Zeig's mir! Erotische SM-Geschichten - Corinne du Pré - E-Book

Zeig's mir! Erotische SM-Geschichten E-Book

Corinne du Pré

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 160 Taschenbuchseiten ... Vier Storys mit unterschiedlichen SM-Neigungen, doch immer geht es um Leid und Lust, um Dominanz und Unterwerfung. Dazu gehören Rollenspiele, Spanking-Orgien, ekstatische Höhepunkte – aber auch sehr strenge Bestrafungen mit Rohrstock und Peitsche … Tanja wünscht sich von ihrem Mann eine "feste Hand", Susanne hat sadistische Fantasien, die sie ausleben will, die Dienstmagd Sybilla wird von ihrer despotischen Herrin schikaniert – und Bastian, ein frecher Grapscher, bekommt eine Lektion erteilt, die an Härte kaum zu überbieten ist ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 194

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Impressum:

Zeig’s mir! Erotische SM-Geschichten

von Corinne du Pré

 

Corinne du Pré entdeckte ihre Affinität zu BDSM bereits in jungen Jahren. Früh begann sie auch, ihre Träume und Phantasien aufzuschreiben. Sie liebt SM-Rollenspiele, wobei sie den passiven Part bevorzugt, gelegentlich aber auch gern selbst aktiv wird. Im Laufe der Zeit wuchs ihr Interesse an Menschen mit gleicher oder ähnlicher Veranlagung, die sie kennenlernen und verstehen wollte. Basierend auf einer solchen Begegnung entstand ihr erster Roman „Verliebt, versohlt, versklavt“.

 

Lektorat: Sandra Walter

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © sakkmesterke @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964775726

www.blue-panther-books.de

Zeig’s mir!

Ich brauche es mal wieder, Corinne, mich juckt so richtig das Fell!

So lautete eine SMS, die ich von meiner Freundin Tanja an einem Samstagvormittag erhielt. Ich hatte Tanja in einem Club namens Deep Devotion kennengelernt, als ich dort nebenberuflich als Domina tätig war. Sie war damals »strafgeil«, sie sehnte sich danach, den Hintern versohlt zu bekommen. So geriet sie an mich, und sie bekam von mir, was sie brauchte: eine Abreibung, die sich gewaschen hatte. Wir trafen uns dann am nächsten Tag auch privat, und weil wir uns ausgesprochen sympathisch waren, wurden wir Freundinnen.

Ich antwortete ihr – ebenfalls per SMS – wie folgt:

Schwing dich ins Auto und komm zu mir! Wir sind dann ganz unter uns, mein Mann ist nicht da.

Zwanzig Minuten später stand Tanja bei mir auf der Matte. Sie war sportlich gekleidet: Jeans, Baumwollpulli und Turnschuhe. Auch ich trug Jeans und Pulli. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Atem kam ein wenig keuchend über ihre Lippen, und mit glänzenden Augen blickte sie mich sehnsuchtsvoll an.

»Komm her!«, sagte ich, indem ich sie an mich zog und in meine Arme schloss.

Sie presste ihr Gesicht an meine Wange und sagte mit leicht bebender Stimme: »Ich freue mich so, Corinne, es ist so schön, dich wiederzusehen!«

»Ja, finde ich auch, aber jetzt komm mal ein bisschen runter, beruhige dich!«

Ich führte sie ins Wohnzimmer und wir nahmen beide auf dem Sofa Platz.

»Möchtest du einen Sherry?«, fragte ich sie.

»Ja. Aber nur einen ganz kleinen.«

Wir stießen miteinander an und schwiegen eine Weile.

