Uprising (Die Legende der Assassinen 1) - Amy Erin Thyndal - E-Book
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Uprising (Die Legende der Assassinen 1) E-Book

Amy Erin Thyndal

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Beschreibung

**Wenn dein Beschützer zu deinem größten Feind wird** Esmes Highlight des Tages ist es, jeden Morgen am Eingang des Empire State Building dem Security-Guard mit den Grübchen und den stechend silbernen Augen zu begegnen. Doch Atair ist kein gewöhnlicher Mensch. Von der Regierung geschaffen, gehört er zu einer Gruppe einzigartiger Soldaten, die nur einen einzigen Zweck erfüllen: leben, um zu dienen. Aber sie haben lange genug der Obrigkeit gehorcht! Die Soldaten beginnen eine Rebellion und Esme wird während des Gefechts ausgerechnet von Atair gefangen genommen. Der Mann, von dem sie eigentlich dachte, er würde auch etwas Besonderes in ihr sehen… Rasant und fesselnd ab der ersten Seite – Erlebe den Aufstieg der Assassinen und entdecke die mächtigste Waffe eines jeden Kriegers: Das Herz einer Frau! Amy Erin Thyndals Roman »Uprising« ist der grandiose Auftakt einer neuen, gefühlvollen Reihe. //Dies ist Roman aus dem Carlsen-Imprint Dark Diamonds. Jeder Roman ein Juwel.//   //Alle Bände der rasant-romantischen Reihe:  -- Uprising (Die Legende der Assassinen 1)  -- Resistance (Die Legende der Assassinen 2) -- Sammelband der Fantasy-Serie »Die Legende der Assassinen« Band 1-2// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Dark Diamonds

Jeder Roman ein Juwel.

Das digitale Imprint »Dark Diamonds« ist ein E-Book-Label des Carlsen Verlags und publiziert New Adult Fantasy.

Wer nach einer hochwertig geschliffenen Geschichte voller dunkler Romantik sucht, ist bei uns genau richtig. Im Mittelpunkt unserer Romane stehen starke weibliche Heldinnen, die ihre Teenagerjahre bereits hinter sich gelassen haben, aber noch nicht ganz in ihrer Zukunft angekommen sind. Mit viel Gefühl, einer Prise Gefahr und einem Hauch von Sinnlichkeit entführen sie uns in die grenzenlosen Weiten fantastischer Welten – genau dorthin, wo man die Realität vollkommen vergisst und sich selbst wiederfindet.

Das Dark-Diamonds-Programm wurde vom Lektorat des erfolgreichen Carlsen-Labels Impress handverlesen und enthält nur wahre Juwelen der romantischen Fantasyliteratur für junge Erwachsene.

Amy Erin Thyndal

Uprising (Die Legende der Assassinen 1)

**Wenn dein Beschützer zu deinem größten Feind wird** Esmes Highlight des Tages ist es, jeden Morgen am Eingang des Empire State Building dem Security-Guard mit den Grübchen und den stechend silbernen Augen zu begegnen. Doch Atair ist kein gewöhnlicher Mensch. Von der Regierung geschaffen, gehört er zu einer Gruppe einzigartiger Soldaten, die nur einen einzigen Zweck erfüllen: leben, um zu dienen. Aber sie haben lange genug der Obrigkeit gehorcht! Die Soldaten beginnen eine Rebellion und Esme wird während des Gefechts ausgerechnet von Atair gefangen genommen. Der Mann, von dem sie eigentlich dachte, er würde auch etwas Besonderes in ihr sehen …

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Vita

Danksagung

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© Anna Glatt

Amy Erin Thyndal lässt sich von ihren Freunden gern damit aufziehen, dass sie Bücher doch toller fände als Menschen. Nichtsdestotrotz sind es die Menschen um sie herum, die sie zum Schreiben inspirieren und ihrem Leben das gewisse Etwas verleihen. Und zwischen Studium, Sport, Hobbys, Freunden und natürlich der obligatorischen Lesesucht widmet sie sich der großen Liebe – ob in ihren Büchern oder in der echten Welt.

Für meine Schwester

Prolog

Bree

Es ist seltsam, wie die Assassinen ihre Anwesenheit ankündigen. Zunächst ändert sich nichts. Wir genießen die fröhliche Atmosphäre des gemeinsamen Abendessens, verstecken Kummer und Sorgen, um einen glücklichen Abend zu verbringen. Doch von einem Augenblick auf den anderen ändert sich alles.

Es ist ein seltsames Gefühl, diese Andersartigkeit, die Bedrohung, die uns verstummen lässt. Ein Gefühl, das dafür sorgt, dass sich die Härchen auf unserer Haut aufstellen, dass wir innehalten, uns besorgt umblicken und versuchen den Schauer, der uns über den Rücken läuft, zu verbergen, die aufkeimende Angst zu verdrängen.

