Unter strenger Zucht | Erotischer SM-Roman - Corinne du Pré - E-Book

Unter strenger Zucht | Erotischer SM-Roman E-Book

Corinne du Pré

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 172 Taschenbuchseiten ... Lisa liebt die Lust. Dazu gehören für sie auch Schmerz und Leid, denn sie ist Masochistin. Ihre Fantasien und Träume sprechen eine deutliche Sprache. Der Weg zur Erfüllung ihrer Sehnsüchte ist dornenreich und sie erliegt Irrtümern, erleidet Rückschläge und Enttäuschungen. Sie muss lernen, zu gehorchen und zu dienen, wobei scharfer Drill und Körperstrafen unabdingbar sind. Lisa schreitet mutig voran. Wird ihre Sehnsucht nach Liebe und dem Mann, dem sie mit Leib und Seele gehören möchte, gestillt? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 176

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Impressum:

Unter strenger Zucht | Erotischer SM-Roman

von Corinne du Pré

 

Corinne du Pré entdeckte ihre Affinität zu BDSM bereits in jungen Jahren. Früh begann sie auch, ihre Träume und Phantasien aufzuschreiben. Sie liebt SM-Rollenspiele, wobei sie den passiven Part bevorzugt, gelegentlich aber auch gern selbst aktiv wird. Im Laufe der Zeit wuchs ihr Interesse an Menschen mit gleicher oder ähnlicher Veranlagung, die sie kennenlernen und verstehen wollte. Basierend auf einer solchen Begegnung entstand ihr erster Roman „Verliebt, versohlt, versklavt“.

 

Lektorat: A. K. Frank

 

 

Originalausgabe

© 2021 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Roman Samborskyi @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750715561

www.blue-panther-books.de

1. Obsession

Eine attraktive Frau steht vor der Eingangstür eines Hauses und drückt auf einen Klingelknopf. Aus einem Lautsprecher ertönt eine Männerstimme: »Ja?«

»Ich bin’s«, antwortet die Frau. Der Türöffner summt, sie betritt das Haus, eine Wohnungstür wird geöffnet und ein etwa vierzigjähriger Mann bittet die Besucherin mit einer Kopfbewegung herein. Da die Frau sich auskennt, geht sie zielstrebig ins Wohnzimmer, der Mann folgt ihr. Wortlos steht sie dann mit gesenktem Blick da. Der Mann stellt einen Stuhl in die Mitte des Raumes, nimmt darauf Platz und blickt die Frau erwartungsvoll an. Unaufgefordert zieht sie sich mit routinierten Bewegungen aus, bis auf Gürtel, Strapse, Nylons und Pumps. Ihr Kostüm, die Bluse, den BH und ihren Slip wirft sie auf einen Sessel. Danach stellt sie sich in strammer Haltung mit im Nacken verschränkten Händen vor den breitbeinig dasitzenden Mann. Sie verharrt eine Weile in dieser Stellung, dann – wiederum ohne Aufforderung – nimmt sie eine ihr vertraute Position ein: Sie begibt sich zwischen die Beine des Mannes und beugt sich nieder, sodass ihre Leistenbeuge auf seinem linken Oberschenkel zu ruhen kommt. Sie stellt sich auf die Zehen und stützt sich mit den Händen am Boden ab, was bewirkt, dass ihr nackter Hintern sich nach oben wölbt.

