Vereinsarbeit nachhaltig gestalten - Ronald Wadsack - E-Book

Vereinsarbeit nachhaltig gestalten E-Book

Ronald Wadsack

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Beschreibung

2012 wurden von der UN mit der Agenda 2030 die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs = Sustainable development goals) verabschiedet. Die Übertragung dieser auf globale Entwicklungen bezogenen Ziele und Themen auf die Vereinsebene stellt viele Vereine vor große Herausforderungen. Mit diesem Buch gelingt es ihnen, nachhaltiges Denken im Verein zu etablieren. Es unterstützt sie bei der Überprüfung und Gestaltung der Nachhaltigkeits-Ziele, bei der Veränderung hin zu nachhaltigerem Vereinsleben und bei der nachhaltigen Organisation der Vereinsarbeit. Zudem zeigt es, wie die Mitglieder in die Diskussion und Umsetzung eingebunden werden. Inhalte: - Grundverständnis der drei Säulen der Nachhaltigkeit - Die 17 SDGs im Überblick - Zusammenstellen der Vereinsressourcen - Vereinsprogramm und Vereinsleben systematisch prüfen - Schaffen von Arbeitsgrundlagen und konkrete Schritte - Spezielle Anlässe aus dem Vereinsleben - Checklisten zur BestandsaufnahmeDie digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - Zugriff auf ergänzende Materialien und Inhalte - E-Book direkt online lesen im Browser - Persönliche Fachbibliothek mit Ihren BüchernJetzt nutzen auf mybookplus.de.  

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[7]Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumZum Einstieg1 Elemente und Aufbau des Buches1.1 Ihre Buchbegleiter1.2 Der Aufbau2 Erster Einblick: Nachhaltigkeit2.1 Wichtige Schritte bis zum heutigen Konzept der Nachhaltigkeit2.2 Grundverständnis der drei Säulen der Nachhaltigkeit2.3 UN-Ziele und Vereinsarbeit2.4 Die 17 SDGs im Überblick2.5 Für Vereine ein Muss2.6 Nachhaltigkeit als Herausforderung für Entscheidungen der Vereinsführung3 Grundlagen und Ressourcen – Da geht was!3.1 Vereine haben sehr gute Grundlagen für Nachhaltigkeit3.2 Vereinsressourcen3.2.1 Vereine und Ressourcenmodell3.2.2 Mitglieder & Leistungsempfänger:innen3.2.3 Mitarbeitende3.2.4 Finanzmittel3.2.5 Infrastruktur, Material & Rechte3.2.6 Legitimations- & Sozialkapital3.2.7 Vereinskultur3.2.8 Rolle der Vereinsführung3.2.9 Ein erster Einstieg für den Verein4 Konkrete Ansatzpunkte4.1 Vereinsprogramm und Vereinsleben systematisch prüfen4.2 Zeit geben – Einführen mit Augenmaß4.3 Ansatz 1 – Die drei Säulen Ökologie, Ökonomie, Soziales4.4 Ansatz 2 – Die 17 SDGs4.5 Finanzierung von Nachhaltigkeits-Projekten5 Nachhaltigkeits-Entwicklung als Prozess – Arbeitsgrundlagen schaffen5.1 Grundlagen schaffen5.2 Projektorganisation und Struktur5.3 Arbeitsprozess der Projektgruppe5.4 Ohne Kommunikation keine Chance!6 Nachhaltigkeits-Entwicklung als Prozess – Konkrete Schritte6.1 Schritt 1: Konzepterarbeitung6.2 Schritt 2: Bestandsaufnahme/Status quo6.3 Schritt 3: Maßnahmenentwicklung6.4 Schritt 4: Nachhaltigkeit dauerhaft etablieren7 Spezielle Anlässe aus dem Vereinsleben7.1 Sitzungen7.2 Vereinsheim, Geschäftsstelle7.3 Digitalisierung der Vereinsarbeit7.4 Vereinsreisen7.5 Vereinsfeste und -events8 Nachhaltigkeit – Die nächste Stufe8.1 Leitsätze zu Nachhaltigkeit8.2 Nachhaltigkeits-Bericht8.3 Zertifizierung8.4 Teilnahme an Nachhaltigkeits-Wettbewerben9 Wer es genauer wissen will – Ergänzungen zu Nachhaltigkeit9.1 Die SDGs und ihre Unterziele9.2 Kreislaufwirtschaft9.3 Donut-Ökonomie als eine kommunale Perspektive9.4 NWI (Nationaler Wohlfahrts-Index) als erweiterte nationale Sicht10 Materialien10.1 Inspirierender Lesestoff10.2 Vertiefende Links11 Checklisten zur Bestandsaufnahme11.1 Anschaffungen11.2 Biodiversität11.3 Energie11.4 Mobilität11.5 Soziales11.6 Umweltschutz11.7 Versorgung11.8 Weiterbildung11.9 DigitalisierungQuellenverzeichnisAbbildungsverzeichnisTabellenverzeichnisDie AutorenStichwortverzeichnisDigitale-Extras
[1]

