Trautes Heim, Glück allein - Manfred Rebhandl - E-Book

Trautes Heim, Glück allein E-Book

Manfred Rebhandl

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Beschreibung

NICHTS FÜR SCHWACHE LEBERN: BIERMÖSEL IS BACK! In dieser brandneuen BIERMÖSEL-GESCHICHTE hat es ein charismatischer, aufstrebender BÜRGERMEISTER IM SLIM-FIT-TRACHTENANZUG ("Ich habe die lange Gerade im Silbertannenwald im Alleingang geschlossen!") auf die HOCHTRAINIERTE SÄUFERLEBER vom Biermösel abgesehen. Dabei kommt es nicht nur zum Showdown im Flachdachhaus, es gibt auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten: Der skrupellose Lodenmachiavell (leberleidend) hat sich nämlich zur Realisierung seines diabolischen Planes medizinisches Know-how von einem gewissen DR. STRENGELE aus Südamerika (leider lebend) geholt. Kruzifix, wie soll der Biermösel sich da bloß aus der Affäre ziehen? ************************************************************************************* "Das ist eines der unappetitlichsten Bücher, die ich kenne." Ein empörter Buchhandelskunde "Wie von Manfred Deix geschrieben!" Herr Karl "Hinaus mit dem Schuft!" Herr Norbert "Nestbeschmutzung!" Herr Herbert "Primitiv! Widerlich! Ganz dickes Pfui!" Frl. Anne-Sophie "Der Papa liest es am Klo. Die Mama sagt, da gehört es hin." Marcel, 5 Jahre "Voll frauenfeindlich!" Jessica "Unbedingt an der Grenze stoppen!" Herr Lang

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Manfred Rebhandl

Trautes Heim, Glück allein

Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
Manfred Rebhandl
Zum Autor
Impressum
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I

Er ist jedenfalls der neue Leader, seit er letztes Jahr die Partei im Alleingang umgekrempelt und in die Hilf-dir-selbst-sonst-hilft-dir-keiner-Bewegung („Bewegung heißt das! Sagt doch keiner mehr Partei!“) umgemodelt hat, bevor er einen triumphalen Wahlsieg einfahren konnte, und zwar mit dem schlichten Versprechen, dass er die lange Gerade im Silbertannenwald im Alleingang schließen wird. Und was soll er sagen? Es hat funktioniert!

Als erste vernünftige Amtshandlung hat er sich dann auf Gemeindekosten beim Tripischowski in Ischl drüben eine schlanke Tracht an den damals noch schwammigen Leib tackern lassen, und dann ist es losgegangen: Er hat den Eigentumsausbau forciert; er hat die Wasser- und Abfallwirtschaft umgehend privatisiert; er hat weiters diese depperten und komplett unnötigen Naturparks wieder aufgelöst und stattdessen einem Verwandten die Schürfrechte für Kohle darin übertragen – und wer weiß, ob er nicht welche findet?

Er hat Investitionen angestoßen und nach vorne geschaut! Im Gegenzug hat er unnötige, das Gemeindesäckel belastende Ausgaben aus dem überbordenden Sozialbudget gestrichen und das insgesamt Rückwärtsgewandte früherer Bürgermeister gekappt: „Nicht immer nur die Armen, Faulen, Unnötigen unterstützen, die ja am Ende eh niemandem etwas bringen! Oder hat einer schon einmal einen Armen, Faulen oder Unnötigen gesehen, der irgendwem etwas bringt?“ Er, der Bürgermeister, jedenfalls nicht!

Er hat Jobs, Jobs, Jobs geschaffen, und darunter Gott sei Dank überwiegend Billigjobs, weil Billigjobs die Wirtschaft ankurbeln (Oder sagen wir so: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s der Wirtschaft gut!“). Er hat die Gewinne der lokalen mittelständischen Betriebe in seiner Funktion als Investmentbanker bei der Ackerbau- und Viehzuchtbank entgegengenommen und zunächst auf die Osterinseln transferiert, bevor ihm jemand gesagt hat: Caymaninseln, du Trottel! Cayman!

Er hat ein Volksmusikantenmuseum eröffnet zu Ehren vom Weiß Ferdl, dem Volksmusikhelden aus dem Tal, und einen Volksmusikantenfriedhof initiiert, auf dem der Weiß Ferdl jetzt liegt. Und erst letzte Woche hat er eine Walkmaschine für hochwertige Nazistutzen angekauft und der Volksschule übergeben, damit die Kleinen es rechtzeitig lernen!

