Star Trek - Classic: Die Rückkehr - William Shatner - E-Book

Star Trek - Classic: Die Rückkehr E-Book

William Shatner

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Beschreibung

Rückkehr eines Totgeglaubten

Eine Gruppe romulanischer Renegaten ist ein gemeinsames Bündnis mit den Borg eingegangen, um die Föderation zu vernichten. Dazu setzen sie ein gefährliches Werkzeug ein: Den Mann, der ihnen ihre schlimmste Niederlage beibrachte. Den Romulanern ist es gelungen, Kirks Leiche auf Veridian III zu exhumieren und den Körper mittels neuester Nanotechnologie wiederzubeleben. Er soll den einzigen Mann töten, der die drohende Invasion noch abwenden könnte: Captain Jean-Luc Picard ...

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Die großen Star-Trek-Romane von William Shatner, der als Captain James T. Kirk Film- und Fernsehgeschichte schrieb.

Eine Gruppe romulanischer Renegaten ist ein Bündnis mit den Borg eingegangen. Ihr gemeinsames Ziel: die Vernichtung der Föderation. Um dies zu erreichen, wollen sie ein gefährliches Werkzeug einsetzen – den Gegner, der ihnen die schlimmsten Niederlagen beigebracht hat.

Nach den tragischen Ereignissen auf Veridian III (siehe: ›Star Trek – Generationen‹, Heyne Buch 06/5360) wurde der Leichnam von Captain James T. Kirk beerdigt. Aber mit Hilfe neuester Nanotechnologie gelingt es den Romulanern, seinen Körper wiederzubeleben.

WILLIAM SHATNER

DIE RÜCKKEHR

Star Trek™

Classic

Ich führe auch eine Existenz, die nichts mit Schauspielerei, Regie und Schreiben zu tun hat. In ihr dreht sich alles um Pferde, wunderbare Geschöpfe, deren Gestalt und Bewegung mich mit Freude erfüllen.

Danksagung

Ich bedanke mich bei …

Gar und Judy Reeves-Stevens,

deren kreatives Geschick

das Buch ermöglicht hat;

Kevin Ryan, der

(wie man in der Branche sagt)

›das Päckchen

zusammengestellt‹ hat;

und Carmen LaVia,

der das Seine

Prolog

Er stürzte ab … Allein. Er dreht sich in der Atmosphäre des Planeten Veridian III. Das Kreischen der eisernen Brücke erzeugt Echos in seinen Ohren. Er dreht sich im Kreis. Die Sonne blitzt in seine Augen. Schatten umhüllen ihn. Einer nach dem anderen, immer wieder, und er fällt. Licht. Dunkelheit. Licht. Dunkelheit. Wie Flügelschlag. Wie die Tage seines Lebens. Überschneiden sich …

Auf einem Kornfeld in Iowa erblickt er die Sterne. Ein fünfjähriger Junge, auf dem Arm seines Vaters. Da muss ich hingehen, sagt er. Wirst du auch, Jimmy, erwidert sein Vater. Wirst du auch …

In Carols Armen, in ihrem Bett – als er längst weiß, dass er sie verlassen muss. Der Sohn, den sie gezeugt haben, regt sich in ihrem Inneren …

Im Starfleet-Hauptquartier. Admiral Nogura reicht ihm die Hand: Gratuliere, Captain, die Enterprise gehört Ihnen …

Auf der Raumwerft. Captain Pike stellt ihn vor: Lieutenant Commander Spock, der Wissenschaftsoffizier …

Auf den Straßen der alten Erde. Quietschende Bremsen. Edith, im Tod vom Scheinwerferlicht umgeben …

Er fiel durch all diese Tage und mehr, allein, und er vernahm das Wispern der Vergangenheit …

Ich bin Ihr Freund und werde es stets bleiben … Verdammt noch mal, Jim, ich bin Arzt, kein Maurer … Lassen Sie mich helfen …

Ich habe immer gewusst, dass ich allein sterben werde …

Dann trat ein Schatten vor das Licht. Bremste seinen Sturz. Beendete das Kaleidoskop. Er wandte den Kopf, schaute auf, erblickte ein Gesicht, das er erkannte. Nicht aus der Vergangenheit, nicht aus der Gegenwart.

Aus der Zukunft.

»Haben wir's geschafft?«, fragte der stürzende Mann. »Haben wir eine Veränderung herbeigeführt?«

Der andere, in der eigenartigen Uniform mit dem vertrauten Flottenabzeichen auf der Brust, kniete neben ihm.

»O ja. Und ob wir eine Veränderung herbeigeführt haben. Danke.«

Irgendwie empfand der stürzende Mann in seinem Inneren einen tiefen und unheilbaren Schmerz. Irgendwo in ihm wurde ihm klar, dass er seine Beine und Arme nicht mehr spürte, als seien er und die gesamte Existenz im Begriff, zusammen zu verdunsten.

Sein Blickfeldrand verwischte und verdunkelte sich, fiel auf einen letzten Schatten, der finster genug war, um alles noch Vorhandene zu verschlingen.

Aber der andere, der Fremde, dieser … Picard hatte ihm Freundschaft angeboten. In einem anderen Leben wären sie vielleicht Freunde gewesen. Es war nicht auszuschließen. Es gab viele Möglichkeiten.

»Es war das wenigste«, sagte der stürzende Mann und ignorierte um seines Freundes willen den letzten Schatten, »was ich für den Captain der Enterprise tun konnte.«

Dann riefen ihn Stimmen aus der Finsternis, deren Rufen mehr war als nur ein Flüstern.

Durch das über ihm befindliche Gitterwerk aus verdrehtem Metall erblickte er den Umriss von etwas, das sich bewegte, näher kam.

Er schloss die Augen.

Was hatte er bei der ersten Begegnung zu Picard gesagt? Als er ihn aufgefordert hatte, zu einem letzten Unternehmen zurückzukehren?

Es fiel ihm wieder ein. Er öffnete die Augen.

»Es hat … Spaß gemacht«, sagte er zu Picard. Versuchte ein Lächeln. Um es seinem Freund zu ersparen.

Das, was hinter der Brücke war, schwebte näher. Jagte ihn, wie immer.