Hinweis zum Urheberrecht:

Alle Inhalte dieses eBooks sind urheberrechtlich geschützt.

Bitte respektieren Sie die Rechte der Autorinnen und Autoren, indem Sie keine ungenehmigten Kopien in Umlauf bringen.

Dafür vielen Dank!

Haufe Lexware GmbH & Co KG

[6]Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar.

Print:

ISBN 978-3-648-16914-8

Bestell-Nr. 10943-0001

ePub:

ISBN 978-3-648-16915-5

Bestell-Nr. 10943-0100

ePDF:

ISBN 978-3-648-16916-2

Bestell-Nr. 10943-0150

Prof. Ronald Wadsack/Gabriele Wach

Vereinsarbeit nachhaltig gestalten

1. Auflage, Juni 2023

© 2023 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

www.haufe.de

[email protected]

Bildnachweis (Cover): © iStock.com/Martin Barraud

Bildnachweis (Innenteil): wiederkehrende Grafik: © pyty, Adobe Stock,

weitere Grafiken: © Prof. Ronald Wadsack, Gabriele Wach

Produktmanagement: Annette Ziegler

Lektorat: Juliane Sowah

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/ Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Sofern diese Publikation ein ergänzendes Online-Angebot beinhaltet, stehen die Inhalte für 12 Monate nach Einstellen bzw. Abverkauf des Buches, mindestens aber für zwei Jahre nach Erscheinen des Buches, online zur Verfügung. Ein Anspruch auf Nutzung darüber hinaus besteht nicht.

Sollte dieses Buch bzw. das Online-Angebot Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte und die Verfügbarkeit keine Haftung. Wir machen uns diese Inhalte nicht zu eigen und verweisen lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung.

[11]Zum Einstieg

Das Thema Nachhaltigkeit ist heute allgegenwärtig. In Gesprächen, in der Werbung und in Medienbeiträgen begegnet einem das Thema fortwährend. Doch was heißt es nun für Vereine – und zwar in ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht? Egal ob Sport, Musik, Kinder- und Jugendarbeit oder Naturschutz: Vereine haben, wie alle Akteur:innen in der Gesellschaft, die Aufgabe, an der nachhaltigen Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Diese kann man sogar mit dem Status der Gemeinnützigkeit verbinden. Es ist also nur konsequent, die Dringlichkeit nachhaltiger Entscheidungen und Handlungen aufzugreifen.

Wie können Vereine in ihrem Rahmen zu mehr Nachhaltigkeit in der Gesellschaft beitragen?

Es ist eine Herausforderung, die auf globale Entwicklungen bezogenen Ziele und Themen der Nachhaltigkeit auf die Vereinsebene zu übertragen. Die Sichtung von Möglichkeiten und die Umsetzung mit Augenmaß sind nicht nur Aufgaben der Vereinsführung. Jeder einzelne Mensch ist aufgefordert, seinen Beitrag zu leisten. In dem vorliegenden Band geht es um das Wie – sowohl in der Organisation der Vereinsarbeit als auch in der praktischen Umsetzung des Vereinsprogramms vor Ort.

