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Im Kampf zwischen Himmel und Hölle … welche Seite wählst du?
Die fesselnde Romantasy-Reihe für Fans fantastischer Welten
Joelle lebt seit ihrem zehnten Lebensjahr als Schülerin bei der Ghost Hunter Association in Paris, der größten Vereinigung von Geisterjägern. Sie bereitet sich darauf vor, die Menschen vor den Kräften des Jenseits und der Hölle zu beschützen, obwohl sie als Halbdämonin selbst Verbindungen in die Hölle besitzt, die ihr nicht gefallen. Dann erreicht sie ein Brief, in dem ihr dämonischer Vater Samael sie auffordert zu ihm in die Hölle zu kommen. Dass außerdem auch noch ihr Exfreund Gábor in Paris auftaucht, sorgt nicht nur für heftiges Herzklopfen, sondern reißt auch alte Wunden auf. Plötzlich befindet sich Joelle zwischen den Fronten eines alten Kampfes und muss sich ihren Gefühlen stellen. Selbst auf die Gefahr hin, dass Gábor sie von sich stößt, wenn er ihr größtes Geheimnis kennt …
Erste Leserstimmen
„Fesselnde Romantasy voller Spannung und Gefühl!“
„Ich bin komplett in dieser fantastischen Welt versunken und konnte nicht aufhören zu lesen.“
„Mystische, romantische und dämonisch spannende Urban Fantasy!“
„Eine wundervolle Mischung aus Geheimnissen, Intrigen und natürlich Liebe.“
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Seitenzahl: 660
Veröffentlichungsjahr: 2021
Joelle lebt seit ihrem zehnten Lebensjahr als Schülerin bei der Ghost Hunter Association in Paris, der größten Vereinigung von Geisterjägern. Sie bereitet sich darauf vor, die Menschen vor den Kräften des Jenseits und der Hölle zu beschützen, obwohl sie als Halbdämonin selbst Verbindungen in die Hölle besitzt, die ihr nicht gefallen. Dann erreicht sie ein Brief, in dem ihr dämonischer Vater Samael sie auffordert zu ihm in die Hölle zu kommen. Dass außerdem auch noch ihr Exfreund Gábor in Paris auftaucht, sorgt nicht nur für heftiges Herzklopfen, sondern reißt auch alte Wunden auf. Plötzlich befindet sich Joelle zwischen den Fronten eines alten Kampfes und muss sich ihren Gefühlen stellen. Selbst auf die Gefahr hin, dass Gábor sie von sich stößt, wenn er ihr größtes Geheimnis kennt …
Erstausgabe Mai 2021
Copyright © 2025 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-96817-650-5 Taschenbuch-ISBN: 978-3-96817-713-7
Covergestaltung: Vivien Summer unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com: © Vitalii Hulai, © Artikom jumpamoon, © Slava2009, © Only background, © Arsgera, © nevodka, © seksan wangkeeree, © d1sk Lektorat: Lektorat Reim
E-Book-Version 22.01.2025, 10:38:16.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Spoilerwarnung Diese Geschichte enthält Spoiler zu „Hekates Erbe– Der Schlüssel zur Welt“ und „Hekates Erbe– Der Schlüssel des Himmels“ bezüglich Miláns Geheimnis, Gyulas Identität und Grigoris Vergangenheit.
Für alle Männer in meinem Leben– ohne euch wäre es nicht halb so schön!
Niemand hat größere Liebe
denn die, dass er sein Leben lässt
für seine Freunde.
Johannes 15, 13
Liebe Leser:innen,
ich freue mich sehr, dass ihr mein Buch in der Hand haltet.
Doch ich muss euch auf ein paar Dinge hinweisen, ehe ihr mit dem Lesen beginnt. In Ghost Hunter Academy werden andersartige Beziehungsformen thematisiert. Es gibt neben der Monogamie auch Polygamie.
Dies ist kein Angriff auf etablierte Beziehungsformen, sondern der Versuch, so etwas im Rahmen einer Geschichte durchzuspielen. Es geht auch um die Sexualität der Frau. Wie viel sexuelle Freiheit haben Frauen wirklich? Was ist akzeptiert, wo erfahren sie Gegenwind? All das habe ich in diese Geschichte miteinbezogen.
Dadurch, dass keine reinen Menschen, sondern Halbdämonen die Protagonisten dieser Geschichte sind, fällt es dem ein oder anderen sicher leichter, andersartige Formen von Liebe und Beziehung zu tolerieren und sich damit auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Punkt ist das Trauma der Protagonistin Joelle. Es wird im Lauf der Geschichte erklärt, warum sie (und auch der junge Halbdämon Milán) keine Therapie machen kann, keine Medikamente bekommt und sich lange niemandem anvertraut. Es liegt an der fiktiven Gemeinschaft der Geisterjäger, in der sie sich bewegt. Hier gilt alles von der Norm abweichende, jede Krankheit, sowohl physisch als auch psychisch, als Schwäche, die der potenzielle Feind ausnutzen könnte. Zudem werden Halbdämonen wie reine Dämonen nicht krank. Halbdämonen können allerdings psychische Leiden entwickeln. Dies wird negiert.
Für die reale Welt, unsere Welt, sollte dies nicht gelten.
Nutze in schwierigen Lebenslagen ohne Scheu psychologische Beratungsstellen wie diese kostenlosen Hilfenummern des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen:
Beratungen für Kinder und Jugendliche 0800 - 111 0 333
Beratungen für Eltern 0800 - 111 0 550
Oder nutze die Angebote kirchlicher Träger wie die
Telefonseelsorge (evangelisch) unter 0800 - 111 0 111 oder die
Telefonseelsorge (katholisch)unter 0800 - 111 0 222.
Zum Thema Gewalt:
Geisterjäger sind Krieger. Sie werden darauf trainiert, zu kämpfen und zu töten. Schon die Schüler*innen werden dazu ermuntert, eher von ihren Fäusten als von klugen Argumenten Gebrauch zu machen. Dies ist die Mentalität der erfundenen Welt der Geisterjäger und ihrer Einrichtungen und spiegelt nicht meine Meinung zu Gewalt wider. Weder bin ich dafür, Gewalt zu verherrlichen, noch dafür, sie als Mittel zur Konfliktlösung zu empfehlen. Denn das ist sie nicht und kann sie niemals sein.
Szenen in diesem Buch, die Gewalt enthalten, dienen allein zum Vorantreiben der Handlung oder zur Zuspitzung eines Konflikts.
Ich wünsche euch romantische und spannende Lesestunden mit Ghost Hunter Academy – Verborgenes Erbe!
Eure Sarah Short
10CC – I’m not in love
The Beatles – Across the universe
Arlo Guthrie – City of New Orleans
Fleetwood Mac – Never going back again
John Denver – Country Roads
The Who – Behind blue eyes
Sufjan Stevens – Should have known better
Jim Croce – Time in a bottle
Fleetwood Mac – Landslide
Rod Stewart – Maggie May
Uriah Heep – Lady in black
Zedd feat. The Foxxes – Clarity
Apocalyptica – The Unforgiven
John Denver – Annie’s song
Elliot Smith – Between the bars
Avicii – Addicted to you
Tom Odell – Another love
Jim Croce – I got a name
Gábor
Vor anderthalb Jahren
„Joelle! Verdammt, jetzt bleib doch mal stehen!“
Ich lief einem Mädchen hinterher. Gábor Farkas lief einem Mädchen hinterher. Und das nicht erst seit vorgestern. Es war peinlich, aber nicht zu ändern. Joelle Nara Aynurin machte aus mir den größten Trottel, den die vier Welten je gesehen hatten.
Vor ziemlich genau zehn Monaten hatte sie mir endlich zum ersten Mal länger als eine Sekunde in die Augen gesehen. Kurz darauf hatte sie angefangen, mich zu grüßen und in vollständigen Sätzen mit mir zu sprechen. Von da an war es leichter geworden.
Einige Zeit hatte ich mir vorgemacht, sie würde dasselbe für mich empfinden wie ich für sie, dass wir ein Paar werden würden. Doch jede ihrer Handlungen, jede ihrer Aussagen war mit einem großen „Aber“ versehen und ließ mich ständig zweifeln. Kameradschaft ja, aber Freundschaft nein. Dann Freundschaft ja, aber Liebe nein. Und schließlich Sex ja, aber Beziehung nein. Von dem Zeitpunkt, als ich sie soweit hatte, mich als ihren festen Freund zu betrachten, bis zu ihrem denkbar größten Zugeständnis an mich, hatte nichts auf diese Katastrophe hingedeutet.
Seit einer Woche zerbrach ich mir den Kopf darüber, was zum Teufel ich falsch gemacht hatte.
Joelle redete nicht mehr mit mir. Nach der verdammt noch mal wundervollsten Nacht meines Lebens war sie einfach abgehauen. Es fühlte sich beschissen an, von ihr ignoriert zu werden. Jedes Mal, wenn sie mir über den Weg lief, nur um sofort Reißaus zu nehmen, quetschte eine krallenbewehrte Hand mein Herz zusammen. So weit war es schon. Ich dachte in beknackten Metaphern.
Aber jetzt hatte ich sie. Sie stand vor ihrer Zimmertür und konnte nicht flüchten, weil ich die Klinke festhielt. Ich kam mir erbärmlicher vor denn je.