Durch das demolierte Eisen wurde die Gestalt nun deutlicher. Näher. Vertrauter.

Er schaute zu ihr auf. Verwundert, weil Picard sie nicht sah. Nichts von ihr wusste.

Er wollte Picard warnen. Um ihm zu helfen, damit er entkam, was er nun selbst nicht mehr konnte.

Doch seine Ära lag hinter ihm. Der finstere Brunnen seines Blickfeldes wirbelte nach innen. Zu schnell. Und das Gesicht dessen, was ihn jagte, erblickte ihn und meldete seinen Anspruch an.

Die letzten Fetzen der Existenz hoben sich in hellem Lichtdunst von ihm und enthüllten alles, was dahinter lag und noch kommen würde.

»O je«, sagte er leise.

Und er sah.

Und er wusste.

Und dann stürzte er wieder.

Allein …

Kapitel 1

James T. Kirk ist tot …

Als Commander William Riker neben dem Grab der Flottenlegende im Transporterstrahl rematerialisierte, überraschte ihn der Gedanke, der ihm plötzlich gekommen war. Von all dem, was vor knapp einem Monat auf dem öden Planeten Veridian III passiert war, lastete das Schicksal von James T. Kirk am schwersten auf ihm.

Auf der anderen Seite des Planeten lag die geborstene Hülle des Enterprise-Wracks. Der noch verwertbare Schrott wurde langsam von einer Gruppe von Raumflotteningenieuren abtransportiert. Auch wenn das Schiff nicht mehr zu retten war – laut der Ersten Direktive durfte keine Spur von ihm auf dieser Welt zurückbleiben. Auf Veridian IV, dem nächsten Planeten, existierte eine primitive Kultur. Falls eines Tages Raumfahrer dieser Welt hier landeten, durften sie nicht auf Spuren höherer Technik stoßen, damit die natürliche Entwicklung ihrer Wissenschaft nicht beeinflusst wurde.

Riker hatte damit gerechnet, dass der Verlust des herrlichen Schiffes ihn auffressen würde. Die Enterprise hatte viel zu früh den Dienst quittiert, und in seinen Träumen hatte er immer gehofft, eines Tages im Kommandosessel des Captains sitzen zu dürfen.

Doch in der Zeit, die vergangen war, seit die Enterprise durch die Lufthülle des Planeten gerast und zu ihrer ersten und letzten Landung angesetzt hatte, wandten sich seine Gedanken immer wieder dem Schicksal des Captains einer früheren Enterprise zu. Der ersten Enterprise …

»Ist er das, Sir?«

Riker wandte sich zu Lieutenant Baru um. Die Naht, die das dunkelblaue Gesicht der jungen bolianischen Offizierin in zwei Hälften teilte, zog sich eng zusammen, als ihr Blick sich weitete. Sie schaute in die Ferne, an dem Grab vorbei.

Riker nickte. Er lächelte innerlich über ihre Reaktion, da er in ihr die Ernsthaftigkeit der Jugend wiedererkannte. Der Sicherheitschef der Farragut hatte ihm Baru und die drei anderen Offiziere, die ihn begleiteten, persönlich als Ehrengarde empfohlen, um Kirks sterbliche Überreste zur Erde zu überführen. Riker wusste, was sie sah. Was nun alle sahen.

Den einsamen Wächter auf der fernen Erhebung. Der trockene Wüstenwind ließ sein elegantes schwarzes Gewand leicht flattern. Die rötliche Sonne reflektierte die silbernen Schriftzeichen, die in es eingestickt waren.

Er war gekommen.

Von Romulus.

Gegen alle Logik.

»Spock«, sagte Baru. Mit Ehrfurcht.

Riker verstand.

Er kannte den vulkanischen Botschafter; er hatte als lebendiges, atmendes Individuum mit ihm zusammengearbeitet. Trotzdem war Spock ebenso eine Legende wie Kirk.

Er war ebenso eine Legende, wie die Freundschaft, die die beiden Männer auf der Enterprise verbunden hatte.

Die Offiziere der Ehrengarde standen ungezwungen da und bemühten sich respektvoll, den angesehenen Besucher nicht anzustarren. Statt dessen blickten sie zu dem einfachen Steinhaufen hin, den Jean-Luc Picard über Kirks Leiche errichtet hatte. Die untergehende Sonne warf lange Schatten auf ihn und ließ kurz ein altmodisches Flottenabzeichen aufblitzen.

Riker atmete die unbewegte, trockene Luft der veridianischen Wüste ein. Er warf einen Blick auf den dunkler werdenden Himmel, als sähe er dort oben die Farragut in eine Kreisbahn schwenken; als sei sie gekommen, um den geehrten Toten abzuholen, ihn nach Hause zu bringen.

Spock verharrte in seiner Wächterposition so reglos wie die von der Zeit geglätteten Steine seiner Umgebung.

Wie mag es wohl sein, fragte sich Riker, wenn man seinen besten Freund verliert – und dann, achtundsiebzig Jahre später noch einmal?

Ein Hinweis auf die Kraft der dazu gehörigen Antwort waren die ungewöhnlichen Umstände, die Spock hierhergebracht hatten. Knappe vier Tage nach der Rettung der Mannschaft von Rikers Enterprise hatte der Flottengeheimdienst eine Notmission durchgeführt, um Spock vom Hauptplaneten des Romulanischen Sternenreiches nach Veridian III zu bringen, damit er seinen Freund auf der letzten Fahrt begleiten konnte.

Spocks Rückholung war kein Unternehmen gewesen, das sich leicht hatte bewerkstelligen lassen. Die Beziehungen zwischen den Romulanern und der Föderation waren jahrhundertelang gespannt gewesen. Spock war federführend bei den Bemühungen, die Spannungen in Jahrzehnten geheimer Verhandlungen abzubauen, um die Romulaner mit den Vulkaniern und somit auch mit der Föderation zu versöhnen.

Die Romulaner stammten zwar von den Vulkaniern ab, doch sie hatten der Logik eine Absage erteilt, die ihre Ahnen davor bewahrt hatte, sich von der rohen Kraft ihrer blutdurstigen Anfänge zu lösen. Wer außer Spock – das Kind einer emotionalen Menschenfrau und eines logisch denkenden Vulkaniers – konnte beide Seiten besser verstehen und für eine Vereinigung arbeiten?