Das Thema Nachhaltigkeit schreiben sich viele auf die Fahne, es wird in allen Medien dauerhaft präsentiert und diskutiert, teils auch kontrovers. Von Ignoranz über Greenwashing bis hin zu ehrlich nachhaltigem Handeln ist ein großes Spektrum in unserer Gesellschaft vorhanden.

Um effektiv nachhaltig zu agieren, sollte daher auch bei den Mitgliedern eines Vereins eine grundlegende Einstimmung, respektive die Bereitschaft zu nachhaltigem Tun vorhanden sein. Nachhaltigkeit im Verein muss dennoch erst einmal ankommen, sie muss mit den Vereinszielen und dem Vereinsleben verbunden werden. Auch wenn mögliche Ansätze noch so klein erscheinen, es verlangt für jeden erfolgreichen Schritt die Bereitschaft der Mitglieder mitzumachen. Die Veränderung zu nachhaltigerem Vereinsleben bedeutet Veränderung für die Mitglieder und Nutzer:innen der Vereinsleistungen. Es bedeutet häufig Investitionen und gegebenenfalls Änderungen von Vereinsleistungen beziehungsweise sogar deren Verminderung. Solche Maßnahmen müssen vorbereitet sein, um Akzeptanz bei den Mitgliedern zu finden. Letztlich müssen sie die Entscheidungen mittragen.

Um eine nachhaltige Vereinsausrichtung zu erreichen, ist es unbedingt erforderlich, dass der Vorstand selbst von der Idee überzeugt ist. Auch aktive Impulse von den [12]Mitgliedern können dazu führen, dass es zu Veränderungen im Verein kommt. Grundvoraussetzungen sind Informationen und Wissen zum Thema Nachhaltigkeit – nachvollziehbar und transparent. Nachhaltiges Vereinsleben muss erklärt werden. Alle am Verein Beteiligten können dabei angeregt werden, eigene Verhaltensweisen zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.

Für Vereine wirken die für den ganzen Erdball aufgestellten 17 Nachhaltigkeits-Ziele der UN erst einmal riesig und weit entfernt. Zudem ist die Unterschiedlichkeit der Ziele, auf welche Vereine hinarbeiten, enorm groß. Es kann eine gemeinsame Leistungserstellung im Sinne der Mitgliederinteressen, wie bei Gesangs- und Sportvereinen, im Vordergrund stehen. Oder eine durch die Mitglieder erbrachte Leistung für einen Empfängerkreis im Umfeld des Vereins, wie Wohlfahrtsverbände oder andere Vereine zur Unterstützung bestimmter Zielgruppen, oder das Engagement für bestimmte Themen wie Naturschutz und Gesundheit. Natürlich gibt es auch Mischformen, wenn zum Beispiel die gemeinsame Aktivität der Mitglieder auch zu Auftritten oder anderen öffentlichen Formen führt.

Deshalb muss in einem ersten Schritt geschaut werden, welche Nachhaltigkeits-Ziele auf welche Weise auch auf Vereinsebene sinnvoll umgesetzt werden können. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, die Nachhaltigkeit bereits als Ziele in ihrer Satzung aufgenommen haben. Der Schutz von Flora und Fauna, Umweltschutz und verschiedene soziale Aufgabenstellungen sind beispielsweise bei Vereinen zu finden. Dennoch gilt noch einmal im Sinne einer gesellschaftlichen Verantwortung kritisch zu prüfen, ob weitere Ansatzpunkte für das eigene nachhaltige Handeln bestehen.

Deshalb ist dieses Buch so angelegt, dass es Hilfestellung bei der Überprüfung und Gestaltung der Nachhaltigkeits-Ziele von Vereinen – angelehnt an die 17 SDGs und gleichzeitig heruntergebrochen auf realistisch umsetzbare Aufgaben – gibt. Es kann jedoch keine Musterlösung für jeden Verein anbieten, dafür ist die Vereinslandschaft viel zu bunt. Aber: Nachhaltigkeit im Verein kann, wenn sie gut durchgeführt wird, auch Spaß machen und sogar Aufmerksamkeit für die Mitarbeit bei bisher nicht oder weniger engagierten Mitgliedern erwecken. Vor allem bei jungen Menschen spielt das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle für ihr Leben.

