Über den Dächern der Stadt - Jenny Green - E-Book

Über den Dächern der Stadt E-Book

Jenny Green

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Beschreibung

Nach jahrelanger Beziehung von ihrer Freundin verlassen, steht Emma vor einem Scherbenhaufen. Ein beruflicher Wechsel bringt sie mit der Geschichtslehrerin Lisa zusammen, die den Trennungsschmerz lindert. Doch Emma ist nicht bereit für eine neue Beziehung, und so einigen sie sich auf eine Freundschaft mit Extras. Die wieder aufkreuzende Ex und tragische Geschehnisse aus der Vergangenheit scheinen jedoch die Freundschaft dauerhaft zu sabotieren ...

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Jenny Green

ÜBER DEN DÄCHERN DER STADT

Roman

© 2013édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-092-9

Coverillustration: © mucft – Fotolia.com

1

»Sacramento?« Emma griff haltsuchend nach der Stuhllehne und umklammerte sie mit zittrigen Fingern. »Aber das kann doch . . . Für wie lange, Kathrin?«

»Liebes, ich sagte doch gerade, dass ich es nicht genau sagen kann. Ein Jahr, vielleicht aber auch zwei oder länger. Es kommt ganz darauf an, wie gut es mit dem neuen Job läuft.« Kathrins Worte schossen wie spitze Eiszapfen durch den Raum. Kompromisslos. Verletzend.

Vorsichtig versuchte Kathrin Emma an der Schulter zu fassen, um sie an sich zu ziehen. Doch Emma dachte nicht im Entferntesten daran, die Stuhllehne loszulassen. Wie eine Wand schob sie den Stuhl zwischen Kathrin und sich.

»Wie wäre es denn gleich mit für immer?«, schrie sie aufgebracht. Enttäuschung und Wut mischten sich in ihre Stimme, während heiße Tränen ihr den Blick verschleierten.

Kathrin ließ die Arme sinken. »Beruhige dich doch erst einmal. Es ist doch alles gar nicht so schlimm, wie du denkst. Komm doch einfach mit mir. Wir könnten dort zusammen leben – schließlich kannst du an jedem Ort dieser Welt arbeiten. Du könntest dein Jahr Auszeit in der Sonne genießen und dich dem Schreiben widmen. Und sicher werden auch in Amerika gute Lehrer gesucht, wenn du in einem Jahr wieder in deinen Beruf einsteigen willst. Denk doch mal an Kalifornien, lange Strände, der Ozean fast vor der Haustür . . . Ein völlig anderes Lebensgefühl. Und wir könnten unser eigenes kleines Häuschen haben.« Mit immer weiter ausholenden Gesten untermalte Kathrin ihre Schilderung, als sei sie der Star einer schlechten Theateraufführung.

Doch Emma ließ sich nicht besänftigen. »Du machst es dir ja sehr einfach«, sagte sie bitter. »Vielleicht kannst du so einfach alles und jeden zurücklassen, aber ich hänge an meinem Leben hier.«

»Emma, ich bitte dich. Ist das wirklich dein Ernst? Du hängst an dieser lausigen Wohnung und an dieser Astrid? Sieh doch mal, was alles vor uns liegt. Wir könnten ein tolles Leben in Kalifornien führen. Ich habe einen sicheren Job, ein großzügiges Gehalt – überleg doch mal, was wir uns alles leisten könnten.« Kathrin schnalzte mit der Zunge, und ihre Augen glänzten.

Hitzig widersprach Emma: »Astrid ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Wir sind von Kindesbeinen an befreundet, Kathrin. So etwas wirft man nicht so einfach weg, so etwas ist unersetzlich. Kannst du an nichts anderes denken als an Geld?« Wütend stieß sie sich von der Stuhllehne ab und trat einen Schritt auf Kathrin zu.

Die sah sie ungläubig an. »Dieser Job ist eine der größten Chancen, die ich jemals erhalten werde. Verstehst du das denn nicht?« Sie holte tief Luft. »Ich werde nach Sacramento gehen, mein Entschluss steht fest. Ich wäre vollkommen verrückt, diesen Job abzulehnen. Ich würde es ewig bereuen.«

Für einen Moment stockte Emma der Atem. Dann schüttelte sie den Kopf. »Verrückter als mich hier vor vollendete Tatsachen zu stellen? Eine so wichtige Entscheidung ohne mich zu treffen? Schön! Vielen Dank, dass ich mitreden durfte.« Sie schluckte, als ihr in vollem Umfang bewusst wurde, was hier gerade geschah. »Fünf Jahre, Kathrin. Fünf Jahre! Und du wirfst sie einfach weg? Dann weiß ich ja jetzt, was dir die Zeit mit mir bedeutet hat.«

Ihr Blick blieb an einem bunten Flyer an der Pinnwand hängen. Mit dem Bulli quer durch die USA. Die Worte kamen ihr in diesem Moment vor wie purer Hohn. Entschlossen ging sie auf den Flyer zu, riss ihn mit einem Ruck von der Pinnwand und anschließend in tausend Stücke, die wie Schneeflocken zu Boden rieselten.

Nun war es Kathrin, die den Kopf schüttelte. »Was ist nur los mit dir, Emma? Ich bin nicht diejenige, die alles wegwirft. Ich will schließlich, dass du mitkommst. Wir wollten doch ohnehin in die USA, es wäre ideal. Wo bleibt deine Spontanität? Warum bist du so verbissen und willst nicht mal darüber nachdenken?«

»Natürlich wollten wir das, Kathrin. Für ein paar Wochen. Eine kleine Auszeit, aber doch nicht, um dort zu leben.« Mit gesenktem Kopf kickte Emma die Papierschnipsel zur Seite. »Das ist doch Wahnsinn.«

»Das ist also dein letztes Wort?«

Emma hob den Kopf wieder. Sie schaute in Kathrins versteinerte Miene.

Kein Zeichen von Bedauern oder Verständnis. Eiskalt stellte Kathrin sie vor eine Wahl, die in Wirklichkeit eine Zwickmühle war: Entweder sie kam mit und gab alles auf, was sie in Regensburg liebte – oder die Beziehung war von diesem Moment an Geschichte. Eine stählerne Faust schien sich um Emmas Herz zu schließen. Fünf gemeinsame Jahre, gemeinsame Träume und Ziele. Nur wenige Stunden zuvor hatte sich alles so richtig angefühlt, geradezu perfekt. Sie hatte gerade die Bewilligung für ihr Sabbatjahr bekommen, ein ganzes Jahr Auszeit von ihrem Job als Lehrerin, um sich kleine und große Träume zu erfüllen. Sie wollte zusammen mit Kathrin zahlreiche Länder bereisen und die übrige Zeit für ein neues Buchprojekt nutzen. Aber vor allem wollte sie mit Kathrin einen weiteren Schritt nach vorn in ihrer Beziehung machen. Über eine gemeinsame Wohnung hatten sie schon gesprochen . . . Und jetzt?

