UnverwechselBar: Liebe - Paula Herzbluth - E-Book
SONDERANGEBOT

UnverwechselBar: Liebe E-Book

Paula Herzbluth

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Fiona möchte endlich wieder ihr Leben in den Griff bekommen. Von ihrem Mann geschieden, von der Freundin hintergangen und nun auch noch alleinerziehende Mutter. Daniel genießt sein Leben und die Frauen. Er hat mit einem Freund und Geschäftspartner seinen Traum einer eigenen Bar verwirklicht und möchte daran auch so schnell nichts ändern. Die Einladung eines Stufentreffens lässt Fionas Herz höher schlagen. Längst verdrängte Erinnerungen an ihre erste große Liebe tauchen wieder auf. Kommt Daniel auch zum Stufentreffen? Wird sie ihn endlich wiedersehen? Wird es immer noch so prickelnd sein? Oder liegt ihre glückliche Zukunft ganz woanders? Alle Romane dieser Serie sind in sich abgeschlossen. 1. Bauprojekt: Liebe 2. Zerreißprobe: Liebe 3. UnverwechselBar: Liebe 4. Boxenstopp: Liebe 5. Neuanfang: Liebe

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



UnverwechselBar: Liebe

Fiona & Daniel

Paula Herzbluth

Inhalt

Vergangenheit

Der Moment

Der Tag danach

Hilfe, wenn man keine will ...

Stück für Stück

Andere Gedanken

Dämonenbekämpfung

Abstand

Mädelsabend

Es kommt, wie es kommen muss

Der Alltag

Verschwunden

Schmerzen

Copyright: © 2016 Paula Herzbluth

Coverfoto:

Gestaltung: © NaWillArt-CoverDesign

Motive:

© depositphotos.com – merznatalia

© depositphotos.com – homydesign

Lektorat/Korrektorat: http://dkf-korrekturen.net – Diana Falke

Zweitkorrektorat: Schreib- und Korrekturservice Heinen

3. Auflage

Paula Herzbluth

c/o Sebastian Münch

Rechtsanwalt / Steuerberater

Gartenstraße 44

40479 Düsseldorf

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Ihr seid nicht allein!

Vergangenheit

Kennt ihr das? Allein ein kleiner Auslöser reicht aus, damit Bilder meiner Jugendliebe vor dem inneren Auge auftauchen. Psychologen würden jetzt wahrscheinlich sagen, dass ich dann auch nicht wirklich mit ihm abgeschlossen habe. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass sie damit wohl recht behalten würden.

Ich hatte Jahre der Ruhe und Stille. Zumindest vor besagten Bildern. Ich ruhte in der Gegenwart, war glücklich in meiner Ehe mit Lars. Aber diese Zeit ist vorbei und Lars ist glücklich! Und ich? Tja, ich hatte immer Angst, einmal als frustrierte, alte Frau zu enden. Doch die Wirklichkeit kann manchmal ernüchternd sein. Denn ich befürchte, dass ich bereits verbittert bin. Allerdings habe ich noch lange nicht das Alter erreicht, das ich mir bei diesem Gedanken vorgestellt habe.

Wie es dazu kam, dass ich voller Frustrationen wurde? Den genauen Zeitpunkt kann ich gar nicht bestimmen. Vielleicht war es der Moment, als mein Mann mir mitteilte, dass er sich von mir trennen würde. Schließlich dachte ich immer, dass unsere Ehe stark genug sei, alles auszuhalten und schwere Phasen zu überstehen. Es heißt ja nicht umsonst: in guten wie in schlechten Zeiten. Nicht, dass die Trennung überraschend für mich kam, denn auch ich hatte mitbekommen, dass wir uns auseinandergelebt hatten. Aber den Bruch dann tatsächlich umzusetzen, war schon eine ziemlich harte Zeit.

Vielleicht kam die Verbitterung aber auch, als ich mit meiner kleinen Tochter Laura das erste Mal unsere eigene Wohnung betrat? Oder in der ersten Nacht allein in einer fremden Umgebung? Oder möglicherweise war es auch, als Lars, Jahre nach der Trennung, mit einer Freundin von mir zusammenkam? Ich weiß nämlich nicht, was mich mehr verletzte. Die Tatsache, dass er eine neue Frau gefunden hat oder dass er seine neue Gefährtin ausgerechnet in einer Frau finden musste, die meine Freundin ist. Vielleicht war es auch das Gefühl, von dieser Frau hintergangen und ausgenutzt worden zu sein.

Wahrscheinlich beruht meine Verbitterung auch in der Summe aller Ereignisse.

Zurück zum Auslöser in meinen Händen ...

Ich starre auf die Einladung zu einem Stufentreffen meines Abi-Jahrganges. Das Schreiben liegt nun schon über einen Monat bei mir und ich kann mich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ich Daniel vielleicht sobald wieder treffen könnte ... Allein die Erinnerung an ihn zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ob er noch so gut aussieht? Ob er so gut riechen wird wie damals? Was er wohl so macht? Hat er jetzt Familie, oder könnte man ...

»Mama?«, fragt Laura hinter mir.

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. »Ja?« Fragend drehe ich mich zu dem kleinen Rotschopf um.

»Wann schlafe ich wieder bei Papa?«

Vor etwas mehr als einem Monat hätte diese Frage in mir einen tiefen Schmerz hervorgerufen. Doch ich arbeite an mir und meiner Verbitterung. Denn nach und nach ist mir aufgegangen, dass dieser Gram keine Lösung und geschweige denn der Ansatz einer Alternative ist. Und so habe ich vor gut einem Monat die Chance genutzt und bin wieder auf meine Freundin zugegangen, die nun mit meinem Exmann zusammenwohnt. Es war alles andere als leicht. Dieses Zugeständnis hat mich einiges an Überwindung gekostet, aber es zahlt sich aus. Nach und nach fingen wir auch wieder an, zu telefonieren. Nicht im Hinblick auf die Kinder, sondern einfach mal wegen uns. Klar, durch die Kleinen konnte der Kontakt nicht wirklich abbrechen, doch die Kälte, die mich immer während unserer Telefonate erfüllt hat, ist verschwunden. Und das genieße ich – sehr sogar. Zwar ist unsere Freundschaft noch nicht alt, aber bei Phia hatte ich direkt das Gefühl, eine Vertraute gefunden zu haben. Umso schlimmer traf mich ihr »Verrat«.

Aber das liegt ja nun Gott sei Dank hinter mir.

»Dieses Wochenende schläfst du bei Oma und Opa.«

Lauras Gesicht hellt sich unmittelbar nach meinen Worten auf.

»Fahren wir morgen?«

Ich lächle. »Ja, gleich nach dem Kindergarten bringe ich dich hin.«

»Bleibst du auch?«

»Nein. Ich muss wieder zurück. Ich habe dieses Wochenende eine Verabredung.«

»Cool!« Welche Worte meine Tochter doch immer wieder aus dem Kindergarten mit nach Hause bringt, überrascht und erschreckt mich gleichermaßen.

»Wie wäre es denn, wenn du schon einige Spielsachen aussuchst, die du mitnehmen möchtest?«

»Mache ich!«, mit diesen Worten rauscht der Wirbelwind aus dem Zimmer.

