpenClipart-Vectors | www.pixabay.com

Layout, Bildbearbeitung u. Umschlaggestaltung:

Angelika Fleckenstein; Spotsrock

ISBN

978-3-7469-7281-7 (Paperback)

978-3-7469-7282-4 (Hardcover)

978-3-7469-7283-1 (E-Book)

Druck und Verlag:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

Du denkst, jeder, der eine Sprache gelernt hat, beherrscht sie dann auch, oder? Du hast Deine Muttersprache gelernt und dennoch sind vielleicht Dein Arbeitgeber, Deine Dozenten, Deine Lehrer oder andere für Dich wichtige Persönlichkeiten unzufrieden. Womöglich Du selbst auch? Woher kommt das? Weil Dein Können vielleicht gut, aber nicht optimal ist: Du KÖNNTEST ES IMMER NOCH BESSER! Natürlich fragst Du Dich dann, wie Du das anstellen sollst. Und genau das kannst Du hier erfahren.

Gesprochene Sprache oder deren Schriftform zu gestalten ist nichts anderes, als Ton oder ein anderes Medium zu formen und so lange umzugestalten, bis es Dir gefällt. Worauf Du auch immer beim Schreiben bisher geachtet hast: Du wirst nach der Lektüre dieses Buches mit einem anderen Ansatz an die Sprache herangehen und je nach Bedarf interessant, kenntnisreich, spannend, flüssig, vor allem aber SCHÖN schreiben können, denn das lässt sich lernen. Du bist skeptisch? Probiere es aus!

Vorwort

Das Baumaterial

A) Die Laute

B) Wörter. Die Wortlehre

1. Die Hauptwörter (Substantive oder Nomen)

1.1 Funktion

1.1.a) Konkreta

1.1.b) Abstrakta

1.2 Genus (Geschlecht)

1.3 Numerus (Zahl)

1.4 Kasus (Fall)

1.4.a) Der Nominativ

1.4.b) Der Genitiv

1.4.c) Der Dativ

1.4.d) Der Akkusativ

1.5 Deklination (Beugung)

2. Die Eigenschaftswörter (Adjektive)

2.1 Funktion

2.2 Gebrauch

2.3 Deklination (Beugung)

2.4 Komparation (Vergleichsform)

2.5 Unregelmäßigkeiten

3. Die Tuwörter (Verben)

3.1 Funktion

3.2 Einteilung

3.2.1 Die eigentlichen, selbstständigen Verben

3.2.1.a) transitive (zielende) Verben:

3.2.1.b) intransitive (nichtzielende) Verben:

3.2.1.c) reflexive (rückbezügliche) Verben:

3.2.2 Die Hilfsverben

3.2.2.a) Die Hilfsverben der Zeit

3.2.2.b) Die Hilfsverben der Aussageweise

3.3 Die Konjugation (Abwandlung)

3.3.1 Person und Zahl

3.3.2 Zeitformen (Tempora)

3.3.3 Zeitfolge (Consecutio temporum)

3.3.4 Zustandsformen des Verbs (Genera verbi)

3.3.4.a) Aktiv (Tatform)

3.3.4.b) Passiv (Leideform)

3.3.5 Aussageweisen (Modi)

3.3.5.a) Die Wirklichkeitsform (Indikativ)

3.3.5.b) Die Möglichkeitsform (Konjunktiv)

3.3.5.c) Befehlsform (Imperativ)

3.3.6 Formen ohne Personalendung (Infinitivformen)

3.3.6.a) Nennform (Infinitiv):

3.3.6.b) Mittelwort (Partizip)

3.3.7 Konjugationsarten

3.3.8 Zusammengesetzte Zeitwörter (Komposita)

4. Der Artikel

5. Die Zahlwörter (Numeralia)

6. Die Empfindungswörter (Interjektionen)

7. Die Umstandswörter (Adverbien)

7.1 Als Umstandswörter des Ortes (Lokaladverbien)

7.2 Als Umstandswörter der Zeit (Temporaladverbien)

7.3 Als Umstandswörter der Art und Weise (Modaladverbien)

7.4 Als Umstandswörter des Grundes (Kausaladverbien)

7.5 Die Relativadverbien

7.6 Die Interrogativadverbien

7.7 Die „Würzwörter“ (Abtönungspartikeln)

8. Die Verhältniswörter (Präpositionen)

8.1 Lokale Verhältniswörter (des Raumes)

8.2. Temporale Verhältniswörter (der Zeit)

8.3 Modale Verhältniswörter (der Art und Weise, der Umstände)

8.4 Kausale Verhältniswörter (des Grundes, der Ursachen)

9. Die Bindewörter (Konjunktionen)

9.1 Koordinierende Konjunktionen

9.1.1 Zusammenstellende Konjunktionen

9.1.2 Entgegenstellende Konjunktionen

9.1.3 Ausschließende Konjunktionen

9.1.4 Modale Konjunktionen

9.1.5 Kausale Konjunktionen

9.2.Subjunktionen

9.2.1 Lokale Subjunktionen

9.2.2 Temporale Subjunktionen

9.2.3 Modale Subjunktionen

9.2.4 Kausale Subjunktionen

Die Satzlehre

C) Die Sätze. Satzlehre (Syntax)