Schließlich sagte Tanja: »Weißt du, Corinne, gestern Abend lief im Fernsehen der Film ›Die Wanderhure‹. In einer Szene dieses Films wird die Hure ausgepeitscht. Das hat mich wahnsinnig aufgeregt, tut es immer noch, wenn ich daran denke. Mein Mann konnte mit dem Film nichts anfangen. Aber ich, ich habe mir ausgemalt, ich sei die Hure. Also – ich möchte natürlich nicht brutal ausgepeitscht werden, aber so richtig schön den Po versohlt, bekäme ich gerne wieder mal. Damals im Club hast du mich ja ganz schön hart rangenommen, da hast du’s mir richtig gezeigt! Aber danach ging es mir ein paar Tage lang unheimlich gut. Jedoch, was ein großes Problem ist: Ich wünsche mir, dass mein Mann das auch ab und zu mit mir macht. Dass er mich nach Strich und Faden rannimmt! Und dieser Wunsch wird immer stärker. Aber ich traue mich einfach nicht, ihm das zu sagen.«

»Das musst du aber machen, Tanja. Du musst ihm klarmachen, dass so ein Spanking wie ein reinigendes Gewitter ist. Und erregend ist es natürlich auch.«

»Ja, genau, Corinne – ›Spanking‹ heißt das, richtig, dieses Wort habe ich ja damals zum ersten Mal von dir gehört.«

»Das ist das englische Wort für ›Hintern versohlen‹, es hat sich so eingebürgert. Aber jetzt haben wir genug geredet. Jetzt gibt’s ordentliche Senge, ich bin zufällig in Stimmung dazu, insofern trifft es sich gut, dass du dich heute gemeldet hast.«

»Oh ja, Corinne, zeig’s mir wieder, versohl mir den Arsch!«

»Aber den nackten Arsch, Fräulein!«, verkündete ich barsch. »Los, zieh dich aus und leg dich über meinen Schoß!«

Tanja gehorchte nach einem tiefen Seufzer, sie zog Schuhe und Söckchen aus, dann pellte sie sich aus ihrer Jeans, hierauf folgten Pulli und Slip, die Sachen warf sie in einen Sessel. Nachdem ich auf den vorderen Teil der Sitzfläche des Sofas gerutscht war, legte sie sich über meine Oberschenkel und stützte sich mit den Händen am Boden ab. Ich stellte fest, dass sie etwas zugenommen hatte, was ihr aber gut stand, denn als ich sie zum ersten Mal sah, fand ich sie sehr schlank. Tanja war zweiunddreißig Jahre alt, ihr Körper wirkte immer noch mädchenhaft, die Brüste waren klein, sie trug nie einen Büstenhalter. Ihr Hintern mutete ebenfalls recht klein an, aber durchaus sexy, die Pobacken waren rund und fest wie zwei knackige Äpfel.

Ich streichelte und zwickte zunächst ihren Po, ich ließ sie die Backen anspannen und wieder entspannen, dann aber verpasste ich ihr gut dreißig kräftige Klatscher, die sie alle mit schrillem »Au!« beantwortete. Dass meine »Handschrift« nicht von schlechten Eltern war, hatte ich bereits einige Male zurückgemeldet bekommen. Und bei Tanja wollte ich zunächst keine allzu wollüstigen Gefühle aufkommen lassen, sie sollte erst mal wieder lernen, dass Spanking nicht nur schön, sondern durchaus auch schmerzhaft sein konnte.

Ich machte dann eine Pause, damit sie sich von dem »Schock« erholen konnte. Mit Befriedigung nahm ich zur Kenntnis, dass Tanjas Po nun intensiv durchwärmt war und ein lückenloses, gesundes Rot aufwies. Ohne es richtig zu merken – sozusagen unbewusst –, war ich wieder in die Rolle einer resoluten Domina geschlüpft. In entsprechend autoritärem Ton schimpfte ich mit ihr: »Ein falsches Luder bist du, weiter nichts! Und du musst regelmäßig Dresche beziehen, so weit bist du ja inzwischen, dass du das kapiert hast! Ich hoffe, dass dein Mann es auch bald kapiert. Dafür werde ich persönlich sorgen, dass du’s nur weißt! Du sagst, dass du ihn liebst, aber ich habe die Befürchtung, dass das gelogen ist. Falls nicht, solltest du es als deine Pflicht ansehen, ihm gegenüber offen und ehrlich zu sein, er hat ein Recht darauf! Hoffentlich leuchtet dir das ein!«