Da meine Winterjacke immer noch über der Stuhllehne hängt, greife ich sie mir und gehe in den Eingangsbereich unserer kleinen Wohnung, um sie an die Garderobe zu hängen. Dort angekommen, rücke ich Lauras Jacke noch einmal ordentlicher an ihrem Haken zurecht und stelle die kleinen Schuhe auf den entsprechenden Platz. Ich weiß, ich weiß, eigentlich sollte ich dafür sorgen, dass sie das selbst macht. Aber an Tagen wie diesen möchte ich Konfrontationen mit meiner Tochter lieber aus dem Weg gehen. Natürlich weiß ich auch, dass ich gerade den einfacheren Weg nehme, aber als alleinerziehende Mutter ist es nicht immer leicht. Perfekt kann man nie sein, schon gar nicht ohne Unterstützung. Oh, das klingt jetzt falsch. Denn Lars unterstützt mich, wo er kann. Aber er ist halt nicht mehr täglich bei uns. Seine Hilfe besteht eher an jedem zweiten Wochenende. Oder darin, dass er sie spontan von der Kita abholt, wenn ich einen späten Termin kurzfristig aufs Auge gedrückt bekomme. Er stellt keine ungerechten Fragen, denn er weiß, dass ich alles für Laura tun würde. Und doch ist es der Spagat zwischen liebevoller Mutter und berufstätiger Frau, der mich an manchen Tagen in die Knie zwingt. Die Diskussionen, die man schon bei Kleinigkeiten mit Kindern ausfechten muss – oder sollte –, sind an solchen Tagen einfach nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Und eben so einer ist heute.

Es fing bereits auf dem Weg ins Büro an. Mein Chef rief mich auf dem Handy an, als ich gerade aus der Kita trat. Er suchte irgendein Schreiben. Ich versuchte, ihm zu erklären, dass ich bereits auf dem Weg ins Büro und in zwanzig Minuten da sei. Aber natürlich hatte er keine Zeit zu warten. Er bräuchte die Papiere umgehend. Also durchsuchte ich im Auto schon meine beruflichen E-Mails, damit ich ihm das entsprechende Schreiben erneut zuschicken konnte.

Im Büro verlief der Tag nicht anders. Besagter Chef hetzte von einem Termin zum nächsten. In der Zwischenzeit steckte er mich mit gebrüllten Kommandos und hektischen Befehlen auch noch mit seinem Druck an, sodass ich froh war, als ich meine Sachen packen konnte.

Aber ich bemühe mich, mit dem Feierabend auch die Anspannung aus meinem Körper zu lassen. Natürlich klappt es nicht immer, aber heute hat es bisher ganz gut funktioniert. Aus diesem Grund brauche ich auch keine weiteren Diskussionen, die mich sicherlich innerhalb kürzester Zeit auf den Stresslevel der Arbeit zurückbringen würden.

In unserer kleinen Küche setze ich erst einmal Teewasser auf. Während das Wasser erhitzt wird, schaue ich in den Kühlschrank und hole alle Zutaten für das Abendessen heraus. Gerade als ich die Zucchini in kleine Stückchen schneide, tritt Laura neben mich.

»Na. Alles schon rausgesucht?«

»Hm.«

»Möchtest du vielleicht noch ein Bild malen, bis das Abendessen fertig ist? Du weißt doch, wie Oma und Opa sich immer über deine Kunstwerke freuen.«

»Was gibt es denn?«

»Gemüse-Reis-Pfanne.«

»Oh lecker.« Und damit ist sie auch schon wieder verschwunden.

Nachdem ich Laura ins Bett gebracht habe und der Tag auf meinen Schultern lastet, nehme ich mir den Küchenlappen, um die Reste des Abendessens vom Tisch verschwinden zu lassen. Dabei fällt mein Blick wieder auf die Einladung. Ich verharre in der Bewegung. Mit den Augen fest auf den Brief geheftet, mache ich die Arbeit zu Ende und greife unmittelbar danach zu dem Schreiben. Die Daten sind hervorgehoben. An diesem Wochenende soll es so weit sein ... Mein Magen zieht sich nervös zusammen und ich lasse mich, samt Einladung, auf einen Stuhl plumpsen. Bilder der Vergangenheit huschen an mir vorüber.

Daniel, der mich anlächelte. Seine blauen Augen, die in meinen versanken. Das blonde Haar, das ihm, von unserem Tag am See, zu allen Seiten abstand, und sein Lachen, das er ausstieß, als ich wieder irgendeinen Blödsinn erzählte. Oder das Gefühl, das seine Lippen auf meinen hervorrief. Oder das Kribbeln, das meinen kompletten Körper erfüllte, sobald er mir nah war ...

Ich seufze, als ich bemerke, dass die Gedanken erneut bei ihm sind. Wehmütig lächle ich, denn wir hatten bereits einmal eine Chance. Könnte es sein, dass wir uns wieder begegnen? Könnte das eine zweite Möglichkeiten für uns bedeuten? Aber vielleicht kommt er ja auch überhaupt nicht ...

Das Gefühl der Enttäuschung breitet sich in mir aus.

Wieder einmal versuche ich, diese Regung zu ignorieren, und greife zu einer Zeitschrift, die ich mir heute aus einer Laune heraus in der Mittagspause gekauft habe. Gedankenverloren blättere ich die Seiten lustlos durch und frage mich, warum ich mich dazu habe hinreißen lassen, dieses blöde Magazin zu kaufen. Doch in diesem Augenblick sehe ich das Kleid. Ihr versteht jetzt nicht wirklich. Aber es ist DAS Kleid. Ein Traum in Dunkelgrün. Es ist ein Etui-Kleid. Das Model, das die Ehre hat, es zu tragen, wird von dem Stoff umspielt. Ich suche die entsprechende Beschreibung und schlucke den bitteren Geschmack herunter, als ich die Infos gefunden habe. Der dunkelgrüne Traum kostet fast einen vierstelligen Betrag. Heute kann ich mir so ein Kleid nicht mehr leisten. Können ist jetzt relativ, aber ich gehe anders mit dem hart erarbeiteten Geld um als noch in der Ehe mit Lars. Ich überlege mir fünfmal, ob sich eine solche Anschaffung lohnt oder ob es Verschwendung wäre. Und dieser Traum in Grün wäre wirklich in die letzte Kategorie einzuordnen.

Ein tiefer Seufzer entschlüpft meinen Lippen. Aus Enttäuschung, aus Traurigkeit oder aus Einsamkeit? Ich kann es nicht sagen. Verbitterung wird es ja wohl nicht sein ... Das würdet ihr erwähnen, oder?

Aus einem Impuls heraus reiße ich die Seite raus und hänge sie an die Pinnwand im Flur. Die restliche Zeitschrift wandert gekonnt in den Altpapiermüll. Um meine Gedanken wieder in andere Bahnen zu lenken, greife ich zu meinem Smartphone, um kurz die beruflichen E-Mails zu checken. Mit geübten Griffen schreibe ich zwei Antworten und bereue es unmittelbar danach. Ich habe mir schon so oft vorgenommen, dass ich nach Feierabend nicht mehr an den Job denke, geschweige denn auch noch dafür tätig werden wollte. Aber wenn ich zu Hause bin und die Einsamkeit über mir zusammenbricht, ist die Arbeit jedes Mal eine willkommene Ausrede, um mich nicht mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen.