Was folgt, ist die Einstimmung auf ein stereotypes Ritual: Der Mann – ich nenne ihn ab jetzt »Arthur« – streichelt und tätschelt die üppig-strammen Pobacken der Frau, dann erteilt er Hiebe mit der flachen Hand, deren Intensität er zunehmend steigert. Die Frau – sie heißt »Lisa« – reagiert darauf mit heftigen Seufzern, die mehr und mehr in ein lustvolles Keuchen übergehen. Immer wieder saust Arthurs Hand auf Lisas blankes Hinterteil. Das ausgedehnte Spanking lässt ihre Pobacken rhythmisch erbeben und überzieht sie mit einem kräftigen Rot. Schließlich lässt Arthur es mit der erteilten Tracht bewenden. Lisa darf sich erheben und muss wieder mit im Nacken verschränkten Händen strammstehen. Hierauf verlässt Arthur das Wohnzimmer. Lisa verharrt weiterhin in ihrer Stellung. Nach einigen Minuten kommt er zurück, in der Hand hält er nun eine Reitpeitsche. Wieder weiß Lisa, was sie tun muss: Sie zieht Pumps, Hüftgürtel, Strapse und Nylons aus und bückt sich – jetzt völlig nackt – mit gespreizten und gestreckten Beinen so tief nieder, dass sie mit den Fingerspitzen den Boden berühren kann. Arthur tritt hinter sie und streichelt und tätschelt wieder ihren Po. Dann ergreift er die Peitsche und zieht Lisa gut zwanzig Hiebe über, die sie mit aufeinandergepressten Zähnen ohne Schmerzenslaute, aber heftig durch die Nase atmend, wegsteckt.

Wieder gibt es eine Pause, während der Lisa aufs Neue strammsteht. Als Nächstes muss sie sich rücklings aufs Sofa legen, die Beine anziehen und die Kniekehlen mit den Armen umschließen. Sie bezieht weitere zwanzig Schläge mit der Reitpeitsche auf die Rückseiten ihrer Oberschenkel.

Was dann stattfindet, lässt erstmalig den Eindruck entstehen, als gäbe es Zuneigung oder Gefühle von Zärtlichkeit und Empathie, die Lisa und Arthur füreinander hegen. Arthur entkleidet sich vollständig, nimmt wieder auf dem Stuhl Platz und Lisa kniet sich zwischen seine geöffneten Beine. Sie lässt seinen steifen Penis langsam bis an die Wurzel in ihren Mund gleiten. Arthur ergreift ihren Kopf beidhändig bei den Haaren und bewegt ihn rhythmisch vor und zurück, was bei Lisa immer wieder Würgereflexe auslöst. Arthur zieht sich dann zurück und ohrfeigt Lisa mehrmals, die hierauf seinen Penis wieder aufnimmt. Es geht dann weiter, bis er heftig schnaufend, aber ohne einen Ton von sich zu geben, in ihrem Mund kommt. Nach einer erneuten Pause legt Arthur sich rücklings auf den Boden, Lisa hockt sich rittlings über ihn und positioniert ihr Becken über seinem Kopf. Arthur krallt seine Finger in ihre Pobacken, was sie wild aufstöhnen lässt, dann zieht er ihren Unterleib auf sein Gesicht, küsst gefühlvoll ihre rasierte Muschi, presst seine Lippen auf die Schamlippen und sucht mit der Zunge ihren Kitzler, den er dann raffiniert stimuliert. Weil Lisa bereits hochgradig erregt ist, kommt sie nach kurzer Zeit zum Höhepunkt, wobei sie den Lustschrei, der sich mit Macht aus ihrer Brust lösen will, gewaltsam unterdrückt. Sie liegt dann neben Arthur auf dem Boden, bis ihr Atem sich beruhigt hat. Hierauf entnimmt sie einem bereitliegenden Päckchen ein Kondom und streift es langsam und genüsslich über Arthurs Penis, der sich bei diesem Tun wieder versteift. Sie steigt rittlings auf ihn, er gleitet in sie hinein, sie lässt ihr Becken kreisen und auf und ab wippen, und nach kaum einer Minute kommt er erneut. Nach kurzer Pause bringt er sie dann ein weiteres Mal mit dem Mund und der Zunge zum Orgasmus.

Außer Arthurs »Ja?«, und Lisas »Ich bin’s«, wurde bisher kein Wort gesprochen.

