Stunde der Vergeltung - Shannon McKenna - E-Book

Stunde der Vergeltung E-Book

Shannon McKenna

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Beschreibung

Die ehemalige Kriminelle Tamara Steele gibt sich die größte Mühe, ihrer dreijährigen Adoptivtochter eine gute Mutter zu sein. Aber dann wird sie von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt. Ihre Feinde haben den undurchsichtigen Söldner Val Janos damit beauftragt, Tam zu entführen. Doch je länger er ihr folgt und sie beobachtet, umso faszinierter ist er von der geheimnisvollen Frau. Und als seine Auftraggeber schließlich von ihm verlangen, Tams Tochter als Druckmittel gegen sie einzusetzen, beschließt er, ihr stattdessen im Kampf gegen ihre Feinde beizustehen.

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SHANNON MCKENNA

STUNDE DER

VERGELTUNG

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Patricia Woitynek

Inhalt

Widmung

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Impressum

Dieses Buch ist meinen wunderbaren, kritischen Kolleginnen Elizabeth Jennings und Lisa Marie Rice gewidmet. Danke für euer Urteilsvermögen und euer Mitdenken! Ohne euch hätte ich es nicht geschafft.

1

Finden Sie die Schwachstelle. Dann nutzen Sie sie aus.

Die grausam schlichte Anweisung hallte durch Vals Kopf, bis sie nur noch ein bedeutungsloses Störgeräusch war. Er verdrängte das weiße Rauschen in seinen Hinterkopf und spielte das Material ab, das er an diesem Tag aufgezeichnet hatte.

Zum zwanzigsten Mal beobachtete er, wie die Frau das strampelnde Kleinkind aus dem Geländewagen hob und mit ihm hinunter zu dem am Flussufer gelegenen Spielplatz im Park spazierte. Val hatte alles abgespeichert: die Schaukeln, die Rutsche, das Karussell, das Klettergerüst. Es folgte ein Ritt auf den Schultern der Frau zwischen den Bäumen hindurch. Dann der Moment, in dem sie das Kind hochhob, damit es mit seinen Patschhänden an die braunen Blätter an den Ästen über ihr gelangen konnte. Er hatte sich jedes Nicken, jedes Lächeln, jede Umarmung eingeprägt.

Die Jeans, die Wanderstiefel, die unförmige Jacke konnten die katzenhafte Anmut ihres schlanken Körpers nicht verbergen. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem lockeren, breiten Zopf geflochten. Sie hatte kein Make-up aufgelegt. Kichernd reckte sich das kleine Mädchen höher, um die Blätter zu erwischen.

Kinder waren immer eine Schwachstelle – auch wenn Val sich nie überwinden konnte, diese auszuschlachten. Er hasste es, wenn ein Kind involviert war. Es machte ihn angespannt, nervös und ruinierte die hart erkämpfte professionelle Ruhe, die ihn normalerweise zu einem überaus fähigen Agenten machte. Hätte er von der Existenz des Kindes gewusst, er hätte den Auftrag abgelehnt, da hätte Hegel toben und drohen können, soviel er wollte. Das Schlimmste, was sie ihm antun könnten, wäre, ihn zu töten. Sollten sie es doch versuchen. Sie wären nicht die Ersten. Eines Tages würde es jemandem gelingen. Wer der Täter war, wäre nach Vals Tod vollkommen irrelevant.

Der Auftrag hatte unkompliziert geklungen, als Hegel ihn angeboten hatte. Spüren Sie das Versteck dieser Frau auf – eine von Vals Spezialitäten, denn er war ein gewiefter Hacker und ein raffinierter Manipulator. Schaffen Sie sie zu Georg Luksch, freiwillig, wenn möglich, notfalls unter Vortäuschung falscher Tatsachen. Jedes Mittel ist recht. Auch Nötigung oder Kidnapping.

Es gefiel ihm nicht, für Luksch zu arbeiten oder in irgendeiner Weise mit der Mafia zu tun zu haben. Zu viel war vorgefallen, und es gab zu viele hässliche Erinnerungen. Aber Hegel hatte den Vorgesetzten rausgekehrt und sich durchgesetzt. Und Val hatte sich eingeredet, dass er cool bleiben und den Auftrag einfach hinter sich bringen könnte. Ein fataler Irrtum.

Als Erstes hatte er den besten Quellen für falsche Identitäten auf den Zahn gefühlt. Mithilfe einer umsichtigen Kombination aus Drohungen und Bestechungen war er in den Besitz einer Liste von Ausweisen gelangt, die Steele für sich und ihre Tochter besorgt hatte. Durch mehrere Telefonate sowie eine diskrete Infiltration der Datenbanken von Homeland Security hatte er sichergestellt, dass Steele niemals in der Lage sein würde, mit einem dieser gefälschten Dokumente zu reisen. Mittlerweile wünschte er sich, nicht derart effektiv gewesen zu sein.

Val wollte, dass sie entkam. Sehr unprofessionell von ihm.

