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„Waren die hier verlorenen Leben ein nötiges Opfer für die Welt ...?“
Cid ist von seiner Japan-Exkursion in die heiß geliebte Fantasywelt zurückgekehrt und kann nun endlich wieder die Eminenz im Schatten spielen. Günstigerweise ist der Alltag hier alles andere als friedvoll, denn an der Akademie sind in letzter Zeit mehrere Schüler spurlos verschwunden und es kursieren Gerüchte über eine diabolische Organisation, die dafür verantwortlich sein soll. So richtig interessiert Cid der ganze Vorfall zwar nicht, aber er wittert die Gelegenheit, als waschechte Eminenz zu glänzen, und mischt sich ohne zu zögern ein.
Um Shadow Gardens eigene Reihen ist es ebenfalls nicht gut bestellt, denn trotz des gemeinsamen Ziels, den Kult zu besiegen, gehen die Meinungen der Mitglieder auseinander. Offenbar hat sich eine Splittergruppe gebildet, die sich für die Welt, den Dämon Diabolos und ihren Herrn Lord Shadow eine ganz andere Zukunft vorstellt.
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Seitenzahl: 263
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Farbseiten
Prolog: Dunkelheit lauert in der friedlichen Akademie – Der Fall der vermissten Schüler!
Kapitel 1: Claires Rückkehr und ihre Chuunibyou-Phase schreitet fort ...!
Kapitel 2: Schockierende Entdeckung am Morgen – die aufgespießte Leiche vor der Akademie!
Kapitel 3: Fall gelöst – Lasst uns über die Vergangenheit reden!
Kapitel 4: Auch heute ist die Welt friedlich!
Kapitel 5: Was?! Noch ein Terroranschlag in der Akademie?!
Epilog: Wenn es nötig ist, kann die Welt von mir aus zugrunde gehen!
Charaktere
Etas Forschungstagebuch
Nachwort
Über JNC Nina
Impressum
Farbseiten
Inhaltsverzeichnis
„Ich hab’s noch geschafft ...“
Erleichtert atmete ich aus, als ich die Aula der Midgar-Magieritterakademie verließ, und mein schneeweißer Atem verschwand im Morgenhimmel.
Gerade hatte die Eröffnungszeremonie des dritten Semesters geendet.
„Echt mal, Cid. Wo warst du die ganzen Winterferien?“
„Aber wirklich, wir hatten doch abgemacht, dass wir uns an die Mädels in Mitsugoshi ranmachen würden.“
Ich hatte Lu und Kars Nebencharakter-Visagen irgendwie vermisst.
„Sorry, hatte was Dringendes zu erledigen.“
Durch den Krieg um den Thron von Oriana und meine unerwartete Rückkehr nach Japan waren meine Winterferien voller lustiger Events gewesen.
„Es ist echt viel passiert, während du weg warst ...“
„Und wie ... Deine Schwester hat uns fast umgebracht ...“
Die beiden klangen ein bisschen vorwurfsvoll.
„Was hat Claire denn gemacht?“
„Sie hat anscheinend nach dir gesucht. Ich habe ihr erklärt, dass ich nicht wüsste, wo du bist, aber sie hat mir trotzdem ihr Schwert an die Kehle gehalten ...“
„Ich habe ihr gesagt, sie sei süß, und sie auf ein Date eingeladen und sie hätte mir fast in den Arsch gestochen ...“
„Ah, verstehe. Tut mir leid.“
Ich sollte mich erst mal von Claire fernhalten.
„Apropos viel passiert. Die verschwundene Schulpräsidentin Rose ist jetzt Königin von Oriana und das ganze Reich ist in Aufruhr.“
„Das weiß ich schon.“
Hehehe, niemand würde je erwarten, dass ich sie auf den Thron gebracht habe.
Hinter der Geburt der großen Königin steckte die mysteriöse Eminenz im Schatten, in Wirklichkeit ein ganz gewöhnlicher Schüler.
Das war echt der beste Teil daran, eine Eminenz im Schatten zu sein.
„Aber das ist noch nicht alles. Eine ganze Horde magischer Bestien ist übers Königreich hergefallen und sie werden es wohl bald überrennen.“
Weiß ich auch. Denn es war eben jene Eminenz im Schatten, die das alles herbeigeführt und dann geklärt hat. Ihr habt keine Ahnung, wer hier vor euch steht.
„Dann war’s das wohl auch mit unserem Bündnis mit dem Königreich Oriana.“
Hä? Was soll das denn heißen?
„Wahrscheinlich ... Wer hätte gedacht, dass sich Rose auf den Pfad des Bösen begeben würde ... Das Volk wird ihr das nie verzeihen.“
„Pfad des Bösen? Hä? Wieso denn das?“
„Na ja, Rose hat einen Haufen Monster beschworen, den Thronfolger abgeschlachtet und die Kontrolle über das Königreich übernommen. Sie ist eine ruchlose Frau, die als Teufel in die Geschichte eingehen wird.“
„Dabei war sie hier in der Akademie immer ein so guter Mensch. Niemand hätte so etwas von ihr erwartet. Aber sie hat auch ihren Vater beim Bushin-Festival umgebracht. Der Schein kann wohl trügen. Ich würde sie aber trotzdem noch heiraten, wenn sie darauf besteht.“
„I-Irgendwie hast du recht ...“
Die Geschichte der großen Königin war unerwartet zu der einer Bösewichtin geworden.