Das Buch kann in unterschiedlicher Weise genutzt werden:

Es eignet sich als Nachschlagewerk, wenn es darum geht, für spezielle Themenbereiche der Nachhaltigkeit im Verein eine Hilfestellung zu erhalten.Es eignet sich zum Schmökern, also einen eher ungezielten Blick hinein, um Anregungen für die Möglichkeiten zum nachhaltigen Handeln im eigenen Verein zu gewinnen.Und es kann selbstverständlich komplett gelesen werden, um sich grundlegend mit dem Thema Verein und Nachhaltigkeit vertraut zu machen.

[13]Auf jeden Fall wünschen wir allen Lesenden hilfreiche Impulse und nachhaltigen Erfolg für die Arbeit im eigenen Verein.

Salzgitter/Sickte, März 2023

Ronald Wadsack, Gabriele Wach

[15]1Elemente und Aufbau des Buches

1.1 Ihre Buchbegleiter

Um die verschiedenen Blickwinkel und die Unterschiedlichkeit von Vereinen immer wieder in den Blick rücken zu können, kommen zwei Vereinsvertreterinnen und zwei Vereinsvertreter zwischendurch zu Wort. Sie begleiten uns durch dieses Buch. Getroffen haben sie sich vor einigen Monaten bei dem Workshop »Nachhaltigkeit im Verein« einer regionalen Akademie. Dort haben sie festgestellt, dass sie sich alle mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Und: Dass es kein einfaches Thema ist!

Ihre Begleiter möchten wir Ihnen kurz vorstellen:

Dilara ist Geschäftsführerin in einem Sportverein mit mehreren Sportarten im Angebot, 1.254 Mitglieder.Konrad ist Vorsitzender in einem Gesangsverein, 153 Mitglieder, verschiedene Gruppen nach Alter und Musikrichtung.Jan ist Vorsitzender eines Vereins für die örtliche Kinder- und Jugendarbeit mit Schwerpunkt Integration, 73 Mitglieder und viele betreute Kinder und Jugendliche.Laura ist stellvertretende Vorsitzende eines Naturschutzvereins, 285 Mitglieder.

Dilara: Danke für die Einladung, Konrad. Schön, dass wir uns in eurem Vereinsheim treffen können. Unser Dachverband hat in letzter Zeit häufig auf Nachhaltigkeit hingewiesen. Aber wir fragen uns schon, was wir da machen können. Unsere Sportangebote finden alle in städtischen Sporthallen und auf städtischen Sportplätzen statt. Unsere Wanderabteilung und die Kanuten sind die einzigen, die auch draußen unterwegs sind. Wir sind da ein wenig ratlos.

Konrad: Singen, Musizieren und Nachhaltigkeit – da haben wir uns auch schon einmal Gedanken gemacht. Gar nicht so einfach. Aber wir haben ja das Vereinsheim, da fallen uns schon einige Sachen ein.

Jan: Wir sehen bei uns, dass wir das Thema für die Kinder und Jugendlichen erkennbar machen, dass es etwas mit ihrem Leben und ihrer Zukunft zu tun hat. Wir haben schon einige Projekte gemacht, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer [16]näher ergründen sollten, wie zum Beispiel der eigene Konsum mit Nachhaltigkeit zusammenhängt.

Laura: Wir sind da natürlich ganz nah dran. Ökologie ist ja ein zentrales Thema bei uns. Wir haben nun angefangen, für die soziale und ökonomische Betrachtung genauer zu schauen, wie wir das einbinden können. Der Bezug auf den eigenen Verein muss dabei noch einmal gesondert angegangen werden.

1.2 Der Aufbau

Der Aufbau dieses Buches zielt darauf ab, nachhaltiges Denken im Verein zu etablieren. Dazu gehört eine Veränderung hin zu nachhaltigerem Vereinsleben, die Mitglieder müssen involviert sein und bleiben. Grundvoraussetzungen dafür sind Informationen und Wissen zum Thema Nachhaltigkeit. Globale Zielvorstellungen werden im Rahmen dieses Bandes in die Vereinspraxis überführt. Dazu gibt Abbildung 1 entlang der drei bekannten Oberthemen der Nachhaltigkeit einen ersten Eindruck für Ansatzpunkte bei Vereinen.

