3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Mel ist eine toughe und selbstbewusste Frau, die Männer lediglich für eine Nacht abschleppt. Sie ist glücklich mit der Situation, auch wenn alle um sie herum den Mann fürs Leben zu finden scheinen. Tobias hat sein eigenes Unternehmen und geht gerne mit seinen Freunden auf Frauen-Jagd. Weil er die Abwechslung liebt, möchte auch er daran so schnell nichts ändern. Eine zufällige und doch befriedigende Begegnung führt Mel und Tobias zusammen. Allerdings reicht dieses Treffen aus, damit sie sich gegenseitig nicht vergessen können. Finden die überzeugten Singles wirklich zueinander? Oder haben sie sich bereits an ihre unabhängigen Lebensstile gewöhnt? Sind sie bereit aufeinander zu zugehen? Alle Romane dieser Serie sind in sich abgeschlossen. 1. Bauprojekt: Liebe 2. Zerreißprobe: Liebe 3. UnverwechselBar: Liebe 4. Boxenstopp: Liebe 5. Neuanfang: Liebe
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2021
Freunde und Fremde
Vergessen
Unfälle, die glücklich enden
Tag der Tage
Der Anfang ist gemacht
Warum nicht zusammen?
Erstes Date
Komische Gefühle
Kinder und Betrunkene ...
Geister der Vergangenheit
Die Beziehung findet ihren Weg ...
Verwirrungen
Unnötiger Streit
Wirklich?
Scheiße!
Copyright: © 2016 Paula Herzbluth
Coverfoto: Gestaltung: © NaWillArt-CoverDesign
Motive: © Tony Campbell - stock.adobe.com
© margostock - stock.adobe.com
© VectorShots - stock.adobe.com
© bursaire - stock.adobe.com
© depositphotos.com - Alexan66
Lektorat/Korrektorat: http://dkf-korrekturen.net – Diana Falke
Zweitkorrektorat: Schreib- und Korrekturservice Heinen
2. Auflage
Paula Herzbluth
c/o Sebastian Münch
Rechtsanwalt / Steuerberater
Gartenstraße 44
40479 Düsseldorf
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
Zufälle bestimmen das Leben.
Du bist mein Zufall!
♀
Strahlend öffne ich die Tür zum Büro meiner Kollegin und hebe die Hand zum Gruß.
Veronika schaut auf. »Du bist schon weg?«
»Ja, bin noch verabredet.«
Sie lächelt. »Na dann viel Spaß!«
»Danke. Bis Montag dann.«
Ich schließe die Tür hinter mir und verschwinde auf schnellstem Wege in die Tiefgarage. Sobald mein Wagen in Sichtweite kommt, entriegle ich bereits die Zentralverriegelung. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich noch genügend Zeit finden werde, kurz in die Waschstraße zu fahren. Die Strecke zu meiner Freundin ist weit und ich muss ein ganzes Stück über die Autobahn fahren. Aber alles ist nebensächlich, da ich nach so langer Zeit Jess endlich wiedersehe.
Gerade als ich mich auf den Fahrersitz gleiten lasse, fällt mein Blick auf eine Bewegung in einer uneinsichtigen Stelle der Garage. Ich fokussiere das Bild. Tiefgaragen sind einfach nicht mehr sicher ... Und nicht, dass eine Kollegin Hilfe benötigt. Doch als ich die Geschehnisse scharf sehe und erkenne, dass Nadine dort alles andere als Hilfe gebrauchen kann, starte ich den Motor. Einen Moment überlege ich, ob ich an den beiden vorbeifahren, auf die Hupe drücken und dann winkend wegfahren soll. Aber warum soll ich stören? Ich freue mich, dass Nadine einen Mann gefunden hat. Sie klagt schon seit einer Weile ... Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, dann klagt sie überhaupt nicht mehr. Seit einem Monat hört man sie gar nicht mehr nach einem Mann jammern. Dann scheint Herr Fresen, aus der Unfallabteilung, wohl schon länger für ihr Gefühlsleben verantwortlich zu sein.
Zeitgleich mit erreichen der Tiefgaragenausfahrt, greife ich nach meiner Sonnenbrille und setze sie mir auf die Nase. Es ist Frühling, zumindest laut Kalender. Die Sonne scheint jedoch anderer Meinung zu sein. Sie strahlt schon seit einer Woche und es sind kaum Wolken am Himmel zu sehen, wodurch es richtig heiß ist.
Die Tasche mit meiner Kleidung liegt bereits im Kofferraum. Angesichts des tollen Wetters und der langen Fahrt, die noch vor mir liegt, mache ich mich doch besser direkt auf den Weg und fahre nicht den Umweg durch die Waschstraße. Durch das gute Wetter fliegen sicherlich Unmengen an Insekten herum, sodass ich besser erst am Montag zur Autowäsche fahren sollte. Das Geld kann ich mir heute wirklich sparen.
Über den Takt der Musik hinweg höre ich an der nächsten Ampel, dass neben mir jemand immer wieder mit seinem Gas spielt. Ich hasse das. Seit ich mir meinen größten Wunsch erfüllt und mir dieses Baby gegönnt habe, werde ich immer wieder an Ampeln herausgefordert. Üblicherweise sehe ich das gelassen, weil ich weiß, wie viele Pferde tatsächlich unter der Haube stecken. Aber den meisten Typen reichen getönte Scheiben und ein tiefergelegtes Fahrwerk, um sich in ihrer Männlichkeit provoziert zu sehen. Und so auch das Prachtexemplar neben mir. Allein die Tatsache, dass wir uns mitten in der Stadt befinden, hält mich von einem Rennen ab. Hier wohnen Kinder, die jederzeit auf die Fahrbahn springen könnten. Außerdem ist in der Rushhour üblicherweise zu viel los, um wirklich gut die Pferde loszulassen. Ich wende meinen Kopf dem Herausforderer zu. Tatsächlich überrascht bin ich nicht von dem Anblick. Er weiß, dass er gut aussieht und auch noch ein geiles Auto unter seinem Hintern hat. Langweilig!
Bevor die Ampel auf Grün umschlägt, wähle ich meine Lieblingsband, spiele mit der Lautstärke und beginne, den Takt des Liedes auf dem Sportlenkrad mitzutrommeln. Das Licht springt um, mein Herausforderer braust trotzdem mit aufheulendem Motor davon und ich kann das bemitleidende Lächeln nicht unterdrücken, welches sich auf meine Lippen stiehlt. Ich biege auf die Auffahrt zur Autobahn ein und beschleunige mein Baby gemächlich, trommle und trällere den Song mit und genieße die Vorfreude, dass das Wochenende vor mir liegt.
Das wird seit langer Zeit mal wieder ein Wochenende mit meiner Freundin Jessica. Sie ist mit ihren Eltern während unserer Schulzeit irgendwann weggezogen. Wir haben den Kontakt verloren, wie es eben war als Vierzehnjährige und als es noch keine sozialen Medien gab. Aber dank der sozialen Netzwerke haben wir uns wiedergefunden, getroffen und die Freundschaft ist so, als ob wir niemals getrennt waren. Wir reden fast ohne Punkt und Komma. Freunde eben.
Ich fahre schon eine ganze Weile, als mich meine Blase auf den Rastplatz drängt. Nachdem ich diese geleert und mir einen extragroßen Kaffee besorgt habe, bringe ich die letzten hundert Kilometer hinter mich.