Ach na ja, so was kann passieren.
Die böse Großkönigin, die hinter den Kulissen von der Eminenz im Schatten manipuliert wird ... Ein spontaner Richtungswechsel, aber trotzdem cool.
„Es gibt auch ein paar üble Gerüchte über Rose.“
„Stimmt, zum Beispiel, dass sie mit Shadow Garden insgeheim in Verbindung ...“
„Hör auf, Kar. Sei gefälligst still“, unterbrach ihn Lu.
„Ah, stimmt ja. Wenn man darüber redet, verschwindet man.“
„Hm? Man verschwindet?“
„In den Winterferien sind vier Schüler der Akademie verschwunden. Es gibt Gerüchte, dass diese Gruppe, die zuvor schon mal die Akademie besetzt hatte, dafür verantwortlich ist“, erklärte mir Lu mit ernster Miene.
„Sie beseitigen die Schüler, die versuchen, mehr über sie herauszufinden ...”, fügte Kar mit ängstlicher Stimme hinzu.
„Oho, ob die so was wirklich machen würden?“
„Na ja, wahrscheinlich nicht“, sagte Kar plötzlich vollkommen unbekümmert. „Ein paar Schüler sind verschwunden und jeder spielt irgendwelche Verschwörungstheorien durch. Der Ritterorden hat zur Sicherheit Untersuchungen durchgeführt, konnte aber keine Spuren von Eindringlingen finden.“
„Die Leute, die durchgefallen sind, rennen einfach alle vor der Realität weg. Sie sind nicht spurlos verschwunden, sondern einfach nur wegen der Prüfungen geflüchtet. Wie sieht’s bei dir aus, Kar?“
„Ääh, ich sollte es ganz knapp schaffen. Und bei dir, Lu?“
„Na ja, geht so. Du auch, Cid?“
„Irgendwie sollte ich durchkommen ... Glaub ich?“
„V-Verstehe. Dann sollten wir wohl alle weiterkommen.“
„G-G-Genau.“
„Sicher.“
„Habt ihr eigentlich noch was vor?“
„Heute war nur die Eröffnungszeremonie und sonst haben wir keinen Unterricht. Wollen wir im Wohnheim Karten spielen gehen?“
„Was? Karten?“
„Hier, das ist Mitsugoshis neuestes Produkt!“
Was Lu da mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck aus der Tasche zog, war ein Deck Spielkarten, wie ich sie schon oft in meiner alten Welt gesehen hatte.
Dass die anderen sogar das kopieren würden, hätte ich nicht gedacht ...
„Die hab ich von Nina bekommen. Lass uns Poker oder Arschloch spielen!“
„Das wird Cids erstes Kartenspiel sein, oder? Zeigen wir ihm, wie hart die Welt der Spiele sein kann.“
„Hehe ... Dann lass uns Poker spielen. Sein Geld gehört uns.“
Poker also ...
Höchstwahrscheinlich Texas Hold’em. Die Variante hatte ich den Sieben Schatten damals beigebracht.
Es war eine schöne Erinnerung, wie ich ihnen all ihr Geld abgezockt und sie fast zum Weinen gebracht hatte. Ich hatte den Kindern die Härte der Gesellschaft gezeigt, also war es nur natürlich gewesen, dass ich im Gegenzug eine ordentliche Bezahlung erhielt ... Sie hatten sich rasant verbessert, also hatte ich meinen Gewinn geschnappt und die Flucht ergriffen.
Das war die perfekte Gelegenheit, Kar und Lu auch etwas Nachhilfe zu geben. Zum richtigen Preis natürlich.
Ich schnippte mit den Fingern.
„Dann lasst uns loslegen. Ich freu mich darauf zu sehen, wie hart die Welt der Spiele wirklich ist.“
„Der Einsatz ist zehnmal so hoch wie sonst. Ich werd ordentlich was dazuverdienen.“
„Der hat keine Ahnung, worauf er sich da einlässt.“
„Heh ...“
Ups, das war knapp. Ich konnte gerade noch so die Hand vor den Mund halten.
***
Das Pokerspiel fand in meinem Zimmer statt.
Die Sonne war bereits untergegangen und Kar starrte entseelt an die Decke, da er all sein Geld verloren hatte.
Ich bediente mich großzügig an den Pokerchips und sagte: „Raise.“
„Verdammt ... All in“, erwiderte Lu und setzte seine wenigen verbliebenen Chips.
Natürlich ging ich da mit.
„Hehe ... Du bist mir direkt in die Falle gelaufen.“
Grinsend zeigte mir Lu seine Karten.
„Oho. Keine schlechte Hand.“
„Tut mir leid, Cid, aber jetzt kenn ich alle deine Tricks. Es ist Zeit für mein Comeba...“
„Nö, es ist vorbei.“
„Was?“
Ich zeigte ihm meine Hand.
„Was ...?! Ein Drilling ...?! Dabei hatte ich mit Kar so viel gespielt ...“
„Wenn ich mir Geld borge, könnte ich noch weitermachen, aber wenn ich meine Lebenshaltungskosten für diesen Monat nicht zurückbekomme ... sterbe ich ...“, murmelte Kar unverständlich.