Emma konnte förmlich sehen, wie ihre Träume zerplatzten wie kleine rosa Seifenblasen, eine nach der anderen.

»Du packst also deine Koffer, steigst in den Flieger, und das war’s dann?«, flüsterte sie. Plötzlich war ihr, als habe ihr Körper jegliche Energie verloren. Mit der völlig unvorhersehbaren Entscheidung, einfach alle Zelte abzubrechen und in die USA zu gehen, hatte Kathrin ihr fast buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Küchenzeile.

Unterdessen griff Kathrin nach ihrem Mantel. »Wenn dir das Leben hier wichtiger ist als ein gemeinsames Leben mit mir, dann war es das wohl«, sagte sie, ohne jede Wärme in der Stimme. »Eine Fernbeziehung über diese Distanz kann ich mir nicht vorstellen. Wie soll das auch funktionieren?« Sie ging an Emma vorbei, ohne sie noch einmal anzublicken. »Ich komme morgen vorbei und hole meine letzten Sachen. In zwei Tagen fliege ich, vielleicht besinnst du dich bis dahin. Es ist allein deine Entscheidung.«

Die Wohnungstür fiel mit einem dumpfen Schlag ins Schloss, und alles, was Kathrin zurückließ, war eine bleierne Stille. Wie versteinert fixierte Emma die geschlossene Tür, doch nichts regte sich mehr.

Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Mit Sicherheit würde Kathrin jeden Moment zurückkommen und herzlich darüber lachen, dass Emma ihr diese unglaubliche Geschichte abgenommen hatte.

Sie musste zurückkommen. Sie konnte Emma doch nicht aus heiterem Himmel mitteilen, dass sie nach Sacramento ziehen und sie zurücklassen würde. Fünf Jahre Beziehung hakte man doch nicht innerhalb weniger Sekunden einfach ab. Das konnte nicht wahr sein.

Oder etwa doch?

Angetrieben von verzweifelter Hoffnung öffnete Emma die Tür zur Dachterrasse und eilte hinaus. Als sie ans Geländer trat und nach unten zur Straße sah, erkannte sie gerade noch die Rücklichter von Kathrins Auto, die kurz darauf endgültig verschwanden.

Nur Augenblicke später verließ sie auch der letzte Funke Kraft, und sie sank zu Boden. Zusammengekauert saß sie am Rand der Dachterrasse, während Regen auf sie niederprasselte und sich langsam mit ihren Tränen vermischte.

Jeder einzelne Regentropfen war wie eine Erinnerung an all die schönen Momente mit Kathrin, die jedoch nun zu Boden stürzten, um dort hart aufzuprallen und zu zerspringen. Wie konnte Kathrin so etwas tun? Einfach so, ohne jegliche Vorwarnung . . .

Emma umklammerte ihre nassen Hosenbeine und sah hinauf zu den Wolken, die wie eine graue, schwere Decke über der Stadt hingen.

So hatte sie sich diesen ersten Tag ihrer Auszeit nicht vorgestellt. Ganz im Gegenteil.

2

»Ich glaube, ich habe mich gerade verhört. Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein. Ist sie jetzt vollkommen größenwahnsinnig geworden?« Astrid starrte Emma mit offenem Mund an. Es schien sie nicht zu kümmern, dass sich bereits eine kleine Schlange vor ihrer Kasse gebildet hatte, die das Gespräch höchst interessiert verfolgte.

Emma warf einen Blick zu den wartenden Kundinnen, die daraufhin reflexartig in die verschiedensten Richtungen sahen. Ganz so, als hätte noch niemand bemerkt, dass sie den beiden Frauen förmlich an den Lippen klebten.

Astrids Laden war an diesem Tag gut besucht, und an ein privates Gespräch war eigentlich nicht zu denken. Doch Emma hatte nicht gewusst, wohin sie sonst hätte laufen können, mit all ihren konfusen Gedanken und all dem Schmerz. In ihrer Wohnung hatte sie es nicht mehr ausgehalten mit der ständigen Erinnerung an das Unvorstellbare. Daher war sie auf direktem Weg zu Astrid in den Laden geeilt, wo sie sich inmitten einer riesigen Kundenschar wiederfand. Das hier war alles andere als der richtige Ort, um ihrer besten Freundin ihr Herz auszuschütten.

»Ich denke, es ist besser, wir verschieben unser Gespräch auf später«, murmelte Emma, dann hob sie die Stimme etwas: »Ungeteilte Aufmerksamkeit ist nicht gerade das, was ich jetzt brauche.« Mit bohrenden Blicken sah sie einer rothaarigen Frau dabei zu, wie sie verlegen begann, in ihrem Stoffbeutel zu kramen. Vermutlich auf der Suche nach einem Loch, in dem sie sich schnellstmöglich verkriechen konnte. Emma hätte sie nicht aufgehalten. Sie hasste diese sensationslüsternen Frauen, die nur auf den nächsten Skandal warteten, um sich genüsslich das Maul darüber zu zerreißen. Was zählten schon die Gefühle der Betroffenen, solange man selbst etwas zu lachen hatte?

Emma kochte innerlich. Dabei war es eigentlich nicht nur die Ignoranz und Herzlosigkeit um sie herum, die sie aufwühlten; wenn sie ehrlich war, war es wegen Kathrin. Kaum dass sie nun wieder an sie dachte, konnte sie nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Noch immer stand sie unter Schock.

»Soll ich nach Feierabend einfach bei dir vorbeikommen?«, schlug Astrid mitfühlend vor. »Dann haben wir Zeit und vor allem Ruhe, um über alles zu reden.« Sie reichte Emma einen großen Schokomuffin über die Theke und lächelte aufmunternd.

»Aber vergiss den Wein nicht. Du weißt schon, den, der dich alles vergessen lässt.« Emma lachte, mehr gequält als fröhlich. Nach vielem – Schreien, Weinen, Fluchen, Schweigen – wäre ihr in diesem Moment eher zumute gewesen als nach Lachen.

Mit hängendem Kopf verließ sie Astrids Tee- und Schokoladenhaus in der Regensburger Altstadt, begleitet von den letzten neugierigen Blicken der Regensburger Klatschtanten, bis die schwere, rote Holztür hinter ihr zufiel.

Kathrin hatte sich nicht mehr gemeldet, nachdem sie ohne ein Wort die Wohnung verlassen hatte. So sehr Emma auch den ganzen Tag und die ganze vergangene Nacht auf eine Nachricht von ihr gewartet hatte – es passierte rein gar nichts. Sie schien es also wirklich ernst zu meinen. Hatte ihren Entschluss gefasst und sah keine Notwendigkeit, noch einmal mit Emma in Ruhe darüber zu sprechen.

Emma saß auf einer kleinen Bank am Donauufer, schaute auf das dunkelblaue Wasser und grübelte. Das Verhalten ihrer Freundin – Exfreundin, müsste man jetzt wohl sagen – ergab einfach keinen Sinn.