Minutenlang liegen sie keuchend auf dem Boden nebeneinander, bis Lisa sich ankleidet und sagt: »Bis zum nächsten Mal.«

Ohne ein weiteres Wort verlässt sie dann die Wohnung.

***

Die geschilderte Szene könnte aus einem Erotikfilm der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts stammen, etwa mit Titel »Die Abarten der körperlichen Liebe«. Solche Filme wurden ja damals vielfach in speziellen Porno-Kinos gezeigt.

Aber die 34-jährige Lisa, von Beruf Notarfachangestellte, existiert tatsächlich. Ich lernte sie kennen, als sie wegen eines kleinen Eingriffs im Analbereich, bei dem ich assistieren musste, zu uns in die Klinik kam.

Kurz zu meiner Person: Ich heiße Corinne und bin von Beruf Krankenschwester.

Schon bei der Voruntersuchung zu dem ambulanten Eingriff hatte ich Striemen auf Lisas Hinterteil bemerkt. Diese waren zwar weitgehend verblasst, für mich als Fachfrau aber noch gut zu erkennen. Bevor Lisa die Klinik verließ, bat ich sie um ein Gespräch bei mir zu Hause. Ich lud sie für den folgenden Samstagnachmittag ein, sie stimmte sofort zu. Ich wollte zunächst unter vier Augen mit ihr sprechen, deshalb traf es sich gut, dass Christian, mein Mann, an diesem Wochenende auf einer beruflichen Fortbildung in Süddeutschland war.

Als wir dann bei Kaffee und Kuchen beieinandersaßen, wurden wir sehr schnell miteinander warm, wir duzten uns spontan. Lisa war sehr gesprächig, sie sprudelte munter drauflos und ich ließ sie erzählen, ohne sie zu unterbrechen. Ihre Vertrauensseligkeit setzte mich dabei in nicht geringes Erstaunen. Bemerkenswert offen und ausführlich erzählte sie mir, was sich bei den regelmäßigen Treffen in Arthurs Wohnung abgespielt hatte. Zudem fiel mir auf, wie gut es ihr tat, sich bei mir ohne Scheu aussprechen zu können.

Lisas Kontakt mit Arthur war in einem Sexshop zustande gekommen, als sie sich dort Magazine angesehen hatte. Dabei war sie von ihm beobachtet worden und er hatte ihr dann – ohne Gruß und ohne sich vorzustellen – ein Kärtchen mit seiner Adresse in die Hand gedrückt. Noch am selben Tag suchte sie Arthur in seiner Wohnung auf, und es entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit – als gäbe es eine unbewusste Übereinkunft – das beschriebene Ritual, das in der Folgezeit zwei- bis dreimal im Monat stattfand.

»Das ging fast ein Jahr lang so«, sagte mir Lisa. »Es war wie ein Zwang. Oh ja, Corinne, es war ein zwanghaftes Verhalten – krankhaft und pervers, da wirst du mir sicher zustimmen. Wenn es vorbei war, habe ich mich ganz furchtbar gefühlt, erniedrigt und schmutzig, überhaupt nicht mehr menschlich. Zuhause habe ich mich dann unter die Dusche gestellt, weil ich den Schmutz, der gar nicht da war, abwaschen wollte. Und mein Po mit den Striemen drauf und meine von den Ohrfeigen geschwollenen Backen erinnerten mich noch tagelang an die Session mit Arthur. Das hat mich immer wieder aufgegeilt und zugleich auch wütend gemacht, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Jedes Mal nahm ich mir fest vor, niemals wieder zu diesem Mann zu gehen. Aber ich brach diesen Vorsatz stets aufs Neue. Es war wie eine Sucht, wie Rauchen oder Alkohol, man will aufhören, wird aber immer wieder rückfällig. Ich war fest davon überzeugt, dass ich die Sessions mit Arthur brauchte, dass ich nur mit ihm zu wirklicher sexueller Befriedigung gelangen konnte. Beim normalen Verkehr mit einem Mann fühlte ich so gut wie nichts. Ich verlangte nach den Ohrfeigen, den Schlägen auf den Hintern, nach den Peitschenhieben, nur so kam ich zu Höhepunkten, die ich in solcher Intensität nie zuvor kennengelernt hatte.«

»Du redest immer in der Vergangenheit. Ist es denn jetzt vorbei?«, wollte ich von Lisa wissen.