„Dann sammle ich mal mein Geld ein.“
Meine verzweifelten Freunde gaben mir das Geld und ich warf die beiden aus meinem Zimmer.
„Sorry, aber für arme Schlucker hab ich keine Zeit.“
Mit diesen Worten schloss ich die Tür.
Vom Gang her hörte ich noch so was wie: „Verdammt, das wirst du uns heimzahlen!“, und: „Das nächste Mal werden wir ihn einfach bescheißen!“
Wenn das so ist, bescheiß ich sie dann eben auch einfach. Nicht einmal Alpha kann meinen Betrug durchschauen, wenn ich mir Mühe gebe.
Ich steckte das Geld, das ich den beiden abgezockt hatte, in meine Eminenz-im-Schatten-Kriegskasse und schaltete das Licht aus.
Für eine Weile lauschte ich den Geräuschen der Nacht und wandte mich dann an die Dunkelheit außerhalb meines Fensters: „Sorry, dass es so lange gedauert hat. Du kannst reinkommen.“
„Mhm ...“
Mit dieser leisen Antwort tauchte nun wie aus dem Nichts ein Mädchen auf.
Sie hat sich ziemlich gut verborgen. Du bist besser geworden, Zeta.
Sie war ein schlanker Bestienmensch in einem pechschwarzen, hautengen Bodysuit. Ihre katzenartigen, eisvioletten Augen starrten mich an.
„Es ist lange her, mein Herr.“
„Jo, lange nicht gesehen.“
„Ihr seid ein wenig größer geworden.“
„Ach so?“
„Mhm.“
Sie nickte leicht und hielt mir dann einen getrockneten Fisch hin.
„Ein Mitbringsel.“
„Ein Mitbringsel ...?“
„Eine Pferdemakrele.“
„Eine Pferdemakrele also ...“
„Ich hab sie auf hoher See gefangen.“
„Das muss anstrengend gewesen sein.“
„Sie ist fettig. Bester Fang der Saison.“
„Aha.“
Sie war ein Katzenbestienmensch und die sechste der Sieben Schatten.
Für einen Bestienmenschen war Zeta sehr schlau, außerdem cool und nicht besonders gesprächig.
Sie war das genaue Gegenteil einer gewissen Hündin.
Nachdem Zeta mir die Makrele ausgehändigt hatte, starrte sie mich nichtssagend an.
Wie eine Katze, die darauf wartete, ihr Futter zu bekommen.
„Danke dir. Ich werde sie später grillen und essen.“
„Mhm.“
Ihr goldener Schwanz wedelte ganz leicht fröhlich hin und her.
„Na dann ...“, meinte ich und zog eine ernste Miene. „Wie steht es um die Angelegenheit?“
Als ich sie das fragte, warf sie mir mit ihren katzenhaften Augen einen selbstgefälligen Blick zu.
„Die Bewegungen des Kults verlaufen so wie erwartet.“
„Verstehe ...“
Ich stellte mich ans Fenster und nahm ein Weinglas in die Hand.
Zeta setzte sich sofort in Bewegung und füllte es.
Geschmeidig wie immer. Zeta liebte es, die Spionin zu spielen, und sie war schon immer gut darin gewesen, sich zu verbergen und Orte zu infiltrieren.
„Er versucht weiter, den rechten Arm wiederzubeleben.“
„Verstehe ...“
„Die Diabolostropfen sind kurz davor auszutrocknen. Das ist der Grund für alles.“
„Und weiter?“
„Der versiegelte rechte Arm liegt in den Ruinen der Akademie.“
„Wie erwartet ...“
„Sie beeilen sich. Sie haben Angst, dass wir uns einmischen.“
„Das war wohl absehbar ...“
„Uns bleibt nicht viel Zeit. Wir werden uns in Bewegung setzen.“
Nach ihrem Bericht sah Zeta zu mir empor, als würde sie Anweisungen erwarten.
Bevor ich dazu kam, hatte sie Dokumente, die in alter Schrift verfasst waren, auf dem Tisch ausgebreitet ... Ich konnte nichts davon lesen.
„Und die vermissten Schüler?“
„Noch unklar.“
„Vier Schüler ...“
„Genau.“
„Ob es noch mehr werden ...?“
„Wahrscheinlich.“
Wir blickten einander vielsagend an, als könnten wir etwas spüren, doch dann richtete sich unsere Aufmerksamkeit auf ein Licht im Mädchenwohnheim, das wir aus dem Fenster sehen konnten.
„Es wird noch ein fünftes Opfer geben.“
„Ja ... Was sollen wir machen?“
Sie sah wieder zu mir hoch.
„Es kümmert mich nicht ...“
„Wirklich ...?“
„Geh der Sache auf den Grund, Zeta.“
„Hm ... Welcher Sache?“
„Der Zukunft ... Finde heraus, was in Zukunft nötig sein wird ...“
„Wenn Ihr es wünscht ...“
Zwischen uns herrschte eine ernste Atmosphäre.
Es war echt keine schlechte Leistung von uns, spontan die vermissten Schüler in die Geschichte mit einzubauen. Hinter der friedlichen Kulisse der Akademie spielte sich der gewaltige Plan des Diaboloskults ab.
Zeta und ich blickten uns weiter an. Wir waren auf einer Wellenlänge.
Ich nickte einmal und Zeta erwiderte die Geste.
