Tante Dimity und der Fluch der Witwe - Nancy Atherton - E-Book
SONDERANGEBOT

Tante Dimity und der Fluch der Witwe E-Book

Nancy Atherton

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Krimi zum Wohlfühlen, Mitraten und Entspannen!

Lori Shepherd trifft bei einem Nähwettbewerb im Gemeindehaus die freundliche Mrs. Annabelle Craven. Die alte Dame erzählt aus ihrem bewegten Leben und über ihre wunderschönen Quilts, für die sie von allen bewundert wird. Doch dann macht Mrs. Craven ein verstörendes Geständnis: Ihr erster Ehemann liegt begraben unter dem Rosenbusch ihres Hauses. Lori ist schockiert. Ist es möglich, dass die zauberhafte alte Dame eine Mörderin ist? Lori beginnt Nachforschungen anzustellen ... Kann sie mit Tante Dimitys Hilfe den Fall aufklären?

Versüßen Sie sich die Lektüre mit Tante Dimitys Geheimrezepten! In diesem Band: Minnie’s Melting Moments.

beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung

"Die Tante Dimity Krimis sind wohltuend wie eine heiße Tasse Tee." (Booklist)




Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 314

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Minnies Melting Moments

Über dieses Buch

Bei einem Nähwettbewerb im Gemeindehaus trifft Lori die freundliche alte Dame Mrs. Annabelle Craven. Schnell kommen die beiden ins Gespräch, und Mrs. Craven erzählt Lori jede Menge über ihr Leben und die wunderschönen Quilts, für die sie alle bewundern. Doch dann macht sie ein verstörendes Geständnis: Sie hat ihren ersten Ehemann umgebracht und unter dem Rosenbusch ihres Hauses begraben.

Lori ist schockiert. Ist es möglich, dass die zauberhafte alte Dame eine Mörderin ist? Lori beginnt Nachforschungen anzustellen ... Kann sie mit Tante Dimitys Hilfe den Fall aufklären?

Über die Autorin

Nancy Atherton ist die Autorin der beliebten »Tante Dimity« Reihe, die inzwischen über 20 Bände umfasst. Geboren und aufgewachsen in Chicago, reiste sie nach der Schule lange durch Europa, wo sie ihre Liebe zu England entdeckte. Nach langjährigem Nomadendasein lebt Nancy Atherton heute mit ihrer Familie in Colorado Springs.

NANCY ATHERTON

Aus dem Amerikanischen von Barbara Röhl

beTHRILLED

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Dieses Werk wurde im Auftrag der Jane Rotrosen Agency LLC vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, Garbsen.

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer

Covergestaltung: Thomas Krämer

Illustration: © Ommo Wille

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-5317-4

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Aunt Dimity and the Widow’s Curse« bei Penguin Books, New York.

Copyright © der Originalausgabe 2017 by Nancy T. Atherton

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Für Emily Wunderlich,

die die Geduld einer Heiligen besitzt.

Kapitel 1

Annabelle Craven war eine mustergültige Nachbarin. Ruhig, ordentlich und unfehlbar höflich war sie die Art von Nachbarin, bei der man sich darauf verlassen konnte, dass sie einer panischen Bäckerin eine Tasse Zucker lieh oder einen Blumenkasten goss, dessen Besitzer in den Urlaub gefahren war.

Niemand wusste, wie alt genau Mrs. Craven war. Sie sprach nie darüber, und es wäre ungezogen gewesen, sich zu erkundigen, doch jeder, der Augen im Kopf hatte, sah, dass sie schon etwas älter war. Ihre Tweedröcke und -blazer hingen ihr lose um den schmal gewordenen Körper, ihre weichen grauen Augen spähten aus einem von Runzeln durchzogenen Gesicht, und sie trug ihr langes weißes Haar zu einem kleinen Knoten auf dem Hinterkopf aufgesteckt. Auch ihre Röcke und Blazer aus Tweed waren schon älter, doch alles war von guter Qualität, gepflegt und würde sie höchstwahrscheinlich überleben.

Für eine Frau ihres fortgeschrittenen Alters war Mrs. Craven von bemerkenswert guter Gesundheit. Ihr Augenlicht war ungetrübt, sie hörte ausgezeichnet, und mit ihren geschickten Fingern konnte sie immer noch die kompliziertesten Knoten lösen. Sie bewegte sich langsam, aber sicher und ohne die Hilfe eines Stocks oder eines Rollators. Alle, die sie kannten, waren sich einig darüber, dass ihr Geist ebenso agil war wie ihre Finger. Sie konnte sich in jedem Gespräch behaupten und war überhaupt nicht vergesslich. Wenn Mrs. Craven eine Verabredung traf, hielt sie sie ein.

Mrs. Craven wohnte in Finch, einem kleinen, verschlafenen Dorf zwischen den wogenden Hügeln und Patchwork-Feldern der Cotswolds, einer ländlichen Idylle, die in zahllosen Reiseführern als eine der schönsten Regionen Englands beschrieben wird.

Ich teilte die Meinung der Reiseführer. Meine Familie und ich lebten in der Nähe von Finch in einem honigfarbenen Cottage an einer schmalen, kurvenreichen Straße, die von hohen Hecken gesäumt wurde. Obwohl mein Mann Bill und ich Amerikaner waren, lebten wir schon so lange in England, dass wir eine leichte Sucht nach Scones, Sahne und Erdbeermarmelade entwickelt hatten.

Wir hielten unsere Sucht durch ein ausgefülltes, geschäftiges Leben in Schach. Bill leitete in einem Büro mit Aussicht auf den Dorfanger die europäische Niederlassung der angesehenen Bostoner Anwaltskanzlei seiner Familie; unsere zehnjährigen Söhne Will und Rob besuchten im nahegelegenen Marktflecken Upper Deeping die Morningside School, und ich jonglierte meine anspruchsvollen Rollen als Ehefrau, Mutter, Freundin, Nachbarin, ehrenamtliche Helferin und oberste Baby-Bändigerin.

Unsere Tochter Bess war dreizehn Monate alt und schrecklich mobil. Die Liste ihrer Todeswünsche umfasste Treppen, Küchenherde, Bäche, Schlangen, Wespen und scharf geschliffene Messer, beschränkte sich aber keineswegs darauf.