Riker hatte zusammen mit Spock und Captain Picard viele lange Diskussionsabende verbracht. Beide wussten: Der Prozess, in den Spock involviert war, bestand vor allem aus den Widrigkeiten, die er in seinem zweigeteilten Herzen erlebte – nur in größeren Dimensionen.

Welche außergewöhnlichen Aktionen die Flotte auch hatte durchführen müssen, um den Botschafter nun an diesen Ort zu bringen – Riker wusste, man würde keine einzige hinterfragen, auch nicht angesichts des Zwangs der Föderation, dass sie offiziell so tun musste, als wisse sie nichts von Spocks Aktivitäten.

Die Flotte, die Föderation, die ganze Galaxis schuldete Spock zuviel, um ihm irgend etwas zu verwehren.

Und ebenso viel schuldete sie Kirk.

Am Horizont flammte das letzte strahlende Licht der sterbenden Sonne auf. Dann verschwand sie hinter einem fernen Berggipfel.

Über ihnen, im dunkler werdenden Zwielicht, tauchten die Sterne auf.

Riker sah, dass Spock, als sei er in Gedanken versunken, in der Ferne den Kopf neigte.

Ja, wie mag es wohl sein?, fragte er sich.

Ein warmer Luftzug bewegte die dürren Zweige und trockenen Blätter des einsamen, auf der Erhebung wachsenden Strauches.

Lieutenant Baru suchte Rikers Blick.

»Ja, Lieutenant?« Riker fiel auf, dass er seine Frage zu leise ausgesprochen hatte. Der verblassende Tag hatte das leere Gelände der fremden Landschaft zu einem feierlichen Ort gemacht.

»Müsste sich die Farragut nicht längst gemeldet haben, Sir?«

Riker drückte auf seinen Kommunikator. »Riker an Farragut. Die Ehrengarde hat Stellung bezogen.«

Keine Antwort.

»Wir sind zu früh gekommen«, sagte Riker zu Lieutenant Baru. Die Farragut war bei der Rettungs- und Bergungsmission auf Veridian III das Arbeitspferd gewesen. Es überraschte ihn nicht, dass das überlastete Raumschiff sich möglicherweise verspätet hatte. »Geben wir Captain Wells noch ein paar Minuten, bevor wir allgemein Alarm schlagen.« Er lächelte ihr zu.

Lieutenant Baru hatte ihre Position noch nicht lange genug inne, um sein Lächeln zu erwidern. Sie nickte in zustimmendem Schweigen und wandte den Blick wieder dem Steinhaufen zu.

Schweigend verging die Zeit.

Der Abend wurde dunkler.

Rikers Kommunikator zirpte.

Als er ihn berührte, lächelte er Baru erneut an. Sie war zu verkrampft. Er würde mit ihr darüber reden müssen. Schließlich traf man bei der Flotte nicht täglich Entscheidungen, bei denen es um Leben und Tod ging.

»Riker. Was ist?«

Doch sein Lächeln verblasste, als er erkannte, dass der verstümmelte und von Störgeräuschen überlagerte Funkspruch nicht von der Farragut kam.

»Commander Riker, hier ist Kilbourne! Wir werden …« Eine krachende Störung überlagerte den Rest der Meldung.

Riker aktivierte den Kommunikator erneut. Kilbourne war der Chefingenieur am Bergungsort. Die Ehrengarde rückte alarmiert näher.

»Kilbourne, hier ist Riker. Meldung wiederholen.«

Pfeifende Störgeräusche. Riker verstand nicht, was dafür verantwortlich sein konnte. In diesem Sonnensystem gab es nichts, das den Subraumfunk stören konnte.

Dann hörte das Rauschen eine Sekunde lang auf, und Kilbournes aufgelöste Stimme durchdrang erneut den veridianischen Abend.

»… weiß auch nicht, woher sie kommen! Zwei Fähren sind erledigt! Wir brauchen …«

Dann: nichts.

Nicht mal Störgeräusche.

Rikers Kommunikator zirpte sinnlos vor sich hin, und er versuchte, eine neue Verbindung herzustellen.

Riker musterte die vier um ihn versammelten Offiziere. Man sah ihnen an, von wem sie ausgebildet worden waren. Ihre angestrengten Mienen hatten nun nichts Jugendliches mehr.

»Die Sache wird warten müssen«, sagte Riker. Er tippte erneut auf sein Abzeichen. »Riker an Botschafter Spock.«

Eine Sekunde verging. Dann antwortete eine tiefe, vertraute Stimme.

»Hier ist Spock.«

»Am Bergungsort gibt es offenbar irgendwelche Probleme, Herr Botschafter. Ich muss Sie bitten, dort zu bleiben, während wir zurückbeamen, um die Lage zu sondieren.«

»Natürlich, Commander«, sagte Spock ruhig. »Um welche Probleme handelt es sich?«

»Ich weiß es nicht genau«, erwiderte Riker. Er blickte durch die Finsternis, die Kirks Grabhügel, die Stelle, an der Spock wartete, nun völlig einhüllte. Doch der Botschafter war in seinem schwarzen Gewand unsichtbar. »Es klingt fast so, als … würden unsere Leute angegriffen.«

Spock antwortete nicht. Was auch logisch war, wie Riker fand, denn seine Mitteilung erforderte keine Antwort.

»Riker an Transportersteuerung. Fünf Mann zum Bergungsort beamen.«

Als Kirks Ehrengarde neben ihm stand, spannte er sich erwartungsvoll an, denn das computergesteuerte Satellitentransportsystem reagierte sofort. »Gebe Energie …«

Im kühlen Kitzeln des Transportereffekts schillerte das Grab auf. Es gab einen verwirrenden Augenblick der Quantentransition …

Und dann materialisierte Will Riker geradewegs in der Hölle.

Kapitel 2

Peitschender Regen sprühte durch das gezackte Loch im Dach der mobilen Transporterstation und durchnässte Riker in dem Moment, in dem sich der Transporter abschaltete.

Die Plattform bebte; in der Nähe zuckte ein Blitz herab, und markerschütterndes Krachen ertönte.