„Warum gehst du mir aus dem Weg?“, fragte ich so ruhig wie möglich. Die schwarzen Mandelaugen hatten einen harten Glanz, der süße Mund bildete eine schmale Linie. Die Arme hatte sie vor dem anbetungswürdigen Busen verschränkt. Ihre Haltung strahlte Unbeugsamkeit aus. Doch hinter ihrer aufgesetzten Stärke und Sturheit verbarg sich eine tiefsitzende Angst, an die ich nicht rühren durfte. Eine falsche Bewegung, ein falsches Wort und sie würde ausrasten. Wüsste ich das nicht, ich hätte sie für ihr zickiges Verhalten längst in den Wind geschossen. Sie funkelte mich an, so sehr hasste sie es, dass ich sie erwischt hatte.
Ich seufzte. „Du willst das also durchziehen. Okay. Dann gehe ich mal davon aus, dass ich dir mit irgendwas zu nahegetreten bin.“ Verdammt, das war schwerer als gedacht. Ich schluckte trocken. Sie schwieg, löste aber die Arme, um mit ihrem Armband zu spielen. Ich wollte ihre Hände nehmen, sie an mich ziehen und so tun, als ob alles in Ordnung wäre.
Tatsache aber war, dass wir eine Rolle rückwärts gemacht hatten und ich womöglich wieder von vorne anfangen musste.
Meine Stimme klang schon nicht mehr so fest, wie ich es mir wünschte.
„Was hab ich getan, dass du mir nicht mehr vertraust?“
Sie schüttelte leicht den Kopf. Ich vertraue dir, hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. Ich vertraue nur mir selbst nicht. Bitte lass mich in Ruhe.
Das war so absolut nicht das, was ich hören wollte.
„Denkst du allen Ernstes, dass ich dich nur flachlegen wollte?“
Schweigen. Nicht mal eine Geste. Ich atmete tief durch. Schön. Dann eben auf die gemeine Tour. „Aber wenn ich es mir recht überlege, sieht es eigentlich eher danach aus, als würdest du mich abservieren. Jetzt, wo du mit mir im Bett warst.“
Ich konnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein, aber dieses Schweigen machte mich wahnsinnig. Sie auf die Palme zu bringen, war manchmal der einzige Weg, etwas aus ihr herauszubekommen.
Und da traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hätte ihr nie sagen dürfen, dass ich in sie verliebt war. Dass mir ausgerechnet bei ihr so ein beschissener Fehler unterlaufen musste! Ich war so ein Idiot!
Ihr Blick wurde offener. „Es tut mir leid. Ich kann das einfach nicht. Ich dachte, so wäre es am leichtesten für dich.“ Sie sprach so leise, dass ich mich anstrengen musste, alles mitzukriegen.
„Wenn ich denke, dass du mich hasst?“ Ich schüttelte aufgebracht den Kopf.
„Du solltest dir keine Hoffnungen machen.“
Oh, Scheiße. Ihre Unterlippe bebte. Sie biss darauf, was mich augenblicklich in den Moment zurückversetzte, als alles den Bach runtergegangen war.
„Mir tut’s leid, Joelle. Ich hab’s verbockt.“
Da legte sie die Hand auf meine. „Hast du nicht.“
Na wenigstens etwas. In meinem Magen befanden sich auf einmal zwei Säcke Zement. Auf keinen Fall würde ich auch nur eine Träne vor ihr vergießen.
Ich hatte mich schon genug erniedrigt.
Sie ließ es zu, dass ich die Hand an ihre Schläfe legte. Zum ersten Mal tat es weh, sie zu berühren.
Ich räusperte mich. „Wenn wir eine Beziehung führen würden, hätte ich mich jetzt sowieso von dir getrennt. Vater hat mich in die Hölle beordert. Die Abschlussprüfungen sind vorbei, es gibt also keinen Grund, noch länger zu warten. Heute Abend bin ich weg. Du hättest dir nicht so viel Mühe geben müssen, mich loszuwerden.“ Der letzte Satz war fies, aber sie sollte ruhig merken, wie sehr sie mir zusetzte.
Der Kloß in meinem Hals verhärtete sich, als ich sah, dass sie genauso wie ich mit den Tränen kämpfte. Ich spürte, dass sie in Wirklichkeit nicht wollte, dass ich ging. Und das musste mir genügen. So schwer es auch war.
„Mach‘s gut, Joelle.“ Dann küsste ich sie auf die Wange und ging hastig davon, bevor sie merkte, dass ich vollkommen die Fassung verlor.
Den ganzen Weg durch das ausgestorbene Treppenhaus liefen mir die Tränen über die Wangen.
Joelle
Gegenwart
Deus aleis non ludit. Gott würfelt nicht. Dieser rätselhafte Satz stand über der Tür der Sporthalle. Wenn das stimmte, dann gab es keine Entschuldigung, warum ER direkt darunter aufgetaucht war. Natürlich nicht Gott, sondern mein … Ich wusste nicht einmal, als was ich ihn bezeichnen sollte.
Da stand er, lässig eine Hand in der Hosentasche und rief alles in mir wach, was ich nur selten an die Oberfläche kommen ließ. Weil es wehtat.
Aber es war zwecklos, die hereinbrechenden Erinnerungen auszublenden. Sein Körper über meinem, der Geschmack seiner Haut unter meinen Lippen, das unbeschreibliche Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Mein lusterfülltes Keuchen hallte mir in den Ohren, als Wärme in meine untere Körperhälfte schoss. Ich zuckte zusammen und ließ mein Schwert fallen. Trotzdem sah ich immer noch an meinem Trainingspartner vorbei in Richtung Tür.
„Verdammt, Jo, pass auf!“, ermahnte Tristan mich auf Französisch. „Hier bin ich!“
Blinzelnd richtete ich den Blick auf ihn. Er hüpfte vor mir auf und ab, sodass sein eng sitzendes Achselshirt etwas hochrutschte und sein Sixpack hervorblitzen ließ. Nicht dass Tristans Muskeln mich beeindrucken würden, es gab niemanden hier, der nicht total durchtrainiert war. Selbst ich war nach jahrelangem Sport- und Kampftraining ein gutes Stück entfernt von der zarten Prinzessin, die meine geringe Körpergröße jedem auf den ersten Blick suggerierte. Meine Gedanken strudelten unkontrolliert in meinem Kopf. Ich konnte mich jetzt nicht auf meinen Zimmergenossen konzentrieren. Das sah er genauso, denn er stellte das alberne Hüpfen ein und grinste mich wissend an.
„Er ist schon heute Morgen angekommen, aber du warst nicht mehr im Speisesaal. Hat gleich nach dir gefragt.“ Er wackelte mit den Augenbrauen. Idiot.
„Ja, danke, Tris“, fauchte ich. „Falls du dich erinnerst, hab ich mich damals nicht unsterblich in ihn verliebt, was eine gute Entscheidung war, weil er einfach abgehauen ist, nachdem er bekommen hatte, was er wollte.“
Das entsprach nicht der Wahrheit, denn ich hatte ihn mehr oder weniger ignoriert, bis er überraschend fortgemusst hatte. Nicht das beste Ende unserer Liaison, aber ein Ende. Um meinen Mund legte sich ein bitterer Zug, den ich hektisch weglächelte. Ich verstand nicht, warum es mich so aufwühlte, ihn zu sehen, wir hatten einvernehmlich beschlossen, wegen der Entfernung keine Beziehung anzufangen. Was nichts daran änderte, dass ich sehr oft an ihn dachte und mich selbst für meine Gefühlsduseleien verfluchte. Er hatte nur nach mir gefragt, weil er vielleicht daran interessiert war, unser Arrangement für den Zeitraum seines Aufenthalts im Hauptquartier wieder aufleben zu lassen. Und bestimmt nicht mehr. Er brauchte nicht zu wissen, dass ich die Erinnerungen an ihn, die Gefühle für ihn an meinem Körper wie an meiner Seele trug wie ein unsichtbares Brandmal.
Gábor war der Kerl, den ich niemals vergessen konnte, weil wir durch reine Unachtsamkeit unsere Seelen miteinander verbunden hatten. Erst wenn einer von uns beiden starb, würde sich dieses unsichtbare Band lösen. Gábor würde für mich immer der Typ im Hinterkopf bleiben. Manchmal war es beschissen, ein Halbdämon zu sein.
In diesem Augenblick fand er mich. Quer durch den Raum fixierten mich seine dunklen Augen, fast schwarz wie meine eigenen, während sein Mund sich zu diesem unverschämt heißen Lächeln verzog. War das etwa ein Ziehen in meinem Bauch? Dieser …! Aber ich brachte es auch nicht über mich, ihn zu ignorieren. Wenn ich ehrlich zu mir war, wollte ich ihn unbedingt sehen. Hoffentlich hatte er diesmal ein Einzelzimmer. Bei diesem Gedanken lief ich rot an. Bevor ich reagieren konnte, hatte er sich bereits wieder abgewandt. Tristan lachte jetzt richtig. „Na, Jo, tanzen die Hormone Tango? Wie gut, dass du nichts an mir findest, ich hätte kaum eine Nacht Ruhe vor dir.“
„Du bist ein Depp, Tris! Und ich mag dich zu gern, um mit dir in die Kiste zu steigen.“ Da lächelte er mich an, bevor er mir versöhnlich auf die Schulter klopfte.