Was war Kathrin diese Beziehung eigentlich wert gewesen, wenn sie imstande war, sie einfach wegzuwerfen wie Altpapier? Hatte die gemeinsame Zeit keinerlei Bedeutung mehr für sie? Hatte sie ihr überhaupt je etwas bedeutet?

Auf der anderen Seite – war nicht Kathrin diejenige gewesen, die noch vor wenigen Wochen als Erste von einer gemeinsamen Wohnung gesprochen hatte, um den nächsten Schritt zu wagen?

Womöglich, wurde Emma klar, hatte sie da bereits von dem Angebot aus Sacramento gewusst. Es konnte gar nicht anders sein. So einen Jobwechsel mit Umzug nach Übersee organisierte man schließlich nicht innerhalb von zwei Tagen. Allein die Visumsformalitäten mussten doch Wochen, wenn nicht gar Monate gedauert haben . . . Ganz klar, Kathrin hatte sie hintergangen. Und dennoch war sie ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass Emma ihrem geliebten Regensburg mir nichts, dir nichts den Rücken kehren würde, um ihr zu folgen. Schließlich bekam Kathrin meistens das, was sie wollte – egal, welche Abstriche andere dafür machen mussten.

Sie wollte etwas, sie bekam es.

Nur eben nicht jetzt.

Doch genau das bedeutete auch für Emma einen großen Verlust. Sie war glücklich mit Kathrin gewesen, hatte immer gedacht, dass sie sie nie mehr gehen lassen würde. Und jetzt . . . Noch immer konnte Emma das Undenkbare nicht wirklich zu Ende denken. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, was sie tun oder sagen würde, wenn Kathrin noch einmal vorbeikam. Sollte sie versuchen, sie zu einem Gespräch zu zwingen? Sie aufzuhalten, bevor es zu spät war?

Aber wollte sie das überhaupt, nachdem Kathrin ihr das Herz aus der Brust gerissen hatte und darauf herumgetrampelt war? Wollte sie wirklich darum betteln, dass Kathrin bei ihr blieb? Abgesehen davon war es aussichtslos, Kathrin umzustimmen, das wusste Emma. So gut kannte sie Kathrin.

Sah so nun etwa Liebe aus, fragte sie sich müde. Rücksichtslos und egoistisch . . . Was war nur in Kathrin gefahren, dass sie mit einem Mal so kalt und herzlos war und alles, was sie beide sich gemeinsam aufgebaut hatten, nicht einmal mehr wahrnahm? Und das offenbar nicht einmal so plötzlich, sondern schon seit Wochen?

Sie, Emma, konnte doch unmöglich eine Frau lieben, die nur an ihrem eigenen Glück interessiert war. Und doch liebte sie Kathrin. Oder war sich jedenfalls bis vor kurzem sicher gewesen, sie zu lieben.

»Soll sie doch abhauen und glücklich werden«, murmelte Emma, ehe sie entschlossen nach ihrer Tasche griff und von der Bank aufstand.

Als Emma wenig später zuhause ankam, konnte sie bereits von weitem Kathrins Auto in der Einfahrt stehen sehen, wie so oft in den letzten Jahren. Doch dieses Mal war es anders.

Der Kofferraum des Autos stand offen und gab den Blick frei auf Kisten voller Klamotten und Bücher. Lieblos zusammengeknüllt und durcheinandergewürfelt, als sei keine Zeit gewesen, in Ruhe alles zu verstauen. Anscheinend konnte es Kathrin nicht schnell genug gehen, sich aus Emmas Leben zu verabschieden. Emmas Magen krampfte sich zusammen, und schon wieder brodelte es in ihr.

Sie warf einen letzten Blick auf das Sammelsurium im Kofferraum. Am liebsten hätte sie eine Kiste nach der anderen gepackt und den Inhalt auf der Straße verteilt. Doch sie wollte sich keine Blöße geben, nicht vor der Frau, die in kürzester Zeit alles zerstört hatte, was sie die ganzen Jahre so eng verbunden hatte. Also riss sie sich zusammen und atmete tief durch, ehe sie sich auf den Weg zu ihrer Wohnung im obersten Stock machte.

Die Wohnungstür war nur angelehnt, und von drinnen drang Stimmengemurmel nach draußen ins Treppenhaus. Emma hielt inne und lauschte. Brauchte Kathrin für ihre wenigen Habseligkeiten, die sie in Emmas Wohnung angesammelt hatte, auch noch Helfer?

Als Emma schließlich die Tür öffnete, starrten ihr zwei grimmig dreinschauende Augenpaare entgegen und ließen sie einen Schritt zurückweichen. »Herr Beck, Frau Beck«, stammelte sie und blieb im Türrahmen stehen, da Kathrins Eltern den Eingang blockierten.

Kathrins Vater schob sich an ihr vorbei. »Ich warte dann besser unten auf euch. Beeilt euch, ich habe schließlich noch anderes zu tun«, brummte er. Für Emma hatte er nicht mehr übrig als ein kurzes Nicken.

»Hat mich auch gefreut, Sie zu sehen«, murmelte Emma, während Herr Beck im Treppenhaus verschwand.

Kathrins Mutter baute sich indessen vor Emma auf und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Sie müssen ihn schon verstehen. Wir dachten wirklich, Ihnen würde mehr an unserer Tochter liegen. Aber da haben wir uns wohl alle getäuscht.«

Emma wusste gar nicht, wie ihr geschah. »Ist das Ihr Ernst?«, stotterte sie. »Ich soll ihn verstehen? Ich weiß ja nicht, was Kathrin Ihnen erzählt hat, aber mich hat sie mit ihrem Entschluss, nach Sacramento zu gehen, erst gestern überfallen. Ohne überhaupt mit mir vorher darüber gesprochen zu haben.«

Sie fühlte sich wie im falschen Film. Sollte sie nun als Sündenbock herhalten? Musste sie sich tatsächlich für etwas rechtfertigen, das sie nicht verbrochen hatte? Welche Märchen hatte Kathrin ihren Eltern aufgetischt?

Dass Kathrin sie einfach sitzen ließ, war schon schlimm genug. Aber ihr auch noch die Schuld zu geben – nein, dazu hatte sie kein Recht.

Mit einem »Darf ich bitte kurz vorbei. Danke« quetschte sie sich an Kathrins Mutter vorbei in ihre Wohnung. Widerwillig trat Frau Beck einen Schritt zur Seite, allerdings nicht ohne überheblich mit den Augen zu rollen.

Emma rang um Fassung. Aber sie durfte sich jetzt nichts anmerken lassen. Mit festen Schritten ging sie in die Küche.

»Ich bin gleich weg, keine Sorge«, sagte Kathrin und hob beschwichtigend die Hände.

»Was ist nur in dich gefahren? Drehst du jetzt völlig durch?« Emma trat auf Kathrin zu und nahm ihr das Buch aus der Hand, das diese soeben in einen Karton legen wollte. »Du verlässt mich, ohne mit der Wimper zu zucken, und deine Eltern geben mir auch noch die Schuld an allem. Ich glaub’ das einfach nicht.«

Kathrin zuckte lediglich teilnahmslos mit den Schultern und griff erneut nach dem Buch, das Emma zurück auf den Tisch gelegt hatte.

