The Eminence in Shadow (Deutsche Light Novel): Band 1 - Daisuke Aizawa - E-Book

The Eminence in Shadow (Deutsche Light Novel): Band 1 E-Book

Daisuke Aizawa

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Beschreibung

„Mein Name ist Shadow. Jener, der im Schatten lauert und die Schatten jagt.“


Die Geschichte eines Jungen, dessen größter Traum es schon immer war, eine Eminenz im Schatten zu sein. Nicht der Held der Geschichte will er sein, sondern der geheime Drahtzieher hinter den Kulissen, der sich tagsüber als ganz normaler Nebencharakter ausgibt. In seiner Welt kommt er trotz endlosen Trainings, Ritualen und Gebeten einfach nicht weiter. Irgendwann steht er jedoch am Rande des Wahnsinns, wird in einen schrecklichen Unfall verwickelt ... und als Cid Kagenou in einer Fantasywelt voller Magie, Verschwörungen und Intrigen wiedergeboren. Hier hat er nun die Chance, sein Ziel zu verfolgen. So nutzt er das Wissen und das Training aus seiner früheren Welt, um endlich seinen Traum zu verwirklichen und zur Eminenz im Schatten zu werden – zu Shadow. Dabei gründet er sogar ungewollt eine Schattenorganisation, die versucht, die Wahrheit über den Dämon Diabolos herauszufinden, und widersetzt sich dem mächtigen Diaboloskult. Aber den gibt es ja sowieso nicht, oder etwa doch?

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Seitenzahl: 293

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Farbseiten

Prolog: Lasst uns die beste aller Bühnen zaubern!

Kapitel 1: Eminenz im Schatten Tutorial – Start!

Kapitel 2: Lernen wir, ein Nebencharakter zu sein!

Kapitel 3: Der Vorhang hebt sich!

Kapitel 4: Die vielen Seiten von Shadow Garden?!

Kapitel 5: Der friedliche Alltag eines Nebencharakters

Kapitel 6: Der Traum eines jeden Jungen

Epilog

Charaktere

Legenden von Lord Shadow

Nachwort

Über JNC Nina

Impressum

Orientierungsmarken

Farbseiten

Inhaltsverzeichnis

Prolog: Lasst uns die beste aller Bühnen zaubern!

Ich erinnere mich nicht mehr, wie alles anfing. Ich weiß nur, dass ich schon immer eine Eminenz im Schatten werden wollte.

Vielleicht durch Anime, Manga oder Filme? Egal, es machte keinen Unterschied. Solang es eine Eminenz im Schatten gab, war ich zufrieden.

Nicht der Protagonist, nicht der Endboss, sondern jemand, der aus den Schatten heraus das Geschehen kontrollierte und auch nur dann seine wahre Kraft zur Schau stellen würde. Ich bewunderte diese Eminenzen und wollte so sein wie sie. So wie manche Kinder Helden werden wollten, wollte ich eine Eminenz im Schatten werden, nicht mehr und nicht weniger.

Aber anders als bei diesen Kindern war meine Bewunderung nicht nur ein vorübergehendes Fieber. Es war ein Feuer. Ein Feuer, das tief in meinem Herzen loderte, das mich motivierte und das niemals erlöschen würde.

Karate, Boxen, Kendo, Mixed Martial Arts ... Ich lernte alles, was ich brauchte, um stärker zu werden, und verbarg meine wahren Fähigkeiten. Denn eines Tages würde der richtige Augenblick kommen.

In der Schule führte ich ein ganz normales Leben. Ich fiel nie auf und war ein harmloser Nebencharakter A. Die andere Seite meines Alltags drehte sich ausschließlich darum zu trainieren. Das war meine Jugend, mein Leben als Schüler.

Doch mit der Zeit breitete sich in mir ein Gefühl der Unsicherheit aus. Es war an der Zeit, sich der Realität zu stellen.

Sosehr ich mich auch bemühte, es war zwecklos.

Ganz gleich, wie viele Kampfsportarten ich auch meisterte, ich würde nie so überwältigend stark sein wie die Eminenzen aus den Geschichten. Ich könnte höchstens eine Gruppe Halbstarker verprügeln. Gegen Schusswaffen war ich machtlos und wenn mich ein Trupp voll bewaffneter Soldaten umzingelte, wäre ich erledigt.

Welche Eminenz im Schatten würde sich schon von Soldaten besiegen lassen ... Einfach lächerlich.

Sogar wenn ich noch Jahrzehnte trainieren und der stärkste Kampfsportler der Welt würde – falls sie mich umzingelten, würde ich trotzdem verlieren. Nein ... Vielleicht hätte ich zumindest eine Chance. Ein Mensch in Topform würde die Soldaten vielleicht besiegen können, und wenn sie ihn dreimal umzingelten.

Aber selbst wenn ich alle Soldaten besiegen würde – sobald sie eine Atombombe auf mich warfen, würde ich mich zweifellos in Luft auflösen. Hier gerät ein Mensch an seine Grenzen. Doch eines konnte ich mit Sicherheit sagen: Eine Eminenz im Schatten würde niemals gegen eine Atombombe verlieren. Deshalb musste ich ein Mensch werden, der sich nicht atomisieren ließ.

Doch was benötigte ich, um dieses Level zu erreichen?

Starke Schläge?

Einen stählernen Körper?

Unendliche Ausdauer?

Das reichte nicht. Ich brauchte eine andere, übernatürliche Art Kraft.

Magie, Mana, Ki, Aura – mir war egal, was. Ich musste eine übernatürliche Kraft in die Hände bekommen. Zu diesem Schluss kam ich, als ich mich der Realität gestellt hatte.

Angenommen, jemand sucht nach Magie. Jeder würde denken, dass diese Person nicht mehr ganz richtig im Kopf ist, oder? Bei mir war es nicht anders.

