Understatement - Matthias Nöllke - E-Book

Understatement E-Book

Matthias Nöllke

4,9

Beschreibung

Karriere- und Glücksratgeber lassen keinen Zweifel: Wer es zu etwas bringen will, muss möglichst dick auftragen. "Eigenlob stimmt!" heißt der Schlachtruf. Dem setzt Matthias Nöllke entgegen: Wer auf Rücksicht, Taktgefühl und Versöhnlichkeit sich selbst und anderen gegenüber setzt, dem sind nicht nur mehr Sympathien sicher, der kann auch im richtigen Moment punkten. Denn Understatement setzt voraus, eine hohe Meinung von sich zu haben. Dieses Buch lehrt die edle Kunst des Understatements, die einzig angemessene Art, entspannt mit Stil und Würde durchs Leben zu gehen - privat und beruflich.

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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler

E-Book-Konvertierung: post scriptum, Emmendingen / Hüfingen

ISBN (E-Book) 978-3-451-80920-0

ISBN (Buch) 978-3-451-34258-5

Inhalt

Untertreiben mit Genuss

1. Abschied von der »dicken Hose«

Die Kraftmeierei des positiven Denkens

Die anderen sind immer die Dummen

Werte und Geldwerte

Sich selbst überholen

Sich selbst verkaufen

Die bösen Statusspiele

Verborgene Gewinner

Unterschätzt ins Kanzleramt

Der Bürgermeister von Reykjavik

Der Papst vom »Ende der Welt«

Weiche Ziele

2. Die Kunst der vornehmen Zurückhaltung

Sich selbst klein machen

Die Gottkönige kommen

Ritterliche Tugenden

Der Gentleman tritt auf

Gebremste Gefühle

Bürgerliche Bescheidenheit

Sich selbst Grenzen setzen

Snobismus

Understatement für alle

3. Die Psychologie des Understatements

Das Selbstwertgefühl und die anderen

Das Handicap-Prinzip

Besser als erwartet

Nur nicht abheben

Dauerhaft unterschätzt

Vertrauenswürdigkeit

Humblebragging – Angeben für Fortgeschrittene

4. Understatement im Beruf

Der Dunning-Kruger-Effekt

Statusspiele

Den anderen das Feld überlassen

Selbstbehauptung

Etwas in der Hinterhand behalten

Verhandeln mit Understatement

Die anderen überraschen

Die Treppe der Dominanz

Bescheidenheit im Chefsessel

Die Stärke, nicht perfekt zu sein

5. Anziehsachen und andere Luxusprobleme

Bewusst underdressed

Der Herzog von Orléans zieht sich Hosen an

Das Kleine Schwarze und das Businesskostüm

Die feinen Unterschiede

Luxusprobleme

Das Spiel mit der Uhr

Am Ende steht das Understatement

6. Die Komik des Understatements

Schreckliches ganz klein machen

Haltung bewahren

Die feine Untertreibung

Selbstironie

7. Understatement unter Freunden

Seine Freunde nicht überfordern

Der Neid unserer Freunde

Verschiedenartige Freunde

Eine langsam wachsende Pflanze

Ratschläge und Meinungsverschiedenheiten

Ziemlich beste Freunde

8. Understatement als Lebensklugheit

Unter der Oberfläche

Im Verborgenen wirken

Sich selbst bescheiden

Die freundliche Selbstironie

Wabi-Sabi

Das weite Herz

Kleine Handreichung zum Understatement:Das Zehn-Punkte-Programm

Literatur

Zum Autor

Untertreiben mit Genuss

Understatement ist eine feine Sache. Und das in jeder Hinsicht. Es macht Vergnügen. Es ist Ausdruck einer kultivierten, rücksichtsvollen Haltung. Es ist subtil und manchmal so fein gestrickt, dass es nicht jeder mitbekommt. Was natürlich schade ist. Es ist das Prinzip »mehr sein als scheinen«. Und das liegt nicht jedem. Wer mit Understatement auftritt, hält sich zurück, lässt anderen den Vortritt. Alles Großspurige ist ihm zuwider. Oder ihr. Denn auch wenn uns bei unserem Thema meist als Erstes der (englische) Gentleman einfällt: Frauen verstehen sich mindestens ebenso gut auf Understatement, wie wir noch sehen werden.

Understatement steht hoch im Kurs, gerade in unseren Tagen, da es die leisen Töne besonders schwer haben, Gehör zu finden. Doch umso stärker fällt der Unterschied ins Gewicht: Wenn alles nur noch knallt, kreischt und kracht, dann sehnen wir uns nach Ruhe, Schlichtheit und Gelassenheit. Sind wir von Selbstdarstellern umgeben, die uns von ihrer Großartigkeit überzeugen wollen, empfinden wir Zurückhaltung als höchst angenehme Eigenschaft. Das gilt nicht nur für unsere Mitmenschen, sondern auch für die Dinge, die wir wertschätzen. »Protz kommt aus der Mode«, konstatiert das Wirtschaftsmagazin Brand Eins in einem Artikel über Luxusprodukte. Es ist das Unaufdringliche, das Zuverlässige, das Kostbare, das seinen Wert verbirgt, das momentan besondere Achtung genießt. Das Logo einer Luxusmarke sollte heute eher klein und unauffällig sein – oder am besten ganz fehlen.