»Das Buch war ein Geschenk an mich, falls du dich erinnerst«, fuhr Emma dazwischen. »Lass es einfach liegen. Und könntest du jetzt endlich mit mir reden?« Wütend griff sie nach Kathrins Handgelenk, so dass diese zum ersten Mal aufsah.

Ihr Blick ließ Emma erstarren. Die sonst so warmherzigen, grünen Augen waren eiskalt, als befinde sich kein Leben dahinter. Als sei die Kathrin, die sie kannte oder zumindest zu kennen geglaubt hatte, nicht mehr in diesem Körper. Eine völlig fremde Frau stand vor Emma.

Ein plötzlicher Schwindel erfasste sie. Es gab keinen Weg zurück. Sie standen an einer Kreuzung, an der jede von ihnen einen anderen Weg einschlagen würde.

»Ich kann nicht anders«, sagte Kathrin leise. »Es ist der einzig richtige Weg. Mein Vater denkt . . .«

»Dein Vater?«, fiel Emma ihr unsanft ins Wort. »Was hat dein Vater bitte mit deiner Entscheidung zu tun?«

Kathrin seufzte und verschloss den letzten Karton. Ihre Hände umklammerten verkrampft die Rolle Klebeband. Als sie wieder sprach, hörte es sich an, als spule sie einen auswendig gelernten Text herunter. »Meine Eltern, nein, wir alle wissen, wie wichtig dieser Karriereschritt für mich und meine Zukunft ist. Es bringt mich nicht weiter, immer hier in dieser kleinen Firma zu arbeiten, ohne jegliche Herausforderung und Weiterentwicklung. Ich weiß, dass ich mehr erreichen kann, und ja, mein Vater hat recht, ich muss diese Chance ergreifen.«

»Seit wann befolgst du denn bitte den Rat deiner Eltern?« Emma raste vor Wut. Es war ihr egal, dass Kathrins Mutter das Gespräch von der Tür aus verfolgte und vermutlich im Sekundentakt die Augen verdrehte. Aber die nächsten Worte flüsterte sie doch: »Hast du vergessen, wie schwer sie es uns all die Jahre gemacht haben? Wie sehr sie sich gegen unsere Beziehung gestemmt haben? Natürlich kommt ihnen diese Möglichkeit gerade recht, uns doch noch auseinanderzubringen.«

»Emma, lass es gut sein.« Immer noch klang Kathrins Stimme distanziert und emotionslos. »Zum ersten Mal haben sie wirklich recht. Vielleicht ist es besser so, wie es ist. Manchmal sind Veränderungen im Leben unumgänglich. Unsere Vorstellungen vom Leben sind wohl doch zu verschieden. Wir sollten uns nicht weiter krampfhaft füreinander verbiegen.« Sie ergriff die Kiste und trug sie zur Tür, wo sie sich ein letztes Mal umdrehte. »Mach’s gut, Emma. Vielleicht denkst du trotzdem einmal an mich.«

Dann war sie weg. Emma hörte ihre schnellen Schritte draußen auf der Treppe, dicht gefolgt von denen ihrer Mutter, die rasch leiser wurden. Doch die Tränen, die sich bei jenem letzten Blick in Kathrins Augen gesammelt hatten, waren Emma nicht entgangen. Offenbar war es für Kathrin doch nicht so einfach zu gehen.

Erst nach einer ganzen Weile wurde Emma bewusst, dass es sich gerade dadurch wirklich endgültig anfühlte. Kathrin hätte nicht gehen müssen. Es hätte ihr freigestanden, sich doch noch anders zu entscheiden. Doch sie war gegangen – und hatte damit die Trennung besiegelt.

Gedankenverloren schwenkte Emma ihr Glas mit dem letzten Schluck Rotwein. Das fast leere Glas schien die Leere in ihrem Innern widerzuspiegeln. »Ich begreife einfach nicht, warum sie einfach so gehen konnte. Ich versteh’s einfach nicht. Was ist nur passiert?«

Sie drehte den Kopf zu Astrid, die auf dem zweiten Liegestuhl auf Emmas Dachterrasse in eine dicke Decke eingewickelt lag und in den Sternenhimmel sah.

Den ganzen Abend schon hatte Astrid versucht, Emma zu überzeugen, dass Kathrins Verhalten aufs äußerste zu verurteilen und ihr das Schlimmste zu wünschen sei. Doch Leere hin oder her – Emma schaffte es nicht, ein einziges schlechtes Wort über Kathrin zu verlieren. Der Gedanke an die tränenverschleierten Augen wenige Stunden zuvor ließ sie nicht los.

Und nun schien Astrid aufgegeben zu haben, denn sie antwortete nicht. Nur das leise Zirpen der Grillen war zu hören und vermischte sich mit dem Rauschen des Windes, der mit den Blättern der Bäume spielte, zu einer melancholischen Komposition.

»Vor zwei Tagen dachte ich noch, mit Kathrin die Richtige gefunden zu haben. Und jetzt?« Emma begann unkontrolliert zu kichern. Ihren letzten Schluck Wein verteilte sie dabei großflächig auf ihrem weißen T-Shirt, doch das störte sie nicht weiter. »Jetzt sitze ich hier, betrinke mich und bin . . . wie hieß das gleich noch mal? Ach ja, Single!« Ihr Kichern steigerte sich zu einem lauten Lachen, das sich jedoch sogleich mit tiefen Schluchzern mischte.

Schnell schälte sich Astrid aus ihrer Decke und war mit einem Satz bei Emma, um sie in den Arm zu nehmen und ihr beruhigend über ihren Rücken zu streichen. »Ist ja gut. Wäre sie die Richtige, würde sie bei dir bleiben und nicht einfach abhauen. Dann wäre ihr diese Beziehung wichtiger als jeder Job dieser Welt. So etwas hast du nicht verdient.«

Aber so gut es Astrid auch meinte, ihre tröstenden Worte bewirkten eher das Gegenteil. Zum ersten Mal an diesem Tag ließ Emma ihren Tränen freien Lauf, als habe sich eine Schleuse geöffnet. Mit einem Mal war die Schockstarre vorüber. Erst jetzt konnte Emma die traurige Wahrheit wirklich spüren, dass Kathrin mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wiederkommen würde. Dass ein Kapitel ihres Lebens, das sie in Gedanken bereits weitergeschrieben hatte, abrupt beendet war. Die Trauer riss sie mit sich wie eine Flutwelle.

Astrid ließ Emma eine Weile weinen, bevor sie ein wenig von ihr abrückte, ihr Gesicht in beide Hände nahm und sie ernst ansah. »Meine Liebe, jetzt hör mir mal genau zu.«

Emma hob den Blick. Durch ihre tränenverhangenen, verquollenen Augen konnte sie Astrids Miene, in der sich Besorgtheit und Entschlossenheit mischten, nur schemenhaft erkennen.