Im Zimmer war es kalt, außerdem wurde es wegen der frühen Dämmerung jetzt im Januar zunehmend dunkler. Val trug nichts am Leib als eine weite Jogginghose, trotzdem verharrte er in meditativer Haltung vor dem Computermonitor, während er vergeblich versuchte, seinen Geist zu beruhigen, um seine persönliche Technik zur Informationsverarbeitung anwenden zu können.

Sie basierte auf der Methode, mit der Imre ihn vor vielen Jahren, als Val noch ein Junge gewesen war, das Schachspielen gelehrt hatte. Sie wirkte täuschend einfach, setzte jedoch höchste Konzentration voraus.

Er gab die Informationen, ganz gleich wie irrelevant oder oberflächlich, in ein schwebendes Konstrukt in seinem Verstand ein, das Imre »die Matrix« getauft hatte, und hielt sie dort in einer transparenten Form fest, die er drehen, von innen nach außen kehren, zerlegen, wieder zusammenfügen und von allen Seiten beleuchten konnte. Dann löste er sich von ihr, driftete ein Stück weg und betrachtete sie in aller Ruhe.

Geh drei Schritte zurück und atme tief durch, hatte Imre ihn angewiesen.

Der Abstand war das Schlüsselelement. Val ließ seinen Geist offen, beweglich und aufnahmebereit, um Raum zu lassen für beginnende Einsichten, Lösungsansätze und Erkenntnisse.

Heute Abend jedoch funktionierte es nicht. Val verharrte über Stunden reglos, während die Nacht hereinbrach und seine Muskeln sich protestierend verkrampften. Es stellten sich weder Lösungsansätze noch Erkenntnisse ein. Er konnte keine drei Schritte zurückgehen. Er war abgelenkt. Zornig, weil ein Kind im Spiel war. Zorn machte die Technik wirkungslos. Er musste cool bleiben.

Aber es war unmöglich, cool zu bleiben oder zu werden, wenn man Tamara Steele Tag für Tag observieren musste. Nie zuvor hatte er eine Frau von solch lebendiger Schönheit gesehen. Ihre Schönheit wurde noch unterstrichen durch das helle Feuer, das in ihr zu brennen schien – ihre treibende Kraft. Sie störte seine Träume, brachte seine Gedanken durcheinander, reizte seinen Körper. Und zerstörte jede Konzentration.

Imre hatte ihm erklärt, dass der Matrixprozess auch bei der Lösung moralischer Probleme half, doch war die Lektion damals verschwendet gewesen an den jungen Vajda, den halbstarken, zynischen Ganoven, der er damals gewesen war.

Hmpf. Der Gedanke war komplett irrelevant. Er war überflüssig und brachte ihn nicht weiter. Also blendete Val ihn aus, verscheuchte ihn wie eine Stechmücke.

Er kannte jedes Detail von Steeles Tagesablauf, der ganz auf das Kind ausgerichtet war. Wöchentliche Besuche beim Kinderarzt und Kinderpsychologen, Ausflüge zum Kindermuseum, Märchenstunden für Krabbelkinder in der Bücherei, Mutter-Kind-Schwimmen, der am Fluss gelegene Spielplatz im Park. Keine nennenswerten Abweichungen, mit Ausnahme jenes unbedachten Besuchs bei Connor McCloud, dem Val seinen Durchbruch verdankte.

Tamara ließ ihre Lebensmittel nach Hause liefern. Ihre persönlichen Einkäufe erledigte sie offenbar übers Internet. Sie sprach mit niemandem, außer mit den Ärzten ihrer Tochter, machte keine Besuche, betrat nie ein Café oder ein Restaurant. Er konnte es ihr nicht verübeln. Der Terminkalender des Kindes allein stellte für sie ein enorm hohes Risiko dar, entdeckt zu werden. Die Datenmenge, die er in den zwei Wochen gesammelt hatte, seit er ihren Aufenthaltsort kannte, belegte das eindeutig.

Es hatte ihn Wochen der Datenanalyse und des ermüdenden Wartens gekostet, ehe sich die passive Überwachung der McClouds ausgezahlt hatte. Eines schönen Tages war Steele von der Kamera, die an einem Baum im Park gegenüber von Connor und Erin McClouds Haus montiert war, eingefangen worden. Zu Vals sprachlosem Erstaunen trug sie ein kleines Mädchen auf der Hüfte.

Der Techniker, der den Monitor überwachte, hatte ihn angerufen, und zufällig war Val gerade in der Nähe gewesen, sodass er Tamaras Geländewagen mit einem GPS-Gerät verwanzen konnte, während sie auf der rückwärtigen Veranda saß und mit ihren Freunden grillte.

