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Vereinsorganisation ist eine echte Führungsaufgabe und trägt wesentlich zum Erfolg eines Vereins bei. Wie Sie die Organisation auf die Bedürfnisse Ihres Vereins ausrichten, zeigt der Autor in diesem Buch. Anhand von vier Mustervereinen unterschiedlicher Größe gibt er praktische Handlungshinweise, wie ein modernes Vereinsmanagement gelingt, Sie von der Mitarbeit Ehrenamtlicher profitieren und Ihren Verein in eine sichere Zukunft führen. Inhalt: - Grundlagen der Vereinsorganisation - Modernisierung der Vereinsorganisation - Modernisierung und Neuorganisation der Vorstandsarbeit - Zukunftsorientierte Vereinsführung - Prozessorganisation - moderne Vereinsarbeit - Digitalisierung in der Organisation - Megatrends und Vereinsführung - Was bedeutet die demografische Entwicklung für Vereine - Businessplan im Verein - Power für den Verein: Wie kann der Verein stärker werden - Vereinsmitarbeit im Wandel - ProjektorientierungDigitale Extras: - Checkliste zur Überprüfung der bestehenden Vereinsorganisation - Vorlagen zu Aufbau und Modernisierung der Vereinsorganisation
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Seitenzahl: 177
Veröffentlichungsjahr: 2021
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ISBN 978-3-648-15272-0
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Prof. Dr. Ronald Wadsack
Vereinsorganisation
1. Auflage, Dezember 2021
© 2021 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
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Bildnachweis (Cover): © Julien Eichinger, Adobe Stock
Bildnachweis (Innenteil): wiederkehrende Grafik: © pyty, Adobe Stock,
weitere Grafiken: © Prof. Wadsack
Produktmanagement: Annette Ziegler
Lektorat: Maria Ronniger, Text+Design Jutta Cram, Augsburg
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Schaut man im Internet oder in Fachbüchern nach dem Begriff »Vereinsorganisation«, so wird er einerseits für das Wie der Vereinsarbeit verwendet: Wie sollen wir unsere Aufgaben im Verein bestmöglich erledigen? Es gibt aber auch den weiten Blick, der im Grunde das ganze Spektrum der Vereinsführung von den Mitglieder- und Mitarbeiterfragen über das Marketing bis hin zu den Finanzen und anderen Themen umfasst. Im vorliegenden Band geht es um das Wie, auch wenn an manchen Stellen Bezüge zu Themen der Vereinsarbeit notwendig sind.
Vereinsorganisation ist eine echte Führungsaufgabe. Sie ermöglicht Gestaltung, erfordert Augenmaß und trägt wesentlich zum Erfolg des Vereins bei. Es gibt bis auf wenige Vorgaben zu den Organen eines Vereins kein Gesetz und auch keine unverrückbare Regel, wie die Vereinsorganisation auszusehen hat. Sie kann und muss nach den Bedürfnissen jedes einzelnen Vereins gestaltet werden. Das Augenmerk gilt den Besonderheiten von Vereinen, wie der weit verbreiteten unentgeltlichen Mitarbeit und der Orientierung auf ein Sachziel (Kultur, Bildung, Sport etc.).
Ganz vorn steht dabei die Beachtung der Möglichkeiten des freiwilligen Engagements bzw. des Ehrenamts mit seinen unbezahlten Mitarbeitenden – die Vielfalt und Kreativität der Engagierten auf der einen Seite und die begrenzte Zeit für die Aufgabenerledigung auf der anderen. Und nicht zu vergessen das Risiko des schnellen Ausstiegs aus der Tätigkeit. Denn schlechte Organisation kann Frustration auslösen.
Die zweite Besonderheit liegt im Ziel der Vereinsarbeit. Es ist entweder eine gemeinsame Leistungserstellung im Sinne der Mitgliederinteressen, wie z. B. bei Gesangs- und Sportvereinen, oder eine durch die Mitglieder erbrachte Leistung für einen Empfängerkreis im Umfeld des Vereins, wie es z. B. bei Wohlfahrtsverbänden, anderen Vereinen zur Unterstützung bestimmter Zielgruppen oder beim Engagement für bestimmte Themen, wie z. B. Naturschutz und Nachhaltigkeit, der Fall ist.
Dementsprechend ist dieses Buch zur Vereinsorganisation so angelegt, dass es Hilfestellung bei der Überprüfung und Gestaltung der Organisation von Vereinen gibt – es kann jedoch keine Musterlösung für jeden Verein anbieten. Aber: Die Organisationsarbeit im Verein kann, wenn sie gut durchgeführt wird, auch Spaß machen und sogar bei weniger engagierten Mitgliedern das Interesse an einer Mitarbeit wecken.