Das sechste Mitglied unserer Familie war Stanley, ein eleganter schwarzer Kater mit löwenzahngelben Augen. Stanley hegte eine ausgesprochene Vorliebe für Bill, tolerierte den Rest von uns aber freundlich. Er beschäftigte sich hauptsächlich damit, in Bills Lieblingssessel zu schlafen und seinen langen, geschwungenen Schwanz vor Bess in Sicherheit zu bringen.

Bills Vater, William Willis senior, hatte unser Glück komplett gemacht, als er sich von seiner Position an der Spitze der Familienkanzlei zurückgezogen hatte und nach England übergesiedelt war, um in der Nähe seiner Enkel zu sein. Als vornehmer und gut betuchter Witwer hatte Willis senior manch ein hoffnungsvolles Herz gebrochen, als er die bekannte Aquarellmalerin Amelia Bowen ehelichte. Die Frischvermählten lebten knapp außerhalb von Finch in Fairworth House, einem eleganten georgianischen Herrenhaus, das von einem bescheidenen Anwesen umgeben war.

Mrs. Craven bewohnte Bluebell Cottage, ein winziges Juwel in der Reihe der Häuser aus gold getöntem Stein, die um den Dorfanger standen. Einige Jahre nachdem Bill und ich unser Cottage bezogen hatten, übernahm sie ihr kleines Häuschen und ich muss beschämt zugeben, dass ich nicht da war, um sie zu begrüßen. Damals hatte ich mit den Zwillingen alle Hände voll zu tun, denn die beiden mussten von ihren Windeln entwöhnt werden. Ich war so beschäftigt damit gewesen, den Toilettengang spaßig zu gestalten, dass ich keinen Gedanken für eine neue ältere Nachbarin übrig hatte.

Doch seither hatte ich viele Gedanken auf Mrs. Craven verwendet. Wenn sich unsere Wege trafen, blieb ich stehen, um mit ihr zu plaudern, und das passierte fast täglich. Wie der Rest unserer Nachbarn legten Mrs. Craven und ich Teepausen in Sally Cooks Teesalon ein; nahmen an den wöchentlichen Mitsing-Abenden in Peacock’s Pub teil, besuchten die Gottesdienste in der Kirche St. George’s und kauften in Taxman’s Emporium ein, so der hochtrabende Name von Finchs Gemischtwarenladen.

Ich konnte auch damit rechnen, Mrs. Craven bei den vielen Ereignissen im Dorf anzutreffen, die verhinderten, dass unser verschlafenes Dorf zu tief vor sich hindämmerte. Nichts, nicht einmal das wechselhafte britische Wetter, konnte sie von der Blumenausstellung, der Kunstausstellung, dem Kirchenbasar und dem Erntefest fernhalten, und sie kam immer früh genug, um beim Krippenspiel einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Sie war in Finch berühmt dafür, dass sie die Schäferhundprüfungen mit einem antiken Opernglas verfolgte, und sie schien viel Vergnügen daran zu finden, meinen pferdeverrückten Söhnen und ihren Freunden zuzusehen, wenn sie beim Sportfest um die Siegesschleifen wetteiferten.

Mrs. Craven hatte keine eigenen Kinder und keine engen Verwandten. Sie hatte die meisten ihrer Freunde überlebt und ihren geliebten Mann durch die tragische Alzheimer-Krankheit verloren. Einmal hatte sie mir erzählt, dass sein langes Siechtum und schließlich sein Tod sie dazu bewogen hätten, ihr altes Dorf zu verlassen und an einem Ort, der nicht mit schmerzlichen Erinnerungen behaftet war, von vorn anzufangen. Ich hatte ihr erklärt, sie habe sich ihr neues Zuhause gut ausgesucht.

Jeder in Finch mochte Mrs. Craven. Da sie selbst kein Auto besaß, war stets jemand zur Stelle, um sie nach Upper Deeping zur Bank, zum Arzt oder zur Schnäppchenjagd beim samstäglichen Ausverkauf zu fahren. Sally Cook wurde es niemals überdrüssig, Rezepte mit ihr auszutauschen, Dick Peacock benannte einen seiner ungenießbaren Liköre nach ihr, und George Wetherhead, der schüchternste Mensch in Finch, entspannte sich in ihrer Gegenwart so weit, dass er ihr in die Augen sehen konnte, wenn sie miteinander plauderten. Mr. Barlow, der im Dorf der Mann für alles und außerdem unser Küster war, kümmerte sich um ihr Cottage, ohne etwas dafür zu verlangen, und James Hobson, pensionierter Lehrer und begeisterter Amateur-Historiker, liebte es, ihren Geschichten über die gute alte Zeit zu lauschen.

Mrs. Craven hätte an jedem Tag jede einzelne Minute ein blühendes gesellschaftliches Leben führen können, doch sie entschied sich dafür, den größten Teil ihrer Zeit allein in Bluebell Cottage zu verbringen. Dort frönte sie dem Quilten. Sie hatte ihr sonniges, nach vorn liegendes Schlafzimmer im ersten Stock in einen Arbeitsraum verwandelt, doch das war nicht das einzige Zimmer, das sie in den Dienst ihrer Kunst stellte. Der hilfsbereite Mr. Barlow hatte nach ihren genauen Angaben im Esszimmer, in der Abstellkammer, auf dem Dachboden und im nach hinten liegenden Zimmer Regale einbauen lassen. Darin standen Reihen um Reihen transparenter Plastikkisten, in denen sie ihre anscheinend über ein Leben hinweg zusammengetragenen wertvollen und seltenen Stoffe lagerte.

Obwohl sie ihr bestes Porzellan in einer hübschen Mahagoni-Anrichte im Esszimmer aufbewahrte, nutzte sie den ebenso schönen Mahagoni-Tisch als Arbeitsfläche. Ich hatte schon oft gesehen, wie die drei Schichten eines Quilts – Rückseite, Füllung und Oberseite – übereinander gelegt auf dem Esstisch lagen und auf die nächste Phase der Produktion warteten.

Der Esstisch genügte Mrs. Cravens Anforderungen, da sie keine großen Quilts für Doppelbetten fertigte. Sie spezialisierte sich auf Babyquilts, und ihre kleinen Quilts waren etwas ganz Besonders. Alle waren komplett von Hand genähte Einzelstücke.

Sie wollte nichts von fertigen Quiltsets aus Polyester oder den geschmacklosen, Kätzchen-‍, Hündchen- oder Teddymustern wissen, welche die Hersteller dieser Sets für ein Kinderzimmer geeignet befanden. Mrs. Craven verwendete nur die allerweichsten Baumwollstoffe, aus denen sie Patchwork-Quilts in leuchtenden Farben und in einer anscheinend endlosen Fülle traditioneller Muster nähte.