Er hatte das Kind in seinen Berichten nicht erwähnt. Seine Motivation dafür verstand er selbst nicht. Das Versteckspiel der Frau war vorbei. Sobald der Satellit sein kaltes Auge auf sie gerichtet hatte, wusste jeder interessierte Agent bei PSS, dass sie ein Kind in ihrer Obhut hatte. Sie konnten mit eigenen Augen zusehen, wie die Frau das Mädchen in ihren Wagen setzte und mit ihm am Strand spielte.

Er hatte Steeles Haus gefunden, das außerhalb der kleinen Küstenstadt Cray’s Cove auf einem Berg lag, und sah sich nun mit einer ganz neuen Herausforderung konfrontiert. Es wäre einfacher gewesen, sie in einer geschäftigen Stadt zu observieren, allerdings hätte er dazu Unterstützung benötigt. Doch in einem Ort wie Cray’s Cove bestand keine Möglichkeit, ihr unbemerkt zu folgen. Was, wie er annahm, exakt der Grund war, warum sie gerade dort untergetaucht war.

Nachdem er ihren Geländewagen mit dem so gut wie unaufspürbaren Peilsender verwanzt hatte, waren die Dinge schnell ins Rollen gekommen. Er hatte ihren Terminplan analysiert und winzige Überwachungskameras an strategisch wichtigen Stellen in ihrem Bewegungsradius installiert. Mittels drahtloser Empfänger in einer Reihe von Leihautos, die in diskretem Abstand zu diesen Locations parkten, war es ihm möglich, Steele in Echtzeit auf seinem Laptop oder sogar auf seinem Palmpilot zu beobachten und zu belauschen.

Val hatte auf die Unterstützung durch einen Techniker verzichtet, da er sich mit der elektronischen Ausrüstung ebenso gut auskannte wie jeder der Spezialisten bei PSS. Er legte keinen Wert darauf, dass ihm bei diesem Job ständig jemand über die Schulter blickte. Keine Zuschauer, keine Vorschläge, keine Kritik. Es war leichter, besagte drei Schritte zurückzugehen, ohne Einmischung oder Gequatsche.

Es war ein Kinderspiel gewesen, die Sicherheitssysteme in den Praxen des Psychologen und des Arztes zu überlisten und Kopien der Krankenakten des kleinen Mädchens anzufertigen. Val hatte sich Zugang zur Datenbank der Agentur verschafft, die sich um die Adoptionsabläufe kümmerte. Er kannte die ganze dramatische Geschichte des Kindes, aus dem in Kürze Rachel Steele werden sollte, und dank der aus der Ferne aktivierten Abhörgeräte unter den Schreibtischen des Psychologen und des Kinderarztes wusste er inzwischen mehr über die Verdauung, Lebensmittelallergien, Ausschläge, Hüft- und Knöcheldeformationen, Augenprobleme, chronischen Ohrentzündungen, Nebenhöhleninfektionen und Schlafstörungen des Kindes, als er je hatte wissen wollen.

Außerdem wusste er weitaus mehr, als ihm lieb war, darüber, wie sehr Rachel Tamara Steele am Herzen lag. Es war eine wichtige Information für die Matrix, trotzdem bezog Val sie nicht mit ein. Sie beunruhigte ihn.

Er wusste, welches Bild seine Zielperson der Welt über sich vermitteln wollte. Es war weder viel, noch entsprach es der Wahrheit. Ihre vielschichtige Identität hielt sogar einer peinlich genauen Überprüfung stand. Val hätte keinen Anlass gesehen, sie infrage zu stellen, wäre ihm nicht längst bekannt gewesen, dass die Frau eine Hochstaplerin, Diebin und Mörderin war. Sie hatte Erfahrung im Bankbetrug, in schmutzigen Immobiliengeschäften, im Waschen von Geld und zahllosen anderen kriminellen Delikten. Zudem war sie eine begnadete Lügnerin.

Andererseits, was war schon die Wahrheit? Er verurteilte Steele nicht. Sein eigenes Leben war ein derart dichtes und komplexes Lügengespinst, dass er nicht länger unterscheiden konnte, welche Charaktermerkmale tatsächlich zu ihm gehörten. Er war nur ein Kartenhaus, darunter gähnende Leere. Papier und Pappkarton.

Verärgert verjagte er den ablenkenden Gedanken. Diese Art von wehleidiger Selbstbetrachtung war dumm und führte zu nichts. Er hatte keine Zeit für nutzlose philosophische Grübeleien.

Die Sicherheitsvorkehrungen sowohl des Arztes als auch des Psychologen mochten inadäquat sein, aber auf Steeles Festung traf das nicht zu. Val kannte den Grundriss ihres Anwesens von Satellitenbildern, die ihm Prime Security Solutions – die private Sicherheitsfirma, für die er verdeckt operierte – zur Verfügung gestellt hatte, doch er konnte sich kein Stück weiter an Steeles hochmodernes Sicherungssystem heranwagen, ohne aufzufliegen.

Darum brauchte er eine Rechtfertigung, um sich ihr zu nähern. Bei jemandem, der so paranoid und menschenscheu war wie sie, war das eine große Herausforderung.