Am Bergungsort donnerte schon seit Tagen ein Gewitter.

Doch der Blitz war kein Blitz gewesen.

Und die Erschütterung kein Donner.

»Bewegung! Bewegung! Bewegung!«, schrie Riker, um den Sturm und das endlose Brüllen der Explosionen zu übertönen. Die Plattform bebte erneut. Von einem Belag stoben Funken hoch. Riker schob die Angehörigen der Ehrengarde vor sich her, den Stufen der Duraplast-Laufgänge entgegen, die die Gebäude des sich vor ihm ausbreitenden Bergungslagers miteinander verbanden.

Als die anderen draußen waren, jagte er im Sturm hinter ihnen her.

In dieser Region des Planeten Veridian III herrschte Nacht, und er war auf die teilweise Dunkelheit vorbereitet. Die Notlampen waren nicht eingeschaltet, das bombardierte Lager war zu einer Ansammlung drohender Schatten geworden. Hier war alles schwarz, alles von der Nacht und vom Regen verhüllt.

Ausgenommen dort, wo der Himmel aufgrund fremden Beschusses aufflammte.

Riker holte Baru ein. Sie beugte sich über das Geländer des Laufganges und blickte nach Osten, wo ein zischender Plasmaball vor der leblosen Diskussektion der Enterprise aufflammte. Der Hauptrumpf des Raumschiffes ragte zweihundert Meter weiter wie ein Kliff aus Gletschereis aus dem groben Schlamm hervor. Rings um das Schiff rasten Energiestrahlen. Chemische Explosionen blitzten wie ein wahnsinniges Unwetter über den aufragenden Kränen, Mannschaftsunterkünften und eilig aufgebauten Fährenlandebahnen westlich von ihr.

»Was ist da los, Sir?«, rief Baru, deren Stimme in dem betäubenden Getöse kaum hörbar war.

Riker wischte sich wütend das vom Regen an seine Stirn geklatschte Haar aus der Stirn. »Wir werden angegriffen!«, rief er zurück. Ein plötzlicher Windstoß packte ihn und riss ihn aus dem Gleichgewicht. Er wusste, dass es die Turbulenzen einer niedrig fliegenden Maschine waren. Als die Turbulenz ihn losließ, hielt er sich, um auf den Beinen zu bleiben, am Geländer fest und schaute auf. Aber er sah nur flackernde Gewitterwolken und die Explosionen, die unter ihnen im Lager erblühten. Auch Baru klammerte sich noch ans Geländer. Das sich vor ihnen abspielende Spektakel ließ sie wie hypnotisiert erscheinen.

Eine Hitzewelle traf Riker von der Seite, als eine der Unterkünfte in einer hochschnellenden Fontäne blendenden Plasmafeuers detonierte. Brennende Trümmerstücke fielen in einem hohen Bogen zu Boden, doch der Regen konnte dem Feuer nichts anhaben. Riker berechnete schnell, dass sie sich in Reichweite des Trümmerregens befanden. Er packte Barus Arm und riss sie vom Geländer weg in den Schlamm. »Hauen wir ab!«

Während sie rannten, griff er nach seinem Kommunikator. Ihre Stiefel sanken bei jedem mühsamen Schritt tief in den Schlamm. »Riker an Kilbourne!«

Ein gewaltiger Donnerschlag langte hinaus, packte sie von hinten und warf sie in den Regen. Barus Arm löste sich von seinem Griff.

Als Riker durch das Zischen der kreuz und quer fliegenden Granatsplitter fiel, drehte er sich gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass die Transporterplattform von Plasma eingehüllt wurde. Als er zu Boden schlug, schossen dort, wo das geschmolzene Metall den kalten Schlamm getroffen hatte, rings um sie her Säulen heißen Dampfes hoch.

Er lag mit dem Gesicht im Dreck, und seine Lunge schmerzte, da ihm die Luft ausging. Seine Ohren klingelten im Rhythmus des Donnerns dessen, was die Transporterplattform getroffen hatte.

Ein doppelter Windstoß trieb ihn wieder zur Aktion. Als er darum kämpfte, die Arme aus dem Schlamm zu heben, hörte er das Geräusch sich schnell bewegender Fahrzeuge, die die Luft in Scheiben schnitten.

Er verrenkte sich fast den Rücken, als er sich freimachte und aufrappelte. Die Uniform klebte an seinem Körper, und dazu noch zehn Kilo dicker Schlamm, die nicht mal der prasselnde Regen abwaschen konnte.

Er wischte sich, ohne nachzudenken, erneut das Haar aus dem Gesicht. An seiner Stirn klebte Schlamm.

»Lieutenant Baru!«, rief er.

Ein dicker Balken grüner Energie stach durch Nacht und Unwetter und durchdrang den Rumpf der Enterprise. Die Einschlagstelle befand sich in der Nähe eines bereits von den Ingenieuren entfernten Keils. Riker sah, dass die Innendecks sich unter der Entladung einer unbekannten Waffe erhellten. Er sah keine Spur von Baru und den anderen Angehörigen der Ehrengarde.

Der Strahl durchschnitt die Enterprise. Sein Ursprungsort war eine Flugmaschine.

Eine Kettenreaktion von Explosionen begann tief im Inneren der Enterprise. Riker ahnte instinktiv, dass einige Selbstvernichtungsanlagen des Schiffes aktiviert worden waren. Die Ingenieure hatten sie zwar deaktiviert, aber nicht alle ausgebaut.

»Commander!«

Riker wirbelte herum. Er sah Baru auf sich zuwanken. Sie war schmutzbedeckt, und die dunkle Feuchtigkeit des Schlamms schimmerte unregelmäßig in den blitzenden Flammen des Angriffs. Sie hinkte und legte eine Hand auf ihre Schulter. Ihr zweiter Arm hing kraftlos herunter.

Ein gewaltiger Feuerfleck flammte auf dem Rumpf der Enterprise auf. Eine Sekunde später brach ein weiterer durch die Seite der Diskussektion. Selbst durch Wind und Regen konnte Riker die Hitze spüren.

»Wer ist das?«, rief Baru, als sie ihn erreichte.