Ich hatte überhaupt keine Ahnung vom Quilten, doch die Namen der Muster verzückten mich. All die pastellfarbenen Kätzchen, Hunde und Teddys wirkten blutarm im Vergleich zu den erstaunlich farbenfrohen Mustern Geplauder der alten Jungfer, Johnny um die Ecke, viktorianischer Fächer, stürzender Baustein, Windrad oder zerbrochener Teller.

Mrs. Craven signierte ihre Quilts, indem sie auf jeden eine winzige schwarzweiße Kuh aufstickte. Sie hatte mir einmal erzählt, die kleinen Kühe seien ein Tribut an ihren Vater, der in ihrer Jugend im Dienst eines örtlichen Großgrundbesitzers eine preisgekrönte Herde Holstein-Rinder betreut hatte. Wenn wir Bluebell Cottage besuchten, machten meine Söhne sich ein Spiel daraus, auf ihren fertigen Quilts nach den Kühen zu suchen, und eine ganze Menge Erwachsene trieben das gleiche Spiel, wenn sie ihre Quilts beim Kirchenbasar ausstellte.

Von den zahlreichen Quilts, die Mrs. Craven schuf, waren meine liebsten auch die seltensten; die, welche sie »Quilts aus einem Guss« nannte. Diese schlichten Kunstwerke stellten weder ein aus Flicken zusammengesetztes Patchwork dar, noch waren sie bunt. Sie bestanden aus einer einzigen cremefarbenen Stoffbahn, die von einem Rand zum anderen mit komplizierten, akribisch ausgeführten Stickereien in cremefarbenem Faden geschmückt waren. Keltische Knoten, verschlungene Herzen, Federn, Fächer, Blumen, Blätter, Spiralen und Kometen waren nur einige der Muster, die ihren Weg auf Mrs. Cravens Quilts fanden, und während ihre Farbpalette zugegebenermaßen dezent war, waren ihre Stickereien außerordentlich schön.

Grant Tavistock und Charles Bellington, die in ihrem Cottage in Finch als Kunstschätzer und -restauratoren tätig waren, hielten Mrs. Craven für ein Genie. Sie hätten sie einem Dutzend Musemsdirektoren vorstellen können, die sich begeistert auf die Chance gestürzt hätten, ihre Handarbeiten auszustellen, doch sie war so bescheiden, dass sie es nicht einmal in Betracht zog, ihre Quilts einem sachkundigen Kurator vorzulegen.

Stattdessen verkaufte sie ihre kleinen Meisterwerke an einem Stand auf dem jährlich stattfindenden Kirchenbasar und spendete jedes Pfund von ihrem Erlös an St. George’s. Dank ihrer Spendentätigkeit besaß der Kirchhof jetzt ein Entwässerungssystem, das auch mit schweren Wolkenbrüchen fertigwurde, das Südportal hatte ein wasserdichtes Dach erhalten und das Friedhofstor neue schmiedeeiserne Angeln.

Mütter, die das Glück hatten, einen oder mehrere von Mrs. Cravens Quilts zu besitzen, neigten dazu, ihre Babys davon fernzuhalten, weil sie fürchteten, sie könnten sich baby-typische Flecken einfangen. Die drei schlichten Quilts, die ich ihr abgekauft hatte, hatte ich rahmen lassen und in unserem Elternschlafzimmer an die Wand gehängt. Für mich waren sie ganz besondere Kunstwerke.

Mrs. Craven begriff die ganze Aufregung nicht. Sie war davon überzeugt, dass ihre Quilts einen praktischen Zweck erfüllten, und ein wenig enttäuscht, weil ich sie so ehrfurchtsvoll behandelte. Es wäre ihr lieber gewesen, ich hätte meinen Kindern erlaubt, an ihnen zu kauen, auf sie zu spucken und sie mit Apfelmus und pürierten Möhren zu verzieren. Für Mrs. Craven war ein intensiv genutzter Quilt ein Quilt, der geliebt wurde.

Eines regnerischen Donnerstagabends Anfang April entdeckten Bess und ich unsere ältere Nachbarin, die gerade auf einem der Klappstühle, die Mr. Barlow im alten Schulhaus aufgestellt hatte, Platz nahm. Das Schulhaus diente Finch schon viele Jahre als Gemeindesaal. Die Blumenausstellung, die Kunstschau und das Krippenspiel fanden hier statt, doch die ordentlich zu Reihen aufgestellten Klappstühle waren ein Zeichen dafür, dass gleich eine Dorfkomiteesitzung stattfinden würde. Als Mrs. Craven eintraf, waren fast alle Einwohner von Finch anwesend.

Millicent Scroggins, Opal Taylor, Selena Buxton und Elspeth Binney – die Bill wegen ihrer Anbetung für seinen Vater »die emsigen Mägde« getauft hatte – saßen zusammen in der zweiten Stuhlreihe. Ich hörte, wie sie über Sally Cooks neuen Pagenschnitt diskutierten, und darüber, ob er Christine Peacock stehen würde. Christine und Sally saßen Seite an Seite neben ihren jeweiligen Ehemännern, so dass es den Mägden leicht fiel, die Länge ihrer Hälse, sowie die Breite ihrer Brauen und Wangenknochen zu vergleichen.

In der letzten Reihe waren Grant Tavistock und Charles Bellingham tief in ein Gespräch mit Horace Malvern versunken, einem Milchbauern aus der Gegend, der ein Porträt seines zweijährigen Enkelsohns, des kleinen Horace Malvern III., bei den beiden in Auftrag geben wollte. James und Felicity Hobson hatten ebenfalls in der letzten Reihe Platz genommen, doch obwohl sie zusammen saßen, führten sie unterschiedliche Gespräche. Während Felicity Mr. Barlow den Grundriss ihres Kräutergartens erläuterte, erzählte James Lilian Bunting, die sein Interesse an der lokalen Geschichte teilte, von seinem neuen Metalldetektor.

Lilian war mit dem Pfarrer von St. George’s verheiratet, doch ihr Mann besuchte die Komiteesitzungen fast nie. Theodore Bunting hatte von unserer allmächtigen Vorsitzenden Peggy Taxman höchstpersönlich die Erlaubnis bekommen, die Abende, an denen die Sitzungen stattfanden, zu Hause im Pfarrhaus zu verbringen, wo er eine schöne Tasse Kakao trank, während er an seiner Sonntagspredigt feilte.