»Du wärst nicht Emma Kross«, fuhr Astrid in bestimmten Tonfall fort, »wenn du dir das einfach gefallen lassen würdest. Nein, du lässt dich jetzt bestimmt nicht unterkriegen! Und schließlich hast du auch noch mich. Mich wirst du nicht so schnell los, selbst wenn du das wollen würdest.«

Emma mühte sich ein kleines Lächeln ab. Astrids Worte taten gut, auch wenn ihr Sinn Emma nicht wirklich erreichte. Solange es Freundinnen wie Astrid gab, gab es auch noch Hoffnung.

3

»Einen wunderschönen guten Morgen, Weinkönigin! Komm, steh auf, die Sonne scheint. Oder kannst du etwa nicht?«

Mühsam öffnete Emma die Augen und blickte direkt in Astrids schadenfrohes Grinsen. Ihr Kopf quittierte die plötzliche Helligkeit mit heftigem Pochen.

»Darf ich dich gleich aus meiner Wohnung werfen? Oder soll ich noch etwas warten?«, brummte sie und vergrub ihr Gesicht im Kissen.

»Ach, mach dir keine Umstände. Ich wollte sowieso gerade gehen, manche Leute müssen nämlich morgens arbeiten«, flötete Astrid, als habe sie nachts zuvor kein einziges Tröpfchen Wein angerührt. »Frische Brötchen stehen auf dem Tisch. Und eine große Tasse Kaffee wäre bestimmt auch das Richtige für dich.«

Emma drehte den Kopf zur Seite und unternahm einen weiteren, mühevollen Versuch, die Augen zu öffnen. Sie brannten unangenehm. Astrid stand immer noch vor ihrem Bett und schien großen Spaß daran zu haben, sie so leiden zu sehen.

»Schön zu sehen, dass es wenigstens einer von uns gutgeht«, witzelte Emma und wagte ein Lachen. Keine gute Idee, denn es ließ ihren Kopf förmlich explodieren.

Astrid zuckte nur lächelnd mit den Schultern, doch dann verschwand das schadenfrohe Grinsen aus ihrem Gesicht. »Sag mal, kommst du heute Abend vielleicht ohne mich aus? Heute ist doch die erste Sitzung dieses Schwedischkurses, für den ich mich vor einiger Zeit angemeldet habe. Aber wenn nicht, dann kann ich auch . . .«

»Hey, ja, klar. Du sollst doch nicht meinetwegen deinen Tagesplan über den Haufen werfen«, fiel Emma ihr ins Wort. Ruckartig setzte sie sich im Bett auf, um Astrid zu demonstrieren, in welch brillanter Verfassung sie sich befand.

Zumindest wenn man die Kopfschmerzen, die Übelkeit, die Schmerzen in allen Gliedern, vor allem im Nacken, ihr gebrochenes Herz und all die anderen kleinen und großen Narben unberücksichtigt ließ. Von der wilden Achterbahnfahrt, die ihr Körper gerade simulierte, ganz zu schweigen.

»Keine Sorge, ehrlich«, fuhr Emma mit tapfer zusammengebissenen Zähnen fort, »ich stelle mit Sicherheit nichts Dummes an. Dazu bin ich heute gar nicht in der Lage.«

»Am besten legst du dich einfach wieder hin, schläfst noch eine Runde, und ich rufe dich später in meiner Mittagspause an, um zu hören, wie’s dir geht. Okay? Und du meldest dich bitte sofort, wenn du etwas brauchst.« Astrid hatte sich neben Emmas Bett gekniet und hielt ihre Hand.

Vorsichtig ließ sich Emma wieder zurück in die Kissen sinken. »Das hört sich nach einem sehr guten Plan an«, flüsterte sie zustimmend. »Danke für alles. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich tun würde.«

Astrid wehrte lächelnd ab. »Ach, kein Thema. Sollte ich einmal in dieser Lage sein, drehen wir den Spieß einfach um. Dann übernehme ich fast den ganzen Wein und die Kopfschmerzen, und du trägst mich dafür ins Bett.«

Wer war eigentlich auf die idiotische Idee gekommen, saurer Hering zum Frühstück würde den Kater vertreiben?

Angewidert saß Emma vor dem Teller mit ihrem Kater-Notprogramm und entschied spontan, dass die Kopfschmerzen doch auszuhalten waren. Mit einer schnellen Handbewegung schob sie den Teller zur Seite. Aus den Augen, aus dem Sinn . . . wäre da nur dieser eklige Geruch nicht.

Emma hielt sich ihren dröhnenden Kopf, während sie überlegte, was sie nun mit diesem blöden Hering machen sollte. Immerhin lenkten die Kopfschmerzen von den anderen Schmerzen ab. Denen, die seit gestern Nacht die Leere in ihr füllten und schwer auf ihrem Herzen lasteten.

Drei leere Weinflaschen standen in der Ecke der Küche und starrten sie vorwurfsvoll an.

Hatte sie letzte Nacht wirklich so viel getrunken? Zumindest an die dritte Flasche konnte sie sich nicht mehr erinnern. Und wie und wann war sie überhaupt ins Bett gekommen, und was hatte Astrid sich alles anhören müssen? Emma wusste nicht, wann sie sich das letzte Mal so hatte gehen lassen.

Sie legte den Kopf auf die kühle Tischplatte und schloss die Augen.

Alles war still. Sie war ganz allein. An sich nichts Ungewöhnliches für sie: Emma brauchte ihren Freiraum und Ruhe, um zu arbeiten. Besonders nach einem anstrengenden Schultag und zahlreichen Korrekturaufgaben am Nachmittag liebte sie es normalerweise, sich abends und nachts dem Schreiben widmen zu können – allein mit der Stille, dem leeren Papier und den Worten, die wie von selbst in ihrem Kopf entstanden. Mehr brauchte sie in diesen Momenten nicht, um glücklich zu sein. Selbst als sie und Kathrin noch ein glückliches Paar waren, hatten sie die Nächte daher oft getrennt verbracht.

Doch jetzt war an Arbeit nicht zu denken, nicht einmal ansatzweise. Emma hatte zwar schon viele Künstler behaupten hören, dass Schmerz und Kummer sie kreativer machten, aber nachvollziehen konnte sie das nicht. Sie fühlte sich einfach nur gelähmt. Versteinert. Undenkbar, dass aus dieser bleiernen Last, die auf ihrer Seele ruhte und jede Inspiration erstickte, irgendetwas entstehen könnte.

Es machte ihr Angst. Wenn nun sogar ihre Kreativität versiegte, was gab ihrem Leben dann überhaupt noch Sinn?

Sie stand auf, ging zu dem einzigen Hängeschrank in ihrer spärlich eingerichteten Küche und entnahm ihm eine Packung Zigaretten, die sie dort als Notreserve verwahrte. Vor einem halben Jahr hatte sie sich geschworen, endgültig mit dem Rauchen aufzuhören – vor allem Kathrin zuliebe. Doch die war ja nun nicht mehr hier. Und alles andere war sowieso egal. Wozu also Rücksicht nehmen?

