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Auf der geheimen Lichtung soll ein großes Einkaufszentrum gebaut werden. Dagegen sind auch Sternenschweifs magische Kräfte wirkungslos. Als Laura der Schal von Mrs Fontana in die Hände fällt, ahnt sie noch nicht welch zauberhaftes Geheimnis in ihm steckt. Eine spannende und magische Geschichte mit viel Platz zum Träumen!
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2013
Linda Chapman
Sternenschweif
Das magische Tuch
Kosmos
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
unter Verwendung einer Illustration von Carolin Ina Schröter, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Sternenschweif – Das magische Tuch, erzählt von Ina Brandt
Based on characters by Working Partners Ltd.
© Working Partners Ltd., 2013
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© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-13769-7
Satz: Doppelpunkt, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services, Leipzig
Laura schaute aus dem Küchenfenster hinaus auf den Hof. Die Sonne strahlte hellgelb vom milchig blauen Frühjahrshimmel. Vor ein paar Tagen war es noch einmal richtig kalt geworden und es hatte wieder geschneit. Rings um die Farm waren die Felder und Wiesen mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Der Wald, der sich in sanften Hügeln bis zum Horizont erstreckte, sah aus wie mit Zucker bestäubt. Laura malte mit dem Finger kleine Herzchen auf die Fensterscheibe. Das Glas war beschlagen, weil es in der Küche so warm war. Lauras Mutter hatte nämlich gerade einen Kuchen aus dem Ofen geholt, der nun herrlich duftend hinter ihr auf dem Küchentisch stand. Sie malte noch ein Herzchen und warf einen Blick auf die große Küchenuhr.
„Catherine hat gesagt, dass sie irgendwann zwischen drei und vier Uhr kommt“, meinte Mrs Foster. „Jetzt ist es gerade mal kurz nach drei. Ich glaube, du musst noch ein bisschen Geduld haben. Wer weiß, was sie in diesen alten Kartons alles findet.“
„Ja, klar“, antwortete Laura und schaute wieder nach draußen. „Aber ich bin einfach so gespannt, was Catherine alles zu erzählen hat.“
„Als sie das letzte Mal geschrieben hat, ging es ihr ja sehr gut mit ihrer neuen Stelle in der Stadt“, antwortete Mrs Foster. Geräuschvoll spülte sie eine klebrige Teigschüssel ab. „Wenigstens kann sie weiter Bücher verkaufen, das ist doch prima.“
Laura nickte. Sie kannte Catherine aus Mrs Fontanas Buchhandlung. Die junge Frau hatte dort oft ausgeholfen und nach dem Tod ihrer Tante das Geschäft übernommen. Laura war immer so gerne in dem Laden gewesen. Stundenlang hatte sie in einer der vielen gemütlichen Leseecken in irgendwelchen Pferdebüchern geschmökert. Pferde waren für Laura das Allergrößte. Ganz besonders natürlich ihr Pferd – Sternenschweif!
Sie blickte hinüber zur Koppel. Sternenschweif war nicht zu sehen. Wahrscheinlich ließ er sich gerade im Stall das frische Heu schmecken, das sie ihm vorhin gebracht hatte. Laura konnte es manchmal immer noch nicht glauben, dass ihr größter Traum tatsächlich in Erfüllung gegangen war. Sie hatte ein Pferd, das ihr ganz allein gehörte und auch noch direkt hier bei ihr zu Hause stand. So etwas wäre in ihrem früheren Haus in der Stadt natürlich niemals möglich gewesen. Und ebenso, dass sie und ihr Bruder Max jeder seinen eigenen Hund hatten. In diesem Moment sprang ihr kleiner Terrier neben sie auf die Küchenbank und schaute mit ihr durchs Fenster.
„Na, Walter, hältst du auch Ausschau nach Catherine?“, fragte Laura. Walter legte den Kopf schief und bellte kurz. Hieß das „Ja“? Verstand er, von wem Laura sprach? Eine Zeit lang hatte der kluge Hund nach Mrs Fontanas Tod bei Catherine gelebt. Dann war er zu Laura gekommen, weil Catherine umziehen musste. Laura hatte es damals fast nicht glauben können, als ihre Eltern ihr Walter geschenkt hatten. Da riss ein Hupen sie aus ihren Gedanken. Ein kleines gelbes Auto kam mit Schwung auf den Hof gefahren. Laura erkannte es sofort wieder. Es war Catherines Wagen!
„Sie kommt, sie kommt!“, rief sie und stürmte nach draußen. Walter schoss bellend hinter ihr her. Als Laura die Haustür öffnete, jagte er an ihr vorbei, direkt auf Catherine zu. Die junge Frau mit den kurzen Haaren und der knallroten Brille war gerade ausgestiegen. Sie lachte, als Walter wie ein Gummiball an ihr hochhüpfte.