Val rätselte noch immer, was eine Berufskriminelle wie Steele bewogen haben mochte, ein kleines Kind zu adoptieren. Sollte es zur Tarnung dienen, so war das Ganze umständlich und unpraktisch, und die Frau, die sich derzeit Tamara Steele nannte, hatte sich in der Vergangenheit nie anders als skrupellos effizient gezeigt.

Val stieß ein Seufzen aus, mit dem er sich sein Scheitern eingestand, und rappelte sich hoch. Er beugte die Knie und schüttelte die nackten Füße aus, um den Blutfluss in Gang zu bringen, dann schnippte er mit den Fingern unter der geräuschempfindlichen Lampe, um das Licht in der Hotelsuite anzuschalten. Barfuß ging er geräuschlos zur Kochnische und betätigte den Heißwasserhahn des Trinkwasserapparats, um sich einen Lapsang-Souchong-Tee aufzubrühen. Als er den Teebeutel entfernte, fiel ihm auf, dass er dieselbe Sorte gekauft hatte wie letzte Woche, weil sie ihm schmeckte. Es schien eine banale Kleinigkeit zu sein, doch ein Lapsus wie dieser konnte einen Mann das Leben kosten.

Er musste gewissenhafter sein. Er hätte Kaffee, Fruchtsaft, einen Energydrink kaufen sollen. Irgendetwas anderes jedenfalls. Keine Gewohnheiten. Es war eine der ersten Lektionen, die er als Agent gelernt hatte. Gewohnheiten waren tödlich. Bald wurden sie zu Bedürfnissen. Ein Agent konnte sich keine Bedürfnisse oder auch nur Präferenzen leisten. Er musste ein unbeschriebenes Blatt sein, um sich in alles und jeden verwandeln zu können. Leicht und leer, biegsam wie ein Turner. Bereit, jede Richtung einzuschlagen. Imres Training zahlte sich dabei aus.

Nur dass Imre nie gewollt hätte, dass Val ein Mann aus Papier und Pappkarton wurde. Ein leerer Mensch, der nichts sein Eigen nannte.

Er inhalierte den aromatischen Duft des Tees und fühlte sich seltsam rebellisch. Dann wurde er eben nachlässig, immerhin gab es keine Zuschauer. Er war nicht mehr als eine Fliege an einer Wand am Arsch der Welt, die Steele voll rätselhafter Faszination dabei zusah, wie sie mit ihrer Ziehtochter spielte. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass sie ihn mit ziemlicher Sicherheit umbringen würde, wenn sie wüsste, was PSS von ihr wollte, und dass Val womöglich gezwungen sein würde, entweder sie oder ihr Kind zu kidnappen, hätte er das Ganze beinahe genossen.

Und diese Entwicklung alarmierte ihn von allem am meisten.

Lös dich von ihr, ermahnte er sich. Die Frau war mörderisch gefährlich. Vor einigen Jahren hatte sie sich mit Kurt Novak, Gabor Novaks Sohn und Erbe von dessen Mafiaimperium, eingelassen. Während dieser Episode, die mit Kurt Novaks spektakulärem, theatralischem Tod geendet hatte, hatte Georg Luksch, Kurts erster Mann, eine brennende Besessenheit für sie entwickelt.

Steele hatte seine Aufmerksamkeit nicht erwidert. Stattdessen war sie seit jenem blutigen Tag wie vom Erdboden verschluckt.

Val hatte sie gefunden, doch jetzt wünschte er sich, es wäre ihm nicht gelungen. Er wollte sie nicht an Luksch ausliefern, den man im besten Fall als einen Schwerkriminellen bezeichnen konnte, der durch Drogen- und Menschenhandel und zahlreiche andere Verbrechen reich geworden war, und im schlimmsten Fall als einen psychopathischen Irren. Aber PSS war nicht geneigt, einen solch immens reichen Klienten zu kritisieren.

Val nahm die Tasse mit zu seinem Laptop, der in der Mitte des Zimmers auf dem Parkettboden stand, und kauerte sich davor. Seine nackte Brust war von einer Gänsehaut überzogen, aber er hatte keine Lust, ein T-Shirt zu suchen oder die Heizung anzudrehen, außerdem würde der Tee ihn wärmen.

Er klickte durch das Material, das er gestern gefilmt hatte. Die Schwimmstunden des Kindes. Er trank einen Schluck von dem heißen, bitteren Tee und arbeitete sich weiter bis zu seiner Lieblingsstelle vor. Schon wieder erlaubte er sich eine Vorliebe. Wie bei dem Tee. Eine für ihn untypische Schwäche.

Von einem Moment zum nächsten würde sie sich in ein Bedürfnis verwandeln. Und dann in eine Obsession. Val hatte sich schon immer gefragt, wie sich eine Obsession wohl anfühlen mochte. Offensichtlich kannte er nun die Antwort.

