4,99 €
Der hellste Stern am Nachthimmel – der Silberstern – ermöglicht es den Einhörnern auf der Erde zu leben. Doch plötzlich beginnt sein Licht zu verblassen. Tief beunruhigt machen sich Laura und Sternenschweif auf den Weg, um den Silberstern und somit die Existenz der Einhörner auf der Erde zu retten. Eine spannende und magische Geschichte mit viel Platz zum Träumen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 92
Veröffentlichungsjahr: 2013
Linda Chapman
Sternenschweif
Der silberne Stern
KOSMOS
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
unter Verwendung einer Illustration von Carolin-Ina Schröter, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Sternenschweif – Der silberne Stern, erzählt von Ina Brandt
Based on characters created by Working Partners Ltd.
© Working Partners Ltd., 2012
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
weitere Informationen zu unseren Büchern,
Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und
Aktivitäten findest du unter kosmos.de
© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-14131-1
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Laura stand bei Sternenschweif auf der Koppel und fuhr mit kräftigen Strichen durch seine seidige Mähne. Die Herbstsonne warf ihr warmes Licht auf die silbern schimmernden Haare. Mit versonnenem Blick ließ Laura sie durch ihre Finger gleiten. Wie zart sie sich anfühlten. Und wie weich. Sternenschweif stupste sie sanft mit der Nase an.
„Na, mein Kleiner“, fragte Laura. „Das gefällt dir, nicht wahr?“
Sternenschweif schnaubte leise. Laura wusste, wie gern er es hatte, wenn sie ihn in aller Ruhe bürstete und striegelte. Und nun hatte sie auch wieder mehr Zeit dafür, denn heute begannen die Ferien. Sieben Tage keine Schule, keine Hausaufgaben, und stattdessen viel Zeit für das, was ihr am meisten Spaß machte: bei Sternenschweif zu sein!
Laura blickte auf die Uhr und warf die Bürste in die Putzkiste.
„Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, müssen wir jetzt los“, verkündete sie. Laura hatte sich für den Nachmittag mit ihren Freundinnen Jessica, Mel und Julia zu einem Ausritt verabredet. Treffpunkt war wie immer die alte Eiche, die an dem Weg zum Wald stand. Kurze Zeit später waren sie schon unterwegs. Ein Schwarm Krähen flog auf, als sie an einem abgemähten Getreidefeld vorbeikamen. Sternenschweif blickte ihnen nach und wieherte. Unruhig zog er an den Zügeln. Laura merkte, dass er ihnen am liebsten hinterhergejagt wäre. Da hörte sie in der Ferne ebenfalls ein Wiehern. Es war Mystery, der seinen Freund Sternenschweif begrüßte. Julia, seine Reiterin, winkte Laura zu. Von der anderen Seite kamen auch Jessica und Mel mit ihren beiden Ponys angeritten. Alle freuten sich: Dieser Ausritt war der Startschuss für die Ferien.
„Es ist schon ewig her, seit wir das letzte Mal zusammen ausgeritten sind“, meinte Mel.
„Ja, viel zu lange“, stimmte Jessica ihr zu. „Wenn wir doch nur jeden Tag zusammen losziehen könnten. In nächster Zeit klappt es ja auch nicht. Wie schade!“
„Na, ihr müsst euch gerade beschweren“, erwiderte Julia und grinste. „Wer fährt denn in den Urlaub? Ihr könnt ja auch dableiben, dann reiten wir gleich morgen wieder aus.“
„Leider haben wir schon gebucht“, meinte Mel mit gespieltem Bedauern. Sie würde mit ihren Eltern zum Wandern in die Berge fahren. Und Jessica besuchte ihre Tante am Meer. Laura erinnerte sich noch gut, als sie vor einiger Zeit selbst zum ersten Mal am Meer gewesen war. Wenn sie die Augen schloss, meinte sie noch immer die salzige Luft riechen und das Rauschen der Wellen hören zu können.
„Ich würde auch gerne wegfahren“, sagte sie und seufzte laut.
„Ach was“, meinte Julia und blinzelte Laura verschwörerisch zu. „Uns wird garantiert nicht langweilig werden.“
Laura konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn sie wusste, was Julia meinte. Sie würden die Zeit nutzen, um sich nachts heimlich im Wald zu treffen. Dort konnten sie sicher sein, dass niemand das Geheimnis entdeckte, das ihre beiden Ponys verbargen. Eigentlich sahen sie ganz normal aus, doch das waren sie nicht. Mithilfe eines Zauberspruchs konnten Laura und Julia sie nämlich in Einhörner verwandeln. Dann konnten sie mit ihnen reden, ja sogar durch die Luft fliegen!
