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Laura ist traurig, dass ihre Freundin Grace und deren Einhorn Probleme mit dem Fliegen haben. Woran kann es nur liegen? Können Sternenschweif und Laura den beiden helfen? Eine spannende und magische Geschichte mit viel Platz zum Träumen!
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2013
Linda Chapman
Sternenschweif
Himmelsfreunde
KOSMOS
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
unter Verwendung einer Illustration von Silvia Christoph, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Sternenschweif – Himmelsfreunde, erzählt von Uli Leistenschneider
Based on characters created by Working Partners Ltd.
© Working Partners Ltd., 2012
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© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-14130-4
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Durch das offene Fenster wehte klare Nachtluft herein. Laura Foster lauschte in die Dunkelheit. Vor einer Weile waren ihre Eltern schlafen gegangen, kein Geräusch war mehr zu hören. Laura schlug ihre Bettdecke zurück und stand leise auf. Flink schlüpfte sie in Jeans und T-Shirt und zog sich noch eine Kapuzenjacke über. Die Sommernächte waren zurzeit zwar recht warm, doch beim Fliegen ging ein kühler Wind. Das wusste sie. Schon unzählige Male war sie nachts mit Sternenschweif durch die Lüfte geflogen und immer wieder war es einzigartig. Sternenschweif war ein unscheinbares graues Pony. Doch er und Laura hatten ein ganz besonderes Geheimnis. Wenn Laura einen Zauberspruch sagte, verwandelte Sternenschweif sich in ein wunderschönes Einhorn mit magischen Kräften. Zusammen hatten sie schon vielen Tieren und Menschen in Not geholfen.
Seit Laura zur Hüterin der Einhorngeheimnisse ernannt worden war, konnte sie auch Einhornfreunden beistehen. Außer den Einhörnern und ihren Freunden durfte aber niemand wissen, dass Sternenschweif ein Einhorn war. Nicht einmal Lauras Familie war eingeweiht. Daher verwandelte sie ihn fast nur nachts. So wie heute.
Laura huschte die Treppe hinunter und schlüpfte durch die Hintertür ins Freie. Sie musste sich keine Sorgen machen, wenn sie in der Nacht mit Sternenschweif unterwegs war, denn seine Zauberkräfte beschützten sie. Zum Beispiel konnten sie in einer magischen Seifenblase sicher weiterfliegen, falls sie von einem Unwetter überrascht wurden. Sein Horn half ihnen außerdem, dass sie sich niemals im Dunkeln verirrten.
Als sie die Stalltür öffnete, schaute Sternenschweif ihr mit gespitzten Ohren entgegen. „Na, mein Kleiner“, sagte Laura und gab ihm einen Kuss auf die Nase. Sternenschweif wieherte leise und schmiegte seinen Kopf an ihre Schulter. Offensichtlich hatte er sie schon sehnsüchtig erwartet. Laura führte ihn aus dem Stall heraus zum Rand seiner Koppel und sprach im Schutz der Bäume den Verwandlungszauber:
„Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.“
Ein heller violetter Blitz leuchtete auf und Sekunden später war aus dem grauen Pony ein wunderschönes weißes Einhorn geworden, dessen Mähne seidig glänzte. Laura umarmte ihn liebevoll.
„Was für eine fantastische Nacht! Ich kann es kaum erwarten, mit dir loszufliegen“, rief Sternenschweif. Als Einhorn konnte er sprechen. Aber auch als Pony verstand er jedes Wort, das Laura zu ihm sagte.
„Dann lass uns keine Zeit vertrödeln!“ Laura lachte und schwang sich auf seinen Rücken. Mit einem gewaltigen Satz galoppierte Sternenschweif in die Luft empor.
„Soll ich zur Lichtung fliegen?“, fragte er. Die geheime Lichtung war ein magischer Ort, sicher versteckt im Wald.
„Ja“, antwortete Laura. „Grace wollte heute mit Nachtwind vorbeikommen. Sie ist seit gestern aus dem Urlaub zurück. Drei Wochen lang war sie bei ihrer Tante im Süden, über 800 Kilometer von hier entfernt.“ Grace lebte mit ihrer Mutter auf dem Reiterhof Apfelhain. Ihr eigenes Pony hieß Nachtwind und war auch ein Einhorn. Als sie erfahren hatte, dass es Einhörner wirklich gab, war Nachtwind noch ein Fohlen gewesen. Deshalb dachte sie zunächst, Nachtwinds Mutter sei ein Einhorn. Wie groß war die Überraschung dann gewesen, als sie zum ersten Mal den Verwandlungszauber gesprochen hatte und sich stattdessen Nachtwind in ein Einhorn verwandelte. Seitdem hatten sie jede freie Minute miteinander verbracht. Graces Urlaub war ihre erste Trennung überhaupt.
„Ich glaube, Nachtwind hat Grace ganz schön vermisst“, sagte Laura.