„Überlasst das mir, mein Herr. Ich kümmer mich darum.“
Mit einem Windstoß verschwand sie wieder in der Dunkelheit der Nacht.
Doch mir war nicht entgangen, was Zeta nebenbei getan hatte. Sie hatte heimlich ihren goldenen Schwanz an meinem Bett gerieben.
„Ich hab dir doch gesagt, dass du aufhören sollst, alles zu markieren.“
Während ich von meinem Bett das Fell abbürstete, sah ich zum Nachthimmel auf.
„Ewige Finsternis oder ein Erwachen aus der Ewigkeit“, murmelte ich vor mich hin.
Ich dachte darüber nach, wie spät es schon war und dass ich so langsam schlafen gehen sollte, um morgen voller Energie aufwachen zu können.
***
„Ich werde ihm nie wieder vergeben!“
In ihrem Zimmer im Mädchenwohnheim plusterte Claire Kagenou eingeschnappt die Wangen auf.
„Wie oft willst du dein Versprechen noch brechen, Cid? Du hattest mir versprochen, dass wir in den Winterferien zusammen heimfahren würden ...“
Die Lampe in ihrem Zimmer beleuchtete ihr leicht schmollendes Gesicht. Aus irgendeinem Grund hielt sie eine Art Stahlhalsband in der Hand.
„Ich werde dir nie wieder verzeihen. In den Frühlingsferien werde ich dich mit nach Hause schleppen.“
Sie fummelte am Halsband herum und lachte, nachdem sie sichergestellt hatte, dass es sich richtig verschließen ließ.
„Das nächste Mal wirst du mir nicht entkommen.“
Plötzlich runzelte sie die Stirn und das Halsband fiel mit einem dumpfen Ton zu Boden.
„Meine rechte Hand ... Sie pocht ...“, sprach Claire und hielt ihre rechte Hand, wobei sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte. „Wieso jetzt ... Dabei hatte es in letzter Zeit eigentlich aufgehört.“
Seit jenem Tag, an dem das magische Siegel in ihre Hand eingraviert worden war, tat ihre Hand immer mal weh. Doch das hatte sich allmählich wieder gelegt.
„Was soll das ...? Sag mir, was das ist, Aurora.“
Aurora zu fragen war im Grunde sinnlos. Seit jenem Tag hatte diese Claire kein einziges Mal mehr geantwortet.
Ihr kam der Gedanke, dass das alles vielleicht nur ein Traum gewesen war, aber unter dem Verband um ihre rechte Hand war das Siegel immer noch eingraviert.
Claire öffnete ihre Schreibtischschublade und breitete mehrere Dokumente auf dem Tisch aus.
„Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass auf den Unterlagen über den Dämon Diabolos das gleiche magische Siegel eingraviert ist.“
Das Siegel auf den Unterlagen vor ihr war unverwechselbar das gleiche wie auf ihrer rechten Hand.
„Was bedeutet das ...? Was hab ich mit dem Dämon gemeinsam? Was wird mit mir passieren? Ich bitte dich, antworte mir doch ...“
Plötzlich meinte Claire, etwas gehört zu haben. Sie blickte von den Dokumenten auf und schaute sich um.
„Was? Was war das ...?“
...eg ...
„...! Aurora?! Bist du das, Aurora?!“
Eine Stimme hallte in Claires Kopf wider.
La...uf ... we...g ...
Nach und nach wurde sie immer deutlicher.
Lauf weg ... Gefahr ...
„Wie ...? Ich soll weglaufen?“
Claire konnte nicht glauben, was sie da hörte, doch kurz darauf ertönte ein klirrendes Geräusch, als würde etwas zerbrechen.
„Was ist das ...?!“
Die Welt rings um sie wurde rissig und barst schließlich wie ein gesprungener Spiegel.
Claire versuchte so schnell wie möglich sich am Schreibtisch festzuhalten, doch er zerbrach ebenfalls und jenseits ihrer zerstörten Welt öffnete sich eine neue.
„Das ist mein Zimmer, oder ...?“
Claire befand sich nach wie vor in ihrem Zimmer, doch aus irgendeinem Grund lag ein seltsamer weißer Nebel in der Luft.
Alles war still und sie konnte nur sich selbst atmen hören.
Nein – sie konnte hinter sich leise Kleidung rascheln hören.
„Erwischt!“, schrie sie, drehte sich um und rammte ihren Ellbogen in den Kiefer des Angreifers.
„Argh!“
Er sackte beinahe zusammen, konnte sich jedoch im letzten Moment auf den Beinen halten und aufrecht bleiben.
Doch Claire setzte gleich zum nächsten Schlag an und traf ihn mit ihrem Knie direkt ins Gesicht.
„Das hab ich von Cid.“
Der Rock ihrer Uniform flatterte durch die Luft und der Mann fiel bewusstlos zu Boden.
Sie kannte ihn nicht.
„Wer ist das?“
Claire hockte sich hin, um ihn näher zu betrachten, doch plötzlich formten sich auch auf ihm Risse und er zersplitterte.
„G-Genau wie vorhin ...!“
Der Mann war komplett verschwunden.
„Was passiert hier ...?! Hallo?! Ist da jemand?!“
Claire ging in den Korridor und öffnete die Nachbartür, doch ihre vertrauten Schulfreunde waren nirgends zu finden.
