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Charly rechnet ab – mit den Arschlöchern der Vergangenheit, den Lehrmeistern, Müttern, Trainern und Systemen, die sie klein gemacht haben. Sie steht wieder im Stall, diesmal nicht als Kind, sondern als Frau, die weiß, dass Macht nichts mit Stärke zu tun hat. Mit scharfem Witz, klarem Blick und roher Ehrlichkeit erzählt sie von alten Sprüchen, engen Boxen und der Freiheit, die beginnt, wenn man aufhört zu gehorchen. Ein poetischer Schlag in die Magengrube – und zugleich eine Liebeserklärung an jene, die fühlen, bevor sie handeln.
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Seitenzahl: 9
Veröffentlichungsjahr: 2025
Ich kenne ihn seit meinen ersten Reitstunden. Ich war klein, die Stiefel zu hart, der Helm zu groß, die Luft zu schwer. Man sagte mir: Reiten lernst du nur durch Fegen. Also fegte ich. Ich fegte mehr, als ich je ritt. Ich fegte so lange, bis meine Hände nach nassem Staub rochen und der Besenstiel sich wie eine dritte Rippe anfühlte. Die Männer nannten sich Reitlehrer und redeten, als wäre Wahrheit eine Uniform.
Die Boxen waren klein und stickig. Kaum Tageslicht. Es gab die berühmte Fensterbox, als Trostpflaster, als ob eine Handbreit Himmel das Wort Gefängnis streichen könnte. Hufe scharrten, Metall quietschte, irgendwo knallte eine Tür. Ein Pferd schlug an die Wand, so gleichförmig, dass man sich daran gewöhnen sollte. Ich gewöhnte mich nicht. Mein Körper wusste: Das ist falsch.
Sie sagten Sätze, die in meinen Ohren zu Metall wurden. Nimm den Stock zur Hilfe. Die Sporen sind nicht zur Zierde da. Setz dich durch. Es klang nach Unterricht, war aber Gehorsamstraining. Für Kinder. Für Pferde. Für alle, die leiser sind als die Lauten. Ich spürte die Pferde, bevor ich sie sah. Ich spürte, wie sie die Luft flach hielten. Ich spürte, wie sie beschlossen, klein beizugeben, weil es schmerzfreier war, als zu kämpfen.