Sobald ich auf den Parkplatz vor ihrem Wohnhaus fahre, frage ich mich erneut, wie es Jess in einer kleinen Gemeinde aushält. Aber sie ist wahrscheinlich daran gewöhnt und kennt schon gar nicht mehr das Leben in einer Stadt.
Samt Tasche betätige ich die Klingel und lächle schon die ganze Zeit vor mich her, weil ich endlich mal wieder meine Freundin zu Gesicht bekomme. Natürlich geht es heute schon mit Skype, dass man sich auch über Entfernungen einige Male zu Gesicht bekommt. Aber in echt und mit Anfassen ist es einfach besser.
Die Haustür summt und ich drücke sie auf, um durch das Treppenhaus Jess’ Kreischen zu hören.
»Meeeeel. Endlich!«
Ich lache auf, schiebe die Sonnenbrille in mein Haar und überwinde die letzten Meter. Wir schließen uns herzlich in die Arme und ich genieße ihren vertrauten Duft. Sie löst sich von mir, ohne mich loszulassen.
»Du siehst wieder grandios aus.«
»Danke. Du blass«, gebe ich die Tatsache zurück.
Ein Strahlen legt sich auf ihr Gesicht. »Komm doch erst einmal rein.«
Die Tasche stelle ich an der Garderobe ab. Meine Jacke, die ich erst gar nicht angezogen habe, hänge ich nun zu den anderen Jacken an den Haken.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Gerne.«
»Kaffee? Tee?«
Verwirrt stutze ich. »Was ist mit unserem obligatorischen Willkommenssekt?«
Ihre Hände legen sich auf ihren Bauch und sie lächelt selig. »Ich darf nicht.«
»Huch!«
Sie schaut mich mit ihren braunen Augen an. »Wieso huch?«
»Das kommt ... überraschend!«
»Jens und ich kennen uns zwar noch nicht lange, aber wir wollten es.«
So stehe ich hier in ihrem Flur, bin gerade über dreihundert Kilometer gefahren, um sie zu sehen und mir eine Auszeit von verliebten Pärchen zu gönnen und nun das ...
»Du hast gar nicht erzählt, dass du einen Freund hast«, gebe ich geistreich von mir.
»Na und?«
Meine Augenbrauen wandern in die Höhe. »Macht man das nicht so unter Freunden?«
»Möchtest du denn jetzt etwas trinken?«, wechselt sie abrupt das Thema.
»Schnaps wäre jetzt gut.«
»Du bist blöd, weißt du das?«
Ich schnaube.
»Du könntest dich ja wenigstens für mich freuen. Du weißt doch, wie sehr ich mir immer Kinder gewünscht habe.«
»Ja, schon. Aber wie lange kennst du deinen Freund jetzt?«
»Wir sind nun fast zwei Monate zusammen.«
Schockiert lache ich laut auf. »Ist das dein Ernst?«, frage ich entsetzt.
»Mel, ich weiß nicht, warum du so aggressiv reagierst.«
Ich atme tief durch, damit das Wochenende nicht in einer Katastrophe endet. »Okay, du hast mich wahrscheinlich nur auf dem falschen Fuß erwischt«, gebe ich des Friedens willen von mir.
Ein seliges Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. »Ich nehme deine Entschuldigung an.«
»Also ehrlich gesagt war das keine Entschuldigung. Ich denke, du hast einen großen Fehler gemacht.«
»Was ist los mit dir?«
»Was ist mit DIR los?«
»Ich bin glücklich. Du scheinst hingegen etwas verbittert zu sein. Du solltest dir auch ein Baby machen lassen.«
Nach langer Zeit ist das ein Moment, in dem ich sprachlos bin. Sobald ich meine Stimme wiedergefunden habe, kann ich nur erwidern: »Du weißt, dass ich noch keinerlei Bedürfnisse verspüre, meine Pullover mit Babykotze zu beschmieren.«
»Ein Baby bedeutet doch so viel mehr ...«, himmelt Jess.
Gedanklich mache ich Würgegeräusche. Wo ist meine Freundin hin? Wo ist die Frau hin, mit der ich alles machen konnte? Wir stehen immer noch im Flur und ich frage mich einen Moment, ob ich bei einer Fremden in der Wohnung stehe oder ob sie sich einfach verändert hat. Nach so langer Zeit. Oder kann man das den Hormonen zuschreiben? Aber die betreiben doch keine Gehirnwäsche, oder?
Um noch einmal die Stimmung zu heben, frage ich: »Magst du mir denn noch einen Kaffee machen?«
»Natürlich, obwohl ein Tee gesünder wäre.«
Scheiße. Ich weiß nicht, ob ich ihr Gesülze ein komplettes Wochenende ertragen kann. Um diese Worte nicht zu sagen, lächle ich sie lediglich an. Wenn ich meinen Mund öffnen würde, wären sie schneller über meine Lippen, als ich mit den Wimpern schlagen könnte.
Eine Stille liegt in der Küche und ich überlege fieberhaft, was ich sagen oder fragen kann, damit die Situation nicht noch schlimmer wird. Erst als die Kaffeemaschine bereits läuft, fällt mir endlich etwas ein.
»Wo hast du deinen Freund eigentlich kennengelernt?«
»Im Internet. Wir haben uns sofort super verstanden.«
Am liebsten würde ich mit den Augen rollen, aber ich lächle nur.
»Er kennt mich besser als jeder andere.«
Würg.
»Wir mögen das Gleiche und er ergänzt mich einfach.«
Noch mehr würg.
»Er ist der Mann für mein Leben. Und darum ist es umso toller, dass er der Vater meines Kindes ist.«
Scheiße, mein Gesicht schmerzt schon von dem Versuch, die Muskeln zu einem Lächeln zu zwingen.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, die Liebe des Lebens zu treffen.«
Ich blinzle und presse die Lippen aufeinander.
»Und er sieht so gut aus. Und was er im Bett alles mit mir macht.«
»Okay, das ist jetzt der Punkt, an dem du besser aufhörst zu erzählen.«
Sie schaut mich verletzt an. »Wieso?«
»Das möchte ich nicht hören.«
»Wir haben doch sonst auch immer darüber gesprochen ...«
»Ja, aber das waren irgendwelche One-Night-Stands, die man nie wiedersieht. So wie du klingst, werden wir euch ja bald vor dem Traualtar wiederfinden.«
»Ja, das stimmt wohl.«
Meine Gedanken überschlagen sich. Fieberhaft überlege ich, wie ich mich aus diesem Wochenende wieder herausbekommen kann, ohne Jess allzu sehr vor den hormongeschwängerten Kopf zu stoßen.
Sie reicht mir den Kaffee, und ich hebe die Tasse direkt an meinen Mund, um einen Schluck zu nehmen.
»Du lernst ihn heute auch kennen.«
Prompt verschlucke ich mich und pruste mir die heiße Flüssigkeit ins Gesicht. Jess klopft mir auf den Rücken.
»Mit Tee wäre dir das bestimmt nicht passiert.«
Ich rolle die Augen. Zumindest gedanklich. Mein Äußeres bleibt unverändert.