»Ja, Corinne, du hast ja so recht, und es tut mir auch leid, dass ich so feige bin!«

»Das reicht nicht, dass es dir leidtut, es muss sich etwas ändern in deinem Leben, und das sehr bald!«

»Ich weiß, Corinne. Ich will es ja von dir lernen!«

»Wie schön! Und zu diesem Lernen gehört, dass wir jetzt weitermachen. Wir sind noch lange nicht fertig. Jetzt bekommst du mein Leder-Paddle und danach meine Reitpeitsche zu spüren.«

»Oh nein, bitte nicht! Das stehe ich nicht durch, mein Po brennt jetzt schon wie Feuer. Ich kann nicht noch mehr aushalten!«

»Du wirst dich wundern, was du noch aushalten kannst! Und dieses Lamentieren und Diskutieren liebe ich ganz und gar nicht! Du hast zu gehorchen und nur dann zu reden, wenn ich es dir erlaube! Ist das klar?«

»Ja, Corinne, verzeih mir bitte!«

»Komm hoch!«, befahl ich ihr dann.

Sie rappelte sich auf, stand dann vor mir und rieb mit beiden Händen ihre Kehrseite. Ich musste ein Lächeln unterdrücken, denn es war die gleiche Situation wie damals im Club. Hierauf ging ich ins Schlafzimmer und nahm mein Paddle – eine gelöcherte Lederklatsche mit hölzernem Griff – aus einer Kommodenschublade. Mit Genugtuung bemerkte ich Tanjas ängstlichen Blick, als ich ins Wohnzimmer zurückkam und das Paddle spielerisch in meine Handfläche titschen ließ. Ich nahm wieder auf dem Sofa Platz und Tanja musste sich über meinen linken Oberschenkel legen; mit dem rechten Bein blockierte ich ihre Unterschenkel, damit sie nicht strampeln konnte.

»Schön raus, den hübschen Po!«, wies ich sie an.

Sie seufzte wieder hörbar, sagte aber kein Wort. Mit beherztem Schwung, jedoch nicht mit voller Kraft, ließ ich dann das Paddle niedersausen, und mit sattem Klatschen traf das Leder Tanjas herausgespannten Hintern.

»Aaaaaaaaaahh!«, schrie sie gellend und warf dabei wild den Kopf hin und her. »Nicht weiter, nicht so fest!«

Doch ich machte frisch und munter weiter, laut klatschend und knallend landete das Paddle immer wieder auf Tanjas Hinterteil, begleitet von ihrem unentwegten Geschrei, das aber mehr und mehr in ein lustvolles Seufzen überging. Mit zunehmender Intensität rieb sie ihre Leistenbeuge an meinem Oberschenkel, was ihre Lust weiter steigerte, bis sie unter den Hieben, begleitet von ekstatischem Stöhnen, zum Orgasmus kam. Ich legte das Paddle beiseite und schob zwei Finger in ihre heiße, feuchte Vagina, um so die Konvulsionen auskosten zu können, die Tanjas Unterleib immer wieder erbeben ließen. Mit der anderen Hand streichelte und tätschelte ich beruhigend ihr Hinterteil. Hierauf gab ich sie frei und ließ sie aufstehen. Erneut stand sie dann, die Hände auf ihre Hinterbacken gepresst, vor mir und starrte mich schwer atmend an. Ihr Gesicht war hochrot, ihr ganzer Körper schweißnass und ihr Haar hing in wirren Strähnen vor ihren Augen.

»Komm her, auf meinen Schoß!«, befahl ich ihr.

Sie gehorchte und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Ich erschrak, als ich ihren heißen Po auf meinen Schenkeln spürte.

