Unterwelten - Uwe Schütte - E-Book

Unterwelten E-Book

Uwe Schütte

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Beschreibung

Leben und Werk eines der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller unserer Zeit.Mit seinen Romanzyklen "Orkus" und "Die Archive des Schweigens" hat Gerhard Roth sich als einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur erwiesen. Seine literarische Arbeit hat er drei Jahrzehnte lang dem Kampf gegen das Verschweigen historischer Schuld gewidmet, wie er sich auch immer wieder engagiert in politische Debatten eingemischt hat. Uwe Schüttes Dossier verschafft einen aufschlussreichen Einblick in Roths umfangreiches Gesamtwerk und macht es als künstlerische Spurensuche im Dunkel der Vergangenheit begreifbar - als Projekt, das immer auch als Gegenentwurf zur offiziellen Geschichte lesbar ist, als vielschichtiges Werk, das den Verfolgten, Vergessenen und Ausgegrenzten eine Stimme gibt.

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Seitenzahl: 327

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Uwe Schütte

Unterwelten

Zu Leben und Werkvon Gerhard Roth

DanksagungDer Verlag dankt dem Alfred-Schachner-Gedächtnisfonds für die Förderung. Nachdrücklicher Dank an erster Stelle gilt Gerhard Roth für seine Gastfreundschaft und die ausdauernde Bereitschaft, während meines Besuches im Juni 2013 in Kopreinigg alle Fragen zu seinem Werk zu beantworten und über seine Biografie ausführlich Auskunft zu geben. Die Reise aus England in die Steiermark ermöglichte eine großzügige Förderung der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung Kultur, die ebenso den Bildteil dieses Bandes durch eine Druckkostenunterstützung förderte. Außerdem unterstützten mich Petra Baumann, Luise Grinschgl, Martina Kempter, Simon Ryan und Charlotte Ryland auf unterschiedliche Weise – auch ihnen meinen herzlichen Dank.Uwe Schütte, Birmingham, im Juli 2013

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2013 Residenz Verlagim Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg – Wien

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!

ISBN ePub:978-3-7017-4367-4

ISBN Printausgabe:978-3-7017-1593-0

Es war mir von Anfang an klar, daß ich scheitern mußte, aber ich habe das Scheitern beim Schreiben, wie gesagt, von Beginn an in meine Arbeit miteinbezogen. (ZST 32)

Die Literatur ist ein Dialog mit den Ungeborenen, den Lebenden, den Toten und mit einem selbst. Beim Lesen von literarischen Büchern vereinen sich diese Möglichkeiten auf geradezu wundersame Weise. Die Literatur ist in der Lage, die Zeit aufzulösen. Ich arbeitete in meinen beiden Zyklen also auch an dem ewigen Projekt der Literatur mit, die Gegenwart in die Zukunft zu retten und die Vergangenheit in die Gegenwart. (ZST 26)

SIGLENVERZEICHNIS

Als Textgrundlage dienen die im S. Fischer Verlag erschienenen Taschenbuchausgaben. Diese sind im Fall der beiden Zyklen seitenidentisch mit den gebundenen Ausgaben.

AAE

die autobiographie des albert einstein (enthält auch Künstel, Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, How to be a detective, Der Wille zur Krankheit) (1972)

GH

Der große Horizont (1974)

NM

Ein neuer Morgen (1976)

WR

Winterreise (1978)

SO

Der Stille Ozean (1980)

LT

Landläufiger Tod (1984)

AA

Am Abgrund (1986)

UR

Der Untersuchungsrichter. Geschichte eines Entwurfs (1988)

Im tiefen Österreich. Bildtextband (1990)

GD

Die Geschichte der Dunkelheit. Ein Bericht (1991)

RIW

Eine Reise in das Innere von Wien. Essays (1991)

DS

Der See (1995)

DP

Der Plan (1998)

DB

Der Berg (2000)

ST

Der Strom (2002)

DL

Das Labyrinth (2004)

STA

Die Stadt (2009)

AZ

Das Alphabet der Zeit (2007)

RT

Orkus. Reise zu den Toten (2011)

MATERIALIENBÄNDE

MAS

Uwe Wittstock (Hrsg.): Materialien zu Die Archive des Schweigens. S. Fischer, Frankfurt am Main 1992.

OSZ

Daniela Bartens / Gerhard Melzer (Hrsg.): Gerhard Roth – Orkus. Im Schattenreich der Zeichen. Springer, Wien/New York 2003.

