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Es gibt keine Gnade, auf die wir betend warten und hoffen müssen, sagt der Zen-Meister zu den katholischen Brüdern, denn Gott habe das Seine ja schon längst getan. Es gibt kein Königreich Gottes, das erst noch kommen müsse, sagt Jesus im Lukas- und im Thomasevangelium, es sei vielmehr schon inwendig in uns, in unserer Mitte und überall um uns herum. Spirituelle Praxis sollte sich nicht darin verlieren, uns, unsere Mitmenschen oder Umwelt erst noch nach einem Wunschbild zu verändern, sondern vielmehr unser Herz und alle unsere Sinne für eine Wirklichkeit öffnen, in der alles, was wir brauchen und je wirklich haben können, bereits da ist und sich gerade ereignet. Wir können aufhören zu rennen. Wir müssen nirgendwo mehr hin oder uns erst noch als würdig erweisen. Wir sind zuhause, das Leben steht mit offenen Armen bereit und wir können dort stets im Jetzt und Hier ankommen. All dies ereignet sich nicht irgendwann, sondern gerade jetzt. Das Jetzt ist ein unbekanntes Land voller Überraschungen. Es bildet das spirituelle Gegengewicht zu all dem »Du musst erst noch!« und »Ja, ich weiß!«. Im Jetzt genügt es, schlicht in Liebe da zu sein. In ihr sprudelt eine nie versiegende Quelle der Fülle, aus der wir empfangen, leben und weitergeben können. Aus ihr zu leben und nicht nur vom Brot allein, erfordert eine spirituelle Haltung, um die es in diesem Buch genauso gehen wird, wie um die möglichen Hindernisse, die wir in uns gegen die Teilhabe an jener Fülle errichtet haben.
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Seitenzahl: 250
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Für all die menschlichen und nichtmenschlichen
Lehrer und Lehrerinnen, denen in meinem Leben
zu begegnen, ich das Glück hatte.
Let the beauty we love be what we do.
There are hundreds of ways to kneel and kiss the ground.
Rumi
Mein größter Dank gilt der nie versiegenden Quelle der Inspiration, die beim Verfassen und Zusammensetzen der Texte dieses Buches immer im richtigen Moment durch mich hindurch wirkte. Dieses Buch zu schreiben war ein wunderschönes Erlebnis, da ich keine vorgedachte Struktur hatte, an der entlang ich es entwickeln wollte. Dieses Buch ereignete sich beim Schreiben und so handelt es nicht nur davon, wie alles, was wir brauchen, sich immer gerade ereignet, es ist auch so entstanden.
Ich habe gelernt, dass wir einander brauchen, um uns gegenseitig an das zu erinnern, was wir im Grunde immer schon über eine gesunde und erfüllende Spiritualität wussten, jedoch angesichts des mächtigen Alltags wieder und wieder aus den Augen verlieren.
Deshalb danke ich allen, die mich auf meinem Weg begleiten und mir unaufhörlich dabei helfen, mich zu erinnern. Ich verneige mich auch vor den spirituellen Meisterinnen, die im Buch genannt werden und danke ihnen für das wunderbare Erbe, das sie uns hinterlassen. Dieses Buch erzählt so gesehen nichts Neues und ist lediglich mein Beitrag, uns einige wichtige Zusammenhänge in Erinnerung zu rufen.
Besonderer Dank gilt meinem Kollegen und Pionier der Visionssuche-Arbeit Peter Borst, der mich durch seine theologische und sprachwissenschaftliche Expertise erst auf den Grundgedanken zu diesem Buch brachte. Wie immer und für immer danke ich meiner im Jahre 2020 verstorbenen spirituellen Lehrerin Hilde Uden, die mir vorlebte, wie authentische Spiritualität aussieht. Auch meinem Mentor Kunga sowie Melanie, Irene, Boris, Thomas und Werner möchte ich dafür danken, dass sie sich mit meinen Gedanken und Texten auseinandersetzten und mir wertvolle Rückmeldungen gaben.
Ich danke Bettina Wollenhaupt, unserer guten Seele im Büro, die in all den Stunden, die ich am Buch arbeitete, die Büroarbeit für mich mitgehalten hat.
Wie schon beim letzten Buch war Werner Pilz mein scharfsinniger Lektor, der mir half, den Texten ihren letzten Schliff zu geben und war Thomas Kugel erneut für die schöne grafische Gestaltung und den Buchsatz zuständig. Danke für eure Geduld mit mir.
Dank auch an Gesa, mit der zusammen ich das Eschwege Institut als spirituelle Wasserstelle in der Wüste, an der ich seither selber viele Male meinen Durst stillen konnte, aufbauen durfte. Schließlich gilt mein Dank meinen beiden wundervollen Kindern, die mich täglich erfreuen und inspirieren, vor allem, für sie das aufzuschreiben, was mir wichtig im Leben ist.
