Über das Anlegen von Katastrophenquellen - Kathrin Röggla - E-Book

Über das Anlegen von Katastrophenquellen E-Book

Kathrin Röggla

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Beschreibung

Ein Katastrophensoziologe und Kathrin Röggla denken über Deutschland nach. Darüber, wie eine Gesellschaft Katastrophen produziert. Beispielweise die Werkstoffindustrie, die ihre giftigen Zwischenprodukte gerne über Land schickt, und wenn dann so ein Lastwagen auf der Autobahn umstürzt, dann sieht es böse aus. Schlau und radikal argumentierend, literarisch geformt, sezieren Kathrin Rögglas Texte unsere Gegenwart. Der Text entstammt dem Band ›besser wäre: keine‹, der Essays und Theaterstücke versammelt.

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Seitenzahl: 14

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Kathrin Röggla

Über das Anlegen von Katastrophenquellen

Essay

Fischer e-books

Über das Anlegen von Katastrophenquellen

»Es gibt ja so viele Möglichkeiten!« Der Soziologe bietet mir die hübschesten Szenarien an: das Szenario »Fliegerbombe«, das Szenario »Vogelgrippe«, das Szenario »elektromagnetischer Impuls« oder »Zusammenbruch des Datenverkehrs«, das Szenario »Lohengrin«, also der Theaterbrand im Hoftheater Karlsruhe – Szenarien, die von der Bevölkerung ernst genommen werden, sowie Szenarien, die nicht ernst genommen werden. Der elektromagnetische Impuls werde beispielsweise nicht so ernst genommen wie das Szenario »Bioterror«, der elektromagnetische Impuls, der nicht nur die Herzschrittmacher außer Gefecht setzt, sondern auch die Geldautomaten, was radikalen Bargeldmangel zur Folge hat, was wiederum bedeutet, die Leute können beispielsweise nichts mehr einkaufen, sie nehmen sich beispielsweise schließlich einfach, was sie brauchen, »und was ist dann los?«, fragt er – es komme zur sozialen Zerrüttung.

Der Katastrophensoziologe und ich denken über Deutschland nach. Das heißt, er denkt ein wenig vor, und ich tapere dann hinterher. Da geht es nicht etwa in die Exportschlagerrichtung, die die breite Öffentlichkeit so oft einnimmt, also die Arbeitsmarktrichtung und Marktnischenrichtung, also Deutschland als Technikexporteur und Know-how-Spezialist mitsamt seiner Katastrophenhilfe in Übersee, der technischen Hilfe, den Ingenieuren, Geologen, Vulkanologen und Feuerökologen aus Karlsruhe, die Waldbrände in Malaysia bekämpfen und Vulkanausbrüche in Indonesien erforschen. Nein, hier werde ich nicht wie in einer der Campus- und Karriere-Sendungen des Deutschlandfunks in alle Welt hinausgeschickt: mit dem Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk, der GIZ – der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit – oder den Maltesern und ähnlichen Organisationen.