Nach einer Weile sagte sie: »Corinne, ich merke, dass du erregt bist. Das Arschversohlen hat dich aufgegeilt! Lass mich dich ein bisschen verwöhnen, ja? Komm, zieh dich aus!«

Ich tat, was sie verlangte und sie wies mich an, mich zurückzulehnen und meine Beine anzuziehen und zu spreizen. Sie kniete sich vor mich und begann, mich gefühlvoll zu liebkosen; sie presste ihre Lippen auf meine Muschi und ließ mich ihren heißen Atem spüren. Geschickt setzte sie dann ihre Zunge ein, sie streichelte zugleich meinen Bauch, zwickte die Innenseiten meiner Schenkel und zwirbelte ab und zu meine Nippel. Das machte sie so gut und es war so himmlisch schön, dass sie schließlich meinen heftigen Höhepunkt geradezu erzwang. Dann saßen wir – beide immer noch splitternackt – eng umschlungen beieinander und tauschten Zärtlichkeiten und Küsse aus.

Plötzlich aber begann Tanja, zu schluchzen, sie schmiegte ihr Gesicht an meine Brust und brach hemmungslos in Tränen aus. »Es tut mir leid, dass ich vorhin protestiert habe«, sagte sie schniefend und mit vom Heulen erstickter Stimme, »ich hoffe, du verzeihst mir das.«

»Aber ja, Tanja, letzten Endes hast du doch tapfer durchgehalten. Ich wollte dir eigentlich noch meine Reitpeitsche zu schmecken geben, aber ich würde mal sagen, es reicht für heute. Und wir sehen uns bestimmt nicht zum letzten Mal.«

»Nein, ich will deine Freundin werden, Corinne!«

»Das bist du doch schon! Wie kannst du das denn nur vergessen! Alleine dafür gibt’s zehn Hiebe mit der Reitpeitsche. Nicht heute, aber die hast du noch gut. Und das vergesse ich nicht!«

»Entschuldige bitte, Corinne, ich rede manchmal einen unheimlichen Blödsinn.«

»Die Reitpeitsche wirst du trotzdem spüren! Dann entschuldige ich das vielleicht. Aber jetzt ziehen wir uns erst mal wieder an.«

Als wir dann noch bei einer Tasse Kaffee zusammensaßen, seufzte Tanja: »Ach, Corinne, ich bin immer noch nicht schlauer! Soll ich Thomas gegenüber meine abartigen Gelüste eingestehen? Er wäre doch sicher total schockiert!«

»Liebe Tanja, wenn du deinen Mann bittest, dir deinen hübschen Po zu versohlen, und wenn er das dann tut, weil es ihm Spaß macht und ihr beide schön geil dabei werdet, dann ist das absolut nicht abartig oder pervers oder sonst was. Allerdings – vielleicht wäre er wirklich schockiert, wenn du ihn Knall auf Fall mit deinen geheimen Wünschen konfrontiertest. Vielleicht ist es besser, ihn Schritt für Schritt heranzuführen. Erzähle ihm zunächst nur, dass du zufällig einen SM-Club im Internet gefunden hast und aus reiner Neugier mal hingegangen bist. Ach ja, am Freitagabend gibt es dort um acht Uhr eine Veranstaltung, eine Live-Aufführung, eine Schulstunde im vorigen Jahrhundert. Privater Nachhilfeunterricht für begriffsstutzige und faule Schüler, erteilt von einer strengen Lehrerin. Und zwar in der Art und Weise, wie es damals noch gang und gäbe war. Ich glaube, das wird spannend. Christian kommt auch. Du sagst deinem Mann, dass du das gerne sehen möchtest und bittest ihn, mitzukommen. Das hört sich doch zunächst mal ganz harmlos an, findest du nicht?«

»Absolut, Corinne, das ist super, eine ausgezeichnete Idee, du bist genial! Und … was ich dir sagen muss … es war unheimlich schön heute mit dir! Davon kann ich jetzt eine Weile zehren. Mein Po ist immer noch knallheiß! Und an den Schwielen von deinem Paddle werde ich wohl noch eine Weile Freude haben, besonders beim Sitzen. Und weißt du, was auch gut war?«