Vorwort
Anmerkungen
Teil 1 - Steine und Brot
Das, was wir brauchen, ereignet sich gerade
Der Dominoeffekt
Aus der Fülle empfangen, leben und geben
Die Wirklichkeits-Trance und das Nichtwissen
Der neurobiologische und Wahrehmungspsychologische Hintergrund
Fallen
Teil 2 - Verfahren und Praktiken zum Freiwerden
Gemeinschaft
Aufgabe
Kontemplatives Selbstverstehen in der Natur
Begegnung
Council - Begegnung in Gruppen
Memento Mori
Körper
Atmen
Meditation
Achtsamkeit
Selbstannahme
Fallen
Kapitulation
Don´t you quit!
Vom Pilgern als Haltung
Kontemplation – oder den Tempel errichten
Schlusswort
Anhang
Literaturliste
Über den Autor
Come come whoever you are. Wanderer, worshipper, lover of leaving.
It doesn´t matter. Ours is not a caravan of despair.
Come, even if you have broken your vow a thousand times.
Come, yet again, come, come.
Rumi
Es gibt keine Gnade, auf die wir betend warten und hoffen müssen, sagt der Zenmeister zu den katholischen Brüdern in einer von Jack Kornfields & Christina Feldmans »Geschichten des Herzens«, denn Gott habe das Seine ja schon längst getan. Es gibt kein Königreich Gottes, das erst noch kommen müsse, sagt Jesus im Lukas- und im Thomasevangelium, es sei vielmehr schon inwendig in uns, in unserer Mitte und überall um uns herum. Spirituelle Praxis sollte sich nicht darin verlieren, uns, unsere Mitmenschen oder Umwelt erst noch zu einem Wunschbild hin zu verändern, sondern vielmehr unser Herz und alle unsere Sinne für eine Wirklichkeit öffnen, in der alles, was wir brauchen und je wirklich haben können, bereits da ist und sich gerade ereignet.
Wir können aufhören zu rennen. Wir müssen nirgendwo mehr hin oder uns erst noch als würdig erweisen. Wir sind zuhause, das Leben steht mit offenen Armen bereit und wir können dort stets im Jetzt und Hier ankommen. All dies ereignet sich nicht irgendwann, sondern gerade jetzt. Das Jetzt ist ein unbekanntes Land voller Überraschungen. Es bildet das spirituelle Gegengewicht zu all dem »Du musst erst noch!« und »Ja, ich weiß!«. Im Jetzt genügt es, schlicht in Liebe da zu sein. In ihr sprudelt eine nie versiegende Quelle der Fülle, aus der wir empfangen, leben und weitergeben können. Aus ihr zu leben und nicht nur vom Brot allein, erfordert eine spirituelle Haltung, um die es in diesem Buch genauso gehen wird, wie um die möglichen Hindernisse, die wir in uns gegen die Teilhabe an jener Fülle errichtet haben.
Ich bin im buchstäblichen Wortsinn ein Dilettant. Das heißt, ich bin kein Fachmann und habe keine schulmäßige theologische oder philosophische Ausbildung. Ein Dilettant ist ein Liebhaber einer Kunst oder Wissenschaft, der diese als Amateur oder Laie um ihrer selbst willen ausübt – aus Interesse, Vergnügen oder Leidenschaft.
Ich verfasste dieses Buch in den Wintermonaten um meinen 55. Geburtstag herum. Kurz vor Ende meiner Arbeit wurde mir klar, dass ich mir dabei meine eigene Spiritualität erzählte, wie ich sie als junger Mann schon gekannt hatte, lange bevor ich heiratete, Vater wurde und das Eschwege Institut mitbegründete. Jetzt schien es mir, dass sich ein großer Zyklus schließt und ich, auf einer reiferen Ebene, zu einer Spiritualität zurückkehre, die mir damals schon alles bedeutete.
In meinem professionellen Leben vertrete ich aus arbeitsethischen Gründen einen pankulturellen und überkonfessionellen Standpunkt, um Menschen aller kulturellen, religiösen und ethnischen Hintergründe den Zugang zu unserer Arbeit, der Initiatischen Prozessbegleitung®, zu ermöglichen. In diesem Buch hingegen zeige ich mich ausdrücklich mit meiner eigenen Spiritualität. Sie ist es, die es mir erst ermöglicht, eine überzeugt offene Haltung den verschiedenen spirituellen Lehren und kulturellen Hintergründen gegenüber zu zeigen, ohne dass es in meinem professionellen Handeln nötig wäre, diese Grundlage meiner Haltung zu benennen.