»Als ich das letzte Mal unangemeldet zu Arthur wollte, öffnete mir eine Frau. Sie sagte mir, dass er ausgezogen sei, niemand wüsste, wohin – weder seine Nachbarn, noch der Hauseigentümer, der Vermieter.«

»Und die Treffen mit diesem Mann wirst du nun bald vermissen, nicht wahr?«

»Das tue ich jetzt schon, Corinne!«

»Kannst du mir sagen, was genau du vermisst?«

»Was ich dir schon gesagt habe: Dieses geile Gefühl, nach Strich und Faden verdroschen zu werden, das Arschversohlen, die Ohrfeigen, die Peitschenhiebe, die Orgasmen, die Hitze im Hintern, die Striemen – ich brauche das!«

»Und du brauchst es hart, nicht wahr?«

»Genau, Corinne. Dafür nehme ich sogar die Demütigungen und Erniedrigungen in Kauf. Wenn Arthur sich jetzt bei mir melden würde, bräuchte er mir nur zu befehlen: ›Komm!‹ – ich würde augenblicklich gehorchen.«

»Tja, Lisa, da bist du in etwas hineingeraten, was man als Obsession bezeichnen kann. Wahrscheinlich hättest du dir zuvor nicht träumen lassen, dass dir das passieren könnte.«

»Was bedeutet Obsession?«

»Das sind Beziehungen, die einem Zwang unterliegen, wie du schon richtig festgestellt hast. Was du aber nicht begriffen hast: Du bist darin nicht frei, es gibt auch keine Weiterentwicklung, alles bleibt immer gleich und starr. Und, was ich dir aus meiner Erfahrung ganz klar sagen kann: Solche Beziehungen sind über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt.«

»Warum denn?«

»Sieh mal, Lisa, du kennst diesen Mann überhaupt nicht, und er kennt dich nicht. Nur so funktioniert das überhaupt. Alles bleibt unverbindlich, und deshalb kannst du diese Treffen von deinem anderen, alltäglichen Leben total abspalten. Ich gebe zu, anfänglich ist das sehr aufregend. Diese neuen Gefühle, diese körperlichen Sensationen, das ist bestimmt zunächst überwältigend – im wahrsten Sinne des Wortes. Dennoch wünsche ich dir von Herzen, dass der Mann sich nicht wieder bei dir meldet. Sei lieber froh, dass du so problemlos aus der Sache rausgekommen bist. Ich sehe an deinem Gesicht, dass dir das nicht gefällt, was ich sage, aber es ist meine ehrliche Meinung. Ich hoffe, du akzeptierst das.«

»Ja, natürlich, Corinne.«

Wir schwiegen eine Weile, Lisa nahm einen Schluck Kaffee und spielte dann gedankenverloren mit ihrer Tasse. Schließlich sagte ich zu ihr: »Was du brauchst, ist eine Beziehung mit einem Mann, mit dem du dich weiterentwickeln kannst, und der natürlich auch auf deine spezielle Neigung eingeht. Was ich bis jetzt von dir weiß, sagt mir, dass deine Chancen dafür nicht schlecht stehen. Ich möchte aber noch mehr von dir wissen, ich will dich besser kennenlernen, deshalb bitte ich dich um einen schriftlichen Lebenslauf. Alles, an das du dich erinnerst. Deine Kindheit und Jugend, deine ersten Erfahrungen mit Männern, und auch, was du bisher im Zusammenhang mit deiner devoten Ausrichtung erlebt hast. Schreib alles auf! Wärst du dazu bereit?«

»Das mache ich gerne für dich, Corinne. Dann habe ich abends was zu tun.«

»Prima, Lisa, ich freue mich drauf!«

***

Schon wenige Tage später erhielt ich Lisas Lebensbeichte, die ich auch meinem Mann zu lesen gab. Ich gebe sie im Folgenden wieder.