Jasper Taxman und George Wetherhead saßen an dem langen Tisch auf dem Podium, das auch als Bühne für das Krippenspiel diente. Jasper war der Schatzmeister des Komitees und George der Schriftführer, doch beide Männer wurden von Jaspers respekteinflößender Frau Peggy Taxman überstrahlt, die auf dem Platz der Vorsitzenden majestätisch zwischen den beiden thronte.

Bree Pym, eine junge Neuseeländerin, die das Haus ihrer Urgroßtanten, der verstorbenen und tief betrauerten Ruth und Louise Pym, geerbt hatte, tauchte nur Minuten bevor Peggy die Sitzung eröffnete, auf. Bree war vorübergehend allein, da ihr Freund, der bekannte Umweltschützer Jack MacBride, sich auf einer Vortragsreise durch Skandinavien befand.

Durch ihre Jugend, ihr Stachelhaar, ihre tätowierten Arme, ihr Nasenpiercing, ihr höchst originelles Stilgefühl und ihre Weigerung, sich von Peggy Taxman einschüchtern zu lassen, fiel Bree Pym in Finch auf. Peggys durchdringender Blick und lautes Räuspern hatten nicht die geringste Wirkung auf Brees Verhalten. Wenn Bess wollte, dass Bree sie bei Komiteesitzungen durch das Schulhaus jagte und mit ihr »Großer, böser Bär« spielte, dann würde Bree sie jagen, bedrohlich knurren und die giftigen Blicke vom Podium an sich abprallen lassen. Bree war die junge Tante, die ich mir für Bess gewünscht hätte.

Wie Bree waren auch Bess und ich vorübergehend allein. Wir hatten Osterferien, und Bill hatte beschlossen mit Will und Rob einen zehn Tage langen Camping-Ausflug, bei dem nur Jungs zugelassen waren, in den Lake District zu unternehmen. Um dem Wochenendverkehr zuvorzukommen, hatten sie am Mittwochabend Bills Auto gepackt und waren am Donnerstagmorgen in aller Frühe aufgebrochen. Ich hatte ihnen ohne den geringsten Hauch von Missgunst nachgewinkt.

Ich war vollkommen zufrieden damit, nicht an dem Abenteuer teilnehmen zu dürfen. Der Lake District war die regnerischste Gegend Englands. Der April war dort zwar nicht der regenträchtigste Monat, aber ich hätte fast garantieren können, dass die Aprilschauer der alten Bauernregel folgen und tun würden, was sie tun mussten, um für die Blumen im Mai zu sorgen. Der Gedanke, mit einem Kleinkind, das noch Windeln trug, in einem feuchten Zelt zu übernachten, entzückte mich nicht gerade.

Selbst ein Campingausflug bei schönem Wetter hätte mich nicht gelockt. Zu leicht konnte ich mir vorstellen, wie Bess fröhlich in Lagerfeuer, Grillgabeln, Wespennester und Giftefeu tappte, um Camping als nichts anderes als die Garantie auf einen Krankenhausbesuch zu betrachten. Wenn Bill und die Jungs zehn Tage in einem Landhotel am Ufer des Windermere-Sees verbracht hätten, wäre ich grün vor Neid gewesen. Da dem nicht so war, war ich es nicht.

Mrs. Craven verpasste nie eine Sitzung des Dorfkomittees, und ich gab mir die größte Mühe, bei so wenigen wie möglich zu fehlen. Peggy Taxman, die die Poststelle, den Gemischtwarenladen und den Gemüseladen betrieb und jeder Komiteesitzung vorsaß, die je in Finch stattgefunden hatte, hatte die unangenehme Angewohnheit, Abwesende als »Freiwillige« für Pflichten einzutragen, die unvermeidlich den Einsatz eines Besens und einer kleinen Flotte von Mülleimern nach sich zogen. Es muss nicht extra erwähnt werden, dass ihre Sitzungen immer gut besucht waren.

Obwohl Mrs. Craven stets durch Anwesenheit glänzte, trug sie nichts zu den Sitzungen bei. Ganz anders als der Rest der Dorfbewohner, die über Monate hinweg über das Für und Wider der Anschaffung einer neuen Teemaschine diskutieren konnten, war Mrs. Craven zufrieden, schweigend dazusitzen, während – für gewöhnlich durch Peggy Taxman – wichtige Entscheidungen über das Erntefest, den Kirchenbasar und die anderen Ereignisse im Dorfkalender getroffen wurden.

Ich vermutete, dass Mrs. Cravens Zurückhaltung ihrer Bescheidenheit entsprang. In ihrer behaglichen kleinen Küche teilte sie mir bei einer Tasse Tee gern ihre Meinung mit, doch ich konnte sie nicht dazu überreden, diese vor einem breiteren Publikum zu vertreten. Sie stand nicht gern im Rampenlicht, und obwohl sie es anscheinend genoss, ihren Nachbarn bei ihren lebhaften Debatten zuzuhören, war sie zu bescheiden, um sich selbst Gehör zu verschaffen.

Schweigen war für die redseligen Dorfbewohner ein fremdartiges Konzept, doch sie respektierten Mrs. Cravens Recht, das ihrige zu wahren. Sie war so willig, jede Aufgabe zu übernehmen, dass Peggy Taxman nicht das Bedürfnis hatte, sie für eine davon als Freiwillige einzusetzen, und niemand verlangte von ihr, zu einem heiß umkämpften Thema Stellung zu beziehen. In dem bis zu den Deckenbalken von – manchmal ziemlich bissigem – Geschnatter erfüllten Schulhaus fiel Mrs. Craven nur durch ihre stille Zurückhaltung auf.

Aus diesem Grund klappte mir – und allen anderen – die Kinnlade herunter, als Mrs. Craven am Ende der Versammlung aufstand, Peggy Taxman ein freundliches Lächeln schenkte und zum ersten Mal seit Menschengedenken das Wort ergriff.

