Star Trek - Classic: Sternendämmerung - William Shatner - E-Book

Star Trek - Classic: Sternendämmerung E-Book

William Shatner

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Beschreibung

Kein Erholungsurlaub für Kirk und Picard

Der Dominion-Krieg ist vorbei, in der Föderation herrscht Friede. James T. Kirk und Jean-Luc Picard haben sich zu einem gemeinsamen Abenteuerurlaub auf Bajor entschlossen. Als das Mitglied eines Archäologenteams sie in der Wüste vor dem Hitzetod rettet, werden die beiden Captains unversehens mit einem Mordfall konfrontiert: Professor Nilan, Leiter der Ausgrabung am bajoranischen Binnenmeer, kam auf mysteriöse Weise ums Leben. Dann geschieht ein zweiter Mord. Kirk und Picard geraten in ein Dickicht aus Mythen, Täuschung und Verrat. Und als sie sich gerade auf der richtigen Spur wähnen, verschwindet Jean-Luc Picard in den Tiefen des Binnenmeeres ...

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Die großen Star-Trek-Romane von William Shatner, der als Captain James T. Kirk Film- und Fernsehgeschichte schrieb.

Der Dominion-Krieg ist vorüber. In der Föderation herrscht Frieden. James T. Kirk und Jean-Luc Picard, die beiden legendären Captains, haben sich zu einem gemeinsamen Abenteuerurlaub auf Bajor entschlossen. Doch schon der Orbitalsprung auf den Planeten bringt sie in höchste Lebensgefahr.

Als das Mitglied eines Archäologenteams sie vor dem Hitzetod in der Wüste rettet, werden Kirk und Picard unversehens mit einem Mordfall konfrontiert. Professor Nilan, Leiter der Ausgrabung am bajoranischen Binnenmeer, kam auf mysteriöse Weise ums Leben. Aber die Bajoraner dulden keine Einmischung von Außenweltlern.

WILLIAM SHATNER

STERNENDÄMMERUNG

Star Trek™

Classic

Dieses Buch ist meiner Frau gewidmet.

Der Captain war in Gefahr. Zu seiner Rettung geritten

– und ich meine wirklich geritten –,

kam diese wundervolle Frau.

Mit einem kurzen Galopp erreichte sie mein Leben.

Aus Gefahr wurde Verständnis, aus Verständnis Liebe.

Und aus Liebe wurde …

Danksagung

In all diesen Romanen beweisen

Judy und Gar

Vor Fels und Feuer, Feind und zorn'gem Wind,

Gib ihnen Deinen Schutz, wo immer sie auch sind.

Erhöre uns, wenn wir anrufen Dich, o Herr

Für all jene in Gefahr auf dem Meer!

Die »Navy Hymn«

WILLIAM WHITING, 1860

Prolog

FUNDSTÄTTE 4

Bajor, im einundzwanzigsten Jahr

der cardassianischen Befreiung

»Sie bringen sich gegenseitig um!«

Mit geballten Fäusten stand Glin Dukat da und starrte ungläubig zum aktinisch-blauen Gleißen von Mikromaterie-Granaten über der fernen Fundstätte. Trümmer flogen umher, als würden sie von einem Sturm aufgewirbelt. Alte Tontafeln. Aus Felsen gemeißelte Steinblöcke. Körperteile …

Bajoraner töteten Bajoraner, vernichteten ihre eigene Geschichte, und der Grund dafür blieb dem jungen cardassianischen Soldaten ein Rätsel.

»Runter!«

Dukat schnappte nach Luft, als sich Gul Atal auf ihn stürzte und ihn zu Boden warf. Einen Sekundenbruchteil später donnerte eine Explosion in der Nähe. Sie ließ seine Brust erzittern und ein unangenehmes Zischen blieb in den Ohren zurück.

Doch Dukat war ein Soldat des Cardassianischen Reiches und es geziemte sich nicht für ihn, im Dreck zu liegen. Er spannte die Nackenmuskeln, um den kobraartigen Hals zu dehnen und so möglichst bedrohlich auszusehen, stand auf, drehte sich um und sah zum cardassianischen Kommandozelt. Flammen verschlangen es. Brennende Stofffetzen flatterten nach oben, emporgetragen von Hitze, Rauch und den Seelen der Soldaten, die sich in dem Zelt aufgehalten hatten.

»Warum?«, fragte Dukat.

»Bajoraner sind Tiere!«, knurrte Atal. Dukat wankte zurück, als er spürte, wie Atal den Kommunikator von seinem Waffengürtel zerrte und sofortige Luftunterstützung anforderte. Dann drückte ihn der Gul wieder zu Boden, als eine weitere Granate einschlug, nur wenige Meter von ihnen entfernt. Steinsplitter und Erde prasselten wie eine Lawine auf sie herab.

Diesmal blieb Dukat liegen. »Wir versuchen doch nur, ihnen zu helfen«, sagte er.

»Aber respektieren sie unser Opfer?«, fragte Atal. Er wischte sich dunkles Blut von der grauen Haut und spuckte auf den bajoranischen Boden. »Verstehen sie, dass sie ohne unsere selbstlose Hilfe in nur einer Generation vor einer globalen Katastrophe stünden? Nein!«

Das Zischen in Dukats Ohren ließ langsam nach und daraufhin hörte er Schreie in der Ferne. Vertraute Geräusche, die von Schmerz und Schrecken kündeten. Dukat runzelte die Stirn. Bajoraner waren schwach und kaum bereit, Not und Schmerz zu ertragen.