Lisa schrieb:

An meine Kindheit und Jugend habe ich vorwiegend schöne Erinnerungen. Allerdings verstarb mein Vater, als ich vier Jahre alt war. Ich wuchs dann alleine mit meiner Mutter auf, ohne Geschwister. Aufgrund einer üppigen Witwenrente und ererbten Grundbesitzes ging es uns finanziell gut, meine Mutter verwöhnte mich, sie litt jedoch unter der abstrusen Idee, schuld am Tod meines Vaters zu sein. Und um diese »Schuld« zu tilgen, erfüllte sie mir fast jeden Wunsch. Das änderte aber nichts daran, dass mir mein Vater in der Folgezeit sehr gefehlt hat. Er fehlt mir auch heute noch. Wenn ich sah, wie meine Freundinnen mit ihren Vätern spielten, mit ihnen schmusten und herumalberten, wurde ich neidisch. Und wenn ich abends im Bett lag und daran denken musste, habe ich geweint und bin dann weinend eingeschlafen.

Meine Mutter hatte immer wieder Bekanntschaften und Beziehungen mit Männern, ich konnte aber nie einen engeren Kontakt zu diesen Männern aufbauen, meine Mutter wollte das auch nicht. Ich war fünfzehn oder sechzehn, als sich bei mir masochistische Fantasien einstellten, etwa dergestalt, dass ich irgendwo im Orient, nackt auf einem Podest, als Sklavin zum Verkauf angeboten wurde und glutäugige, schwarzbärtige Araber gierig um mich feilschten. Sie betatschten und begrapschten mich von Kopf bis Fuß. Ich musste mich bücken und sie zogen meine Pobacken auseinander, sie befahlen mich auf die Knie, ließen mich den Mund aufsperren und klopften mir mit dem Knauf einer Reitpeitsche auf die Zähne. Ich hatte auch einen wiederkehrenden Traum, worin ich entführt und auf ein Schiff gebracht wurde. Dort riss man mir die Kleider vom Leib, dann wurde ich an einen Mast gefesselt und ausgepeitscht, vor einer Horde aufgegeilter, johlender Matrosen. Nach der Züchtigung wurde ich losgebunden und dann von Kerlen vergewaltigt. Einer nach dem anderen, es waren mindestens zwanzig an der Zahl. Sie nahmen mich von vorne, von hinten, ich musste ihnen die Schwänze lutschen, immer wieder, stundenlang.

Mit siebzehn hatte ich mein erstes sexuelles Erlebnis mit einem Schulkameraden. Ich empfand gar nichts dabei, es war total enttäuschend, aber ich wollte nicht hinter meinen Freundinnen zurückstehen. Die Beziehung hielt vier Monate, dann trennten wir uns einvernehmlich. Es folgten weitere Techtelmechtel, dazwischen immer wieder Singlephasen. Über meine Fantasien habe ich mit niemandem gesprochen. Ich legte ein gutes Abitur hin und begann eine Ausbildung zur Notarfachangestellten. Die schloss ich erfolgreich ab und bekam sofort einen gut bezahlten Job.