Obwohl ich mich in den letzten Minuten immer wieder suchend nach meiner Schwester Ivy umgesehen habe, sah selbst ich die Assassinen nicht kommen. Aber als die Geräusche der Dorfgemeinschaft ersterben, ist es schwer, den Blick von den zwei Männern abzuwenden, die plötzlich in unserer Mitte stehen. Abwartend, mit kaltem Blick, beobachten sie die Menge.

Es ist, als würde die Zeit stehen bleiben, als würde jeder im Saal mitten in der Bewegung verharren. Die Hand, die ich gerade mit einem Löffel dünner Suppe an meinen Mund führen wollte, hält inne. Meine beste Freundin Natascha, die sonst nur im Schlaf aufhört zu plappern, presst die Lippen aufeinander und meine Eltern tauschen einen besorgten Blick.

Von Ivy ist noch immer nichts zu sehen und eine düstere Vorahnung breitet sich in mir aus. Was wollen sie von uns?

Dabei sehen die Assassinen nicht einmal so bedrohlich aus. Es sind Jungs, keine Männer, und ich würde vermuten, dass sie ungefähr in Ivys Alter sind, der Ältere scheint gerade mal zehn oder elf. Ich bin definitiv größer, obwohl einer der beiden, mit schwarzem Haar und goldenen Augen, gerade im Wachstum zu sein scheint. Der andere hat das gleiche schwarze Haar und ähnliche Gesichtszüge. Brüder wahrscheinlich. Wieder sehe ich mich nach Ivy um, doch es scheint, als würde meine unscheinbare Bewegung den Zauber durchbrechen, der uns gefangen hält.

Ein leises Raunen geht durch die Menge. Der Stuhl des Bürgermeisters quietscht laut, als dieser ihn zurückschiebt und aufsteht, um auf die Assassinen zuzugehen. Jeder seiner zittrigen Schritte hallt laut durch den Saal, sein Zögern ist offensichtlich. Wir alle wissen, dass ihn dieses Gespräch vermutlich das Leben kosten wird, und seiner Frau laufen bereits jetzt verzweifelte Tränen über die Wangen. Das ist der Preis, den ein Mensch zahlen muss, wenn er zum Anführer gewählt wird. Die Familie des Bürgermeisters ist besser versorgt als jede andere im Dorf, doch das Risiko ist größer, als es das wert ist.

»Meine Herren«, grüßt der Bürgermeister die Assassinen und kniet sich vor ihnen zu Boden, »womit kann ich Ihnen dienen?«

Bewegung kommt in die Menge, als wir es ihm hastig nachtun und uns auf die Knie werfen, den Blick respektvoll zu Boden gerichtet. Doch ich kann mich nicht zurückhalten und blinzle durch meine Wimpern weiter zu den Assassinen, sodass ich das hämische Grinsen sehe, das sich auf dem Gesicht des kleineren ausbreitet.

»Du kannst uns mit deinem Tod dienen«, verkündet er spöttisch. Fast gelangweilt hebt er die Hand an das Gesicht des Bürgermeisters, um seinen Blick nach oben zu ihm zu richten. Dann, so schnell, dass ich es kaum mitverfolgen kann, drückt er seinen Kopf nach hinten und bricht ihm das Genick.

Die Frau des Bürgermeisters stößt einen entsetzten Schrei aus und als ob es wüsste, was geschieht, beginnt sein jüngstes Kind, ein Junge von drei Monaten, ebenfalls zu schreien. Ich halte den Atem an, kann nicht anders, als Angst um das Neugeborene zu haben, obwohl ich weiß, dass es viel schlauer wäre, Angst um mich selbst zu haben.

Der Mörder macht einen Schritt in die Richtung des Neugeborenen, doch sein Bruder packt ihn am Arm.

»Wir haben einen Auftrag«, zischt er ihm zu. Der Kleinere wirkt, als wolle er ihm widersprechen, seufzt aber und nickt schließlich.

»Es ist Zahltag!«, ruft er dann in den Raum. »Im letzten Monat habt ihr versäumt uns die versprochene Ernte zu liefern. Statt dem Ertrag von dreißig Feldern Weizen und zwanzig Feldern Mais habt ihr uns gerade mal die Hälfte an Tribut gezahlt, trotz der verbesserten Maschinen, die wir euch letztes Jahr genehmigt haben. Wir sind eure Strafe.«

»Aber die Ernte war dieses Jahr viel zu schlecht!«, wirft Natascha in den Raum, bevor ihre Mutter ihr den Mund zuhalten kann. »Wir haben kaum genug, um uns selbst zu ernähren.«

Langsam schreitet der kleinere Assassine durch den Raum, bis er direkt vor Natascha zum Stehen kommt. Ihre Mutter nimmt das Mädchen schützend in den Arm, doch ihre Hilfe wird nur beide verurteilen.