Kapitel 2

»Frau Vorsitzende«, sagte Mrs. Craven, »ich würde gern ein paar Worte an die Versammlung richten.«

Stille senkte sich über das Schulhaus. Höfliche Neugier stand auf allen Gesichtern. James und Felicity Hobson, die schon auf halbem Weg zur Tür gewesen waren, gingen auf demselben Weg zurück und ließen sich lautlos wieder auf ihre Klappstühle sinken. Mr. Barlow faltete den Stuhl, den er gerade geschlossen hatte, auseinander und setzte sich. Grant Tavistock nahm unbeholfen wieder Platz, nachdem er schon einen Arm in den Ärmel seiner Regenjacke gesteckt hatte.

Bree Pym, die unter bedrohlichem Knurren hinter Bess herkroch, stellte die Geräusche sofort ein, setzte sich auf ihre Fersen und guckte wie ein erschrockenes Erdmännchen in die Weltgeschichte. Bess konnte den Schwung, der sie vorwärts trug, nicht stoppen und taumelte unsicher gegen Mr. Barlows Knie. Er hob sie hoch, setzte sie auf seinen Schoß und gab ihr seinen Schlüsselbund zum Spielen. Das Klappern klang im Schulhaus, in dem es plötzlich still geworden war, unnatürlich laut.

Peggy Taxman starrte Mrs. Craven wortlos an, was an und für sich schon ein ungewöhnliches Ereignis war. Peggy fehlten selten die Worte, und normalerweise trug sie ihre Bemerkungen in einer Dezibelstärke vor, die Granit zum Zerspringen bringen konnte.

»Bitte entschuldigen Sie mich, Frau Vorsitzende«, setzte Mrs. Craven hinzu. »Ich wollte meinen Vorschlag unter ›Sonstiges‹ einbringen, aber ich fürchte, Sie haben die Sitzung geschlossen, bevor ich sprechen konnte.«

»Wie üblich«, erklärte Dick Peacock leise, aber deutlich hörbar.

»Ist gut, Mrs. Craven«, dröhnte Peggy und ignorierte Dick. Jeder andere, der versucht hätte, eine Versammlung zu verlängern, die Peggy geschlossen hatte, wäre ebenfalls ignoriert worden, aber sie hatte eine Schwäche für Mrs. Craven. Energisch ließ sie den Hammer herunterknallen. »Die Versammlung ist wieder eröffnet, damit Mrs. Craven uns ihren, ähm, Vorschlag unterbreiten kann«, brüllte sie.

»Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Mrs. Craven neigte respektvoll den Kopf vor der Vorsitzenden, drehte sich dann um und sprach in den Raum hinein. »Meine lieben Freunde und Nachbarn«, begann sie, »schon seit ich Bluebell Cottage bezogen habe, liegt ein Projekt auf meinem Dachboden. Ich bezweifle, lange genug zu leben, um es selbst zu beenden.«

»Erzählen Sie keinen Unsinn«, »Kopf hoch, altes Mädchen« und ähnliche Rufe hallten durch den Saal, bis Peggy noch einmal mit dem Hammer schlug, um sie zum Verstummen zu bringen.

»Was für ein Projekt?«, erkundigte Peggy sich mit Donnerstimme.

»Ein Quilt«, antwortete Mrs. Craven. »Ein ziemlich großer.«

Ein verständnisvolles Murmeln durchlief das Schulhaus. Niemand von uns konnte sich vorstellen, dass Mrs. Craven etwas anderes als einen Quilt auf dem Dachboden haben könnte.

»Den Oberstoff habe ich schon vor vielen Jahren zusammengenäht«, erklärte Mrs. Craven. »Den Stoff für die Rückseite und die Füllung habe ich auch schon, aber beim Quilten selbst brauche ich Hilfe.«

»Ein Quilttreffen!«, rief Elspeth Binney entzückt aus. »Sie schlagen ein großes gemeinschaftliches Quilten vor!«

»Ja«, gab Mrs. Craven lächelnd zurück. »In der Vergangenheit sind so auf dem Land die Frauen zusammengekommen, um Kontakt zu pflegen und dabei eine nützliche Arbeit zu verrichten. Beim Nähen haben sie Freude und Leid geteilt, Neuigkeiten und Rezepte ausgetauscht und einander in schwierigen Zeiten unterstützt.«

»Sie stecken aber nicht in Schwierigkeiten, oder, Mrs. Craven?«, fragte Mr. Barlow.

»Wenn, dann habe ich das allgemein verbreitete Problem, dass ich zu viel zu tun habe und zu wenig Stunden am Tag dazu«, gab Mrs. Craven zurück. »Ich würde meinen Quilt gern fertig nähen, bevor mir die Zeit davonläuft.«

»Das ist eine wunderbare Idee«, rief Selena Buxton. »Ich habe keine Ahnung, warum wir nicht früher darauf gekommen sind.«

»Einigen von Ihnen habe ich ja Privatstunden gegeben«, erwiderte Mrs. Craven und wies mit einer Kopfbewegung auf die Mägde, »so dass Sie gleich anfangen können.«

»Und was ist mit dem Rest von uns?«, erkundigte sich Felicity Hobson.

»Wenn Sie einen einfachen Reihstich beherrschen«, erklärte ihr Mrs. Craven, »werden Sie das Quilten problemlos erlernen. Und wenn Sie nicht reihen können, zeige ich es Ihnen.«

»Ich weiß, wie man einen Reihstich näht«, räumte Christine Peacock ein, »aber meine Stiche sind nicht so gleichmäßig wie Ihre.«

»Das macht nichts«, sagte Mrs. Craven. »Wir wollen doch nicht, dass unser Quilt aussieht wie mit der Maschine genäht, oder? Ungleichmäßige Stiche verleihen einem Quilt Charakter. Sie beweisen, dass er von einem Menschen geschaffen worden ist.«

»Dann müssen Sie ein Roboter sein, Mrs. Craven«, meinte Charles Bellingham, »denn ich habe auf Ihren Quilts noch nie einen ungleichmäßigen Stich entdeckt.«

Mrs. Craven tat das Kompliment mit einer Handbewegung ab. »Ich habe eben viel Übung, Charles, aber ich bin immer noch in der Lage, ziemlich windschiefe Reihen hervorzubringen. Wenn ich jeden schiefen Stich auftrennen würde, säße ich immer noch an meinem ersten Quilt!«

»Das wäre ein großer Verlust«, sagte Grant Tavistock.

Die Dorfbewohner fielen in die Lobeshymnen ein, bis Peggy sie mit ihrem Hammer zum Schweigen brachte.