„Ich weiß. Anaїs Dauphin weiß es aber nicht, was meine Chancen bei ihr garantiert erhöht. Du weißt schon, sie kann sich nicht sicher sein, ob du nicht doch eine Konkurrentin bist. Die Neue da hinten mit den schönen … blonden Haaren.“
Ich grinste trotz meiner Aufregung. „Viel Glück. Bitte häng ein Schild an unsere Zimmertür, wenn sie da ist.“
Tristan, der alte Charmeur, würde höchstwahrscheinlich nicht lange brauchen, um die neue Schülerin von den Vorzügen des Internatslebens im Allgemeinen und sich selbst im Besonderen zu überzeugen.
„Soll ich zu ihm gehen?“ Ich strich mir die verschwitzten Haarsträhnen zurück, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatten. Vielleicht sollte ich mich aber auch so schnell wie möglich in die Umkleide flüchten und ausgiebig duschen, bevor ich ihm gegenübertrat. Schließlich hatten wir uns ewig nicht mehr getroffen, da konnte ich es mir eigentlich nicht leisten, mein Aussehen zu vernachlässigen. Sogar wenn ich ihn eigentlich abserviert hatte. Eigentlich.
„So nervös! Hör auf, die Hände zu kneten, das machen nur alte Weiber und Priester.“ Tristan lachte leise. Seine rötlichen, kurzen Haare waren ebenso schweißgetränkt wie meine. Seit zwei Stunden kämpften wir beinahe pausenlos gegeneinander in der riesigen Sporthalle der Ghost Hunter Association in Paris. Wir lebten hier im Internat, Tristan und ich seit gut acht Jahren. Wie alle hier bereiteten wir uns darauf vor, Geisterjäger zu werden und die Welt der Menschen vor den bösen Kräften des Jenseits und der Hölle zu schützen, was auch Dämonen einschloss.
Seufzend bückte ich mich, um mein Kurzschwert aufzuheben. Um uns herum gingen die Übungsduelle weiter, Schwerterklirren und gelegentliches Rufen erfüllte den hohen Raum. Unsere Trainer Albert Renard, ein untersetzter Mann mit einem gewaltigen Schnauzer im Gesicht, und Georgette Corbeau, eine hochgewachsene Frau undefinierbaren Alters, wie immer mit strengem Dutt, standen vor der Doppeltür zur Halle. Sie waren ins Gespräch mit dem Neuankömmling vertieft und bemerkten nicht, dass Tristan und ich eine unerlaubte Pause einlegten. Ich schaute auf die Uhr an der Wand über dem Geräteraum.
„Gleich Zeit fürs Mittagessen, ich geb mir jetzt nicht die Blöße und renne gleich zu ihm. Soweit kommt’s noch! Los, Aufstellung!“
Wir machten weiter. Leider war es um meine Konzentration immer noch schlecht bestellt und ich verdankte es allein Tristans Güte, dass ich mir lediglich zwei Schnitte am linken Oberarm einfing und nicht mehr. Mit Holzschwertern kämpften nämlich nur die Jüngeren. Körperschutz gab es auch keinen, damit wir uns richtig verteidigten. Wozu ich heute leider nicht im Stande war. Dauernd ließ ich meine Deckung fallen und lieferte meinem Kumpel eine gute Vorlage nach der anderen. Kopfschüttelnd sprang er irgendwann hinter mich und setzte mir sein Schwert an die Kehle.
„Wenn du gegen jemand anderen kämpfen würdest, lägst du schon auf der Krankenstation. Du gehst jetzt duschen. Ich sage Käpt’n Schnauzbart, dass du dich verletzt hast. Ist ja nicht ganz gelogen.“
„Danke. Tut mir leid, ich war mit den Gedanken woanders.“ Zum Beispiel bei der Frage, was ich zum Mittagessen anziehen sollte und was zum Teufel ich mit IHM reden sollte, wenn wir uns gegenüberstanden.
„Schon gut. Ich hab sowieso noch was vor.“ Er schaute zu der neuen Blondine hinüber, die mit der kleinen Anouk Dupont, unserer rothaarigen Streberin, üben musste.
„Was quatscht er denn so ewig mit Renard?“
„Wärst du mal länger beim Frühstück geblieben, dann müsstest du mich jetzt nicht ausfragen“, zog Tristan mich auf.
„Hast du nun eine Ahnung, warum er wieder hier ist, oder nicht?“, entgegnete ich ungeduldig.
„Es geht sicher um den Trainingsplan seines Bruders.“
Ich machte große Augen. „Was? Sein Bruder kommt auch wieder her? Welcher von beiden? Und warum nur einer?“
Tristans Grinsen erstarb. „Das solltest du ihn lieber selbst fragen. Und jetzt ab mit dir, Madame Corbeau holt schon ihre Trillerpfeife raus.“
Ich joggte davon in Richtung Dusche und war noch vor den Ersten wieder draußen.
In meinem und Tristans Zimmer angekommen warf ich das nasse Badelaken nachlässig über einen Stuhl und zog das T-Shirt aus, das ich beim Frühstück mit einem dicken Klecks Erdbeermarmelade verziert hatte. Ich entschied mich nach einigem Hin und Her für ein hellgrünes Langarmshirt, das meine frischen Wunden verdeckte.
Ich öffnete mein Sprossenfenster weit, um einen Moment die warme Mailuft hereinzulassen und die Sonne auf mein ohnehin schon erhitztes Gesicht scheinen zu lassen. Nach dem Training brauchte ich immer eine ganze Weile, bis ich abkühlte. Heute war das schwerer als sonst. Kribbelig stopfte ich die Sportsachen und mein schmutziges T-Shirt in den übervollen Wäschesack, kämmte mir vor dem Wandspiegel neben der Tür meine fast schwarzen Haare, bis sie mir schon etwas trockener über den Rücken hingen und sich vorne leicht lockten. Prüfend glitt mein Blick zu meinem Dekolleté. Der Ausschnitt des Shirts war womöglich etwas zu gewagt. Ich wollte vermeiden, dass alle dachten, ich hätte es nötig. Das hatte ich nämlich nicht. Männliche Aufmerksamkeit war etwas, das mir überreich geschenkt wurde, ob ich es beabsichtigte oder nicht. Damit befand ich mich allerdings in bester Gesellschaft. Halbdämoninnen wie ich waren im Hauptquartier der Ghost Hunter Association vielleicht normal, für den Rest der Welt galt das nicht. Keiner hier sah gewöhnlich aus, unsere menschlichen Trainer verblassten neben uns. Von Monsieur Renards Schnauzer abgesehen, der fiel überall auf. Wenn wir uns in die Öffentlichkeit wagten, stachen wir aus der Menge heraus, so gut wir uns auch tarnten. Menschen konnten uns nicht links liegen lassen, wenn wir nicht gerade mit anderen Welten in Berührung kamen, denn dann wurden wir für die meisten automatisch unsichtbar. Denn die Geister schirmten uns ab, indem sie für menschliche Augen sämtliches Licht in ihrer Umgebung einsaugten. Schlenderten Tristan, Luc und ich aber gemütlich durch den Park, folgten uns die Blicke, teils bewundernd, teils ängstlich. Normale Menschen mieden uns trotz aller Attraktivität, sie spürten das Dämonenblut in uns, die Fremdheit, das Böse der Hölle. Sie wussten ja nicht, dass wir sie vor genau diesem Übel bewahrten. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir uns für die Hölle oder das Diesseits entscheiden mussten. Was ich aus ganz persönlichen Gründen so lange wie möglich hinauszögern würde.
Die strengen Regeln der Vereinigung der Geisterjäger erlaubten aber ohnehin keine engen Kontakte zu Normalsterblichen. Uns Halbdämonen, die wertvollsten und besten Kämpfer, die sie zu besitzen glaubte, bewachte sie mit Argusaugen. Wir alle stammten von gefallenen Engeln ab; von jenen sagenumwobenen Wesen, die einst an der Schöpfung mitgewirkt und sich auf der Erde mit Menschenfrauen eingelassen hatten und mit ihnen nach wie vor Kinder zeugten. In den apokryphen Schriften der Bibel nannte man sie auch „Die Zweihundert“, doch es gab noch mehr von ihnen. Letztendlich war es nicht allein die Existenz der Nephilim, die Gott erzürnte, sondern weit mehr die von Luzifer angeführte Rebellion gegen ihn. Dafür verloren die Engel das Paradies, durften sich aber durch Gottes Gnade die Dimension der Hölle als eigenes Reich erschaffen, das durch Portale mit dem Diesseits, der Welt der Menschen, und mit dem Jenseits, der Welt der Geister, in Verbindung stand.
Meine Mutter hatte mir einmal erklärt, dass die Existenz der Hölle notwendig war, um ein stabiles Gleichgewicht zwischen den universellen Kräften Gut und Böse zu gewährleisten. Fehlte das Böse, für das die Hölle stand, geriet die Ordnung des Universums aus den Fugen, was zur Vernichtung aller Welten führen würde. Vielleicht war das richtig, aber deshalb wollte ich trotzdem nicht zur Hölle gehören. Auch das war eines der unüberbrückbaren Hindernisse zwischen meinem Exfreund und mir. Er gehörte längst zur Hölle. Besser, er wäre dort geblieben.