Emma zog eine Zigarette aus der Schachtel, kramte in der Schublade nach einem Feuerzeug und öffnete anschließend das Fenster. Ein kühler Luftzug bahnte sich seinen Weg in die stickige Wohnung. Emma setzte sich auf die Fensterbank, zündete sich die Zigarette an und sah hinunter in den kleinen, beschaulichen Innenhof.

Der Herbst hatte die Natur bereits fest im Griff. Goldbraunes Laub bedeckte den Rasen, nur hier und da lugten noch kleine Tupfer Grün hervor. Weitere Blätter tanzten durch die Luft und schwebten langsam zu Boden. Ein melancholisches Bild. Der Sommer hatte sich endgültig verabschiedet.

Genau wie Kathrin. Genau wie all die Träume und Pläne, die Emma noch vor wenigen Tagen gehabt hatte.

Sie nahm einen erneuten, tiefen Zug, ließ den Rauch dann langsam wieder aus ihrer Lunge strömen und sah zu, wie er sich auflöste und mit dem Wind davonzog. »Manchmal sind Veränderungen unumgänglich«, wiederholte sie trotzig Kathrins Worte.

Natürlich hatte sich Kathrin im Laufe der Beziehung verändert. Ebenso wie Emma selbst sich verändert hatte und wie es jedes Pärchen tat, das schon so viele Jahre zusammen war. Emma hatte daran nichts Beunruhigendes gefunden. Auch kleine Streitigkeiten hier und da, die meist schnell aus der Welt geräumt waren, hatten nie Anlass zur Sorge gegeben. So etwas gehörte doch zu jeder guten Beziehung.

Aber nie hatte Kathrin ein Wort darüber verloren, dass sie irgendwann Regensburg dauerhaft den Rücken kehren und zu neuen Ufern aufbrechen wollte. Dass sie sich in eine Richtung verändert hatte, die Emma nicht teilte, bei der Emma auf der Strecke bleiben würde – das hatte Emma nicht gemerkt.

Hätte sie es merken müssen? Merken wollen?

Emma hatte nur zwei Züge von der Zigarette genommen, als sie sie an der äußeren Fensterbank ausdrückte. Sie schmeckte nicht. Genauso wenig wie ihr der Herbst, die Stille und die Einsamkeit schmeckten.

4

Emma war noch nie der Typ Mensch gewesen, der sich aus Kummer im Bett verkroch und von allen abkapselte. Nein, sie wollte dem Kummer nicht den ersten Platz auf dem Siegertreppchen überlassen und sich ihm unterordnen. Die Situation würde nicht besser werden, wenn sie aufhörte, ihr Leben weiterzuleben.

Von Kindesbeinen an hatte Emma auf denkbar harte Weise lernen müssen, dass das Leben weiterging, egal welche Schicksalsschläge man zu bewältigen hatte und egal wie sehr die Trauer einen vereinnahmte. Und irgendwie hatte sie immer wieder auf den Weg zurückgefunden, der sie vom Schmerz wegführte. Sie wusste, dass es auch diesmal so sein würde. Aber sie wusste auch, dass sie diesen Neuanfang aktiv mitgestalten musste und es nichts brachte, sich in ihrem Schmerz zu suhlen.

Nachdem sie die Kopfschmerzen mit zwei Aspirin einigermaßen in den Griff bekommen hatte, verbannte Emma alles, was sie nur im Entferntesten an Kathrin erinnerte, auf den Dachspeicher. Vieles war ohnehin nicht übriggeblieben, da Kathrin das meiste selbst abgeholt hatte. Auch das Buch, das Kathrin ihr geschenkt und gestern beinahe mitgenommen hatte, lag nun in einer kleinen Kiste mit alten Fotos und diversen Erinnerungsstücken in einem staubigen Eck des Dachbodens.

Es war Emmas Lieblingskinderbuch. Ihr Vater hatte ihr oft daraus vorgelesen, früher, als sie noch klein gewesen war, aber irgendwann war es verschwunden. Und eines Tages, viel später, hatte Kathrin mit einem kleinen, verschnürten Päckchen vor ihrer Tür gestanden, in dem Emma mit ungläubigem Staunen eine Ausgabe dieses Buches gefunden hatte. Es war einer der schönsten Momente in ihrer Beziehung gewesen, und von da an hatte sie fast täglich in dem Buch geblättert. Doch jetzt noch einmal die Seiten zu berühren, die sie gemeinsam mit Kathrin so viele Male umgeschlagen hatte . . . Was geschehen war, machte es unmöglich.

Auf dem Dachboden hielt sich Emma nur selten auf. Eine gute Voraussetzung dafür, die Sachen so schnell nicht wiedersehen zu müssen.

Sie verschloss die schwere Holztür mit einem großen Hängeschloss. Wenn Kathrin so einfach gehen konnte, konnte auch Emma sie einfach wegsperren. Auch wenn ihr Herz zunächst noch eine andere Sprache sprach: Sie war auf dem besten Wege, mit der Vergangenheit abzuschließen.

Ein wenig später stand Emma auf der Steinernen Brücke, die Arme auf dem Steingeländer aufgestützt. Unter ihr floss donnernd das reißende Wasser der Donau. Die Türme des Doms, die die anderen Gebäude der Altstadt weit überragten, wirkten bedrohlich vor dem Hintergrund schwerer, grauer Regenwolken. Beinahe gespenstisch – und doch so vertraut. Ein Stück Heimat.

Emma liebte den Dom und all die alten, schiefen Häuser des mittelalterlichen Stadtkerns. Jede Ecke dieser Stadt erzählte ihre ganz eigene Geschichte, und Emma verband viele schöne Erinnerungen mit ihnen.

Mit Kathrin teilte sie jedoch nur wenige davon, fiel ihr auf. Sie waren nur selten zusammen hier gewesen. Kathrin hatte keinen Sinn für die schönen Seiten dieser Stadt gehabt, für die romantischen Gassen und mittelalterlichen Bauten der Domstadt. Wofür, ging es Emma durch den Kopf, hatte Kathrin überhaupt Sinn gehabt außer ihrer Arbeit? Wichtige Aufträge hatten immer oberste Priorität. Alles andere war ihr egal gewesen in dieser Stadt. Alles außer Emma. Obwohl Emma inzwischen auch daran ihre Zweifel hatte.

Nur wenige Menschen mit bunten Schirmen verirrten sich an diesem kalten, verregneten Tag auf die Brücke. Und wenn, dann nur, um raschen Schrittes auf die andere Seite der Altstadt zu gelangen.

Auch Emma begann sich allmählich zu fragen, ob es tatsächlich eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen. An diesem nasskalten Tag und noch dazu mit der Ungewissheit, was sie erwarten würde. Das Telefonat vorhin hatte mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Aufregung braute sich in ihr zusammen.