Er hat weiters das Versammlungsrecht ausschließlich den Kirchgängern vorbehalten, umgekehrt hat er die Langhaarigen und Rock ’n’ Roller mit Hausarrest belegt. Gutmenschen und Umweltschützern hat er die Büros zugedreht, Zeit war’s! Wenn anfangs ein Reporter von der linkslinken Systempresse wie der Himmelfreundpointner vom Ländlichen Boten zu ihm ins Rathaus gekommen ist, mit seinen langen Haaren und braunen Fingernägeln vom vielen Haschzigarettenrauchen, ein Lügner, der nur im Produzieren von Fake-News gut ist und in sonst gar nichts, dann hat er zu dem gesagt: „Jetzt hör einmal zu, du Stinktier: Ich habe die lange Gerade im Silbertannenwald im Alleingang geschlossen!“ Aber gedacht hat er sich, nachdem er ihn mit einem Arschtritt hinausgeleitet hat, gedacht hat er sich mit einer inneren Abscheu und einem inneren Groll, der ihn im Geiste schon die ganzen konzentrierten Zentren bauen ließ, in die man diese ganzen Lausnester von der Systempresse endlich hineinschmeißen müsste: Dass die einfach nie aufhören können mit ihren haltlosen Vorwürfen, dass er ein Nazi ist, nur weil er die zwei Krüppel aus dem Stinkloch Rumänien da unten, die immer auf der Straße herumgesessen sind und gebettelt haben, eigenhändig aus dem Tal hinausgejagt hat. („Aber ich bitte Sie, meine Damen und Herren!“, hat er gleich nach der Angelobung als Bürgermeister im Zuge der ersten Gemeinderatssitzung gesagt: „Sehr grundsätzlich ist es doch so: Nazis? Was soll denn das bitte sein? Kruzifixnocheinmal, es gibt doch gar keine Nazis mehr! Und ob es jemals welche gegeben hat, das ist noch längst nicht bewiesen, ihr Rocker! Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich habe die lange Gerade im Silbertannenwald im Alleingang geschlossen! Das habe ich schon erwähnt? DANN SAGE ICH ES HALT NOCH EINMAL!“)

An der langen Geraden im Silbertannenwald, durch die er die zwei Rumänen aus dem Tal hinausgetrieben hat, sitzen jetzt jedenfalls zwei Posten auf zwei braunen Pferden, die darauf achten, dass nur noch die hereinkommen ins Tal, die keinen türkischen Halbmond im Herzen tragen und keine Ziege mit im Handgepäck führen; die keinen Elefantenstoßzahn durch die Nase gebohrt und keine Schlauchbootlippen im Gesicht haben; keine Rumänen, keine Muselmanen, keine Turk-, Ar- oder sonstige -menen, nur der perfekte Mensch darf noch einreisen: der in seiner Lederhose, der in seinen Strümpfen, der in seinen eleganten Goiserern, der in seinem grünen Lodenhemd und der mit seinem einmaligen Gamsbarthut am Schädel samt der richtigen Einstellung unter seinem Hut in seinem Schädel drinnen, und am besten natürlich auch im Herzen: Mia san mia! Und mia san wer! Und alle anderen sind nix, gar nix!

Und das alles hat er im schlanken Trachtenanzug getan. Der schlanke Anzug – und diese Meinung hat sich unter seinesgleichen praktisch weltweit durchgesetzt – ist das Um und Auf für einen neuen Leader. Er signalisiert Gesundheit und Selbstdisziplin; er signalisiert weiters, dass man jederzeit die Ausländer die Papierln von der Straße aufklauben lassen kann, wenn man das will; dass man die finanzielle Absicherung für die Rocker streicht und sie mit der dünnen Mehlsuppe abspeist. Der schlanke Anzug sagt ganz grundsätzlich: „Ihr, die ihr in eurem selbstverschuldeten sozialen Elend lebt und euch überall breitmacht, ihr geht uns so auf die Nerven! Also macht euch gefälligst schlank! Verzupft’s euch! Haut’s euch über die Häuser!, wie die roten Volltrotteln in Wien unten sagen. Wir wollen euch noch weniger, als wir euch brauchen! Habt’s uns verstanden?“

Dabei war das keine leichte Arbeit für den Tripischowski drüben in Ischl, als er ihm die Slimfit-Tracht an den damals noch durchaus schwammigen Bürgermeisterkörper genagelt hat, leicht war das nicht, denn: Kaum war sie fertig, sind bei ihm die Kilos gepurzelt wie der Kurs von der türkischen Lira. Jede Woche hat er die Tracht enger schneidern lassen müssen, bis nur noch der eine Spitz rechts an seinem Bauch herausgeschaut hat, ein hartes Stück Innerei. Was ist denn da mit meiner Leber los?, hat er sich gefragt. Wieso steht denn die so heraus aus meinem Leader-Körper?