Beim Schreiben fiel mir auf, wie leicht es mir inzwischen fällt, das Wort »Gott« zu verwenden. Zuvor war ich immer bemüht gewesen, dies zu vermeiden und hatte lieber Begriffe wie z. B. »die Allverbundenheit« oder »die absolute Einheit« herangezogen, um ja nicht in den Verdacht zu geraten, ich hätte ein altmodisch-patriarchales Gottesbild oder gar jenes kindliche eines alten Mannes im Himmel mit langem Bart. Sich Gott überhaupt als Mann oder als Frau vorzustellen, ist letztlich absurd und hat wohl vielmehr damit zu tun, dass Menschen dazu neigen, sich Gott nach ihrem noch eingeschränkten Bilde zu erschaffen. Mit fortschreitender Bewusstwerdung über das Göttliche verlieren solch begrenzte menschliche Kriterien wie weiblich/männlich an Bedeutung. Spreche ich in diesem Buch von Gott, meine ich das geschlechtslose Absolute, das All-Eine und was es sonst noch an Versuchen gibt, das »Unnambare« zu benennen.
Auf einer bestimmten Bewusstseinsebene kann man sich Gott nur als etwas Physisches vorstellen, auf einer anderen ist dies nicht mehr möglich und auf einer weiteren werden wir uns unserer eigenen Göttlichkeit bewusst. All dies sind gültige Zugänge, die während eines spirituellen Wachstums aufeinander aufbauen können. Wichtig erscheint mir, dass wir uns überhaupt der spirituellen Dimension unseres Lebens zuwenden, weil die Illusion, wir seien von Gott getrennte Wesen, nicht lange aufrechterhalten werden kann und bis zu ihrer Auflösung all die dafür notwendigen Heimsuchungen in unser Leben ruft. Nur mit Hilfe einer spirituellen Dimension können wir, wie wir noch sehen werden, die schicksalhaften Ereignisse in unserem Leben einer letztlich liebevollen Kraft zuschreiben, die alles Getrennt-sein aufheben will.
Ich weiß, dass einige, die, so wie ich, von der Institution der Kirche enttäuscht sind, sehr empfindlich darauf reagieren können, wenn zur Erklärung von allem Möglichen Jesus oder Christus herangezogen werden. In diesem Buch steht Jesus, neben anderen Meisterinnen, tatsächlich im Mittelpunkt. Er tut dies ausschließlich als der spirituelle Meister, der er für mich ist.
»Steine und Brot« ist wie die kleine spirituelle Schwester meines Buches »Trance und Chance«, da es vieles enthält, das die Kapitel des letzteren zwar ergänzt und vertieft, jedoch auch überfrachtet hätte. Umgekehrt sind einige Textstellen in diesem Buch leichter zu verstehen, wenn die in »Trance und Chance« vorgestellten Modelle, Metaphern und Praktiken bereits bekannt sind. Ich werde deshalb an entsprechenden Stellen auf die Möglichkeit der Vertiefung eines Gedankens im anderen Werk hinweisen. Zugleich steht »Steine und Brot« auch ganz für sich und ist so geschrieben, dass es auch unabhängig ohne Einschränkungen gelesen und verstanden werden kann.
Ich stelle die verschiedenen Aspekte der Spiritualität hier sehr idealistisch dar. Dies tue ich nicht, um die Messlatte besonders hochzulegen oder um vorzugeben, sie alle selbst bereits verinnerlicht oder verwirklicht zu haben, sondern nur, um den jeweiligen Gedanken klar und verständlich herauszustellen. Ich will damit einen idealen »Soll-Zustand« abbilden, wissend, wie unzulänglich und menschlich wir alle sind und sein dürfen – mich eingeschlossen. Nach einer ehrlichen und von Selbstannahme begleiteten Bestimmung des individuellen »Ist-Zustandes« wird eine spirituelle Ausrichtung zum Ideal möglich und es kann uns gelingen, eine Richtschnur zu finden, an die wir uns halten können. Öfter werden wir erkennen, dass es lediglich noch der Entscheidung bedarf, klar anzuerkennen, dass wir bereits angekommen sind, denn Gott hat seinen Teil bereits getan.
Aufgrund ihrer gesellschaftspolitischen Motive sind mir Menschen, die unsere Sprache gendern, sympathisch. Ich teile deren emanzipatorischen Anspruch und setze mich ebenfalls dafür ein, dass Menschen in erster Linie als Menschen gesehen werden und gleichberechtigt sind, völlig unabhängig davon, ob sie Mann oder Frau, Italiener oder Tibeter sind.
Es gibt bis zum heutigen Tage und täglich Gewalt von Männern gegen Frauen. Es gibt sie, in geringerem Umfang, auch umgekehrt von Frauen gegen Männer. Verabscheuungswürdige Gewalt, in welche Richtung auch immer, ob in physischer oder verbaler Form ist dem immer noch vorherrschenden Patriarchat immanent. Zugleich sind die Männer nicht automatisch das Patriarchat, auch wenn sie, so wie ich, alternde weiße Männer einer westlichen Gesellschaft sind. Sie werden selber auf ihre ganz eigene Weise von diesem veralteten sozialen System in Mitleidenschaft gezogen. Allein schon aus meiner eigenen Betroffenheit heraus unterstütze ich den hier notwendigen gesellschaftlichen Wandel. Ich wertschätze die Anstrengungen, eine größere Gerechtigkeit sowie ein ganzheitliches Bewusstsein über einen bewussteren Sprachgebrauch und die Anwendung wertschätzender und nicht-hierarchischer Kommunikationsformen herbeizuführen. All dies unterstütze ich tatkräftig.