[10]Diese Handreichung zur Vereinsorganisation ist während der Zeit der Coronapandemie entstanden. Die Auswirkungen der Pandemie haben bei Vereinen vieles durcheinandergewirbelt und neue Anforderungen ausgelöst. Die hier vorgestellten Möglichkeiten und Arbeitsschritte lassen sich auch in solchen Situationen anwenden, in denen es darum geht, die Leistungsfähigkeit des Vereins zu erhalten oder zu verbessern. Die jeweiligen Rahmenbedingungen müssen immer miteinbezogen werden.
Das vorliegende Buch kann in unterschiedlichen Formen genutzt werden:
Es eignet sich als Nachschlagewerk, wenn es darum geht, für spezielle Themen der Vereinsorganisation eine Hilfestellung zu erhalten.Es kann zum »Schmökern« genutzt werden, um Anregungen für die Organisation im eigenen Verein zu gewinnen.Und es kann komplett durchgelesen werden, um sich grundlegend mit dem Thema Vereinsorganisation vertraut zu machen.Auf jeden Fall wünsche ich allen Leser:innen viel Erfolg bei der Arbeit im eigenen Verein.
Salzgitter, November 2021
Ronald Wadsack
Um die verschiedenen Blickwinkel und die Unterschiedlichkeit von Vereinen in den Blick rücken zu können, kommen zwei Vereinsvertreterinnen und zwei Vereinsvertreter zwischendurch immer wieder zu Wort: Dilara (Geschäftsführerin in einem Sportverein mit mehreren Sportarten im Angebot, 1.254 Mitglieder), Konrad (Vorsitzender in einem Gesangsverein, 153 Mitglieder, verschiedene Gruppen nach Alter und Musikrichtung), Jan (Vorsitzender eines Vereins für die örtliche Kinder- und Jugendarbeit mit Schwerpunkt Integration, 73 Mitglieder und viele betreute Kinder und Jugendliche) und Laura (stellvertretende Vorsitzende eines Naturschutzvereins, 285 Mitglieder). Sie begleiten uns durch diesen Band.
»Moderne Vereinsorganisation« hieß der Workshop einer regionalen Akademie. Dort haben sich die vier vor einigen Monaten getroffen und bei der Gelegenheit festgestellt, dass sie sich alle mit dem Thema »Organisation des Vereins« befassen.
Aus der Praxis unserer Vereinsvertreter:innen
Dilara: Danke für die Einladung, Konrad. Schön, dass wir uns in eurem Vereinsheim treffen können.
Ich habe einmal ein wenig im Vorstand über den Workshop berichtet und es kamen gleich mehrere Themen, mit denen »man sich mal beschäftigen müsste«. Insgesamt stieß dies aber auf wenig Begeisterung. Ich möchte den Impuls aus dem Workshop aber nicht vorübergehen lassen und für die Modernisierung unseres Vereins nutzen. Es geht ja nicht nur darum, was wir machen, sondern auch darum, wie wir es machen.
Konrad: Oh, das hört sich nicht so toll an, eher mühsam. Wir sind zwar ein kleiner Verein, aber auch bei uns ist v. a. die Vereinsverwaltung echt lästig und hält uns von unserem eigentlichen Singen und Musizieren ab. Zudem beklagen sich einige der Ehrenamtlichen, dass ihnen die Arbeit langsam zu viel wird. [12]Jan: Bei uns sieht es ein wenig anders aus, da wir vor allem für Kinder und Jugendliche Angebote entwickeln und durchführen, die keine Vereinsmitglieder sind. Aber auch damit ist reichlich Organisationsarbeit verbunden.
Laura: Wir bringen viele Aktionen ans Laufen, machen Bildungsangebote und möchten bei allen möglichen Anlässen präsent sein, um auf unser Thema – Naturschutz – aufmerksam zu machen. Da müssen wir teils sehr flexibel reagieren. Die Einnahmen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind eine wichtige Grundlage für unsere Arbeit.
Der Aufbau dieses Buches zielt auf eine zukunftsfähige Vereinsorganisation (Abbildung 1).
Abb. 1: Organisation im Strom des Vereinslebens (eigene Grafik)
[13]Eine kurze Einführung (Kapitel 2) zum Thema Verein dient dazu, für die Leserinnen und Leser einen gemeinsamen Ausgangspunkt für die folgenden Ausführungen zu geschaffen.
Für die Bedeutung und Lebensfähigkeit des Vereins sind die eigentlichen Aktivitäten bzw. Leistungen der Dreh- und Angelpunkt – die Erfüllung des Sachziels eben. Heutzutage wird dies unter dem Begriff »Prozessorganisation« zusammengefasst (Kapitel 3), früher sagte man »Ablauforganisation« dazu. Es ist aber nicht nur ein Namenswechsel, sondern auch eine Verschiebung der Betrachtungsweise. Deshalb steht die Prozessorganisation am Beginn der Organisationsthemen.
Um den Verein möglichst gut für die Zukunft zu rüsten und einzelne Aktivitäten, wie z. B. ein Vereinsjubiläum oder ein Digitalisierungsprojekt, gut vorzubereiten, bietet sich die Projektorganisation an (Kapitel 4). Die Durchführung von Projekten für passende Aufgaben im Verein gilt ebenfalls als Chance zur Entlastung und Modernisierung der ehrenamtlichen Arbeit.