»Wo sind unsere Jäger?«, fragte Atal.

Dukat blickte zum bajoranischen Himmel hoch, der bereits dunkel zu werden begann – die Nacht stand bevor. Trotz des Durcheinanders um ihn herum hielt er automatisch nach dem kleinen, dahingleitenden Lichtpunkt Ausschau, der seine Zukunft bedeutete: Terok Nor. Die Raumstation in der Umlaufbahn war fast fertig. Dorthin wollte er versetzt werden. Vielleicht wurde die Station einmal zu seinem ersten Kommando. Doch nichts am Himmel deutete auf die Orbitaljäger der Cardassianischen Hilfsarmada hin. Was bedeutete, dass es keine Unterstützung gab gegen die irren Bajoraner, die sowohl ihre Wohltäter als auch ihre eigenen Artgenossen angriffen.

Wieder eine Explosion, noch lauter.

Die Granateneinschläge kamen Dukats Position immer näher.

Er lag noch immer neben dem Gul, zog seinen Disruptor, justierte ihn auf maximale Energie und machte sich kampfbereit. »Warum gehen sie auf diese Weise vor?«, fragte er. »Warum nicht zuerst ein Angriff auf das Lager und dann auf die Fundstätte?« Die bajoranische Strategie ergab für Dukat keinen Sinn. Es sei denn, die Anführer der Widerstandsbewegung hatten den eigenen Kampfplan durcheinander gebracht und die Ziele in der falschen Reihenfolge angegriffen.

»Warum überhaupt ein Angriff auf die Fundstätte?« Atal zog seine eigene Waffe und drehte sich auf die Seite, um sie zu justieren. »Zweihundert Gefangene arbeiten dort! Zweihundert Bajoraner! Wissen Sie, wie die Erklärung lautet, Dukat? Bajoraner sind Tiere! Vergessen Sie das nie!«

Atals schwarze Augen glänzten unter den grauen Brauen, als er sich umsah und dann auf einen kleinen Erdhügel deutete – dort hatten die Gefangenen eine Latrine gegraben. »Wir gehen da drüben in Deckung!«, befahl der Gul.

Dukat reagierte so, wie es einem Soldaten seines Rangs gebührte. Er kam sofort auf die Beine und lief los, noch bevor er die Anweisung seines Vorgesetzten bewusst zur Kenntnis genommen hatte.

Als er durchs offene Gelände lief, gewannen seine Sinne eine besondere Sensibilität und er nahm alles auf eine sehr intensive Weise wahr. Jeden Augenblick konnten die Angreifer das Feuer auf ihn eröffnen. Weitere Granaten, weitere Explosionen. Das Pochen seiner Stiefel auf dem harten, trockenen Boden. Atals schwere Schritte hinter ihm. Der Geruch von Flammen und Tod. Die verzweifelten Schreie derjenigen, die nicht sofort gestorben waren.

Dukat erreichte den Erdhügel, sprang, rollte sich dahinter ab und verharrte in geduckter Haltung. Aus einem Reflex heraus rammte er den Lauf des Disruptors in die Seite des Bajoraners, den er neben sich vorfand. Es war Rals Salan, schon kein Junge mehr und noch nicht ganz ein Mann. Früher ein Vertrauter, jetzt ein Feind. Jemand, der keine Gnade verdiente.

»Du hast uns nicht informiert, wie es deine Pflicht gewesen wäre«, sagte Dukat.

Rals wollte zur Seite weichen, aber Dukat hielt ihn an der Schulter fest. »Du hast uns hintergangen!« Er drückte fester zu, bis er in den Augen des Gefangenen Tränen des Schmerzes sah, die an der geriffelten Nase entlangrannen.

Zwei weitere Explosionen krachten in der Nähe. Atal rollte über den Erdhügel und rutschte neben Dukat in Position.

»Ich wusste nichts von dem Angriff«, brachte der Bajoraner hervor.

Wieder ging ein Regen aus Steinsplittern nieder.

Ohne eine Aufforderung von Atal stieß Dukat den Disruptor noch tiefer in die Seite des Bajoraners. »Ich glaube dir nicht.«

»Bitte …« Rals Stimme zitterte.

Dukats Hand glitt von der Schulter des ehemaligen bajoranischen Vertrauten zum Hals – eine unmissverständliche Drohung. »Sag jetzt die Wahrheit. Warum greifen die Angehörigen deines Volkes die Fundstätte an?«

Das Zögern des jungen Mannes gab Dukat einen Teil der Antwort, die er brauchte. Es lag kein Versehen vor. Die bajoranische Widerstandsbewegung hatte die Ausgrabungsstätte ganz bewusst vor dem Lager der Cardassianer angegriffen. Jetzt musste Dukat den Grund dafür in Erfahrung bringen.

Er schaltete den Disruptor auf die niedrigste Emissionsstufe, nahm die Hand von der Kehle des Bajoraners und drückte ab.

Rals schrie, als die Energie der Waffe seine Nervenenden mit Pseudoschmerz stimulierte. Neben Dukat lächelte Atal anerkennend.

»Antworte mir«, sagte Dukat. »Warum?« Er justierte den Disruptor auf die nächsthöhere Emissionsstufe; der Bajoraner nahm das Klicken mit Entsetzen wahr.