Die geschlechtergerechte Sprache, wie sie zurzeit vorgeschlagen wird, erscheint mir jedoch noch nicht als der Weisheit letzter Schluss. Sie ist aus meiner Sicht zunächst nur ein gut gemeinter, aber untauglicher Lösungsversuch. Da die momentane Form des Genderns unserer Sprache nur eine Krücke sein kann, bis eine nachhaltigere Lösung gefunden wird, nehme ich mir die Freiheit, in diesem Buch, anders als in »Trance und Chance«, auf die Sternchen und durchgängigen Nennungen beider Geschlechter zu verzichten und nach einer anderen (Zwischen-)Lösung zu suchen.
Zu sehr liebe ich die Ausdruckskraft und Tiefe unserer Sprache. Ich erzähle, lese und schreibe gerne und genieße dabei den Fluss sowie den Klang der Worte und Sätze. Schon deshalb schmerzen mich die hässlichen Wortungetüme förmlich, die das »Gendern« unserer Sprache momentan hervorbringt. Sie stören den Lese- und Erzählfluss und machen unsere Sprache politisch so gerecht, wie unsere Kinder-Spielplätze heutzutage aus versicherungstechnischen Gründen langweilig sind.
Ich werde das Problem deshalb zunächst dadurch versuchen zu adressieren, dass ich durchgängig durch alle Texte, in etwa paritätisch, mal die weibliche und mal die männliche Form eines Begriffes benutze. Auf diese Weise bleiben der Klang und der Fluss der Erzählung erhalten, obwohl auch dies natürlich nicht die Lösung für eine geschlechtergerechte Sprache sein kann. Für eine weitere politisch/philosophische sowie sprachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Problematik empfehle ich den beachtenswerten und online frei zugänglichen Artikel »Jenseits von Geschlecht« von dem Sexualforscher Kurt Starke in der März-Ausgabe/2021 des »Freitag«.
Da es in diesem Buch auch immer wieder um die Entwicklung eines Gottesbewusstseins gehen wird, gerät die Frage der Geschlechtergerechtigkeit inhaltlich ohnehin in den Hintergrund. Das, was in diesem Buch als Gott, Allverbundenheit oder Alleinheit bezeichnet wird, kann im Sinne dieser Begriffe weder männlich noch weiblich sein, sondern vereint alle, auch all die anderen scheinbaren Gegensätze in sich. Wenn wir in einem solchen wachsenden Bewusstsein beginnen, das Göttliche in unserem Gegenüber zu erkennen, ist eine ungerechte oder parteiische Haltung, die zwischen Männern und Frauen, Christen und Hindus, Dortmundern und Gelsenkirchenern unterscheidet, ohnehin nicht mehr möglich.
Die Religionen als oft allzu menschliche Regelwerke haben den Geschlechtern in ungerechter Weise Rollen zugeschrieben. Religionen dienten dazu, die »Herde der armen Sünder« zu hüten und jene, die diese Regelwerke erschufen oder auslegten, mit Macht auszustatten. Eine lebendige Spiritualität ist dem gegenüber jedoch etwas völlig anderes. Sie war es, die Jesus dazu bewog, gegen die Sabbat-Regeln zu verstoßen, als sein Herz es ihm befahl, und sich gegen den damaligen Klerus zu stellen. Sie dient keiner Kirche und keiner Priesterinnenkaste, sondern beängstigt diese eher, denn sie spricht in einer universalen religionsund kulturübergreifenden Sprache immer die gleichen Worte: »Du und Gott sind eins, dafür musst Du nichts mehr tun, sondern vielmehr unterlassen, die inneren Barrieren, die Du gegen diese Wahrheit errichtet hast, aufrechtzuerhalten.«
Weiße Wolke
zu Ankunft rufst Du
und zu Aufbruch
Kein Ort kann Heimat mir sein
nur der Weg
Du weist ihn
mit Liebe, Heimsuchung und Sehnsucht
Alle meine Kräfte werden gebraucht
doch leicht lässt Du meine Pläne verwehen
Zu Haus bin ich allein nur vertrauend
dass Wege beim Gehen entstehen
Durch die Wüste
nach Hause hin
noch immer befreiend
führst Du
den kurzen Weg mich
wenn es sein muss auch lange Zeit
Nicht zwingen willst Du meine Kräfte
sondern fügen
entspannen sie aus allen Ketten
auch den aus goldenen Lügen
Absichtslos erst
der fernen Horizonte fern
findet gelassen mich mein wahrer Sinn
einverstanden Deinem Stern
der ich durch Dich
im Herzen aller Herzen bin
Aus dem Herzen aller Dinge sprichst Du
Deine Worte sind Tage, Menschen, Steine und Brot
davon zu leben
jeder Schritt
in ein neues unplanbares Jetzt
kostet Mut
Nur mein Gedanke im Herzen weiß:
Es ist alles überraschend gut
Holger Heiten (David Steindl-Rast gewidmet), 1997, Bardou und Freiburg
Es gibt keine Gnade, auf die wir betend warten und hoffen müssen, sagt der Zenmeister zu den katholischen Brüdern in einer von Jack Kornfields & Christina Feldmans »Geschichten des Herzens«, denn Gott hätte das seine ja schon längst getan. Es gibt kein Königreich Gottes, das erst noch kommen müsse, sagt Jesus im Lukas- und Thomasevangelium, es sei vielmehr schon inwendig in uns, in unserer Mitte und überall um uns herum. Spirituelle Praxis sollte sich nicht darin verlieren, uns, unsere Mitmenschen oder Umwelt erst noch nach einem Wunschbild zu verändern, sondern vielmehr unser Herz und alle unsere Sinne für eine Wirklichkeit zu öffnen, in der alles, was wir brauchen und wonach wir streben, bereits da ist und sich gerade ereignet.