In den anderen Zimmern war es genauso. Sie konnte niemanden finden. Claire war mutterseelenallein auf dieser Welt.
„Was ist nur hier los ...? Komm schon, Aurora. Du bist doch wenigstens hier, oder?“
Bin ich nicht, ertönte eine leicht genervte Stimme in ihrem Kopf.
„Da bist du ja. Schlechter Zeitpunkt für Scherze.“
Ich hab dir doch gesagt, du sollst weglaufen.
„Was hätte ich denn tun sollen? Das ging alles so schnell.“
Da hab ich echt grad keine Lust drauf.
„Das ist aber ein Notfall!“
Ich habe auch meine Gründe.
„Und die wären?“
Ich wollte dich nicht mit reinziehen.
„Was?! Dafür ist es jetzt aber reichlich spät. Du hast mir schon ein magisches Siegel in die Hand graviert!“
Claire starrte auf das Siegel in ihrer Hand.
Das hab ich bloß getan, um dich zu beschützen.
„Das weiß ich doch, nur kannst du mir wenigstens sagen wieso ...?“
Das wollte ich, aber ich kann es nicht mehr.
„Was meinst du damit?“
Weil er versucht dich zu beschützen.
„Er ...?“
Er versucht dich zu beschützen. Er will dich aus der Gefahr heraushalten. Deshalb kann ich es dir nicht sagen.
„Du hast schon mal von ihm gesprochen, aber wer soll das sein? Ich kann mich nicht dran erinnern, von irgendjemandem beschützt worden zu sein.“
Du liegst falsch. Du wurdest die ganze Zeit über beschützt. Bis heute wurdest du es und wirst es auch in Zukunft. Da kann man fast neidisch werden.
„Ich sag’s dir noch mal zur Sicherheit ... Ich weiß zwar nicht, von wem du hier redest, aber ich will mich von gar keinem beschützen lassen.“
Claires Stimme triefte geradezu vor Wut.
Und das ist auch in Ordnung. Auch wenn du von nichts weißt, ist er bestimmt zufrieden, solange du dich an einem sicheren Ort ...
„Jetzt hör schon auf! Das will ich nicht!“
Ich werde dir nichts erzählen. Dafür bin ich ihm viel zu dankbar.
Auroras Stimme klang schon leicht unzufrieden.
„Ich bring dich noch zum Reden.“
Und wie das?
„Ähm ...“
Claire wurde auf einmal ruhig und dachte darüber nach, was sie mit jemandem anfangen könnte, dessen Stimme sie nur in ihrem Kopf hören konnte.
„Ähm ... Na ja ... Ich werde einfach so lange herumschreien, bis du mit mir redest.“
Mach ruhig.
„Ich arbeite nicht mehr mit dir zusammen ...“
Wie du willst.
„Ich werde überall über dich lästern ...“
Und?
Claire biss sich verärgert auf die Lippe.
Bist du langsam fertig?
„Ich bin einfach nur frustriert.“
Keine Sorge. Ich kann dir zeigen, wie du wieder aus dieser Welt herauskommst.
„Wo bin ich hier überhaupt?“
Sag ich dir nicht.
„Du machst mich echt wahnsinnig.“
Geh einfach weiter geradeaus.
„Ich hasse dich.“
Du wirst für den Rest deines Lebens hier festsitzen, wenn du nicht weitergehst.
„Na gut, na gut, ich hab’s ja kapiert. Ich muss einfach weitergehen, richtig?“
Genau. Und jetzt dreh dich dreimal im Kreis.
„Dreimal im Kreis?!“
Bloß ein Scherz.
„Irgendwann hau ich dir eine rein.“
Das schwarzhaarige Mädchen begann durch die Welt aus weißem Nebel zu gehen, hinter ihr die durchsichtige Gestalt einer Frau mit violetten Augen.
***
Heute begann der Unterricht des dritten Semesters.
Vielleicht lag es daran, dass die Prüfungen am Ende des Schuljahres immer näher rückten, aber alle in meiner Klasse guckten echt ernst.
„Ich habe gehört, dass die Magiemanipulationstheorie von heute jedes Jahr in den Prüfungen vorkommen soll.“
„Nicht schlecht, Kar. Bist gut informiert.“
„Langsam wird’s auch Zeit, mich ins Zeug zu legen. Wenn ich sitzen bleibe, bringen mich meine Eltern um.“
„Geht mir ähnlich. Bis jetzt war ich wahrscheinlich ein bisschen zu faul.“
„Wenn wir uns dahinterklemmen, ist es kein Problem.“
„Genau, wenn wir uns dahinterklemmen, ist es kein Problem.“
Kar und Lus Augen waren blutunterlaufen.
„Du hast auch nicht die besten Noten, oder, Cid? Du musst dich auch mal ins Zeug legen.“
„Ah, ja, vielleicht. Dann leg ich mich mal ins Zeug.“
Ich würde meine Noten definitiv im unteren Mittelfeld halten.
Um ehrlich zu sein, trainierte ich im Unterricht immer meine Magie, sodass ich keine Ahnung hatte, was in den Tests passierte. Aber wenn ich mich wirklich anstrengte, könnte ich ohne Probleme einfach schummeln, also musste ich mir gar keine Sorgen machen.