1. Die Satzarten

1.1 Aussagesätze (Erzählsätze)

1.2 Befehls-, Wunsch- und Ausrufesätze (Empfindungssätze)

1.3 Fragesätze

2. Die Satzglieder

2.1 Das Subjekt (S)

2.2 Das Prädikat (P)

2.3 Das Objekt (O)

2.4 Das Attribut (ATT)

2.4.1 Als Adjektivattribut:

2.4.2 Als Genitivattribut:

2.4.3 Als Adverbiales Attribut:

2.4.4 Als Präpositionales ATT:

2.4.5 Als I nfinitiv-ATT:

2.4.6 Als Apposition (Beisatz):

2.4.7 Als andere Attribut-Arten:

2.5 Das Adverbiale (ADV)

2.5.1 Die Lokaladverbien

2.5.2 Die Temporaladverbien

2.5.3 Die Modaladverbien

2.5.4 Die Kausaladverbien

3. Die Hauptsätze

3.1 Die Satzreihen (Satzverbindungen)

3.1.1 Unverbundene Satzreihen (Asyndetische Sätze)

3.1.2 Verbundene Satzreihen (Syndetische Sätze)

3.1.3.a) Kopulative (anreihende) Satzverbindungen

3.1.3.b) Disjunktive (ausschließende) Satzverbindungen

3.1.3.c) Adversative (entgegensetzende) Satzverbindungen

3.1.3.d) Kausale (begründende) Satzverbindungen

4. Die Nebensätze

4.1 Das Satzgefüge

4.2 Andere Einteilungen

Der Schreibstil

D) Der Schreibstil und die vier Temperamente

1. Erste Stilkunde an der Untertertia (8. Schuljahr) einer Waldorfschule

2. Die vier Temperamente

2.1 Der Phlegmatiker

2.2 Der Choleriker

2.3 Der Sanguiniker

2.4 Der Melancholiker

2.5 Temperamente-Schema

3. Die vier Stilrichtungen ertasten

4. Die vier Stilarten

4.1 Texte, cholerischer Stil

4.2 Texte, phlegmatischer Stil

4.3 Texte, melancholischer Stil

4.4 Texte, sanguinischer Stil

4.5 Zusammenfassung

Die Rhetorik

Rhetorik in unserer Sprache

Vorwort

E) Die Rhetorik

1. Figuren der Wiederholung

1.1 Die Doppelung

1.2 Die Anapher

1.3 Die Kette

1.4 Der Refrain

1.5 Die Verdeutlichung

1.6 Die Bekräftigung

1.7 Die Variation

1.8 Musikalische Figuren

2. Lexikalische Figuren (Tropen)

3. Syntaktische Figuren (Sätze)

4. Kompositorische Figuren (Kompositionen)

5. Dialektische Figuren (Gewichtung und Wertung der Argumente)

Der Aufsatz

F)Einige Aufsatzformen

Vorgehensweise

Der Bericht

Die Erzählung

Beispiele

Der Stil

Die Arbeit am Stil

Der Plot

Auf der Jagd nach dem Plot

Die Suche nach dem richtigen Aufbau

Wie erstelle ich einen Bauplan?

Alternative Handlungspläne

Die Schneeflockenmethode

Weitere Handlungsstrukturen

Das Baumaterial

Die Materialien des Sprach- oder Schreibkünstlers sind die Gedanken und die Sprache.

Letztere besteht aus:

den Lauten,den Wörtern undden Sätzen,

mit deren Hilfe Du Gedanken, Gefühle und Willensimpulse auszudrücken vermagst. Das kann in der Alltagssprache geschehen, aber auch in einer künstlerisch gehobenen Sprache, wie sie in der epischen oder lyrischen Dichtung Anwendung findet.

A) Die Laute

Die ganze Natur ist voller Laute: Wind, Wasser, Feuer, Steine, Tiere und Menschen, sie alle erzeugen Laute. In unserer Sprache können wir etwa 73 verschiedene Laute voneinander unterscheiden. Wir gliedern sie vereinfachend in die vier verschiedenen Laut-Kategorien:

Die Vokale (Selbstlaute), die Konsonanten (Mitlaute), die Diphtonge (Zwielaute) und die Umlaute.

Die Vokale (Selbstlaute) sind:

a e i o u

Die Konsonanten (Mitlaute) sind:

b c d f g h j k l m n p q r s t v w x z.

Die Diphtonge (Zwielaute) sind:

ei eu au ui oi

Die Umlaute sind:

ä ö ü y

B) Wörter. Die Wortlehre

In der Wortlehre unterscheiden wir 3 × 3, also 9 Wortarten. Das klingt nach viel, erweist sich aber als sehr gut überschaubar, weil diese Wortarten drei verschiedene seelische Bereiche in uns Menschen ansprechen, nämlich Denken, Fühlen und Wollen. Die drei ersten und wohl am stärksten urbildlichen Wortarten sind:

Hauptwörter (Substantive oder Nomen)

Eigenschaftswörter (Adjektive)

Tuwörter (Verben)

1. Die Hauptwörter(Substantive oder Nomen)

Die Hauptwörter nehmen wir mit dem Haupte auf, daher kommt ihr Name, nicht weil sie die Hauptsache unter allen Wörtern wären. Hören wir ein Hauptwort, so bilden wir dasselbe in unserer Vorstellung, also in einem Bereich unseres Denkens nach.

Kleiner Test zum Beweis:

Schließe die Augen! Lass dir von jemandem langsam 10 verschiedene Hauptwörter aus deiner Lebensumgebung nennen, z. B. Baum, Dach, Hund, Zaun, Schwert, Hammer, Kohlkopf, Blume, Berg, Mond. Du wirst sie beim Hören innerlich vor dir SEHEN. Sie wirken auf deinen Kopf, Du merkst es daran, dass sie deine Vorstellung in Bewegung setzen.

2. Die Eigenschaftswörter (Adjektive)

Die Eigenschaftswörter können wir fühlen, spüren, empfinden. Sie wirken auf unser Fühlen.

Kleiner Test:

Schließe die Augen! Lass Dir von jemandem langsam 10 verschiedene, gut nachvollziehbare Eigenschaftswörter nennen. Z. B. schnell, weich, rau, süß, dumm, nett, schleimig, trocken, faulig, nass. Du wirst sie beim Hören innerlich erspüren, sie wirken auf dein Fühlen.