»Sie … sie schützen die Träne des Propheten«, schluchzte Rals.

Dukat blinzelte verwirrte. »Eine Doppelkugel?« Er spürte, wie Atals Aufmerksamkeit wuchs.

Rals nickte, die Augen vor Schmerz zugekniffen.

»Aber … so etwas gibt es überhaupt nicht.« Dukat schüttelte den Bajoraner heftig, damit er seine Antwort erklärte. Er fand es völlig unvorstellbar, dass sich die bajoranische Widerstandsbewegung wegen eines … Kindermärchens zu einem groß angelegten Angriff entschloss.

Rals öffnete die Augen. Zwar zitterte der Bajoraner noch immer, aber seine Stimme klang aufrichtig. »Keine Waffe kann eine Träne des Tempels zerstören«, sagte er. »Die Bomben sollen sie verstecken und schützen, bis die Propheten Sie von unserer Welt vertrieben haben.«

»Töten Sie ihn«, wies Atal den Glin an.

Wieder handelte Dukat auf der Basis seiner Ausbildung und justierte den Disruptor auf neurale Emission, Stufe drei. Stark genug, um bei dieser geringen Entfernung zu töten, ohne den Körper zu desintegrieren. Dukat wollte nicht im Dreck liegen und das einatmen, was von einem desintegrierten Bajoraner übrig blieb.

Rals Salan begriff ganz offensichtlich, was ihm bevorstand. »Nein!«, flehte er. »Ich kann Ihnen nach wie vor helfen! Ich weiß nur nicht, was die Angreifer planen!«

Dukat sah die Bajoraner aus einer anderen Perspektive als der Gul. Er hielt die meisten von ihnen für Kinder, die keine Gelegenheit erhalten hatten, den Segen von Disziplin und Führung kennen zu lernen. Weil er jung war, oder weil er als unerfahrener Glin die Möglichkeiten des Lebens aus einem idealistischen Blickwinkel betrachtete, ließ er sich dazu hinreißen, die Anweisung nicht sofort auszuführen. Jeder Cardassianer war bereit, einem eigensinnigen Kind eine zweite Chance zu geben, oder? Und Rals Salan hatte sich in anderen Situationen als nützlicher Informant erwiesen.

»Er hat uns gute Dienste geleistet«, sagte Dukat.

Sofort bereute er seine Worte.

Gul Atals Hals dehnte sich, was auf Empörung hinwies. »Ich habe Ihnen einen Befehl erteilt!«

Dukats Hand schloss sich fester um den Disruptor, aber er brachte es nicht fertig, den Auslöser zu betätigen. »Bajoraner glauben an solche Dinge, auch wenn sie dumm sind, Sir.«

Atals dunkle Augen waren trüb und seine Miene so verschlossen, dass Dukat sich fragte, ob sein eigenes Leben auf dem Spiel stand.

Dann begriff er, dass der Gul mit seinem abweisenden Gesichtsausdruck versuchte, etwas vor ihm zu verbergen.

Die Doppelkugeln existieren.

Die Legenden und Gerüchte, die Märchen von mystischen Stundengläsern, die der Himmelstempel den wahren Gläubigen auf Bajor schickte. Eine Quelle unendlichen Wissens. Die Möglichkeit, in Vergangenheit und Zukunft zu sehen. Ein Mittel, das es einem einzelnen Cardassianer gestattete, sich über das Zentralkommando zu erheben, sogar über das Obsidian-Kommando. Absolute Macht … und absolute Wahrheit.

»Es gibt eine Doppelkugel in der Fundstätte?«

Dukat sah Atal wie mit fremden Augen, als der Gul langsam seinen Disruptor hervorholte.

Für den Glin kam nur eine Reaktion in Frage: Er musste seinen Fehler eingestehen, schnell. Er musste die offizielle Wahrheit verkünden, so wie sie vom Zentralkommando verbreitet wurde. Es gab keine bajoranischen Propheten. Es gab keine Doppelkugeln, manchmal auch »Drehkörper« oder »Tränen des Propheten« genannt. Bajoraner waren abergläubische Tiere und ihr unbegründeter Glaube an übernatürliche Wesen musste eliminiert werden, wenn ihre rückständige Welt jemals hoffen wollte, den Status eines cardassianischen Protektorats zu erreichen.

Aber noch während Dukat sich diese Worte zurechtlegte, wurde ihm klar, dass der Gul die volle Wahrheit kannte. Die Wahrheit über die bajoranischen Doppelkugeln und Atals Befehle: Der Gul war angewiesen, jeden Untergebenen zu töten, der die Wahrheit herausfand.

Bedauern und Zorn erfüllten Dukat und er wusste: Er musste dies bis zum Ende durchstehen.

»Sie existieren tatsächlich, nicht wahr?« Es war eine dumme Frage, aber er musste sie stellen.

»Es tut mir Leid, Dukat.«

Für einen Moment glaubte Dukat seinem Vorgesetzten fast.

Dann zerriss mehrfacher Überschallknall die Luft.

Dukat erkannte die Geräusche. Orbitaljäger. Sie wurden langsamer und näherten sich Fundstätte 4 in weiten, s-förmigen Kurven.

Dukat, Atal und Rals blickten nach oben, als zahlreiche Plasmaspuren am dunklen Himmel erschienen.

Als Dukat den Kopf wieder senkte, hielt der Gul noch immer den Disruptor in der Hand.