»Keine Sorge«, sagt der Assassine leise, doch in der Stille des Saales ist es laut wie ein Donnerschlag, »wir sind hier, um dieses Problem zu lösen.«

Ich sehe weg, als er die Hand an Nataschas zarten Hals legt, und höre nur den dumpfen Laut, als sie und ihre Mutter einen Moment später tot zu Boden fallen. Dafür sehe ich jedoch etwas anderes, das mein Herz ins Stocken bringt: Ivys kupferfarbenes Haar, das unter dem Tisch hervorschimmert. Wie immer war sie leise wie eine Assassinin, als sie zu uns zurückgekehrt ist, doch durch ihr Haar wird sie sich nicht verstecken können. Ihre smaragdgrünen Augen blitzen, als sie zu mir aufblickt.

Ich schüttele unmerklich den Kopf.

»Geh«, forme ich das Wort mit den Lippen, ohne einen Laut auszustoßen. Doch ihr Blick wird störrisch und sie bleibt, wo sie ist.

Die Stimme des Assassinen mit den goldfarbenen Augen ist weich, als er erklärt: »Eure Strafe soll ein Segen zugleich sein. Wir erleichtern euch von der Last des Hungers, indem wir heute jeder Familie ein Mitglied nehmen, sodass es euch in Zukunft leichter fallen sollte, euren Tribut zu zahlen.«

Der kleinere Assassine lacht und die beiden verteilen sich im Raum, um ihren Auftrag auszuführen. Bald erfüllen Schreie und Schluchzer die Stille, begleiten die ekelerregenden Geräusche des Todes, der Gewalt. Ivys Spielgefährte Tom stirbt durch eine durchtrennte Kehle, die Tochter unserer Nachbarn wird durch den halben Raum geschleudert und bleibt dann reglos liegen. Ich bedeute Ivy immer wieder mit den Augen wegzulaufen, doch sie will nicht auf mich hören. Auch meine Eltern versuchen sie zur Flucht zu bewegen. In dem Chaos, das hier herrscht, könnte Ivy verschwinden wie eine Rauchwolke, doch sie bleibt stur. Obwohl ich nicht an die Götter glaube, obwohl sie den Menschen in den letzten Jahrhunderten nie geholfen haben, kann ich nicht anders, als ein stummes Gebet zu sprechen. Ich betrachte das wunderschöne rote Haar meiner Schwester, die ebenmäßigen Gesichtszüge. Sie wird einmal zu einer Schönheit heranwachsen, einer Frau, nach der sich jeder Mann umdrehen wird.

Doch ich habe die schreckliche Angst, die dunkle Vorahnung, dass ich nie die Chance haben werde, das zu sehen. Dass sie nie die Chance haben wird, zu dieser Frau zu werden. Mein Vater nimmt die Hand meiner Mutter und drückt sie fest, während Ma mich zu sich heranzieht. Andere Familien versuchen zu fliehen, doch wir wissen, Widerstand ist zwecklos. Sie werden uns alle töten, wenn wir es versuchen, und in den Augen meiner Eltern lese ich die Bereitschaft, sich für den Rest der Familie zu opfern.

Angst kriecht durch meinen Körper wie ein grauenerregender Parasit, der all meine anderen Gefühle, Gedanken frisst und mir den Atem nimmt. Kalter Schweiß sammelt sich unter meinen Achseln. Ich will meine Eltern nicht verlieren und die Assassinen, so harmlos sie auch aussehen mögen, sind bedrohlicher als alles andere, das ich kenne.

Sie sind eine Naturkatastrophe, der ich nicht entrinnen kann, und doch drehen sich in meinem Kopf die Gedanken umeinander, suchen nach einem Weg, einer Lösung, um heute nicht eines meiner Elternteile zu verlieren. Erst heute Morgen hat Ma summend Brot gebacken und mich durch die Küche gewirbelt, um mich vom Hunger, unserem stetigen Begleiter, abzulenken. Pa hat mir einen Strauß Gänseblümchen mitgebracht, mit dem ich mir einen Blumenkranz flechten durfte, und mir dann aus unserem einzigen Buch vorgelesen, während Ivy mal wieder unauffindbar war. Ich will nicht, dass die Assassinen unsere Familie zerstören.

Doch der Junge mit den goldenen Augen kommt unaufhaltsam näher, arbeitet eine Familie nach der anderen ab, und ich möchte mir am liebsten die Ohren zuhalten und die Augen schließen, um die grauenvollen Geschehnisse nicht mitzubekommen. Doch ich bin tapfer – das sagt Pa immer zu mir, dass ich sein tapferes kleines Mädchen sei, deshalb bleibe ich stark und stähle mein Inneres gegen das Geschrei, die Gewalt, die verzweifelten Schluchzer. Bis der Assassine schließlich bei uns ankommt.