Ich hatte auch heute keine Ahnung, was wir im Unterricht behandelt hatten, aber mein Training war der Beweis für die Theorie der tausendfachen Verstärkung von Magie durch Kompression.
All das war nötig, um zu einer Eminenz im Schatten zu werden.
Und so saß ich im Klassenzimmer und trainierte wie immer heimlich meine Magie. Da knallte plötzlich die Tür des Klassenzimmers und ein Mädchen mit silbernen Haaren kam herein.
Es war Alexia.
„Schönes Wetter heute“, sagte ich und schaute beiläufig aus dem Fenster zum Himmel empor.
Es war wolkig.
Ich spürte, wie sich alle Blicke im Klassenzimmer auf mich richteten.
Aus irgendeinem Grund schauten immer alle sofort mich an, wenn Alexia in die Klasse platzte. Dabei war ich doch nur ein ganz normaler, unauffälliger Nebencharakter.
„Jetzt hör mal.“
„Oh, da fliegt ein Vogel vorbei.“
Es war ein völlig normaler Tag mit einem völlig normalen Himmel.
„Guck mich gefälligst an, Hundi.“
„Die Wolken werden vom Wind fortgetragen.“
Der heutige Tag würde bestimmt ohne irgendwelche Zwischenfälle vergehen.
„Ignorier mich nicht.“
Alexia packte mich am Kinn und drehte meinen Kopf mit Gewalt zu ihr, sodass mein Hals unangenehme knackende Geräusche von sich gab.
Nun befanden sich Alexias rote Augen direkt vor mir.
„Hey, Prinzessin Alexia“, versuchte ich, sie so normal wie möglich zu begrüßen.
„Guten Tag, Cid Kagenou.“
„Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht in der falschen Klasse gelandet seid, Prinzessin Alexia?“
„Keineswegs. Ich bin wegen dir hier, Cid Kagenou.“
„Ah, leider fängt der Unterricht bald an, also müssen wir das wohl vertagen.“
„Das ist mir egal. Ich leih ihn mir mal kurz aus“, sagte Alexia zu Lu und Kar und packte mich am Kragen.
„G-G-G-Gerne!“
„W-W-Wie Ihr wollt!“
Ihre beiden rückgratlosen Stimmen hörte ich als Letztes, bevor ich rausgezerrt wurde.
***
Aus irgendeinem Grund wurde ich ins Mädchenwohnheim gebracht.
„Darf ich hier einfach so rein?“
„Ich habe um Erlaubnis gefragt.“
„Aber ich bin doch ein Junge.“
„Du bist ein Verwandter, also geht das klar.“
„Ein Verwandter?“
Alexia blieb vor einem Zimmer stehen.
Wenn ich mich richtig entsann, war es Claires.
„Es geht um deine Schwester. Sie ist heute Morgen nicht zum Frühstück erschienen.“
„Aha.“
„Eine Schülerin hat sich Sorgen gemacht und ist zu ihrem Zimmer gegangen, doch es war zu“, erklärte mir Alexia und öffnete die Tür, doch tatsächlich war keiner da. „Ich habe alle Orte abgesucht, an denen sie sein könnte, aber sie war nirgendwo zu finden.“
„Ohoo.“
„Weißt du was darüber?“
„Nö“, erwiderte ich prompt und Alexia schaute mich an, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf.
„Machst du dir gar keine Sorgen?“
„Das passiert oft.“
„Wirklich?“
„Sie ist schon als Kind oft verschwunden.“
„Dann weißt du also doch was!“
„Ach so, stimmt.“
„Und wo ist sie damals immer hinverschwunden?“
„Keine Ahnung, sie ist irgendwann einfach zurückgekommen.“
Normalerweise haben sich immer die Sieben Schatten darum gekümmert, sie zurückzuholen.
Diesmal müsste Zeta sie überwacht haben. Sie leistete fantastische Arbeit – wenn sie sich bis jetzt also nicht gerührt hatte, ging es Claire bestimmt gut.
„Ist sie von zu Hause weggelaufen?“
„Kann sein.“
„Es wäre nicht so schlimm, wenn es nur das ist, aber etwas bereitet mir Sorgen.“
„Und was?“
„Ich zeig’s dir.“
Im Zimmer hob Alexia ein Halsband vom Boden auf.
„Ein Halsband? Sieht ja ziemlich massiv aus.“
„Es versiegelt Magie. So was sollte man im Zimmer eines ganz gewöhnlichen Mädchens ganz bestimmt nicht vorfinden.“
„Ich würde Claire nicht unbedingt als gewöhnliches Mädchen bezeichnen.“
„Irgendjemand könnte in dieses Zimmer eingebrochen sein und versucht haben, Claire mithilfe dieses Halsbandes zu entführen.“
„Aber es lag doch auf dem Boden.“
„Vielleicht hat der Entführer es fallen lassen, als sie sich gewehrt hat. Außerdem gibt es da noch was.“
Bei diesen Worten fiel Alexias Blick auf die Dokumente auf Claires Schreibtisch.
Als ich erkannte, worum es sich handelte, wusste ich auf Anhieb, was hier passierte.
„Das ist doch ...“
Alte Schrift, coole Magiesiegel, irgendwelche coolen Zaubersprüche, die so aussahen, als würden sie was bedeuten, aber in Wirklichkeit vollkommener Schwachsinn waren ...
