Suizid, Suizidalität und Trauer - Marion Schenk - E-Book

Suizid, Suizidalität und Trauer E-Book

Marion Schenk

4,9

Beschreibung

Wenn sich ein naher Angehöriger das Leben nimmt, sind die Zurückgebliebenen von der Intensität der eigenen Emotionen und ihren Gedanken zu Schuld und Verantwortung überwältigt. Darüber hinaus werden diese Trauernde mit Vorwürfen, Ablehnung, Verurteilung oder Schuldzu­weisungen durch das Umfeld konfrontiert. Diese Umstände belasten den Trauer­ver­lauf zusätzlich. Häufig spüren sie in sich einen Nachsterbewunsch. Die Systemische Beraterin und Sozialtherapeutin Marion Schenk klärt über suizidale Entwicklungen und die Vielfältigkeit möglicher Ursachen für eine Selbsttötung auf und zeigt Wege der Begleitung. Dabei richtet sie den Blick auf die Hinterbliebenen und ihre Ressourcen. Durch die Verknüpfung von theoretischen Informationen mit praktischen Beispielen können Unsicher­heit und Angst bei Begleitern ver­­ringert werden und ihre Handlungskompetenz wird gestärkt.

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Die Buchreihe Edition Leidfaden ist Teil des Programmschwerpunkts »Trauerbegleitung« bei Vandenhoeck & Ruprecht, in dessen Zentrum seit 2012 die Zeitschrift »Leidfaden – Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer« steht. Die Edition bietet Grundlagen zu wichtigen Einzelthemen und Fragestellungen im (semi-)professionellen Umgang mit Trauernden.

Marion Schenk

Suizid, Suizidalität und Trauer

Gewaltsamer Tod und Nachsterbewunsch in der Begleitung

Mit 10 Abbildungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-647-40238-3

eISBN 978-3-647-99650-9

Umschlagabbildung: Hannchen86/photocase.de

© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Umschlag: SchwabScantechnik, Göttingen Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen

Inhalt

Einführung

Zahlen – Fakten – Zusammenhänge

Statistische Betrachtungen

Risikofaktoren, die suizidale Entwicklungen begünstigen

Risikofaktoren, die suizidale Entwicklungen auslösen

Komplexität der Risikofaktoren

Suizidaler Verlauf

Trauer nach Suizid

Suizid und Trauer konkret

Fallbeispiele Suizid

Fallbeispiele Trauer nach Suizid

Begleitung und Beratung nach Suizid

Integrative Trauerbegleitung

Trauerbegleitung nach Suizid

Trauerbegleitung bei Suizidalität

Begleitung von Kindern und Jugendlichen

Trauerbegleiter und Berater

Literatur

Abbildungsnachweis

Einführung

Wenn man als Begleiter plötzlich und unvorbereitet zum ersten Mal mit dem Thema Suizidalität konfrontiert wird, ist es nicht untypisch, dass sich Unsicherheit einstellt, wie man am besten reagieren soll. Soll man reden oder schweigen? Und man fragt sich: »Wie kann ich Betroffene ansprechen und ihnen Halt geben, sie sinnvoll begleiten und in ihrer Trauer unterstützen?«

War man bisher noch nie einer derartigen Situation ausgesetzt, kann es schwerfallen, überhaupt Akzeptanz für Suizidgedanken oder eine verübte Selbsttötung aufzubringen. Verständnis und Mitgefühl zu zeigen, ist schwierig, wenn die Handlung der durch Suizid Verstorbenen oder die Gedanken der Hinterbliebenen nicht nachvollzogen werden können. Ist man informiert und hat Zusammenhänge erkannt, gibt das die Sicherheit, die die Begleitung Suizidtrauernder erfordert.

Neben Sexualität oder Alkohol sind Tod, Trauer und Suizid immer noch Themen, die mit einem Tabu behaftet sind. Der zunehmenden Medienpräsenz ist es zu verdanken, dass neben Tod und Trauer auch Suizidalität als möglicher menschlicher Impuls gesehen wird. So kann man beobachten, dass das Literaturangebot dazu seit ein paar Jahren stetig zunimmt.