»Wir gehen heute zusammen essen.«
»Okaaay.«
»Warum sagst du das wieder so?«
Ich schüttle schnell den Kopf. »Ich dachte nur, dass wir heute wieder feiern gehen. So wie immer.«
Für meine Worte ernte ich einen bösen Blick. »Mel, ich bin schwanger.«
»Und?«
»Da kann ich nicht mehr um die Häuser ziehen. Ich muss Rücksicht auf das Leben in mir nehmen.«
Jetzt weiß ich es: Gehirnwäsche. Anders ist ihr Verhalten nicht mehr zu erklären.
»Ja klar. Wie konnte ich das vergessen?«, frage ich gespielt fröhlich.
Jess rutscht mit ihrem Po so weit an die Stuhlkante, dass sie bereits ins Hohlkreuz gehen muss, um nicht komplett den Halt zu verlieren. Ihre Hände malen Kreise auf den Bauch. »Noch sieht man ja nicht wirklich etwas.«
Ich lächle verkniffen. »Ja.« Was soll ich auch schon groß dazu sagen?
»Auf jeden Fall gehen wir heute in ein neues Restaurant. Du wirst begeistert sein.«
»Vom Restaurant?«
Sie lacht kichernd. »Nein. Von Jens, natürlich.«
»Natürlich«, gebe ich mit großer Geste nickend zurück.
Sie blickt auf ihre Uhr. »Wir müssen jetzt auch los.«
Ich schaue sie überrascht an, dann blicke ich verdutzt in meine Tasse. Was hätte sie denn gemacht, wenn ich eine halbe Stunde länger für die Fahrt gebraucht hätte? Aber ich frage sie das lieber nicht laut. Schon wieder ... Ich stelle die Tasse in die Spüle. Jess verschwindet in ihrem Schlafzimmer und kommt mit einem Shirt wieder heraus, welches ihre Brüste praktisch freilegt.
»Pass auf, dass du dich nicht erkältest.«
»Warum?«, fragt sie mich.
»Ach, ich dachte, das wäre vielleicht etwas freizügig für ein Restaurant.«
»Neidisch?«
»Nein?«
»Warum bist du dann so schnippisch?«
Ich seufze. Vielleicht ist es auch ein Stöhnen. Ich habe Jess noch nie als so extrem anstrengend empfunden. Warum jetzt? Konnten wir nur gemeinsam feiern? Haben wir sonst nichts gemeinsam? »Müssen wir nicht los?«, frage ich etwas genervt.
Auf ihr Gesicht legt sich ein süffisantes Lächeln. Alleine die Neugierde treibt mich in das Restaurant. Jetzt möchte ich nur noch Jens kennenlernen ...
Wir laufen schweigend den Weg zum Lokal und betreten ein kleines Backsteingebäude.
»Da ist er ja schon.«
Ein hagerer blonder Mann erhebt sich. Sein Gesicht wirkt dünn, seine Figur athletisch. Doch sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln und das lässt den kompletten Mann in einem neuen Licht dastehen. Er wirkt jünger und die Grübchen machen ihn fast schon attraktiv.
Sie eilt in seine Arme. Die beiden umarmen und küssen sich zur Begrüßung.
»Jensi, darf ich dir Melanie vorstellen?«
Jensi? Melanie? Ich zwinge mich zu einem Lächeln, mehr wegen Jess’ Worten. Denn Jens scheint wirklich sympathisch zu sein.
Wir schütteln unsere Hände und ich habe den Eindruck, als ob er meine Hand einen Moment länger festhält, als es schicklich ist.
»Melanie. Schön, dich endlich kennenzulernen.«
»Überraschend, dich kennenzulernen«, gebe ich lächelnd zurück.
Er lacht und seine Augen leuchten auf. Sein Lächeln ist offen und die attraktiven Grübchen tauchen wieder auf. Die blonden Haare fallen ihm leicht in die Stirn und seine grauen Augen wirken weniger stumpf.
»Setzt euch doch.« Er deutet auf die freien Plätze und ich muss meine Meinung revidieren, die ich bereits in Jess’ Küche über ihn gefällt habe. Er scheint wirklich nett zu sein, weshalb es noch unverständlicher wird, warum sich meine Freundin dann so verändert hat.
»Wie war denn deine Fahrt hierher?«, fragt Jens mich.
»Lang, aber staulos«, gebe ich freundlich zurück und weiß einen Moment nicht, was ich mit den beiden besprechen soll.
»Jessica sagte, dass du für eine Versicherung arbeitest?«
Einen Moment bin ich überrascht, dass Jess überhaupt von mir gesprochen hat. »Das mache ich. Ich bin in der Schadenregulierung tätig.«
»Ach, das klingt ja interessant.«
Und so unterhalten Jens und ich uns über unsere Berufsleben, bis uns das bestellte Essen gebracht wird.
»So, jetzt aber genug von dir«, sagt Jess zwischen zwei Bissen. Ich schaue sie mit großen Augen an und bin wieder einmal fassungslos. »Jensi, wir müssen uns noch um die Kinderzimmereinrichtung kümmern.« Meine Augen werden groß und ich schaue auf ihren Bauch und kann es nicht unterdrücken. Ich pruste einfach los. Als ich Jess’ bösen Blick bemerke, versuche ich, das Lachen zu unterdrücken. »Warum lachst du denn jetzt?«
»Hast du überhaupt schon einen Mutterpass?«
»Was soll das denn jetzt wieder heißen?«
»Das heißt, dass du es mit deinem Mutter-Dasein etwas übertreibst. Nur weil du schwanger bist, heißt das noch lange nicht, dass du nicht mehr feiern gehen kannst. Du hast noch ein eigenes Leben, Jess. Du musst nicht die ganze Schwangerschaft dein Leben in diesem Maße einschränken. Und für die Kinderzimmereinrichtung ist es wohl auch noch etwas früh.«
»Aus dir spricht doch der Neid.«
»Neid?«, frage ich fassungslos nach.
»Ja, du bist neidisch auf mein Leben.« Ich kann nicht anders, daher starre ich sie mit offenem Mund an. »Darum machst du dich hier auch an Jens ran und machst mir meine Schwangerschaft madig.«
»Niemals würde ich mich an Jens ranmachen. Er ist doch schließlich dein Freund. Wir unterhalten uns. Und deine Schwangerschaft mache ich dir nicht madig. Ich möchte dich lediglich auf den Boden der Tatsachen zurückbringen.«
Jess hebt ihren Kopf noch ein Stückchen und schaut mich aus schmalen Schlitzen an. Überrascht schaue ich von ihr zu ihrem Freund. Er hat die Lippen fest zusammengedrückt und schaut mich entschuldigend an.
»Okay, ich denke, ich sollte lieber wieder fahren.«
»Ja, das solltest du.«
»Ich habe noch meine Klamotten bei dir. Würdest du mich dann eben in deine Wohnung lassen?«
»Nach dem Essen.«
Und das ist der Moment, in dem mir die Hutschnur reißt. »Ernsthaft? Ich möchte aber jetzt fahren.«
»Das Baby und ich haben aber Hunger.«
»Dann kann ich sie ja in die Wohnung lassen«, versucht Jens mir zu helfen.