„Auf jeden Fall sollten wir uns heute schon für das Ende der Ferien verabreden, damit jeder erzählen kann, was er erlebt hat“, hörte sie Jessica sagen.
„Aber jetzt fangen die Ferien erst einmal an, yippieh!“, rief Mel und drückte Silver die Fersen in die Flanken. Der kleine Apfelschimmel trabte sofort los und fiel dann in einen leichten Galopp. Es war, als hätten die anderen nur auf dieses Kommando gewartet. Sie setzten Silver hinterher und die ganze Gruppe jagte mit Lachen und Schnauben über den Waldweg. Schließlich parierten die Mädchen die Pferde wieder durch und ließen sie verschnaufen. Als sie an dem kleinen Pfad vorbeikamen, der zur geheimen Lichtung abzweigte, huschte ein Lächeln über Lauras Gesicht. Heute Nacht würde sie sich dort mit ihrem Einhornfreund Michael treffen. Sie hatten sich schon lange nicht mehr gesehen und Laura freute sich riesig, dass Michael mit seinen Eltern ein paar Tage vorbeikam. Und sein Pony Mondlicht würde er auch mitbringen! Die kleine silbergraue Stute war wie Sternenschweif ein Einhorn.
„He, sollen wir ein bisschen Slalom üben?“, unterbrach Mel Lauras Gedanken. Laura und ihre Freundinnen schauten sich verdutzt an. Sie hatten mittlerweile den Wald verlassen und standen vor einem abgemähten Getreidefeld, auf dem ein paar Strohballen lagen.
„Wie das denn?“, fragte Jessica.
Da stieg Mel ab und begann, die Strohballen in kleineren und größeren Abständen hintereinander anzuordnen.
„Ach so, Strohballenslalom“, meinte Laura und grinste. „Darin sind wir ziemlich gut.“
„Aber bestimmt nicht so gut wie wir“, erwiderte Jessica scherzhaft und schon setzte sich Sandy in Bewegung.
Wenig später trabten die Mädchen um die Strohballen herum und dann gaben sie die Zügel frei, um über das Stoppelfeld zu jagen. Laura beugte sich tief über Sternenschweifs Hals. Seine Hufe donnerten über den Boden, schneller und immer schneller. Fast hatte Laura das Gefühl zu fliegen. Die Ferien hätten nicht schöner beginnen können!
Erhitzt und glücklich kamen Laura und Sternenschweif zu Hause an. Laura trug Sattel und Zaumzeug in den Stall, während Sternenschweif auf der Koppel graste. Rasch füllte sie Hafer in den Futtertrog und stopfte frisches Heu in das Heunetz.
„Also, dann bis heute Nacht“, flüsterte sie Sternenschweif zu, nachdem sie im Stall fertig war. „Ich komme zu dir, sobald es geht“, versprach sie und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Nase.
Er wieherte leise. Laura wusste, dass auch er sich freute, Michael und Mondlicht zu sehen.
Als sie die Küche betrat, sprangen ihr Buddy und Walter entgegen. Der Berner Sennenhund ihres Bruders Max bellte aufgeregt und lief hechelnd um Laura herum. Dann raste er zur Garderobe und kam mit der Leine im Maul zurück.
„Oh, nein, Buddy, ich war gerade zwei Stunden unterwegs, ich brauche erst einmal eine Pause“, erklärte Laura ihm lachend. „Max, warst du nicht mit den Hunden draußen?“
Ihr Bruder und Mr Foster saßen am Küchentisch und bastelten an einem Drachen. Vor ihnen lagen verstreut Stäbe, Stoffteile und eine große Bastelanleitung. Lauras Schwester Sophie saß in ihrem Hochstuhl mit dabei und spielte mit der Drachenschnur.
„Doch, aber nur kurz“, murmelte Max abwesend. Er war gerade damit beschäftigt, das Gestell des Drachens zusammenzukleben. Seit den Sommerferien hatte er sich auf diesen Drachen gefreut. Er hatte lange darauf gespart und schließlich war Mr Foster vor ein paar Tagen mit ihm in die Stadt gefahren. Strahlend war Max mit einem Riesenpaket zurückgekehrt. Er hatte es kaum alleine tragen können.
„Wir gehen später noch mal los“, versprach sie den Hunden und goss sich ein Glas Wasser ein. Da ging die Tür zum Keller auf und ihre Mutter erschien mit einem großen Korb Äpfel.
„Na, Laura, wie war euer Ausritt?“, fragte sie und ließ die Äpfel ins Spülbecken kullern.