3. Die Tuwörter (Verben)

Die Tuwörter vollziehen wir innerlich tätig nach, oft sogar mit den Gliedmaßen reagierend; sie wirken auf unseren Willen.

Kleiner Test:

Wie reagierst Du auf die folgenden Tuwörter? hämmern, fliegen, sägen, schleichen, lachen, essen, hüpfen, sich verbeugen, klatschen, stampfen. Wenn Dir die Wirkung auf Dich selbst nicht sofort klar wird, so lies diese Wörter langsam einem Kindergartenkind vor und Du wirst etwas Lustiges erleben!

ERGEBNIS: Wenn Du nachempfinden kannst, dass diese Wortarten auf Dein Denken, Fühlen und Wollen, auf Kopf, Herz und Gliedmaßen zielen, so kannst Du sie jederzeit voneinander unterscheiden und leicht in die Erinnerung zurückrufen.

Nach demselben Muster ordnen sich auch die anderen 6 Wortarten unter Denken, Fühlen und Wollen ein:

Zum Denken, Begreifen, Verstehen gehören sowohl die Artikel (Geschlechtswörter) und Fürwörter (Pronomen), die das Hauptwort als brave Diener oder Stellvertreter begleiten, als auch die Zahlwörter (Numeralia), die auf dieselbe Weise mit dem Hauptwort verbunden sind.

Zum Fühlen, Spüren, Empfinden gehören sowohl die Ausrufwörter (Interjektionen), die gerade in ihrer urbildlichen Form (ah! ii! oh!) einer bestimmten seelischen Gestimmtheit entspringen, und die Umstandswörter (Adverbien), die in ihrer urbildlichen Form geradezu die „Eigenschaftswörter“ der Eigenschaftswörter (Wie stark ist sie? Sehr stark!), der Tuwörter (Wie singt er? Schön!) und der Umstandswörter (Wie laut kann er schreien? Sehr laut!) genannt werden könnten.

Zum Wollen gehören die Verhältniswörter (Präpositionen) und die Bindewörter (Konjunktionen), die, wie beim Wollen und Tun üblich, Bewegung in die Sache oder in den Satz bringen.

DENKEN

FÜHLEN

WOLLEN

Hauptwörter Substantive Nomen

Eigenschaftswörter Adjektive

Tuwörter Verben

Artikel und Fürwörter Pronomen

Ausrufwörter Interjektionen

Verhältniswörter Präpositionen

Zahlwörter Numeralia

Umstandswörter Adverbien

Bindewörter Konjunktionen

1. Die Hauptwörter (Substantive oder Nomen)

1.1 Funktion

Die Hauptwörter kann man in die konkreten und die abstrakten Nomen gliedern:

1.1.a) Konkreta

► Gattungsnamen: Haus, Spaten, Katze, Busch, Blume usw.

► Eigennamen: Fritz, Rhein, Belgien, Matterhorn, Titanic usw.

► Sammelnamen: Gebirge, Allee, Gewässer, Landschaft usw.

► Stoffnamen: Wasser, Metall, Stein, Plastik usw.

1.1.b) Abstrakta

► Eigenschaften: Schönheit, Güte, Begabung, Röte usw.

► Tätigkeiten: Geschrei, Schlag, Ruf, Sprung usw.

► Tugenden: Höflichkeit, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft usw.

► Zeitabschnitte: Sommer, Stunde, Monat, Jahrhundert usw.

► Wissenschaften: Philosophie, Chemie, Erdkunde, Medizin usw.

► Seelisches: Gedanke, Phantasie, Wille, Glaube, Liebe usw.

Bei zusammengesetzten Nomina heißt der erste Teil Bestimmungswort, der zweite Grundwort:

► Mutter-sprache

► Vater-land

► Reise-ziel

► Massen-unterkunft

► Familien-ticket usw.

1.2 Genus (Geschlecht)

Siehe das Kapitel „Artikel“ S. 38

1.3 Numerus (Zahl)

Wir unterscheiden zwischen Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural): der Wagen – die Wagen, der Laden – die Läden, die Katze – die Katzen, die Mutter – die Mütter.

Daneben gibt es Nomina ohne Plural und solche ohne Singular. Nur im Singular stehen oft:

► Stoffe: Gold, Sand, Rauch, Butter, Honig, Asche, Mehl

► Sammelbegriffe: Obst, Vieh, Getier, Bewuchs

► Eigenschaften: Treue, Mut, Tapferkeit, Gehorsam, Güte

► Eigennamen: Donau, Alb, Stuttgart, Belgien

Allein im Plural stehen oft:

► Personengruppen: Leute, Eltern. Geschwister, Verwandte

► Zeitabschnitte: Ferien, Flitterwochen, die Tage (Menses)

► Geographische Begriffe: Alpen, Niederlande, Karpaten, Azoren

► Krankheiten: Blattern, Masern, Pocken, Röteln

► Sonstige: Kosten, Spesen, Tantiemen

Besonderheiten: Veränderte Bedeutung bei verschiedener Pluralform:

die Bank → die Bänke (zum Sitzen) die Banken (Geldhäuser) die Mutter → die Mütter (Frauen) → die Muttern (Schrauben) der Strauß → die Sträuße (Blumen) → die Strauße (Vögel) das Wort → die Wörter (einzelne) → die Worte (im Zusammenhang)

der Mann → die Männer (Plural) → die Mannen (Gefolgsleute)

Nomina mit Grundwort – mann:

Kaufmann → Kaufleute

Schutzmann → Schutzleute

Fachmann → Fachleute

Landsmann → Landsleute

Staatsmann → Staatsmänner

Schneemann → Schneemänner

Strohmann → Strohmänner

Ehemann → Ehemänner → Eheleute (Mann und Frau)

Steuermann → Steuermänner → Steuerleute

Ersatzmann → Ersatzmänner → Ersatzleute

Fremdwörter haben ihre eigenen Endungen:

Thema – Themen, Firma – Firmen, Datum – Daten, Atlas – Atlanten, Museum – Museen, Rhythmus – Rhythmen, Lexikon – Lexika, Material – Materialien

Viele Fremdwörter haben im Plural ein –s:

Salon, Sofa, Hotel, Saison, Party. Deutsche Wörter haben das in der Regel nicht. Ausnahmen sind einige Wörter niederdeutscher Herkunft: Wracks, Haffs, Knicks, Docks.

