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Laura muss als Nachfolgerin von Mrs Fontana eine ganz besondere Aufgabe erfüllen. In einer kleinen Holzkiste findet sie einige sehr magische Dinge. Können Sternenschweif und Laura damit ihre neue Aufgabe meistern und das Erbe von Mrs Fontana antreten? Eine spannende und magische Geschichte mit viel Platz zum Träumen!
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Seitenzahl: 60
Veröffentlichungsjahr: 2016
Linda Chapman
Sternenschweif
Das Geheimnis der Einhörner
KOSMOS
Umschlaggestaltung: Niklas Schütte, Siegburg
unter Verwendung einer Illustration von Silvia Christoph, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Übersetzung: Bettina Schaub
Titel der englischen Originalausgabe:
Linda Chapman: My secret unicorn - Starry Skies
© 2008, Working Partners Ltd.
First published by Puffin Books, London 2008
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© 2013, 2016 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15427-4
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Laura rannte den Weg hinunter, der vom Farmhaus zum Stall führte. Unter ihrem Arm klemmte eine kleine Kiste aus Holz.
„Sternenschweif!“, rief sie. Ihr Atem schien in der kalten Luft zu gefrieren.
Sternenschweif wieherte und schob seinen Kopf über die Stalltür. Laura zerrte an den Riegeln. Wegen ihrer dicken Handschuhe war sie etwas ungeschickt. Sternenschweif blies sanft in ihre Haare.
„Na, hast du Lust, eine Runde zu fliegen?“, fragte Laura.
Sternenschweif nickte und trat aus dem Stall. Sein graues Winterfell war ganz struppig. Laura stellte behutsam die Kiste ab und zog die Decke von seinem Rücken. Sie warf einen prüfenden Blick auf das Haus. Alles war dunkel. Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder Max schliefen längst.
Laura grinste. Wenn ihre Familie wüsste, dass Sternenschweif in Wahrheit gar kein kleines graues Pony, sondern ein Einhorn war!
Sternenschweif schubste sie sacht, seine dunklen Augen funkelten schelmisch.
„Ich beeil mich ja schon.“ Rasch sprach Laura den Verwandlungszauber, der ihm seine wahre Gestalt gab:
Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.
Ein violetter Blitz flammte auf und ein wunderschönes schneeweißes Einhorn stand vor Laura. Sein Horn schimmerte silbern.
„Hallo, Laura. Wohin soll es heute gehen?“, fragte Sternenschweif voller Vorfreude.
Sein Mund bewegte sich nicht. Doch dank der Einhornmagie konnte Laura ihn trotzdem verstehen. Sie drückte einen Kuss auf seine weiche Nase. „Zur geheimen Lichtung.“ Dann nahm sie die Kiste unter den Arm und stieg auf. „Ich habe keine Ahnung, was ich mit all den Sachen in der Kiste machen soll, die Mrs Fontana mir gegeben hat. Vielleicht kannst du mir helfen, es herauszufinden.“
„Ich will es versuchen“, antwortete Sternenschweif eifrig. Mrs Fontana hatte die Buchhandlung in der Stadt gehört. Sie hatte Laura geholfen, Sternenschweifs wahre Gestalt zu entdecken. Laura hatte sich oft Ratschläge bei ihr geholt. Und Mrs Fontana hatte ihr wie eine gute Freundin immer zu helfen versucht.
Laura fasste mit beiden Händen in Sternenschweifs seidige Mähne. Mit ein paar kräftigen Sprüngen galoppierte er in die Luft.
„Michael hat heute Abend angerufen. Gleich nachdem er mit seinen Eltern angekommen ist“, erzählte Laura, während sie auf den Wald zuflogen. „Er besucht uns morgen mit Mondlicht.“
Lauras Freund Michael lebte in einer großen Stadt. Aber seine Eltern besaßen ein Ferienhaus ganz in Lauras Nähe. Vor einigen Wochen hatte er ihr gemailt, dass sie vor Weihnachten ein paar Tage kommen würden. Laura und er wollten sich so oft wie möglich treffen.
„Wir werden bestimmt eine Menge Spaß haben. Tagsüber können wir zusammen ausreiten und nachts gemeinsam fliegen.“
„Hoffentlich schneit es“, sagte Sternenschweif sehnsüchtig. „Das wäre perfekt.“ Er liebte Schneeflüge.
„Aber nur, wenn Michael über die Zauberkräfte im Schnee schon Bescheid weiß“, schränkte Laura ein. Einhörner verfügten über eine Vielzahl magischer Kräfte. Gemeinsam mit ihren Einhorn-Freunden muss- ten sie jedoch selbst herausfinden, worin diese Kräfte genau bestanden. „Wenn sie sie noch nicht kennen, dann spricht bestimmt nichts dagegen, ihnen ein wenig auf die Sprünge zu helfen“, fügte sie grinsend hinzu. „Jetzt, nachdem ich eine Hüterin geworden bin, ist das ja genau meine Aufgabe. Ich soll anderen Einhorn-Freunden helfen, mehr über die Zauberkräfte ihrer Einhörner herauszufinden.“
Sternenschweif nickte zustimmend.