Ich schüttelte den Kopf, um die ungeordneten Gedanken zu vertreiben. Sie waren nicht mehr als eine Verzögerungstaktik.
Wie um mir selbst Mut zu machen, jetzt aus meiner Tür herauszugehen, lächelte ich mein Spiegelbild an. Mit fahrigen Bewegungen strich ich mir die Haare zurück. Meine Finger zitterten vor Aufregung. Als wollte ich mich hypnotisieren, betrachtete ich mich selbst.
Für die hiesigen Verhältnisse hatte ich eine normale Figur, durchtrainiert, aber nicht unweiblich. Meine schmal geschnittene Bluejeans war marmeladenfrei und saß perfekt.
Mein Busen neigte leider zuweilen dazu, die Grenzen der gängigen Oberteile für meine Körpergröße und -fülle zu missachten, weshalb ich zumindest obenherum weitere Kleidung bevorzugte und lieber in Schlabbershirts herumlief, als jedem meinen Ausschnitt zu präsentieren. Interessanterweise hielt selbst das einige Mitschüler nicht davon ab, mir Avancen zu machen, sofern ich es zuließ. Mein dämonischer Vater hatte mir die Gabe der Verführung vererbt. Ich kannte niemanden, bei dem diese Gabe schlechter aufgehoben war, als mich. Wenn ich es darauf anlegte, verfehlte sie bei keinem ihre Wirkung. Außer bei Tristan, und das, aber natürlich nicht nur das, machte ihn zu einem meiner besten Freunde.
Ein anderer Freund wartete hoffentlich auf mich im Speisesaal. Auch wenn Freund nicht die richtige Bezeichnung war. Nicht mehr. Vielleicht war sie es nie gewesen. Verflossener allerdings ebenso wenig. Nennen wir ihn den Typen, der mir die Unschuld geraubt und sich wie ein Gehirnparasit in meinem Kopf festgesetzt hat, seit ich ihm vor über einem Jahr zuletzt begegnet bin.
Ich atmete tief durch. Es war nicht mehr als Schwärmerei. Und Sex. Nichts, was diese Nervosität rechtfertigt.Du kannst das. Es ist nur Gábor. Doch mein Herz trommelte mir auf einmal gegen die Rippen.
Ich betastete die mongolische Münze an meinem Lederarmband, um mich wieder zu erden. Die vertrauten Umrisse zu spüren, daran zu denken, wie meine Mutter sie mir kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte, lenkte mich einigermaßen ab.
Ich ermahnte mich innerlich: Los jetzt! Raus aus diesem
Zimmer!
Doch meine Gedanken rasten geradezu in Richtung Vergangenheit. Zu sehr war das vorhin in der Sporthalle ein Déjà-vu gewesen.
Vor zwei Jahren
„Was geht da drin in Schnauzbarts Büro ab?“, erkundigte sich Tristan und stützte sich neben mir verbotenerweise auf dem Griff des Langschwerts ab, mit dem wir uns bis eben duelliert hatten, sodass sich seine Spitze in den glänzenden Holzboden der Sporthalle bohrte.
Ein Glück, dass unser Trainer gerade damit beschäftigt war, Gábor Farkas gut sichtbar durch die Glasscheibe in seinem Trainerkabuff zur Sau zu machen. Immerhin laut genug, dass wir alle unsere Trainingskämpfe beendeten und das Wortgefecht zwischen den beinahe gleich großen Männern beobachteten. Leider hatte Renard die Tür geschlossen, weshalb wir nur raten konnten, um was es ging. Ausnahmslos jeder aus unserer sechsköpfigen Trainingsgruppe hatte den Blick zum Trainerbüro gewandt. Madame Corbeau war mit einer anderen Gruppe Halbdämonen in der zweiten Halle und würde uns sicher nicht zur Ordnung rufen.
Ohne uns von der Stelle zu rühren, verfolgten wir interessiert, wie zwei Krankenpfleger und eine Ärztin von oben die Halle betraten und grußlos zur anderen hinübereilten. Wenige Minuten später wurde Georges auf einer Trage abtransportiert, blutend und voller Blutergüsse.
Gerade bekam ich eine Ahnung, warum Renards Schnurrbart erzitterte und er wild gestikulierend auf den armen Gábor einredete. Luc erschien an meiner freien Seite.
„Wenn er Georges so zugerichtet hat, fliegt er beim nächsten Vergehen raus. Schnauzbart sieht aus, als würde er Farkas selber gern eine zimmern.“ Er gluckste. Als ich zu ihm hinübersah, lachten auch seine dunkelblauen Augen.
„Vielleicht ist ja genau das seine Absicht. Manche kriegen schon nach zwei Tagen hier drin die Krise“, merkte ich an und zuckte die Achseln. Oder Gábor hatte gleich klargestellt, dass man sich mit ihm besser nicht anlegte. Ich machte es ja nicht anders. Nachdenklich beobachtete ich den Neuen. Mir gefielen seine wilden Locken. Noch mehr aber der unbeugsame Gesichtsausdruck, den ich von mir selbst viel zu gut kannte.
Ich fragte mich, ob Gábor auch jemand war, der sich dahinter versteckte. Nicht dass ich das jemals herausfinden wollte. Mehr von dem Getratsche meiner Mitschüler im Unterricht und in den Pausen hatte ich mitgekriegt, dass wir einen neuen Halbdämon in unseren Reihen hatten. Ein paar Mal hatte ich ihn auch auf dem Flur gesehen.
Gábor war angeblich für sein letztes Schuljahr aus Deutschland nach Paris gekommen, weil sein Vater die Schnauze voll davon hatte, wie Gábor sich zuhause benahm. Die wahrscheinlich erfundenen Gründe wiederum reichten von schlimmen Prügeleien (was die Sache mit Georges leider untermauerte), über Befehlsverweigerung, familieninterne Streitigkeiten und Schule schwänzen bis zu Mord. Als ob. Gábor war volljährig; also wäre er nicht ins Internat gekommen, sondern nach einer Gerichtsverhandlung in den Knast, der sich ein paar Stockwerke unter uns befand. Wahrscheinlich hätte man ihn sogar hingerichtet. Die Todesstrafe war vielleicht in der Welt der Menschen größtenteils abgeschafft, jedenfalls in Europa, bei der GHA galt sie nach wie vor. Doch all das erklärte ich den anderen nicht. Erstens war es nicht meine Aufgabe und zweitens kam Gábor gut alleine zurecht. Was auch immer er damit bezweckte, Georges im Training zu vertrimmen und unsere Trainer damit auf die Palme zu bringen, es ging mich nichts an. Ich beteiligte mich überhaupt nicht an solchen Unterhaltungen und hatte immer wieder nur die Augen verdreht, wenn Marinette, unsere zarte brünette Schönheit, oder Clara nach meiner Meinung gefragt hatten. An Gerüchten war in der Regel nichts dran.
Georges war ein Idiot mit einem losen Mundwerk, das sicher mit schuld war an der Tracht Prügel; aber Gábor, der älteste Sohn des Ratsmitglieds Béla Farkas, sah selbst auf die Entfernung so zornig und verstockt aus, dass mir Schnauzbart ein wenig leidtat. Zumindest bis zu dem Augenblick, als er die Tür aufstieß und seinem Schüler mit einem knappen Nicken befahl, mitzukommen. Gegen meinen Willen folgte ich Gábors sparsamen und eleganten Bewegungen, bis er plötzlich mit dem Trainer vor mir stand.
Erschrocken fuhr ich zurück und legte den Kopf leicht in den Nacken, um zu den beiden Männern aufschauen zu können. Renard hatte immer noch nicht kapiert, dass ich es hasste, wenn man mir beinahe auf die Füße trat und keinen Abstand hielt. Ich brauchte davon mehr als andere.
Gábor sah prüfend auf mich herunter und verengte für den Bruchteil einer Sekunde die dunkelbraunen Augen, ehe er mich anlächelte. Statt sein freundliches Lächeln zu erwidern, wich ich noch weiter zurück und versuchte, ruhig zu bleiben. Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren garantiert nicht von der verliebten Sorte.
„Du wirst die restliche Trainingszeit mit ihr kämpfen“, befahl Renard und zeigte unhöflich auf mich. Normalweise hätte ich ihm mit einem passenden Kommentar wie „sie trainiert aber schon mit Tristan Guépard“ oder „drüben ist sicher noch jemand frei“ geantwortet, doch meine Kehle war ausgetrocknet. Mit einem lauten Scheppern fiel mein Schwert zu Boden, als ich hektisch nach der mongolischen Münze an meinem Armband griff. Verdammt! Schnauzbart sollte endlich diesen lächelnden, wirklich hübschen, aber leider auch ziemlich bedrohlichen Typen von mir entfernen. Gut, Gábors Mundwinkel sanken nach meiner bescheuerten Reaktion von selbst. Ich traute mich nicht, mein Schwert aufzuheben, weil mich nun mit einem Zittern die irrationale Angst überkam, der Fremde würde meine Schwäche ausnutzen und mich angreifen, wenn ich ihn nicht die ganze Zeit über im Auge behielt.
Gábors abschätziger Blick machte mich noch nervöser. Mein schlingernder Magen ließ mich trocken schlucken und kaum hörbar angestrengt atmen.
Da Renard solches Benehmen von mir gewohnt war, ging er gar nicht darauf ein.