»Ich werde es niemandem verraten«, sagte der Glin und meinte es ernst.

»Ich weiß«, erwiderte Gul Atal wie traurig. »Aus Ihnen hätte etwas werden können.«

Etwas schnürte Dukat den Hals zu.

Das Heulen der Orbitaljäger wurde lauter.

»Ich würde gern sehen, wie unsere Soldaten den Sieg erringen«, brachte Dukat mühsam hervor.

Gul Atal nickte kaum merklich und verzichtete darauf, den Glin sofort zu erschießen.

Dukat wusste, dass ihn nur noch wenige Sekunden vom Tod trennten, als er über die dunkle Ebene zum Ausgrabungsort sah – die Reste einer uralten Stadt lagen dort unter einer mehrere Meter dicken Erdschicht. Er wartete auf das Erscheinen glitzernder Partikelvorhänge zwischen den Bajoranern, die den Angriff geführt hatten.

Die Orbitaljäger blieben unsichtbar, aber man konnte sie hören, als sie näher kamen. Aus dem Heulen ihrer Triebwerke wurde ein dumpfes Donnern.

Dukat verstand Atals Verhalten. Der Gul erlaubte ihm, die ersten Waffenentladungen zu beobachten, bevor er ihn der Leere überantworten würde.

Dukat wusste diese letzte Geste zu schätzen. Mit ein wenig Glück konnte er den spektakulären Glanz eines ungebundenen Partikelvorhangs sehen, bevor er starb. Vielleicht durfte er mit dem Wissen in den Tod gehen, dass Cardassia den Sieg über die bajoranischen Widerstandskämpfer errungen hatte.

Es könnte schlimmer sein, dachte Dukat und besann sich auf die Disziplin, um dem Instinkt zu widerstehen, der ihn veranlassen wollte, aufzuspringen und wegzulaufen, dem ungerechten Ende zu entkommen.

Erstaunt stellte er fest, dass die von den Orbitaljägern verursachten Geräusche leiser wurden.

»Sie haben ihre Waffen nicht eingesetzt.« Dukat war verwirrt und für einen Augenblick vergaß er den nahen Tod. Er beobachtete die purpurnen Streifen, die die Orbitaljäger beim Flug durch die Atmosphäre hinter sich zurückließen. Er blickte in die gleiche Richtung wie Gul Atal, der ihm keine Beachtung mehr schenkte.

»Nein«, sagte Atal. »Natürlich nicht …«

Dukat hätte gern gewusst, was der Gul damit meinte, aber er entschied sich dagegen, eine entsprechende Frage zu stellen. Wenn Atal für einige Minuten oder auch nur Sekunden nicht an ihn dachte … Vielleicht entschied der Gul dann, ihn am Leben zu lassen.

Dann strahlte blaues Licht durch die Nacht, in der Ferne, bei den Bergen. Das Leuchten senkte sich vom dunklen Himmel herab.

Für Dukat gab es nur eine Erklärung, und ob Todesurteil oder nicht, er musste sie aussprechen: »Der Damm.« Die Piloten der Orbitaljäger hatten ihren Einsatzbefehl ganz offensichtlich von einer Kommando-Autorität weit über der von Gul Atal erhalten.

Dukat hätte am liebsten gelacht. Die Zerstörung des Damms würde das Tal Monate vor dem geplanten Zeitpunkt überfluten. Die Wassermassen hatten das Tal langsam füllen sollen, damit seine Topographie erhalten blieb, aber stattdessen würde es in einer Stunde verschwunden sein. Zusammen mit allen Spuren des Kampfes und den bajoranischen Schlächtern ebenso wie den cardassianischen Friedenshütern.

Dukat genoss das Geschenk des Unerwarteten.

»Niemand wird je erfahren, was hier geschehen ist«, sagte er zu Atal.

»Genau darum geht es, Dukat.« Der Gul wirkte grimmig und Dukat glaubte, dass er zu dem gleichen Schluss gelangt war wie er selbst. Sie waren beide entbehrlich.

Einmal mehr handelte Dukat mit dem Instinkt des Soldaten, ohne zu denken.

Er riss die Hand herum und feuerte den Disruptor auf Atals breiten Hals ab. Energiefäden tasteten von dort aus über den ganzen Körper des Guls.

Atal stieß einen Schrei aus, der von Schmerz kündete, nicht aber von Überraschung. Ein Gul mit seiner Erfahrung verstand, was der Glin getan hatte.

»Sie haben ihn … umgebracht!«, kam es verblüfft von Rals Salans Lippen.

»Nein«, sagte Dukat, als der Gul leise stöhnte. »Das Wasser erledigt den Rest.«

Er richtete die Waffe auf den Bajoraner. »Und es wird sich auch um dich kümmern.« Er schoss erneut.

Rals Salan zuckte kurz und rührte sich dann nicht mehr.

»Tier«, sagte Dukat. Atal hatte Recht. Die Bajoraner waren Tiere, die sich gegenseitig töteten. In Zukunft würde er keine Rücksicht mehr nehmen. Und er wollte auch nicht noch einmal so dumm sein.

Dukat spürte, wie der Boden unter ihm zu zittern begann. Im Zwielicht sah er Gestalten, die die Fundstätte verließen und zu laufen begannen.