ZST

Jürgen Hosemann (Hrsg.): Die Zeit, das Schweigen und die Toten. Zum Werk von Gerhard Roth. S. Fischer, Frankfurt am Main 2011.

Kristina Pfoser-Schewig (Hrsg.): Das doppelköpfige Österreich. Essays, Polemiken und Interviews von Gerhard Roth. S. Fischer, Frankfurt am Main 1995.

Erster Teil Die Biografie

Die Fiktion ist für mich eine Form der Realität. Schreiben heißtfiktive Wahrheit erzeugen. Insofern ist die Fiktion nur eine andereForm der Realität und die Realität eine andere Form der Fiktion.

Gerhard Roth

Gerhard Roth ist ein Autor, der den Widerspruch nicht inszeniert, ihn aber in mancher Hinsicht verkörpert. Als er mit Anfang 30 die literarische Bühne seiner Heimatstadt Graz betrat, da fiel gerade dies vielen Beobachtern auf: der Widerspruch zwischen den psychische Extremzustände auslotenden Texten, mit denen er sich um 1972/73 schlagartig einen Namen machte, und seinem unauffälligen, bescheidenen Auftreten. Unvereinbar schien auch seine Existenz als dreifacher Familienvater und Leiter der Organisationsabteilung des Grazer Computerrechenzentrums, kurzum: seine bürgerliche Lebensform, mit der hedonistischen Bohème-Existenz seiner Grazer Autorenkollegen, die nicht nur die Literatur auf den Kopf stellten, sondern auch traditionelle Vorstellungen von dem, was und wie ein Schriftsteller zu sein hat.

Wer Roth persönlich kennenlernt, dem wiederum wird nicht der Kontrast entgehen zwischen der bärenhaften Gestalt des fast zwei Meter großen Mannes, der sich in der Öffentlichkeit mit nicht selten furioser Streitlust in die politischen Geschicke seines Heimatlandes einmischt, und seinem privaten Auftreten, das von entwaffnender Herzlichkeit und oft sogar von verletzlich erscheinender Zärtlichkeit ist. Roth sei »ein scheuer, diskreter, leiser Mensch, ein Einzelgänger«,1 schrieb eine Journalistin in einem 1998 entstandenen Porträt des Schriftstellers.

Roth hat sich ein eigentümliches, eigenwilliges Werk erarbeitet, das außer den zahlreichen Büchern, die neben einer stilistisch vielschichtigen Erzählprosa auch essayistische und dokumentarische Schreibweisen umfassen, ebenso aus einem umfangreichen Pool an Fotografien besteht und eine ansehnliche Zahl an Filmen inkludiert. Das Kernstück seines literarischen Schaffens bildet dabei der in über drei Jahrzehnten währender Arbeit entstandene Doppelzyklus aus den beiden Heptalogien Die Archive des Schweigens und Orkus. Beide sind so gearbeitet, dass jeder Band einerseits als Werk für sich gelesen werden und solchermaßen als Zugang zum gesamten Zyklus funktionieren kann, andererseits aber auch an einem ganz bestimmten Platz in der logischen Abfolge des Werks steht.

Das gleich einer Doppelhelix miteinander verknüpfte Gebilde ist ein veritabler Solitär im Korpus der Weltliteratur, in dem Roth seine nicht selten energiezehrenden Expeditionen in das Innere von Österreich und in die Tiefenschichten der menschlichen Existenz dokumentiert. Wie ein Gerichtsmediziner hat er den politischen Wahnsinn des zwanzigsten Jahrhunderts seziert, um so dem fatalen Magnetismus auf die Spur zu kommen, der den Menschen zum Verbrecherischen hinzieht. Mit diesem aufklärerischen Impetus einher geht das ethische Bestreben, jenen eine Stimme zu geben, die ausgegrenzt, zum Schweigen verurteilt und ermordet wurden. Es ist diese Verknüpfung, die seinem Schreiben eine besondere moralische wie politische Signatur verleiht.

Beendet ist sein Werk nun, nach Abschluss des Doppelzyklus, noch lange nicht. Das Schreiben, so Roth, ist für ihn wie ein Zwang und nicht selten eine Last. Dennoch ist es an der Zeit, einmal Rückschau zu halten auf Gerhard Roths literarische Forschungsreisen in die Unterwelten des eigenen wie des kollektiven Unbewussten, der österreichischen Geschichte und der europäischen Kultur.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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