Resigniert gehe ich in mein Schlafzimmer. Dort ziehe ich mir Sportkleidung über, um im Wohnzimmer einen Onlinefitnesskurs aufzurufen und wenigstens sinnvoll die Stimmen ignorieren zu können.

Gelassen stehe ich vor dem Tresen und begutachte die Frau, die mit gekonnten Griffen den fünften Cocktail mixt, den ich heute bereits bei ihr bestellt habe. Während sie das Cocktailglas füllt, schaut sie mir triumphierend in die Augen. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

»Und, was sagst du?«

»Nicht schlecht.«

»Höre ich da etwa Überraschung?«

Ich grinse. »Wer kann das schon so genau sagen?«

»Was ist denn jetzt?«

Gedanklich wäge ich die Optionen ab. Mein Blick wandert an dem zierlichen Körper hinab und verharrt einen Moment länger als nötig bei ihrem großen Busen, der in keinerlei Verhältnis zu ihrer restlichen Statur steht.

»Wie wäre es, wenn du eine Woche auf Probe arbeitest?«

»Für lau?«

Über ihren Gesichtsausdruck muss ich lachen. »Das wohl nicht. Die normalen Konditionen. Allerdings werde ich dich in Stresssituationen genau beobachten.« Und im Umgang mit den Kollegen, füge ich gedanklich noch hinzu.

»Kein Ding. Gleich heute Abend?«

»Ja.«

Sie rollt mit ihren großen schwarzen Augen. »Dann bis später.«

Als sie hüftschwingend auf die Tür zugeht, lächle ich. Die nachtschwarz gefärbten Haare hat sie zu einem Zopf hochgebunden, der sich im Takt ihrer Schritte bewegt.

»Und?«

Überrascht wende ich mich zu der Stimme meines Partners.

»Nicht schlecht.«

»Kann sie auch was?«

»Wird schon.«

»Du sollst nicht immer untalentierte Barkeeperinnen einstellen, nur weil dir ihre Oberweite gefällt.«

Bei seinen Worten schnaube ich. »Wie oft willst du mir das noch vorhalten?«

Jetzt lacht auch Paul auf. »Keine Ahnung. Aber es ist geil, bei dem sonst so perfekten Geschäftsmann einen Fehler gefunden zu haben.«

Genervt rolle ich mit den Augen, stehe von dem Platz auf und widme mich der Getränkelieferung. Nachdem ich die Vorräte wieder aufgefüllt und mit unserem Makler über die neuen Räumlichkeiten gesprochen habe, sagt der Blick auf die Uhr, dass der Laden gleich aufmachen wird. Mit großen Schritten verlasse ich das Büro im hinteren Teil der Bar und lasse die Augen durch den noch leeren Raum schweifen. Die Teelichter brennen bereits und aus den Lautsprechern hallen harte elektronische Beats.

»Hey Ron. Alles okay bei dir?«

Ron ist ein zuverlässiger Angestellter, der leider eine große Macke hat. Er verdreht den Kundinnen reihenweise den Kopf mit seinem Gesülze. Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass er die knappe Pausenzeit mit einem Fick auf der Toilette vergeudet hat. Versteht mich nicht falsch, es ist nichts gegen eine schnelle Nummer einzuwenden, aber im eigenen Revier? Das würde ich niemals machen. Dafür gehe ich lieber selbst in eine andere Bar oder in einen Klub. Wahrscheinlich hat meine Denkweise nur mit dem Ausweichen von Problemen zu tun. Denn so wissen die Ladys nie, wo sie mich wiederfinden können. Um mich zu erklären, sollte ich allerdings noch hinzufügen, dass ich denen nie etwas verspreche. Natürlich nutze ich die Chance, die mir von Gott geschenkt wurde. Ich sehe gut aus und das andere Geschlecht möchte mich eben nackt betrachten. Und was wäre ich für ein Mann, wenn ich das einer hübschen Frau verweigern würde?

»Hi Daniel. Ja, alles bestens.« Rons Worte reißen mich aus den Gedanken.

»Heute Abend kommt eine Neue. Melina.«

Ron verharrt bei der Politur der Gläser und schaut mich fragend an.

»Sie arbeitet vorerst auf Probe. Schickst du sie in mein Büro, sobald sie da ist?«

»Ja klar.« Er widmet sich erneut dem Glas in seiner Hand.

»Und Ron?« Als er mich wieder anschaut, füge ich hinzu: »Finger weg von ihr, ja?«

Das Glitzern in seinen Augen und das Grinsen, das sich jetzt auf dem Gesicht breitmacht, lassen mich einen Moment zweifeln. »Sie sieht also gut aus?«

»Ich meine es ernst!«

Er hebt ergeben beide Hände. Doch das Lächeln bleibt.

Seufzend bete ich, dass das gut gehen wird. Nachdem alles gesagt ist, verschwinde ich erneut ins Büro, um die Zahlen des letzten Monats noch einmal zu studieren.

Als die Tür mit einem Klopfen geöffnet wird, sehe ich überrascht auf.

Melina sieht mich fragend an. Ihr blasses Gesicht wirkt durch die sehr dunkel umrandeten Augen und dem rabenschwarzen Haar nur noch bleicher. Mein Blick wandert automatisch ihren Körper hinab. Im Gegensatz zu heute Nachmittag trägt sie ein enges schwarzes T-Shirt, das ihre Titten ziemlich geil betont, und einen knappen Rock, der den Namen eigentlich nicht verdient hat. Ihre Füße stecken in Stiefeln – natürlich in derselben Farbe wie das Shirt. Ihr Auftreten und Rons gekonnt eingesetzte Worte lassen mich befürchten, dass ich eine recht anheizende Mischung hinter dem Tresen habe. Nicht, dass Melina wirklich hier reinpassen würde, aber irgendwie habe ich ein gutes Gefühl bei ihr.

»Du wolltest mich kurz sprechen?«

»Ja, du musst diesen Fragebogen hier ausfüllen und noch einiges andere unterschreiben, bevor es losgehen kann. Lass dir Zeit. Wenn du Fragen hast, kannst du dich gern an mich wenden. Du findest mich vorne bei Ron. Wenn du so weit bist, kannst du einfach zu uns kommen, ja?« Ich schließe den Laptop und verstaue die Notizen im Schreibtisch, ehe ich Melina andeute, dass sie sich auf meinen Stuhl setzen kann, um alles auszufüllen. Von dem Platz an der Tür kann ich beobachten, wie sie mit wiegenden Hüften um den Schreibtisch läuft und sich langsam auf meinen Chefsessel setzt. Dabei rutscht das Stückchen Stoff weitere Zentimeter nach oben, sodass ich einen Moment schlucken muss.

Mir einen letzten Blick auf ihre langen dünnen Beine gönnend, trete ich aus dem Büro und geselle mich hinter die Theke. Die elektronischen Beats wurden von Ron mittlerweile durch eine ruhigere Loungemusik getauscht. Sobald ich in sein Blickfeld komme, schaut er gierig in meine Richtung und ich weiß, dass er Melina erwartet hat.