Wortlos mustert er uns drei, wie wir regungslos am Tisch sitzen. Als sein Blick auf mich fällt, bin ich überrascht, wie menschlich er doch wirkt, trotz der Klauen an seinen Händen, den Flügeln auf seinem Rücken, dem stählernen Körperbau. Der Ausdruck in seinen Augen scheint fast traurig. Doch Entschlossenheit füllt seinen Blick und bei dieser Überzeugung in seinen Augen, diesem Plan, einen von uns zu töten, kann ich nicht mehr tapfer sein. Ich spüre, wie meine Wangen feucht werden, und schließe die Augen. Das ist alles nur ein böser Traum, versuche ich mir einzureden. Alles wird wieder gut.

Leider wirke ich auf mich selbst nicht besonders glaubwürdig.

Durch meine geschlossenen Augen bekomme ich nicht mit, wie Ivy unter dem Tisch hervorkriecht und sich direkt vor den Assassinen stellt. Erst als sie wütend mit dem Fuß aufstampft, öffne ich sie erschrocken.

»Du darfst keinem in unserer Familie wehtun!«, verkündet sie heftig und reckt herausfordernd das Kinn. Zitternd ziehe ich den Atem ein. Meine Schwester ist mutiger, als gut für sie ist.

Der Assassine betrachtet sie überrascht und offensichtlich verwirrt. Ma will Ivy mit der Hand zu sich zurückziehen, sich vor sie stellen, doch Ivy schüttelt sie trotzig ab.

»Es ist das Gesetz«, meint der Assassine ruhig und legt den Kopf schief, als wäre Ivy ein interessantes, hübsches Insekt, das er beobachten möchte. Ich weiß, was er sieht – das einzigartige kupferne Haar und die unnatürlich smaragdgrünen Augen. Ivys Schönheit, die sie von irgendeiner Urahnin der Familie geerbt haben muss, die ebenfalls solches Haar besaß, als es Menschen noch möglich war, durch Wissenschaft ihr Aussehen zu verändern. Meine Schwester ist auffällig, das ist es, was ihr eines Tages zum Verhängnis werden wird. In diesen Zeiten ist es als Mensch klüger, unscheinbar und eine graue Maus zu sein. Auf diese Weise lebt man länger und ich fürchte mich bereits jetzt vor dem Tag, an dem ein Assassine auf sie aufmerksam wird und sie zu seiner Hure macht.

Doch Ivy weiß von alldem noch nichts. Ma trichtert ihr zwar immer ein vorsichtig zu sein, ihr Haar versteckt zu halten, sich selbst versteckt zu halten, doch sie versteht nicht, welche Folgen ein Fehltritt haben könnte.

Welche Folge dieser Fehltritt haben wird.

Doch der Assassine scheint von ihrer Schönheit wie bezaubert und zum ersten Mal wage ich es zu hoffen. Ivy ist für mich das Kostbarste auf der Welt und auch wenn es nie wieder wie früher sein wird, gibt es eine kleine Chance, dass sie überlebt. Zwar ist das Leben im Harem eines Assassinen alles andere als erstrebenswert, doch es ist noch immer ein Leben. Ich bin mir fast sicher, dass der Assassine darüber nachdenkt, als er Ivy gedankenverloren anstarrt, und bete, dass er sich das Recht, eine Haremsfrau zu nehmen, bereits verdient hat.

Doch schließlich zuckt der Assassine desinteressiert die Schultern.

»Dann bist du es eben, welche die Strafe erleiden wird«, verfügt er und hebt nachlässig die Hand, um Ivy mit einem Schlag den Kopf abzutrennen. Ich halte entsetzt den Atem an.

»Nein!«, ruft Ma, bevor er meine Schwester töten kann. »Tötet mich an ihrer Stelle.«

Sie stellt sich vor meine Schwester.

»Nicht meine Tochter, bitte«, fleht sie mit einem Schluchzer in der Stimme.

Auch Pa erhebt sich und stellt sich vor die beiden.

»Tötet mich, Herr, und lasst meine Familie am Leben«, bittet er scheinbar furchtlos. Doch ich sehe, wie seine Hände zittern.

Ich schlinge die Arme um meinen Körper, die Angst um meine Familie ist stärker als je zuvor. Nur zu gut habe ich noch das Geräusch in den Ohren, als sowohl Natascha als auch ihre Mutter leblos zu Boden fielen. Diese Wesen kennen keine Gnade.

Auch dieser Assassine verdreht nur die Augen.

»Das ist sinnlos. Ihr seid viel stärkere Arbeitskräfte als sie«, entgegnet er pragmatisch und schiebt meine Eltern mit einer scheinbar behutsamen Bewegung beiseite – einer behutsamen Bewegung, die sie durch den halben Raum schleudert. Doch ich höre die Schluchzer meiner Mutter, das tröstende Gemurmel meines Vaters zwischen dem Lärm der anderen Dorfbewohner heraus und weiß, dass es ihnen gut geht.

Jetzt steht nichts mehr zwischen meiner Schwester und dem Assassinen.