Fern im Norden, bei den Bergen, wo die Orbitaljäger ihre Waffen eingesetzt hatten, sah er einen brodelnden Schatten.

Die Flut kam.

Dukat machte keine Anstalten, den fliehenden Bajoranern zu folgen. Er wusste, dass sie dem Wasser nicht entkommen konnten. Zumindest nicht auf diese Weise.

Dukat stand auf und eilte in die andere Richtung, nach Osten. Er reagierte wie jeder gut ausgebildete Soldat – es kam darauf an, höheres Gelände zu erreichen. Er lief gleichmäßig, atmete dabei mit maschinenhafter Regelmäßigkeit. Der einzige Gedanke, den er mit den heranrasenden Fluten verband, galt der Genugtuung darüber, dass sie alles hinter ihm auslöschen würden.

Er zweifelte nicht daran, dass er diese Nacht überleben würde, mit einem Geheimnis, von dem er eigentlich nichts wissen durfte.

Die Tränen der Propheten existieren wirklich.

Dukats Blick richtete sich auf das höhere Gelände. Und darüber auf den hellen Stern seiner Zukunft, Terok Nor.

In seinem Licht schwor er sich, dass er diese Nacht nie vergessen und zurückkehren würde, wenn die Zeit kam.

In jener Nacht war er nicht der Einzige, der im Licht von Terok Nor einen solchen Schwur leistete.

Kapitel 1

In der Nähe von Bajor,

Sternzeit 55595.4

Dies war nicht das erste Mal, dass Jean-Luc Picard Jim Kirk für verrückt hielt. Aber er befürchtete, dass es das letzte Mal sein könnte. Niemand konnte das überleben, was Kirk für sie beide geplant hatte.

»Jim!« Der Schutzanzug, den Picard unter seinem Sprungpanzer trug, war besorgniserregend alt und er musste rufen, damit die vom Kommunikator übertragene Stimme laut genug wurde, um das von draußen kommende atmosphärische Heulen zu übertönen. »Du bist verrückt!« Inzwischen duzten sie sich und Picard scheute sich nie, ganz offen zu sein, wenn es die Umstände erforderten.

Doch Kirk antwortete nicht. Er kehrte Picard den Rücken zu und hielt sich so lässig mit der einen Hand am Geländer der offenen Luftschleuse fest, als wäre dies nicht der einzige Halt, der ihn vor einem feurigen Tod bewahrte. Hinter Kirk und in einer Tiefe von hundert Kilometern zogen langsam die sichelförmigen Dünen der großen bajoranischen Wüste Trevin dahin. Jeder weite Bogen zeichnete sich klar im hellen Schein der Sonne ab.

Picard wusste, dass Kirk von dem Anblick wie gebannt war. Einmal hatten die beiden Raumschiffkommandanten einen ganzen Abend in einer Bar auf Risa damit verbracht zu schätzen, wie viele verschiedene Welten jeder von ihnen im Lauf der Jahre besucht hatte. Es fiel ihnen beiden schwer, genaue Zahlen zu nennen, denn es waren so viele Planeten gewesen, dass Details des einen mit den Erinnerungen an einen anderen verschmolzen.

Dennoch wusste Picard: Trotz der vielen Jahre und all der Erinnerungen war für Kirk jede neue Welt die erste, und jede neue Erfahrung ein willkommenes Geschenk.

Doch Picard stand nun eine neue Erfahrung bevor, auf die er gern verzichtet hätte.

Er schob die magnetischen Stiefel vorsichtig über die rauen Decksplatten, näherte sich Kirk und klopfte mit seinem gepanzerten Handschuh an die thermischen Kacheln, die Jims Rücken schützten. Dabei bemerkte er einen recht mitgenommen wirkenden Inspektionsaufkleber. Cardassianische Schriftzeichen gaben das Datum der letzten Kontrolle an und die Cardassianer hatten sich vor mehr als zehn Jahren von Bajor zurückgezogen.

Picard wollte nicht daran denken, wann seine eigene Panzerung zum letzten Mal überprüft worden war. Die Beunruhigung veranlasste ihn, mehrmals mit der Faust an Kirks Rücken zu klopfen, und zwar ziemlich fest.

Das weckte Jims Aufmerksamkeit. Die Sorge um die eigene Sicherheit wich jäh aus Picard, als er sah, wie Kirk das Geländer losließ und sich umdrehte. Nur seine magnetischen Stiefel verhinderten, dass er einem feurigen Tod entgegenfiel. Und wer wusste, wann die Stiefel zum letzten Mal kontrolliert und wie alt ihre Lintiumbatterien waren?

Picard handelte instinktiv und griff nach einer Werkzeugschlaufe an Kirks Panzerung, um ihn festzuhalten.

Hinter Kirks Helmvisier zeigte sich ein breites Grinsen, das Picard ärgerte – Jim schien seine Besorgnis für völlig überflüssig zu halten. Doch Picard gestattete es sich, anderer Meinung zu sein. Die thermische Schutzschicht an Kirks Helm zeigte ein dunkles Rostrot und an einigen Stellen sah Picard schwarze Brandspuren, die ihn nicht zuversichtlicher stimmten und sein Vertrauen in das Kraftfeld von Kirks Raumanzug keineswegs stärkten. Die kobaltblaue Grundfarbe von Jims Helm unterschied sich deutlich vom Gelb der ineinander greifenden Panzerplatten, was bedeutete, dass Helm und Anzug eigentlich nicht zueinander gehörten. Doch Kirk wirkte alles andere als besorgt. Sein Gesicht offenbarte die Aufregung eines Ensigns, der zu seinem ersten Weltraumspaziergang aufbrach, in einem frisch aus dem Replikator kommenden Schutzanzug.