Umschreibende Plural-Formen:

Dank – Danksagungen, Glück – Glücksfälle, Schutz – Schutzmaßnahmen, Furcht – Befürchtungen, Rauch – Rauchschwaden, Lob – Lobsprüche, Rat – Ratschläge, Streit – Streitigkeiten, Unglück – Unglücksfälle, Schnee – Schneemassen.

1.4 Kasus (Fall)

Es gibt bei uns vier Fälle, Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.

1.4.a) Der Nominativ

Der 1. Fall heißt Nominativ und antwortet auf die Fragen WER? oder WAS?

z. B.: der Mann, die Frau, das Kind, das Wasser

1.4.b) Der Genitiv

Der 2. Fall heißt Genitiv und antwortet auf die Frage WESSEN?

z. B.: des Mannes, der Frau, des Kindes, des Wassers

1.4.c) Der Dativ

Der 3. Fall heißt Dativ und antwortet auf die Frage WEM?

z.B.: dem Manne, der Frau, dem Kinde, dem Wasser

1.4.d) Der Akkusativ

Der 4. Fall heißt Akkusativ und antwortet auf die Frage WEN? oder WAS?

z. B.: den Mann, die Frau, das Kind, das Wasser

1.5 Deklination (Beugung)

Fälle

MännlichStarke Deklination

Männlich Schwache Deklination

Singular

Singular

Singular

Nomnativ

der Baum

der Fahrer

der Mensch

Genitiv

des Baumes

des Fahrers

des Menschen

Dativ

dem Baum(e)

dem Fahrer

dem Menschen

Akkusativ

den Baum

den Fahrer

den Menschen

 

Plural

Plural

Plural

Nominativ

die Bäume

die Fahrer

die Menschen

Genitiv

der Bäume

der Fahrer

der Menschen

Dativ

den Bäumen

den Fahrern

den Menschen

Akkusativ

die Bäume

die Fahrer

die Menschen

Fälle

Weiblich StarkeDeklination

Weiblich Schwache Deklination

Singular

Singular

Singular

Nominativ

die Nacht

die Wurst

die Nase

Genitiv

der Nacht

der Wurst

der Nase

Dativ

der Nacht

der Wurst

der Nase

Akkusativ

die Nacht

die Wurst

die Nase

 

Plural

Plural

Plural

Nominativ

die Nächte

die Würste

die Nasen

Genitiv

der Nächte

der Würste

der Nasen

Dativ

den Nächten

den Würsten

den Nasen

Akkusativ

die Nächte

die Würste

die Nasen

Fälle

Sächlich StarkeDeklination

Sächlich Schwache Deklination

Singular

Singular

Singular

Nominativ

das Haar

das Lamm

das Auge

Genitiv

des Haares

des Lammes

des Auges

Dativ

dem Haar(e)

dem Lamm(e)

dem Auge

Akkusativ

das Haar

das Lamm

das Auge

 

Plural

Plural

Plural

Nominativ

die Haare

die Lämmer

die Augen

Genitiv

der Haare

der Lämmer

der Augen

Dativ

den Haaren

den Lämmern

den Augen

Akkusativ

die Haare

die Lämmer

die Augen

2. Die Eigenschaftswörter (Adjektive)

2.1 Funktion

Das Adjektiv benennt und charakterisiert Wesen und Dinge und stellt zwischen ihnen Vergleiche an.

Es bezeichnet Eigenschaften (Wesen, Dinge, Vorgänge, Zustände): z. B. ein fröhlicher Junge, süße Kirschen, schnelle Lieferungen, tiefes Blau

Und es bezeichnet Beziehungen (Herkunft, Ähnlichkeit, Orts- und Zeitverhältnisse): z. B. Schweizer Briefmarken, ungleiche Dreiecke, die hiesige Verwaltung, der morgige Tag

2.2 Gebrauch

Das Adjektiv kann in mehrfacher Weise gebraucht werden:

► attributiv (beifügend)wie z. B. die schmutzigen Stiefel, die roten Lippen, das traurige Kind, die schlimme Wunde

► prädikativ (aussagend)wie z. B. die Stiefel sind schmutzig, die Lippen sind rot, das Kind ist traurig, die Wunde ist schlimm

► nominalisiert (hauptwörtlich)die Schmutzigen, die Roten, das Traurige, das Schlimme, das Neue, der Größte, die Kleinere, den Bösesten

► adverbial (umstandswörtlich)der Wurm kroch langsam, der Neue überlegte gründlich, sie schrie laut, er schlug heftig zu

2.3 Deklination (Beugung)

Beim Hauptwort (1.4 Kasus, Fälle) sahen wir, dass es vier Fälle gibt, Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Sie antworten auf die Fragen WER, WESSEN, WEM, WEN. Die Veränderungen, welche das Hauptwort im jeweiligen Fall durchmacht, verändern auch das zu ihm gehörige Eigenschaftswort:

► mein kleiner Bruder schreit,

► das ist das Spielzeug meines kleinen Bruders,

► ich kaufte meinem kleinen Bruder einen neuen Ballon,

► siehst du meinen kleinen Bruder?