»Nicht Ivy«, wispere ich. Inzwischen laufen mir Tränen in Strömen über die Wangen, doch ich wage es nicht, mich zu bewegen. Oder zu versuchen mich vor sie zu stellen. Ich wäre eine schwächere Arbeitskraft als meine Eltern, vielleicht würde der Assassine sich von mir überzeugen lassen. Doch es fehlt mir an Mut zu sterben. Ich bin ein Feigling.

Bei meinem Geflüster wirft der Assassine einen Blick zu mir, konzentriert sich dann jedoch wieder auf meine Schwester. Die beiden wirken fast wie Liebende, bei dem intensiven Blick, den sie austauschen. Ivy wirkt völlig unerschrocken, der Assassine seltsam fasziniert von ihr. Wieder hebt er die Hand, um ihr ein Ende zu bereiten.

»Es war einmal«, hebt Ivy plötzlich die Stimme. Der Assassine hält bei ihren Worten überrascht in der Bewegung inne.

»Es war einmal vor langer, langer Zeit, vor dem ersten Assassinenherrscher, ein Mädchen namens Esmeralda.«

Ich blinzle überrascht, als ich das Märchen wiedererkenne, das Ma früher immer mir erzählt hat und das ich inzwischen jeden Abend Ivy erzähle. Ihr Lieblingsmärchen, eine Geschichte von Heldenmut und Triumph. Auch der Assassine wirkt durcheinander, als hätte er noch nie den Beginn einer Geschichte gehört. Langsam lässt er die Hand sinken, als Ivys Talent fürs Geschichtenerzählen ihn in seinen Bann zieht.

»Esmeralda war schön und furchtlos. Sie lebte in einer Welt, in der Assassinen und Menschen noch gleichgestellt waren, als beide gemeinsam regierten und wir nicht Sklaven und Herr, sondern Freunde waren, als die Herrschaft nicht an den stärksten Assassinen weitergegeben, sondern ein König oder eine Königin gewählt wurde. Als es noch Frieden gab und unsere Welt nicht in Trümmern lag.

Als junges Mädchen wurde Esmeralda ihrer Familie beraubt, deshalb hatte sie niemanden außer ihrem besten Freund …«

Bei Ivys Worten scheint der Tumult um uns herum plötzlich in den Hintergrund zu rücken und ich kann sehen, wie gefesselt der Assassine an ihren Lippen hängt. Nur ich kann mich kaum auf ihre Worte konzentrieren, obwohl ich jedes Detail dieser Geschichte von Tapferkeit und Heldenmut auswendig kann. Die Angst steckt noch zu tief in mir und ich kann den Blick nicht von dem Assassinen lösen, dessen Ziel es ist, meine Schwester zu töten. Kann mich nur auf ihn fokussieren, jede seiner Rührungen beobachten und wider besseren Wissens hoffen, dass er meine Schwester verschont.

Erst der letzte Satz der Geschichte rüttelt mich auf.

»Du bist genauso mutig wie Esmeralda und eines Tages wirst du die Welt retten, Ivy.«

Der letzte Satz scheint meiner Schwester einfach so herauszurutschen, als hätte sie die Geschichte mit meinen Worten auswendig gelernt und wüsste gar nicht, wie sie sie anders beenden sollte. Sie scheint selbst verwirrt darüber, hält jedoch das Kinn gereckt und starrt den Assassinen genauso mutig an, wie ich mir immer Esmeralda vorgestellt habe.

Der Assassine weiß offensichtlich nicht, was er tun soll, und steht noch immer regungslos da, die Hand halb erhoben.

Etwas leiser fügt Ivy hinzu: »Zumindest ist es das, was meine Schwester Bree immer erzählt.«

Sie wirft einen Blick zurück zu mir und vielleicht ist es das, oder die ergreifende Art, wie sie unser Lieblingsmärchen erzählt hat, ihre Stimme oder das Glänzen ihres roten Haares, das in mir den Beschützerinstinkt aufflammen lässt. Ich weiß nur noch, dass Ivy alles ist, was ich habe, dass ich ohne meine Schwester nicht leben kann. Und als der Assassine sich schließlich fängt und erneut zum tötenden Schlag ausholt, gibt es nur eines, was ich tun kann. Schneller, als ich mich je zuvor in meinem Leben bewegt habe, schneller als ein Assassine, springe ich auf und werfe mich vor sie.

Das Letzte, was ich spüre, ist, wie sich seine harten Krallen in meinen Hals bohren.

1. Kapitel

Esme – 300 Jahre zuvor

Ich liebe New York.

Mir ist bewusst, dass genau dieses Gefühl, diese Bewunderung der Wolkenkratzer, der Genuss der Atmosphäre im Central Park, die Vorliebe zur Aufregung auf dem Broadway, schon vielen New Yorkern zum Verhängnis geworden ist. Man wird schlecht bezahlt und ausgebeutet – in einer anderen Stadt könnte ich mir ein Vielfaches meines derzeitigen Lebensstandards leisten, das doppelte Gehalt bekommen für die halbe Arbeit. Der Big Apple ist die Stadt der Träumer und Workaholics. Theaterschauspieler, Filmstars, Sänger und Businessikonen laufen jeden Tag durch diese Straßen.