„Großartig!“, antwortete Laura. „Wir haben ein Slalomrennen um Strohballen gemacht.“
„Klingt ja toll“, erwiderte Mrs Foster. „Hast du vielleicht Lust, mir mit dem Apfelmus zu helfen?“
Laura nickte. „Ich dusche nur kurz, dann komme ich“, versprach sie und ging nach oben.
Während Laura und ihre Mutter Apfelmus machten, bauten Max und Mr Foster den Drachen zusammen. Schließlich lag er fertig auf dem Küchentisch und Max fuhr mit einem glücklichen Lächeln über den bunt bedruckten Stoff.
„Sieht richtig gut aus“, stellte Laura anerkennend fest. Max nickte.
„Wer hat Lust auf Pfannkuchen?“, rief Mrs Foster und schaute sie fragend an.
„Ich!“, riefen Max und Laura wie aus einem Mund. Laura spürte wie ihr Magen knurrte. Mmh, die goldbraunen Pfannkuchen und das leckere Apfelmus schmeckten herrlich! Als alle satt waren, machten sie es sich im Wohnzimmer gemütlich und schauten noch eine Quizsendung an, die ziemlich spät zu Ende war. Laura wurde langsam unruhig. Schließlich war sie heute Nacht noch mit Michael verabredet!
Doch endlich gingen alle schlafen. Laura wartete noch kurz, bevor sie sich auf Zehenspitzen nach draußen schlich. Sternenschweif stand auf der Koppel und blickte ihr entgegen.
„Hast du schon auf mich gewartet?“, fragte Laura, als sie bei ihm war. Sternenschweif nickte.
„Ich wäre gerne früher gekommen, aber es ging nicht“, erklärte Laura und schaute noch einmal zurück zum Haus. Sie wollte sichergehen, dass sie nicht doch jemand beobachtete, denn niemand durfte etwas von Sternenschweifs Geheimnis erfahren. Aber nichts regte sich. Gemeinsam mit Sternenschweif ging sie zu den Bäumen am Rand der Koppel. Dort waren sie sicher vor fremden Blicken.
Während sie über die Wiese liefen, betrachtete Laura den funkelnden Nachthimmel. Sie hielt Ausschau nach dem Stern, der immer am hellsten von allen strahlte und der so wichtig war für die Einhörner und ihre Freunde. Dort war er – der Silberstern! Doch heute wirkte er blasser und sein Licht schien irgendwie zu flackern.
Da stupste Sternenschweif sie sanft in die Seite. Er wartete darauf, verwandelt zu werden. Rasch sprach Laura die magischen Verse:
Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.
Kaum hatte sie geendet, zuckte ein violetter Blitz durch die Luft. Feiner Nebel breitete sich wie ein Netz zwischen den dunklen Zweigen der Tannen aus. Dahinter erschienen die Umrisse eines silbern schimmernden Einhorns.
Anmutig wandte es den Kopf zu Laura und wieherte sanft. Das Mondlicht ließ sein Fell glänzen und sein Horn glitzerte, als ob jemand lauter Sternchen darübergestreut hätte.
Jedes Mal wieder war Laura von Sternenschweifs Schönheit fasziniert. Manchmal kam es ihr immer noch wie ein Traum vor, dass dieses Pony wirklich ihr gehörte.
„Hallo, Laura“, begrüßte sie Sternenschweif und rieb seinen Kopf an ihrer Schulter. „Was ist los? Erst starrst du in den Himmel und nun stehst du da und lächelst vor dich hin.“
„Ach“, antwortete Laura und schlang die Arme um ihn, „ich freue mich einfach, dass du mein Einhorn bist!“
„Gut, das kann ich verstehen“, erwiderte er und Laura konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören. „Was gibt es denn da oben zu sehen, außer dass die Sterne heute besonders schön leuchten?“
„Alle, bis auf einen“, erwiderte Laura. „Sieh dir doch den Silberstern an. Sonst strahlt er immer am hellsten von allen, doch heute ist er irgendwie blass.“
„Ja, das stimmt“, gab Sternenschweif ihr recht. „Das ist merkwürdig.“ Eine Weile starrten sie schweigend in den Himmel.
„Ach, was soll’s“, meinte Laura dann. „Vielleicht ist das manchmal so. Lass uns losfliegen. Michael wartet bestimmt schon auf uns.“
Sie griff in Sternenschweifs Mähne und zog sich auf seinen Rücken. Mit großen Galoppsprüngen schwang er sich in die Luft, höher und höher, bis sie über den Wipfeln der Tannen dahinsausten – Michael und Mondlicht entgegen.