Riker zuckte die Achseln. Er wusste es nicht; er hatte nicht mal eine Vorstellung.

»Wir müssen uns eine Fähre holen«, sagte er.

Hier unten konnten sie nichts mehr tun. Doch einige der Technikerfähren waren bewaffnet. Sie mussten in die Luft. Um sich zu wehren.

Barus Blick wanderte über das Lager. Der sie umgebende Schlamm leuchtete im Feuer des Beschusses, der Blitze und der Plasmaausbrüche, als stünden sie in einem Flammenmeer. »Ich glaube nicht, dass es hier noch welche gibt!«, sagte sie.

Riker packte ihren unverletzten Arm. »Das erfahren wir erst, wenn wir uns umgeschaut haben. Hier entlang.«

Zwischen den Trümmern des brennenden Kommunikationszentrums lagen Leichen. Neue Explosionen ließen die Diskussektion erbeben. Riker biss die Zähne zusammen, als er hörte, dass sich laute Schreie mit dem Brüllen der unsichtbaren Maschinen und Flammen vermischten.

Aber es war unmöglich auszumachen, woher die Schreie kamen. Sie hatten keine Zeit, nach denen zu suchen, die sie ausstießen.

Man hatte nie genug Zeit …

Sie umrundeten den brennenden Wrackhügel, das einstige Lager. Dahinter sah Riker die rauchenden Trichter, die von den Fährenlandeplätzen übriggeblieben waren.

In der Nähe lagen die Überreste zweier Fähren der Tesla-Klasse; sie waren wie mit Brecheisen aufgebrochen. Eine dritte Fähre war zwar intakt, doch ihr Rahmen hatte sich dort verzogen, wo sie im Schlamm steckte. Eine Explosion hatte sie hierhin gewirbelt, aber nicht vernichtet. Abgerissene Gestalten bewegten sich um sie herum. Riker und Baru kämpften sich durch den Schlamm und kamen allmählich näher.

Kilbourne war auch da. Vier Ingenieure arbeiteten mit ihm zusammen. Zwei hatten noch Schlafanzüge an. Der Angriff war also urplötzlich erfolgt.

»Wer ist das?«, fragte Riker, als er sich dankbar an den Rumpf der Fähre lehnte und einen schlammigen Handabdruck hinterließ, den der prasselnde Regen gleich wieder abwusch.

Kilbourne, über einen Tricorder gebeugt, schaute mit finsterem Blick zu ihm auf. »Ich weiß es nicht. Sie … haben die Farragut vernichtet.«

Riker spürte, dass sich in seinem Magen Säure ausbreitete. Die einzigen anderen Flotteneinheiten im Veridian-System waren eine Handvoll Frachter und technische Hilfskreuzer. Ohne die Farragut waren die Überlebenden des Bergungslagers – und Deanna Troi – der Gnade der Angreifer ausgeliefert.

Kilbourne wandte seine Aufmerksamkeit dem kleinen Bildschirm seines Tricorders zu. Riker berührte seine Schulter. »Aber was wollen sie her?« Sie warfen beide einen Blick auf die finstere Masse der Diskussektion der Enterprise. Das offene Gelände zwischen ihnen und dem Lager war ein Feld der Zerstörung. Der Diskus knisterte in energetischen Entladungen; lange Plasmazungen schossen aus ihm hervor, als setze er sich gegen das Blitzen zur Wehr.

»Ich weiß nicht«, sagte Kilbourne aufgebracht. »Da ist doch nichts mehr von Wert drin. Die taktischen Magnetkerne wurden schon am ersten Tag ausgebaut. Die Phaser … die Abwehrschirme … Alles, was unter Geheimhaltung steht, ist längst draußen.«

Der Boden bebte, als ein blendender Lichtblitz mit einem rollenden Echo aus dem Inneren des Diskus hervorbrach.

Kilbourne hob den Tricorder hoch. Riker erkannte die Anzeigen auf dem Bildschirm.

»Wer sie auch sind – sie überfluten uns mit ihrer Sensorortung. Sie haben uns alle geortet.« Er schaute zu Riker hinauf. Sein hageres Gesicht war von Blut, Regen und Schmutz verschmiert. »Wir müssen uns zurückziehen, Commander. In den Wald.«

Baru versteifte sich neben Riker. Riker musterte die technische Fähre. Sie konnte nicht fliegen. Aber sie war nicht nur zum Fliegen nütze.

»Sind die Abbruchladungen noch in der Fähre?«, fragte er. Dies waren spezielle Photonentorpedos, die man dazu einsetzte, Trümmer in niedrigen Kreisbahnen zu beseitigen. Zu solchen Fähren gehörten normalerweise vier Stück, und man konnte jeweils zwei zugleich abschießen.

Kilbourne schaute Riker an, als hätte er den Verstand verloren.

»Das meinen Sie doch wohl nicht ernst.«

Riker packte den Chefingenieur an seinem Hemd und zerknitterte den klatschnassen Stoff zwischen den Fingern. Er ignorierte die überraschten Proteste von Kilbournes Leuten, die sich um sie versammelten. »Die Flotte flüchtet nicht«, fauchte Riker ihn an.

Er nahm Kilbournes Tricorder und warf ihn Baru zu. »Beide Torpedos auf atmosphärische Detonation vorbereiten. Manuell einstellen, damit sie nicht auf den feindlichen Sensoren zu sehen sind.«

Kilbournes erregte Stimme bebte. »In der Sekunde, in der Sie das Zielsystem der Fähre einschalten, werden diese Leute uns ausradieren!«

Riker lächelte grimmig. »Kann schon sein.« Dann wandte er Kilbourne den Rücken zu und erklärte Baru, wie sie den Tricorder einsetzen sollte, um die Torpedoschächte der Fähre zu öffnen.

Es dauerte weniger als zwei Minuten, um die Torpedos auf Simultanaktivierung vorzubereiten, Ziel zu nehmen und zu starten. Während dieser Zeit ließ der Angriff der Unbekannten nicht im geringsten nach. Die Diskussektion der Enterprise brach an drei Stellen auf. Überall loderten Feuer.

Einer von Kilbournes jüngeren Untergebenen drückte sich an die Seite der Fähre, presste die Hände auf die Ohren, hielt die Augen fest geschlossen und gab sich alle Mühe, das Geschehen um ihn herum zu ignorieren.