Und ich. Ohne Anzeichen, jemals etwas davon zu werden, aber mit Begeisterung in meinem Herzen und Entschlossenheit in jedem meiner Schritte. Jedes Mal, wenn ich die Sonne über dieser Stadt aufgehen sehe, fühle ich, wie sie erwacht. Wenn ich in der Subway die verschiedensten Persönlichkeiten beobachte und dann die letzten Meter zur Arbeit gehe, die Dämmerung sehe und fühle – dann weiß ich, warum ich hier bin. Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Wolkenkratzer über mir zum Glitzern bringen, ich mir meinen Kaffee im Starbucks hole und ihn geradezu inhaliere, als wäre er meine Lebensgrundlage – ist er ja auch –, dann weiß ich, ich bin hier richtig. Für dieses Gefühl, den Gedanken, dass alles geschehen kann, alles möglich ist, für diese Freiheit würde ich alles geben.

Dabei habe ich es gar nicht mal so schlecht, denke ich, als ich vor meinem Arbeitsplatz ankomme und den Blick nach oben richte. Das Empire State Building, Wahrzeichen New Yorks (meiner Meinung nach zählt die Freiheitsstatue nicht, Liberty Island ist nicht dasselbe wie New York), ragt über mir so hoch auf, dass ich überhaupt nicht bis zur Spitze blicken kann, so sehr ich mich auch anstrenge. Obwohl es Donnerstagmorgen ist, gehen bereits die ersten Touristen ein und aus, zahlen Unsummen für den Weg zur historischen Aussichtsplattform. Meiner Meinung nach ist es das durchaus wert – der Blick ist unbezahlbar. Der von meinem Büro allerdings auch.

Nicht nur Touristen strömen an mir vorbei in das Gebäude. Viele, die hier arbeiten, sind Frühaufsteher und ich erkenne ein paar Gesichter wieder. Fidel vom Filipino Reporter winkt mir zu, als er vorbeigeht, während die Angestellten von Noven Pharmaceuticals den Blick streng auf ihr Mobiltelefon gerichtet halten, vermutlich in Gedanken bereits bei der Arbeit. Ein paar Asiaten der People’s Daily ignorieren mich, während die dunkelhäutige Macy, die bei Turkish Airlines arbeitet, bei meinem Anblick mal wieder die Augen verdreht.

So findet mich Livy, wie jeden Morgen, und packt mich energisch am Arm, um mich mit sich ins Gebäude zu ziehen.

»Du musst echt mal damit aufhören, das jeden Tag zu machen. Das ganze Gebäude hält dich für verrückt«, behauptet sie. »Außerdem arbeitest du jetzt schon seit zwei Jahren hier. Du solltest dich inzwischen an den Anblick gewöhnt haben.«

»Ich glaube, das werde ich nie«, seufze ich verträumt.

»Wenn du jemals so von einem Mann sprichst, ist er ein glücklicher Kerl«, kommentiert sie.

Diesmal bin ich es, die die Augen verdreht, doch ich erwidere nichts. Livy hat schon viele Liebesdramen mit mir durchmachen müssen, da sie immer die Erste ist, der ich alles erzähle, und sie hat recht: Noch nie war ich von einem Mann so begeistert wie von meinem Arbeitsplatz. Muss ich erwähnen, dass ich single bin?

»Guten Morgen«, begrüße ich den Asset, der am Eingang zu den Fahrstuhlräumen steht, meine Schlüsselkarte prüft und mit meinem Aussehen abgleicht. Wie immer habe ich den Weg ganz rechts gewählt, um von dem gut aussehenden, dunkelhaarigen Asset kontrolliert zu werden, der sich wie jeden Tag an seinen Kollegen vorbeidrängelt, um sich um mich zu kümmern, und mich anlächelt. Beim Anblick seines Grinsens und der unwiderstehlichen Grübchen werden mir wie so häufig die Knie weich. Der Ausdruck in seinen silbernen Augen lässt mich innerlich schmelzen.

Wieso kann ich keinen Mann finden, der so gut aussieht?

Livy schüttelt nur den Kopf, als wir nebeneinander durch die Ganzkörperscanner schreiten und dahinter von unseren jeweiligen Assets auf nicht vorhandene Waffen abgetastet werden, sie mit einem genervten, ich mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck. Wie immer ist mein Asset sehr gründlich, was ich ehrlich gesagt alles andere als unangenehm finde. Nur der Gedanke daran, dass er vermutlich einige Frauen in diesem Gebäude so zuvorkommend behandelt, mindert das Gefühl ein wenig.