Abb. 1: Nachhaltigkeit vereinsbezogen umsetzen (eigene Grafik)

Tabelle 1 in diesem Kapitel enthält eine knappe Übersicht zu den einzelnen Kapiteln des vorliegenden Buches. Ohne ein Grundverständnis der Nachhaltigkeit, wie sie heute gesehen wird, gelingt die Übertragung auf die Vereinsarbeit nicht (Kapitel 2). Mit diesem Wissen kann man genauer hinschauen, welche Möglichkeiten für einen Verein bestehen. Nicht nur unsere vier Begleitenden in diesem Buch zeigen, mit welch unterschiedlichen Vereinen man es zu tun haben kann wie die Freiwillige Feuerwehr, Wohlfahrtsverbände, Tafel-Vereine, Hilfsvereine für soziale Fragen, wobei auch diese Aufzählung wiederum nur eine kleine Auswahl darstellt. Immerhin gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2018 mehr als 600.000 eingetragene Vereine in Deutschland (vgl. Alscher, Priller & Burkhardt 2021). Dennoch geht es dar[17]um, sich der Verbindung von Verein und Nachhaltigkeit zu nähern (Kapitel 3). Im nachfolgenden Kapitel geht es schließlich um konkrete Beispiele und Ansatzpunkte für die Vereinsarbeit (Kapitel 4). Nachhaltigkeit wirkt in die Vereinsarbeit hinein, es ergeben sich Veränderungen, die auch die Mitglieder spüren. Oder vielmehr: Die Mitglieder müssen sie mittragen und in ihren Anteil am Vereinsleben aufnehmen. Es ist deshalb auf jeden Fall notwendig, sich gut auf die Einführung vorzubereiten (Kapitel 5) und die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Maßnahmen nicht über das Knie zu brechen. Die Einführung ist als Projekt zu begreifen, über einen längeren Zeitraum und als Entwicklungsprozess, der alle Betroffenen immer wieder mitnehmen muss (Kapitel 6). Es gibt einzelne Anlässe und Aktivitäten in Vereinen, die zum Normalbetrieb gehören oder häufiger zu beobachten sind. Sitzungen, Vereinsfeste und -reisen und die Verbindung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden noch einmal separat betrachtet (Kapitel 7).

Ist der Weg Richtung Nachhaltigkeit im Verein in ersten Schritten erfolgt, können weitergehende Maßnahmen wie die Aufnahme in das Leitbild oder eine Zertifizierung die Arbeit unterstützen (Kapitel 8). In Kapitel 2 wurden schon einige Grundlagen für die Umsetzung von Nachhaltigkeit vorgestellt. Wenn die Diskussionen intensiver werden, kann es helfen, wenn man bei den Argumenten noch nachlegen kann. Deshalb bietet diese Ergänzung weitere wichtige Informationen zum Thema Nachhaltigkeit (Kapitel 9). Es gibt mittlerweile reichlich Literatur und Onlinequellen. Eine kleine Auswahl enthält Kapitel 10.

Kapitel 1: Elemente und Aufbau des BuchesKapitel 2: Erster Einblick: NachhaltigkeitKapitel 3: Grundlagen und Ressourcen – Da geht was!Wie lässt sich nachhaltiges Denken im Verein etablieren?Wie hängen die Struktur der drei Säulen und die 17 Nachhaltigkeits-Ziele zusammen?Wo sind die Ansatzpunkte im Verein für die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit?Kapitel 4: Konkrete AnsatzpunkteKapitel 5: Nachhaltigkeits-Entwicklung als Prozess – Arbeitsgrundlagen schaffenKapitel 6: Nachhaltigkeits-Entwicklung als Prozess – Konkrete SchritteWie lassen sich Verbindungen zwischen Nachhaltigkeit und Vereinsleben herstellen?Was sind wichtige Eckpunkte für die Bearbeitung von Nachhaltigkeit im Verein?Wie kann der Prozess der Entwicklung von Nachhaltigkeit im Verein erfolgreich gestaltet werden?Kapitel 7: Spezielle Anlässe aus dem VereinslebenKapitel 8: Nachhaltigkeit – Die nächste StufeKapitel 9: Wer es genauer wissen will – Ergänzungen zu NachhaltigkeitWo genau gibt es Ansatzpunkte im Vereinsleben?Wie kann Nachhaltigkeit noch stärker im Verein verankert werden?Welche weitergehenden Themen sind mit Nachhaltigkeit zu verbinden?[18]Nützliche Links und BuchtippsSDG-Checklisten nach Themenbereichen zur genaueren BestandsaufnahmeListe der im Buch genutzten Quellen