Steele kam gerade aus der Damenumkleide, ruhig und graziös wie ein weiblicher Panther inmitten einer Traube pausbackiger, plappernder Frauen mit ihrem lärmenden Nachwuchs. Sie führte das kleine Mädchen mit den großen Augen und dem wackeligen Gang behutsam an der Hand.

Ihr Körper war atemberaubend in dem schwarzen Einteiler. Val beobachtete sie immer, wenn sie aus der Umkleidekabine kam, war inzwischen süchtig nach dem heißen Adrenalinstoß verzückter Überraschung, der ihn jedes Mal wieder durchzuckte, auch wenn er die Szene schon häufig gesehen hatte. Er übersprang den Schwimmunterricht, den er sich schon bis zum Erbrechen angeguckt hatte, und spulte weiter zu der Aufnahme, wo Steele das tropfnasse Kind aus dem Wasser hob, bevor sie sich selbst auf den Beckenrand hievte und dort sekundenlang in der perfekten Angriffshaltung eines Raubtiers verharrte. Val bewunderte ihre Rundungen, die Lichter und Schatten an ihrem nassen Körper. Ihre straffen, vollen Brüste. Die dezente Mandolinenform, die ihre Hüften und ihr Gesäß bildeten. Ihre endlos langen, starken, anmutigen Beine.

Val hatte in seiner Karriere viele Frauen verführt, und einige davon waren sehr schön gewesen, trotzdem hatte er nie zuvor vergleichbar auf eine rein visuelle Stimulation reagiert. Wenn er ehrlich war, auch auf sonst keine Stimulation, ob nun visueller oder anderer Natur. Er mochte Sex, trotzdem ging er auch dabei wie üblich drei Schritte auf Distanz – vor allem wenn ein beruflicher Kontext bestand. Seit er für PSS tätig war, erwartete man dort von ihm, seine Optik und seinen Körper als Mittel zum Zweck einzusetzen. Seine sexuelle Technik war makellos, aber er blieb cool dabei. Ausnahmslos.

Warum also geriet er jetzt ins Schwitzen? Warum hechelte er wie ein hormongesteuerter Teenager? Es gab keine logische Erklärung. Und keine Entschuldigung.

Bei der Vorstellung, wie Tamara Steele von diesem Wichser Georg Luksch beschmutzt wurde, ballte Val unwillkürlich die Fäuste. Ihm stieg die Galle hoch. Ein schlechtes Zeichen.

So, hier kam er, der beste Teil. Die Damenumkleide. In der Nacht, als Val ins Schwimmbad eingebrochen war, hatte er hinter der Neonlampe im Duschbereich ein Versteck für die winzige Kamera gefunden. Er hatte nicht widerstehen können. Immerhin konnte ein genauer Blick auf den nackten Körper der Zielperson wichtige Informationen liefern.

Schwachsinn. Leider war er im Selbstbetrug nicht halb so talentiert wie im Belügen der restlichen Welt.

Die Bilder waren absolut unglaublich. Die hoch sitzenden Brüste, die vom Wasser umspielten harten braunen Nippel, als Steele sich einseifte. Das bereits geduschte Kind war in ein Handtuch gewickelt und spielte mit einem Gummifrosch, ohne sich der Nacktheit der Mutter bewusst zu sein. Tamara spülte sich ab. Die Seifenlauge rann über den winzigen Streifen dekorativen Schamhaars, der ihre ansonsten glatte, epilierte Intimzone bedeckte, hinab und verteilte sich in den verlockenden Vertiefungen ihres Schoßes.

Tamara Steele ignorierte die anderen Frauen im Raum, die mit offenem Mund einen Körper bestaunten, wie sie ihn nur aus den retuschierten Herrenmagazinen ihrer Ehemänner kannten.

Vals Handy klingelte. Extrem verärgert über die Störung tastete er nach dem Ohrhörer, der an seinem Hosenbund befestigt war.

Er hakte ihn an sein Ohr. »Was ist?«, fragte er unwirsch.

»Und?« Es war Hegel, sein direkter Vorgesetzter bei PSS, der Mann, der ihn rekrutiert und ausgebildet hatte. Sein Tonfall zerrte an Vals Nerven. Sein Pech. Ressentiments waren noch etwas, das er sich nicht leisten konnte.

»Und was?«, gab er zurück.

»Es ist zwei Wochen her, seit Sie sie lokalisiert haben. Die Bosse sitzen mir im Nacken. Hören Sie auf, über der Sache zu brüten wie eine verfluchte Henne. Haben Sie das Kind inzwischen?«

Val verkantete den Kiefer. »Das ist keine gute Herangehensweise.«

»Aber die schnellste«, konterte Hegel. »Wir brauchen Resultate.«

Val schwieg einen Moment. »Ich bin noch nicht mal sicher, ob sie sich genug aus dem Kind macht, um es als wirksames Druckmittel einsetzen zu können. Darum würde ich zuerst gern eine subtilere Methode versuchen.«

»Subtil. Dass ich nicht lache.« Hegel knurrte wie ein Hund. »Kommen Sie, Janos. Als ehemaliger Schläger von Daddy Novak sollten Sie sich professioneller verhalten. Wie sieht Ihr brillanter Alternativplan denn aus? Wollen Sie ihr eins über den Schädel ziehen und sie in eine Kiste stecken? Mein Einverständnis haben Sie, solange Sie es nur bald tun.«

Val biss die Zähne zusammen. Drei Schritte zurück. Hegel liebte es, ihm seine frühere Verbindung zu Novaks Organisation unter die Nase zu reiben, doch das konnte ihn nur dann provozieren, wenn er es zuließ.