„Kann ich nicht jemanden in meiner Größe bekommen, Monsieur?“, fragte Gábor in nicht ganz astreinem Französisch. Er hatte einen winzigen Akzent, eine etwas andere Sprachmelodie und ein leicht rollendes R. Vermutlich sprach er wie sein Vater lieber Ungarisch als Französisch. Kurz fing ich mich wieder.
Ich wusste nicht, ob ich beleidigt oder erleichtert sein sollte, bis ich Renards finsteren Blick unter buschigen Augenbrauen bemerkte.
„Treib es nicht zu weit, Farkas! Noch so ein Ding und du kannst zurück nach Deutschland oder gleich zu den Zigeunern nach Ungarn, wo du hingehörst.“
Gábor setzte bereits zu einer wütenden Erwiderung an, doch Schnauzbart drehte ihm desinteressiert den Rücken zu und ich rang mich dazu durch, Gábor fest auf den Fuß zu treten und den Kopf zu schütteln.
„Autsch! Zigeuner! Mit wem ist er denn verwandt? Mit einem Walross?“
Da ließ ich meine Münze los und grinste. Das Zittern war verschwunden.
Gábor fuhr fort: „Das wollte ich ihm nicht nachrufen. Ich wollte sagen, es heißt nicht Zigeuner, sondern Sinti und Roma und mit ihnen bin ich nicht verwandt. Auch wenn meine Familie aus Ungarn stammt.“
Mein Grinsen wich einem vorsichtigen Lächeln. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er nicht näher auf mich zukam. Überhaupt fand ich ihn ohne den Trainer, der ihn offensichtlich genauso wütend machte wie Gábor ihn, nicht mehr ganz so gruselig. Trotzdem zuckte ich zurück, als Gábor sich bückte, um mein Schwert aufzuheben. Mein Blick huschte zu Tristan und Luc, die aufmerksam zuschauten. Die Gewissheit, dass sie dazwischen gehen würden, wenn der Neue mir zu nahe trat, beruhigte mich. Ich atmete tief durch und fing mir ein Stirnrunzeln von meinem Gegenüber ein. Aber er sagte nichts. Er reichte mir das Schwert.
„Hier. Joelle, richtig?“
Ich nickte.
„Für den Fall, dass Renard meine sämtlichen Namen nicht laut genug gebrüllt hat, ich heiße Gábor.“
Ich lächelte halb. Er war nett. Im Stillen wiederholte ich die Namen, die Schnauzbart rezitiert hatte, als wären sie die einzige Beschwörungsformel, mit welcher der renitente Schüler in den Griff zu kriegen war.
Gábor Mátyás Farkas.
„Wollen wir anfangen?“
Ich nickte wieder. Eine Antwort hätte ich immer noch nicht herausgebracht. Gábor störte sich anscheinend nicht daran und ging in Aufstellung.
Schwertkampf war gut. Etwas, das ich beherrschte und bei dem ich nicht unnötig reden musste.
Gábor war ein sehr guter Kämpfer. Ich erkannte sofort, dass er jahrelange Übung besaß.
Nach kurzem Herantasten ging es richtig los. Das beidhändig geführte Langschwert stellte für mich mit meiner geringen Körpergröße eine Herausforderung dar, doch Gábors Vorteil war klein. Ich machte seine Größe und Stärke durch Schnelligkeit und Beweglichkeit wett und landete ebenso viele Treffer wie er. Dennoch spürte ich, dass ich weit härter zuschlug als er. Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. Einerseits war es nett von ihm, mich nicht ebenfalls in den Krankensaal zu schicken, andererseits hatte ich das nicht nötig und ärgerte mich über den Chauvinismus meines unfreiwilligen Trainingspartners. Anscheinend merkte er mir meinen Verdruss an, denn seine Schläge wurden härter. Gut so.
Meine Angst war immer fort, solange ich kämpfte. Ich wollte nicht aufhören, denn wenn ich mein Schwert sinken ließ, verwandelte ich mich wieder in das verschüchterte kleine Mädchen, das kaum mit fremden Männern sprechen konnte und ihnen aus dem Weg ging. Außerdem liebte ich den Flow, in den ich bei einem langen Training immer kam. Alle Gedanken kamen zum Erliegen und fokussierten sich nur noch auf die Regungen meines Gegners, seine Aktionen und Reaktionen.
Schweiß rann mir aus jeder Pore, mein Tanktop klebte an meinem Oberkörper. Meine Muskeln brannten und mein Gesicht musste vor Anstrengung hochrot sein. Es war auf eine Art befriedigend, dass es Gábor ähnlich gehen musste. Seine olivfarbene Haut mit den dunklen Sommersprossen war gerötet, die Locken in seiner Stirn waren nass. Doch sein konzentriertes Gesicht hatte alle Härte verloren. Er genoss das hier. So wie ich.
Renards Pfiff kam zu früh.
„Danke“, sagte Gábor. Seine tiefe Stimme hatte etwas Samtiges, das die Mädels um die blonde Elfe Clara sicher ganz wuschig machte, mir aber sämtliche Haare zu Berge stehen ließ. Er klang zu männlich, zu dämonisch. Und das brachte mich dazu wegzulaufen. Noch während ich zu Tristan rannte, kroch die Scham in mir herauf. Ich konnte vielleicht gut mit dem Schwert umgehen oder mit meinen Fäusten, aber bei allem anderen versagte ich.
Tristan hielt mich am Arm fest und warf einen Blick über seine Schulter. Ich widerstand dem Drang, es ihm gleichzutun.
„Er guckt dir hinterher“, meinte mein Mitbewohner grinsend.
„Gefällt er dir?“, fragte ich, um nicht auf seine Bemerkung eingehen zu müssen. Gábors Blicke schienen sich nämlich in meinen Rücken zu brennen, wo sich die Flügel freudig ringelten. Ganz toll. Meine vernachlässigte Libido brauchte mir gar nicht so zu kommen.
Tristan legte einen Arm meine Taille. „Natürlich. Hübsches Gesicht mit Kanten an den richtigen Stellen und ein Körper zum Niederknien. Nur mit seinen Haaren könnte er mal was machen.“
„Nichts wie hin, Tris! Er ist sicher dankbar für deine Stylingtipps“, witzelte ich, lehnte aber den Kopf kurz an Tristans Oberarm. Neben Luc Fennec, der eigentlich Lucien hieß, war er das einzige männliche Wesen, dem ich es gestattete, mir so auf die Pelle zu rücken. Ob es daran lag, dass er zwar Frauen datete, aber ebenso eine Vorliebe für Männer hatte, konnte ich nicht sagen.
Ich zog mich in Rekordzeit um. Dem Neuen wollte ich heute nicht mehr begegnen. Morgen war sicher schon etwas Gras über meine peinliche Flucht gewachsen.
Die nächsten beiden Tage wurden trotzdem etwas unangenehm für mich. Gábor Farkas hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, mich außerhalb der Sporthalle anzusprechen. Allerdings war ich nicht gewillt mitzuspielen. Also vielleicht schon, aber ich konnte einfach nicht. Jedes Mal, wenn er mir auf dem Gang über den Weg lief, zog ich die Schultern hoch und huschte an ihm vorbei, bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte. Ich mied auch den Gemeinschaftsraum und hockte seit vier Tagen abends in meinem Zimmer oder auf einem der Balken unter der Decke der Sporthalle, Hauptsache ich entging Gábors nettem Lächeln und seinen Gesprächsanbahnungsversuchen. Dafür hatte ich auch mein Mittagessen nach der Hälfte stehen gelassen.
All das verhinderte aber nicht, dass ich mir in jeder freien Minute den Kopf über ihn zerbrach. Es machte mich fast wahnsinnig, dass ich über diesen Kerl nachdachte, nur weil er gegen mich gekämpft hatte und mir seitdem auflauerte.
Tristan kriegte sich gar nicht mehr ein mit seinen blöden Scherzen von Joelle, der eisernen Jungfrau, die vor ihrem Ritter Reißaus nahm. Haha, sehr lustig, wirklich.
Aber würde ich Tristan darüber aufklären, was jemand wie Farkas mit mir machte, wenn er mich ansprach und ich dabei möglicherweise mit dem Rücken zu einer Mauer stand oder es plötzlich anfing zu regnen, hätte mein Kumpel entweder Mitleid mit mir oder er würde mich für verrückt erklären und um eine andere Mitbewohnerin bitten. Beides keine wünschenswerten Optionen.
Seit sechs Jahren machte ich das mit mir alleine aus. Nur weil sich auf einmal einer der Typen hartnäckiger zeigte als die anderen, hieß das noch lange nicht, dass ich an meinem Umgang mit meiner Angst etwas ändern musste. Ich bewältigte meinen Alltag gut genug, um nicht von der Schule zu fliegen und in der Psychiatrie zu landen. Ich hatte ein paar Freunde gefunden und würde die letzten knapp drei Jahre in Paris auch noch herumbringen, ehe ich das Internat verlassen konnte. Es war mühsam gewesen, mir das aufzubauen, und niemand würde mir das kaputtmachen! Schon gar kein achtzehnjähriger Schönling mit einem Autoritätsproblem.