► meine kleinen Brüder schreien,

► das ist das Spielzeug meiner kleinen Brüder,

► ich kaufte meinen kleinen Brüdern einen neuen Ballon,

► siehst du meine kleinen Brüder?

2.4 Komparation (Vergleichsform)

Eine der Aufgaben des Eigenschaftswortes sind die Vergleiche. Sie können drei verschiedene Stufen durchlaufen:

► positiv (Grundstufe)Fritz ist so groß wie ich. Ich bin nicht so dumm wie ihr. Sie war so schön wie der lichte Morgen.

► komparativ (Mehrstufe)Fritz ist größer als ich. Ich bin nicht dümmer als ihr. Sie war schöner als der lichte Morgen.

► superlativ (Höchststufe)Fritz ist der größte (nicht: der Größte!). Ich bin nicht der dümmste von uns. Sie ist die schönste von allen. Das war die beste Entscheidung! Das schmutzigste Zimmer ist deines.

2.5 Unregelmäßigkeiten

Unregelmäßig gesteigert werden folgende Eigenschaftswörter:

gut→ besser → am besten

viel → mehr → am meisten

nah → näher → am nächsten

hoch → höher → am höchsten

edel → edler → am edelsten

äußere → äußerste

innere → innerste

niedere → niederste

obere → oberste

untere → unterste

vordere → vorderste

hintere → hinterste

Gar nicht gesteigert werden: golden, bleiern, himmelblau, riesengroß u. a. Der Komparativ kann verstärkt werden durch: viel, weit, noch, bei weitem u. a. Der Superlativ kann verstärkt werden durch: aller-, weitaus, bei weitem, denkbar u. a.

3. Die Tuwörter (Verben)

3.1 Funktion

Das Verb ist nicht das wichtigste Wort im Satz, aber das beweglichste, lebendigste und kräftigste. Es bildet den Kern einer Aussage. Verben bezeichnen Tätigkeiten, Vorgänge und Zustände: der Specht hämmert, der Wind fuhr durch die kahlen Bäume, die Tannennadeln dufteten.

3.2 Einteilung

Dank seiner Beweglichkeit hat das Tuwort viele verschiedene Wesensseiten und Erscheinungsformen zu bieten. Wir sprechen von der „Pentatonik des Verbs“:

Die Pentatonik des Verbs

► Konjugation (Abwandlung): ich, du, er …

► Tempora (Zeitformen): Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft

► Genera Verbi (Zustandsformen): Aktiv und Passiv

► Modi (Aussageweisen): Indikativ und Konjunktiv

► Formen ohne Personalendung: Infinitiv und Partizipien

3.2.1 Die eigentlichen, selbstständigen Verben

3.2.1.a) transitive (zielende) Verben:

Beispiele: der Lehrer lobt den Schüler; der Polizist hält das Auto an; ich gehorche dir; er folgt mir; wir helfen ihm; sie gedachten seiner.

Die Tätigkeit geht von einem Wesen oder Ding aus und auf ein anderes über. Das letztere ist das Objekt.

3.2.1.b) intransitive (nichtzielende) Verben:

Beispiele: ich komme, du gehst, wir lachen, sie schlafen

3.2.1.c) reflexive (rückbezügliche) Verben:

Beispiele: ich beeile mich, er nimmt sich etwas vor, ich wehre mich dagegen, er vergaß sich völlig, er sputete sich

3.2.2 Die Hilfsverben

Sie dienen dazu, die Zeit- und Aussageverhältnisse der anderen Verben auszudrücken.

3.2.2.a) Die Hilfsverben der Zeit

Diese sind: sein, haben und werden. Mit ihrer Hilfe bilden wir die verschiedenen zusammengesetzten Zeitformen: ich habe geduscht, du bist gekommen, wir werden sehen.

3.2.2.b) Die Hilfsverben der Aussageweise

Diese sind: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen, lassen. Sie können selbstständig und als Hilfsverb auftreten: Er möchte ein neues Fahrrad. – Ich möchte gern mitfahren. – Das hatte er nicht gewollt. – Er wollte nicht kommen.

Ähnlich werden verwendet: hören, sehen, helfen, lehren, brauchen, machen, heißen: ich hörte dich nicht kommen, ich sah ihn fallen, er half mir aufstehen, lehre mich schweigen, er hieß mich gehen.

3.3 Die Konjugation (Abwandlung)

3.3.1 Person und Zahl

Singular

Plural

1. Person: ich frage

1. Person: wir fragen

2. Person: du fragst/frägst

2. Person: ihr fragt

3. Person: er, sie, es fragt/frägt

3. Person: sie fragen

3.3.2 Zeitformen (Tempora)

Gegenwart

Gegenwart (Präsens)

Vollendete G. (Perfekt)

1. Person: ich frage

1. Person: ich habe gefragt

2. Person: du fragst

2. Person: du hast gefragt

3. Person: er, sie, es fragt

3. Person: er, sie, es hat gefragt

1. Person: wir fragen

1. Person: wir haben gefragt

2. Person: ihr fragt

2. Person: ihr habt gefragt

3. Person: sie fragen

3. Person: sie haben gefragt

Vergangenheit

Vergangenheit (Imperfekt, Präteritum)

Vollendete V. (Plusquamperfekt)

1. Person: ich fragte

1. Person: ich hatte gefragt

2. Person: du fragtest

2. Person: du hattest gefragt

3. Person: er, sie, es fragte

3. Person: er, sie, es hatte gefragt

1. Person: wir fragten

1. Person: wir hatten gefragt

2. Person: ihr fragtet

2. Person: ihr hattet gefragt

3. Person: sie fragten

3. Person: sie hatten gefragt

Zukunft

Zukunft (Futur)

Vollendete Z. (Futurum exactum)

1. Person: ich werde fragen

1. Person:ich werde gefragt haben

2. Person: du wirst fragen

2. Person:du wirst gefragt haben

3. Person: er, sie, es wird fragen

3. Person:er, sie, es wird gefragt haben

1. Person: wir werden fragen

1. Person:wir werden gefragt haben

2. Person: ihr werdet fragen

2. Person:ihr werdet gefragt haben

3. Person: sie werden fragen

3. Person:sie werden gefragt haben

3.3.3 Zeitfolge (Consecutio temporum)

Wir können ein und denselben Vorgang in der Gegenwart (Präsens) und in der Vergangenheit (Präteritum) ausdrücken. Treten dann die Zeitformen der Vollendung hinzu, also Perfekt und Plusquamperfekt, so gehören die folgenden unbedingt zusammen:

Präsens und Perfekt

Beispiele:

Ich verstehe sie besser (Präsens), nachdem ich ihren Brief gelesen habe (Perfekt).