»Als ob ich dich mit ihr alleine lassen würde. Melanie ist ein männerverschlingender Vamp. Sie zieht dich ja schon mit ihren Blicken aus. Du bleibst nicht mit ihr alleine.«
»Aber sie möchte doch fahren.«
»Wenn du noch nicht einmal Jens, der im Übrigen dein Freund ist, vertraust, dann solltest du dir wirklich Gedanken machen, ob eure Beziehung Bestand haben kann.«
»Was erlaubst du dir?«
Ich schüttle meinen Kopf. »Jens, hast du einen Schlüssel und würdest du mich bitte in die Wohnung lassen?« Ich beachte die wirre Frau, die einmal meine Freundin war, nicht mehr länger.
»Natürlich.« Er dreht sich zu Jess um. »Sie möchte fahren. Reicht es nicht, dass deine Freundin jetzt schon wieder fahren möchte? Alleine das sollte dir langsam mal ein Zeichen sein, oder?«
Oh, doch nicht so glücklich, hm?
Jens erhebt sich und ich laufe hinter ihm her. Bevor ich das Restaurant verlasse, fällt mir ein, dass ich noch nicht bezahlt habe. Ich wende auf meinen hohen Absätzen und krame zeitgleich in meinem Portemonnaie. Ich lege reichlich Geld auf unseren Tisch. »Das sollte für mein Abendessen reichen.«
»Als ob ich auf dein Geld angewiesen wäre. Ich habe schon immer mehr verdient als du.«
Ich hole gerade Luft, um ihr zu antworten, als mir bewusst wird, dass sie mich nur wieder provozieren wollte. Somit kehre ich ihr kommentarlos den Rücken zu. Vor der Restauranttür bemerke ich, dass Jens auf mich gewartet hat. Er läuft los, als ich neben ihm bin. Eine Weile sagen wir nichts, bevor ich es nicht mehr aushalte.
»Was war denn das?«
Jens seufzt. »Ich weiß es nicht. Wir kennen uns ja noch nicht lange, aber manchmal habe ich den Eindruck, als ob ich sie nie richtig gekannt habe.«
»So war Jess nie.«
»Zu Beginn unserer Treffen war sie auch nicht so. Erst als wir von ihrer Schwangerschaft erfahren haben, ist sie so geworden.«
»Das ist dir egal?«
»Nein. Aber was soll ich machen?«
»Dein Leben weiterleben?«
Er lacht freudlos auf. »Sie erwartet ein Kind von mir.«
»Ja, aber nur weil ihr ein Kind zusammen bekommt, heißt das doch nicht, dass du bei ihr bleiben musst.«
»An manchen Tagen sage ich mir das ja auch.«
»Ich möchte mich da eigentlich gar nicht einmischen. Ich kenne euch nicht zusammen. Aber ich weiß, dass Jess niemals so war.«
Wir erreichen das Wohnhaus und Jens öffnet die Tür. Sobald die Wohnungstür geöffnet ist, greife ich mir meine Tasche und die Jacke, dann drehe ich mich zu ihm um.
»Danke, dass du mich in die Wohnung gelassen hast.«
»Klar.«
»Es tut mir leid.«
»Was genau?«
»Ich dachte, du wärst schuld, dass Jess sich verändert hat.«
Er lacht wieder auf und einen Moment blitzen seine Augen vergnügt auf.
»Na dann ...« Ich trete unschlüssig auf ihn zu, umarme ihn spontan. »Viel Glück.«
Er erwidert zaghaft meine Umarmung. »Bis dann.«
Ich lächle ihn ein letztes Mal an und verlasse dann die Wohnung meiner Freundin.
♂
Jetzt habe ich aber wirklich die Nase voll. Der Freitag muss jetzt einfach zu Ende gehen. Heute haben sich John und Alex krankgemeldet, sodass ich allein bei unserem Kunden war. Grundsätzlich nicht schlimm, wenn es nur nicht der letzte Tag gewesen wäre, um das Dach fertigzustellen. So musste ich die letzten Meter alleine verlegen. Und das hat mich einfach Zeit gekostet.
Genervt und erschöpft vom Tag packe ich gerade die letzten Werkzeuge auf die Ladefläche meines Wagens, um mich endlich auf den Heimweg zu machen. Die Fahrt dauert auch noch eine gute Stunde und es beginnt bereits, zu dämmern.
Heute treffe ich mich noch mit Florian in einer Bar. Und davor sollte ich wirklich zusehen, dass ich den Staub aus den Haaren und den Schweiß von der Haut bekomme. Sonst kriege ich heute bestimmt keine Frau aufgerissen. Nach so einer Arbeitswoche bin ich körperlich zwar schon an meiner Grenze, aber ich brauche das jetzt einfach noch. Natürlich nervt mich die Arbeit des Aufreißens an Tagen wie heute, aber die wenigsten Frauen wollen hören, dass man nur mit ihnen ins Bett will. Auch wenn das Ziel das gleiche ist, sie wollen immer etwas Honig um ihren Schmollmund geschmiert und Nichtigkeiten ins Ohr gesäuselt bekommen.
Eine habe ich mal nach dem Grund gefragt, weil es mich einfach interessiert hat. Sie sagte, sie wäre ja schließlich keine billige Hure. Daraufhin schaute ich sie verdutzt an und sagte, dass, wenn sie meine Worte benötige, um auf Touren zu kommen, es im Grunde nichts anderes wäre. Die Bezahlung würde nur in Worten und nicht in Geld bestehen. Die Ohrfeige, die ich dann kassiert habe, war wohl verdient. Obwohl ich immer noch finde, dass ich im Recht war. Na ja, und dann musste ich noch eine für den Abend klarmachen. Nicht, dass ich das nicht schaffen würde. Die Kunst besteht ja lediglich darin, zu erahnen, was die Frau gerade braucht. Welche Worte der Schlüssel zu ihrem Höschen sind. Fast immer haben meine Worte die gleichen Inhalte. Selten habe ich eine Frau getroffen, die so schön ist. Wirklich tolle Figur. Nein, ich wüsste, dass sie das nicht öfter machen würde. Bla, bla, bla. Aber wenn diese nichtssagenden Worte die Eintrittskarten sind. Warum nicht?
Ich setze mich in mein Auto und starte den Motor. Die Musik dröhnt aus den Boxen und ich summe die Lieder mit, um die Fahrt etwas interessanter zu gestalten.
Kurz nach der Auffahrt auf die Autobahn setze ich mich auf die linke Spur und folge dem Auto vor mir. Mein linkes Bein wippt im Takt der Musik mit und ich lehne mich zurück, damit ich mich entspanne. Der tiefergelegte Golf macht mir Platz und ich brause an ihm vorbei. An den Lichtern hinter mir sehe ich, dass er auch wieder auf meiner Spur ist und die Geschwindigkeit mithält.
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich in meiner Zeit verplant habe und ich Flol Bescheid geben sollte, dass ich später komme. Sein Spitzname ist während unserer Schulzeit entstanden. In jede SMS, die er verschickte, schrieb er »lol« und irgendwann kam ich dann darauf, dass man aus Flo ja auch Flol machen könnte. Sehr zur Belustigung aller Klassenkameraden. Ich kopple meinem Handy mit dem Auto, um ihn anzurufen.
»Hey Alter.« Seine Stimme lässt mich lächeln.
Genervt wechsle ich auf die mittlere Spur, weil es vor mir nur langsam vorangeht und die Autofahrer einfach keinen Platz machen wollen.