»Da hast du uns aber eine heiße Braut ins Haus geholt«, lacht er und schlägt mir kurz auf die Schulter.

»Ron, ich meine es wirklich Ernst. Finger weg!«

»Warum? Selbst Interesse?«

»Nein. Ich suche mir meine Gespielinnen lieber nicht in den eigenen vier Wänden. Ich habe lediglich keinen Bock auf Trouble im Team, okay?«

»Aber was ist, wenn sie auch Lust hat, mich zu ficken?«

»Denk doch einfach an etwas anderes.«

»Wie soll das gehen, wenn sie den ganzen Abend so heiß neben mir aussehen wird?«

Ich seufze, streiche mir mit einer Hand fahrig durch die Haare. »Du wirst dich ja wohl zusammenreißen können, oder?« Mit diesen Worten lasse ich Ron einfach stehen und gehe auf eine Gruppe Männer zu, um sie nach ihren Wünschen zu fragen. Tief in Gedanken versunken bereite ich die Getränke zu und reiche sie ihnen über die Theke hinweg. Ihre Mienen verändern sich währenddessen, sodass ich mich nicht einmal umdrehen muss, um nach der Ursache zu schauen. Durch die gierigen Augen weiß ich, dass Melina hinter den Tresen gekommen ist. Ich kassiere das Geld und drehe mich lächelnd zu meiner Crew.

»Und? Noch irgendwelche Fragen?«

Melina zuckt mit einer Schulter. »Eigentlich nicht. Ich habe die Unterlagen auf dem Schreibtisch liegen gelassen.«

»Prima, ich schaue sie gleich durch. Wenn ihr mich braucht, ich bin wieder im Büro, okay?«

Da beide nicken, trete ich den Rückzug an.

Später am Abend, als mir mein Nacken von der Schreibtischarbeit schon schmerzt, verlasse ich das Büro. Der Anblick der vielen männlichen Gäste am Tresen lässt mich schmunzeln. Noch gestern hätten dort um diese Uhrzeit mehr Frauen als Männer gesessen.

»Läuft alles?«, schreie ich Ron über die nun laute Musik hinweg an.

Mit einer Kopfbewegung deutet er auf Melina. »Sie hat wirklich was drauf. Vor allem lässt sie sich nicht auf Grapscher ein.«

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Wäre es denn so schlimm, wenn sie ihre Pausenzeit auf der Toilette verbringt?«, frage ich herausfordernd.

Ron grummelt vor sich hin und widmet sich seiner Arbeit, ohne mir weitere Beachtung zu schenken.

Grinsend drücke ich mich an ihm vorbei und beuge mich zu Melina hinab. »Und? Kommst du klar?«

Sie lacht und schenkt mir einen Augenaufschlag. »Alles bestens, Boss.«

Ihre Worte bringen mich zum Lachen, da mich bisher niemand so genannt hat. »Kommst du dann später bitte noch einmal in mein Büro, wenn alle weg sind?«, fordere ich nah an ihrem Ohr.

»Jawohl, Sir!« Sie salutiert vor mir und ihre Augen funkeln mich an.

Belustigt verlasse ich wieder den Standort, damit ich mich um die Wochenendplanung kümmern kann. Wieder am Schreibtisch öffne ich meinen Kalender. Shit! Den Samstag-Termin habe ich ja völlig verdrängt. Rasch greife ich zum Telefon und wähle die eingespeicherte Kurzwahl.

»Daniel, was gibt es?«

»Hi. Ich habe ganz vergessen zu sagen, dass ich dieses Wochenende deine Unterstützung brauche. Ich habe einen privaten Termin und du musst bitte hier die Stellung halten.«

»Diesen Samstag?«

»Ja, genau.«

»Wann kannst du mich denn wieder ablösen? Oder den ganzen Abend? Eigentlich bin ich mit Vanessa verabredet.«

»Sag ihr, dass es mir wirklich sehr leidtut. Ich würde nicht anrufen, wenn es unwichtig wäre.«

»Ich weiß. Sie wird es schon überleben. Aber mach dich auf einen Anruf gefasst.«

Ich ziehe eine Grimasse, die mein Freund und Geschäftspartner nicht sehen kann. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit einer Frau telefonieren zu müssen, wenn sie stinksauer ist. Und wenn es dann noch Vanessa ist, ist das Übel perfekt. »Das werden wir beide wohl irgendwie überleben«, gebe ich scherzend von mir.

»Denk dran. DU möchtest etwas von IHR, okay?«

»Ist ja nicht das erste Mal!«

»Dann solltest du eigentlich Bescheid wissen, oder?«

»Danke, Mann!«

Keine Stunde später steht Melina wieder in meinem Büro.

»Und? Wie fandest du es?«

Sie zuckt mit einer Schulter. »War ganz okay.«

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Fühlst du dich nicht wohl?«

»Doch, doch. Alles gut!«, versucht sie, mich zu beruhigen.

»Na komm. Was ist los? Ich möchte nicht, dass du schon nach einer Woche wieder alles in den Sack haust, weil du dich hier unwohl fühlst.«

»Das kam jetzt irgendwie falsch rüber. Heute war cool, nur etwas anstrengend. Meine Füße schmerzen, wobei ich extra meine bequemsten Schuhe angezogen habe.«

Meine Augen wandern unweigerlich ihre Beine hinab zu ihren Stiefeln. Okay, flach sind sie. »Du musst dich bestimmt nur daran gewöhnen.«

»Ist denn immer so viel los?«

Ich grinse. »Eigentlich ist es unter der Woche etwas ruhiger. Das Wochenende wird so richtig voll. Aber ehrlich gesagt finden Paul und ich das ziemlich gut.«

Jetzt lacht auch sie. »Kann ich verstehen.«

»Also? Bist du morgen auch wieder dabei?«

»Klar. Wann soll ich loslegen?«

»Mach doch mit Ron die Bar direkt zusammen auf. Morgen ist Freitag, das heißt, es wird stressiger als heute. Okay?«

»Klar. Kein Ding. Bis dann.«

Hinter Melina verlasse auch ich mein Büro und sehe, dass Ron nervös von einem Fuß auf den anderen tritt. Gemeinsam verschwinden sie durch die Hintertür. Ich stöhne. Das kann jetzt wirklich nicht sein Ernst sein. Direkt am ersten Abend? Aber letztendlich kann ich nichts sagen. Beide sind erwachsen und sind nun im wohlverdienten Feierabend.

Gemeinsam mit Laura sitze ich im Auto und fahre zu meinen Eltern. Sie wohnen nicht weit von uns, lediglich in der Vorstadt. Früher habe ich das Leben hier gehasst. Die Enge der Kleinstadt, jeder kennt die Geheimnisse des anderen, und dass man kaum unbekannte Gesichter sieht, haben mich damals in den Wahnsinn getrieben. Und so habe ich schon in jener Zeit meinen Dickkopf durchgesetzt und das Abitur in der Großstadt machen dürfen. Ich musste zwar immer mit dem Bus in die Stadt fahren, aber das habe ich gerne auf mich genommen. Und spätestens da war ich angefixt. Der Puls der Stadt hatte mich in seinem Bann. Die Wahl der Uni fiel mir nicht schwer, Hauptsache Großstadt. Aber ich blieb in der Nähe meiner Eltern und meiner Freunde.