Sofern diese Zeilen eine Saite in uns anklingen lassen, haben wir sicherlich schon einen langen spirituellen Weg zwischen uns und unserem Freiwerden zurückgelegt und wir sollten uns ab hier von Zeit zu Zeit fragen, ob wir uns nicht schon für diese Freiheit entscheiden könnten. Solange wir uns damit identifizieren, jemand auf dem spirituellen Weg zu sein, werden wir uns zwischen uns und unserem Freiwerden immer einen Weg vorstellen. Und das Wort sagt es bereits: Der Weg stellt sich dann vor unser Ziel.
Als Jesus während seiner 40-tägigen einsamen Fastenzeit in der Wüste unter Hunger leidend von der inneren Widersacherin damit herausgefordert wird, dass er als Sohn Gottes doch einfach die Steine der Wüste in Brot verwandeln könne, erkennt er die grundlegende Verführung des Egos. Er erinnert sich daran, wie Moses und sein Volk nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre gebraucht hatten, um demütig zu werden. 40 Jahre lang hatten diese Menschen während der Durchquerung der Sinai Wüste in der ständigen Sorge gelebt, nichts zu essen zu bekommen, obwohl sie täglich von neuem mit dem geheimnisvollen »Manna« versorgt wurden, das für sie vom Himmel fiel. Diese alte Geschichte hat schon immer als Metapher dafür gedient, wie schwer es den Menschen fällt, darauf zu vertrauen, dass alles, was sie brauchen, sich bereits gerade ereignet.
In der Luther-Übersetzung der Bibel antwortet Jesus, nachdem er sich an diese Metapher sowie der Worte erinnert hatte, die Gott damals zu Moses sprach, dass »der Mensch nicht vom Brot allein leben soll, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht« (5. Mose 8,3; bzw. Matthäus 4,4).
Diese oft zitierte und wichtige Textstelle birgt jedoch eine ganz besondere Herausforderung für die Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen über das Griechische ins Deutsche. Das sich im Originaltext befindende hebräische Wort »davar« oder auch »Dabar/Ddaabhar« wurde leichthin als »Logos« ins Griechische und von dort, durch Luther, ebenso leichthin mit »Wort« ins Deutsche übersetzt.
In der New King James Bibel (im Auftrag von König Jakob I. von England für die Anglikanische Kirche entstandene englische Übersetzung der Bibel) wird das hebräische Verb »davar« durch ungefähr dreißig verschiedene Wörter und das hebräische Substantiv »Dabar« auf 85 verschiedene Weisen übersetzt! Das ist notwendig, weil dieses vielschichtige Wort in unterschiedlichen Zusammenhängen eine unterschiedliche Bedeutung hat.
Der Theologe, Visionssuche-Leiter und Kenner der alten Sprachen, Peter Borst, wies uns auf dieses wesentliche Übersetzungsproblem hin. Bei Gesprächen an den Feuern der Beduinen, während einer Visionssuche im Sinai, die ich nie vergessen werde, erklärte er uns, dass nach neuerer Sprachforschung die dynamische hebräische Sprache etwas so Abstraktes wie den Begriff »Wort« gar nicht kannte. Die bisher übliche, deshalb jedoch nicht weniger umstrittene Übersetzung, verdeckt möglicherweise eine viel umfangreichere Perspektive, die von diesem Jesus-Wort ausgeht, eine wesentliche Botschaft, die bisher unerhört blieb. Korrekterweise müsse das hebräische Wort »davar/Dabar/Dabhar« als ein Ereignis, als »das, was sich in diesem Augenblick ereignet«, übersetzt werden (mehr dazu im Anhang unter 1).