Der Anruf war vor einer Stunde gekommen. Seit knapp drei Jahren hatte sie darauf gewartet und eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Aber nun kam er gerade recht als willkommene Ablenkung von all den trübsinnigen Gedanken, die sie unaufhörlich plagten. Er hatte sie neugierig gemacht. Deshalb hatte sie, statt Erklärungen zu verlangen, in dieses merkwürdige Treffen eingewilligt.

Die Minuten verstrichen nur langsam, während Emma regungslos auf den Fluss starrte. Dann endlich hörte sie Schritte, die sich eindeutig ihr näherten. Sie blickte erwartungsvoll auf.

»Hätte ich gewusst, dass es heute gar nicht mehr zu regnen aufhören würde, hätte ich gleich ein nettes Café vorgeschlagen.« Der Mann in dem braunen Mantel und dem Hut, der ihn verwegen aussehen ließ, lächelte, als er zu den grauen Wolken nach oben blickte und die Hände ausbreitete, als wolle er den Regen einfangen. »Aber ich liebe diesen Ort einfach zu sehr. Ich habe ihn all die Jahre so sehr vermisst.«

»Ja, zugegeben, ein ziemlich spezieller Treffpunkt bei diesem Wetter.« Emma schmunzelte und ging dem schlaksigen Mann die letzten Meter entgegen. Der Regen perlte von ihrer Lederjacke.

»Du hast dich gar nicht verändert«, stellte er fest, als Emma vor ihm stand und er sie eingehend gemustert hatte. »Du siehst immer noch bezaubernd aus.«

»Wie ein begossener Pudel trifft es wohl besser«, scherzte Emma. Die eisblauen Augen, die ihr schalkhaft entgegenblitzten, ließen sie die jüngsten Ereignisse fast vergessen. »Wie lange ist es mittlerweile her, Jack? Drei Jahre?«

Der Mann strich sich über seinen teilweise schon grauen Dreitagebart und nickte. »Ich war lange weg, viel zu lange, Emma. Ich hoffe, bis zum nächsten Treffen vergeht nicht wieder so viel Zeit.«

»Meine Tür steht jederzeit für dich offen, das weißt du doch«, erwiderte Emma. Sie sah ihn fragend an, dann konnte sie ihre Wissbegierde nicht mehr zügeln: »Wo warst du überhaupt? Niemand wusste, wo du dich nach deiner Reise nach Indien aufgehalten hast. Du warst wie vom Erdboden verschluckt. Und irgendwie ist es seltsam, dich nun plötzlich wiederzusehen, so unvermittelt. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich mit vielem gerechnet habe, nur nicht mit einem Anruf von dir.«

Der Mann räusperte sich und ließ seinen Blick zu den Schiffen schweifen, die über die Wellen des Flusses trieben. »Ich erzähle dir alles gern in Ruhe beim nächsten Mal, Emma, und dann kannst du mich mit Fragen löchern. Versprochen. Heute bin ich aus einem ganz anderen Grund hier. Ich brauche deine Hilfe. Es gibt da ein Jobangebot für dich . . . ein sehr gutes sogar. Und die Zeit eilt etwas, daher wollte ich dich unbedingt heut noch sehen.«

»Ein Jobangebot?« Emma starrte ihn verblüfft an. Ihr alter Freund tauchte nach Jahren ohne ein Lebenszeichen endlich wieder auf, wie aus dem Nichts, um sie sogleich um etwas zu bitten – die Situation war beinahe surreal. Vor allem weil Emma darauf brannte zu erfahren, wo er all die Jahre gesteckt hatte. Eigentlich war also eher er ihr etwas schuldig als umgekehrt.

»Es ist nichts Schlimmes, Emma«, holte Jack sie aus ihren Gedanken zurück. »Ich hatte einer Schulklasse versprochen, mit ihnen gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Das war für dieses Schuljahr geplant. Vor einigen Tagen habe ich aber ein Angebot einer Universität bekommen, in den kommenden zwei Semestern ein paar Seminare zu betreuen. Was natürlich eine große Chance mich bedeutet, endlich wieder Fuß zu fassen und das zu tun, was ich liebe, nämlich Studenten unterrichten.« Er lächelte etwas verlegen.

»Und wie kann ich dir nun dabei helfen?« Emma wusste immer noch nicht, was er nun genau von ihr wollte. »Du weißt, dass ich eigentlich einen Job habe? Ich hatte mir nur ein Sabbatjahr genommen, um mehr Zeit für das Schreiben zu haben.«

Jack war sofort Feuer und Flamme: »Aber das trifft sich doch gut, Emma. Ich meine, du bist Lehrerin, du kannst gut mit Kindern, und vor allem – du liebst das Schreiben. Du bist wie gemacht dafür!«

»Ich kann gut mit Kindern? Ein besseres Argument ist dir nicht eingefallen?« Ironisch zog Emma eine Augenbraue hoch.

»Du kennst mich doch, Emma.« Jacks schmaler Mund formte ein Lächeln. »Jedenfalls . . . ich habe mich gefragt, ob du vielleicht das Projekt übernehmen willst. Die Schule wäre damit einverstanden, dass ich es an dich abtrete. Außer natürlich, du arbeitest gerade an etwas anderem.«

»Ach, mit der Schule hast du auch schon gesprochen?« Nun musste Emma doch schmunzeln. Das war wieder einmal typisch Jack. Spontane, verrückte Unternehmungen waren schon immer sein Markenzeichen gewesen. Doch seine Einfälle waren immer spannend und bereichernd, und daher konnte Emma ihm nicht einmal böse sein. »Vielleicht solltest du mir erst ganz genau erklären, um welche Art Projekt es sich genau handelt, bevor ich dir zusage«, meinte sie. »Im Moment verstehe ich nur Bahnhof. Und wenn ich für dich einspringen soll, würde ich schon ganz gern wissen, worauf ich mich einlasse.«

»Nur zu gern. Du wirst es lieben, glaub mir. Es ist zumindest eine sehr interessante Erfahrung, etwas Außergewöhnliches. Ein derartiges Projekt wird selten auf die Beine gestellt.« Jacks Grinsen wurde immer breiter, sein Gesicht leuchtete förmlich. »Komm, lass uns ins nächste Café in der Altstadt gehen«, schlug er vor. »Da kann ich dir alles in Ruhe und vor allem im Trockenen erklären.«

5

»J. . .Jack ist wieder hier? Seit wann? Und wo hat er überhaupt gesteckt?« Wie ein aufgescheuchtes Huhn kam Astrid durch den Laden gefegt. »Bist du dir denn wirklich sicher, dass du ihn nicht verwechselt hast? Warum sollte er plötzlich wieder hier auftauchen nach all der Zeit?« Atemlos stand sie Emma gegenüber.