»Sag’s mir!«

»Dass du mich so streng ausgeschimpft hast. Das hat gesessen, sage ich dir, und das war mal dringend nötig! Ich werde jedes Wort beherzigen.«

»Sehr schön, das freut mich!«

Wir verabschiedeten uns dann, und nach einer innigen Umarmung sagte ich zu ihr: »Also bis Freitag, gib mir aber vorher Bescheid, ob ihr kommt!«

»Mache ich. Tschüss, Corinne!«

***

Etwa siebzig Personen hatten im Veranstaltungsraum des Clubs Deep Devotion bereits auf den fest installierten Stuhlreihen vor einem hölzernen Podium, das als Bühne fungieren sollte, Platz genommen. Es handelte sich dabei vorwiegend um Clubmitglieder, aber auch Gäste waren gekommen. Was die Klientel des Clubs betraf, so waren es weitgehend bürgerliche, normal gekleidete Leute, allenfalls war mal eine »Sado-Lesbe« in Uniform mit Schirmmütze, oder ein »Dominus« in schwarzem Leder dabei. Viele Mitglieder waren Lehrer, Ärzte oder Juristen, aber auch Geistliche, Ordensschwestern, Novizinnen und Nonnen gehörten dazu. Das Verhältnis männlich/weiblich war etwa sechzig zu vierzig.

In einem Nebenraum war ein Buffet vorbereitet worden, zudem gab es einen Getränkestand. Dort erwarteten wir – Christian und ich – Tanja und ihren Mann, die um halb acht eintrafen. Wir begrüßten uns herzlich und stellten einander vor; endlich konnte ich nun Thomas kennenlernen, von dem Tanja mir ja schon so viel erzählt hatte. Neugierig, wie ich bin, fragte ich ihn auch gleich auf penetrante Weise aus. Er ist ein schlanker und gut aussehender Mann, Prokurist in einer Spedition. Er wirkt ruhig und ausgeglichen und hat gute Umgangsformen, was ihn mir auf Anhieb sympathisch machte, denn darauf lege ich großen Wert. Trotz seiner zurückhaltenden Art macht er aber nicht den Eindruck eines »Pantoffelhelden«, er wirkt durchaus selbstbewusst, insofern hatte Tanja ihn gut beschrieben. Auch zwischen Christian und Tanja ›funkte‹ es gleich, was mich zwar eifersüchtig machte (das ist bei mir krankhaft), sich aber dennoch als gute Basis für einen schönen und ausbaufähigen Kontakt herausstellen sollte.