Im Gegensatz zu Daniel. Er zog nach dem Abitur in die weite Welt hinaus. So habe ich seit diesem Zeitpunkt nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Da wir damals bereits getrennt waren, hat mich das nicht weiter besorgt. Aber mit den Jahren wuchs die Neugierde, was wohl aus ihm geworden ist. Wer weiß schon, ob ich meinen Wissensdurst morgen stillen kann? Vielleicht kommt er ja gar nicht!

Ich seufze auf, als mir bewusst wird, dass die Gedanken wieder zu meiner ersten großen Liebe gewandert sind.

Ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir, dass Laura durch ein Buch blättert, das sie sich extra für die viel zu lange Fahrt mitgenommen hat.

Nach der zwanzigminütigen Anreise biege ich in die kleine Straße ein, in der ich meine Kindheit verbracht habe. Sobald der Wagen hält, löst Laura auch schon den Sicherheitsgurt und wartet nur darauf, dass sie ihre Großeltern wieder in die Arme schließen kann. Anscheinend können auch meine Eltern ein Treffen mit ihrer Enkeltochter nicht abwarten und kommen bereits aus dem Haus, als ich Lauras Tasche aus dem Kofferraum hebe.

»Opa!« Laura läuft auf meinen Vater zu und er wirbelt sie durch die Luft.

Ich bin meinen Eltern mehr als dankbar, dass sie mich auch nach der Scheidung so sehr unterstützen. Natürlich waren sie auch traurig, als sich herausstellte, dass Lars und ich einfach keine gemeinsame Zukunft haben, aber Vorwürfe hat es nie gegeben. Eher boten sie mir eine Schulter zum Anlehnen und Ausweinen. Nicht, dass meine Eltern immer rosige Zeiten hatten, aber man sieht noch heute in ihren Blicken und Berührungen, dass sie sich, nach so langer Zeit, noch lieben. Und das wünscht sich doch jeder, oder?

Meine Eltern ziehen auch mich in eine herzliche Umarmung. Sobald ich das Haus meiner Kindheit betrete, umschließt mich der vertraute Duft von Zuhause und Geborgenheit macht sich in mir breit.

»Komm, ich mache uns einen Tee«, sagt meine Mutter. »Möchtest du vielleicht auch etwas zu essen haben?«

»Mom, ich bin nicht hungrig.«

»Du bist aber so schrecklich dünn geworden.«

»Ich weiß.«

»Was ist denn los? Mir ist schon zu Weihnachten aufgefallen, dass du so abgenommen hast«, sorgt sie sich um mich.

Kurz werfe ich einen Blick zu Laura und meine Mutter versteht die stumme Geste.

»Lou, magst du nicht mit Opa deinen Koffer in das Gästezimmer tragen? Danach könnt ihr ja schon mal ein Spiel heraussuchen, was wir gleich spielen werden, ja?«

Laura ist natürlich Feuer und Flamme von der Idee, greift nach der Hand meines Vaters und zieht ihn aus der Küche.

»Na komm. Dann erzähl mal.« Die warmen Augen meiner Mutter sind nun auf mich gerichtet.

»Eigentlich ist jetzt auch schon wieder alles in Ordnung!«

»Aber?«

»Lars hat eine neue Freundin ...«

Ihre Augen betrachten mich voller Mitgefühl. »Ach Fi. Das tut mir leid ...«

Ich schaue sie an. »Das war nicht das Schlimmste.«

Meine Mutter reißt die Augen entsetzt auf und nimmt mir gegenüber am Tisch Platz. Sie ignoriert das Teewasser und greift einfach tröstend nach meiner Hand.

»Er und Phia sind nun ein Paar ...« In meinem Ton klingt wieder die Verbitterung mit, die ich eigentlich nicht mehr verspüren wollte.

Sie drückt erneut die Hand. »Die Mutter von Lauras Freundin? Mit der du dich so angefreundet hast?«

Ich lächle – na ja, zumindest versuche ich es – und sage seufzend: »Ja. Und ich habe mich ziemlich hintergangen gefühlt.«

»Ach Fi, das kann ich verstehen.«

»Aber wir reden wieder miteinander. Ich kann Lars und Phia schließlich nicht vorschreiben, dass sie kein Paar sein dürfen. Schließlich kann ich es ihnen noch nicht einmal verübeln, denn ich liebe beide ja auch auf die eine oder andere Weise.«

»Ich bin wirklich stolz, dass ich so eine taffe Tochter habe. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich an deiner Stelle so gut mit der Situation umgehen könnte.«

»Ich hatte ja auch viel mehr Zeit, mich mit dem Gedanken zu arrangieren.«

»Trotzdem. Ich dachte immer, dass Lars Anstand besitzt.«

»Ach Mom, er sucht sich doch nicht aus, wen er liebt. Liebe passiert einfach ...«

»Das stimmt, Fi.« Sie erhebt sich schwerfällig von ihrem Stuhl und gießt uns jeweils eine Tasse Tee auf. Mit den dampfenden Bechern in den Händen kehrt sie zum Tisch zurück.

»Aber, wenn du schon wieder mit beiden redest, warum bist du immer noch so dünn?«

Resigniert zucke ich mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, einsam zu sein. Nicht mehr begehrenswert ...«

»Das stimmt nicht, Fi. Du bist wunderschön. Und überleg doch mal, wie viele Freunde du hast. Das liegt an deinem großen Herz.«

Traurig lächle ich sie an. »Viele Freunde sind mit der Trennung von Lars auf der Strecke geblieben. Und eigentlich meinte ich auch eine andere Art der Einsamkeit.«

»Oh.«

Über ihren überraschten Ausruf muss ich schmunzeln.

»Dann such dir doch einen Mann, der dich für eine Nacht glücklich machen kann.«

»Mom!«, jetzt ist es an mir, entsetzt die Augen aufzureißen.

Sie lacht. »Was denn? Meinst du etwa, ich weiß nicht, dass du Sex brauchst?«

»Mom! Ich kann mit dir wirklich über vieles reden, aber bitte lass uns das Thema Sex nicht weiter vertiefen.«

»Warum? Ich bin doch auch eine Frau. Schließlich weiß ich, was du für Bedürfnisse hast. Manchmal muss ich deinem Dad auch in den Hintern treten, damit er mal wieder die Frau in mir sieht ...«

»Mom«, jammere ich. »Bitte lass das. Ich möchte nichts von euch beiden wissen. Ihr seid meine Eltern. Ihr hattet das letzte Mal Sex, als ihr mich gezeugt habt, und selbst das grenzt an unbefleckte Empfängnis. Alles andere würde meine Vorstellungen sprengen.«

Jetzt lacht sie laut auf. »Okay, wenn es dir hilft. Aber das ändert nichts an meinem Rat, dass du dir endlich mal wieder jemanden suchen solltest, der dich auf Händen trägt.«

»Das werde ich, Mom«, gebe ich lächelnd von mir. Die Gedanken, die automatisch zu dem gut aussehenden blonden Jungen aus meiner Vergangenheit wandern, versuche ich, zur Seite zu schieben.

Nachdem ich die Tasse Tee ausgetrunken habe und Laura ständig nervt, wann endlich mit ihr gespielt wird, verlasse ich mein Elternhaus.