Das ging hier also vor sich.
Es war ein peinliches Chuunibyou-Notizbuch.
„Kannst du was damit anfangen?“
„Nope, kein bisschen, weiß nichts drüber, noch nie gesehen.“
„Ach so? Du wirkst leicht unruhig.“
„D-Das bildest du dir ein.“
„Na gut.“
Alexia wandte sich wieder dem Chuuni-Notizbuch zu.
„Ich denke nicht, dass du dadrin was Sinnvolles findest.“
„Mal sehen.“
Alexia nahm das Notizbuch noch eingehender in Augenschein.
Leider ist bestimmt alles, was dort geschrieben steht, nur peinliches Geschwafel.
Wenn ich genauer darüber nachdachte, passte dieses Halsband auch perfekt in die Sammlung eines Chuunis. Noch dazu hatte Claire auch irgend so ein peinliches Magiesiegel auf ihre Hand gemalt und einen Verband darübergewickelt.
Dann hatte sich ihre peinliche Phase wohl endlich voll manifestiert. Plötzlich zu verschwinden, war eines der häufigsten Symptome dieser Phase.
„Ihr geht es bestimmt gut.“
„Du scheinst ihr echt zu vertrauen ...“
„Das ist vielleicht etwas zu viel gesagt, aber ... Na ja ...“
Irgendwann musste es halt passieren. Da konnte man nichts machen.
„Dagegen sind meine Schwester und ich ...“ Alexia schien irgendwohin in die Ferne zu blicken. „In letzter Zeit weiß ich nicht, was in ihr vorgeht.“
„Hm.“
„Kennst du das Gefühl, Hundi?“
„Eigentlich weiß ich fast nie, was meiner Schwester so durch den Kopf geht.“
„Verstehe ... Vielleicht weiß das niemand so genau.“
„Wir sind schließlich einfach bloß Fremde mit demselben Blut.“
„Ist das nicht ein bisschen hart?“
„Vielleicht.“
„Ich will sie immerhin verstehen.“
„Aha.“
Alexia stieß einen kleinen Seufzer aus und sagte dann: „Du kannst jetzt zurück zum Unterricht ... Ich guck mich noch ein bisschen um.“
„Okay.“
Ich ging und ließ Alexia zurück, die sich voll konzentriert über das Chuuni-Notizbuch hermachte.
***
Auch nach der Schule war Claire noch nicht zurückgekehrt.
Na ja, Zeta war ja auch noch da, also war es bestimmt nichts Ernstes.
Ich weilte gerade im Hinterhof des Wohnheims und grillte den getrockneten Fisch, den Zeta mir gegeben hatte. Es war bereits spät in der Nacht und alles um mich herum stockdunkel.
„So langsam sollte er fertig sein.“
Das knisternde, köstliche Geräusch des Fischs über dem Feuer hallte durch die Nacht.
„Okay, vielleicht braucht er doch noch ein wenig.“
So ganz allein am Feuer zu sitzen war gar nicht mal so schlecht. Es reinigte meine Seele. Im tristen Alltag der Menschen verfaulten oft ihre Herzen.
Während ich geistesabwesend auf die Flammen starrte, spürte ich plötzlich eine Präsenz mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zurasen.
„Boss!!! Endlich hat Delta dich gefunden!!!“
Mir nichts, dir nichts tauchte Delta auf und wedelte mit ihren Öhrchen.
„Hey. Sei bitte leise, es ist schon spät.“
„Delta hat den schwarzen Jugga gejagt!!!“
„Verstehe. Sei bitte leise, es ist schon spät.“
„Und dann hat mich Alpha dafür gelobt!!!“
„Aha, wie toll. Sei bitte leise, es ist schon spät.“
„Boss soll mich auch loben!!!“
„Na gut, na gut. Fein gemacht. Gutes Mädchen“, sagte ich und tätschelte ihr den Kopf, woraufhin sie fröhlich mit dem Schwanz wedelte. „Sei bitte leise, es ist schon spät.“
„Okay, leise sein!!!“, erwiderte sie energiegeladen und hielt sich dann überstürzt den Mund zu. „Delta jetzt leise reden“, flüsterte sie nun.
„Perfekt, genau so.“
„Delta verstanden. Außerdem hat Delta das Loch gebuddelt, so wie Boss es befohlen hatte.“
Ihre Stimme wurde langsam wieder lauter.
„Loch? Hab ich so was befohlen?“
„Ja, das hat Boss!“
Ihre Stimme war wieder so laut wie am Anfang.
„Kann sein. Na ja, ist auch egal.“
„Dabei hat Delta das hier gefunden! Genau, wie Boss es vorhergesagt hat! Unglaublich!“
Delta grinste und hielt plötzlich einen leuchtenden roten Edelstein im Mund.
„Wieso beißt du denn auf dem rum?“
„Um ihn nicht zu verlieren!“
„Du bist echt ein Genie.“
„Hehe.“
Ich nahm den Edelstein entgegen, der voll von Deltas Speichel war. Im Schein des Feuers funkelte er wunderschön.
„Oho ... Den könnte man wahrscheinlich für ein Vermögen loswerden.“
Er war zwar nur so groß wie eine Murmel, glänzte aber außergewöhnlich.