Er ist schuldenfrei (Präsens), weil er das Geld zurückgezahlt hat (Perfekt).

Präteritum (Imperfekt) und Plusquamperfekt

Beispiele:

Ich verstand sie besser (Präteritum), nachdem ich ihren Brief gelesen hatte (Plusquamperfekt).

Er war schuldenfrei (Präteritum), weil er das Geld zurückgezahlt hatte (Plusquamperfekt).

Eine Ausnahme ergibt sich dann, wenn während der Erzählung im Präteritum die Handlung in besonderer Weise spannend gemacht oder dem Leser nahegebracht werden soll. Dann kann auch der folgende Wechsel auftreten:

Präteritum und Präsens

Beispiel:

Sie war so auf das Öffnen der Schublade konzentriert (Präteritum), dass sie gar nicht bemerkte (Präteritum), wie sich die Tür bewegt (Präsens), ein unförmiger Schatten ins Zimmer gleitet (Präsens) und von hinten auf sie zukommt (Präsens).

3.3.4 Zustandsformen des Verbs (Genera verbi)

Man unterscheidet zwei Verhaltensweisen des Verbs:

die Tatform (Aktiv) und die Leideform (Passiv).

3.3.4.a) Aktiv (Tatform)

Das Aktiv erhielt seinen Namen von jenen Sätzen, bei welchen die handelnde Person grammatikalisch tätig ist, also auch in Fällen körperlicher Untätigkeit, wo die Aktivität äußerlich fehlt:

Die Katze schläft, er leidet große Not, sie weint, er liegt da wie tot, er träumt von fernen Ländern.

3.3.4.b) Passiv (Leideform)

Im Passiv wird das Wesen oder Ding, mit dem etwas geschieht oder gemacht wird, zur Hauptsache:

Er wird bestraft, sie wird geehrt, wir werden gerufen.

Das Passiv kann in alle sechs Zeitformen versetzt werden. Da aber das Aktiv beim Erzählen lebendiger und kraftvoller wirkt, sollte das Passiv nur dort Anwendung finden, wo die erleidende Person im Mittelpunkt steht. Ebenso tritt es auf, wenn der Handelnde unbekannt ist: Gestern wurde bei uns eingebrochen. An Weihnachten wird wieder toll gefeiert.

3.3.5 Aussageweisen (Modi)

Bei den Aussageweisen handelt es sich um drei verschiedene Arten, wie das Verb auftreten kann:

► die Wirklichkeitsform (Indikativ),

► die Möglichkeitsform (Konjunktiv) und

► die Befehlsform (Imperativ).

3.3.5.a) Die Wirklichkeitsform (Indikativ)

Mit diesem Modus machen wir Aussagen über die Wirklichkeit. Der Sprecher oder Schreiber hält den geäußerten oder beschriebenen Sachverhalt für tatsächlich gegeben, zumindest für glaubwürdig: Alle bisherigen Satzbeispiele in unserer Grammatik standen in dieser Wirklichkeitsform.

3.3.5.b) Die Möglichkeitsform (Konjunktiv)

Dieser Modus wird angewandt bei Dingen, die nur möglich, wahrscheinlich, ausgedacht sind oder erzählt werden, also bei allem, wo die Gewissheit einer Aussage mehr oder weniger eingeschränkt ist. Wir unterscheiden Konjunktiv I und Konjunktiv II.

► Konjunktiv I

Der Konjunktiv I wird eingesetzt bei:Wünschen, Segenssprüchen, Flüchen, Aufforderungen und Anweisungen.

Beispiele:

Der Herr behüte dich … Es sei genug … Man nehme dreimal täglich eine Tablette … Er sagt, er komme gern … Ich hörte, er mache sich nichts aus solchen Feiern …

► Konjunktiv II

Der Konjunktiv II wird eingesetzt bei:Vorgestelltem, Ausgedachtem und Irrealem

Beispiele:Hätte er doch auf mich gehört … Das würde ich an deiner Stelle auch tun … Wäre er doch wie du … Ließe sie mich doch fahren … Könnte ich nur zu dir kommen…

– Höflichkeitsformeln

Beispiele:Wir würden uns freuen, wenn Sie zu uns kämen … Ich hätte gern Herrn S. persönlich gesprochen … Wären Sie so freundlich und … Hätten Sie die Güte und … Könnten Sie das Herrn M. bitte ausrichten …

– Irrealen Vergleichssätzen

Sie tat so, als ob sie taub wäre … Er versuchte den Eindruck zu erwecken, als wenn er dazu imstande wäre … Er benahm sich, als ob er alle Zeit der Welt hätte …

– Wenn-Sätzen, die unerfüllbar sind

Wenn ich Geld hätte, flöge ich in die Karibik …Das ließe ich nicht zu (wenn ich an deiner Stelle wäre) …Wenn ich du wäre …

– Einige Formen im Vergleich:

Indikativ Präsens

Konjunktiv I

I. Präteritum

Konjunktiv II

du kommst

du kommest

du kamst

du kämst

er geht

er gehe

er ging

er ginge

sie fällt

sie falle

sie fiel

sie fiele

ich bin

ich sei

ich war

ich wäre

du liegst

du liegest

du lagst

du lägest

es greift

es greife

es griff

es griffe

er kann

er könne

er konnte

er könnte

sie fehlt

sie fehle

sie fehlte

sie fehlte

sie zieht

sie ziehe

sie zog

sie zöge

Merke: „würde“ wird nur dann eingesetzt, wenn beim Konjunktiv Verwechslungen mit einer gleich klingenden Indikativ-Form auftreten könnten.