Natürlich bekamen Luc und Tristan schnell heraus, warum ich sie im Speisesaal sitzen ließ und mich abends verkroch. Wir erfreuten uns an Fleischklößchen, Erbsen und Reis zum Abendessen und unterhielten uns mit Louis und Marinette über die dämliche Mathearbeit von heute Morgen, die ich mit ziemlicher Sicherheit in den Sand gesetzt hatte. Louis Martre war ein guter Freund von Luc, mittlerweile auch von Tristan und mir. Er sah aus wie ein kalifornischer Surferboy, mit hellbraunem kurzem Haar und strahlenden graugrünen Augen. Fast immer hatte er ein Lächeln im Gesicht. In seiner Gegenwart konnte man kaum schlechte Laune haben.
Zwei Tische weiter ließen sich gerade vier Schüler des Abschlussjahrgangs mit vollen Tabletts nieder, einer davon Gábor.
Unauffällig ließ ich den Blick über seine Gestalt wandern. Bei jeder Bewegung mit dem Besteck spielten seine Muskeln unter der Haut. Sein schwarzes T-Shirt saß locker, aber sein breites Kreuz versteckte es nicht. Wie sich wohl seine Haare anfühlten? Ich war doch nicht mehr ganz bei Trost! Meine Hormone hintergingen meinen Verstand aufs Schändlichste.
Ja. Gábor gefiel mir wirklich. Selbst unter den wirklich außergewöhnlich schönen Dämonenmischlingen stellte er für meine Begriffe etwas Besonderes dar. Es wunderte mich, dass noch keine seiner neuen Mitschülerinnen an seinem Arm hing oder ihn wenigstens beim Essen anschmachtete. So wie ich es gerade tat. O Gott.
Mit erhitzten Wangen sah ich auf meinen Reis, der in weißer Soße schwamm. Ich konnte es mir nicht leisten, unachtsam zu werden! Georges, der uns seit zwei Tagen wieder mit seiner nervigen Anwesenheit beehrte, war das beste Beispiel dafür, dass Gábor auch anders konnte. Er war genauso wie andere Männer auch. Sein nettes Lächeln und seine funkelnden Augen konnten mir nicht vorgaukeln, er wäre harmlos. Kein Mann war harmlos. Innerlich versetzte ich mir einen Tritt, dann aß ich schweigend weiter. Ruhe hatte ich keine.
„Genug gesabbert?“, flüsterte Tristan mir zu. Luc lachte auf seiner anderen Seite. Gleich darauf griff er nach meiner Hand, um mir seine Gedanken zu schicken.
Du bist knallrot und tötest dein Essen mit Blicken. Ist es so furchtbar, dass sich mal jemand für dich interessiert, der sich auch traut, es zu zeigen?
Hm? Luc entzog mir die Hand, bevor ich nachhaken konnte.
Dafür legte Tristan unter dem Tisch seine auf mein nacktes Knie. Für Anfang September war es warm und drinnen trug ich selten lange Sachen, egal zu welcher Jahreszeit.
Vergiss Luc, der hat schon längst aufgegeben, dich rumzukriegen.
Ja, klar.
Tristans Gedanken strömten auf mich ein. Aber das Sahnestück da drüben, das sich übrigens schon ein paar Mal nach dir umgedreht hat, wäre vielleicht eine Sünde wert, meinst du nicht? Dazu wackelte er so albern mit den Augenbrauen, dass ich kichern musste, ehe ich wieder ernst wurde.
Seufzend schüttelte ich den Kopf. Vergiss es, Tris. Ich werde als alte Jungfer sterben. In ein paar Millionen Jahren, wenn ich Pech habe. Farkas sieht gut aus, das gebe ich zu, aber ich fürchte mich vor ihm.
So wie vor den meisten, gab Tristan zurück. Aber was, wenn er dich wirklich mag? Du gibst ihm ja nicht mal die Chance, das herauszufinden.
Er soll mich nicht mögen.
Damit stand ich auf und brachte mein Tablett weg. Tristan konnte gern jemand anderen verkuppeln, ich war raus. Das sollte er doch langsam wissen!
Grummelnd durchquerte ich den Speisesaal und erkannte zu spät, dass mir jemand folgte. Unbewusst beschleunigte ich meine Schritte. Der leere Flur kam mir länger und dunkler vor als gewöhnlich, was reine Einbildung war. Ich sprintete los in Richtung Treppenhaus mit dem vagen Ziel, nach draußen zu flüchten oder in die Turnhalle auf meinen Balken.
Adrenalin schoss in meinen Bauch, meine Hände kribbelten. Da vorne war die Tür, gleich war ich in Sicherheit.
„Jetzt bleib doch mal stehen, ich fress dich nicht!“ Gábor.
O nein. Bestimmt nicht.
Ich riss die verglaste Tür auf und sprang alle Stufen auf einmal hinunter. Doch Gábor ließ sich nicht abschütteln. Nun brach ich in Panik aus. Nichts hatte mehr Platz in meinem Denken und Fühlen als „Weg von hier!“.
Im Hausflur, kurz vor der rettenden Eingangstür, holte Gábor mich ein. Ich fuhr zusammen, als er meinen Oberarm packte und mich zum Anhalten zwang. Mein Herz raste nicht so sehr wegen meiner kopflosen Flucht, sondern weil er mich berührte. Das durfte er nicht! Er war ein Unbekannter, eine mögliche Gefahr!
Als hätte er sich an mir verbrannt, nahm Gábor die Hand von meinem Arm und schaute mich forschend an.
„Warum läufst du vor mir weg?“, fragte er jetzt vorsichtig.
Fauchend verwandelte ich mich. Als Drohung bleckte ich meine Fangzähne. Mein Inneres lief Amok. Ich hatte mich kaum noch unter Kontrolle. Er blieb dennoch stehen.
„Geh weg und lass mich in Ruhe!“, zischte ich.
Das Atmen fiel mir schon wieder schwer. Als würde jemand Seile um meine Brust wickeln und immer enger anziehen, je länger ich Gábor gegenüberstehen musste.
„Lass mich gehen“, krächzte ich und verwandelte mich zurück.
„Hab ich dir irgendwas getan?“ Sein offener, beinah verletzter Blick stieß etwas in mir an. Ich war versucht, ihm wenigstens zu erklären, dass ihn direkt keine Schuld an meinem Verhalten traf. Doch dann nutzte er mein Zögern aus und kam noch näher. Er roch nach dem Grün der Bäume im Frühling. Wow. Das war absolut anziehend.
Aber ich konnte nicht damit umgehen. Mit einem verängstigten Knurren stieß ich mit meinen kleinen Händen an seine harte Brust. Ich taumelte rückwärts und spürte die geweißelte Wand an meinem Rücken. Furcht durchzuckte mich. Sofort ging mein Atem schneller.
Nein! Gábor trieb mich in die Enge. Ich musste hier weg! Weg von ihm!
Wieder ergriff er meinen Arm, um mich daran zu hindern, mich an ihm vorbeizuquetschen und abzuhauen. Mir blieb fast das Herz stehen, ehe es so hart weiterschlug, dass ich sicher war, Gábor fühlte es an meiner Haut.
Bei mir brannte eine Sicherung durch. Wie von Sinnen riss ich mich los und trat und schlug um mich, damit ich freikam. Ich traf Gábors Arme, seinen Rumpf und seine Beine. Ich boxte ihn mehrmals so fest gegen die Brust, dass ich ihn heftig den Atem ausstoßen hörte. Er wich zurück.
Erst als ich aus dem Stand zwei Meter zur Seite sprang, erkannte ich, dass Gábor reglos an Ort und Stelle verharrte. Er hatte sich gegen keinen meiner Angriffe zur Wehr gesetzt. Er ging mir auch nicht nach. Darüber war ich so verblüfft, dass ich ebenfalls innehielt und ihn ansah. Meine Panik verflog langsam. Dieser Abstand war sicher.
Mit der flachen Hand rieb Gábor sich über das Brustbein. Es war das einzige Anzeichen, das mir verriet, wie fest ich zugeschlagen hatte. Ich war Renards beste Schülerin im Nahkampf ohne Waffen, das einzige Fach, in dem ich neben Bogenschießen wirklich etwas draufhatte. Aber Gábor war trotzdem viel stärker als ich. Seine Muskeln waren nicht nur Zierde. Er hätte mich nicht loslassen müssen.
Ich räusperte mich, um meiner Stimme einen möglichst kräftigen Klang zu verleihen. „Warum hast du dich nicht gewehrt?“
„Dann hättest du mich noch härter geschlagen.“
Meine Mundwinkel zuckten. Diese Antwort hatte ich nicht erwartet.
„Darf ich ein bisschen näher kommen oder krieg ich dann wieder Prügel?“, fragte er. Etwas verlegen rieb er sich den Nacken und lächelte mich vorsichtig an.
Zaghaft lächelte ich zurück. Dass er weder zurückgeschlagen noch mich erneut festgehalten hatte, ließ mich mutiger werden. Vielleicht war Gábor doch mehr wie Tristan und Luc. Vielleicht lohnte es sich, noch ein wenig hierzubleiben im schlecht beleuchteten Eingangsbereich. Was für ein lauschiges Plätzchen. Plötzlich musste ich kichern.