„Hallo, Walter“, sagte sie und beugte sich herunter, um den aufgeregten Hund zu streicheln. Dann schüttelte sie Mrs Foster und Laura die Hand.
„Wie schön, dass Sie uns besuchen kommen“, begrüßte Mrs Foster sie herzlich. „Laura konnte es schon kaum mehr erwarten.“
„Ja, ich freue mich auch sehr“, erwiderte Catherine. „Wir haben schon lange nichts mehr voneinander gehört, Laura. Ich bin gespannt, was es Neues gibt. Wie geht es Sternenschweif?“
Und während Laura von Sternenschweif berichtete, ging Catherine mit ihnen ins Haus. Sie setzten sich alle an den Küchentisch und ließen sich Mrs Fosters leckeren Kuchen und den herrlich duftenden Apfel-Zimt-Tee schmecken.
„Wie läuft es in der Buchhandlung?“, erkundigte sich Mrs Foster.
„Sehr gut“, erwiderte Catherine. „Es ist immer viel los, aber die Arbeit macht wirklich Spaß. Ich leite mittlerweile die Kinderbuchabteilung. Sie ist fast so groß wie das Geschäft meiner Tante.“
„Es ist wirklich schade, dass es Mrs Fontanas Laden nicht mehr so gibt, wie er damals war“, meinte Laura.
„Ja, das ist es“, pflichtete Catherine ihr bei. „Früher gingen die Geschäfte übrigens richtig gut. In den Kisten, die ich heute durchgesehen habe, waren nämlich auch alte Kassenbücher. Meine Tante hat eine Zeit lang richtig viele Bücher verkauft. Sie hat ihre Arbeit so gern gemacht. Und die Kunden haben gewusst, dass sie von ihr immer gut beraten werden. Trotzdem wurden es über die Jahre ständig weniger.“
„Für mich war es toll, dass Mrs Fontana dadurch so viel Zeit hatte“, gestand Laura. „Manchmal waren wir richtig lange alleine.“
„Ja, du hättest am liebsten den ganzen Tag bei ihr im Laden zugebracht“, meinte Mrs Foster mit einem Schmunzeln. „Oft hast du mich gar nicht kommen gehört, wenn ich dich abgeholt habe. Du warst immer so versunken in die Bücher.“
„Natürlich vor allem in Pferdebücher“, meinte Catherine und zwinkerte Laura zu. Laura musste grinsen. Daran hatte sich bis heute nicht viel geändert.
„Und was haben Sie außer diesen Kassenbüchern sonst noch gefunden?“, wollte sie wissen.
„Ach, nichts Besonderes. Dekorationsmaterial und ein bisschen Krimskrams. Ich weiß gar nicht, warum meine Tante das alles aufgehoben hat. Vermutlich hatte sie die Kisten vergessen. Sie standen ganz hinten im Keller. Der neue Hausbesitzer hat sie beim Räumen entdeckt. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich die Sachen durchschauen möchte.“
In diesem Moment öffnete Max die Haustür und Buddy kam in die Küche gerast. Der ungestüme Berner Sennenhund lief direkt auf Catherine zu. Hechelnd stellte er beide Vorderpfoten auf Catherines Beine und stupste sie mit der Schnauze in den Bauch.
„Oh, hallo Buddy“, begrüßte sie ihn freundlich. „Du bist aber groß geworden.“
„Ja, kein Wunder, Buddy könnte ja auch den ganzen Tag nur fressen“, erklärte Max.
„Und spazieren gehen“, fügte Laura grinsend hinzu.
Catherine lachte. „Das ist ein gutes Stichwort. Wollen wir nicht noch ein bisschen raus, Laura? Nach einem halben Tag im Keller könnte ich ein wenig frische Luft vertragen.“
„Ja, klar“, antwortete Laura. Das war das Kommando für die Hunde. Buddy begann sofort, wild zu bellen und Walter raste zur Tür.
„Sie hätten den beiden keine größere Freude machen können“, meinte Mrs Foster schmunzelnd. „Viel Spaß!“
Kaum hatte Laura die Tür geöffnet, stürmten die Hunde nach draußen. Es sah lustig aus, wie Buddy mit großen Sätzen voraussprang und Walter versuchte, auf seinen kurzen Beinen mit ihm Schritt zu halten.
„Ein ziemlich ungleiches Paar“, stellte Catherine fest, während sie und Laura sich ihre Jacken anzogen.
„Ja, aber sie verstehen sich prima“, erwiderte Laura.
Gemeinsam gingen sie nach draußen. Sie folgten den Spuren, die die Hunde im frischen Schnee hinterließen. Die Sonne war bereits Richtung Horizont gewandert und färbte die wenigen Wolken am Himmel rot.