Aber stimmte das wirklich?

Niemand konnte bisher beweisen, dass in dieser Welt Magie existiert. Aber es konnte auch keiner beweisen, dass sie nicht existiert.

Die Art Kraft, die ich suchte, ließ sich nicht mit Vernunft erlangen. Es musste eine Kraft jenseits des Wahnsinns sein.

Von diesem Punkt an wurde mein Training viel härter.

Magie, Mana, Ki, Aura ... Niemand konnte mir diese Dinge beibringen. Ich versuchte es mit Zenmeditation, saß unter Wasserfällen, meditierte mit geschlossenen Augen, fastete, wurde Yogameister, konvertierte, suchte Geister, betete und nagelte mich an ein Kreuz. Doch ich fand keine Antwort. Ich konnte nichts anderes tun, als weiter dem Weg zu folgen, an den ich glaubte – ganz allein in der Dunkelheit.

Die Zeit verging und der letzte Sommer meiner Highschool-Zeit brach an. Noch immer hatte ich keine Spur von Magie, Mana, Aura oder Ki entdeckt ...

***

Als ich mein übliches Training beendet hatte, war es bereits stockfinster.

Ich zog meine Unterhose an, die ich einfach von mir geworfen hatte, und schlüpfte wieder in meine Uniform. Ich besaß zwar noch keine übernatürlichen Kräfte, aber mein neuestes Training gab mir ein gutes Gefühl.

So wie in jenem Augenblick.

Nach dem Training sah ich in meinem Kopf flimmernde Lichter und konnte nicht mehr klar sehen.

Ich konnte sie deutlich spüren ... Die Magie ... Die Aura.

Das heutige Training hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

Ich lief splitterfasernackt durch den Wald und wurde so eins mit dem Kosmos. Ich schlug meinen Kopf immer und immer wieder gegen einen Baum und entledigte mich so meiner körperlichen Begierden. Dadurch stimulierte ich mein Gehirn, übernatürliche Kräfte zu erwecken. Die Theorie meines Trainings war perfekt.

Ahh ... Meine Sicht verschwimmt wieder.

Fast als hätte ich eine Gehirnerschütterung.

Mit leichten Schritten, beinahe schwebend, stieg ich aus dem Wald herab.

Doch plötzlich entdeckte ich zwei schimmernde, geheimnisvolle Lichter.

Als würden sie durch die Luft segeln, überkreuzten sie sich. Sie leiteten mir den Weg, sie riefen nach mir.

„Ist das ... Magie ...?“

Vorsichtig näherte ich mich.

Das muss einfach Magie sein!

Endlich habe ich eine übernatürliche Kraft gefunden!

Ohne es zu bemerken, hatte sich mein schleichender Gang in einen Laufschritt verwandelt. Und obwohl ich mich in Baumwurzeln verfing, rannte ich wie ein wildes Tier auf der Jagd weiter.

„Magie! Magie! Magie! MagieMagieMagieMagieMagie!!!!“

Ich stürzte auf die Lichter zu und ergriff sie ...

„Oh ...?“

Scheinwerferlicht färbte die Welt weiß. Das ohrenbetäubende Quietschen einer Bremse hallte in meinem Kopf wider.

Die Wucht des Aufpralls durchdrang meinen ganzen Körper. Meine ... Magie ...

***

Summa summarum hatte ich mein Ziel erreicht.

Als ich meine Augen öffnete, war ich von Magie umgeben. Ich glaube, sie war zwar etwas anders als die beiden Lichter, die ich gesehen hatte, doch die Details interessierten mich nicht.

Ach ja, noch ein weiteres unbedeutendes Detail: Anscheinend war ich wiedergeboren worden. Ich hatte wahrscheinlich die magische Kraft entdeckt, das Tor der Wiedergeburt zu öffnen oder so etwas. Das war mir aber auch egal.

In diesem Moment fühlte ich mich wie ein wenige Monate altes Baby, da ich erst vor Kurzem mein Bewusstsein erlangt hatte. Mein Zeitgefühl war nach wie vor nur vage, sodass ich nicht genau wusste, was um mich herum passierte. Vor allem aber verstand ich die Sprache noch nicht. Doch für den Augenblick genügte es mir zu wissen, dass diese Zivilisation der des mittelalterlichen Europas sehr ähnelte.

Wichtig war, dass ich endlich Magie erlangt hatte. Mehr interessierte mich nicht; wie es dazu gekommen war und im Detail aussah, war mir schnurz.

Als ich mein Bewusstsein erlangt hatte, hatte ich sofort die Magie gespürt. Der Anblick dieser schwebenden Partikel erinnerte mich an ein Training aus meiner alten Welt, bei dem ich nackt durch ein Blumenbeet lief, um nach Geistern zu suchen.

Das Training war nicht umsonst gewesen. Wie konnte ich mir da so sicher sein? Tja, ich konnte die Magie sofort wahrnehmen und manipulieren, als wäre sie ein Teil meines Körpers. Dieses Gefühl erinnerte mich an das Training, bei dem ich mich nach dem Vorbild von Jesus Christus gekreuzigt hatte ... Nein, wohl eher an das Training, bei dem ich immer wieder konvertierte und beim Beten nackt tanzte. Ich bin mir sicher, dass sich mein gesamtes Training endlich auszahlte. Eine Sache hatte ich bereits herausgefunden, nämlich dass ich mich physisch stärken konnte.

Ich werde die Babyzeit nutzen, um zu trainieren und endlich eine Eminenz im Schatten zu werden ... Oh, ich muss aufs Klo.