»Ja, er ist wirklich hier. Seit wann genau, weiß ich leider auch nicht. Und wo er war – auch keine Ahnung. Aber wir haben uns gestern getroffen, nachdem er mich völlig unerwartet angerufen hatte.«

»Dann hast du also tatsächlich mit ihm geredet.« Astrid schien die Welt nicht mehr zu verstehen. »Er muss doch irgendetwas gesagt haben. Du musst doch etwas wissen.«

Emma zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Er wollte noch nicht so recht mit der Sprache rausrücken. Ich habe versucht, ihn aus der Reserve zu locken, aber er hat mich hingehalten und mich auf ein anderes Mal vertröstet. In erster Linie wollte er mich wegen eines Projekts sehen, das er an mich abtreten will.«

»Was für ein Projekt denn? Moment, warte kurz, ich schließe den Laden schnell ab, und dann erzählst du mir alles in Ruhe.« Aufgeregt kramte Astrid in den Tiefen ihrer Hosentasche und verschwand um die Ecke.

Emma hatte es sich an einem Tischchen an der breiten Fensterfront von Astrids kleinem Tee- und Schokoladengeschäft bequem gemacht, als diese nach einer Weile zurückkam und gekonnt zwei Tassen heiße Schokolade und zwei Stück Kuchen auf einem Tablett balancierte.

»Jetzt erzähl schon«, drängte sie, während sie eine Tasse und einen Kuchenteller vor Emma abstellte. »Wie hat er ausgesehen? Wie geht es ihm?« Angespannt umklammerte sie ihre eigene Tasse. Emma wunderte sich, dass sie sich nicht die Hände an dem heißen Getränk verbrannte.

»Er sieht gut aus«, antwortete sie, »er hat sich kaum verändert. Ein paar Falten mehr, das ein oder andere graue Haar, aber er hat immer noch dieses schelmische Grinsen.« Bei der Erinnerung daran musste Emma selbst lächeln. So lange hatte sie dieses Grinsen vermisst.

Doch ihr Lächeln fror ein, als sie sah, wie Astrids Gesicht sich verzerrte. Sie schien vor Wut zu kochen. Von ihrer Neugier auf Emmas Bericht keine Spur mehr.

»Dass er sich überhaupt noch hierher traut, nach allem, was war«, zischte sie. »Ich hätte erwartet, er wäre klüger. Wäre er doch einfach dort geblieben, wo auch immer er war. Da könnte er von mir aus so viel Schaden anrichten wie er will. Musste es ausgerechnet wieder Regensburg sein? Ausgerechnet hier, wo er einen riesigen Scherbenhaufen hinterlassen hat?«

Emma seufzte und streckte ihre Hand nach Astrids aus. »Ich weiß doch, aber es ist lange her, Astrid. Da kann man doch . . .«

»Lange her? Willst du ihn jetzt wirklich verteidigen?«, fiel ihr Astrid schroff ins Wort und kippte beinahe ihre Tasse um. »Nur weil es lange her ist, soll man das Geschehene einfach unter den Teppich kehren?«

»Natürlich will ich ihn nicht in Schutz nehmen, ganz und gar nicht«, protestierte Emma. »Aber. . .«

»Nichts aber! Weißt du nicht mehr, was er meiner Schwester angetan hat, als er in dieser Nacht-und-Nebel-Aktion einfach verschwunden ist? Kannst du dich etwa nicht mehr daran erinnern, wie viele Sorgen sich Cornelia gemacht hat, weil sie dachte, es wäre ihm etwas zugestoßen? Jacks Verhalten ist wirklich nicht zu entschuldigen. Das war einfach grausam! Das macht doch kein normal denkender Mensch, der einen Funken Anstand besitzt!«

»Wie könnte ich das nur vergessen?«, gab Emma klein bei. Natürlich erinnerte sie sich nur zu gut daran, wie sehr Cornelia in dieser Zeit gelitten hatte. Sie war am Boden zerstört gewesen und nur sehr langsam wieder auf die Beine gekommen.

»Er ist keinen Deut besser als Kathrin«, fügte Astrid hinzu und rammte wütend ihre Gabel in das Stück Kuchen vor ihr.

Emma zuckte zusammen und sah ihre Freundin entgeistert an.

Doch Astrid hatte recht, das wusste sie. Niemand hatte damals verstanden, warum Jack sich aus dem Staub gemacht und Cornelia zutiefst verletzt zurückgelassen hatte. Und nun teilte sie dieses Schicksal mit Cornelia und musste selbst die schmerzhafte Erfahrung machen, aus heiterem Himmel sitzen gelassen zu werden, obwohl sich doch alles vermeintlich perfekt angefühlt hatte. Ihr Mund wurde trocken. Sie schluckte krampfhaft, brachte aber dennoch kein Wort heraus.

Schweigend saßen Emma und Astrid sich gegenüber, stocherten in ihrem Kuchen und wagten kaum, einander anzuschauen. Jacks Rückkehr riss alte Wunden auf und streute Salz in die neuen. Keine von beiden war in der Lage, die Spannung, die in der Luft lag, zu brechen, und so herrschte minutenlang unbehagliche Stille.

Irgendwann stand Astrid wortlos auf, stellte Teller und Tassen zurück auf das Tablett und verschwand in der Küche. Emma hörte, wie sie dort lautstark mit dem Geschirr hantierte. Die Neuigkeiten hatten sie offensichtlich aufgewühlt. Emma konnte es ihr nicht verdenken.

Dann kam Astrid zurück, ihren Mantel über dem Arm. »Ich muss leider los, Emma. Du weißt doch – ich habe jetzt immer mittwochsabends den Schwedischkurs.« Mit einem entschuldigenden Schulterzucken deutete sie auf den Mantel.

»Tut mir leid, ich wollte dich nicht aufhalten.« Schnell stand Emma auf und griff nach ihrer Jacke, die über der Stuhllehne hing.

»Emma?« Astrid ging einen zögernden Schritt auf Emma zu, legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte leise: »Vielleicht sollten wir Cornelia einfach nichts von Jacks Rückkehr erzählen. Ich weiß nicht, wie sie es aufnehmen würde. Am besten, sie weiß von nichts, dann muss sie sich nicht unnötig Gedanken machen. Gerade jetzt, wo sie doch endlich mit ihm abgeschlossen hat.«

Emma nickte verständnisvoll. »Keine Sorge, ich werde ihr sicher nichts sagen.«

Lächelnd zog Astrid Emma in eine enge Umarmung. Als sie sie wieder losließ, fragte sie: »Sehen wir uns morgen? Dann kannst du mir auch von diesem Projekt erzählen, das Jack dir angeboten hat. Vielleicht hat zumindest in diesem Punkt Jacks Rückkehr etwas Gutes.«

»Klar, gern«, stimmte Emma zu. Dass Astrid anscheinend den ersten Schock über Jacks Rückkehr einigermaßen verdaut hatte, löste einen Knoten in ihrem Inneren. »Wie wäre es mit morgen Abend? Du kommst vorbei, und wir gehen spazieren und vielleicht später essen? Marion kann doch morgen den Laden zumachen, oder?«

»Du kennst die Arbeitspläne meiner Mitarbeiterinnen bald besser als ich«, lachte Astrid und zog Emma zur Ladentür. »So, und jetzt los, es ist schon höchste Zeit. Ich will schließlich nicht zu spät kommen.«