»Wir sind fast da!«, rief er.

Kirks Stimme verlor sich fast in der Statik, die aus dem Kom-Lautsprecher in Picards Helm zischte und knisterte. Die in ihr erklingende Begeisterung passte zu Jims Gesichtsausdruck und mehrte Picards Unbehagen.

»Jim«, sagte Picard laut und sprach die einzelnen Worte betont deutlich aus, sodass Kirk sie nötigenfalls von den Lippen ablesen konnte, »ich glaube nicht, dass diese Anzüge sicher sind.«

Kirks erste Reaktion bestand aus Verwunderung. Als er daraufhin Verwirrung in Picards Miene sah, beugte er sich vor, damit sich die beiden Helme berührten und Schall übertragen werden konnte. »Dies sind die sichersten Anzüge im ganzen Sonnensystem!«, rief er.

Picard schüttelte den Kopf, die einfachste Art, seinen Zweifel zum Ausdruck zu bringen.

»Ich habe sie von dem Ferengi an Bord der Raumstation Deep Space Nine ausgeliehen«, erklärte Kirk. »Er bekommt sein Geld erst – und nur –, wenn wir zurückkehren.«

»Quark?«, fragte Picard und seine Besorgnis wuchs. Er kannte jenen besonderen Ferengi. Und schlimmer noch: Er hatte Will Rikers Geschichten über ihn gehört. »Du hast diese Anzüge von Quark geliehen?«

Kirk nickte und lächelte stolz. »Sie waren sehr günstig.«

»Das kann ich mir denken«, erwiderte Picard mit Nachdruck. »Vermutlich sind sie gestohlen!« Der Weiterverkauf gestohlener Dinge war für die Ferengi eine altehrwürdige Methode, die Ausgaben niedrig zu halten.

Kirk wirkte noch immer völlig unbesorgt. »Nicht einmal Quark wäre verrückt genug zu riskieren, den Captain der Enterprise zu verärgern. Geschweige denn gleich zwei von ihnen.«

»Du kennst Quark nicht«, sagte Picard. Und ebenso wenig kennst du die Bedeutung des Wortes »verrückt«, dachte er.

Die Bewegung von Kirks Kopf deutete darauf hin, dass er versuchte, im Innern des Schutzanzugs mit den Schultern zu zucken. Aber die Panzerplatten rührten sich nicht.

»Wenn wir dies hinter uns haben, spendiere ich dir einen Drink bei Quark«, sagte Kirk. »Dann können wir ihn beide kennen lernen.«

Picard winkte ab.

»Ich fürchte, dass dieser Ausflug für uns zu Ende geht, sobald wir diese Luftschleuse verlassen.«

In Picards Magengrube krampfte sich etwas zusammen, als orangefarbenes Licht durch die Luftschleuse pulsierte und die Stimme des Piloten aus den Kom-Lautsprechern in den Helmen drang.

»Achtung, sehr verehrte und hoch geschätzte Passagiere, als Ihr Captain und Absetzer bei dieser besonderen Gelegenheit ist es mir ein großes Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, dass sich dieses prächtige Schiff schnell den Sprungkoordinaten nähert, mit beeindruckender Navigationspräzision, die absolut keine störenden Kurskorrekturen erfordert, was Ihnen beiden die Möglichkeit gibt, diese letzten Momente zu genießen, bevor etwas für Sie beginnt, von dem ich hoffe, dass es eine angenehme und sehr befriedigende Erfahrung für Sie wird, das Beste, das Quarks Abenteuerausflüge – eine Tochtergesellschaft von Quarks Handelsgenossenschaft, die jedoch keine treuhänderische Verantwortung trägt in einem Versicherungsfall, der sich aus falschem Verhalten der Springer und/oder Fehlfunktionen der Ausrüstung ergibt – anzubieten hat.«

Während Picard die monotone, fast mechanische Stimme des Piloten hörte, breitete sich das Unbehagen weiter in ihm aus. Der Akzent klang nach einem Lurianer und der einzige Picard bekannte Lurianer im bajoranischen Sonnensystem war der große, seltsam haarlose und unerträglich geschwätzige Morn, der auf einem Barhocker in Quarks Kasino festzukleben schien und die ganze Zeit über von seinen sehr unwahrscheinlichen Abenteuern erzählte.

Picard zweifelte jetzt nicht mehr nur an der Zuverlässigkeit der Ausrüstung. Er begann zu befürchten, dass der Pilot diesen speziellen Auftrag bekommen hatte, um seine Zeche oder Spielschulden zu bezahlen.

Während Picard nach einem unstrittigen Grund suchte, warum sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzen sollten, bemerkte er, wie Kirk auf die Anzeigen am Unterarm des Schutzanzugs sah. Kummervoll stellte Picard fest, dass sie alle violett leuchteten – diejenige bajoranische Farbe, die auf eine korrekte Funktion hinwies.

Dann merkte er, dass Kirk einen erwartungsvollen Blick auf ihn richtete. »Was ist mit deinen Statuslichtern?«, fragte er.

Picard sah auf die eigenen Anzeigen und schauderte – sie waren ausnahmslos violett.