Tab. 1: Übersicht zu den Kapiteln des Buches

Für die Reise durchs Buch empfehlen wir folgende Wege:

Lesende, die mit dem Thema Nachhaltigkeit starten, beginnen mit den Grundlagen ab Kapitel 2.Lesende, welche die Grundlagen der Nachhaltigkeit schon kennen und im Verein starten möchten, beginnen mit Kapitel 4.Lesende, die an dem Umsetzungsprozess interessiert sind, starten mit Kapitel 5.

Zurückblättern geht immer, wenn Darstellungen in den Kapiteln zu Nachfragen führen.

[19]2Erster Einblick: Nachhaltigkeit

Eine Woche später, Rundmail von Konrad:

Gestern Abend haben wir uns im Vorstandskreis per Video getroffen und ich habe über unseren Workshop berichtet. Es kamen schon einige Ideen und Anregungen, wie man Nachhaltigkeit bei uns umsetzen könnte. Das Vereinsheim beschert uns eh immer wieder neue Arbeiten. Neben den ersten Ideen kamen aber auch Fragen auf, was eigentlich alles zu dem Thema gehört. Es kann ja nicht nur die Wärmedämmung und das Wassersparen sein.

Ich habe dann den Auftrag bekommen, einen Workshop mit interessierten Vereinsmitgliedern vorzubereiten, in dem wir das Thema Nachhaltigkeit für unseren Verein einmal genauer anschauen.

Ein wenig Zeit werde ich brauchen, ich denke so in zwei bis drei Monaten werden wir den Workshop hinbekommen. Bin gespannt, was wir dabei alles herausfinden.

2.1 Wichtige Schritte bis zum heutigen Konzept der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist keine Erscheinung der 2000er-Jahre. Häufig wird der Anfang auf die Forstwirtschaft im 18. Jahrhundert datiert. Holz war ein zentraler Bestandteil für das Leben in der damaligen Zeit. Bauen, Kochen und Heizen beruhten vielfach auf diesem Rohstoff. Die endlichen Waldbestände galt es für die fortwährende Nutzung gezielt zu bewirtschaften, um immer über genügend Holz zu verfügen.

Für unsere heutige Zeit waren mit dem 1972 veröffentlichten Bericht des Club of Rome »Die Grenzen des Wachstums« und der vom amerikanischen Präsidenten in Auftrag gegebenen und 1980 veröffentlichen Studie »Global 2000« zwei wichtige Grundlagen geschaffen worden. Beide beschäftigen sich mit den auf der Erde verfügbaren Ressourcen und deren Nutzung. Die begrenzte Verfügbarkeit der Ressourcen und die Ausbeutung durch die Menschen verwiesen auf den absehbaren Mangel in einigen Bereichen. Die Bevölkerungsentwicklung, die industrielle Produktion und die Umweltverschmutzung waren weitere Themen, deren Einfluss auf die künftigen Lebensbedingungen beleuchtet wurden.

[20]Im Auftrag einer UN-Kommission erfolgte 1987 die Veröffentlichung des als »Brundtlandt-Report« bekannten Berichtes, der vor allem durch die dort enthaltene Definition von Nachhaltigkeit bekannt geworden ist. Hier der Originaltext:

»1. Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts:

the concept of ›needs‹, in particular the essential needs of the world’s poor, to which overriding priority should be given; andthe idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment’s ability to meet present and future needs.« (United Nations World Commission on Environment and Development, 1987, S. 41)

Und in der deutschen Übersetzung:

»1. Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Der Begriff beinhaltet zwei Schlüsselkonzepte:

das Konzept der ›Bedürfnisse‹, insbesondere der grundlegenden Bedürfnisse der Armen in der Welt, denen oberste Priorität eingeräumt werden sollte unddie Vorstellung von den Grenzen, die der Stand der Technik und der gesellschaftlichen Organisation der Fähigkeit der Umwelt auferlegt, gegenwärtige und künftige Bedürfnisse zu erfüllen.«

In den 1990er-Jahren entstand das häufig angeführte Modell der »3 Säulen der Nachhaltigkeit« (siehe Abbildung 2 in Kapitel 2.2). Mit Ökologie, Sozialem und Ökonomie gibt es erste Hinweise auf die Themenbereiche, mit denen man sich zu befassen hat.

Es folgten verschiedene Weltkonferenzen, die das Thema Nachhaltigkeit oder einzelne Aspekte wie den Klimaschutz aufgegriffen haben. Im Sinne der besseren Erkennbarkeit der Nachhaltigkeits-Themen sind die drei Säulen weiter ausgearbeitet worden. Daraus ergab sich das heute von der UN im Rahmen der Agenda 2030 als gültig angesehene Konzept der »17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)«.

Auf den Punkt

Es gibt deutliche Hin- und Beweise, dass die Ressourcen der Erde durch unseren Lebensstil überstrapaziert werden.

[21]Ein mittlerweile bekanntes und markantes Datum ist der sogenannte Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day). Das ist der Tag, an dem die rechnerisch für das Jahr verfügbaren Erdressourcen aufgebraucht sind. Der mittlerweile bei weltweiter Betrachtung errechnete Wert zeigt, dass wir im Jahr 2022 die Ressourcen von 1,75 Erden verbrauchen. Der Wert von 1,0 war weltweit am 28. Juli 2022 erreicht. Für Deutschland wurde der 04. Mai als entsprechendes Datum ermittelt. Dieser Tag liegt recht konstant jedes Jahr ein wenig früher als im vorhergehenden Jahr. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%BCberlastungstag, letzter Zugriff: 03.03.2022)

2.2 Grundverständnis der drei Säulen der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist eine riesige Herausforderung für unsere heutige Gesellschaft. Es geht um nicht weniger, als den Planeten Erde für künftige Generationen als lebenswert zu erhalten. Jeder einzelne Mensch, aber auch jeder einzelne Verein trägt zu der Verwirklichung bei.

Nach dem Brundtland-Report ist, wir wiederholen es, »eine Entwicklung nachhaltig, wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen«. Hier liegt eine besondere Herausforderung, da es schwierig ist, diese Zukunftsabschätzung vorzunehmen. Was ist aus heutiger Sicht zu viel beziehungsweise was konkret meint »beeinträchtigen« und »befriedigen«? Diese Unklarheit bietet immer noch zu vielen Menschen eine gute Ausflucht, um sich vor eigenen Maßnahmen zu drücken.

Auf den Punkt

Zu nachhaltigem Handeln zu animieren und motivieren, ist – harte – Überzeugungsarbeit. Aber ohne sie geht es nicht mehr. Je nachvollziehbarer das Warum kommuniziert wird, desto erfolgreicher kann sie sein.

Abb. 2: Die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Grafik: Wadsack)

[22]Häufig werden die Themen der Nachhaltigkeit mit dem 3-Säulen-Modell beschrieben (siehe Abbildung 2). Dabei ist die »Ökologie« meist als erstes im Blick. Die Umwelt und damit die Natur sind für jeden Menschen sichtbar und der Bezug ist leicht herstellbar. Nachhaltigkeit aus Perspektive der »Ökonomie« meint beispielsweise den Blick für die aus heutigen Handlungen in die Zukunft wirkenden ökonomischen Belastungen, etwa durch Kredite beziehungsweise Darlehen und die Sinnhaftigkeit von Investitionen. Der Anspruch der »sozialen Nachhaltigkeit« weist darauf hin, dass alle Menschen ein Anrecht auf ein auskömmliches Leben haben. Gesundheit, Bildung, hygienische Lebensbedingungen sind einige Themen.

Auf den Punkt

Die Herausforderung liegt darin, alle drei Säulen im Blick zu haben.