»Sie brauchen nichts mitzubringen«, fuhr Mrs. Craven fort. »Ich stelle den Quilt, den Rahmen und sämtliches Zubehör, das wir brauchen, zur Verfügung.«

»Müssen wir unsere Nadeln denn selbst einfädeln?«, fragte Sally Cook zweifelnd. »Ich scheine mehr Zeit mit dem Einfädeln zu verbringen als mit dem Nähen selbst.«

»Ich auch«, meinte Christine Peacock.

»Ich fädele Ihnen die Nadel schon ein, Sally«, erklärte Bree, »und Ihnen auch, Chris. Ich kümmere mich um alle Nadeln, die eingefädelt werden müssen.«

Mrs. Craven strahlte sie an. »Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu einem angenehmen und produktiven Quilttreffen. ›Viele Hände, schnell ein Ende‹, wie man so sagt. Wir sollten den Quilt an einem Tag fertigstellen können.«

»Was wird denn später daraus?«, erkundigte sich Bree.

»Ich dachte, wir könnten ihn bei der Tombola auf dem Kirchenbasar als Preis stiften«, antwortete Mrs. Craven. »Aber ich bin auch für andere Ideen offen.«

»Mir gefällt die Idee mit der Tombola«, sagte Opal Taylor, und die anderen Mägde nickten zustimmend. »Soll die Quiltveranstaltung in Ihrem Cottage stattfinden, Mrs. Craven?«

»Reden Sie keinen Unsinn«, warf Mr. Barlow ein. »Sie wird gleich hier stattfinden, im Schulhaus. Der einzig geeignete Ort dafür.«

Er hatte natürlich recht. Die Dorfbewohner nutzten das alte Schulhaus für alle möglichen Gemeinschaftsunternehmungen – zum Einkochen von Marmelade, zum Einlegen von Gemüse und um die Sandwiches für verschiedene Veranstaltungen vorzubereiten. Es war groß genug und besaß so viel Nutzfläche, dass man geschäftig hin- und hereilen konnte, ohne zusammenzustoßen.

»Das Schulhaus wäre ideal«, meinte Mrs. Craven. »Wenn Sie mich unterstützen würden, Mr. Barlow …«

»Selbstverständlich, Madam«, ließ sich Mr. Barlow bereitwillig hören.

»Danke«, sagte Mrs. Craven und nickte ihm zu. »Mit Ihrer Hilfe werde ich alles vorbereitet haben, wenn die Quilter eintreffen.«

»Die Quilter«, wiederholte Elspeth Binney selig. »Das klingt nett, nicht wahr?«

»Wir werden in Schichten arbeiten und so viele Pausen einlegen, wie wir brauchen«, versprach Mrs. Craven. »Sonst haben wir am Ende alle einen steifen Hals und wunde Finger.« Zögernd warf sie Peggy einen Blick zu. »Wenn wir die große Teemaschine benutzen könnten …«

»Überlassen Sie Essen und Getränke ruhig uns, meine Liebe«, rief Sally Cook. »Wir sorgen dafür, dass von beidem reichlich vorhanden ist.«

»Und wann wollen Sie diese Veranstaltung abhalten?«, donnerte Peggy.

Mrs. Craven holte tief Luft und krampfte ihre geschickten Hände zusammen, als müsse sie sich für den schwierigsten Teil ihrer Rede wappnen.

»Ich dachte an Samstag«, erklärte sie.

»Samstag«, wiederholte Peggy und wirkte verwirrt. »Sie meinen übermorgen?«

»Ich weiß, das ist schrecklich kurzfristig«, sagte Mrs. Craven, »aber ich habe im Veranstaltungskalender nachgesehen, und der Samstag ist bis Oktober der einzige Tag, an dem das Schulhaus frei ist.«

Ein langes Schweigen trat ein. Brauen wurden zusammengezogen, Füße scharrten, und die Energie, die den Raum erfüllt hatte, begann sich zu verflüchtigen. Mrs. Craven seufzte leise. Ich konnte beinahe das leise Rauschen hören, mit dem ihr schönes Projekt den Bach hinunterging.

»Ich bin dabei«, erklärte ich und sprang auf. »Bess und ich wollten eigentlich am Samstag zum Reitstall, aber das können wir verschieben. Ihr Quilttreffen wird etwas ganz Besonderes, Mrs. Craven, ein historisches Ereignis, an das ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde. Jedes Mal, wenn ich an den Quilt denke, wird es in der Gewissheit sein, dass ich dazu beigetragen habe, ein einzigartiges und wunderschönes Erbstück zu schaffen, das von einer Generation auf die andere weitergegeben wird. Um nichts in der Welt würde ich mir ihr Quilttreffen entgehen lassen, Mrs. Craven. Ich komme auf jeden Fall!«

»Ich auch«, sagte Bree unerschütterlich.

»Ich ebenfalls«, schloss sich Sally Cook an. Mit einer Kopfbewegung wies sie auf ihren Mann. »Henry kann sich um den Teesalon kümmern.«

»Und ich kann den Pub ruhig Dick überlassen«, erklärte Christine Peacock.

»Ich schaue vielleicht ab und zu vorbei«, brüllte Peggy Taxman, »aber ich kann das Emporium nicht den ganzen Tag im Stich lassen.« Sie sah zwischen Sally und Christine hin und her. »Jasper und ich arbeiten als Team«, setzte sie hochmütig hinzu.

Sally und Christine ließen die spitze Bemerkung an sich abprallen, während wir anderen mit unterschiedlichem Erfolg versuchten, unsere Begeisterung zu überspielen. Unsere geschätzte Vorsitzende verstand sich zwar gut darauf, Anordnungen zu erteilen, aber nicht besonders darauf, sie anzunehmen, besonders wenn sie von einer so bescheidenen und zurückhaltenden Person wie Mrs. Craven stammten. Mit der möglichen Ausnahme von Jasper Taxman waren sich alle, wenn auch unausgesprochen, einig darüber, dass die Quiltgruppe umso unterhaltsamer werden würde, je kürzer Peggy an ihr teilnahm.

»Sie sind natürlich zu jeder Zeit herzlich willkommen«, sagte Mrs. Craven zu Peggy. »Ich möchte noch hinzufügen, dass niemand den ganzen Tag zu bleiben braucht. Sie können kommen, wann Sie wollen, und nach Belieben wieder gehen.«

»Ich werde die ganze Zeit über bleiben«, erklärte Charles Bellingham. »Das ist ja praktisch eine Meisterklasse im Handnähen.«

»Wir kommen auch«, verkündete Elspeth Binney im Namen der Mägde. »Der Samstagsausverkauf in Upper Deeping ist nächste Woche auch noch da.«

Als der Chor der Freiwilligen lauter wurde, begannen Mrs. Cravens graue Augen feucht zu glänzen. Sie hob die zusammengekrampften Hände an die Brust und lächelte schüchtern. Sie war offensichtlich zu gerührt, um weiterzusprechen.