Ich hatte einmal gelernt, dass Vögel inkontinent sind, aber bei Menschenbabys ist es ähnlich. Egal wie sehr ich mich dagegen sträubte und meinen Verstand einschaltete, meine Instinkte siegten. Doch ich, der ich Tag und Nacht trainiert und seinen Körper bis ans Äußerste gestärkt hatte, konnte immerhin meinen Schließmuskel anspannen und in der Zwischenzeit ...

„Wähhhhhhhhhh!!“

... um Hilfe rufen.

***

Vermutlich waren etwa zehn Jahre vergangen.

Magie ist unglaublich. Mit ihrer Hilfe konnte ich mich über menschliche Grenzen hinausbewegen. Ich konnte mühelos Felsen heben, schneller rennen als ein Pferd und über Häuser springen. Aber davon, eine Atombombe zu überleben, war ich noch weit entfernt. Ich konnte meine Verteidigung zwar mit Magie verstärken, aber die Feuerkraft der Erde war gewaltig. Zuerst hatte ich gedacht: Wenn es hier keine Atomwaffen gibt, ist das schon nicht so schlimm, aber eine wahre Eminenz in den Schatten geht keine Kompromisse ein.

Nein, niemals.

Mein Ziel lautete nach wie vor, stärker als eine Atombombe zu werden.

Mit diesem Entschluss im Hinterkopf hatte ich tagtäglich trainiert und Recherchen angestellt, bis ich irgendwann auf etwas gestoßen war – eine Möglichkeit. Deshalb hatte ich in letzter Zeit ein paar Tests durchgeführt.

Anscheinend war ich in eine Adelsfamilie geboren worden. Eine Familie, die in jeder Generation Ritter hervorbrachte, die ihren Körper mithilfe von Magie verstärken konnten, sogenannte Magieritter. Und ich war der hochgepriesene Sohn solcher Adligen mit unglaublichen Erwartungen ... Oder auch nicht. Ich war als ganz gewöhnlicher Magieritter-Knappe aufgewachsen. Eine Eminenz im Schatten wählt nämlich selbst, wem und wo sie seine wahre Macht offenbart. Bis dahin wartete ich ...

Wenngleich ich mich zurückhielt, war das Training recht nützlich. Ich lernte, wie man die Magie dieser Welt im Kampf einsetzte, und verbesserte im gleichen Zug stetig meine Fähigkeiten.

Ehrlich gesagt waren die Kampftechniken, die ich in meiner letzten Welt erlernt hatte, viel ausgereifter und praktischer als jene dieser Welt gewesen. Das kann man in jedem beliebigen Kampfsport sehen. Nutzlose Techniken und überflüssige Bewegungen werden aussortiert und nur die besten bleiben, um mit anderen kombiniert zu werden. Es war die Perfektion des Kampfes. Natürlich nur im Rahmen der jeweiligen Regeln, doch im Zuge der Verfeinerung wurden aus vielen verschiedenen Techniken nur die optimalen ausgewählt.

Obendrein fand in dieser Welt kein Austausch zwischen Ländern statt, geschweige denn zwischen Schulen. Manche Techniken waren der Öffentlichkeit nicht zugänglich, doch selbst wenn, hätten die Medien gefehlt, um sie zu verbreiten. Mit anderen Worten: Es gab keine Kombination, keine Selektion und keine Verfeinerung. Die Techniken hier waren einfach grob.

Es gab jedoch einen grundlegenden Unterschied zwischen den Techniken meiner und dieser Welt. Genau, ich meine die Magie. Dank der Magie waren die grundlegenden physischen Fähigkeiten hier nicht mit denen unserer Welt zu vergleichen.

Nehmen wir zum Beispiel Muskelkraft. In dieser Welt konnte man jemanden mit nur einer Hand hochheben. Damit wurden alle Arten von Griff- oder Wurftechniken auf der Stelle nutzlos. Selbst wenn man jemanden in den Schwitzkasten nahm, müsste er nur seine Bauchmuskeln anspannen und könnte sofort emporfliegen. Dein Gegner brauchte nur ein einzelnes Bein, um einen in die Luft zu befördern. Also ja, so etwas wie Ringen gab es hier gar nicht.

Menschen kämpfen eben wie Menschen und Gorillas wie Gorillas, will ich damit sagen.

Ein anderes Beispiel waren die unterschiedlichen Schrittgeschwindigkeiten, die unterschiedlichen Schrittabstände und damit auch die Kampfabstände. Tatsächlich sind das die wichtigsten Unterschiede. Letztendlich dreht sich im Kampfsport nämlich alles um Abstände. Um zu gewinnen, sind Abstand, Winkel und Positionierung entscheidend.

Ich brauchte sehr lange, um die Abstände in dieser Welt zu begreifen. Im Vergleich zu unserer Welt nahm man hier sehr große Abstände ein. Man stand sich etwa fünf Meter entfernt gegenüber. Ich verstand das schon. In dieser Welt war man viel schneller und auch die Schritte lagen viel weiter auseinander. Zuerst dachte ich: Wow, das ist also der Kampfstil einer anderen Welt, aber das war es nicht, die hatten einfach keine guten Verteidigungstechniken.

Solche Leute gibt es in jedem Kampfsport. Leute, die keine Ahnung von Verteidigung haben und deshalb absurd viel Abstand nehmen.

Man will ja schließlich nicht getroffen werden, oder? Und wenn man weit weg ist, fühlt man sich gleich viel sicherer. Also wird es einfach zu einem großen Hin und Her. Hit and Run heißt das doch, stimmt’s? Tut mir leid, aber solche sinnlosen und banalen Bewegungen würde ich nicht einmal als Hit and Away bezeichnen.

Für mich machte es keinen Unterschied, ob es fünf oder hundert Meter waren, beides war sinnlos. Man konnte aus beiden Entfernungen keinen vernünftigen Angriff starten. Sechs Meter, sieben Meter, zehn Meter – das war alles dasselbe. Konnten wir nicht einfach ein bisschen laufen und uns richtig gegenüberstehen?