Nachdem wir mit Apfelschorle auf unser Kennenlernen angestoßen hatten, nahmen wir im Saal in einer noch leeren Stuhlreihe nebeneinander Platz. Der Clubleiter, Herr Kramer, trat ans Rednerpult und begrüßte das Publikum, das er mit »liebe Freunde« anredete. Hierauf sagte er: »Viele von euch fragen sich sicher des Öfteren, ob es früher, sagen wir mal, vor hundert Jahren, nicht viel bessere Bedingungen für SM-Freunde und Spanking-Fans gegeben hat. Denn damals gab es ja das Züchtigungsrecht, also konnten sich Eltern, Lehrer und Vorgesetzte wunderbar austoben und ihre Schüler oder Dienstmädchen nach Lust und Laune verdreschen. Oder Zöglinge konnten die Strenge einer attraktiven Gouvernante hautnah ›in echt‹ erleben. Aber dieser Glaube, liebe Freunde, wäre ein Irrglaube. Vor hundert Jahren wütete der Erste Weltkrieg, und sowohl die Zeit davor, das Kaiserreich, als auch die Zeit danach bis in die Sechziger hinein wäre für uns gar nicht rosig gewesen. Homosexualität zum Beispiel war strafbar, und ein Club wie der unsere wäre als ›sittenwidrig‹ verboten worden. Seien wir also froh, dass wir jetzt lebten! Immer wieder interessant sind aber die früheren Erziehungsmethoden, basierend auf den damaligen Gesetzen, denn die können wir jetzt in vielfältigen Formen in Rollenspiele einfließen lassen. Die Vergangenheit kann uns insofern inspirieren, ohne dass wir uns diese Zeiten zurückwünschen müssen. Warum erzählte ich euch das? Weil das kleine Theaterstück, das gleich aufgeführt wird, ein Ausflug in die Vergangenheit ist, in die Fünfzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Damals gab eine Lehrerin namens Martha Jöde Nachhilfestunden für lernschwache Schüler, und wie sich das abspielte, werden wir gleich vorgeführt bekommen. Wir werden eine solche Stunde miterleben, Thema des Unterrichtes wird deutsche Literaturkunde sein. Frau Jöde ist keine fiktive Person, sie existierte wirklich, sie war Erzieherin in einem Mädcheninternat in Niederbayern, dort unterrichtete sie Sport und Deutsch. Was ihr auf dem Podium seht, ist das Mobiliar ihres privaten Schulzimmers: eine Schulbank mit Tintenfässern – in der Regel unterrichtete Frau Jöde zwei Schüler gleichzeitig –, ferner das Katheder und diese drehbare Tafel. Und wozu das Gestell neben der Tafel diente, das wie ein Turngerät aussieht, ist wohl nicht schwer zu erraten. Ein ehemaliger Privatschüler von Martha Jöde, Herr Adolf Streubleder, ist heute hier, von ihm bekamen wir die Informationen, die wir für unser Theaterstück brauchten. Die meisten von euch, liebe Freunde, kennen ja Herrn Streubleder. Und wer ihn näher kennt, weiß, dass er im gesegneten und gesunden Alter von sechsundachtzig Jahren ist. Ich begrüße dich herzlich, lieber Adolf, und hoffe, dass du uns noch viele, viele Jahre erhalten bleibst!«

Es folgte lebhafter Beifall des Publikums, an dem ich mich beteiligte, denn auch ich kannte Herrn Streubleder. Ich erhielt von ihm das Material, das ich an dieser Stelle (mit seiner und Herrn Kramers Erlaubnis) zur Kenntnis geben wollte. Unter anderem bekam ich die Kopie einer Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1954, worin Frau Jöde ihren Nachhilfeunterricht in Form eines Gedichtes (einer ihrer Schüler hatte es verfasst) anbot:

Bist du faul und ziemlich blöde,

melde dich bei Fräulein Jöde,

was dir fehlt, bläut sie dir ein,

schnell wirst du erleuchtet sein!

Weil sie dieses will erreichen,

hilft sie nach mit Backenstreichen;

was du lernst auf diesem Wege:

Hiebe machen wach und rege.

Mag sie dich, sei guten Mutes,

denn die Frau hat auch ihr Gutes;

weckst du aber ihren Groll,

haut sie dir den Hintern voll!

Man mochte kaum glauben, dass eine Tageszeitung damals ein solches Gedicht veröffentlichte, man würde Derartiges heute allenfalls in SM-Magazinen finden. Aber »strenge Zucht« gehörte in dieser Zeit zu den Leitlinien der Pädagogik, das wurde von der Eltern- und Lehrerschaft, von der katholischen Kirche und auch sogar von vielen Schülern akzeptiert. »Junge Bäume muss man anbinden« oder »Trotz und Eigensinn sind Einflüsterungen des Teufels« hieß es vielfach.

Die Rolle des Fräulein Jöde hatte eine gute Bekannte von mir übernommen, die sechsundvierzigjährige Gertrud Senger. Gertrud war tatsächlich Lehrerin, überdies wirkte sie als »strenge Mutti«, genauer gesagt, als Hobby-Domina. Was Gertrud mit Frau Jöde verband, war die leidenschaftliche Befürwortung der Prügelpädagogik von anno dazumal.