Gerade, als er einen Erlass erlassen wollte, der das Tragen von schlanken Trachtenanzügen untertags für alle männlichen Geschlechts ab drei Jahren aufwärts im ganzen Tal vorgeschrieben hätte – auch in der Automechanikerwerkstatt, auch in der Holzdielenwerkstatt, auch im Kindergarten für die kleinen Buberln –, ist er beim Faschingsumzug zusammengeklappt, er hat jedenfalls geglaubt, er spinnt. Da hat er endlich den Bieranstich auch beim Faschingsumzug per Erlass durchgesetzt, und dann kriegt er die g’schissene Bierpippe nicht in das g’schissene Bierfassl hinein! So schwach war er, so verlassen von allen Kräften (fast wie ein acht Monate altes Negerkind, das gerade in den Fluten vom Mittelmeer ersäuft), dass er gedacht hat: Gibt’s denn das? Wie kann ich denn so schwach sein, wo ich doch die Stärke selbst bin?

Der harte Spitz im schmalen Sakko hat ihn so gezwickt, dass er auf einmal keinen Durst mehr gehabt hat, und Durst hat er von Kindesbeinen an eigentlich immer gehabt. Stattdessen hat ihn furchtbar geschwindelt und haben ihm die Knie gezittert, sodass er überlegener Mensch sich hat hinsetzen müssen in der Hitze. Er hat den Bieranstichschlögel einfach nicht mehr halten können, die Hand ist ihm hinunter gesackt, und dann hat man ihm Wasser gereicht, ein Albtraum. Er hat Wasser getrunken vor den Wählern! „So jung, so schön, so strahlend, und schon so krank. Wie gibt es denn so was?“, hat er das Volk hinter seinem Rücken über ihn reden gehört.

Denn ein kleiner Teil vom Volk ist natürlich böse, er ist missgünstig und voller Neid und Niedertracht, sodass der Bürgermeister in der Folge wirklich gut zu tun hatte, die ganzen Meuchelfotos in den g’schissenen Sozialen Medien tilgen zu lassen, man stelle sich vor: Ein Foto, das ihn auf dem g’schissenen Twitter mit einem Glas Wasser in der Hand zeigt – kein Mensch wählt ihn mehr! Dazu furchtbar verleumdende Texte: „Du meine Güte, der neue Bürgermeister! So jung, und schon so ein Alkoholiker!“ So hat er die Leute hinter seinem Rücken im Internet über ihn tuscheln gehört, bis er die hämischen Selfiefotomacher alle zugeschissen hat mit Klagen, in deren Folge sie alle Fotos von ihm mit einer Halben Bier in der Hand auf ihren g’schissenen Profilen veröffentlichen mussten.

Die solcherart zugefügten Schmerzen im Inneren, die Demütigung, die Kränkung, die solche Bilder erzeugen, hat er aber freilich nur mit dem Staubzucker ertragen können, den er sich immer um ziemlich genau 17.10 Uhr nach getaner Arbeit beim Ali aus Anatolien unten an der Abzweigung nach Goisern drüben kauft. So einen guten Staubzucker hat der! Und dass man ihn durch die Nase einziehen muss, das hat er bis dahin gar nicht gewusst, aber das ist halt der türkische Brauch! (Der Ali, muss er sagen, hat sich ja insgesamt tadellos integriert. Er steht da drinnen in seiner Kebabhütte mit seinem Gamsbarthut am Schädel und mit seinen schneeweißen Zähnen unter seiner kohlpechrabenschwarzen Rotzbremse. Und wieso soll dann einer, der so gut integriert und so brav ist, nicht Staubzucker verkaufen dürfen, den man durch die Nase einzieht, wenn er sich dabei ordentlich benimmt und auch einmal einen Rabatt gibt, sprich: zu den drei Gramm Staubzucker, die er jeden Tag kauft, ein halbes Gramm gratis dazu?)

Den endgültigen Zusammenbruch hat er schließlich während des Bieranstichs drüben beim befreundeten Bürgermeister in Grundl am See erlitten, wohin ihn der Wolfi Ferstl von der Gosse