Aber ab einer gewissen Entfernung ist jeder Millimeter entscheidend. Die Entfernung, aus der mein Angriff treffen kann, die Entfernung, aus der ich auf den Angriff meines Gegners reagieren kann, der Winkel, aus dem ich angreifen kann, und so weiter. Ein halber Schritt kann über Sieg und Niederlage entscheiden. So wichtig ist der Abstand in einem Kampf. Es geht nicht nur darum, fünf Meter zu rennen, anzugreifen und sechs Meter zurückzulaufen.

Mit all meinen Erwartungen an andere Welten und meiner Unwissenheit über Magie war es wirklich nicht einfach, aber ich freute mich, endlich meinen perfekten Abstand gefunden zu haben.

Na ja, so in etwa sah mein alltägliches Training aus. Nur meine große Schwester und ich, die von unserem Vater unterrichtet wurden und gegeneinander kämpften. Sie war zwei Jahre älter als ich und unglaublich stark. Wenn sie so weitermachte, würde bestimmt sie das nächste Familienoberhaupt werden. Mithilfe von Magie konnten auch Frauen in dieser Welt stark sein und es war nicht ungewöhnlich, eine Frau an der Spitze einer Familie zu sehen.

So wurde ich jeden Tag von meiner Schwester verprügelt und sagte Sachen wie: „Wow, Schwester, du bist ja stark!“

Ich durfte nicht gegen sie gewinnen. Um eine Eminenz im Schatten zu werden, musste ich ein ganz harmloser Nebencharakter A sein.

***

So verlief also mein Alltag. Ich hatte nicht viel Freizeit, da ich als Aristokrat viel lernen musste und auch sonst noch einiges zu tun hatte, um meine Rolle als Nebencharakter A zu erfüllen.

Mein wahres Training fand deshalb ausschließlich nachts statt, wenn alle anderen bereits im Bett lagen. Das bedeutete natürlich, dass ich weniger Schlaf bekam, aber durch eine Kombination aus Magie und Meditation hatte ich eine Schlaftechnik entwickelt, die mich zum effektivsten Kurzschläfer aller Zeiten machte.

Nun denn, an diesem Tag würde ich wieder mein Bestes geben. Nach einem kurzen Aufwärmprogramm im Wald ging es zum heutigen Spezialtraining.

In einem verlassenen Dorf in der Nähe hatte sich angeblich eine Bande von Schurken eingenistet. Ich hatte nachgeforscht und es gab sie wirklich. Die kamen mir gerade recht. Ich hatte schon ab und zu ein paar Banditen umgebracht, aber noch nie eine ganze Bande. Das könnte das größte Ereignis des Jahres werden; ich war vielleicht aufgeregt! Ich war schon das ganze Jahr lang so von meinen Trainingspartnern gelangweilt, da kamen mir so ein paar Bösewichte sehr gelegen.

Hach, wenn doch nur das Sicherheitssystem zusammenbrechen würde.

In den ländlichen Gegenden dieser Welt konnte man Kriminelle ohne Konsequenzen durch Selbstjustiz bestrafen. Richter gab es sowieso nur in Städten, also würde einfach ich über sie das Urteil fällen.

Außerdem fand heute der lang ersehnte Feldtest für eine neue Waffe statt, die ich entwickelt hatte: den Schleim-Bodysuit.

Lasst mich erklären, wie er funktionierte.

In dieser Welt gab es Magie. Und mithilfe dieser Magie stärkte man seinen Körper oder seine Waffen und kämpfte. Doch der Einsatz von Magie ging immer mit einem gewissen Verlust einher. Wenn man zum Beispiel ein normales Eisenschwert mit Magie verstärkte, kamen nur etwa zehn Prozent davon an. Also gingen neunzig Prozent der Magie verloren. Selbst ein Schwert aus Mithril, einem Material, das Magie angeblich sehr gut zu leiten vermochte, konnte maximal fünfzig Prozent aufnehmen und galt dann schon als hochwertig. Der Verlust war also immer hoch.

Und hier kamen die Schleime ins Spiel. Wie der Begriff nahelegt, waren Schleime magische Wesen aus Schleim. Sie benutzten Magie, um ihre Form zu verändern und sich zu bewegen. Ich hatte herausgefunden, dass die magische Leitfähigkeit von Schleimen erstaunliche neunundneunzig Prozent betrug. Darüber hinaus waren Schleime flüssig und konnten ihre Form beliebig verändern. Also machte ich Jagd auf sie, zerstörte ihre Kerne und experimentierte mit dem verbliebenen Gelee herum. Ich vernichtete bestimmt mehr als tausend Kerne und musste meinen Jagdkreis immer weiter ausdehnen, weil die lokale Schleimpopulation so stark schrumpfte, dass sie schon fast vom Aussterben bedroht war.

Nach einer Weile gelang es mir, ein leicht zu verarbeitendes und verstärkbares Schleimgelee zu kreieren und zu einem Bodysuit zu formen. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Rüstung war er federleicht, lautlos, bequem und unterstützte sogar die Körperbewegungen. Die Verteidigung gewährleistete er natürlich auch.

Derzeit trug ich einen Bodysuit aus dem Gelee von schwarzen Schleimen. Er war nicht unnötig verschnörkelt, passte sich perfekt an meinen Körper an und ermöglichte mir zu sehen und zu atmen. Man könnte mich fast mit den Bösewichten aus diesem Detektiv-Manga verwechseln. Für meinen großen Auftritt als Eminenz im Schatten musste ich mir aber noch ein passendes Design ausdenken.

