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Laura ist krank. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Und Laura geht es mit jedem Tag schlechter. Sternenschweif ist verzweifelt. Doch dann kommt ihm ein Verdacht: ist der magische Baum der Freundschaft vielleicht der Schlüssel zu Lauras Heilung?
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2013
Linda Chapman
Sternenschweif
Lauras Rettung
KOSMOS
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
unter Verwendung einer Illustration von Carolin-Ina Schröter, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Sternenschweif – Lauras Rettung, erzählt von Ina Brandt
Based on characters created by Working Partners Ltd.
© Working Partners Ltd., 2012
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© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-14128-1
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Laura saß in der Schule und starrte auf ihr Übungsblatt mit den Mathematikaufgaben. Die Zahlen tanzten ihr vor den Augen und sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder schweifte ihr Blick zum Fenster. Es war ein herrlicher Tag und sie hätte viel darum gegeben, ihn mit Sternenschweif im Wald verbringen zu können. Stattdessen musste sie jetzt noch eine halbe Stunde diesen Übungsaufgaben widmen und daheim wartete anschließend noch ein Berg Hausaufgaben auf sie. Sie seufzte. Die Osterferien schienen Lichtjahre zurückzuliegen und bis zu den Pfingstferien dauerte es noch ewig. Sie wollte gar nicht an die unzähligen Tests denken, die bis dahin noch auf sie warteten. Und als ob das nicht genug wäre, hatte Mr Noland heute auch noch eine große Projektarbeit angekündigt. Jeder sollte bis zu den Pfingstferien 20 verschiedene Blätter finden, sie abzeichnen und ihren Namen herausfinden. Ein Blatt sollte dabei von einem Baum stammen, den es nur selten gab und den die anderen Schüler dann erraten mussten.
Das war sicher der schwierigste Teil der Aufgabe. Laura kannte viele Bäumen gar nicht beim Namen. Bäume waren einfach da. Im Frühling freute sich Laura, wenn sie blühten und die frischen grünen Blätter in der Sonne leuchteten. Und im Herbst war es schön zu sehen, wie sie sich rot und gelb färbten.
Bei dem seltenen Baum, den sie finden mussten, war Laura sofort ein ganz bestimmter in den Sinn gekommen. Sie hatte ihn zufällig letzten Herbst an einem Feldweg entdeckt. Damals war sie mit Sternenschweif besonders lange ausgeritten und sie waren bis an die Felder, die hinter dem Wald lagen, gelangt. Der Baum war ihr durch seine leuchtend gelben Blätter aufgefallen. Sie standen wie eine goldene Scheibe vor dem strahlend blauen Herbsthimmel. Es war ein großer, alter Baum. Laura erinnerte sich an die tiefen Furchen in seiner Rinde und den mächtigen Stamm. Sie erinnerte sich auch noch, dass die Blätter die Form eines Fächers gehabt hatten, mit einer leichten Einkerbung in der Mitte. Sie sahen fast ein bisschen wie ein Herz aus. Seitdem hatte sie ihr Weg jedoch nie wieder an dem Baum vorbeigeführt und auch nirgendwo sonst hatte sie einen solchen Baum gesehen. Bestimmt würde kaum einer ihrer Mitschüler ihn kennen. Also war zumindest dieser Teil der Aufgabe schon einmal gelöst.
Da klingelte die Schulglocke. „Endlich Pause!“, murmelte Laura. Gemeinsam mit den anderen ging sie auf den Hof, in dessen Mitte ein großer Kastanienbaum stand.
„Puh, diese Matheaufgaben sind ganz schön schwer“, stöhnte Mel. „Ich bin gar nicht fertig geworden.“
„Ich auch nicht“, erwiderte Jessica.
„Das heißt, dass wir sie heute Nachmittag dann noch zusätzlich zu unseren Hausaufgaben machen können“, sagte Laura. „Ich habe echt keine Lust mehr auf diese ganze Lernerei.“
„Dieses neue Blätterprojekt ist immerhin mal etwas anderes“, stellte Mel fest.
„Ja, das stimmt“, gab Jessica ihr recht. „Wir können gemeinsam ausreiten und nebenbei sammeln wir ein paar Blätter. Ist doch gar nicht so schlecht.“
„Ha, und hier haben wir schon das erste“, rief Mel triumphierend und hielt ein Kastanienblatt in die Luft. „Diesen Baum erratet ihr nie!“
„Eindeutig eine Birke“, erklang da eine Stimme hinter ihnen. Die Mädchen drehten sich um und sahen ihre Freundin Julia auf sich zukommen.