Sobald ich mich ins Auto setze, atme ich zittrig die Luft ein. Das Gespräch mit meiner Mutter hängt mir noch etwas nach. Und vielleicht wird das Zittern auch von einem anderen Gefühl verstärkt. Nervosität rauscht durch meinen Körper. Bald ist es so weit ... Auch wenn Daniel nicht kommen sollte, ich werde Sabrina wiedersehen, die extra für dieses Treffen anreist. Meine Freundin aus Schulzeiten steht mir immer noch so nah. Sie ist ans andere Ende des Landes gezogen. Aber auch wenn wir uns nur ein oder zwei Mal im Jahr sehen, ist es gleich so wie früher. Wir quatschen, lachen und finden eigentlich nie ein Ende. Selbst wenn wir schweigen, ist es niemals komisch. Dafür genieße ich ihre Anwesenheit viel zu sehr. Ihr wisst, was ich meine, oder? Die eine Person, die einen in- und auswendig kennt. Sogar die Gedanken mitgeteilt bekommt, die sonst nie jemand erfährt, weil du dich bei jeder anderen Person in Grund und Boden schämen würdest ... Aber diesem einen Menschen kannst du alles, einfach alles erzählen. Und das ist Sabrina für mich! Und ich sage euch eins: Jeder von uns braucht eine Sabrina!

Nach einer gefühlten Ewigkeit starte ich den Motor und fahre nach Hause. Sobald ich in dem kleinen Flur bin, fällt mein Blick auf die Pinnwand und entlockt mir ein Lächeln. Eilig entledige ich mich der warmen Stiefel und dem Mantel, laufe auf Socken ins Wohnzimmer. Einen Moment schaue ich mich ratlos um. Dann suche ich mir meinen absoluten Lieblingssong im Handy heraus, setze mir Kopfhörer auf und drehe sehr laut auf. Sobald die ersten Töne des Liedes erklingen tanze ich durch den Wohnraum. Mit geschlossenen Augen genieße ich einen Augenblick die Freiheit, einfach nur die Musik hören zu können.

Nachdem ich zwei weitere Male den Song gehört habe, gelange ich langsam in die Wirklichkeit zurück. Träge öffne ich die Lider und halte in den Tanzbewegungen inne. Und dann kommt, was ich schon so lange unterdrückt habe. Ich fange an, hemmungslos zu weinen. Die Tränen laufen dammbrechend über meine Wange und die Schluchzer, die aus mir herauskommen, lassen meinen Körper beben. Da ich mich nicht mehr auf den Beinen halten kann, sinke ich auf das Parkett. Die Musik schallt in den Ohren, jedoch nicht ansatzweise laut genug, damit ich die Gedanken nicht mehr hören kann. Denn diese Empfindungen reißen mir gerade den Boden unter den Füßen weg. Alles kommt zurück. Der Schmerz des Verlustes, die Erkenntnis, eine Liebe verloren zu haben, der Verrat und auch die Eifersucht, dass Laura gerne bei Phia ist. Und die größte Last ist die Einsamkeit. Jede noch so kleine Wohnung kann einem viel zu groß erscheinen, wenn man im Herzen verlassen ist.

Der Klingelton meines Handys lässt die Musik verstummen. Irritiert schaue ich auf das Display. Erst nach mehrfachem Blinzeln kann ich erkennen, dass es Sabrina ist.

Mit zittrigen Fingern nehme ich den Anruf entgegen. Eine Weile ist es einfach still.

»Hallo? Fiona?«, fragt die vertraute Stimme meiner Freundin.

Da ich mich nicht länger zurückhalten kann, platzt das Schluchzen aus mir heraus.

»Ist etwas passiert? Wo bist du? Soll ich zu dir kommen? Ich bin schon in der Stadt ...«

Doch ich kann nicht antworten, schluchze weiter und auch die Tränen lassen sich nicht beirren.

»Schhh«, versucht sie, mich zu beruhigen. »Atme erst einmal tief durch.«

Sabrina atmet tief ein und aus. Das macht sie immer und immer wieder. Immer noch schluchzend, schließe ich meine Augen und lasse mich darauf ein. Nachdem wir es einige Male gemeinsam gemacht haben, habe ich mich so weit beruhigt, dass ich einigermaßen verständlich reden kann.

»Hi«, lache ich in das Handy.

»Was ist los?«

»Ach, ich weiß auch nicht. Laura ist bei meinen Eltern und irgendwie hat mich der Scheiß der letzten Wochen einfach eingeholt.«

»Soll ich vorbeikommen?«

»Ach, ist eigentlich nicht nötig. Mir geht es schon wieder viel besser. Das musste wahrscheinlich nur mal raus.«

»Ich bin in einer halben Stunde bei dir, okay?«

Einem erschöpften »Gerne« folgt umgehend die nächste Frage.

»Soll ich Rotwein mitbringen?«

»Wenn du welchen trinken möchtest ...«

Jetzt ist es an ihr, in ein herzliches Lachen auszubrechen. »Bis gleich.«

Die Verbindung wird getrennt.

Als die Musik wieder laut in meinen Ohren schallt, zucke ich zusammen. Kurzerhand ziehe ich die Kopfhörer raus und schalte das Handy aus. Mit ruppigen Bewegungen wische ich mir grob die Wangen trocken, lege das Smartphone auf den Tisch und gehe ins Badezimmer. Ein schrecklich verweintes Gesicht mit roten Flecken blickt mir aus dem Spiegel entgegen. Eilig schminke ich mich ab und gebe meiner Haut ihre abendliche Vitaminkur. Danach greife ich zur Bürste und kämme die Haare mit zügigen Strichen durch. Die Bobfrisur habe ich nun schon fast seit dem Frühjahr, aber an manchen Tagen wirkt es immer noch fremd auf mich. So ist das, wenn man sein ganzes Leben ein und dieselbe Frisur hatte und diese aus einem spontanen Impuls heraus einfach ändert.

Mit müden Schritten gehe ich ins Schlafzimmer und entkleide mich, ziehe mir meine bequemen Sachen an und fühle mich direkt ein Stückchen besser. Im Wohnzimmer nehme ich auf dem Sofa Platz, lege die Füße unter die Decke und greife nach meinem Buch. Die Zeit bis zu Sabrinas Ankunft sollte ich schließlich sinnvoll nutzen. So verschlinge ich die nächsten Seiten und schrecke zusammen, als es, bei einer besonders blutigen Szene, an der Haustür klingelt. Mein Herz rast. Jedoch schleicht sich unmittelbar danach ein Grinsen auf mein Gesicht. Endlich! Ich laufe an die Wohnungstür und öffne sie für Sabrina.

Sie schaut mich an. Ihre Augen weiten sich. Da mein Anblick sie anscheinend so sehr schockiert, tritt sie mit der Rotweinflasche in der einen Hand wortlos auf mich zu und zieht mich kommentarlos in ihre Arme. Mein Herz schmerzt und gleichzeitig durchflutet mich Erleichterung, dass ich nun nicht mehr allein bin.

