Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wenn sich ein naher Angehöriger das Leben nimmt, sind die Zurückgebliebenen von der Intensität der eigenen Emotionen und ihren Gedanken zu Schuld und Verantwortung überwältigt. Darüber hinaus werden diese Trauernde mit Vorwürfen, Ablehnung, Verurteilung oder Schuldzuweisungen durch das Umfeld konfrontiert. Diese Umstände belasten den Trauerverlauf zusätzlich. Häufig spüren sie in sich einen Nachsterbewunsch. Die Systemische Beraterin und Sozialtherapeutin Marion Schenk klärt über suizidale Entwicklungen und die Vielfältigkeit möglicher Ursachen für eine Selbsttötung auf und zeigt Wege der Begleitung. Dabei richtet sie den Blick auf die Hinterbliebenen und ihre Ressourcen. Durch die Verknüpfung von theoretischen Informationen mit praktischen Beispielen können Unsicherheit und Angst bei Begleitern verringert werden und ihre Handlungskompetenz wird gestärkt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 172
Veröffentlichungsjahr: 2014
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Die Buchreihe Edition Leidfaden ist Teil des Programmschwerpunkts »Trauerbegleitung« bei Vandenhoeck & Ruprecht, in dessen Zentrum seit 2012 die Zeitschrift »Leidfaden – Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer« steht. Die Edition bietet Grundlagen zu wichtigen Einzelthemen und Fragestellungen im (semi-)professionellen Umgang mit Trauernden.
Marion Schenk
Suizid, Suizidalität und Trauer
Gewaltsamer Tod und Nachsterbewunsch in der Begleitung
Mit 10 Abbildungen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-647-40238-3
eISBN 978-3-647-99650-9
Umschlagabbildung: Hannchen86/photocase.de
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Umschlag: SchwabScantechnik, Göttingen Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen
Inhalt
Einführung
Zahlen – Fakten – Zusammenhänge
Statistische Betrachtungen
Risikofaktoren, die suizidale Entwicklungen begünstigen
Risikofaktoren, die suizidale Entwicklungen auslösen
Komplexität der Risikofaktoren
Suizidaler Verlauf
Trauer nach Suizid
Suizid und Trauer konkret
Fallbeispiele Suizid
Fallbeispiele Trauer nach Suizid
Begleitung und Beratung nach Suizid
Integrative Trauerbegleitung
Trauerbegleitung nach Suizid
Trauerbegleitung bei Suizidalität
Begleitung von Kindern und Jugendlichen
Trauerbegleiter und Berater
Literatur
Abbildungsnachweis
Einführung
Wenn man als Begleiter plötzlich und unvorbereitet zum ersten Mal mit dem Thema Suizidalität konfrontiert wird, ist es nicht untypisch, dass sich Unsicherheit einstellt, wie man am besten reagieren soll. Soll man reden oder schweigen? Und man fragt sich: »Wie kann ich Betroffene ansprechen und ihnen Halt geben, sie sinnvoll begleiten und in ihrer Trauer unterstützen?«
War man bisher noch nie einer derartigen Situation ausgesetzt, kann es schwerfallen, überhaupt Akzeptanz für Suizidgedanken oder eine verübte Selbsttötung aufzubringen. Verständnis und Mitgefühl zu zeigen, ist schwierig, wenn die Handlung der durch Suizid Verstorbenen oder die Gedanken der Hinterbliebenen nicht nachvollzogen werden können. Ist man informiert und hat Zusammenhänge erkannt, gibt das die Sicherheit, die die Begleitung Suizidtrauernder erfordert.
Neben Sexualität oder Alkohol sind Tod, Trauer und Suizid immer noch Themen, die mit einem Tabu behaftet sind. Der zunehmenden Medienpräsenz ist es zu verdanken, dass neben Tod und Trauer auch Suizidalität als möglicher menschlicher Impuls gesehen wird. So kann man beobachten, dass das Literaturangebot dazu seit ein paar Jahren stetig zunimmt.