Fräulein Jödes Schüler wurden von meiner langjährigen Freundin Nicole und von Gertruds Lebensgefährten Volker verkörpert; zu beiden gibt es im Folgenden noch Näheres zu bemerken. Sie hatten bereits auf der Schulbank Platz genommen, Nicole trug einen karierten Rock, weiße Kniestrümpfe, schwarze Halbschuhe und ein Hemd mit Schlips – das war eine typische Schulmädchenkluft in jener Zeit. Volker war mit einem kurzärmeligen Hemd bekleidet, zudem hatte er sich in eine Lederhose gezwängt. Herr Kramer stellte beide vor, und das Publikum antwortete mit kräftigem Applaus.

Es erschien dann »Fräulein Jöde« in hoch geschlossener Bluse, engem Rock und Pumps. Der gut sitzende, bis etwas über die Knie reichende Rock betonte ihre runden Hüften und ihren wohlgeformten, ausgeprägten Po. Unter den Arm geklemmt, hielt sie einen Schulrohrstock, und an ihrem breiten Gürtel baumelte eine geflochtene Lederpeitsche. Mit kurzen, staksigen Schritten ging sie nach vorne und stieg die Stufen zum Podium hinauf. Als sie dieses betrat, standen Nicole und Volker zackig auf und nahmen eine stramme Haltung ein. Fräulein Jöde – ich nenne sie ab jetzt Gertrud – wurde von Herrn Kramer vorgestellt, darauf folgte sehr lebhafter Applaus und bewundernde Zurufe.

Gertrud nahm hinter dem Katheder Platz, den Rohrstock legte sie auf das Pult, und fröhlich sagte sie dann: »Guten Tag, Kinder!« Auch ältere Schüler wurden von ihr so angeredet. Ihr Lächeln und ihre Freundlichkeit ließen zunächst nichts von ihrer gefürchteten Strenge erkennen.

»Guten Tag, Fräulein Jöde!«, antworteten die Schüler im Chor.

»Setzen!«, hieß es hierauf. Sie verkündete dann: »Ich möchte euch heute Gelegenheit geben, eure Noten zu verbessern. Ihr steht beide in Literaturkunde sehr schlecht, das wisst ihr ja, und dementsprechend musstet ihr euch vorbereiten. Wir werden also nicht weitergehen, sondern rekapitulieren. Volker, wann wurde Friedrich Schiller geboren?«

»Am 10. November 1759.«

»Gut! Nicole, wann ist er gestorben?«

Nicole schwieg.

»Du weißt es nicht?«

»Nein, Fräulein Jöde.«

»Volker, weißt du es?«

»Ja, Friedrich Schiller starb am 9. Mai 1805.«

»Welcher Literaturperiode gehörte der junge Schiller an?«

»Der Sturm- und Drangperiode.«

»Sehr gut, Volker! Nicole, welcher Dichter stand Schiller am nächsten?«

Wieder Schweigen.

»Noch eine Frage, Nicole, bevor ich eine Strafe verhängen muss. Nenne mir eine von Schillers Frauengestalten!«

Nicole schwieg wieder, und Volker zischte ihr hinter vorgehaltener Hand zu: »Maria Stuart.«

»Das reicht!«, sagte Gertrud, und ihr Tonfall verhieß nichts Gutes. »Komm nach vorne, Nicole!«

Nicole musste vor Gertrud strammstehen, die vor das Katheder getreten war.

»Hände auf den Rücken!«, hieß es barsch.

Klatsch, klatsch – fing Nicole sich zwei saftige Ohrfeigen.