Baru gab Riker den Tricorder zurück. Ihr Ausdruck war unerschrocken. »Mehr können wir mit dem Ding nicht machen, Sir. Wenn Sie die Dinger abfeuern wollen, müssen wir es von innen machen.«

Riker schaute ihr in die Augen. Dann nickte er, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte.

Die Torpedos konnten nur über die Kontrollen auf dem Flugdeck der Fähre abgefeuert werden. Doch sobald sie eingeschaltet waren, mussten die Sensoren des Feindes sie entdecken, ins Ziel und unter direkten Beschuss nehmen.

Und ebenso jeden, der sich auf dem Flugdeck befand.

»Verschwinden Sie mit Ihren Leuten«, befahl Riker Kilbourne.

Er spürte Barus Hand auf seinem Arm.

»Sir … Das können Sie nicht allein machen.«

Riker schaute zu, wie Kilbourne und die Ingenieure in den Regen hinaus flohen. Der Boden erbebte unter einer Reihe von Explosionen. Er fragte sich, was im Lager noch übrig war, das explodieren konnte.

»Keine Sorge«, sagte er. »Ich möchte ewig leben.«

Er gab eine Steuersequenz in den Tricorder ein. Dann nahm er das Gerät in die Hand, hielt einen Moment inne und warf es in den Sturm hinaus. Es landete fünfzig Meter weiter und verschwand im Schlamm.

Dann beantwortete er Barus unausgesprochene Frage. »Er gibt in dreißig Sekunden ein Signal ab, das so aussieht, als hätte jemand eine Phaserbank eingeschaltet.«

»Als Ablenkungsmanöver«, sagte Baru. Sie lächelte. Riker hatte keine Zeit, ihr Lächeln zu erwidern.

Sein Kopf zuckte zur Seite. »Folgen Sie Kilbourne. Suchen Sie im Wald Deckung.« Dann zog er sich durch die schief in den Angeln hängende Fährenluke und ließ den Regen hinter sich.

Im Inneren des Fahrzeugs lag das Deck um zwanzig Grad gekippt. Da seine schlammbedeckten Stiefel auf dem Haftteppich abrutschten, stützte er sich auf den Kopilotensitz. Er zwang sich dazu, den Rest der dreißig Sekunden im Kopf abzuzählen. Dann gab er noch fünf Sekunden hinzu, um dem Feind Zeit zur Reaktion zu geben. Dann aktivierte er die Torpedosubstation der Fähre.

Er schaltete die Torpedos rasch so, dass sie sich auf jedes Ziel richteten, das sich bis zu hundert Metern über ihm bewegte. Als die Konsole die Eingabe bestätigte, eilte er durch den Laderaum zur Luftschleuse.

Als er im Türrahmen auftauchte, wurde der Schlamm in fünfzig Meter Entfernung von einem grünen Energiestrahl getroffen und löste den Tricorder in sprühendem Dampf auf. Riker empfand einen Ansturm von Erleichterung. Das Ablenkungsmanöver hatte geklappt.

Aber der Energiestrahl wurde nicht abgeschaltet. Er raste durch den Schlamm, schob ihn – wie der Bug eines Schiffes das Wasser – vor sich her und näherte sich dem zweiten Waffensignal: der Fähre.

Riker hielt sich am Türrahmen fest und stieß sich ab.

Seine Stiefel rutschten.

Er stürzte, sein Brustkorb knallte gegen die aufragende Kante der Schleusentür.

Er spürte, dass eine seiner Rippen brach. Die Luft wurde ihm aus dem Mund gerissen. Er blickte auf und sah, dass der unerbittliche grüne Strahl auf ihn zuknisterte. Zehn Meter weit entfernt, ein Kranz aus Dampf.

Er rappelte sich auf, obwohl er genau wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde.

Man hat nie genug Zeit …

»Deanna«, keuchte er, damit sein letztes Wort und letztes Gefühl ihr galt. Imzadi …

Er dachte an Kirk.

Stürzte …

Der Strahl griff nach ihm.

Eine Hand packte sein Gelenk.

»Commander!«

Sie hatte ihn nicht verlassen.

Rikers Blick bohrte sich in Barus Augen, als sie ihn mit verzweifelter Kraftanstrengung aus der Fähre hievte.

Er sah, was sie sah. Wusste, was sie wusste. Alles in dem schrecklichen Augenblick, als sie ihn in Sicherheit riss.

Er hörte ihren Aufschrei …

Hörte das Zischen verdunstenden Fleisches …

Hörte das Summen der startenden Torpedos …

Die in zwei Hälften geschnittene Fähre …

Der Geschmack des veridianischen Schlamms, zum zweiten Mal, als die Fähre auseinanderbrach.

Zu spät für Baru.

Aber nicht zu spät für die Torpedos.

Riker drehte sich gerade noch rechtzeitig auf den Rücken, um zwei ionisierte Plasmastreifen in den Gewitterwolken zu sehen, als die Torpedos ihre Ziele suchten.

Die Wolken erhellten sich wie im Morgengrauen.

Einen Herzschlag später presste die Erschütterung der Torpedodetonationen ihn noch tiefer in den Schlamm.

Kurz danach hörte einen stummen Moment lang sogar der Regen auf.

Als er wieder anfing, fiel er sanft. Warm. So langsam wie Tränen.

Riker richtete sich vorsichtig und von Schmerzen geplagt auf und gelangte in eine sitzende Position. Das Atmen strengte ihn an. Er würgte Schlamm aus sich heraus.

Er sah Barus Hand. Sie ragte, in seine Richtung zeigend, aus dem Schlamm. Erleichtert griff er nach ihr. Zog an ihr.

Die Hand und der Unterarm der jungen Bolianerin lösten sich aus dem Schlamm.

Riker ließ die Hand entsetzt fallen.

Er saß allein in der Nacht. Höllenfeuer aus dem Lager und der Diskussektion erhellten noch immer die niedrig hängenden Wolken. Doch es gab keine Explosionen mehr. Kein Kreischen mehr von niedrig fliegenden Maschinen. Der warme Regen badete seine Augen.