Während die christliche Theologie von jener bisher üblichen Übersetzung ableitete, dass jedes Wort der Bibel, das ja zuvor gewissermaßen aus Gottes Munde gekommen war, unsere geistige Nahrung und deshalb für immer festgeschriebene Wegweisung sei, können wir der richtig gestellten Übersetzung ein viel größeres Angebot der Freiheit entnehmen, denn was antwortet Jesus denn dann auf seine Versuchung hin? So gesehen sagt er: »Der Mensch soll nicht vom Brot allein leben, sondern von dem, wie oder als was sich Gott gerade ereignet.« Etwas freier übersetzt sagt er, dass wir nicht erst Steine in Brot verwandeln und nichts gegen das haben müssen, was wir vorfinden. Wir müssen es nicht erst umkrempeln, verbessern, verändern oder einen bestimmten Zustand erreichen, um satt zu werden. Vielmehr leben wir Menschen von all dem, was sich in diesem und in jedem gegebenen Augenblick ereignet. Mit nochmals anderen Worten: Im Jetzt und Hier ist immer alles schon da, was wir brauchen. Gott hat das seine schon getan, es sind wir, die sich für diese Gnade »nur« öffnen müssen. Und hier sind sich Jesus und die Mystikerinnen der Weltreligionen einig, dass wir im Grunde auch nichts anderes als dieses »Jetzt« und unser »Ja« dazu haben, denn alles, was wir brauchen und je wirklich haben können, ereignet sich gerade »jetzt«.
Wenn die Mystiker der Weltreligionen uns spirituelle Praktiken vorschlagen, so tun sie dies nicht, damit wir uns mit deren Hilfe die Gnade Gottes verdienen, sondern um die Illusion, die uns vorgaukelt, dass wir noch nicht in der Gnade, nicht ohnehin längst der EINEN teilhaftig wären, aufzulösen. Sie empfehlen uns, unser Leben nicht als ein Problem anzusehen, das gelöst, behandelt oder verbessert werden muss, sondern es anzunehmen, wie es ist. Alle Widerstände, die wir gegen »das, was ist« aufbringen, weisen lediglich darauf hin, dass wir ein vom Sosein abweichendes Bild oder Konzept von uns, dem Leben oder unserer Wirklichkeit pflegen, von denen wir glauben, ihnen gerecht werden zu müssen. Diese Widerstände weisen darauf hin, dass wir nicht EINverstanden mit uns sind, so wie wir sind, sondern ZWEIfeln.
Die Zwei im Wort »zweifeln« hat mit einem »Urteil« zu tun, mit einer Teilung, der grundlegenden Trennung des Individuums von der All-Einheit, der Teilung zwischen Ich-Stand und Gegen-Stand und daher auch mit der Teilung in uns selbst. Die Zwei im Wort »zweifeln« entsteht nicht zuletzt durch die innere Gleichzeitigkeit von dem oder der, die wir ureigentlich immer sind, und dem oder der, die wir meinen, sein zu müssen.
Im Laufe unseres Lebens, oft schon sehr früh, nehmen wir nach traumatischen Erfahrungen Glaubenssätze an, die uns erzählen, dass wir nicht um unser selbst willen oder gar bedingungslos der Liebe wert sind. In der Folge beginnen wir anzunehmen, dass wir nicht ausreichen und, um geliebt werden zu können, von uns erst noch Bedingungen zu erfüllen sind. Die einen glauben, sich die Liebe verdienen zu müssen und andere, dass sie zunächst zu einem anderen oder besseren Menschen werden sollten. So legen sie in ihrer Vorstellung immer einen gedachten Weg zwischen sich und dem Geliebt-sein.
Die häufig in Findhorn, einer spirituell orientierten Lebensgemeinschaft in Nordschottland, lehrende US-amerikanische Ärztin und Heilerin Caroline Myss weist im Zusammenhang mit unserer Aufspaltung in das ureigentliche, von Gott gewollte Sosein und einer in dargelegter Weise konstruierten Identität auf das Spannungsfeld hin, welches dazwischen entsteht. In meiner Vorstellung entspricht dieses Spannungsfeld einer gespannten Sehne oder eben einer Sehnsucht, welche zwei Punkte zueinander hinzieht. Caroline Myss erkennt darin jene »schicksalhafte Kraft«, die all die Ereignisse in unser Leben ruft, die uns helfen, diese Diskrepanz zu erkennen.
Aus ihrer Sicht hat unser Schicksal den einzigen Zweck, uns auf unsere falschen Identitäten aufmerksam zu machen und sie zu zerstören, bis wir ganz in unserem ureigentlichen Sosein angekommen sind. Dies deckt sich auch mit der Definition des Wortes »Heimsuchung«, wie meine spirituelle Lehrerin Hilde Uden sie vornahm, die sie für zutreffender hielt als das oft verwendete Wort »Schicksalsschlag«. Der Psychotherapeut und Mystiker Karlfried Graf Dürckheim fand mit seinem Text »Der Weg der Transformation« folgende Worte dazu:
Der Mensch, der wirklich auf dem Weg ist und der in der Welt schwere Zeiten erlebt, wird sich nicht als Konsequenz an einen Freund wenden, der ihm Zuflucht und Trost bietet und sein altes Selbst zum Überleben ermutigt.