Peggy Taxman hatte damit kein Problem.

»Ruhe!«, schrie sie. »Am Samstag«, erklärte sie, als der Radau verklang, »wird hier eine Quiltgruppe zusammenkommen, und zwar ab …« Sie unterbrach sich und warf Mrs. Craven einen fragenden Blick zu.

«N … neun Uhr?«, stammelte Mrs. Craven, als könne sie nicht fassen, dass die Stimmung so überwältigend zu ihren Gunsten umgeschlagen war.

»Ab neun Uhr morgens«, dröhnte Peggy. Sie zog ein leeres Blatt Papier von ihrem offiziellen Vorsitzendenklemmbrett – das sie auch für die Inventur im Emporium benutzte -‍, kritzelte eine Überschrift darauf und wedelte damit durch die Luft. »Wenn Sie vorhaben, an Mrs. Cravens Quiltgruppe teilzunehmen, setzen Sie Ihren Namen auf die Anmeldeliste.« Sie ließ das Blatt auf den langen Tisch fallen und schloss mit einem weiteren ohrenbetäubenden Hammerschlag die Sitzung des Komitees für Dorfangelegenheiten ein zweites Mal.

Während die anderen vorstürzten, um sich auf Peggys improvisierte Anmeldeliste zu setzen, reichte Mr. Barlow mir Bess zurück und schlenderte zu Mrs. Craven, um sich mit ihr zu beraten. Bree stand auf, um nicht niedergetrampelt zu werden, und setzte sich neben mich.

»Tolle Rede, Lori«, sagte sie. »Du hast die Lage gerettet.«

»Mir blieb nichts anderes übrig«, erklärte ich. »Deine Urgroßtanten wären mir als Gespenster erschienen, wenn ich Mrs. Craven im Stich gelassen hätte.«

»Sie wären uns allen erschienen, hätten wir sie im Regen stehengelassen«, meinte Bree. »Und wir hätten es verdient.« Sie sah Mrs. Craven an. »Ich frage mich, was für ein Quilt das wird«, überlegte sie laut.

»So, wie ich Finch kenne«, meinte ich, »wahrscheinlich ein verrückter.«

Bree lachte, und ich fiel ein. Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Quilt, den wir am Samstag fertigstellen würden, Mrs. Cravens letztes Geschenk an das Dorf sein sollte.

Kapitel 3

Der Samstag zog hell und klar herauf, obwohl eine Kühle in der Luft lag, die mich daran erinnerte, dass wir erst Anfang April hatten. Während ich mich aus dem Bett wälzte, hoffte ich, dass Bill und die Jungs wettermäßig ebenfalls Glück hatten, doch ein Blick auf den Wetterbericht ließ etwas anderes ahnen.

Bill hatte zwar mehrmals angerufen, um mir das Neueste von seinem Vater-und-Söhne-Campingausflug zu berichten, aber die Handyverbindung war schwach gewesen und immer wieder abgebrochen, so dass ich ihn kaum verstanden hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er und die Jungs einen Fischadler gesehen hatten, aber ebenso gut war es möglich, dass sie das Insektenspray vergessen hatten. So oder so hatte er bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich alle gut amüsierten.

Nach einem zeitigen Frühstück setzte ich Bess in ihr Laufställchen und überließ es ihr, sich selbst zu beschäftigen, während ich unseren kanariengelben Range Rover mit allem belud, was wir für unseren großen Ausflug brauchen würden: Windeltasche, Spielzeugtasche, Isoliertasche für Essen, einem zusammenklappbaren Laufstall, damit sie sich nicht an verirrten Näh- und Stecknadeln stach, während ich an Mrs. Cravens Quilt arbeitete, und einer Frischhaltedose mit den Butterscotch-Brownies, die ich am Abend zuvor gebacken hatte. Ich wusste, dass meine einfachen Brownies den kunstvollen Gebäckteilen, die meine Nachbarinnen zur Quiltgruppe mitbringen würden, nicht das Wasser reichen konnten, aber ich wusste ebenfalls, dass Mr. Barlow sie besonders gern mochte; und ich fand, dass er eine Belohnung verdiente, weil er Mrs. Craven so tatkräftig unterstützte.

Um halb neun holte ich Bess aus dem Laufstall, stopfte sie in eine warme Jacke mit Reißverschluss und gab ihr ein Stofftier, einen lila Stegosaurus, zum Spielen, während ich sie in ihrem Kindersitz anschnallte. Als das erledigt war, kletterte ich auf den Fahrersitz, setzte den Rover rückwärts aus unserer kiesbestreuten Einfahrt und fuhr in Richtung Dorf.

Ich brauchte keinen Kalender, um zu erkennen, dass es in meiner kleinen Ecke der Cotswolds Frühling geworden war. Dazu brauchte ich mich nur umzusehen. Winzige Blüten überzogen die Hecken an der schmalen, kurvenreichen Straße wie mit einem hellen Schaum, und Schlüsselblumen schmückten den Straßenrand. Auf den Weiden in den Hügeln tollten Lämmer neben ihren grasenden Müttern, Vögel bauten Nester und flogen mit langen Gräsern in den Schnäbeln hin und her.

Langsam passierten wir die Mündung der geschwungenen Einfahrt, die nach Anscombe Manor führte, wo meine beste Freundin Emma Harris lebte und wo die Ponys meiner Söhne, Thunder und Storm, untergestellt waren. Emma betrieb eine Reitschule, und da ihre Unterrichtsstunden am Samstag immer ausgebucht waren, hatte sie die Einladung zur Quiltgruppe ausschlagen müssen.

»Was ein Jammer ist«, meinte ich zu Bess, »denn Tante Emma liebt Handarbeit fast so sehr wie Pferde.«

»Pferd!«, rief Bess.

Ich warf einen flüchtigen Blick auf Bree Pyms Einfahrt, während ich um die scharfe Kurve vor ihrem in weichem Rot gehaltenen Backsteinhaus bog. Der Umstand, dass ihre Limousine aus zweiter Hand nicht dort stand, wies darauf hin, dass sie früh aufgebrochen war, um Mr. Barlow bei der Umsetzung von Mrs. Cravens Plänen zur Hand zu gehen.