»Ich arbeite daran«, antwortete er schließlich.

»Hm. Arbeiten Sie härter, Janos. Ich hoffe nur, Sie haben nicht plötzlich Skrupel wegen des Kindes. Genau dadurch haben Sie beim letzten Mal Ihren Auftrag vermasselt. Der Geduldsfaden wird hier oben allmählich überspannt. Verdammt, ich hätte Henry diesen Job geben sollen. Dann wäre er längst erledigt.«

Val schwieg eisern. Hegel säte gern Zwietracht, in der Annahme, eine Situation, die er selbst destabilisiert hatte, besser kontrollieren zu können. Aber ihn konnte Hegel nicht kontrollieren. Er konnte ihn töten lassen, ja, das vielleicht schon. Kontrollieren konnte er ihn jedoch nicht.

Und er konnte auch Vals guten Draht zu seinem engsten Freund und Kollegen Henry Berne nicht kappen. Tatsächlich war Henry vielleicht sogar sein einziger Freund. Der Mann, der sich Val Janos nannte, hatte zwar »Freunde«, aber keiner wusste von seinem Doppelleben. Nur die Mitarbeiter von PSS kannten die Wahrheit, und unter ihnen konnte er ausschließlich Henry als seinen Freund betrachten.

Ein einziger Freund auf der Welt, es sei denn, er zählte Imre mit. Doch Imre fiel in eine ganz andere Kategorie.

»Dieser Job ist Ihr Ticket in den Ruhestand«, brummte Hegel. »Versauen Sie ihn nicht, Janos. Ich habe Ihr Überlegenheitsgetue satt. Ich würde Ihren Arsch gern gen Sonnenuntergang davonreiten sehen, weil die Alternative aufreibend und blutig wäre. Ganz zu schweigen von meiner persönlichen Verantwortung, nachdem ich der Idiot war, der Sie rekrutiert hat. Denken Sie darüber nach.« Hegel legte auf.

Val riss sich den Hörer vom Ohr. Er flog durchs Zimmer und knallte gegen die Wand, bevor Val die Chance hatte, sich wieder in seinen losgelösten Ruhemodus zu versetzen.

Gott. Zwölf lange Jahre, in denen er Blut geschwitzt und die Kugeln für diese undankbaren Bastarde abgefangen hatte, und trotzdem wagten sie es noch immer, ihm zu drohen.

Skrupel. Noch so eine Sache, die er sich nicht leisten konnte. Skrupel waren die meiste Zeit seines Lebens ein Problem für ihn gewesen. Ziemlich ironisch, wenn man bedachte, welche Karriere das Schicksal für ihn vorgesehen hatte. Sie waren ohne Zweifel Imres Einfluss zu verdanken. Im Geist konnte Val exakt hören, was sein Ziehvater zu dieser Geschichte zu sagen hätte, doch er blockte die Tirade ab, bevor sie ihm im Kopf herumschwirren konnte. Er hatte weder die Zeit noch die Energie für Schuldgefühle.

Er hatte Hegel gegenüber behauptet, dass er nicht wisse, ob Steele sich genug aus dem Kind machte, um es als Druckmittel einzusetzen, doch das war eine Lüge. Keine Frau mit ihrem Naturell würde auch nur eine Minute ihres Lebens auf Mutter-Kind-Schwimmen verschwenden oder darauf, im Park stundenlang einen Ball durchs Gras zu kicken, wenn keine Liebe im Spiel wäre. Sie machte sich sehr viel aus dem Kind.

Vom Standpunkt der Zweckmäßigkeit aus betrachtet, ließ sich schwerlich rechtfertigen, warum er nicht tat, was Hegel verlangte: das Kind kidnappen und mit den Verhandlungen beginnen.

Aber es widerstrebte ihm zutiefst, Kinder zu verletzen. Indem er das Mädchen entführte, würde er es verletzen. So etwas würde jedes Kind verletzen. Erst recht ein so kleines, ohnehin schon verwundetes.

Und dieses Kind war verwundet. Val kannte seine Geschichte, er hatte die Akten gelesen, die Befunde studiert. Er würde nicht derjenige sein, der Rachel den nächsten Schlag in einer endlosen Reihe von Schlägen versetzte. Die logistischen Probleme, die damit einhergingen, sich um ein kleines Kind mit medizinischen Problemen zu kümmern, mal völlig außen vor gelassen. Er würde ein Team benötigen. Es wäre eine chaotische, komplizierte, unschöne Angelegenheit. Eine Situation, die er gern vermeiden würde.