Und damit kam ich in dem verlassenen Dorf an. Obwohl es mitten in der Nacht war, konnte man überall Lichter sehen. Es sah aus, als würden die Leute hier einen erfolgreichen Überfall auf eine Gruppe Händler feiern. Ich hatte wirklich großes Glück. Banditen und dergleichen hatten keinen Sinn für Zukunftsplanung, also verschwendeten sie sofort alles, was sie stahlen. Das bedeutete aber auch, dass sie kurz nach dem Überfall noch ein paar gute Sachen besitzen sollten. Ihre Beute gehörte mir. Um eine Eminenz im Schatten zu werden, würde ich also Schätze sammeln.

Mit maximaler Anspannung stürzte ich mich in ihre Feier. Schleichangriffe konnte ich mir sparen, das zählte nicht als Training.

Ich sprang mitten hinein und schrie: „Hah!! Heraus mit den Schätzen!!“

„Wa-Was willst du denn, Kleiner?!“

Der Sprecher hatte schon recht, ich war ja erst zehn Jahre alt.

„Kommt schon! Ich sagte, ich will eure Schätze!“

Als ich dem unhöflichen Mann, der mich „Kleiner“ genannt hatte, einen Tritt verpasste, zogen die anderen Banditen ihre Waffen.

„Denk nicht, dass wir dich verschonen, nur weil du ein ...!“

„Hah!“

Der Schwätzer verlor sofort seinen Kopf. Meine Waffe war natürlich auch aus Schleim, deshalb konnte ich sie einfach formen, sobald ich sie brauchte. Außerdem hatte dieses Schleimschwert noch viele andere nützliche Funktionen.

Zum Beispiel ließ es sich verlängern.

„Nehmt das und das und auch das und das und das!“

Ich verlängerte das Schleimschwert und fegte alle Banditen rings um mich davon.

Es war flexibel wie eine Peitsche und war trotzdem so scharf wie ein Schwert. Ich sorgte mich etwas, da dies mein erster richtiger Feldtest war, aber es hatte definitiv Potenzial.

„Kommt schon, kommt schon, kommt schon, kommt schon ... Oh?“

Ich war so in das Töten vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie still es auf einmal geworden war.

Oh, anscheinend ist nur noch einer übrig?

„W-Was bist du ...?“

„Hach, na ja, dann muss ich die nächste Funktion wohl an dir testen.“

„W-Was laberst du da ...?!“

„Du scheinst zumindest ein bisschen stärker zu sein als die anderen. Dann bist du hier wahrscheinlich der Boss oder so, richtig? Du hast leider absolut keine Chance gegen mich, aber wenn du mir beim Training hilfst, darfst du vielleicht zwei Minuten länger am Leben bleiben.“

„Unterschätz mich nicht, Kleiner! Ich war mal der ...!“

„Jaja. Jetzt halt den Mund und lass uns endlich loslegen.“

„Du Bastard!“

Boss A stürzte sich wutentbrannt auf mich und ich wich seinem Schlag aus.

Doch dann schlitzte mir sein Schwert die Brust auf und durch den Aufprall fiel ich zu Boden.

„Hah, das hast du davon, mich zu unterschätzen! Ich bin ein Meister des Bushin-Stils der königlichen Hauptstadt ... W-Was?!“

Ich stand auf, als ob nichts passiert wäre. „Nicht mal ein Kratzer.“

Die Verteidigungsfunktionen stellten mich sehr zufrieden und ein Angriff mit der Stärke von Boss A ließ sich mit dem Schleim-Bodysuit auch ohne Probleme neutralisieren.

„Dieser Bushin-Stil scheint ja der letzte Schrei der Hauptstadt zu sein. Ich würde ihn gerne sehen.“

„Verdammt! Und wie ich ihn dir zeigen werde!“

Boss A griff ein weiteres Mal an.

Hm, na ja, immer noch zu einfach. Er gab zwar sein Bestes, mich zu treffen, aber ich musste nicht einmal mein Schwert hochhalten. Beinarbeit und Ausweichen reichten völlig aus.

Aber dieser ... Wie hieß er noch gleich? Bushin-Stil? Ich glaube, der gefiel mir.

In dieser Welt bekam man ziemlich selten einen Kampfstil zu sehen, der nicht an irgendwelche Ideale oder altmodische Konventionen gebunden war und stattdessen auf Vernunft basierte. Das ließ sich sogar an den ungeschickten Schlägen von Boss A erkennen. Schnelle Bewegungen, Vorrücken in halben Schritten und eine auf Angriff konzentrierte Haltung waren alles Techniken, die ich nachvollziehen konnte. Nur die Schwertkunst von Boss A konnte da nicht mithalten.

Als ich in seinen Angriffen eine Blöße entdeckte, ging ich auf Abstand.

„Warum ... kann ich dich nicht treffen?!“

„Du bist definitiv schwächer als mein Vater. Ich würde sagen, du bist stärker als meine Schwester, aber in einem Jahr sollte sie dich überholt haben.“

„Du kleiner Scheißer!“

Ich parierte sein Schwert, mit dem er wild um sich schlug, und trat ihm mit einer schnellen Bewegung leicht gegen das Schienbein. Das genügte bereits.

„Gah... Agh ... Was ...?“

Boss A brach auf der Stelle zusammen und hielt sich das Schienbein, wobei sich unter ihm eine rote Pfütze bildete.

Der Trick war einfach: Aus der Spitze meines Fußes ragte ein Schwert etwa von der Größe eines Eispickels. Mein Schleimschwert war auch deshalb nützlich, weil ich es jederzeit überall an meinem Körper einsetzen konnte. Mit dieser Funktion, die ich als besonders vielversprechend empfand, vermochte ich das hervorstehende Bein meines Feindes mit einer Klinge zu treten. Es ist wahnsinnig schwierig, Angriffe auf die Beine abzuwehren. Also blockte ich das Schwert meines Kontrahenten, stoppte ihn und trat ihm gegen das Bein. Einfach, aber genial.