Bess krähte vor Freude, als wir das schmiedeeiserne Tor passierten, das zum Anwesen ihres Großvaters führte. Sie liebte Willis senior über alles, der es seinerseits als geschworene Pflicht betrachtete, jeder Laune seiner einzigen Enkelin nachzugeben. Grandpa William würde den Tag über zwar auf Fairworth House mit Lesen, Nickerchen und der Pflege seiner Orchideen verbringen, doch Grandma Amelia würde mit dem Skizzenblock in der Hand der Quiltgruppe beiwohnen, um dieses historische Ereignis für die Nachwelt festzuhalten.

Als wir den höchsten Punkt der Buckelbrücke erreichten, die über den Little Deeping River führte, hielt ich wie immer an, um die Aussicht zu genießen. Der Anblick verfehlte nie seine herzerwärmende Wirkung auf mich. Tau glitzerte auf den Grasbüscheln auf dem länglichen Oval des Dorfangers, und die abgetretenen Kopfsteine auf der Straße schimmerten wie poliert. Der gedrungene Glockenturm von St. George’s spähte mich durch die Äste der hohen Zedern auf dem Friedhof schüchtern an, und unter mir rauschte der Fluss, der durch den Regen im Frühling schneller floss als sonst.

Am Dorfanger parkte eine Reihe Autos und machte klar, dass die Nachricht von der Quiltgruppe sich über das Dorf hinaus zu den Höfen, die in der umgebenden Landschaft verstreut lagen, verbreitet hatte. Ich freute mich über den Anblick der vertrauten Fahrzeuge, denn während in Finch sonst keine Kinder lebten, hatten die Bauernfamilien jede Menge davon.

»Die Hodges, die Malverns und die Sciaparellis sind gekommen«, erklärte ich Bess. »Sieht aus, als hättest du Spielkameraden in deinem Alter, um dich zu unterhalten, solange Mummy anderweitig beschäftigt ist.«

»Geh'n!«, befahl Bess.

Ich konnte ihr nicht verübeln, dass sie weiterfahren wollte. Da sie nach hinten sah, war ihre Aussicht nicht so ansprechend wie meine.

Lächelnd verließ ich die Brücke, holperte über das Kopfsteinpflaster und parkte vor der Teestube. Henry Cook winkte mir durch die breite Glasfront zu und eilte nach draußen, um mir die Wickeltasche, die Tasche mit dem Spielzeug und den Isolierbeutel mit dem Essen und die Dose mit den Butterscotch-Brownies abzunehmen. Als ich nach dem zusammenklappbaren Laufställchen griff, gebot er mir Einhalt.

»Das werden Sie nicht brauchen«, erklärte er. »Bree hat einen Kinderknast improvisiert – ihr Ausdruck, nicht meiner –, damit die Kleinen in Sicherheit sind. Ein paar Insassen hat er schon, aber es ist noch Platz für weitere.«

»Ausgezeichnet.« Ich machte Bess von ihrem Autositz los, nahm sie und ihren Stegosaurus auf den Arm und schob die Autotür mit dem Knie zu. »Wir sind doch nicht zu spät dran, oder?«

»Kommt darauf an, was bei Ihnen ›spät‹ heißt«, gab Henry zurück. »Billy Barlow hat Mrs. Craven um sechs das Schulhaus aufgeschlossen, Bree ist zehn Minuten später aufgetaucht, und die anderen sind ab acht nach und nach eingetrudelt.«

»Wie viele andere?«, erkundigte ich mich und schob die Tür des Schulhauses auf.

»Eine ganze Reihe«, sagte Henry. »Mrs. Craven ist ganz aus dem Häuschen, weil so viele gekommen sind. Keine Ahnung, warum sie so lange damit gewartet hat, eine Quiltgruppe zusammenzutrommeln. Sie amüsiert sich köstlich.«

Gedämpftes Stimmengemurmel schlug mir entgegen, als ich Henry in die Garderobe folgte. Er stellte meine Taschen und die Dose mit den Brownies auf einer Bank in der Nähe ab. Die Garderobe war so gesteckt voll mit Mänteln, Mützen und Schals, dass ich ein paar Minuten brauchte, um Haken für unsere Jacken zu finden.

»Ich gehe lieber wieder zurück«, sagte Henry. »Ich bin heute in der Teestube solo. Wenn ich unsere Gäste vernachlässige, reißt Sally mir den Kopf ab. Andererseits gibt es niemanden zu vernachlässigen.« Mit einer Kopfbewegung wies er in Richtung Schulzimmer. »Sie sitzen alle da drinnen.«

»So klingt es jedenfalls«, meinte ich. »Danke für Ihre Hilfe bei den schweren Sachen.«

»War mir ein Vergnügen.« Henry strich Bess mit den Fingerknöcheln über die rosige Wange, verließ das Schulhaus und schloss die Tür hinter sich.

»Auf geht’s«, sagte ich zu Bess und öffnete die Tür.

Augenblicklich schlug das dumpfe Summen der Gespräche in ungedämpftes, lautes, fröhliches Geschnatter um. Fast dreißig Frauen und exakt zwei Männer waren in das Schulhaus eingefallen, und alle schienen gleichzeitig zu reden, was eine beachtliche Leistung darstellte, da die meisten dabei auch aßen und tranken.

Trotz der kurzfristigen Ankündigung hatten meine Nachbarn ihr Bestes gegeben, damit kein Teilnehmer der Quiltgruppe hungrig nach Hause gehen musste. Die Tapeziertische, die an der Wand zu meiner Linken standen, bogen sich unter Würstchen im Schlafrock, herzhaften Scones, Käsestangen, Fleischpasteten, Kanapees, Quiches und hoch aufgestapelten kleinen Teesandwiches, während auf den Tischen rechts von mir genug süßes Gebäck lag, um eine Londoner Bäckerei auszustatten. Die große Teemaschine stand auf einem Tischchen vor der Glasvitrine, die Finchs Museum, das allerlei Kleinkram ausstellte, beherbergte, und daneben befanden sich auf einem Tisch Tassen, Unterteller, Besteck, Teller und ein Stapel Stoffservietten.

Mr. Barlow und Bree Pym standen im vorderen Teil des Raums und bewunderten Brees Werk. Brees Babyknast