Kurze Zeit nach meinem dreißigsten Geburtstag ging ich erstmalig in einen Sexshop. Solche Shops hatten mich schon immer neugierig gemacht. Ich wusste bereits, dass die Kundschaft solcher Läden vorwiegend aus Männern bestand, dass es Erotikartikel, Vibratoren, Dildos, Peitschen und Handschellen gab, und dass man sich Videos in Kabinen ansehen konnte. Ich war auch tatsächlich die einzige Frau in dem Shop, das hatte etwas Pikantes, es gefiel mir. Und es ergriff mich eine seltsame Faszination: Der Kunststoff- und Latex-Geruch, die Bilder auf den Magazinen, die Geräusche aus den Kabinen, das Stöhnen und Schreien, das Pfeifen von Peitschenhieben, die Beleuchtung, die Farben, das alles sog ich regelrecht in mich auf. Es wirkte erotisierend auf mich. Beim Anschauen von Sex-Internetseiten zu Hause war eine solche Stimmung nie rübergekommen, es fehlte das Sinnliche, das Greifbare, die Atmosphäre des Verruchten und Verbotenen.

Beim Durchblättern eines Magazins stieß ich auf folgende Anzeige:

Bist du eine devote, versaute Schlampe,

und möchtest du es richtig besorgt bekommen?

Dann melde dich bei uns!

Wir bilden dich zur Dreiloch-Hure aus,

nach allen Regeln der Kunst.

Keine finanziellen Interessen,

echte Neigung vorausgesetzt.

Es war eine Handynummer angegeben. Ich rief an, es meldete sich ein Mann, der sich als Gregor vorstellte und mich für den nächsten Tag in seine Wohnung einlud. Ich fuhr hin, Gregor begrüßte mich und machte mich mit seinem Freund Orhan bekannt, einem Marokkaner. Beide Männer waren jung, etwa Mitte zwanzig, sie wirkten sympathisch, waren gepflegt und zeigten auch zunächst gute Umgangsformen.

Doch nach einigen Sätzen Small Talk befahl mir Gregor barsch: »Ausziehen, alles, Tempo!«

Ich gehorchte und musste mich den Männern dann in verschiedenen Positionen präsentieren, mich mit gespreizten Beinen niederbücken, mich bäuchlings auf dem Boden ausstrecken und die gestreckten Beine anheben, um die Ausprägung meiner Gesäßmuskulatur zu demonstrieren, dann aufstehen und die Hände auf dem Rücken verschränken.

Gregor und Orhan redeten währenddessen über meinen Körper in allen Einzelheiten und in brutalen, abscheulichen Worten. Sie kniffen mir in die Schamlippen, kneteten meine Brüste, zwickten die Nippel und schoben Finger in meine Vagina und in meinen Po. Ich starb fast vor Scham. Aber jenseits der Scham empfand ich etwas, das man manchmal nachts empfindet, im Traum, wenn man diesen Traum wiedererkennt und er von Neuem beginnt.

»Sie hat einen geilen Arsch, nicht wahr?«, bemerkte Orhan. »Die Titten sind auch super!«

»Ja, finde ich auch«, sagte Gregor. »Sie ist ein Klasseweib – ich kann es nicht anders sagen.«

»Aber sie scheint mir ein bisschen schüchtern zu sein«, meinte Orhan.

»Das täuscht«, erwiderte Gregor darauf. »Das ist nur Fassade. Im Grunde ist sie ein durchtriebenes Luder. Sie wartet nur darauf, ordentlich durchgefickt zu werden. Wahrscheinlich ist es eine ganze Weile her, dass sie das erleben durfte.«

Das Abgreifen, begleitet von den abschätzigen Bemerkungen, dauerte mehrere Minuten. Ich hatte den Eindruck, als sollte es gar kein Ende nehmen. Wenn man so etwas träumt, wünscht man sich, dass der Traum aufhört, weil man Angst hat, ihn nicht bis zu Ende ertragen zu können. Aber gleichzeitig will man weiterträumen, damit man weiß, wie er ausgeht.

Nach dem Begutachten und Betatschen ging es dann zur Sache: Die Männer zogen sich aus, ich musste auf alle viere, und nach dem Kommando »Arsch raus!«, streifte Gregor ein Kondom über und drang von hinten in meine Vagina ein. Gleichzeitig kniete Orhan sich vor mich, ebenfalls mit Kondom über dem steifen Penis, und ich musste ihm meine Mund- und Zungenfertigkeit beweisen. Beide kamen schon nach kurzer Zeit und hatten dann kein Interesse mehr an mir.