Im Lauf seiner Karriere war es ihm gelungen, Kinder zu verschonen und trotzdem erfolgreiche Resultate zu erzielen. Er hatte sich auf sein Glück und seine Cleverness verlassen, bis ihm das Glück letztes Jahr in Bogotá einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

Das Problem war den Bossen von PSS überdeutlich bewusst gewesen, was – abgesehen von dem winzigen Detail der Schussverletzungen, die er davongetragen hatte – den langen Urlaub erklärte, den sie ihm gegeben hatten.

Seither stand er nicht mehr in ihrer Gunst, sondern rechnete permanent damit, wie ein tollwütiger Hund abgeknallt zu werden. Jeden Morgen empfand er leises Erstaunen darüber, noch zu leben. Sie hatten bisher nicht die Zeit gefunden.

Val hatte schon zu hoffen begonnen, dass sie ihn für den Rest seines Lebens ignorieren würden, aber nein. Sie hatten ihn angerufen, damit er Steele aufspürte – und siehe da: Sie hatte eine kleine Tochter. Es war ein Test, und er konnte es sich nicht erlauben, den zu verpatzen.

Er klickte automatisch auf die Duschsequenz, in der Erwartung, dass ihn das feuchte weibliche Fleisch ablenken würde. Es half ihm nicht, ihr zuzusehen, wie sie mit der Kleinen spielte. Es machte ihn nervös, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Er konnte nicht klar denken, konnte sich nicht distanzieren und die drei Schritte zurückgehen. Nie zuvor hatte etwas seine Selbstkontrolle in diesem Ausmaß erschüttert.

Finden Sie die Schwachstelle. Dann nutzen Sie sie aus. Die Anweisung dröhnte durch seinen Kopf.

Vaffanculo, antwortete er gedanklich, um sie zu verjagen.

Der an seiner Hose befestigte Beeper schlug an. Val warf einen Blick darauf, und sein Magen krampfte sich zusammen. Es war ein numerischer Code, gesendet von Imres Hausreinigungsdienst in Budapest. Sie hatten die Anweisung, ihn zu benachrichtigen, sollte sich an Imres Gesundheitszustand oder Wohlergehen etwas ändern. Er hatte sich nie zuvor gemeldet. Der Code ließ ihn wissen, dass eine dringende Nachricht in seiner Mailbox auf ihn wartete. Etwas stimmte nicht mit Imre.

Vals Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich. Seine Hand zitterte, als er die entsprechenden Passwörter in den Computer eingab, die Nachricht anklickte und dechiffrierte.

Ein paar knappe Zeilen informierten ihn darüber, dass die Frau, die er dafür bezahlte, für Imre zu kochen, zu putzen und einzukaufen, an diesem Tag gekommen war und die Tür aufgebrochen, die Wohnung verwüstet und Imre brutal zusammengeschlagen und bewusstlos auf dem Boden vorgefunden hatte. Er war im Krankenhaus, sein Zustand bedenklich.

Val starrte etwa drei Sekunden auf den Text, dann sprang er auf die Füße, stieß dabei seinen Tee um. Barfuß tapste er unbeholfen durch die dampfende Pfütze, während er sich sein Handy schnappte. Hastig zog er sich an, packte seinen Kram zusammen und dann los, los, los.

Er war außer Atem, benommen. Kämpfte mit einer Panik. Ganz ruhig. Drei Schritte zurück. Panik war ein weiterer Luxus, den er sich nicht leisten konnte.

Finden Sie die Schwachstelle. Dann nutzen Sie sie aus.

Seine Eingeweide verkrampften sich schmerzhaft. Allem Anschein nach hatte jemand seine gefunden.

2

Ein Adrenalinstoß riss sie abrupt aus dem Schlaf.

Jede Faser in Alarmbereitschaft, setzte Tam sich ruckartig auf, bevor sie sofort jeden ihr bekannten mentalen Trick anwendete, um den Traum auszusperren, der sie aufgeschreckt hatte. Wenn die Bilder ihre Krallen nicht in ihr Bewusstsein schlugen, ebbten die Gefühle schneller ab. Wenn auch niemals schnell genug.

In dieser Nacht konnte sie sie nicht abblocken. Eine Salve von Gewehrschüssen. Harte, unnachgiebige Hände, die sie unter einem fleckigen weißen Himmel nach unten drückten. Dunkle Silhouetten, schreiende Münder, aber sie konnte nicht hören, was sie schrien. Sie war taub vom Donnern der Gewehre.

Tamara kniff die Lider fest zusammen und sah dahinter die leblosen bleichen Gesichter, die blicklosen Pupillen, die aus dem Graben starrten. Die Erde, die in ihre offenen Augen regnete. Sie hatte versucht, sie ihnen zu schließen, es immer und immer wieder versucht, aber sie besaß keine Münzen, als Gewicht. Sie würden für immer offen stehen. Tam konnte nicht verbergen, was diese starrenden Augen aus ihr gemacht hatten.