„Das war’s dann wohl.“

„W-Warte ...!“

„Du hast nicht mal zwei Minuten durchgehalten.“

Ich rammte Boss A mein Schwert durch den Kiefer. Tod durch Aufspießen.

Ich schob den zuckenden Boss A beiseite und machte mich auf Beutejagd.

„Von Kunst habe ich keine Ahnung, Essen ist mir auch egal. Kommt schon, wo sind das Gold und die Edelsteine?“

Es gab mehrere mit Raubgut beladene Wagen und einige tote Händler.

„Ihr habt eure Rache und eure Ware wird einem guten Zweck dienen, also dürft ihr in Frieden ruhen.“

Ich besaß nun jede Menge Beute und legte eine Schweigeminute ein. Wenn ich das alles in Geld umtauschen würde, wären es ungefähr fünf Millionen Zenny, wobei ein Zenny ungefähr einem Yen entsprach. Damit hätte ich schon mal etwas Kapital für meine Aktivitäten als Eminenz im Schatten beisammen. Von mir aus könnte diese Welt auch ruhig etwas unsicherer und mit mehr Banditen durchsetzt sein. Es wäre schön, wenn man wie in einem Spiel einfach nur die Straße entlanggehen müsste, um welche zu treffen.

„Viel Glück in deinem nächsten Leben, vielleicht kannst du da die Welt erobern“, sagte ich zu Boss A und zeigte ihm ein Daumenhoch. Aber dann sah ich etwas aus dem Augenwinkel.

„Ein … Käfig?“

Dafür sah er aber ziemlich groß und stabil aus.

„Sklaven vielleicht? Mit denen kann ich auch nichts anfangen, ist mir also wurscht.“

Aber vielleicht war ja was Gutes drin, also entfernte ich sicherheitshalber die Plane.

„Das ist ... unerwartet.“

In dem Käfig war ein ... verfaulter Fleischklumpen? Das Ding besaß gerade noch so eine menschliche Form, aber ich konnte weder Geschlecht noch Alter erkennen.

Was auch immer es war, es lebte noch. Vielleicht war es sogar noch bei Bewusstsein. Als ich in den Käfig schaute, erschrak der Klumpen und begann zu zittern.

Davon hatte ich schon einmal gehört. Man nannte sie Besessene – Monster, die von der Kirche hingerichtet wurden. Sie waren als normale Menschen geboren worden, hatten aber eines Tages begonnen, langsam zu verfaulen. Sie starben auch von selbst, aber die Kirche kaufte die Besessenen, um sie dann unter dem Vorwand der Läuterung hinzurichten. Bei dieser sogenannten Läuterung handelte es sich um nichts anderes als das Abschlachten kranker Menschen, doch das Volk feierte die Kirche als Bewahrer des Friedens. Das passte ja wirklich gut zum mittelalterlichen Genre dieser Welt. Wenn ich diesen Fleischklumpen an die Kirche verkaufte, brächte es mir wahrscheinlich mehr ein als der Rest meiner Beute zusammen. Doch da ich überhaupt nicht wusste, wie ich das anstellen sollte, würde ich natürlich rein gar keinen Gewinn herausschlagen.

Ich könnte ihn zumindest von seinen Qualen erlösen.

Doch als ich mein Schleimschwert durch einen Käfigschlitz stieß, bemerkte ich etwas.

Dieser Fleischklumpen beherbergte eine ungeheure magische Kraft. Diese Wahnsinnsmenge übertraf sogar meine, die ich seit meiner Kindheit tagtäglich trainiert hatte. Aber das war noch nicht alles.

„Diese Wellenlänge, die Magie ist entfesselt ...?“

Vermutlich war dieser Fleischklumpen durch außer Kontrolle geratene Magie entstanden. Das war mir auch schon einmal passiert. Es war unglaublich schmerzhaft gewesen und hätte ich meine Magie nicht wieder in den Griff bekommen, hätte ich wohl auch so geendet.

Ich hatte eine Theorie über die Auswirkung von Magie auf den menschlichen Körper. Sie besagte, dass man sich an die entfesselte Magie gewöhnen könne und dadurch einen Körper bekäme, der Magie noch besser zu leiten vermochte. Doch ich hatte sie nie in die Tat umsetzen können, weil es viel zu gefährlich war, meine Magie absichtlich außer Kontrolle zu bringen.

Wäre dieser Fleischklumpen wirklich ein Produkt entfesselter Magie, könnte ich an ihm herumexperimentieren. Meinem Ziel, eine Eminenz im Schatten zu werden, würde ich so ganz ohne Risiko näher kommen.

„Ich kann dieses Fleisch benutzen ...“

Ich legte meine Hand auf den Fleischklumpen und ließ Magie in ihn fließen.

***

Das war nun fast einen Monat her ...

Jetzt stand ich seufzend im selben verlassenen Dorf und erinnerte mich an den Tag zurück, an dem ich den Fleischklumpen gefunden hatte.

Wie war es dazu gekommen?

Die erste Hälfte der Experimente mit dem Fleischklumpen war sehr gut gelaufen. Da es nicht mein eigener Körper war, konnte ich mit ihm machen, was ich wollte. Ich ließ Unmengen Magie in ihn fließen und probierte viele verschiedene Dinge aus. Es war wirklich eine schöne Zeit voller aufregender Experimente. Ich kam der Essenz der Magie immer näher und meine eigenen Fähigkeiten wuchsen von Tag zu Tag. Ich war glücklich. Meine Kontrolle über Magie wurde immer präziser, genauer und stärker, bis ich schließlich die entfesselte Magie vollständig unterdrücken konnte ... Doch da saß urplötzlich ein blondes Elfenmädchen vor mir.