Mit den verschiedenen Konjunktiv-Formen lassen sich auch zeitähnliche Verhältnisse ausdrücken,

► Gegenwärtiges: Er bliebe gern.

► Vergangenes: Sie hätte mich nicht wiedererkannt.

► Zukünftiges: Er würde mich nicht wiedererkennen.

Merke: Bei indirekter Rede wird immer Konjunktiv I verwendet! Gibt es jedoch Verwechslungsmöglichkeiten mit Indikativ Präsens, so setzt man Konjunktiv II ein!

3.3.5.c) Befehlsform (Imperativ)

Der Imperativ drückt einen Befehl, eine Bitte oder eine Aufforderung aus:

Lies! Lest! Hilf! Helft! Stirb! Sterbt! Gib! Gebt! Iss! Esst! Handelt! Verzieht euch!

Übersicht über die Aussageweisen (Modi)

Wirklichkeitsform

Indikativ

6 Zeiten

Präsens, Perfekt, Präteritum, Plusquamperfekt, Futur I + II

Zustandsformen

Aktiv und Passiv

Möglichkeitsform

Konjunktiv

I und II

 

Befehlsform

Imperativ

 

 

3.3.6 Formen ohne Personalendung (Infinitivformen)

3.3.6.a) Nennform (Infinitiv):

gehen, essen, schlafen usw.

► Sie kann nach folgenden Verben stehen: wollen, dürfen, müssen, bleiben, gehen, helfen, lernen.Beispiele: er hieß mich schreiben, ich hörte sie kommen, er lehrte mich schweigen, wir sahen sie gehen.

► Sie kann als Nomen auftreten: Mir fällt das Atmen schwer. Beispiele: Lass das Schreien! Das Weinen hilft dir jetzt auch nicht mehr.

► Sie tritt mit „zu“ als erweiterter Infinitiv auf: Er scheute sich, ihm die volle Wahrheit zu sagen.Beispiele: Er erwog zu gehen. Er räumte ein zu übertreiben.

3.3.6.b) Mittelwort (Partizip)

► Das Mittelwort der Gegenwart (Partizip Präsens) wird auf dreierlei Art angewandt:

- adjektivischder singende Vogel, das lallende Kind, die kriechende Schnecke

- als Nomen undder Singende, der Lallende, die Kriechende

- adverbialer sitzt lesend im Zimmer, sie stand träumend da, wir saßen zitternd im Keller

► Das Mittelwort der Vergangenheit (Partizip Perfekt)wird auf zweierlei Art angewandt:

- adjektivischder geröstete Kaffee, das gestrandete Schiff, der verlorene Krieg

und

- als Nomen: der Genannte, das Geschrieben, der Verletzte

3.3.7 Konjugationsarten

(Siehe Seite 10!)

3.3.8 Zusammengesetzte Zeitwörter (Komposita)

Sie gliedern sich in drei Gruppen:

► echte Komposita,

► unechte Komposita und

► Komposita mit wechselnder Bedeutung.

Echte Komposita

Viele Verben können sich mit Silben oder Wörtern verbinden und erhalten dabei eine andere Bedeutung:

be-kommen, ver-kommen, unter-kommen, über-kommen, entkommen, vorwärts-kommen.

Das funktioniert auch mit setzen, folgen, stehen, fallen, gehen, fahren, legen, brauchen.

Die echten Komposita behalten beim Konjugieren die Vorsilbe vorn. Bei den unechten (siehe nächstes Kapitel!) rutscht sie nach hinten. Verb und Vorsilbe existieren da nur im Infinitiv.

Unechte Komposita

Hier werden beim Konjugieren Verb und Vorsilbe getrennt:

unterkommen → ich komme unter

stehenbleiben → ich bleibe stehen

anhängen → es hängt an

vorstellen → wir stellen vor

Komposita mit wechselnder Bedeutung

durchbrechen → er bricht durch → er durchbricht

umstellen → sie stellen um → sie umstellen

übersetzen → ich setze über → ich übersetze

so auch bei: durch-suchen, -streichen, -stehen, -setzen, -schneiden, -dringen

oder bei: um-fahren, -ziehen, -gehen, -kleiden, -pflanzen, -schreiben, -springen

oder: über-gehen, -ziehen, -werfen, -treten, -laufen oder: unter-schlagen, -stellen

4. Der Artikel

Die Artikel kennzeichnen am Hauptwort, ob es grammatikalisch männlich, weiblich oder sächlich ist.

„Grammatikalisch“, weil dies nicht unbedingt mit dem wirklichen Geschlecht der Wesen oder Sachen übereinstimmt. So sagen wir z. B. das Mädchen und das Weib, obwohl diese wohl kaum sächlich sind; oder der Hammer und die Axt, die nun eindeutig zu den Sachen gehören. Wie auch immer, der Artikel kann nur mit dem Hauptwort zusammen bestehen.

Bestimmte Artikel sind:

der  die  das

Unbestimmte Artikel sind:

ein  eine  ein

5. Die Zahlwörter (Numeralia)

Die Zahlwörter bezeichnen das Hauptwort näher. Sie geben ihre Anzahl oder Menge an.