»Hey Mann. Ich weiß nicht, ob ich es rechtzeitig schaffe.«
»Scheiße, was ist denn los?«
»Ich bin so spät von der Baustelle los.«
»Scheiße. Okay. Soll ich denn sonst schon mal ohne dich vorgehen?«
»Das wäre klug. Kommt Cem auch?«
»Wahrscheinlich. Er ist doch fast jeden Abend da.«
Ich lache auf und spüre einen Blick auf mir ruhen. Ich wende den Kopf zu dem Auto neben mir. Der schwarze Golf. »Ja, er hat es echt nötig.« Eine braunhaarige Schönheit sitzt im Nachbarauto und betrachtet mich. Als ich sie anlächle, lächelt sie zurück. Ihr roter Mund legt weiße gerade Zähne frei. Diese vollen Lippen würden so wunderbar um meinen harten Schwanz aussehen ... Lust kribbelt durch meinen Körper und ich spüre, wie meine Hose unter der wachsenden Erregung enger wird.
»Bist du noch da?«, Florians Stimme holt mich in die Gegenwart zurück.
»Scheiße. Ja.« Aber die Augen löse ich kaum von diesem heißen Anblick, lediglich um zu schauen, ob ich bremsen muss.
»Was ist los, Alter?«
»Im Wagen neben mir sitzt vielleicht eine heiße Braut.«
»Du lässt aber auch keine Gelegenheit ungenutzt, oder?«
»Warum?«
Enttäuscht schaue ich dabei zu, wie sie Gas gibt und somit unseren Blickkontakt lächelnd unterbricht. Ich setze den Blinker und fahre schnell hinter ihr her. Der Fahrer hinter mir lässt die Lichthupe aufblinken und ich hebe entschuldigend die Hand. Ich weiß, dass es eine knappe Nummer war, aber wie hätte ich diese Schönheit einfach so davonfahren lassen können.
»Im Auto habe ich noch nie so heiße Bräute aufgerissen.«
»Wer hat denn etwas vom Aufreißen gesagt?«
»Deine Stimme?«, fragt er lachend.
»Haha.«
»Oh. Was ist los? Hat die heiße Braut dir den Stinkefinger gezeigt?«
»Nein.«
»Aber?«
»Wieso kommst du darauf, dass etwas ist?«
»Deine Stimme?«
»Was soll denn mit meiner Stimme sein?«
»Die verrät dich. Immer.«
Frustriert löse ich den Blick von dem schwarzen Golf, der bereits einigen Abstand zwischen uns gebracht hat, weil ich von dem Wagen, der sich zwischen uns gedrängt hat, ausgebremst werde. Nachdem Florians Worte auch von meinem Hirn verarbeitet werden konnten, betrachte ich erstaunt das Armaturenbrett meines Autos.
»Wie meinst du das?«
»Du kannst zwar in Worten etwas anderes aussagen, aber deine Stimme sagt die Wahrheit.«
»Ernsthaft?«
»Jupp.«
»Warum sagst du mir das jetzt?«
»Du hast gefragt.«
Ich lache. »Du bist wirklich ein wahrer Freund.«
Jetzt lacht auch Flol. »Ich weiß. Ich geh dann schon mal vor. Und wenn du die Kleine nicht mehr auf deiner Motorhaube flachgelegt bekommst, kannst du ja noch nachkommen.«
»Das wäre ja mal was ... Bis später dann!«
»Bis später.«
Die Verbindung trenne ich, während meine Augen das schwarze Auto in der Metallmasse suchen. Endlich macht der Wagen vor mir Platz und ich beschleunige meine Geschwindigkeit noch. Kurz bevor eine Ausfahrt auf einen Rastplatz kommt, sehe ich einen schwarzen Wagen in der Ferne abfahren. Ohne groß zu überlegen, setze ich den Blinker und ordne mich schon einmal ganz rechts ein, damit auch ich die Ausfahrt nehmen kann.
♀
Ich trete erleichtert auf den beleuchteten Rastplatz. Ein Toilettengang kann manchmal wirklich befreiend sein. Ihr kennt das, oder? Wenn nur das bloße Wissen an Zuhörern einen davon abhält, stöhnend die Augen nach hinten zu rollen. In meinen eigenen vier Wänden hätte ich dem Drang jetzt bestimmt nachgegeben.
Mit weiten Schritten will ich zurück zu meinem Auto. Im Schatten der Beleuchtung sehe ich, wie eine große Gestalt daran gelehnt ist. Ich beschleunige und bleibe direkt vor dem Unbekannten stehen.
»Sag mal, geht es noch?«
Der große Kerl hebt seinen Kopf und mir verschlägt es den Atem. Er ist es. Er stößt sich mit der Hüfte von meinem Baby ab, was ihm noch einen zusätzlich wütenden Blick von mir einbringt.
Verwundert schaut er mein Auto an. »Es ist doch nur ein Gebrauchsgegenstand.«
»Für dich vielleicht.«
»Okaaay«, sagt er gedehnt und hebt ergeben die Hände.
»Was willst du?«, frage ich ihn.
»Du hast mir gefallen und ich dachte, ich nutze die Chance, um dich nach deiner Nummer zu fragen.«
Ein breites Lächeln vertreibt meine verärgerte Miene. »Was sollte mich davon überzeugen, dir meine Nummer zu geben?«, frage ich, obwohl ich ihn am liebsten jetzt schon hinter ein Gebäude schleifen würde. Das Spiel im Auto hat mir gefallen ...
»Mein Anblick?«
»Echt?«
»Klar.«
»Übernimmst du dich nicht?«
»Wenn man weiß, was man zu bieten hat, übernimmt man sich nicht, es ist lediglich eine Tatsachenfeststellung.«
Ich schnaube bei seinen Worten.
Er reibt sich mit seiner großen Hand über das stopplige Kinn und mustert mich aus kristallblauen Augen. Das kratzende Geräusch zaubert eine Gänsehaut auf meinen Körper und sein hungriger Blick tut das Übrige.
»Vielleicht sollten wir noch einmal beim Anfang beginnen?« Er lächelt mich breit an. »Hi.«
Dieses einzige Wort befiehlt meinem Körper, in Flammen zu stehen. Die Gänsehaut hat sich wahrscheinlich von meiner Haut auf die Hirnhaut ausgebreitet, denn dieses Organ hat jetzt gerade die Arbeit eingestellt. Somit bleibt mir nichts anderes übrig, als den großen Kerl mir gegenüber einfach nur lächelnd zu begaffen. Das schwarze, kinnlange Haar wirkt so passend, so animalisch und bildet doch so einen krassen Kontrast zu seinen Augen.
»Also, dass du nicht stumm bist, weiß ich, mein Engel«, sagt er dann auch tatsächlich zu mir und lacht laut los, als er mein erschrockenes Gesicht sieht.
Herausfordernd recke ich mein Kinn nach vorne. »Ich bin kein Engel ... Bärchen.«
Das Lachen verstummt und seine Augen funkeln mich an. »Wie kommst du denn auf Bärchen? Darüber müssen wir unbedingt reden!«
»Warum?« Ich klimpere mit den Augenlidern und gewinne immer mehr Lust an diesem Gespräch.