Ich war so sehr damit beschäftigt gewesen, die Magie unter Kontrolle zu bringen, dass ich bis zu diesem Moment nicht bemerkt hatte, dass sich der Fleischklumpen in ein Elfenmädchen verwandelt hatte. Es war wirklich erstaunlich, dass man sich aus so einem Fleischklumpen wieder zurückverwandeln konnte. Ich wollte die Elfin schnell wegschicken und sagte Dinge wie „Du bist jetzt frei, du kannst nun nach Hause gehen“ und „Viel Glück für die Zukunft“, aber sie meinte, sie könnte nicht nach Hause gehen und würde mir etwas schulden, weil ich sie gerettet hatte. Dabei hatte ich sie nur durch Zufall gerettet.

Zuerst wollte ich einfach davonlaufen, weil mir die ganze Sache lästig vorkam, aber dann entschied ich mich doch dafür, ihr die Rolle des Handlangers A zuzuteilen. Sie erschien mir loyal und intelligent und als wäre sie in allem, was sie tat, eine Überfliegerin. Sie war erst zehn Jahre alt, aber anscheinend stimmte das Gerücht, dass Elfen geistig schneller reiften.

„Du heißt von nun an Alpha.“

Handlanger A oder Alpha, mir egal.

„Verstanden.“

Das Mädchen nickte. Blondes Haar, blaue Augen, schneeweiße Haut, eine wahre Schönheit, wie von Elfen nicht anders zu erwarten.

„Und dein Job ist es ...“

Ich hielt einen Moment inne und dachte nach. Das war ein wichtiger Augenblick. Sie würde mich als Eminenz im Schatten unterstützen, das war nicht das Problem. Die Frage war vielmehr, was eine Eminenz im Schatten überhaupt war und welches Ziel sie verfolgte. Die Antwort auf diese Fragen würde meine Position als Eminenz im Schatten in dieser Welt definieren.

Das Szenario ist immer wichtig. Wenn der Grund für deinen Kampf ist, dass du beim Pachinko verloren hast und dich rächen willst, kommt das gar nicht gut an. Aber ich war gut vorbereitet. Schon ehe ich in diese Welt gekommen war, hatte ich mir viele Gedanken über das optimale Szenario für eine Eminenz im Schatten gemacht. Ich hatte Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende Szenarien durchdacht und sie kombiniert und war auf das perfekte Szenario gekommen.

„Aus den Schatten verhindern wir die Auferstehung des Dämons Diabolos.“

„Der Dämon Diabolos ...?“, fragte Alpha.

„Du hast sicher schon mal davon gehört. Vor langer, langer Zeit zerstörte der Dämon Diabolos fast die ganze Welt. Doch drei große Helden der Menschen, Elfen und Bestienmenschen besiegten ihn und retteten die Welt.“

„Ich weiß, aber ist das nicht nur ein Märchen?“

„Nein, das ist kein Märchen. Und die Wahrheit ist noch viel verrückter ...“ Ich musste lächeln, als ich das sagte. Für jemanden wie mich war es ein Leichtes, ein Szenario für eine Eminenz im Schatten zu entwickeln, das die Legenden dieser Welt einbezog. „Kurz vor seinem Tod belegte Diabolos die drei Helden, die ihn besiegt hatten, mit einem Fluch. Dem Diabolosfluch.“

„Diabolosfluch? Davon habe ich noch nie gehört.“

„Glaub mir, er existiert. Heutzutage kennt man ihn als Besessenheit, den Fluch, der deinen Körper zerfressen hat.“

„D-Das kann nicht sein ...“

Alpha sah mich voller Entsetzen an.

„Die Nachkommen der drei Helden, die Diabolos besiegten, leiden schon lange unter diesem Fluch. Aber früher galt er noch als heilbar. So wie ich dich geheilt habe.“

Kaum zu glauben, dass Alpha, die mit ihrer makellosen schneeweißen Haut vor mir saß, kurz zuvor noch ein verfaulender Fleischklumpen gewesen war. Das war der Beweis, dass ich die Wahrheit sagte.

Auch wenn definitiv alles gelogen war.

„Besessenheit war ein Beweis dafür, dass man von den Helden abstammte. Die Nachkommen der Helden wurden geliebt, beschützt, geschätzt und gelobt. Damals jedenfalls.“

„Jetzt ist niemand mehr dankbar. Jetzt werden wir ...“, sagte Alpha mit schmerzverzogener Miene.

„Jemand hat die Geschichte verändert. Die wahre Bedeutung des sogenannten Fluchs und sein Heilmittel wurden verheimlicht und er wurde in diese abscheuliche Besessenheit umbenannt.“

„Was ...?! Wer würde so etwas tun?!“

„Diejenigen, die die Auferstehung des Dämons Diabolos planen. Jene, die mit dem Fluch belegt sind, verfügen über unglaubliche magische Kräfte, da das Blut der Helden in ihnen besonders stark ist. Mit anderen Worten, sie sind ein Segen für die Menschheit und ein Hindernis für die Drahtzieher.“

„Deshalb nennt man sie Besessene und beseitigt sie ...“

„Exakt. Man hat sie zu Unrecht der Besessenheit bezichtigt, sie vertrieben und ihnen ihre Familien genommen. Hasst du sie dafür?“

„Natürlich hasse ich sie, wie könnte ich das nicht?“

„Der Diaboloskult. Das ist der Name unseres Feindes. Seine Anhänger zeigen sich nie in der Öffentlichkeit, also leben auch wir im Schatten. Wir sind jene, die im Schatten lauern und die Schatten jagen.“

„Ihr Einfluss ist enorm, auch wenn sie sich nie in der Öffentlichkeit zeigen. Unser Feind hat viele mächtige Anhänger ... Dazu werden auch noch mehr Leute manipuliert, ohne die Wahrheit zu erfahren ...“

Ich nickte wichtigtuerisch.