Der Angriff war zu Ende.

Dann war Kilbourne neben ihm. Ein Ingenieur, noch im Schlafanzug, brachte ein Medokit. Sie halfen Riker auf die Beine.

»Warum?«, fragte er. Er erwartete freilich keine Antwort. Ganz sicher nicht von Kilbourne.

»Ich … weiß … es nicht«, sagte Kilbourne grimmig und aktivierte einen Injektor. »Hier gibt es nichts zu holen. Hier gibt es keine Geheimnisse mehr. Wenn Sie die Torpedos nicht aktiviert hätten …«

Doch Riker wusste, dass dieser Teil nicht stimmte. »Sie haben den Angriff nicht wegen der Torpedos abgebrochen.«

»Aus welchem Grund denn sonst?« Kilbourne presste den Injektor an Rikers Hals. Das Gerät zischte, das Heilserum schoss in seine Blutbahn.

»Aus dem gleichen Grund, aus dem alle erfolgreichen Angriffe enden«, sagte Riker. Er wiegte sich hin und her, als das Medikament seinen Körper durchflutete, und ergab sich endlich der überwältigenden Erschöpfung, die er bisher in Schach gehalten hatte. »Sie haben ihr Ziel erreicht.«

»Was denn für ein Ziel?«, fragte Kilbourne aufgebracht. »Nennen Sie mir doch nur eins auf diesem Mistplaneten, für das es sich zu sterben lohnt!«

Auf diese Frage wusste Riker keine Antwort.

Aber irgendwo musste es eine geben.

Und er wusste, er würde nicht eher ruhen können, bis er den gefunden hatte, der für den Überfall verantwortlich war und diese Frage beantwortete.

Kapitel 3

Spock, allein in der Dunkelheit der Grabstelle, hatte einen Felsen gefunden, auf den er sich setzen konnte, um Kräfte zu sparen. Als er Platz genommen hatte, ordnete er seine Kleider neu, um seine Körperwärme zu konservieren.

Er war 143 Standardjahre alt. Als gesunder Vulkanier befand er sich in den mittleren Jahren. Doch zu welcher Begegnung Riker und die anderen Offiziere auch aufgebrochen waren, die Zeit solcher Taten lag hinter ihm.

Gegen alle Logik stellte er fest, dass die Zeiten ihm fehlten.

Seit fast einer halben Stunde behielt er seine Position nun bei, beobachtete sich bewegende Lichtpunkte vor den Sternen und bunte Lichtstreifen, die zwischen ihnen ausgetauscht wurden.

Raumschiffe, die in der Kreisbahn kämpften.

»Faszinierend«, murmelte er.

Seine Augen passten sich den fernen Entladungen an, und er erkannte die deutlich erkennbare Handschrift von Phasern der Raumflotte.

Doch das Gegenfeuer war unidentifizierbar. Er hatte es noch nie zuvor gesehen.

Die Situation präsentierte eine interessante Reihe von Problemen. Spock fing an, sie wie eine Abfolge logischer Argumente in seinem Geist zu analysieren. Er bemühte sich, die möglichen Angreifer, ihre Motive, Taktiken und möglichen Erfolgsrisiken zu identifizieren.

Doch er wurde bei seinen Berechnungen unterbrochen.

Die Nachtluft pulsierte. Irgend etwas Großes kam vom Himmel her auf ihn zu.

Spock stand langsam auf. Er suchte den finsteren Horizont ab, suchte nach irgendeiner Verdunkelung der Sterne, die Hinweise auf die Anwesenheit einer ohne Licht operierenden Flugmaschine lieferten.

Das Trommeln nahm zu.

Er konnte zwar nichts sehen, aber sein Gewand klatschte um ihn herum, wurde von irgendeinem Luftstrom bewegt.

Spock hob eine Hand und schirmte die Augen vor dem zunehmenden Staubwirbelwind ab.

Direkt über ihm flackerten die Sterne. Dann verschwanden sie, wurden vom Umriss irgendeines Gegenstandes überlagert, den er nicht identifizieren konnte. Am Rand seines Blickfeldes tanzte irgendein Licht.

Spock schaute auf Kirks Grabhügel hinab.

Bernsteinfarbene Strahlen schossen zwischen den Steinen des einfachen Hügels hervor.

Durch das Trommeln und den Wind vernahm er ein merkwürdiges musikalisches Geläut.

Das Licht, das aus Kirks Grab hervorkam, wurde heller, dann verblasste es. Spock hörte deutlich das Geräusch zusammensackender und gegeneinanderfallender Steine.

Die Logik der Situation war unausweichlich. Sie ergab dennoch keinen Sinn.

Zwischen den Sternen endeten die Anzeichen der Raumschlacht. Über Spock kehrten die wachenden Sterne zurück, und der trommelnde Luftstrom endete so plötzlich wie ein in den Warpflug überwechselndes Schiff.

Er zog die Notlampe aus seinem Gürtel. Dann ging er langsam den Abhang zu Kirks Grab hinunter.

Er ließ den Lichtschein über den Hügel wandern.

Das Gestein war tatsächlich zusammengesackt.

Das Grab war leer.

Spock schaute zu den Sternen auf.

Es war zwar nicht im geringsten logisch, doch für einen kurzen Moment kam ihm ein unglaublicher Gedanke …

Vielleicht waren manche Reisen wirklich dazu bestimmt, niemals zu enden.

»Jim …?«, sagte er.

Es gab immer Möglichkeiten …

Kapitel 4

Hoch über Veridian III drehte sich langsam eine im Sonnenlicht blitzende, dreißig Meter durchmessende Scheibe aus Duranium in der Stille des Weltraums. Die in ihre Oberfläche eingeprägte Inschrift lautete U.S.S. Farragut NCC-60597.

Es war das größte Trümmerstück, das von dem Raumschiff übriggeblieben war. Der Rest war eine Wolke blendender, sich langsam verstreuender Metallfetzen.

An Bord der Avatar von Tomed musterte die romulanische Kommandantin Salatrel das Rumpfmetall leidenschaftslos auf dem Hauptbildschirm der Brücke. Neben sich spürte sie die freudige Erregung des Subcommanders.

»Ein großer Sieg, Commander«, sagte Thran.