»Weil ich niemandes Bärchen bin.«
»Das ist gut zu wissen. Dann stört es auch niemanden, wenn du dich in der Dämmerung mit fremden Frauen auf dem Rastplatz triffst.«
Das linke Auge von Bärchen verkleinert sich einen Augenblick, und er mustert mich aufmerksam, ehe er das Wort wieder an mich richtet: »Das war ja eher Zufall.«
»Oh, dann gibt es da jemanden?«
»Bei dir?«
»Würde ich sonst fragen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Eigentlich nicht.«
»Eigentlich nicht? Und uneigentlich?«
»Also ich habe keinen festen Freund oder so etwas.«
Einen Moment funkeln seine Augen, bevor er sein Gefühlsleben wieder vor mir verschließt. »Das ist gut zu wissen.«
»Und jetzt du«, fordere ich Bärchen auf.
»Wir klären schon ab, ob wir zusammen ficken können, obwohl ich noch nicht einmal deinen Namen kenne«, weicht er meiner Frage aus.
Ich rolle mit den Augen. Eigentlich sind doch Männer an einer schnellen Nummer interessiert und wollen sich nicht mit Belanglosigkeiten wie den Namen aufhalten. »Mel.«
»Das passt.«
Ich warte einen Moment, aber als ich dann nur seinem musternden Blick ausgeliefert bin und immer noch nicht seinen Namen erfahren habe, sage ich: »Für mich wird es das erste Mal sein ...« Ich labe mich an seinem erschrockenen Gesicht, bevor ich hinzufüge: »... mit einem Bärchen.«
»Ich sagte doch, dass wir deine Kosenamen-Wahl noch einmal besprechen müssen«, knurrt er da auch schon.
»Tja, du wirst wohl IMMER mein Bärchen bleiben, wenn du mir nicht langsam deinen Namen verrätst.«
»Ach ja. Ich bin Tobias.«
Ich lächle ein halbes Lächeln. Also eins mit einem Mundwinkel, nicht mit zwei.
Er beugt sich zu mir, umgreift mit seinen Pranken meine Taille und zieht mich zu Küsschen auf die Wange an sich heran. Eigentlich würde ich jetzt Abstand suchen. Eigentlich würde ich ihn zurechtweisen, dass er mich nicht einfach anfassen kann. Eigentlich würde ich jetzt in Panik geraten, wenn mich ein Fremder auf einem dämmrigen Parkplatz bedrängt.
Uneigentlich könnte ich mich an seinem stahlharten Körper reiben. Uneigentlich inhaliere ich seinen Duft und genieße die Wärme, die sein Körper ausstrahlt. Uneigentlich bleibe ich einen Moment zu lange in seiner Nähe stehen.
Und doch scheint der Moment, in dem ich mich von ihm zurückziehe, viel zu überstürzt zu sein. Ich sehne mich wieder in seine Nähe und bin schockiert, als ich dieses Gefühl identifiziert habe.
»Was ist jetzt, Bär ... ähm ... Tobi-Schatzi? Werden wir wilden und hemmungslosen Sex im Gebüsch haben?«
♂
Ich betrachte einmal mehr die Frau, die der wahr gewordene Traum alle Männer ist. Ihre kurvige Gestalt ist mir sofort aufgefallen, als sie auf ihren hohen Schuhen zu ihrem Auto gelaufen ist. Doch jetzt auch noch ihre völlige, ja fast schon männliche Art, wie sie mich direkt auf Sex anspricht ... Der knallrot geschminkte Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln und holt mich somit zurück in die Realität.
»Was ist, Bärchen? Angst bekommen? Wartet dein Frauchen zu Hause und würde es nicht verstehen, dass du mit einer völlig fremden Frau Sex haben möchtest?«
Ich blinzle bei ihren Worten. Dann greife ich mit der linken Hand an ihren Hinterkopf, ziehe sie näher zu mir. Einen Moment flackern ihre Augen unsicher auf. Doch dieses Biest hat mich so herausgefordert, dass ich ihr gerade keine Gnade erweisen kann. Kurz bevor meine Lippen ihre berühren, verharre ich in der Position und raune: »Wer hat jetzt Schiss?« Dann überwinde ich die letzten, nun ja, Millimeter. Ich muss mich so weit hinunterbeugen, dass es schon praktischer wäre, wenn ich sie einfach hochheben würde. Aber das würde doch zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Meine Lippen lernen gerade die neue Umgebung kennen. Als sich Mels Körper an meinen schmiegt, kann ich den Wunsch nicht mehr länger unterdrücken. Jetzt muss ich sie einfach schmecken. Hier und jetzt. Ich fordere sie nicht höflich auf, ihren Mund zu öffnen, vielmehr dringe ich in sie ein und nehme mir, was ich gerade mehr als alles andere auf dieser Welt begehre. Ihr Geschmack berauscht mich, lässt mich auf eine Art alles klarer sehen. In diesem Augenblick kristallisiert sich ein Gedanke heraus: Ich muss in ihr sein. Jetzt! Schnell!
Ich greife in ihr Haar und ziehe sie bestimmt von meinen Lippen los.
»Wohin?«
»Ich habe gerade eine ruhige Ecke ausgemacht.«
»Dann los.« Ich drücke ihr noch einmal einen Kuss auf die Lippen und löse meine Finger aus ihrem dunklen Haar. Diese Schönheit greift einfach nach meiner Hand und dirigiert mich hinter das Raststättengebäude. Einen Moment bin ich überrascht, dass sie sich mir hier einfach so hingeben möchte, doch dieser Gedanke verschwindet so schnell, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich ihn wirklich gefasst hatte.
Dunkle Augen schauen mich an, bevor sie im Schatten des Gebäudes kaum noch auszumachen sind. Allerdings können meine Augen noch sehen, wie Mel mit ihren hellen Händen an dem Verschluss ihrer Hose herumwerkelt. Als ich das Rascheln von Hosenstoff höre, der die Beine hinabgeschoben wird, muss ich mich ziemlich zusammenreißen, um nicht umgehend in meiner Hose abzuspritzen.
»Was ist? Brauchst du eine Wegbeschreibung?«
Ich schnaube, greife in meine Gesäßtasche und hole ein Gummi hervor. Mit geübten Griffen hole ich meinen Schwanz raus, rolle das Kondom über und drücke sie an die Wand der Raststätte. Sie legt ihre Arme, um meinen Hals und zieht mit verschlungenen Händen meinen Kopf zu sich hinab. Ich folge dieser überdeutlichen Einladung und plündere ihren Mund, während meine Finger auf Wanderschaft gehen. Die erste Berührung meiner Fingerkuppen an ihrem magischen Dreieck hinterlässt ein Funkengefühl unter meiner Haut. Mel keucht in meinen Kuss. Dieses Geräusch macht mich zu ihrem Sklaven. Den Sklaven der Lust, weil ich ihr so viel davon schenken möchte, damit ich dieses Geräusch immer und immer wieder hören muss. Meine Finger zeichnen ihren Weg zwischen ihre Beine. Die Feuchtigkeit, die mich umgehend willkommen heißt, zerrt an meiner Geduld, sodass ich mich zum wiederholten Male zusammenreißen muss. Da die Feuchtigkeit genug aussagt und das Zentrum der Lust nicht weiter vorbereitet werden muss, bevor ich es erforschen kann, löse ich meine Lippen von ihren und drehe sie an den Hüften um. Sie schaut nun auf die Gebäudewand und reckt mir ihren Hintern freudig entgegen. Um auf ihre Höhe aufzuschließen, muss ich mich etwas hinabbeugen, aber das wird gehen. Wir werden sicherlich nicht lange brauchen. Na ja, zumindest werde ich schnell den Orgasmus erreichen und ich hoffe inständig, dass es bei Mel nicht anders sein wird.