Sabrina schiebt mich etwas von sich weg, lässt mich aber nicht los. »Du siehst wirklich richtig scheiße aus!«

Das Lachen, das meine Lippen verlässt, klingt nicht belustigt. »Na danke. Du hast mich auch schon mal höflicher begrüßt.«

Sie zuckt mit den Schultern. »Du weißt, von mir bekommst du immer nur die Wahrheit gesagt. Aber wirklich, Fiona, du bist zu dünn.«

Mit einem wissenden Lächeln deute ich ihr an, einzutreten. »Komm.«

Sie tritt ein, reicht mir den Wein, um sich ihre Jacke und ihre Stiefeletten auszuziehen. Danach richtet sie ihren musternden Blick wieder auf mich. »Wie ich sehe, hast du es dir schon bequem gemacht.«

Dieses Mal entlockt sie mir ein Schnauben. »Was soll ich sagen? Bei dir brauche ich mich eben nicht verstellen.«

Mit meinen Worten schaffe ich es, Sabrina zum Lachen zu bringen. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass du dich in unserer Beziehung etwas zu sehr gehen lässt.«

Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht strecke ich ihr die Zunge raus. »Bist du etwa neidisch, dass du noch deine Jeans anhast?«

»Quatsch. Ich habe schließlich meine bequeme Hose gleich mitgebracht. Ich kenne dich doch auch nicht erst seit gestern!«

Wir lachen zusammen und ich trete ins Wohnzimmer ein. In der Küche hole ich den Korkenzieher und ein Rotweinglas. Gekonnt öffne ich die Flasche und schenke den Inhalt in eine Karaffe ein, die ich extra für Sabrina besorgt habe. Für eine Tasse Tee setze ich noch frisches Wasser auf.

Meine Freundin tritt hinter mich und schaut mir über die Schulter. »Wann trinkst du denn endlich mal wieder etwas Anständiges?«

»Tee ist nicht anständig?«

Sie schnaubt. »Trinkst du gar nicht mehr?«

Ich schüttle den Kopf. »Nee, irgendwie habe ich kein Bedürfnis mehr danach.«

Sie zuckt mit einer Schulter. »Na ja, dann bleibt mehr für mich.«

Ich lache auf. »Du mit deinem unstillbaren Optimismus ...«

Sobald wir zusammen auf dem Sofa sitzen, wird sie jedoch schnell ernst. »Was war los?«

Erschöpft seufze ich auf und betrachte meine Fingerspitzen. »Ich weiß es nicht. Irgendwie kam einfach alles wie ein riesiger Tsunami auf mich zu und überrollte mich. All die Gefühle, die ich dachte, überwunden zu haben, waren plötzlich wieder da ... Der Schmerz, dass Lars mich verlassen hat, die Verletztheit, dass er eine neue Freundin hat, und auch den Verrat von Phia. Ich kann es nicht wirklich sagen, aber irgendwie ...«

»Wegen morgen?«

»Auch ...«

»Warum?«

Ein weiteres Mal zucke ich mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht. Ich schäme mich irgendwie, sagen zu müssen, dass ich geschieden bin. Alle werden einen schief ansehen und wissen, dass man keine gute Ehefrau war.«

»Fiona, manchmal hast du wirklich einen Knall!«

Überrascht von der Schroffheit in ihren Worten hebe ich irritiert den Blick. »Wieso?«

»Was hat denn eure Scheidung mit deinen Qualitäten als Ehefrau zu tun?«

»Ich war eben nicht genug«, flüstere ich.

»Glaubst du das wirklich?«, fragt sie nun einfühlsam.

»Ja.«

»Du spinnst!«

»Danke, dass du mich so ernst nimmst«, gebe ich sarkastisch von mir.

Sabrina schnaubt. »Wenn du nur Unsinn redest, kann ich dich nicht wirklich ernst nehmen.«

»Aber so fühle ich!«

»Du musst mal wieder ordentlich flachgelegt werden!«

»Das sagte meine Mutter heute auch schon.«

»Deine Mutter ist eine weise, alte Frau. Du solltest auf sie hören!«

Entsetzt stoße ich einen Laut aus, bei dem ich nicht weiß, ob es ein Lachen oder ein Schnauben ist. »Echt? Wie soll ich das denn machen? In eine Bar gehen und den nächstbesten Kerl anquatschen?«

»Warum nicht?«

»So bin ich nicht!«, gebe ich mit weit aufgerissenen Augen zu bedenken.

»Dann werde so. So wie du jetzt bist, kann es jedenfalls nicht weitergehen. Du leidest. Wo ist die selbstbewusste Frau hin?«

»Keine Ahnung«, gebe ich seufzend von mir.

Sabrina greift nach der Karaffe und schüttet sich Wein in ihr Glas und fragt ganz nebenbei: »Kommt Daniel morgen auch?«

Ich greife nach meinem Tee. »Keine Ahnung.«

»Möchtest du, dass er da ist?«

»Ja!«

Sie lacht. »Dann lass dich doch von ihm flachlegen.«

»Sabrina! Ehrlich. So etwas kann man nicht planen.«

Erneut lacht sie triumphierend auf. »Du möchtest es also auch!«

»Gar nicht«, gebe ich trotzig zurück.

»Du hast aber schon einmal mit dem Gedanken gespielt!«

Eine Frage war es nicht ... Also bedarf es keiner Antwort, oder?

Sie funkelt mich mit ihren blauen Augen an. »Ich wusste es ...«

»Was soll ich machen? Er war meine erste große Liebe ...«

»Ich weiß.« Sie greift über das Sofa und tätschelt meine Hand. »Das wird schon. Ich bin bei dir und kann dir vielleicht etwas helfen, damit du bei ihm im Bett landen wirst. So wie früher ...« Ihre Augen sprühen vor Vorfreude.

»Lass es lieber. So etwas kann ich mittlerweile wirklich allein.«

»Ja klar. Das sehe ich!«

Zum zweiten Mal an diesem Abend strecke ich ihr die Zunge raus. »Warte ab!«

»Abgemacht!«

Scheiße! Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?

Der Moment

Am nächsten Morgen wache ich auf und fühle mich seit langer Zeit das erste Mal wieder richtig erholt. Die Gespräche mit Sabrina haben mir schon immer gutgetan. Sie bringt mich jederzeit auf den Boden der Tatsachen zurück und hilft mir, meine Gefühle zu sortieren. Aber ich hätte mich gestern nicht noch weiter von ihr provozieren lassen sollen. Sie wusste bereits früher schon, was sie sagen muss, damit ich das mache, was sie die ganze Zeit wollte. Ihr Talent liegt nur darin, dass man im ersten Moment auch noch davon überzeugt ist, dass man die Idee selbst hatte. Nur ist es in Wirklichkeit ihr Werk.

Seufzend erhebe ich mich aus dem Bett, ziehe mir meinen Morgenmantel über und tapse auf dicken Socken in die Küche, um mir den morgendlichen Kaffee einzugießen. Der erste Schluck bringt Leben in meinen Körper. In diesem Moment realisiere ich, wie sehr mir der Abend mit Sabrina geholfen hat. Denn ich genieße die Stille, die in der Wohnung liegt. Brauche gerade kein Radio oder andere Hintergrundgeräusche, um die Gedanken zu verscheuchen. In meinem Kopf herrscht angenehmes Schweigen und das fühlt sich richtig gut an. Um die Ruhe wirklich auskosten zu können, gehe ich nach dem Kaffee ins Schlafzimmer zurück, um mir bequeme Sachen anzuziehen. Danach laufe ich ins Wohnzimmer und setze mich vor die große Balkontür. Im Lotussitz beginne ich mit der Meditation.