Und dann die Angst, die Scham. Ihr brennender, ätzender Hass auf dieses böse, heimtückische Monster. Wegen dem, was er ihnen angetan hatte, was er ihr angetan hatte. Stengl.

Selbst nach sechzehn Jahren noch juckte es sie in den Fingern, ihn zu töten.

Tam presste die Hände vors Gesicht und versuchte, tief Luft zu holen, aber ihre Lungen beantworteten jeden halben Atemzug mit einem schmerzhaften Schluckauf, der ihren ganzen Körper schüttelte. Oh Gott. Sie hatte seit Jahren nicht mehr von Stengl und seiner Geheimpolizei oder dem Grauen von Sremska Mitrovica geträumt. Sie hatte die Erinnerung eingefroren, begraben und riesige Steine darauf gewälzt.

Aber etwas rollte die Steine einen nach dem anderen beiseite. Etwas namens Rachel. Wer hätte das gedacht?

Tamara schlang die Arme um die Knie. Ihr Körper tat weh, jeder Muskel war verkrampft. Ihr Herz klopfte so heftig, dass es sich anfühlte, als würde es explodieren.

Mondlicht strömte durch die großen Fenster ihres Schlafzimmers. Jedes Detail im Raum war so gewählt, dass es Ruhe und Trost ausstrahlen sollte, dabei hatte Tam eine geordnete, besinnliche Oase vor Augen gehabt, wo sie Sicherheit und inneren Frieden finden würde. Welch ein Trugschluss. Der Schlaf war für sie ein gefährlicher Ort.

Die elektronisch programmierten Jalousien würden automatisch kurz vor der Morgendämmerung nach unten fahren, um das Zimmer dunkel zu halten, damit Rachel länger schlief, doch das Mondlicht erschien ihr blendend hell und warf Schatten, kalt und scharf wie Messer.

Sie betrachtete das Bündel, das neben ihr im Bett lag. Rachel regte sich und murmelte etwas im Schlaf. Tam streckte sich neben ihr aus und streichelte den Rücken des Kindes. Sie wusste nicht, ob es vernünftig war, ihre Albträume mit zu dem unschuldigen kleinen Mädchen ins Bett zu nehmen, aber Rachel würde um keinen Preis der Welt allein schlafen.

Doch wenn Tam aufrichtig zu sich selbst war, enttarnte sie diese Erklärung als billige Ausrede. Sie mochte es einfach, Rachel nahe bei sich zu wissen. Sie liebte es, ihr beim Schlafen zuzusehen, zu beobachten, wie sich ihr kleiner Brustkorb hob und senkte, die glückselige Ruhe in ihrem Gesicht zu bestaunen. Ihren warmen Körper zu berühren und zu knuddeln. Und sie liebte es, da zu sein, wenn Rachel nachts nach ihr tastete und sie sofort fand. Das war das wenigste, das sie ihr geben konnte, wenn man bedachte, was dem kleinen Mädchen schon alles genommen worden war.

Sie nun anzusehen, schenkte Tam Frieden. Sie mochte selbst keine einzige Nacht durchschlafen, aber Rachel dabei zu beobachten, war fast genauso gut. Wenn Tamara neben ihr lag, verspürte sie immer diese wundersame Empfindung, die sie nach den abenteuerlichen Vorfällen mit den Organpiraten überkommen und seitdem nicht mehr losgelassen hatte. Dieses weiche Glühen in ihrer Brust. Das Dahinschmelzen.

Das Problem war nur, dass Tams emotionale Abwehr zusammen mit ihrem Herz dahinschmolz und sie absolut noch nicht darauf vorbereitet war, ohne diesen Schutz auszukommen. Es war beängstigend.

Rachel drehte sich um, schlang einen dünnen, dabei aber erstaunlich kräftigen Arm um Tams Hals und zog sie in eine nach Babyseife, saurer Milch und Zahnpasta riechende Umarmung, die ihr die Luft abdrückte.

Tam hielt das kleine Mädchen fest und fand Trost in der Wärme ihres anschmiegsamen, sehnigen Körpers. Rachel vibrierte vor Leben, sie strahlte wie eine kleine Sonne. Ihr nahe zu sein, fütterte einen Teil in Tam, der dem Verhungern nahe gewesen war. Einen Teil, den sie für mausetot gehalten hatte.

Rachel brauchte sie so dringend. Oder vielmehr brauchte das Kind irgendjemanden und hatte das fragwürdige Glück gehabt, dass Tamara im psychologisch entscheidenden Moment da gewesen war. Und schwuppdiwupp … schon hatte die Kleine an ihr geklebt wie eine Klette. Unversehens hatte Tam feststellen müssen, dass sie sich danach sehnte, gebraucht zu werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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