Auch wenn Understatement etwas Vornehmes und Edles an sich hat, so lässt sich eines kaum vermeiden: Dass man unterschätzt wird. Ja, echtes Understatement legt es geradezu darauf an. Denn unterschätzt zu werden, das ist nicht immer ein Nachteil, sondern oft genug ein Vergnügen. Vielleicht kennen Sie das: Sie treten bescheiden, zurückhaltend und höflich auf. Vielleicht schwingt bei Ihnen auch ein wenig Selbstironie mit, die den Effekt noch verstärkt, wenn sie richtig dosiert wird. Die anderen haben Sie nicht auf der Rechnung. Und dann können Sie mit einem Mal zeigen, was in Ihnen steckt. Oder die anderen bemerken es einfach. Es liegt ein ganz besonderer Genuss darin, wenn Sie Ihre Mitmenschen überraschen, ja verblüffen können. »Oh, das hätte ich Ihnen aber nicht zugetraut.« Diesen Satz haben Sie vielleicht schon öfter gehört. Und jedes Mal zaubert er ein feines Lächeln in Ihr Gesicht. Manchmal ist es so fein, dass die anderen es gar nicht bemerken.

In diesem Buch geht es um ganz verschiedene Spielarten von Understatement. Wir schauen uns an, welche Traditionen eine Rolle spielen. Was der Philosoph Sokrates mit Understatement zu tun hat, welche Bedeutung die ritterlichen Tugenden und das Gentleman-Ideal haben. Auch werfen wir einen Blick nach Fernost und auf den britischen Humor. Wir beschäftigen uns mit Mode und mit Psychologie. Mit Freundschaft und mit Karriereaussichten. Dabei hat unser Thema durchaus seine überraschenden Seiten. So muss Understatement nicht immer Ausdruck besonderer Bescheidenheit sein, man kann mit Understatement sogar richtig angeben. »Humble bragging« sagen die Experten dazu. Und auch wenn das gar kein richtiges Understatement mehr ist, so erfreut sich »humble bragging« doch wachsender Beliebtheit: Wenn man schon angeben muss, dann doch am ehesten mit »humble bragging«.

Aber sehen Sie selbst. Und wenn Sie eigene Erlebnisse mit Understatement haben oder mir Ihre Gedanken mitteilen möchten, dann freue ich mich über Ihre Zeilen. Schreiben Sie mir, an den Verlag oder an [email protected]. Jetzt wünsche ich Ihnen erst einmal viel Vergnügen beim Lesen.

Matthias Nöllke

1. Abschied von der »dicken Hose«

Es muss in den 1990er Jahren gewesen sein, da haben sie uns überrannt, die Vordrängler und Egomanen. Zwar gab es vorher schon allerhand von ihnen, doch dachte man: Das sind unangenehme Leute, die sich nicht benehmen können und die man am wirksamsten unschädlich macht, indem man sie nicht daran hindert, sich zu blamieren. Das klappte damals ganz gut. Zumindest war das unser Eindruck.

Doch irgendwann müssen sich all die Vordrängler und Egomanen zusammengetan haben. Und sie müssen sich gesagt haben: »Jetzt ist aber mal Schluss mit dem Bescheidenheitsterror! Nun gelten unsere Regeln!« Seitdem leben wir in der »Welt der dicken Hose«, in der »Frechheit siegt« und diejenigen abräumen, die sich nicht hinten, sondern gleich ganz vorne anstellen, damit für die anderen wirklich kein Krümel übrigbleibt.

Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass damals alles unsicher, flexibel und riesengroß geworden ist. Es gab erstaunliche Umwälzungen, friedliche und weniger friedliche Revolutionen, Mauern und Grenzen fielen, das Internet wurde öffentlich zugänglich und wuchs in atemberaubender Geschwindigkeit um die Welt. Noch dramatischer entwickelten sich die Aktienmärkte: Die Kurse schossen in die Höhe. Seltsame Unternehmen mit rätselhaften Geschäftsideen gingen an die Börse und bekamen das Geld nur so nachgeworfen. Sie machten zwar niemals Gewinn, aber ihr Börsenwert stieg und stieg und stieg – bis er sich in Luft auflöste. Niemand hatte das alles so richtig vorausgesehen, am wenigsten die Experten, die uns hinterher wieder einmal erklären konnten, warum alles genau so hatte kommen müssen. Noch ahnungsloser waren eigentlich nur die Leute, die diese Veränderungen in Gang gesetzt hatten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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