Unterdessen hatte der Pilot eine endlose Verzichtserklärung heruntergerasselt, bei der es um die möglichen Folgen von »kinetischer Desintegration« ging, selbst wenn ein Angestellter von Quarks Abenteuerausflüge sie vorsätzlich herbeiführte. Er begann bereits mit dem Countdown.

»Es ist mir nun eine große Freude, Ihnen die bis zu Ihrem Absprung verbleibende Zeit zu nennen. Dabei möchte ich mit der verheißungsvollsten Zahl beginnen, einundvierzig, der lurianischen Primzahl des Glücks, womit ich natürlich nicht darauf hinweisen möchte, dass Sie Glück brauchen bei Ihrem Vorhaben, das in direktem Zusammenhang steht mit dem Leihvertrag Fünf-fünf-fünf-fünf-neun-vier-Alpha und der betreffenden Ausrüstung, auf die weder direkte noch indirekte Garantie geleistet wird hinsichtlich der Verwendung bei allen Arten von Aktivitäten, darunter auch der, für die der Leihvertrag abgeschlossen wurde, und an dieser Stelle soll noch einmal betont werden, dass in jedem Fall die Ferengi-Handelsstatuten gelten, so wie sie vom Eigentümer der im Leihvertrag genannten Objekte interpretiert werden.«

Picard blinzelte, als er versuchte, im Wortschwall des Piloten einen Sinn zu erkennen. »Hast du gehört, was Morn gesagt hat?«, fragte er Kirk. »Und warum ist er …«

»Der Name des Piloten lautet nicht Morn«, erwiderte Kirk und überprüfte die Brustkontrollen. »Ich glaube, sie heißt … Arisa … oder so. Eine Handelspilotin. Arbeitet für Quark.«

Picard biss sich auf die Lippe. Die einzigen Frauen in Quarks Diensten servierten Getränke und arbeiteten am Dabo-Tisch. Doch es gelang ihm nicht, lange still zu bleiben.

»Jim … Ist jene Arisa zufälligerweise Lurianerin?« Vielleicht hatte Quark Kirk mit einem hübschen Gesicht abgelenkt und ihm dann eine Kneipenhockerin als Pilotin untergejubelt.

»Ich denke schon«, bestätigte Kirk. »Groß, faltig, jede Menge langes Haar? Schwatzt die ganze Zeit über?«

Picard nickte sprachlos und hoffte inständig, dass die Pilotin nicht mit Quarks Dauergast verwandt war. Es widerstrebte ihm, darüber nachzudenken, wie eine in Quarks Diensten stehende Verwandte von Morn die Lizenz eines Handelspiloten bekommen hatte.

Kirk griff nach der kleinen Scheibe auf der Brust, mit der sich das Kraftfeld manuell kontrollieren ließ, und drehte sie. Picard beobachtete, wie das vage violette Glühen von Induktionsplasma aufstieg und die Grenzen des normalerweise unsichtbaren Kraftfelds verdeutlichte: Es folgte den Konturen von Kirks Schutzanzug in einem Abstand von etwa zwei Zentimetern.

Picard seufzte. Seit mindestens hundert Jahren wurde bei den in der Föderation gebräuchlichen Schutzanzügen fürs Orbitalspringen kein Induktionsplasma mehr verwendet. Gestohlen und veraltet, dachte er niedergeschlagen.

»Es ist mir gleich, wer dieses Schiff fliegt und wer nicht«, sagte er. »Aber die Pilotin hat gerade jede Verantwortung für alles abgelehnt, das schief gehen könnte und wahrscheinlich auch wird.«

»Das ist reine Formsache«, entgegnete Kirk unbekümmert.

Picard konnte kaum glauben, dass Kirk einer eventuellen Katastrophe so gelassen gegenüberstand. »Sie sagte, es gäbe keine Garantien.«

Kirk schien erneut mit den Schultern zu zucken. »Die gibt es nie.«

Und was Picard am meisten ärgerte: Kirk lächelte bei diesen Worten.

»Der Countdown beginnt jetzt«, verkündete die Pilotin und ihre Stimme verschmolz dabei mit dem lauter werdenden Heulen, das durch die bajoranische Atmosphäre erzeugt wurde. »Einundvierzig …«

»Du solltest besser das Kraftfeld einschalten«, sagte Kirk.

Picard beschloss, noch ein wenig zu warten. Die Plasmaaufladung des Kraftfelds dauerte nur ein oder zwei Sekunden. Da er nicht sicher war, ob der Plasmagenerator bis zur Landung durchhielt, wollte er einen möglichst großen Sicherheitsspielraum schaffen.

»Es eilt nicht«, sagte Picard.

Kirk hob die Brauen.

»Siebenunddreißig«, zählte die Pilotin.

Picard klopfte an die Seite seines Helms und glaubte, nicht richtig gehört zu haben.

»Du solltest jetzt wirklich das Kraftfeld aktivieren«, sagte Kirk.

»Einunddreißig«, fuhr die Pilotin fort.

Picard fragte sich kurz, ob sie es mit einer temporalen Anomalie zu tun hatten. Oder gab es eine andere Erklärung für die seltsamen Sprünge im Countdown?

Kirk beugte sich erneut vor, damit es zu einem Kontakt zwischen den beiden Helmen kam.