Mit meinen Händen umgreife ich ihr Becken und platziere meinen Schwanz. Das Kreisen ihrer Hüften raubt mir die letzten Funken Geduld. Ich stoße vor und muss zeitgleich die Zähne so fest aufeinanderbeißen, dass es schmerzt. Aber diesen Schmerz brauche ich, damit ich mich nicht in meinen Empfindungen verliere. Ihre Muskeln umschließen mich so eng, dass ich mich nicht traue, meine Hüften weiterzubewegen. Doch ihr aufforderndes Kreisen lässt mich in den Strudel der Lust sinken und sowohl Rücksicht als auch Geduld vergessen. Mein Becken stößt immer vor und zurück. Mels Keuchen und Stöhnen ist Benzin für meinen Motor und treibt mich weiter an.
Mit einer Hand stütze ich mich an der Hauswand ab und die andere wandert um die Hüfte herum. Sobald ich meine Finger auf die Klit lege, stöhnt sie so laut auf, dass ich mich einen Moment besorgt umschaue. Doch auch Blicke wären mir gerade egal. Keine zwei Kreise kann ich um ihre Perle malen, bevor ich ihre Vorboten spüre und befreiend meinen Kiefer löse. Als sich ihr Fleisch pulsierend um meinen Schwanz legt, kann ich nichts anderes mehr wahrnehmen.
♂
Mit nassem Haar trete ich aus der Duschkabine. Jeder Muskel ist angespannt. Immer noch. Alle Bemühungen, mich zu entspannen, kann ich vergessen. Auch nach der Dusche sind sämtliche Sinne überreizt. Ich rieche ihren Duft, spüre ihre Haut, schmecke ihren Geschmack.
Nachdem ich mein Haar trocken gerubbelt habe, ziehe ich meine Klamotten an, greife mir Jacke, Handy und den Autoschlüssel und mache mich auf den Weg, Florian zu treffen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich jetzt Glück haben muss, wenn Flol nicht bereits abgezogen ist. Die Geschehnisse auf dem Rastplatz haben mich noch weiter zurückgeworfen, als ich sowieso schon war. Aber so einen geilen und hemmungslosen Fick habe ich schon lange nicht mehr gehabt.
Die Stufen sind schnell hinuntergelaufen und ich setze mich hinter das Lenkrad. Mein Blick wandert zu dem alten Kassenbon, der die Erinnerung an ihr Kennzeichen aufgefangen hat. Warum auch immer ich das gemacht habe. Es war ein Gefühl, dem ich folgte.
Die Fahrt zur Bar vergeht schnell. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Straßen um diese Uhrzeit nicht mehr so vollgestopft sind. Alle Familien sitzen schon längst zu Hause oder liegen bereits in den Betten. Und ich? Ich streife jetzt erst durch die Straßen. Scheiße, was sind das für schnulzige Gedanken?
Sobald ich unser Jagdgebiet für den heutigen Abend betrete, sehe ich augenblicklich Florian mit einer rothaarigen Schönheit. Ein breites Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Er scheint bereits Erfolg zu haben. Zumindest klebt das Mädel an seinen Lippen und reckt ihre geilen Titten auffordernd zu ihm. Als er in meiner Reichweite ist, klopfe ich ihm auf seine Schulter, um auf mich aufmerksam zu machen. Er wendet seinen Kopf zu mir, doch die Augen kleben noch immer im Ausschnitt seiner Eroberung.
»Hey Alter. Ich wollte nicht lange stören«, starte ich einen weiteren Versuch, auf mich aufmerksam zu machen.
Und da endlich. Beim Klang meiner Stimme wandern auch seine Augen zu mir. »Du bist das. Ich habe nicht mehr mit dir gerechnet. Was ist mit der heißen Braut? Kein Glück gehabt?«
»Lange Geschichte.«
»Na, das will ich doch hoffen. So macht es einfach viel mehr Spaß, als so eine schnelle Rein-raus-Nummer.« Florians Worte werden wohl von seiner Eroberung als Anpreisung seiner Dienste aufgefasst. Sie schmiegt sich mit ihrer kompletten Vorderseite an ihn. Seine Augen blitzen mich vergnügt an. Und sie demonstriert allen ganz öffentlich, dass sie heute mit ihm nach Hause gehen wird. Ob ihr schon klar ist, dass das eine einmalige Nummer sein wird?
»Hm ... Na ja ...« Ich knete mir den verspannten Nacken.
»Was soll denn das heißen?«
»Das erzähle ich dir lieber, wenn du nicht so beschäftigt bist.«
Florian betrachtet mich einen Moment, bevor er sich aus dem Klammergriff seiner Eroberung windet. »Baby, lass uns einen Moment alleine, ja?«
»Was denn? Ich dachte, wir würden hier etwas Spaß haben.«
»Geduld ist nicht deine Stärke?«
Sie beißt sich auf die Unterlippe, senkt den Blick und schüttelt den Kopf. Ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht lospruste. Seit einiger Zeit scheint eine Welle durch die Frauenwelt zu gehen. Viele Wesen des weiblichen Geschlechts scheinen plötzlich der Ansicht zu sein, dass alle Männer nun auf unterwürfige Frauen stehen. Sie versuchen, Figuren aus Büchern und Filmen zu mimen, die ihnen nicht stehen. Aber ich genieße immer wieder dieses miserable Schauspiel und lehne mich gerne süffisant grinsend zurück.
»Dann warte ab, bis du in deinem Bett liegst und ich vor dir stehe. Ich rate dir, dich bis dahin in Geduld zu üben. Sonst weiß ich nicht, ob du einen Orgasmus verdient hast«, Florians herrischer Ton lässt mich prusten. Ich kann es einfach nicht mehr zurückhalten. »Und nun lass mich alleine. Ich erwarte, dass du dich nicht ansprechen lässt.« Und wie ich an seinem Ton hören kann, hat er auch sichtlich Spaß, mir eine Freude zu bereiten.
Mit gesenktem Blick und übermütig wackelnden Hüften verlässt sie ihren Standort, um an der Bar geduldig auf Florian zu warten. Sobald Florian seinen amüsierten Blick zu mir lenkt, kann ich es nicht mehr unterdrücken. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und wir lachen beide herzhaft los. Aber Florian wird schnell wieder ernst.
»So, jetzt sag schon. Was ist los?«
Ich fahre mir durch die Haare und frage mich, wo ich beginnen soll.
»Warte, ich hole dir erst einmal ein Bier. Oder lieber einen Schnaps?«
»Nein, danke. Ich bin mit dem Auto.«
»Oh. So schlimm also?«
Einen Moment bereue ich, dass ich überhaupt hergekommen bin, doch dann beginne ich einfach, zu erzählen.
»Und sie hat dich echt aufgefordert, mit ihr hinter die Raststätte zu gehen?«
Ich nicke breit lächelnd und kann nur ein knappes »Jupp« von mir geben.