„Delta sich viel Mühe gegeben hat!“
„Fein, fein. Gutes Mädchen“, meinte ich und wuschelte ihr durchs Haar.
Ihr Gesicht zerschmolz in ein breites Grinsen.
„Delta will eine Belohnung!“
„Klar, kannst du haben.“
„Hm, riecht superlecker!“
Als ich zum Feuer schaute, war der Fisch bereits verschwunden.
„Ist das Deltas Belohnung?!“
Sie hielt den Fisch in den Händen.
„Eigentlich nicht, den hab ich von Zeta und ...“
„Danke schön!“ Sie hörte mir gar nicht zu. „Lecker!“
Delta hatte einen Bissen Fisch genommen und wirkte überglücklich.
Ach, was soll’s, sie hat sich offenbar echt Mühe gegeben.
„Passt schon.“
Doch genau in diesem Moment hörte ich direkt hinter mir urplötzlich einen Ast knacken.
„Du Töle ... Was frisst du da?“
Ich drehte mich um und sah dort mit eiskalter Miene Zeta stehen.
„Das Katzenvieh?! Delta nur ihre Belohnung fressen!“, erwiderte Delta unter bedrohlichem Knurren.
„Diese Makrele war für meinen Herrn gedacht und nicht für dich, Töle.“
„Geh weg! Das ist Deltas Belohnung!“
Mit diesen Worten verputzte Delta den Rest der Makrele in einem Happs.
„Ah ...“
Zeta gab etwas zwischen Schrei und Seufzer von sich.
„Das war lecker!“, verkündete Delta unbekümmert.
„Du verdammte ...“, murmelte Zeta und fauchte.
„Dummes Katzenvieh nervt! Geh weg oder Delta pustet dich um!“
„Ich hatte für meinen Herrn die köstlichste Makrele überhaupt gefangen ... Das ist unverzeihlich.”
„Jetzt beruhigt euch doch mal.“
Da ich spürte, wie die Situation zu eskalieren drohte, ging ich dazwischen.
Beider Blicke richteten sich auf mich.
„Ähm ... Ich hab hier ganz normal den Fisch gegrillt, aber niemandem klar erlaubt, ihn zu essen und ...“
Wenn die Dinge eskalieren, muss man in erster Linie auf sich selbst aufpassen. Um zu vermeiden, dass man mit reingezogen wird, muss man zeigen, dass einen keine Schuld trifft und man mit der ganzen Sache eigentlich nichts zu tun hat.
„Was ich damit sagen will, das ist nicht meine Schuld.“
„Mhm, Euch trifft keine Schuld, mein Herr.“
„Ja, Boss nicht schuld!“
„Genau, ich bin vollkommen unschuldig.“
Ich hatte den Fisch nur zubereitet. Es war reines Pech gewesen, dass ihn jemand anderes gegessen hatte.
„Aber ...“, sprachen die beiden gleichzeitig und zeigten aufeinander. „... sie ist schuld!!!“
„Hä?“
Kurz darauf explodierte die Magie der beiden.
Ich wurde weggeschleudert und segelte in hohem Bogen davon.
Nachdem ich den Aufprall abgefangen und auf dem Boden aufgekommen war, sah ich, dass Delta und Zeta in einiger Entfernung von mir ebenfalls gelandet waren.
„Du dumme Töle bist über das Geschenk an meinen Herrn hergefallen ... Das wirst du mir büßen.“
„Du blödes Katzenvieh hast Deltas Belohnung schlecht gemacht ... Das wirst du Delta auch büßen.“
„Ähm, ich begreif nicht so ganz, worum’s hier geht, aber ich bin ja nicht schuld, also ...“, sagte ich und entfernte mich langsam.
Die beiden hatten sich noch nie so richtig verstanden und stritten oft. Manchmal endete es sogar damit, dass das Haus oder die Felder halb zerstört wurden, bis Alpha stinksauer wurde und die beiden aufhielt.
„Übertreibt es nicht, in Ordnung?“
Zum Glück hatte die Explosion die beiden vom Wohnheim entfernt.
„Delta dich wegpusten.“
Delta zückte ihr Schwert und machte sich kampfbereit.
„Das wird dir eine Lehre sein.“
Zetas eiskalter Blick fokussierte sich und sie verschwand ganz plötzlich und ohne Vorwarnung.
„Ist das Katzenvieh weggerannt?“
Delta legte verwirrt den Kopf schief, doch dann erschien hinter ihr eine schwarze Klinge.
Kurz bevor sie getroffen wurde, duckte sich Delta und wich dem Schlag aus. Indessen bewegte sie sich so unnatürlich, dass sie zu Boden fiel.
Immer und immer wieder konnte man Zetas Klinge durch die Luft zischen hören.
„Puh ...“
Aber Delta wich auch den folgenden Angriffen aus.
Um Zetas Schwert zu entgehen, huschte sie über den Boden, drehte sich und vollführte ausschließlich Bewegungen, die für einen Menschen vollkommen unmöglich gewesen wären.
„Wo ist sie ...?“
Zeta war nirgends zu sehen.
In der Dunkelheit ließen sich nur unzählige schwarze Klingen erkennen.
Die Technik glich jener der Königin des Blutes.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie so was könnte, aber bei genauerer Betrachtung schien es gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Zeta war die geschickteste Person, die ich je getroffen hatte.
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