„Du scheinst dich mit Bäumen ja wirklich gut auszukennen“, stellte Laura mit einem Augenzwinkern fest.
Da mussten alle lachen. „Julia, was hältst du davon, wenn wir uns zu viert auf die Suche machen?“, fragte Laura. „So kommen wir endlich wieder einmal dazu, alle zusammen auszureiten.“
„Prima Idee“, freute sich Julia. „Mystery wird begeistert sein.“ Laura fiel auf, dass sie Mystery schon lange nicht mehr gesehen hatte. Julias Pony hatte früher Teresa, der Tochter des alten Mr Miller, gehört. Er war der Vorbesitzer der Farm gewesen, auf der Julia mit ihren Eltern jetzt lebte.
Es dauerte einige Zeit, bis Julia Mysterys Herz für sich erobern konnte. Laura und Sternenschweif hatten ihr dabei geholfen. Sie hatten ihr auch geholfen, das Geheimnis zu lüften, das sich hinter ihrem unscheinbaren Pony verbarg. Genau wie Sternenschweif war Mystery nämlich kein ganz normales Pony. Mithilfe eines Zauberspruchs konnte er sich in ein Einhorn verwandeln, das sprechen und sogar fliegen konnte! Ab und zu taten Laura und Julia dies auch gemeinsam, nachts, wenn alle schliefen und niemand ihr Geheimnis entdecken konnte. Denn nur Einhornfreunde durften ein Einhorn in seiner wahren Gestalt sehen oder überhaupt wissen, dass es Einhörner gab. Die Gefahr, dass ihre Zauberkräfte für falsche Zwecke missbraucht würden, wäre zu groß.
„Am liebsten würde ich gleich heute Nachmittag mit euch losreiten“, fuhr Julia fort. „Das Wetter ist so herrlich.“
„Ja, aber leider müssen wir ja nachher noch Brötchen backen“, seufzte Mel.
„Jetzt komm, das wird bestimmt Spaß machen“, versuchte Laura sie aufzumuntern. „Und außerdem ist es auf jeden Fall besser, als den ganzen Nachmittag über den Hausaufgaben zu sitzen.“
„Wo du recht hast, hast du recht“, erwiderte Mel mit einem breiten Grinsen.
Und tatsächlich war es für die ganze Klasse ein tolles Erlebnis, dem Bäcker bei seiner Arbeit zuzuschauen. Die Kinder durften sogar selbst ein paar Brötchen backen. Sie formten kleine Kugeln aus dem Teig, den der Bäcker vorbereitet hatte. Dann schnitten sie ihn ein, bepinselten ihn und bestreuten die Brötchen mit Salz oder Körnern. Zum Schluss schoben sie die vielen Backbleche, die sie belegt hatten, in einen riesigen Ofen. Und bereits kurze Zeit später verbreitete sich ein köstlicher Duft in der Backstube. Und es duftete nicht nur köstlich, es schmeckte auch so! Laura, Jessica und Mel strahlten, als sie in die warmen, duftenden Brötchen bissen.
„Mmh, sind die lecker!“, stellte Laura mit vollem Mund fest.
„Ja, ich glaube, ich habe noch nie so gute Brötchen gegessen“, meinte auch Mel.
„Toll, dass wir sogar welche davon mit nach Hause nehmen dürfen“, freute sich Jessica.
„Bei uns werden sie bestimmt im Nu gegessen sein“, prophezeite Laura. „Da muss ich froh sein, wenn ich noch eines abbekomme.“
Und so war es dann auch. Als Laura die Brötchen in einem Korb auf den Abendbrottisch stellte, verschwand eines nach dem anderen in Windeseile. Auch Sophie, Lauras kleine Schwester, lutschte zufrieden auf einem Stück davon herum. Ihr Bruder Max langte schon zum dritten Mal zu.
„Du bist ja fast so verfressen wie Buddy“, stellte Laura fest.
„Das stimmt doch gar nicht!“, wehrte sich Max entrüstet. Sein Berner Sennenhund, der neben ihm saß, schaute Laura mit großen, treuherzigen Augen an, als er seinen Namen hörte. Bestimmt hoffte er, dass etwas für ihn abfiel, denn Buddy hatte praktisch immer Hunger.
„Hast du da in der Tüte noch mehr?“, wollte Max wissen.
„Nein, die sind alt und für Sternenschweif“, erklärte Laura. „Der Bäcker hat gesagt, er könne sie nicht mehr verkaufen und diejenigen, die Tiere haben, dürften gerne welche mitnehmen. Sternenschweif wird sich bestimmt freuen. Ich bringe sie ihm gleich.“