»Ich wünsche einen schönen Tag«, meint der Asset schließlich und lächelt wieder mit Grübchen, sodass ich alle Gedanken an andere Frauen vergesse und innerlich wohlig aufseufze.

»Ebenfalls«, hauche ich zurück. Livy kichert, als wir gemeinsam in den Aufzug steigen.

»Ich nehme das von vorhin zurück. Ein Mann wäre noch glücklicher, wenn du ihn so behandelst wie diesen Asset«, meint sie schmunzelnd. »Zu schade, dass er kein Mensch ist.«

»Wenn ich so einen gut aussehenden Mann kennenlerne, bist du die Erste, die es erfährt«, entgegne ich. »Und ich meine, eine Frau muss sich doch auch mal etwas gönnen. Wenn ich schon so glücklich in den Tag starten darf, muss ich das auch nutzen, Asset hin oder her.«

»Wie du meinst. Ich finde es trotzdem seltsam, dass du auf so ein komisches Wesen stehen kannst.«

Ich versetze ihr einen spielerischen Schlag.

»Wie kann man nicht auf ihn stehen?«, will ich wissen. »Hast du diese Augen gesehen? Nicht grau, sondern silbern funkelnd. Und diese Muskeln! Diese Grübchen!«

»Nicht zu vergessen die scharfen Klauen und Zähne«, erwidert Livy trocken.

»Du bist total oberflächlich«, betone ich, obwohl ich gerade noch ich diejenige war, die die äußerlichen Vorzüge des Assets angepriesen hat.

Sie schweigt und ich richte meinen Blick auf die Anzeigetafel des Aufzugs, auf der ich das aktuelle Stockwerk ablesen kann. Noch befinden wir uns im ersten Stock und warten auf die anderen Mitarbeiter, von denen ich trotz der zwei Jahre Arbeitserfahrung hier nur einen winzigen Bruchteil kenne. Ein paar Gesichter kommen mir bekannt vor, als sich der Aufzug füllt. Die violetten Haare einer Büroangestellten habe ich bereits einmal gesehen, auch die orangefarbene Kurzhaarfrisur eines dunkelhäutigen Afrikaners. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner hier mich kennt – mit meinen langweiligen schwarzen Haaren und der hellen Haut habe ich kaum Wiedererkennungswert. Wenn, dann bemerken sie mich nur als das Mädchen, das die ganze Zeit mit der schönen Olivia herumhängt.

Endlich schließen sich die goldenen Türen des Aufzugs, bevor er an Fahrt aufnimmt. Wir sind so schnell, dass ich das Gefühl habe, meine Füße gegen den Boden zu stemmen, und in der Animation an den Aufzugwänden, welche die Außenwelt zeigt, sehe ich die immer kleiner werdenden Menschen und Straßen New Yorks. Als wir schließlich im sechzigsten Stock abbremsen, spüre ich für einen Moment Schwerelosigkeit.

Der Aufzug, den Livy und ich genommen haben, ist jener für den sechzigsten bis achtzigsten Stock. Bei den hundertzwei Stockwerken des Gebäudes ist es grundlegend, ein wenig Ordnung in den Transfer der Angestellten zu bringen. Obwohl die Aufzüge unerwarteterweise schnell sind, könnte man das Gebäude retro nennen – 1930 erbaut. Es steht jedenfalls bereits auf der Liste der Weltkulturerbestätten, wobei die Lifte erst vor fünf Jahren renoviert wurden und seitdem den neuesten Standards entsprechen. Kein Wunder bei der Miete, die man hier für die Büroflächen zahlen muss.

Trotz der Strukturierung der Aufzüge dauert es eine Weile, bis Livy und ich im achtundsiebzigsten Stockwerk ankommen, da wir fast auf jeder Ebene halten und Menschen aussteigen. Schließlich jedoch erreichen wir unser Stockwerk, treten in den Ausgangsbereich und nach dem Scannen unserer Schlüsselkarte in das Hauptquartier der Human Rights Foundation.

»Ich liebe New York!«, rufe ich begeistert aus und stürze mich auf den Sessel, der am Fenster für mich bereitsteht, seit ich ihn an meinem ersten Tag dorthin gerückt habe. Auf dieser Höhe kann man die meisten benachbarten Wolkenkratzer bereits überblicken – die wirklich hohen Türme werden in New Jersey erbaut, um dem Tourismus des Empire State Buildings und Rockefeller Centers nicht die Show zu stehlen. Durch das Fenster, das nach Osten gerichtet ist, kann ich dabei zusehen, wie die aufgehende Sonne die Wolken pink und rosa färbt. Livy verdreht mal wieder nur die Augen, doch mir entgeht nicht, wie sie einen Blick nach Norden zum Central Park wirft und ihr Gesichtsausdruck bei der Aussicht auf ihren Lieblingsort weich wird.