»Du hast also wieder gefaulenzt und kein bisschen gelernt! Was willst du eigentlich später mal werden – Hausfrau doch wohl, oder?«

»Nein, Schriftstellerin.«

»Was?! Willst du mich auf den Arm nehmen?«

»Nein, Fräulein Jöde, das würde ich mich niemals unterstehen!«

»Was stellst du dir denn unter einer Schriftstellerin vor?«

»Eine, die Bücher schreibt.«

»Und was für Bücher möchtest du schreiben?«

»Das weiß ich noch nicht.«

»Aha. Was liest du denn so?«

»Karl May.«

»Auch das noch! Damit verdirbst du dir deine Fantasie! Karl May ist Gift! Und überhaupt – wie willst du denn Schriftstellerin werden, wenn du dich für Literaturkunde so wenig interessierst? Und so wenig dafür lernst?«

»Ich habe gelernt, Fräulein Jöde, ich wusste nur nicht …«

Klatsch, klatsch – wieder zwei Ohrfeigen.

»Du wagst es auch noch, mich zu belügen?«

»Das habe ich nicht, Fräulein Jöde, ich wusste nur nicht über Schiller so gut Bescheid.«

»Schön, ich bin ja ein gutmütiger Mensch, ich will dir das mal glauben. Dann ein anderes Thema: Hermann Löns. Wann geboren?«

»Am 29. August 1866.«

»Sieh einer an! Welchem Genre sind seine Werke zuzuordnen?«

»Der Natur- und Heimatdichtung.«

»Richtig. Nenne mir eins seiner Denkmäler!«

»Der Lönsstein in Gifhorn.«

»Auch richtig. Auf welchem Denkmal steht die zweite Strophe eines seiner Gedichte und wie lautet sie?«

»Ach, Fräulein Jöde, bitte eine andere Frage!«

»Nein, keine andere Frage, das musstest du für heute lernen! Volker, ich frage dich.«

Volker antwortete: »Dieses Denkmal steht im Tietlinger Wacholderhain, und die Aufschrift lautet: ›Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund, und wandle still, so werden dir geheime Dinge kund.‹«

»Sehr gut, Volker! Nicole, ich lasse deine Ausreden nicht gelten! Für deine Faulheit bekommst du zehn Handtatzen und zwanzig Stockhiebe auf den nackten Hintern! Die Hände ausstrecken, Handflächen nach oben!«

Gertrud machte ihre Peitsche vom Gürtel los, holte aus und ließ das dünn auslaufende Ende scharf auf Nicoles linke Hand pfeifen, was sicher teuflisch schmerzhaft war und sie laut aufschreien ließ.

Meine Freundin Nicole, mittlerweile zweiundvierzig Jahre alt, war eine eingefleischte Flagellantin, sie konnte unglaublich harte Züchtigungen verkraften. Ihre Belastbarkeit bezog sich aber nur auf ihr Hinterteil, nicht auf ihre Handflächen. Das wusste Gertrud, und dass sie Nicole zehn Handtatzen verabreichte, war ein Beweis ihrer Boshaftigkeit, die sie – obwohl sie normalerweise lieb und nett war – gelegentlich ins Kraut schießen ließ.

Huuitt, huuitt – linke Hand, rechte Hand, so ging’s munter weiter, noch neunmal, immer gefolgt von einem durchdringenden »Aauuu!«.

Dann war es vorbei, und Nicole musste als Nächstes ihren Rock und ihr Höschen ausziehen, die Schuhe und Strümpfe durfte sie anbehalten. Gertrud machte die Peitsche wieder am Gürtel fest und nahm den Rohrstock vom Katheder. Sie wies damit auf das Gestell neben der Tafel, auf das Herr Kramer schon aufmerksam gemacht hatte. Dieses »Turngerät« war der gefürchtete Strafbock, ein gepolsterter Balken auf vier schräg stehenden Beinen. Nicole musste über den Bock, der so stand, dass ihr großer, üppiger Hintern dem Publikum zugewandt war. Bewundernde Pfiffe erschollen, sie zeigten, dass dieser Anblick seine Wirkung nicht verfehlte. Der »dicke Blanke« oder auch »dralle nackte Weiberarsch« war ja bei Flagellanten höchst beliebt. Nicoles Po hatte bereits eine lange Prügelkarriere hinter sich; auch ich hatte ihn schon einige Male bearbeitet – jedes Mal mit großem Vergnügen.