Lieber wird er jemanden aufsuchen, der ihm vertrauensvoll und unerbittlich helfen wird, sich selbst aufs Spiel zu setzen, so dass er das Leiden aushält und es mutig durchquert, somit daraus ein
»Floß macht, das ihn zum fernen Ufer führt«.
Nur in dem Maße, wie sich der Mensch immer und immer wieder der Vernichtung aussetzt, kann das, was unzerstörbar ist, in ihm aufsteigen. Darin liegt die Würde des Wagnisses.
Somit ist das Ziel der Übung nicht die Entwicklung einer
Haltung, die einem Menschen erlaubt, einen Zustand der
Harmonie und des Friedens, in dem ihn nichts jemals quälen kann, zu erwerben.
Die Übung sollte ihn im Gegenteil lehren, sich selber angreifen, beunruhigen, bewegen, beleidigen, brechen und schlagen zu lassen das heißt, sie sollte ihn befähigen, sein nutzloses Verlangen nach Harmonie, Schmerzvermeidung und komfortablem Leben aufzugeben und loszulassen, damit er, während er mit den Kräften kämpft, die sich ihm entgegenstellen, das entdecken kann, was ihn jenseits der Welt der Gegensätze erwartet.
Die erste Notwendigkeit ist, dass wir den Mut haben, dem Leben ins Gesicht zu sehen und all dem zu begegnen, was in der Welt am gefährlichsten ist.
Wenn dies möglich wird, ist Meditation an sich der Weg, durch den wir die Dämonen akzeptieren und willkommen heißen, die aus dem Unbewussten auftauchen - ein Prozess, der sich sehr unterscheidet von der Praxis der Konzentration auf irgendein Objekt als Schutz gegen solche Mächte.
Nur wenn wir uns wiederholt durch Zonen der Vernichtung wagen, kann unser Kontakt mit dem Göttlichen Wesen, das jenseits der Vernichtung steht, stabil und dauerhaft werden. Je mehr ein Mensch lernt, der Welt, die ihm mit Isolation droht, mit dem ganzen Herzen gegenüberzutreten, desto mehr werden die Tiefen des Seinsgrundes offenbart und Möglichkeiten neuen Lebens und Werdens eröffnet.
Alles Unheil, alle Verwahrlosung, aber eben auch alle Heimsuchung haben ihren Ursprung in diesem Zweifel, in diesem Nicht-einverstanden-sein.
Wenn wir glauben, immer charmant und/oder leistungsfähig sein zu müssen, um dazuzugehören, so muss es uns ärgern, wenn sich irgendwann eine andere Stimmung einstellt, etwa eine schlechte Laune, Müdigkeit oder eine Erkrankung. Wir fangen daraufhin an, Steine in Brot zu verwandeln und müssen etwas dagegen unternehmen. Wenn es nicht gleich Alkohol, andere Drogen oder Aufputschmittel sind, dann unternehmen wir allerlei unterschiedliche Übungen und Anstrengungen, um dem gewünschten Bild zu entsprechen. Zudem projizieren wir üblicherweise diese eigene Erwartung an uns noch auf unsere soziale Umwelt und werden am Ende wütend auf diese, weil sie vermeintlich immer so viel von uns verlangt.
So viel Anstrengung, die doch eigentlich nur gegen unser oder das Sosein gerichtet ist und immer wieder die Botschaft aussendet, dass wir, so wie wir sind, oder die Wirklichkeit, so wie sie ist, nicht in Ordnung oder irgendwie fehlerhaft sind. Das ist ein grundlegendes Misstrauen gegen das Leben oder die Weisheit des Universums – die Rezeptur für Schwermut und Unzufriedenheit sowie der Anfang allen Gelogen-seins. Einverstanden sein bedeutet, dass wir es gegebenenfalls so sagen können wie häufig mein Mentor Kunga: »Ich bin nicht OK. Und das ist OK!«
Wenn ich das sage, wende ich mich ausdrücklich nicht gegen ein inneres Streben nach persönlichem Wachstum, höherem Bewusstsein und entsprechenden guten Handlungen. Es ist nur schlicht so, dass jedes wahre persönliche Wachstum zunächst ein Einverstanden-sein mit dem, was ist, voraussetzt. Was ist, darf sein! Oft ist das, was sich ereignet, auf den ersten Blick nicht unbedingt genau das, was wir uns gewünscht haben. Das hat jedoch nicht selten mit unserem internen Nährboden zu tun, aus dem unser Wunsch erwachsen ist.