„Der Weg wird nicht leicht sein. Aber es muss getan werden. Wirst du uns dabei helfen?“

„Wenn es dein Wunsch ist, werde ich sogar mein Leben opfern. Die Schuldigen werden mit dem Tod büßen.“

Alpha schaute mich mit ihren blauen Augen an und lächelte furchtlos. Ihr junges hübsches Gesicht wirkte felsenfest entschlossen und mutig.

In Gedanken machte ich Luftsprünge.

Die ist ja viel zu leichtgläubig!

Den Diaboloskult gab es natürlich nicht, egal wie sehr man nach ihm suchte. Wir würden also vielleicht ein paar zufällige Banditen beschuldigen, dem Kult anzugehören, und sie dann umbringen. Oder wir platzten in einen Kampf der Protagonisten, warfen mysteriöse Dinge wie „Das Ende der Welt steht bevor!“ oder „Die Auferstehung des Dämons naht“ in den Ring und verschwanden wieder. Wir könnten auch blitzschnell auf dem Schlachtfeld auftauchen, irgendwas wie „Ihr Narren ... werdet manipuliert“ rausplauzen und alle mit einem Schlag besiegen. Hach, die Möglichkeiten waren endlos!

Stimmt ja, meine Schattenorganisation brauchte noch einen Namen ...

„Wir sind Shadow Garden ... Jene, die im Schatten lauern und die Schatten jagen ...“

„Shadow Garden ... Ein guter Name“, sagte Alpha.

Nicht wahr? Ich hatte schon immer ein Händchen für Namen.

Hier und jetzt war Shadow Garden geboren worden und der Diaboloskult zum Feind der Welt auserkoren. Damit war ein weiterer Schritt hin zur Eminenz im Schatten getan.

„Nun, lass uns erst einmal unsere Magiekontrolle und den Schwertkampf trainieren. Ich werde zwar die meisten Kämpfe übernehmen, aber du musst zumindest stark genug werden, um die restlichen Schwächlinge zu besiegen.“

„Verstanden. Der Feind ist stark und wir müssen unsere Kampfkraft steigern.“

„Ja, so in der Art."

„Dann müssen wir auch andere Nachkommen der Helden finden und sie beschützen, nicht wahr?“

„Ääh, ja ... Alles zu seiner Zeit.“

Es verleiht einem Szenario zwar mehr Tiefe, wenn es mehrere Mitspieler gibt, weil es organisierter aussieht, aber so viele brauchte ich auch wieder nicht. Ehrlich gesagt reichten mir schon zwei.

„Konzentrieren wir uns erst einmal darauf, stärker zu werden."

Ich blockte Alphas Angriff mit meinem Holzschwert. Sie hatte in letzter Zeit große Fortschritte gemacht.

Sie besitzt ein gutes Kampfgefühl und mehr als genug Magie. Sie wird definitiv nützlich sein.

Mit diesem Gedanken schwang ich im Mondlicht mein Schwert.

Kapitel 1: Eminenz im Schatten Tutorial – Start!

Seit der Gründung von Shadow Garden waren ungefähr drei Jahre vergangen. Alpha und ich waren inzwischen dreizehn Jahre alt und meine Schwester Claire fünfzehn. Für Alpha und mich hatte das keine Bedeutung, aber für Claire schon. Im Alter von fünfzehn Jahren waren Aristokraten dazu verpflichtet, drei Jahre lang eine Schule in der königlichen Hauptstadt zu besuchen. Meine Schwester war der aufstrebende Star der Baronsfamilie Kagenou und so scheute meine Mutter erwartungsgemäß keine Kosten und Mühen, um eine Abschiedsfeier zu organisieren.

Doch an dem Tag, an dem meine Schwester in die königliche Hauptstadt aufbrechen sollte, war sie verschwunden. Infolgedessen war jetzt das ganze Haus in Aufruhr.

„Als ich ins Zimmer kam, war sie schon weg“, sagte mein Vater mit viel zu fröhlicher Stimme. Er sah nicht einmal sonderlich besorgt aus.

„Keine Anzeichen eines Kampfes, aber der Angreifer ist wohl durchs Fenster reingekommen. Da weder ich noch Claire ihn gehört haben, muss er sich sehr geschickt angestellt haben.“

Mein Vater stützte seinen Arm auf das Fensterbrett und starrte dramatisch in die Ferne. Nur noch ein Glas Whisky in seiner Hand fehlte.

Und vielleicht fehlten ihm ein paar Haare auf seinem Kopf ...

„Und?“, fragte eine kalte Stimme.

„Der Entführer ist zu geschickt, also können wir nichts tun? Willst du das damit sagen?“, fragte meine Mutter.

„N-Nein, keineswegs ... Ich halte nur die Fakten fest“, erwiderte mein Vater, dem nun doch ein kalter Schauer über den Rücken lief.

Und dann ...

„Du verdammter Glatzkopf!!!!!“

„E-Entschuldige! Entschuldige! Es tut mir leid!“

Meine Familie behandelte mich übrigens nur noch wie Luft. Niemand erwartete etwas von mir, aber ich machte auch keinen Ärger. So sah es derzeit für mich aus.

Die Sache mit Claire war tragisch, denn sie war ein guter Mensch. Zum Zeitpunkt der Entführung hatte ich in dem verlassenen Dorf trainiert, ihr also nicht helfen können. Gleichgültig sah ich zu, wie sich meine Eltern stritten, und bei erstbester Gelegenheit ging ich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.

Und dann ...

„Du kannst jetzt rauskommen.“

„Ja, mein Lord.“

Lautlos flatterten die Vorhänge und ein junges Mädchen in einem schwarzen Schleim-Bodysuit betrat den Raum.