War man als Trauerbegleiter oder Berater, Bestatter oder Seelsorger, Mitglied einer Hospizgruppe, als Leiter einer Selbsthilfegruppe oder als Ausbildungsreferent auf der Suche nach einem speziellen Angebot zu grundlegenden Informationen, zum Erkennen von Zusammenhängen, mit Beispielen aus der Praxis und gleichzeitig zur Unterstützung in der Trauer nach Suizid, fiel die Entscheidung für eine Publikation schwer. Mit diesem Band möchte ich diese Lücke schließen. Suizid, Suizidalität und Trauer soll Einstiegsbuch in das Thema Suizid und Suizidalität sowie Arbeitsbuch in der Trauer nach einem Suizid sein. Da durch das Betrachten möglicher Risikofaktoren die Gefahr suizidaler Entwicklungen (in der Trauer) erkannt und ihr entgegengewirkt werden kann, hat das Buch auch einen präventiven Charakter und ist deshalb nicht nur für die Begleitung Trauernder interessant.

Fallbeispiele zeigen die persönliche Betroffenheit und Trauerreaktionen nach einer Selbsttötung sowie mögliche Faktoren, die suizidale Entwicklungen begünstigt oder ausgelöst haben können. Auch der Umgang mit Suizidalität beziehungsweise dem sogenannten Nachsterbewunsch in der Trauer findet Beachtung.

Beim Schreiben konnte ich Erfahrungen aufgrund eigener Betroffenheit nach einem Suizidversuch und einem Suizid naher Menschen sowie durch Gruppen- und Einzelarbeit mit Hinterbliebenen nach Suizid und als Dozentin in Seminaren zu Trauer und Suizidalität einfließen lassen.

Mithilfe der eingesetzten Praxismethoden habe ich einen integrativen Ansatz in der Begleitung und Beratung Suizidtrauernder entwickelt, den ich hier vorstelle. Die Interventionen sind spezielle Unterstützungsmöglichkeiten, die aber nicht nur der Trauerarbeit nach Suizid eine besondere Qualität geben.

Zur besseren Lesbarkeit des Textes verzichte ich auf die Nennung beider Geschlechtsformen, meine dabei aber immer Frauen und Männer.

Zahlen – Fakten – Zusammenhänge

Der Entschluss eines Menschen, durch Selbsttötung zu sterben, ist für Außenstehende und Hinterbliebene in der Regel schwer nachvollziehbar. Für zurückbleibende nahe Angehörige ist es besonders schwierig, das Geschehene zu akzeptieren, wird der Tod doch nicht unmittelbar durch äußere Einflüsse wie Unfall oder Naturkatastrophe, durch sichtbare Veränderungen wie körperliche Erkrankung oder Alterungsprozesse ausgelöst, sondern durch den Menschen selbst herbeigeführt.

Die aktuell wohl umfassendste Definition zu Suizidalität liefern Wolfersdorf und Etzersdorfer (2011). Sie sehen Suizidalität als die Summe aller Denk-, Erlebens- und Verhaltensweisen eines Menschen, die den eigenen Tod anstreben beziehungsweise in Kauf nehmen. Suizidales Denken und Handeln gibt es, seit es Menschen gibt, wobei suizidale Handlungen in einen oder in einen vollendeten münden können. Suizidalität ist ein zu tiefst menschliches Geschehen und Erleben, das in seiner Komplexität nie vollständig verstehbar sein wird, das grundsätzlich aber allen Menschen möglich ist. Suizidalität ist meist kein Ausdruck von Freiheit und Wahlmöglichkeit, sondern einer Einengung durch objektive und/oder subjektiv erlebte Not, durch das psychische und/oder körperliche Befinden beziehungsweise dessen Folgen sowie durch gesellschaftlich-kulturelle und ideologische Rahmenbedingungen (Wolfersdorf u. Etzersdorfer, 2011).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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