Gábor warf mir einen irritierten Blick zu und ich hörte rasch damit auf. Ich beschloss, ihn nicht länger zappeln zu lassen. „Du darfst. Du weißt ja jetzt, dass es wehtut, wenn du mir zu nahe kommst.“
Gemeinsam setzten wir uns auf die zweitletzte Treppenstufe, eine Armlänge Sicherheitsabstand zwischen uns. Mein Puls beruhigte sich allmählich, ebenso wie das Zittern meiner Hände. Ich konnte jederzeit flüchten. Aber auf einmal wollte ich das nicht mehr. Ich war neugierig und blieb, obwohl ich mich darauf gefasst machte, dass Gábor mich auf mein seltsames Benehmen und die kleine Prügelattacke ansprach, aber er tat nichts dergleichen.
„Lebst du schon länger hier?“
„Sechs Jahre. Ich war zehn, als ich hergekommen bin.“
„Dann bist du jetzt sechzehn?“
„Nein, siebzehn. Ich hatte in den Ferien Geburtstag. Du bist achtzehn, oder?“
Er nickte. „Hast du noch Geschwister?“
„Leider nicht. Und du? Du hast doch Brüder?“ Soweit hatte der Flurfunk mich informiert.
„Zwillinge. Gyula und Milán sind etwa vier Jahre jünger als ich. Sie sind in Deutschland.“ Seine Miene verdüsterte sich.
„Wärst du lieber bei ihnen geblieben?“
Seine schönen Augen bekamen einen traurigen Ausdruck, ehe sie wieder unnahbar wirkten. „Vater war der Meinung, dass ich nach Paris muss. Er hat nicht daran gedacht, dass sich jemand um seine jüngeren Kinder kümmern sollte.“
„Was ist mit deiner Mutter?“
Gábor zögerte einen Moment. Dann entschied er wohl, dass Offenheit das Beste war. „Sie wurde ermordet. Kurz nach meinem fünften Geburtstag. Milán und Gyula können sich nicht an sie erinnern, aber ich schon.“
Etwas wallte in mir auf. Verständnis, auch Mitleid, vor allem aber Interesse.
Er musste gar nicht mehr sagen. Die wenigen Male, die mir der knurrige Béla Farkas im Hauptquartier begegnet war, hatten ausgereicht, um zu wissen, dass er kein treusorgender Vater war, der im Garten Verstecken spielte und abends Geschichten vorlas. Gerade bekam ich einen neuen Blick auf den Jungen, der neben mir saß und auf seine schwarzen Turnschuhe schaute. Manchmal war ich gut darin, eins und eins zusammenzuzählen.
„Du willst, dass sie dich rauswerfen, damit du zurück zu deinen Brüdern kannst? Damit jemand für sie da ist?“
Erstaunt sah er mich an, dann grinste er. „Anscheinend nicht mein schlauester Plan, wenn er so leicht zu durchschauen ist.“
„Glaubst du nicht, dass zwei Vierzehnjährige auch ohne ihre Ersatzmami zurechtkommen?“
Oh. Das hätte ich besser nicht gesagt. Gábor biss die Zähne zusammen, schüttelte aber nur den Kopf. „Die beiden haben ziemlich viel Unsinn im Kopf. Ich werde in jeden Ferien nach Hause fahren müssen. Du hast doch keine Ahnung, wie das ist, wenn du keine Geschwister hast.“
Ich machte eine Schnute. Eigentlich hätte ich ihn hier sitzen und schmollen lassen können, aber als ich die Hände auf die Knie legte, um mich hochzustemmen, berührte er mein Handgelenk. Ein Blitz durchfuhr mich. Stocksteif blieb ich sitzen und blinzelte.
„Entschuldige“, murmelte er. Ich wusste nicht, ob er sich für seine unbedachte Handbewegung oder für seinen Kommentar entschuldigte. Es war mir auch gleich.
„Wenn ich mehr gelernt hätte, müsste ich gar nicht hier sein.“
Ich nahm die Hände von den Knien und zwang mich in eine gelockerte Körperhaltung. Gábor hielt mich wahrscheinlich jetzt schon für nicht ganz dicht.
„Das klingt so unspektakulär. Weißt du, was hier seit Tagen getratscht wird? Marinette und Clara vermuten sogar, dass du einen Mord begangen hast. Du hast einfach nur miese Noten?“
Er nickte. „Kann sein, dass es hier besser wird. Weniger Fächer und mehr Sport.“ Ich kam nicht dahinter, warum ich mich auf einmal so wohl fühlte. Stundenlang hätte ich auf dieser Treppe im Halbdunkel sitzen und mit ihm reden können.
„Geht mir genauso“, gab ich zu. „Am liebsten trainiere ich oder gehe raus auf Patrouille. Was ist deine liebste Waffe?“
„Hm. Vielleicht das Kurzschwert. Am liebsten kämpfe ich aber ohne Waffen.“
Jetzt hielt mich nichts mehr. Ich lächelte ihn breit an. „Ich auch!“
„Ja, das hab ich gemerkt.“ Er zog eine Grimasse.
„Tut mir leid, dass ich dir blaue Flecken verpasst hab. Manchmal raste ich richtig aus, wenn jemand meine persönlichen Grenzen überschreitet.“ Das war schonungslos ehrlich. Ich wartete darauf, dass er aufstand und ging, weil er endlich merkte, dass ich eine Nummer zu abgedreht für ihn war. Ich hatte die Gelegenheit, zu verschwinden, längst verpasst. Doch er sah mich nur an. Seine Augen waren in dem schummrigen Licht fast schwarz.
„Wo fangen die Grenzen an? Sitze ich weit genug weg oder soll ich noch ein bisschen rücken?“ Er fragte es vollkommen ernst.
„Das ist okay so.“ Innerlich seufzte ich. Wieso ging er nicht einfach? Ich runzelte die Stirn. „Du weißt schon, dass du dich freiwillig mit einer Verrückten abgibst. Könnte deinem Ruf schaden.“
„Welcher Ruf? Der, dass ich ein Mörder bin? Wer denkt sich so was aus?“
„Oh, vergiss das. Mit den Mädels geht öfter mal die Fantasie durch. Allerdings hast du den Gerüchten mit deiner Georges-Aktion neue Nahrung geliefert.“
Verdammt, was tue ich hier eigentlich? Gábor macht mir weniger Angst als gedacht, aber trotzdem hat er mich festgehalten. Er ist und bleibt ein Mann. Ich war dankbar, dass meine Gedanken vor dem Zugriff meines Gegenübers sicher waren.
„Er hat sich über meinen Akzent lustig gemacht. Dabei ist Französisch meine zweite Muttersprache“, verteidigte Gábor sich. „Außerdem wollte er vor seinen Kumpels einen auf dicke Hose machen. Ich hätte ihn noch schneller zu Mus verarbeiten können, aber das wäre ja langweilig gewesen.“
„Georges ist ziemlich gut und fast einen Kopf größer als du.“
„Größe ist nicht alles. Sieh dich doch an. Du gehst den meisten nicht mal bis zum Bauchnabel und machst sie trotzdem fertig.“
Ich lächelte über das Kompliment. Doch nur für wenige Sekunden. „Aber jetzt mal ehrlich, Gábor. Was machst du hier? Warum rennst du mir die ganze Woche schon hinterher? Hattest du so dringend ein paar Hiebe nötig?“ Ich musste schmunzeln, weil er lachte. Wow. Der erste Kerl seit Langem, den ich nicht verschreckte, wenn ich so redete, wie mir der Schnabel gewachsen war.
„Was darf ich sagen, damit du mich nicht wieder haust?“ Sein angedeutetes Lächeln sah irgendwie niedlich aus.
Ich schloss die Augen und schüttelte ganz leicht den Kopf. „Ich schlage dich nicht ohne Grund, okay? Aber sag lieber nichts Falsches.“
Er erwiderte mein Grinsen. „Also zuerst hab ich nicht kapiert, warum du mich in der Umkleide angeschaut hast, als würdest du mir am liebsten meine Eier abschneiden, wenn ich es wagen sollte, noch einmal in deine Richtung zu gucken. Ich hab gedacht, du wolltest mir zeigen, wo mein Platz in der Nahrungskette ist. So als Neuer. Aber dann ist mir aufgefallen, dass du überhaupt kein Alphamädchen bist. Und ab da wurdest du ziemlich interessant.“ Er hob abwehrend die Hände. „Ich hab nicht gesagt, dass es an deinem süßen Hintern liegt.“
Jetzt hatte ich doch Lust, ihn wenigstens zu boxen. Stattdessen lief ich tiefrot an. Dennoch konnte ich das nicht so stehenlassen. „Hast du mit der Masche für gewöhnlich Erfolg?“
„Normalerweise schon“, entgegnete er frech. Doch er hielt den Mund, als er sah, dass es bei mir nicht gut ankam. Vielleicht war ich eine humorlose Ziege, aber das war mir einmal zu oft passiert. Weil ich nie einen festen Freund hatte, sahen mich die meisten männlichen Wesen als verfügbares, sexuell freizügiges Mädchen an. Georges war einer derjenigen gewesen, die es gar nicht kapiert hatten, selbst als ich ihn vermöbelt hatte, wenn auch nicht so hart wie Gábor heute. Scheiße. Mit ihm hätte ich mich gut verstehen können. Ich hätte auch sehr gerne noch einmal mit ihm trainiert. Aber das war jetzt nicht mehr möglich, jetzt da ich wusste, dass er mich genauso sah wie andere vor ihm. Ich atmete einmal ein und aus.