Wenn wir der Frage, woher unsere Wünsche kommen, genau nachgehen, werden wir feststellen, dass sie alle auf den Ur-Wunsch unseres Unterbewusstseins, nicht allein sein und somit nicht sterben zu müssen, zurückzuführen sind. Die Schlussfolgerungen unseres Unterbewusstseins gehen, so der Psychologe Jeru Kabbal, letztlich auf eine Ur-Angst bzw. einen Ur-Wunsch zurück, die beide von der Ur-Erfahrung unserer Geburt herrühren. Sie lautet, dass wir allein nicht für uns sorgen und nicht überleben können.
Wir können einen beliebigen Wunsch nehmen, um dem einmal nachzugehen, z. B. den Wunsch, jenen neuen Job zu bekommen. Wir können weiterhin hinterfragen, welche Angst dahintersteht und kommen eventuell darauf, dass wir sonst befürchten würden, nicht genügend Geld zur Verfügung zu haben, um unseren Lebensstandard halten zu können oder einer bestimmten Gruppe anzugehören. Wenn wir weiter fragen, werden wir möglicherweise auf die dahinterstehende Angst stoßen, dass ein sozialer Abstieg dazu führen könnte, dass unsere Partnerin uns verlässt oder wir gar nicht erst eine finden würden. Von da aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zu jener Ur-Angst bzw. jenem Ur-Wunsch, allein sein und sterben zu müssen. Ein Wunsch, so Jeru Kabbal, ist eine Angst, die in positiver Weise zum Ausdruck kommt und eine Angst ist ein Wunsch, der in negativer Weise zum Ausdruck kommt. Es gibt demgemäß keine neue Angst oder einen neuen Wunsch, es gibt lediglich neue Ausdrucksweisen ihrer Ur-Form.
Wenn sich unsere Wünsche manchmal nicht erfüllen, hängt das weniger damit zusammen, dass wir von der nie versiegenden Quelle der Fülle abgeschnitten sind, sondern damit, dass unsere Ur-Angst unbegründet und für unser Wachstum hinderlich ist.
Das, was sich an Stelle der Erfüllung unserer Wünsche ereignet, erweist sich am Ende fast immer als das, was wir für unser Wachstum und unsere Aufgabe tatsächlich benötigen. Im Nachhinein können wir fast immer erkennen, wie es sich in die heilige Ordnung von allem einfügt. Deshalb darf, was ohnehin schon ist, wie unwillkommen es zunächst auch noch sein mag, erst einmal sein.
Nur der Heilige Geist weiß, was du brauchst, denn Er wird dir alle Dinge geben, die den Weg zum Licht nicht versperren. Er gibt dir alles, was du brauchst, und wird es solange erneuern, wie du es benötigst... Er weiß, dass alle deine Bedürfnisse vorübergehend sind und nur solange andauern werden, bis du aus ihnen heraustrittst und erkennst, dass sie alle bereits erfüllt sind.
Aus »Ein Kurs in Wundern«, Helen Schucman
Wenn ich mich verletzt habe, nützt es mir nicht, so zu tun, als würde die Wunde gar nicht bluten. Bin ich jedoch trotz des Schmerzes einverstanden mit dem, was sich gerade ereignet, und bleibe im Vertrauen, dass alles im Einklang mit einer höheren Ordnung geschieht, bleibe ich auch offen für das Erlebnis, dass sich auch im nächsten Moment erneut genau das ereignet, was ich gerade brauche. Wie oft habe ich erlebt, dass ich genau das Heilkraut vor mir im Garten erblicke, das gut für die Wundheilung ist, oder dass gerade genau die richtige Person hereinkommt, die helfen kann.
Alles, was wir brauchen, ereignet sich gerade. Wir brauchen das entsprechende Bewusstsein, den Glauben daran, um es bemerken zu können. Es ist wie ein wenig benutzter Muskel, den wir trainieren können.
Every need brings in what´s needed.
Pain bears its cure like a child.
Build a ship, and there´ll be water to float it.
The tender-throated infant cries and milk drips from the mother´s breast.
Be thirsty for the ultimate water and then be ready for what will come pouring from the spring.
Rumi
Genauso verhält es sich im Übrigen auch mit Eingebungen und einer Art leisen inneren Führung. Seitdem ich einsah, wie dumm es ist, diese zu ignorieren, ist mein Leben viel reicher, schöner und verbundener. Nachdem Eileen Caddy, die Mitbegründerin der Findhorn Gemeinschaft, mich 1998 sehr eindrücklich darauf hingewiesen hatte, verstand ich, dass die einzige Art, herauszufinden, ob ich dem trauen kann, was jene leise innere Führung mir empfiehlt, darin besteht, es auszuführen. Seither empfinde ich es immer aufs Neue als eine Art wunderbaren Dialogs mit dem Universum. Ich nehme z. B. bei einem Spaziergang über das Gelände des Eschwege Instituts die Eingebung wahr, ich soll jenes alte Stück Holz dort aufheben und mitnehmen. Früher hätte ich das für eine absurde Idee gehalten, denn was könnte ich denn bitteschön mit einem solchen Stück Holz anfangen. Heute denke ich nicht weiter darüber nach und hebe es