„Verständlich“, nickte Sternenschweif. „Ehrlich gesagt bin ich ziemlich froh, dass du noch nie ohne mich weggefahren bist. Ich würde mich sonst sehr einsam fühlen.“
Laura beugte sich nach vorne und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ich würde dich nie allein lassen“, sagte sie aus tiefstem Herzen. Sternenschweif machte einen freudigen Satz. „Und ich dich auch nicht“, erwiderte er gut gelaunt.
Nach einer Weile landeten sie elegant auf der geheimen Lichtung. Grillen zirpten und einige Glühwürmchen tanzten durch die Dunkelheit. Die violetten Mondblumen verbreiteten einen zauberhaften Duft.
„Hier ist es doch einfach am schönsten“, sagte Laura zufrieden und ließ den Blick über die saftig grüne Wiese schweifen. „Grace und Nachtwind sind noch nicht da“, stellte sie fest. „Sollen wir ein paar Kunststücke in der Luft ausprobieren, bis die beiden kommen?“
„Oh ja!“ Sternenschweif setzte zum Sprung an und schwebte bald wieder hoch über der Lichtung. Er flog mehrere Schleifen und wagte dann etwas Außergewöhnliches. „Achtung, Laura, halt dich gut fest!“, rief er und ehe Laura sich versah, hatten sie zusammen einen Purzelbaum in der Luft geschlagen.
„Sternenschweif, wie toll!“, jauchzte sie überrascht. „Das machen wir gleich noch mal, ja?“
Sternenschweif wieherte fröhlich. „Nachher. Da unten sind Nachtwind und Grace. Komm, wir begrüßen sie erst einmal.“
Sie flogen zurück auf die Wiese, wo Grace gerade Nachtwind in seine Einhorngestalt verwandelte. Der violette Blitz durchzuckte die Nacht und für einen kurzen Moment war es taghell auf der Lichtung. Laura wunderte sich ein wenig, weil Grace Nachtwind erst auf der Lichtung verwandelte, doch sie dachte nicht weiter darüber nach.
„Hallo, ihr zwei!“, rief sie. „Wie geht es euch? Hattet ihr schöne Sommerferien?“
Grace war braun gebrannt und strahlte über das ganze Gesicht. Freudig umarmten sich die beiden Mädchen.
„Ja, danke!“, sagte Grace. „Der Urlaub bei Tante Mary war toll. Schau mal, was sie mir zum Abschied geschenkt hat.“ Stolz öffnete sie den Reißverschluss ihrer Jacke. Jetzt sah Laura, dass sie eine Silberkette trug, an der ein vierblättriges Kleeblatt mit funkelnden grünen Kristallen hing. „Wie hübsch!“, staunte sie.
Grace nickte. „Ja, nicht wahr? Es soll mir Glück bringen. Schade, dass ich Tante Mary nur so selten sehe. Sie hat auch einen kleinen Pferdehof, der liegt ganz nah beim Meer und wir sind fast jeden Tag am Strand entlanggeritten. Es war einfach traumhaft.“
„Das glaube ich“, erwiderte Laura lächelnd, doch dann schaute sie zu Nachtwind, der ein wenig unruhig auf der Stelle trat. Für ihn, der zu Hause auf Grace gewartet hatte, war das sicher alles andere als traumhaft gewesen. „Du bist bestimmt glücklich, dass Grace endlich wieder da ist.“
Nachtwind nickte heftig und seine Mähne flatterte dabei wild umher. „Und wie! Ich war schließlich drei Wochen lang kein Einhorn mehr! Keine Magien, keine Flüge durch die Nacht – es war einfach schrecklich!“
„Das kann ich gut verstehen!“ Mitfühlend legte Sternenschweif sein Horn an Nachtwinds Hals.
Grace strich über Nachtwinds Rücken. „Aber jetzt bin ich ja wieder hier und wir holen alles nach!“, sagte sie schnell und stieg auf.
„Na, dann nichts wie los!“ Laura schwang sich ebenfalls auf Sternenschweifs Rücken. „Wir haben gerade einen Purzelbaum in der Luft geschlagen, das müsst ihr unbedingt auch mal ausprobieren.“
„Ja, es macht ganz viel Spaß!“, rief Sternenschweif, während er schon wieder in die Luft abhob. Stolz führten die beiden ihr Kunststück vor. Doch nach der ersten Rolle hielt Sternenschweif verblüfft inne.
„Ist etwas mit dir?“, fragte Laura besorgt.
Sternenschweif schüttelte den Kopf. „Mit mir nicht! Aber warum stehen Grace und Nachtwind noch immer am Boden?“ Sie flogen ein Stück tiefer und nun erkannte Laura, dass Grace auf einmal gar nicht mehr so glücklich aussah.
„Was ist los mit euch?“, rief sie ihnen entgegen.