Wortlos macht sie sich an der Küchenzeile zu schaffen und drückt mir dann nach ein paar Minuten einen Kaffee in die Hand, nachdem sie mir den vorherigen abgenommen hat. Sie setzt sich in den zweiten Sessel am Fenster und wortlos genießen wir die Aussicht.

Die Sonne ist schon ein ganzes Stück über den Himmel gewandert, als wir uns wieder erheben und auf den Weg in unser Büro machen – gerade pünktlich, um unseren Chef herauskommen zu sehen.

»Diese Frühaufsteher«, grummelt er mit einem Gähner, zwinkert uns aber zu, bevor er zu den Aufzügen geht.

»Diese Vampire«, rufe ich ihm hinterher und bringe ihn damit zum Lachen. Auch Livy kann sich ein Kichern nicht verkneifen, unser Chef ist einfach unschlagbar. Während wir beide in den frühen Morgenstunden mit der Arbeit beginnen, ist er selten vor Einbruch der Dunkelheit im Büro anzutreffen. Dafür bleibt er aber auch bis nach Sonnenaufgang. Er behauptet, sein Tagesrhythmus gefalle ihm so besser, aber ich bezweifle, dass es gesund ist.

Das Großraumbüro, in dem Livy, ich und noch etwa zwanzig weitere Angestellte arbeiten, hat völlig verglaste Wände und ich habe mir natürlich einen Platz am Fenster erkämpft. Mit einem letzten verträumten Blick auf die Sonne setze ich mich hin und stürze mich auf den Stapel an Arbeit, der bereits auf mich wartet. Menschenrechte erkämpfen sich schließlich nicht von allein.

2. Kapitel

Die Mittagspause ist wie immer ein Abenteuer. Nicht das Essen, natürlich – die Cafeteria im dreiundsiebzigsten Stock hat uns mit ihren Köstlichkeiten noch nie im Stich gelassen. Nein, das Abenteuer ist der Ort, an dem wir essen. Nachdem Livy und ich uns in der Cafeteria unser Mittagessen zum Mitnehmen geholt haben – sie wie immer einen Salat, ich das heutige Tagesgericht, Schweinefiletscheiben gefüllt mit Tomatenpesto zu Bandnudeln –, steigen wir in einen der Aufzüge, der zum Transport zwischen den Stockwerken gedacht ist. Die Fahrt dauert nur wenige Sekunden, bis wir im hundertdritten Stockwerk aussteigen und die leeren Flure entlang bis zum Balkon laufen.

Obwohl bereits der Blick von meinem Büro aus magisch ist, ist er kein Vergleich zu diesem Ort. Der geheime Balkon in dieser Etage – der gar nicht mal so geheim ist, wie der Name sagt, was die etwa zwanzig Menschen zeigen, die sich bereits hier versammelt haben – bietet einen Adrenalinkick der besonderen Art. Livy und ich setzen uns an das Geländer und starren auf die Stadt, während wir essen und sie mir von ihrem Freund erzählt, ein Künstler, der gerade in New Jersey eine Ausstellung hat. Der Wind fährt mir durch meine langen Haare, verwirbelt sie, sodass sich ihr Schwarz und Livys Rot mischen, während wir reden und lachen und das Leben genießen. Ich liebe New York, ich liebe dieses Gebäude, ich liebe meinen Job. Ich habe das Gefühl, dass keine Sorge dieser Welt mich hier jemals erreichen kann.

Der Boden ist so weit entfernt, dass sowohl Menschen als auch Autos kaum erkennbar sind. Dennoch ist es auffällig, als der Verkehr unter uns plötzlich stockt. Viele Autos bleiben an einem Fleck, doch vereinzelt sehe ich auch einige, die schneller fahren und sich eine Verfolgungsjagd zu liefern scheinen.

»Was ist denn da los?«, frage ich verwirrt, doch Livy zuckt nur unbekümmert die Schultern.

Auch meine Sorge hält sich in Grenzen. Möglicherweise ein illegales Autorennen – auch wenn ich noch nie von einem im Herzen New Yorks mitten am Tag gehört habe. Doch ich bin mir sicher, dass sich die Polizei und die Assets darum kümmern werden.

Dann jedoch fallen mir die Flugzeuge auf.

Der LaGuardia Airport ist so nahe am Stadtzentrum, dass wir von unserem Büro immer wieder kleine Flieger sehen können, die über der Stadt vorbeiziehen. Doch niemals sind sie so nah wie heute, die Flugzeuge scheinen über der Stadt zu kreisen. Da bemerke ich eines, das unkontrolliert zu Boden fällt, und stehe schockiert auf.

»Irgendetwas stimmt nicht«, sage ich atemlos und auch Livy erhebt sich langsam.

»Ein Terroranschlag?«, mutmaßt sie und zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen. Auch die anderen Menschen auf der Plattform regen sich, runzeln besorgt die Stirn oder tippen verwundert auf ihre Handys, vermutlich um den Grund für diese Aufregung zu googeln.