»Jean-Luc!«, rief er. »Ob Morn oder nicht – die Pilotin stammt aus dem Volk der Lurianer!«

Plötzlich erinnerte sich Picard daran, dass Lurianer von Zahlen fasziniert waren. Für den Countdown verwendete die Pilotin ausschließlich Primzahlen.

»Neunundzwanzig …«

Picard griff nach der Kontrollscheibe auf der Brust seines Schutzanzugs und fragte sich dabei, wie viele Primzahlen es zwischen neunundzwanzig und eins gab. Gleichzeitig überlegte er, wie viele Sekunden ihm blieben, um das Plasmakissen zu schaffen, das nach dem Verlassen des Shuttles sekundären Strahlenschutz gewährte. Außerdem ermöglichte es eine dynamische Konfiguration des Kraftfelds während des langen Falls.

»Neunzehn …«

Picard drehte die Kontrollscheibe und hörte ein neues Hintergrundgeräusch. Das statische Rauschen schwoll an, als sich im Innern des Kraftfelds der Plasmaschild formte und offenbar den Kommunikator störte. Für einen Moment kam er sich wie einer der Draufgänger vor, die sich gewaltige Wasserfälle hinunterstürzten, in Dingen, die kaum mehr waren als Holzfässer. Nur wenige jener Narren hatten überlebt, erinnerte er sich.

»Und jetzt meine Lieblingszahl, die, und das möchte ich auf eine möglichst positive Weise betonen, mir außerordentlich viel Glück gebracht hat … siebzehn!«

Das Induktionsplasma kroch über Picards Visier und höher. Kirk, die Luftschleuse und der Planet Bajor – alles bekam einen violetten Ton. Das orangefarbene Pulsieren verschwand hinter diesem Schleier.

»Dreizehn …«

Picard sah noch einmal auf die Anzeigen am Unterarm.

»Hat keinen Sinn«, sagte Kirk, stieß seinen Helm an den Picards, als wollte er einen Witz mit ihm teilen.

Picard begriff nicht, was Jim so lustig fand. Im violetten Glühen des Plasmas konnte er nicht erkennen, ob die Anzeigen die richtige Farbe hatten oder nicht.

»Elf …«

Kirk wich beiseite und gab Picard Gelegenheit, seine Magnetstiefel bis zum Rand der offenen Luftschleuse zu schieben und an seine Seite zu gelangen.

»Sieben … künstliche Gravitation wird deaktiviert …«

Picard verzog das Gesicht, als er vertrauten Schwindel spürte, der mit dem Gefühl des freien Falls einher ging. Seine Stiefel bewegten sich nicht, blieben am Boden der Luftschleuse haften.

»Fünf …«

»Sieh dir die Aussicht an«, staunte Kirk.

Picard nickte. Die Aussicht war tatsächlich wundervoll, auch wenn sie das Letzte sein mochte, das er sehen würde.

»Drei …«

»Ich glaube, es wird dir gefallen«, sagte Kirk.

»Und mit größtem Vergnügen entmagnetisiere ich jetzt die Decksplatten für die kleinste ganze Primzahl, bei der es sich nicht um die Zahl Eins handelt, für die besondere Bedingungen gelten, sondern um die Zwei, die einzige Zahl im Universum, die sowohl eine Primzahl als auch gerade ist … zwei!«

Wieso habe ich mich von Jim hierzu überreden lassen?, dachte Picard noch, bevor Kirk ihm einen Stoß gab. Als er versuchte, sich an Jims Argumente zu erinnern, fielen ihm nur die Flasche saurianischer Brandy und zu viel Ansporn von Will Riker ein, der angesichts seiner bevorstehenden Hochzeit mit Deanna Troi einen Teil seines gesunden Menschenverstands verloren zu haben schien.

Plötzlich stand er nicht mehr in der Luftschleuse und fühlte, wie die Gyrostabilisatoren ihn drehten. Dadurch konnte er einen kurzen Blick auf den kleinen orangefarbenen Ferengi-Shuttle werfen, der mit den Andockklammern voraus fortflog und zwei Menschen im All ihrem Schicksal überließ.

Dann führte die Drehung dazu, dass Picard mit dem Kopf voran fiel und das amethystblaue Glühen vor ihm wurde intensiver, als das Kraftfeld sich dehnte und die richtige aerodynamische Form gewann, die es ihm rein theoretisch ermöglichen würde, den Eintritt in die Atmosphäre ohne den Schutz eines Raumfahrzeugs zu überleben.

Kirk ist verrückt, dachte Picard, als er die ersten Vibrationen spürte, hervorgerufen von der hypersonischen Geschwindigkeit.

Und was bin dann ich?, dachte Picard resigniert.

Hundert Kilometer weiter unten wartete Bajor darauf, ihm die Antwort zu geben.

Kapitel 2

Bajor,

Sternzeit 55595.4

Kirk fühlte sich frei.

Über ihm erstreckte sich das unendliche All. Der Boden unter ihm war eine Abstraktion, hundert Kilometer und fünfundfünfzig Minuten entfernt.

Er flog mit einer Geschwindigkeit, die ihn innerhalb eines Sekundenbruchteils verglühen lassen würde, wenn das Kraftfeld versagte oder er durch eine Fehlfunktion der Gyros ins Trudeln geriet.

Dem Tod so nahe konnte er sich nur lebendig fühlen.

Das Hochgefühl des Augenblicks, dieses besonderen Moments, ließ ihn lachen.

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