Laura betrachtete nachdenklich die Kiste unter ihrem Arm. Sie wusste erst seit Kurzem, dass es überall auf der Welt Menschen gab, die Einhörnern und ihren Freunden bei Problemen zur Seite standen. Das waren die Hüter der Einhorngeheimnisse.
Mrs Fontana war eine solche Hüterin gewesen. Vor einigen Wochen war sie plötzlich gestorben. Sie hatte Laura die Kiste hinterlassen. Darin befanden sich ein Buch über Einhörner, ein Sternanhänger und eine alte Schriftrolle. Hier stand zu lesen, dass der Besitzer der Kiste dazu auserwählt war, Einhörnern und ihren Freunden zu helfen. Gemeinsam flogen sie zur geheimen Lichtung. Sie lag im Herzen des Waldes und war ein Ort voller Magie. Nichts schien ihre geheimnisvolle Ruhe jemals zu stören, denn niemand außer Laura und Sternenschweif kam dorthin.
Sternenschweif landete sanft im Gras. Selbst im tiefsten Winter blieb dort kein Schnee liegen und violette Mondblumen schmückten das saftige Grün. Glühwürmchen tanzten durch die kalte, klare Luft, Rosenquarzsteine rund um den kleinen Hügel in der Mitte der Lichtung schimmerten im Licht der Sterne.
Laura glitt von Sternenschweifs Rücken. Sie stellte die Kiste auf den Boden und öffnete sie. „Komm, lass uns alles noch mal in Ruhe anschauen“, sagte sie zu Sternenschweif. „Als ich das erste Mal einen Blick hineingeworfen habe, gleich nach Mrs Fontanas Tod, war ich noch ganz durcheinander.“
„Ja, das ist richtig“, stimmte ihr Sternenschweif zu. „Du hast dir nur die Schriftrolle durchgelesen. Dann musstest du erst einmal die Nachricht verdauen, dass du nun auch eine Hüterin bist.“
„Daran habe ich mich noch immer nicht richtig gewöhnt“, erwiderte Laura. Sie nahm die Schriftrolle heraus und legte sie zur Seite. Dann nahm sie den silbernen Sternanhänger an sich. Er war wunderschön. An den Spitzen befanden sich kleine rosa Steine, die funkelten. Vorsichtig legte sie den Anhänger auf der Schriftrolle ab. Dann griff sie nach dem Buch „Die Geheimnisse der Einhörner“. Als ihre Finger dabei den Boden der Kiste berührten, spürte sie einen kleinen metallenen Gegenstand. Was war das? Sie nahm das Buch heraus und sah sich die Sache genauer an. Was sie gespürt hatte, war eine Art Riegel. Links und rechts davon in den Ecken befanden sich noch einmal solche Riegel. Vorsichtig schob sie sie zur Seite. Da gab der Boden der Kiste plötzlich nach und klappte nach unten.
„Sternenschweif, sieh mal!“, rief Laura aufgeregt. „Die Kiste hat einen doppelten Boden!“
Neugierig streckte Sternenschweif den Kopf zu ihr. Laura nahm den Boden heraus und zum Vorschein kamen ein flacher Stein, eine weitere Schriftrolle, noch ein altes Buch und fünf kleine Fläschchen. Jedes von ihnen hatte eine andere Farbe und Form. Alle waren sie mit einer Flüssigkeit gefüllt. Was hatte das zu bedeuten? Wofür waren all diese Gegenstände bestimmt?
„Ach, Sternenschweif“, seufzte Laura traurig. „Warum ist Mrs Fontana nur nicht mehr da, um uns das zu erklären? Mir kommt alles irgendwie so unwirklich vor! Wie kann ich jemals eine Hüterin sein? Mrs Fontana war so weise und klug. Ich weiß noch nicht einmal, was ich mit dem Inhalt dieser Kiste anfangen soll! Wie kann ich da anderen Einhörnern und ihren Freunden helfen? Ich bin nicht Mrs Fontana, ich bin einfach nur Laura!“
„Mrs Fontana hätte dich nicht auserwählt, wenn sie nicht gedacht hätte, du wärst die Richtige dafür“, erwiderte Sternenschweif. „Ich kann verstehen, dass dir momentan so viele Fragen durch den Kopf schwirren, aber gemeinsam werden wir schon einen Weg finden.“
Plötzlich ertönte ein Wiehern über ihnen. Laura schaute auf und schnappte nach Luft.