Die Ruhe und die Gelassenheit, die mich nach jeder Meditation durchfluten, koste ich förmlich aus. Erst danach trete ich in die Dusche und wasche die letzte Trägheit von meinem Körper.

Mit frischem Geist und voller Tatendrang stehe ich vor dem Inhalt meines Kleiderschrankes. Was zieht man denn zu einem Stufentreffen an? Natürlich möchte ich gut aussehen, dennoch nicht zu overdressed erscheinen. Aus einem Impuls heraus greife ich zum Telefon.

»Hm?«

»Guten Morgen. Sag mal, was ziehst du denn heute Abend eigentlich an?«

»Herrgott noch mal, Fiona. Wie spät ist es denn?«

»Oh. Habe ich dich etwa geweckt?«

»Natürlich! Sag mir bitte, dass es wenigstens schon zehn Uhr ist«, fleht meine Freundin nun jammernd.

»Keine Ahnung. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht auf die Uhr geschaut.«

»Wie kannst du nur? Wenn ich heute Abend deinetwegen Augenringe haben werde, drehe ich dir höchstpersönlich deinen hübschen Hals um.« Im Hintergrund hört man Bettwäsche rascheln, dann stöhnt Sabrina und ich grinse. »Hast Glück gehabt!«

»Ist es etwa schon nach zehn?«, frotzle ich.

»Ja, schon fast Mittag. Scheiße! So viel Wein habe ich doch gar nicht getrunken. Ich fühle mich, als ob ich unter die Räder gekommen wäre.«

»Soll ich später noch mal anrufen?«

»Machst du Witze? Du hast mich schließlich geweckt.«

Augenblicke später höre ich den Toilettendeckel klappern und dann etwas plätschern.

Erst bin ich erstaunt, doch dann wage ich zu fragen: »Sag mal, bist du gerade auf der Toilette?«

»Hm ...«

Überrascht lache ich auf. »Und du sagst, dass ich mich in unserer Beziehung gehen lasse?«

»Stell dich nicht so an. Du siehst ja schließlich nichts.«

Erneut ertönt mein lautes Lachen. »Du bist wirklich unbeschreiblich. Hast du keine Schamgrenze?«

»Bei dir?«

»Na toll. Irgendwie fühlt sich das gerade nicht wie ein Kompliment an.«

»Ach, jetzt sei nicht beleidigt. Du wirst es schon verkraften! Außerdem ist es sehr wohl ein Kompliment, ein sehr großes sogar!«

Nicht überzeugt von ihren Worten schnaube ich, bevor ich hinzufüge: »Na dann fühle ich mich geehrt, dass ich dir bei deinem Morgenurin zuhören darf!«

»Warum hast du noch mal angerufen?«

Die Toilettenspülung geht und danach höre ich das Rauschen vom Wasserhahn.

»Ich fragte, was du heute Abend anziehst.«

»Ach, nichts Besonderes.«

»Wir haben da unterschiedliche Auffassungen von. Also?«

»Ich dachte, dass ich ein Kleid tragen werde.«

»Okay. Vielleicht ziehe ich dann einen Rock an.«

»Wie wäre es denn mit der dunkelgrünen Bluse, die ich so gerne an dir mag? Darauf passt immer ein schwarzer Rock.«

»Meinst du nicht, dass es zu schick wird?«

»Quatsch! Du willst doch Daniel in dein Bett bekommen. Da solltest du dich schon etwas herrichten.«

»Hey. Das habe ich verstanden.«

»Scheiße. Du bist eindeutig wacher als ich. So meinte ich das nämlich nicht«, lacht jetzt auch sie.

»Ja ja, schon klar!«

»Sollen wir eigentlich gemeinsam fahren?«

»Ja, das wäre toll. Ich glaube, ich fühle mich besser, wenn ich mich an deinen Kleidzipfel hängen kann.«

»Na dann. Mein Auto steht eh noch bei dir.«

Die Verbindung wird getrennt.

Resigniert werfe ich das Handy auf das Bett und wende die Augen wieder auf die Kleidungsstücke in meinem Schrank. Ich greife die dunkelgrüne Bluse heraus, halte sie mir vor die Brust und wage einen Blick in den Spiegel.

Okay, die roten Haare sind unter einem Turban versteckt. Die Sommersprossen auf den Wangen und der Nase kommen seit Tagen viel deutlicher hervor, da die Blässe meiner Haut in den letzten Wochen etwas intensiver geworden ist. Die Wangenknochen stechen nun wirklich scharf hervor. Aber das Grün meiner Augen leuchtet noch genauso kräftig wie sonst. Die Farbe spiegelt sich in der Bluse wieder. Deshalb hat Sabrina auch recht. Das Grün steht mir und in diesem Stoff habe ich mich schon immer wohlgefühlt. Also höre ich auf ihren Rat.

Die weiße Schlafzimmerdecke ist das Erste, das ich am Morgen sehe, als ich meine Augen aufschlage. Sofort flackern in mir Bilder von der Brünetten, die ich in dem Klub aufgerissen habe, auf. Die war wirklich heiß und richtig geil. Leichte und willige Beute, die mir nur zu brav auf die Toilette des Klubs gefolgt ist, um mir dort einen zu blasen. Kurz bevor ich gekommen bin, habe ich sie dann gegen die kalten Steinfliesen gedrückt und sie ordentlich von hinten durchgevögelt. Die Geräusche, die sie dabei gemacht hat, hätten mich fast von meinem Orgasmus abgebracht, so quietschend waren sie. Aber ich habe die Augen geschlossen und mich einfach nur auf die körperliche Reibung konzentriert. Und das reichte mir, mich dann auch über die Klippe zu bringen. Mehr aus Pflichtgefühl als aus Lust habe ich ihre Klit gerieben, sodass auch sie gekommen ist. Und das ziemlich heftig.

Man sollte doch denken, dass meine Worte, dass ich keinerlei Interesse an einer Beziehung habe, und die Örtlichkeiten des Ficks allein schon reichen würden, um ihr genau das noch einmal zu verdeutlichen. Aber weit gefehlt ...

»Möchtest du nicht noch mit zu mir kommen? Da gibt es eine Fortsetzung«, gurrte sie, sobald ich mich zurückgezogen und das Kondom in der Toilette entsorgt hatte. Dabei richtete sie ihre Kleidung und schaute mich mit einem völlig deplatzierten Augenaufschlag an.

»Ich muss los«, gab ich knapp von mir.

»Schon so schnell?«

Ich ignorierte ihre Frage.

»Sehen wir uns denn noch einmal?«, fragte sie hoffnungsvoll, sodass ich einen Moment länger mit der Hand am Schloss verweilte. Langsam wendete ich den Kopf in ihre Richtung. Ihre Mimik hellte sich sofort wieder auf, als sie meine Aufmerksamkeit hatte.

»Ich denke, ich habe klargemacht, was dich erwartet. Du bist auf deine Kosten gekommen.

---ENDE DER LESEPROBE---