War man als Trauerbegleiter oder Berater, Bestatter oder Seelsorger, Mitglied einer Hospizgruppe, als Leiter einer Selbsthilfegruppe oder als Ausbildungsreferent auf der Suche nach einem speziellen Angebot zu grundlegenden Informationen, zum Erkennen von Zusammenhängen, mit Beispielen aus der Praxis und gleichzeitig zur Unterstützung in der Trauer nach Suizid, fiel die Entscheidung für eine Publikation schwer. Mit diesem Band möchte ich diese Lücke schließen. Suizid, Suizidalität und Trauer soll Einstiegsbuch in das Thema Suizid und Suizidalität sowie Arbeitsbuch in der Trauer nach einem Suizid sein. Da durch das Betrachten möglicher Risikofaktoren die Gefahr suizidaler Entwicklungen (in der Trauer) erkannt und ihr entgegengewirkt werden kann, hat das Buch auch einen präventiven Charakter und ist deshalb nicht nur für die Begleitung Trauernder interessant.
Fallbeispiele zeigen die persönliche Betroffenheit und Trauerreaktionen nach einer Selbsttötung sowie mögliche Faktoren, die suizidale Entwicklungen begünstigt oder ausgelöst haben können. Auch der Umgang mit Suizidalität beziehungsweise dem sogenannten Nachsterbewunsch in der Trauer findet Beachtung.
Beim Schreiben konnte ich Erfahrungen aufgrund eigener Betroffenheit nach einem Suizidversuch und einem Suizid naher Menschen sowie durch Gruppen- und Einzelarbeit mit Hinterbliebenen nach Suizid und als Dozentin in Seminaren zu Trauer und Suizidalität einfließen lassen.
Mithilfe der eingesetzten Praxismethoden habe ich einen integrativen Ansatz in der Begleitung und Beratung Suizidtrauernder entwickelt, den ich hier vorstelle. Die Interventionen sind spezielle Unterstützungsmöglichkeiten, die aber nicht nur der Trauerarbeit nach Suizid eine besondere Qualität geben.
Zur besseren Lesbarkeit des Textes verzichte ich auf die Nennung beider Geschlechtsformen, meine dabei aber immer Frauen und Männer.
Zahlen – Fakten – Zusammenhänge
Der Entschluss eines Menschen, durch Selbsttötung zu sterben, ist für Außenstehende und Hinterbliebene in der Regel schwer nachvollziehbar. Für zurückbleibende nahe Angehörige ist es besonders schwierig, das Geschehene zu akzeptieren, wird der Tod doch nicht unmittelbar durch äußere Einflüsse wie Unfall oder Naturkatastrophe, durch sichtbare Veränderungen wie körperliche Erkrankung oder Alterungsprozesse ausgelöst, sondern durch den Menschen selbst herbeigeführt.
Die aktuell wohl umfassendste Definition zu Suizidalität liefern Wolfersdorf und Etzersdorfer (2011). Sie sehen Suizidalität als die Summe aller Denk-, Erlebens- und Verhaltensweisen eines Menschen, die den eigenen Tod anstreben beziehungsweise in Kauf nehmen. Suizidales Denken und Handeln gibt es, seit es Menschen gibt, wobei suizidale Handlungen in einen oder in einen vollendeten münden können. Suizidalität ist ein zu tiefst menschliches Geschehen und Erleben, das in seiner Komplexität nie vollständig verstehbar sein wird, das grundsätzlich aber allen Menschen möglich ist. Suizidalität ist meist kein Ausdruck von Freiheit und Wahlmöglichkeit, sondern einer Einengung durch objektive und/oder subjektiv erlebte Not, durch das psychische und/oder körperliche Befinden beziehungsweise dessen Folgen sowie durch gesellschaftlich-kulturelle und ideologische Rahmenbedingungen (Wolfersdorf u. Etzersdorfer, 2011).
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!