»Aber du hast jetzt ihre Nummer?«
»Nein.« Ich reibe mir noch einmal durch mein Haar. »Wir hatten Spaß und dann haben wir uns wieder verabschiedet.«
»Echt?«
»Jupp.«
»Bist du sicher, dass sie eine Frau war?«
Ich schüttle schnaubend den Kopf. »So was von sicher.«
»Und? Wirst du sie wiedersehen?«
»Wozu?«
»Noch mehr Spaß?«
Ich mache eine ausladende Handbewegung. »Schau dich um, wozu sollte ich mich festlegen?«
»Wer hat etwas von ›Festlegen‹ gesagt? Du solltest wirklich lernen, grandiose Chancen beim Schopfe zu packen.«
Das Bild, wie ich Mel in ihre langen Haare gegriffen habe, erscheint vor meinem inneren Auge und ich grinse wieder bei dem Gedanken daran, wie recht Florian mit seinen Worten hat. Als ich meine Augen wieder auf die Person mir gegenüber fixiere, sehe ich, wie Florian mich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck betrachtet. Ich frage mich, was hinter seiner Stirn los ist. Um mich aus seinem Blick zu winden, trete ich an seine Seite und blicke gemeinsam mit ihm in den Barraum. Der Laden ist so voll, dass man nicht wirklich etwas sehen kann, aber das geübte Auge findet immer eine Praline zwischen den Drops.
Wir stehen eine Weile einfach schweigend zusammen. Mein Körper ist zwar im Barraum und meine Augen scannen die weiblichen Gäste, aber meine Gedanken sind woanders. Andere Zeit und anderer Raum. Kilometer von hier entfernt, auf einem Rastplatz, mit meinen Augen verschlingend den Körper vor mir.
Ich bringe meine Gedanken bewusst wieder in die Realität, wende mich abrupt an Florian, klopfe ihm auf die Schulter und sage: »Weißt du was, mir ist jetzt nicht mehr danach, mich um irgendeine Frau zu bemühen. Ich haue ab. Dann kannst du auch aufhören, mich nachdenklich zu betrachten, und endlich die Kleine von eben bestrafen.«
Florian hebt die Augenbrauen. »Wieso?«
Ich nicke mit meinem Kopf in ihre Richtung.
Florian verzieht das Gesicht. »Entweder möchte sie wirklich, dass ich ihr den Hintern versohle oder sie hat kein Interesse an mir. So oder so, ich begleite dich.«
Ich schaue ihm überrascht in die Augen. »Warum?« Doch er zuckt lediglich mit den Schultern. »Weißt du, ich bin schon groß und finde den Weg auch alleine nach Hause.«
»Ich begleite dich auch nicht nach Hause. Obwohl das eigentlich eine gute Idee ist.«
Nun ist es an mir, mein Gesicht zu verziehen. »Wirklich? Ich weiß ja nicht. Eigentlich möchte ich einfach meine Ruhe haben.«
»Du hast dann ja deine Ruhe von dem hier.« Florian nickt unbestimmt in die Menschenmenge.
Ich lache freudlos auf. »Das mag sein. Aber heute ist einer der Tage, die einfach zu Ende gehen sollten. Ich musste heute schon alleine zur Baustelle, weil sich Alex und John krankgemeldet haben. Heute musste alles fertig werden. Und so habe ich mir meinen Arsch aufgerissen, um das Dach fertig zu kriegen.«
»Und dann kannst du nichts mehr mit mir trinken?«
»Ich möchte in mein Bett.« Florian wackelt mit seinen Augenbrauen, sodass ich auflachen muss. »Vergiss es. In meinem Bett schlafe ich immer alleine. Das weißt du.«
»Och menno. Aber okay, ich bettle grundsätzlich nicht, damit ich in ein Bett gelangen kann. Aber ich könnte nach einem Schnaps auch nach Hause fahren.«
»Was hast du denn mit dem Schnaps? Du bist doch sonst nicht so drauf.«
Er zuckt mit seiner Schulter. »Ich dachte, dass es dir helfen würde.«
»Mir?«
»Jupp.«
Ich überdenke seine Worte. »Warum sollte mir das helfen?«
»Keine Ahnung. Irgendwie scheinst du nicht derselbe zu sein.«
»Das bildest du dir ein. Ich bin lediglich kaputt.«
»Na gut. Das muss ich hinnehmen. Auch wenn ich weiß, dass du gerade nicht die Wahrheit sprichst. Mir ist nur noch nicht klar, ob du sie selbst noch nicht erkannt hast oder ob du mich bewusst belügst.«
Ich runzle die Stirn. Mein Blick wandert zu seinem Bier. Er hebt die Flasche an den Mund und leert diese. Als er sie auf dem Tresen abstellt, dreht er sich zu mir, zwinkert und klopft mir auffordernd auf die Schulter. Wir schieben uns gemeinsam vor die Tür. Die Luft hat sich aufgefrischt.
»Komm, ich fahr dich nach Hause.«
»Danke, Mann.«
Wir gehen schweigend zu meinem Wagen, der etwas abseits stehen muss, da er einfach zu groß für normale Parkplätze ist. Der Nachteil, wenn man ein amerikanisches Fabrikat besitzt. Die deutschen Vorstellungen von »groß genug« sind einfach etwas anders als die der Amerikaner. Und ich liebe alles, was etwas größer ist. Großes Auto, große Baumaschinen, großes Handy ... Einfach alles. Oh, und natürlich stehe ich auf große Frauen mit großen Titten. Obwohl heute ... Da konnte ich mich von den Vorzügen kleinerer Frauen überzeugen. Wie anschmiegsam sie an meiner Seite oder auch vor mir oder um mich gepasst hat.
Ich lenke schweigend und nachdenklich den Wagen auf die verlassenen Straßen und schlage die Richtung zu meiner Wohnung ein.
»Wolltest du mich nicht nach Hause bringen?«
»Ich habe es mir anders überlegt. Ich glaube, dass mir etwas Ablenkung ganz guttun würde.«
»Sollen wir noch woanders hin?«
»Nein. Nach Hause.«
»Okay, du hast das Sagen.«
Vor dem Wohnhaus parke ich den Wagen auf meinem Stellplatz. Sobald wir in der Wohnung sind, tritt Florian an meinen Kühlschrank, blickt hinein.
»Du hast gar kein Bier.«
»Stimmt.«
»Und jetzt?«
»Du wolltest doch Schnaps.« Er verzieht wieder einmal sein Gesicht. »Keine Lust mehr?«
»Ich weiß nicht.«
»Sollen wir dann einen Film anschauen?«
»Ja, das klingt zumindest vielversprechend.«
Wir setzen uns gemeinsam auf die Couch und suchen durch das Online-Angebot einen Film, der uns entsprechend ablenken wird. Karlchen kommt zu mir, kuschelt sich auf meinem Schoß zusammen und lässt sich verwöhnen.
♀
Ich schlage die Augen auf und frage mich, wie lange der Schlafentzug noch anhält, um mich in die Knie zu zwingen. Auch wenn ich mit guten Absichten ins Bett steige und gewillt bin, mehrere Stunden friedlichen Schlaf zu finden, kreisen meine Gedanken immer wieder um die Geschehnisse auf dem Rastplatz. Es ist dieser schwarzhaarige Hüne, der mich so fest an sich gedrückt hat, dass mir einen Moment die Luft wegblieb, der mich so hart genommen hat, wie ich es in diesem Moment brauchte. Diese stahlblauen Augen, die mich gemustert haben. Und sein Duft, der mir fast die Füße weggerissen hätte.