Ich zog mich an, und bevor ich die Wohnung verließ, sagte Gregor barsch zu mir: »Morgen um sechs bist du wieder hier, dann musst du drei Männer gleichzeitig befriedigen. Wie das geht, lernst du dann. Unser Freund Rudi wird ebenfalls dabei sein, er konnte heute leider nicht. Der hat einen ganz tollen Hengstschwanz. Bist du schon mal in den Arsch gefickt worden?«

»Nein.«

»Dann wird es ja höchste Zeit. Freu dich drauf! Und jetzt verschwinde!«

Es kam aber zu keinem weiteren Treffen mit den Männern – ich versprach mir nichts davon. Was ich mir gewünscht hätte, nämlich mal tüchtig den Hintern versohlt zu bekommen, vielleicht auch gefesselt und geknebelt zu werden, hatte nicht stattgefunden. Ich hatte auch keine Lust, erneut als Nutte zu fungieren, die man nach Lust und Laune benutzen konnte und nicht zu bezahlen brauchte.

Ich beschloss, diesen Vorfall ganz schnell zu vergessen, und anstatt in Gregors Wohnung, ging ich am nächsten Tag wieder in den Sexshop. Wieder blätterte ich in Magazinen, und ich stieß auf die Anzeige einer Gruppierung oder Institution, die sich als eine Art Sekte namens Surge Propera vorstellte. Diese Leute führten regelmäßig Exerzitien in Form von Wochenendkursen für SM-Freunde durch. Die Exerzitien waren so organisiert, dass vier Wochenenden in Folge absolviert wurden. Dabei spielten gewisse klösterliche Prinzipien – etwa nach den Maßgaben des Benediktiner-Ordens – eine wichtige Rolle. Angesprochen fühlen von Surge Propera sollten sich Frauen und Männer, die sich in Gehorsam, Demut und Bescheidenheit üben wollten. Zur Zielgruppe gehörten auch die, die mit dem Gedanken spielten, sich in ein Sklavendasein zu begeben und sich einer dominanten Person, dem »Herrn« oder der »Herrin«, vollständig zu unterwerfen. Verlangt wurde demgemäß eine ausreichende Belastbarkeit, weil auch Körperstrafen Bestandteile des Kursprogramms waren.

Von diesem Inserat fühlte ich mich spontan angesprochen. Ich erahnte aufregende Erlebnisse, schon das Wort »Körperstrafen« verfehlte nicht seine Wirkung auf mich. Noch am selben Tag meldete ich mich bei Surge Propera für einen Kursus an, der Preis dafür betrug tausend Euro, Unterkunft und Verpflegung eingeschlossen, man hatte allerdings Putz- und Küchendienste abzuleisten. Der Betrag war kein Pappenstiel für mich, aber ich war so sehr motiviert, dass ich ihn akzeptierte.

Die Surge Propera Kurse fanden in einem zweistöckigen Landhaus jeweils von Freitagmittag bis Sonntagabend statt. Die Mindestteilnehmerzahl betrug acht Personen und war auf zwölf beschränkt. Für die Unterbringung standen im ersten Stock sechs Zweibettzimmer zur Verfügung. Meine Zimmergenossin war Klara, eine zweiundzwanzigjährige Biologie-Studentin, die ich auf der Hinfahrt schon kennengelernt hatte. Das Ganze wurde als Rollenspiel inszeniert, in Anlehnung an Schilderungen aus Klöstern in vergangenen Zeiten. Die Innenausstattung des Hauses erinnerte auch stark an die eines Klosters. Es gab viele religiöse Symbole, Bilder von Märtyrern, Marienskulpturen und Holztafeln mit lateinischen Sprüchen.