Salatrel wandte sich im Kommandosessel um. Eine ihrer hohen Brauen bog sich und verschwand unter dem dunklen Haar, das ihre aristokratischen Gesichtszüge, spitzen Ohren und vollen Lippen umrahmte.

»Das war kein Sieg«, sagte sie. »Sie hatten keinen Grund, mit uns zu rechnen. Niemand hat sie gewarnt. Es war Dienst nach Vorschrift, mehr nicht.«

Der junge romulanische Offizier schaute sie so an, wie er es nie gewagt hätte, wäre ihr Schiff noch ein Bestandteil der Reichsflotte gewesen. Und im unsicheren Tonfall der Unterwürfigkeit fügte er hinzu: »Irgend etwas haben sie erwartet, Commander. Wir haben am Sekundärziel zwei Angriffsmaschinen durch Torpedos verloren. Wir befinden uns im Krieg.«

»Ich habe den Befehl dazu noch nicht gegeben«, erwiderte Salatrel scharf. »Ich muss Sie doch nicht noch mal daran erinnern?«

Subcommander Thran senkte den Blick. Seine Reaktion auf die eisige Drohung in der Stimme seiner Vorgesetzten kam einen Augenblick zu früh. Der Ton machte die Musik, auch auf Romulus. Der Geschützoffizier wusste, wie nahe er einer Insubordination gewesen war.

Die Stimme des Funkoffiziers wurde auf der geräumigen Brücke hörbar. »Die zweite Staffel hat den Transport am Primärziel bestätigt, Commander.«

Salatrel erhob sich aus dem Kommandosessel. Wie lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet?

»Kirk?«, fragte sie. Der grobe, verhasste Menschenname fühlte sich in ihrer Kehle eigenartig an. Fremdartig.

Der Wissenschaftsoffizier meldete sich an der technischen Konsole, auf der die Transporteranzeigen aufblitzten. »DNS-Analyse bestätigt Identität der Leiche, Commander. Sobald die Angriffsmaschinen andocken, wird sie sofort in die Stasisanlage gebeamt.«

Zum ersten Mal seit Beginn des Unternehmens gestattete Salatrel sich ein kurzes Lächeln. Sie nahm triumphierend wieder Platz.

»Enttarnen«, befahl sie der Mannschaft. »Auf ankommende Maschinen vorbereiten.«

Sie schaute zu Thran hinauf, der weiterhin neben ihr stand.

»Sie kriegen Ihren Krieg noch früh genug, Subcommander.«

Thran kniff in raubtierhafter Erwartung die Augen zusammen. »Krieg und Sieg«, sagte er.

Auf dem Bildschirm funkelte die gefrorene Wolke, die einst die Farragut gewesen war, in Todesqualen.

Etwas näher, zwischen dem sich drehenden und verdrehten Wrack der Farragut, bewegten sich einige Umrisse aus eigener Kraft.

Einigen Besatzungsmitgliedern war es gelungen, Schutzanzüge anzulegen, als das Schiff rings um sie her bei dem unerwarteten Angriff zerrissen worden war.

Nun bewegten sie sich im Mahlstrom der Trümmer aufeinander zu. Schaltplatten, Schottsektionen, Stühle, Decken und erstarrte Leichen trieben träge an ihnen vorbei und glitzerten mit Eiskristallen.

Einige größere Stücke, intakte Ausrüstungsgegenstände, die aufgrund eigener Energiequellen noch arbeiteten, sprühten Funken.

Die Überlebenden gingen ihnen aus dem Weg. Sie setzten die Steuerdüsen ein und näherten sich einzeln den langsam rotierenden Trümmerstücken, bis sie Veridian ungehindert sehen konnten.

Nach den Stimmen auf den Notfrequenzen zu urteilen, hatten sechs überlebt. Von einer Besatzung von sechshundertundvierzig.

Sie machten sich schrittweise frei, flogen aufeinander zu, fassten sich an den Händen und tauschten Informationen aus, bis sie einen einzelnen sechszackigen Stern bildeten.

Doch als sie die Kommunikatoren miteinander verbanden, um ihre Position an irgendein Schiff weiterzugeben, das den Angriff möglicherweise überstanden hatte, wurde ihr Ausblick auf Veridian III erneut verdeckt.

Von einer flimmernden grünen Masse, die wie eine Fata Morgana schillerte, bis sie sich zur Raubvogelgestalt eines romulanischen Warbirds der D'deridex-Klasse verfestigte.

Die Avatar von Tomed.

Da wussten die Veteranen unter den Überlebenden, dass sie nur noch wenige Sekunden zu leben hatten.

Die Romulaner waren nicht dafür bekannt, dass sie Gefangene machten.

Als das monströse Raumschiff – es war fast doppelt so lang wie die Schiffe der Galax-Klasse der Föderation – gekonnt seine Orientierung änderte, glitten die Zwillingstore des Hangars im unteren Teil langsam auf.

Wie saftgrüne Lichtblitze kehrten sieben schlanke Jäger, die nicht größer waren als Transportfähren, zurück und durchstießen mit Leichtigkeit die Energieschirme, die die Innenatmosphäre des Warbirds festhielt.

Die Hangartore schlossen sich wieder.

Für einen langen Herzschlag fing das romulanische Tarnfeld an den Rändern der Silhouette des Warbirds an zu verschwimmen.

Und dann, es war fast wie ein nachträglicher Einfall, wirbelte ein Partikelstrahl in den Weltraum hinaus und atomisierte die sechs Überlebenden.

Als ihre glühenden Atome sich im Vakuum verstreuten, um sich zu den Überresten ihrer Kollegen und ihres Schiffes zu gesellen, war die Avatar von Tomed schon so einfach und rasch verschwunden, wie sie aufgetaucht war.

Das Rumpfmetallfragment drehte sich langsam in der Stille des Weltraums.

Der Name Farragut verblasste in der Finsternis.

Phase Eins war abgeschlossen.

Kapitel 5

Die meisten Schiffe der Flotte waren duraniumweiß, trugen mit Stolz die Farben der Föderation und waren auffällig mit Betriebslampen und Identifikationsbojen erhellt, damit jeder sie auf ihren Forschungsmissionen erkannte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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