„Du bist mir also die halbe Woche bloß gefolgt, weil du mich flachlegen willst?“ Es sollte keine Enttäuschung in mir emporkriechen wie giftige Pflanzenranken. Doch ich spürte sie genau, wie sie sich in meinem Brustkorb ausbreiteten, verästelten und mein umwachsenes Herz so schwer machten, dass es nach unten sank. Gábor merkte zunächst nicht, wie sehr mich seine Worte getroffen hatten. Es hatte mir besser gefallen, als er noch so getan hatte, als würde er sich ehrlich für mich interessieren.
„Zeig mir einen Typen in diesem Internat, der noch nie daran gedacht hat.“ Mein erboster Blick ließ ihn schnell noch etwas hinzufügen. „Hätte ich dich lieber anlügen sollen?“
„Nein, schon gut. Warum solltest du anders sein als der Rest von euch?“
Daraufhin schwiegen wir beide. Ich überlegte, ob ich jetzt gehen sollte. Doch erbärmlich wie ich war und leider auch noch immer ziemlich neugierig, betrachtete ich Gábor so unauffällig wie möglich von der Seite.
Er blickte stur auf seine Knie, die in ziemlich lumpigen, schwarzen Jeans steckten. Ich musste mein Bild von ihm noch einmal revidieren. Gábor sah gut aus, aber er machte sich nichts daraus. Es war ihm offenbar egal, in welchem Zustand seine Kleidung oder seine Haare waren. Tristans wenige Jeans wiesen nur gewollte Löcher an den Knien auf. Gábors Hose machte eher den Eindruck, als hätte er mit ihr viel Zeit auf dem Boden verbracht. Er schwieg noch immer. Anscheinend hatte ich ihn mundtot gemacht. Oder ihn zum Nachdenken angeregt.
Schließlich schaute er mich wieder an. Sein Hundeblick ließ mich alle Prinzipien vergessen. Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, das er überhaupt nicht verdient hatte. Als ich es bemerkte, presste ich die Lippen aufeinander, damit sie nicht wieder etwas ohne meine Zustimmung taten.
„Ich wusste nicht, dass du ein Problem damit hast, als Frau gesehen zu werden.“
„Ihr seht mich nicht als Frau, nicht so, wie ich es will“, fiel ich ihm ins Wort. „Tristan und Luc sehen mich als Frau. Und die anderen Mädchen ebenfalls.“ Uh, das klang nach Hardcore-Feministin.
Gábors verwirrter Blick sprach diesbezüglich Bände. „Lässt du mich bitte ausreden?“
„Du hast fünf Minuten lang nachdenken müssen, um mir zu sagen, dass du mich als Frau siehst?“
„Du hast ja mitgekriegt, was ich anrichte, wenn ich rede, ohne vorher gründlich nachzudenken.“
Das brachte mich zum Schweigen. Plötzlich fühlte ich mich unreif neben ihm. Das war mir auch noch nie passiert. Und jetzt hing ich an seinen Lippen, weil verdammt kluge Worte aus Gábors Mund kamen, wenn er sich die Mühe machte, erst zu denken und dann zu reden.
„Vergiss einfach, was ich über deinen Hintern gesagt hab. Du bist interessant, als Person. Ich will dich nur kennenlernen und wieder mit dir trainieren. Guépard, also Tristan, sagt, du wärst eine gute Bogenschützin. Vielleicht nimmst du mich als Trainingspartner? Ich bin nämlich ein mieser Schütze.“ Er sah kurz weg, als müsste er sich für diese Tatsache schämen. Tristan war auch ein schrecklicher Bogenschütze, Luc hingegen fast so gut wie ich. Es lag nicht jedem. Und ich hab das Schießen mit Pfeil und Bogen von Kindesbeinen an geübt.
„Weil du zu ungeduldig bist“, mutmaßte ich. „Bei Tristan scheitert es meistens daran, dass er zu zappelig ist und nicht abwarten kann, bis er ruhig genug atmet und seine Körperspannung stimmt und all das.“
Gábor lächelte. „Ist das ein Ja?“
„Wenn Schnauzbart … ich meine Monsieur Renard es erlaubt, dann gerne. Mit Tristan hab ich es aufgegeben. Luc ist aber auch ziemlich gut, er wird dir sicher gern helfen.“ Doch plötzlich wünschte ich mir, dass Gábor nicht auf diesen Vorschlag einging. Dass er mit mir üben wollte und mit niemandem sonst. Erschrocken über diesen Gedanken stand ich hastig auf.
„Ich habe noch Hausaufgaben zu machen“, murmelte ich. Dabei drehte ich mich um und stieg zwei Stufen hoch.
„Joelle, warte“, sagte Gábor leise. Seine verfluchte Samtstimme ließ mich stehen bleiben.
„Darf ich dich noch zu deinem Zimmer begleiten?“
„Damit nicht unterwegs der nächste Typ kommt, um mich ins Treppenhaus zu scheuchen?“
Er guckte zerknirscht. „Tut mir leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du keine Berührungen magst.“
Mist, jetzt tat er mir leid. Ich hatte das Gefühl, dass Gábor sich möglicherweise doch als Trainingsobjekt eignete, mich meinen Ängsten auszusetzen. Es war schon verwunderlich, dass ich für meine Verhältnisse offen mit ihm sprach.
„Komm schon. Ich arbeite daran. Aber du hast mich vorhin gejagt. Da würde auch ein normales Mädchen Angst bekommen.“
Sein Blick wurde, wenn möglich, noch zerknirschter. „Ich hätte zuerst deine Freunde danach fragen sollen.“ Wir gingen die Treppe hinauf. „Auch auf die Gefahr hin, dass ich wieder ein paar Schläge fange oder dass du mich hier stehenlässt: Ich will wissen, warum du so bist wie du bist, verstehst du? Warum nur Guépard und Fennec dich anfassen dürfen und du um die meisten einen großen Bogen machst. Warum du nicht nur heute vor mir weggelaufen bist, obwohl du mich gar nicht kennst.“ Ich ergriff wieder die Münze. Gábor ließ mir keine Zeit, mich heranzutasten. Aber wieder wegzurennen, wäre ein Armutszeugnis. Ich brauchte einen Erfolg. Gábor suchte meinen Blick und blieb am Fuße der Treppe stehen. „Das ist, eben weil du mich nicht kennst, hab ich recht?“
Ich nickte wie benommen. „Du bist fremd. Und Fremde machen mir Angst.“ Das hatte ich zuletzt vor Luc eingestanden. Es war lange nicht so seltsam gewesen wie jetzt.
Gábor nickte. „Frauen sind aber kein Problem, es sind nur die Männer, die du meidest. Mit Alice, der Neuen aus Luxemburg, hast du dich ganz normal unterhalten und die müsste dir genauso fremd sein wie ich.“
„Du hast recht.“ Meine Hände flatterten erneut. Ich wusste nicht, ob ich mich zurückziehen sollte oder ausharren. Mein Körper war mir auch keine Hilfe bei der Entscheidung. Mit Herzklopfen und zittrigen Knien bemühte ich mich, Gábor wenigstens ins Gesicht zu blicken. Es war mir unangenehm, über mein absonderliches Verhalten zu sprechen. Gleichzeitig sagte mir eine innere Stimme, dass gerade Gábor erfahren sollte, dass nicht er persönlich dafür verantwortlich war. Ich sammelte mich, hielt mein Armband fest umklammert, als könnte es mir helfen, nicht doch den Kopf unter den Arm zu klemmen und zu flüchten. Dann verließen die Worte wie ein reißender Strom meinen Mund.
„Es fällt mir schwer, Männern zu vertrauen. Vor sechs Jahren hat mir ein Mann bewiesen, dass das eine sehr vernünftige Einstellung ist. Es hat ewig gedauert, bis ich einigermaßen mit Tris ausgekommen bin. Weil wir zur gleichen Zeit hergekommen sind und auch gleich alt sind, hat man uns zusammen in ein Zimmer gesteckt. Im Nachhinein bin ich froh darüber, aber am Anfang war es schrecklich. Ich hab trainiert wie eine Besessene, damit ich mich verteidigen kann, falls mich jemand angreift da draußen. Oder hier drin.“
Gábors Gesicht war etwas blasser als zuvor. „Was ist mit dir passiert?“
Ich biss mir auf die Lippe und schüttelte den Kopf. Mein Körper versteifte sich. Auf einmal hörte ich das unrhythmische Klopfen von Regentropfen an die Fensterscheibe im Treppenhaus. Mit jedem flachen Atemzug wurde der Regen stärker. Und mit ihm das Verlangen, so viel Abstand wie möglich zwischen Gábor und mich zu bringen.
„Es tut mir leid“, flüsterte ich und stob davon.
Ich wusste nicht, ob ich den Regen von draußen hörte oder den in meinem Kopf. Ich unterdrückte einen Schrei, als ich mit fast tauben Beinen meine Zimmertür aufstieß und auf meinem Bett zusammenbrach. Zu einer Kugel zusammengerollt lag ich da und summte monoton vor mich hin, um mich zu beruhigen und das Geräusch des trommelnden Regens zu übertönen.
Gegenwart
Mit purer Willenskraft brachte ich mich in die Gegenwart zurück. Meine Erinnerungen mochten sich frisch anfühlen, sie lagen trotzdem weit in der Vergangenheit.