Das haben sie zwar mit den Eigenschaftswörtern gemeinsam, doch die stärkere Beziehung der Zahlwörter besteht zu dem Artikel, und nicht von ungefähr ist eines der Zahlwörter identisch mit dem unbestimmten Artikel: Bei dem Satz Mike hat ein Haus können wir nur noch aus dem Zusammenhang oder, gesprochen, aus der Betonung erkennen, ob dieses ein zur einen oder zur anderen Wortart gehört:

Mike hat ein Haus bedeutet, dass er neben anderen Dingen auch ein Haus hat.

Mike hat ein Haus bedeutet, dass er nicht mehrere, sondern nur eines hat.

Die Zahlwörter können in zweierlei Form auftreten:

Als Grundzahlwörter (Kardinalia) finden wir eins, zwei, drei Dazu zählen auch:

- Wiederholungszahlen: einmal, zweimal, dreimal usw.

- Vervielfältigungszahlen: dreifach, vierfach, fünffach usw.

- Verteilungszahlen: je zwei, je drei, je vier usw. und

- Gattungszahlen: dreierlei, viererlei, fünferlei usw.

Als Ordnungszahlwörter (Ordinalia) finden wir (der, die, das) erste, zweite, dritte; erstens, zweitens, drittens usw.

Dazu zählen auch:

- Bruchzahlen: ein Viertel, Fünftel, Sechstel usw. und

- Einteilungszahlen: erstens, zweitens, drittens usw.

6. Die Empfindungswörter (Interjektionen)

Entsprechend den Eigenschaftswörtern, die wir fühlend wahrnehmen, wirken auch die Empfindungswörter (Interjektionen) und die Umstandswörter (Adverbien) auf unser Empfinden.

Die Herkunft der Empfindungswörter ergibt sich teils aus ihrem Namen, teils aus der Tatsache, dass sie gar nicht der Wortbildung bedürfen, sondern einem Empfinden oder Gefühl durch einen einzigen Laut Ausdruck geben können. Das mögen Babylaute, schlichte Ausrufe oder die gesamte Palette an Lauten oder Geräuschen sein, die in der Natur, bei den Elementen, bei Baum und Tier, ja sogar bei Maschinen oder Handwerksgerät entstehen. Herkömmliche Beispiele sind: ach! oh! hallo! peng! grrr! zack! he! doch würden auch schon Laute wie iii! ui! ei! genügen. Vom Satz werden sie entweder durch ein Ausrufezeichen oder Komma getrennt. Ihre Schreibweise, ist ziemlich frei.

Tschüss, bis morgen! Klirr, die Scheibe zersplitterte. Pfui! Wie hässlich!

Wir kennen Geräuschen wie z. B.: patsch! paff! plumps! quietsch! rumpel! pfff! knall! bumm! rums! zisch! usw.

und Tierlaute: miau! wau! iaa! piep! kläff! schnurr! kikeriki! kuckuck! quiek! grunz! usw.

ERGEBNIS: Interjektionen sind entweder Äußerungen einer Empfindung oder äußere Schall-Nachahmungen.

Die Empfindungswörter sind, was ihre Schreibweise angeht, relativ frei zu handhaben; auch der Entdeckung oder Erfindung neuer Wörter sind hier noch keine Grenzen gesetzt. Jeder spontane Ausruf oder Schmerzlaut ist ein Empfindungswort.

7. Die Umstandswörter (Adverbien)

Das Wesen der Umstandswörter (Adverbien) erschließt sich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie beim Tuwort (Verb) eine ähnliche Funktion erfüllen wie das Eigenschaftswort beim Hauptwort:

Sie beschreiben es näher; sie sind gewissermaßen die „Eigenschaftswörter der Verben“. Ferner Beschreiben sie alle Umstände, unter denen etwas geschieht; daher treten sie auch in vierfacher Gestalt auf:

7.1 Als Umstandswörter des Ortes (Lokaladverbien) ordnen sie das Geschehen einem bestimmten Ort zu. Erfragt werden sie mit

Wo?

Wohin?

Woher?

hier, da, dort, oben, unten, rechts, links, vorn, hinten, nirgends, fort, draußen usw.

7.2 Als Umstandswörter der Zeit (Temporaladverbien) fügen sie das Geschehen in eine bestimmte Zeit ein. Erfragt werden sie mit

Wann?

Wie lange?

Seit wann?

Wie oft?

jetzt, heute, morgen, gestern, neulich, bald, zuletzt, damals, dann, niemals, abends, inzwischen, demnächst, immer, oft, sofort, seither, manchmal, gelegentlich, selten usw.

7.3 Als Umstandswörter der Art und Weise (Modaladverbien)

beschreiben sie, auf welche Weise etwas geschieht. Erfragt werden sie mit

Wie?

Auf welche Weise?

Wie sehr?

vielleicht, umsonst, genug, genauso, fast, beinahe, ziemlich, mindestens, höchstens, sehr, gern, wohl, überhaupt, wahrscheinlich, hoffentlich, nicht, vergebens, nur usw.

7.4 Als Umstandswörter des Grundes (Kausaladverbien) geben sie den Grund, den Zweck, das Mittel oder die Bedingung an, unter denen etwas geschieht. Erfragt werden sie mit

Warum? Weshalb? (kausal, konsekutiv)

Wodurch? Womit? (instrumental)

Unter welcher Bedingung? (konditional)

Wozu? Wofür? (final)

darum, deshalb, dafür, also, doch, dennoch, sonst, notfalls, mithin, somit, nämlich, hierin, dadurch, folglich usw.

Später wurden aus den vier bestehenden Gruppen einige Adverbien herausgelöst und zu drei eigenen Kategorien gemacht. Sie zeigen allerdings noch deutlich ihre Herkunft:

7.5 Die Relativadverbien