Das Gerüst hinter diesen Aktivitäten ist die Aufbauorganisation, also die Gremien und das Zusammenspiel der einzelnen Gruppierungen innerhalb des Vereins (Kapitel 5).
Mit der Digitalisierung (Kapitel 6) werden Themen aufgegriffen, die in alle Bereiche des Vereinslebens hineinreichen – von den Aktivitäten für die Mitglieder bis hin zur Gremienarbeit. Spätestens durch die notgedrungene Auseinandersetzung mit der Digitalisierung durch die Covid-19-Pandemie ist sie auch bei den Vereinen angekommen.
Und letztlich geht es natürlich auch darum, wie solche organisatorischen Veränderungen im Verein auf den Weg gebracht werden können – den Prozess des Organisierens (Kapitel 7), um den Verein zukunftsfähig aufzustellen und die Widerstände möglichst gering zu halten. Da Organisationsmaßnahmen, auch wenn sie noch so klein scheinen, mit Veränderungen für die beteiligten Menschen verbunden sind, stoßen sie nicht immer und überall auf Gegenliebe.
[14]Kapitel 2Verein als OrganisationKapitel 3Organisation der VereinsprozesseKapitel 4ProjektorganisationWas macht den Verein aus und ist damit Grundlage für die Gestaltung der Vereinsorganisation?Wie sind die Prozesse für die Vereinsleistungen und die Führungsarbeit möglichst gut zu gestalten?Wie können einzelne, für den Verein wichtige Themen möglichst gut bearbeitet werden?Kapitel 5AufbauorganisationKapitel 6DigitalisierungKapitel 7Prozess des OrganisierensWie ist das Grundgerüst des Vereins zu gestalten, um sowohl den rechtlichen Ansprüchen zu genügen als auch zukunftsorientierte Vereinsarbeit zu ermöglichen?Was bedeutet Digitalisierung und wie kann sie für die Vereinsarbeit zielorientiert eingesetzt werden?Worauf ist zu achten, wenn Organisationsmaßnahmen im Verein vorbereitet und umgesetzt werden sollen?Tab. 1: Übersicht zu den Kapiteln des Handbuchs zur Vereinsorganisation
Gerade wenn man sich das Vereinsleben als Fluss vorstellt, weist das folgende Zitat von Heraklit auf die dauernde Veränderung der Bedingungen, unter denen Vereinsarbeit funktionieren muss:
»Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.«
(Heraklit)
Oder mit Karl E. Weick:
»Vielmehr werden Organisationen als Erfindungen von Menschen angesehen, Erfindungen, die dem Erlebensstrom übergestülpt werden und ihm für einen Augenblick eine gewisse Ordnung aufzwingen.«
(Weick, 1985, S. 24)
Bei diesem Zitat wird noch einmal besonders deutlich, dass Organisation künstlich, von Menschen geschaffen ist. Es gibt zudem den Hinweis, dass es um Gestaltungsmöglichkeiten geht.
[15]Achtung
Organisation ist eine von Menschen gestaltete Ordnung für die gemeinsame Erledigung von Dingen. Die Gestaltungsmöglichkeiten sollten genutzt werden.
Der Anspruch der modernen Ausrichtung der Vereinsorganisation muss auch der Vereinsführung zu eigen sein. Wichtig dabei ist, dass Organisation keine Selbstverständlichkeit und kein Naturgesetz ist. Und Organisation ist nicht zementiert, sondern muss mit den jeweiligen Anforderungen der Vereinsarbeit weiterentwickelt werden.
Wenn zwei Menschen oder mehr eine gemeinsame Aktion starten wollen, sind Absprachen nötig, um das gemeinsame Ziel möglichst gut zu erreichen. »Möglichst gut« heißt, dass die Mitglieder bzw. Leistungsempfänger des Vereins zufrieden, wenn nicht gar begeistert sind und die Vereinsressourcen nicht unnötig belastet werden. Dies ist nichts anderes als Organisation.
Noch einmal mit Karl E. Weick:
»Organisieren heißt, fortlaufende, unabhängige Handlungen zu vernünftigen Folgen zusammenzufügen, sodaß vernünftige Ergebnisse erzielt werden.«
(Weick, 1985, S. 11)
Dazu gehören auch die verfügbaren Ressourcen und vor allem die beteiligten Menschen.
Naheliegend ist bei einer Mindestzahl von sieben Menschen für die Vereinsgründung (§ 56 BGB), dass damit Organisationsbedarf entsteht. Schließlich wird mit der Satzung eine gemeinsame Zielsetzung verfolgt. So weit, so gut. Im ZiviZ-Survey von 2017 sind genau 603.882 Vereine für das Jahr 2016 verzeichnet (Priemer et al., 2019). Und das Spektrum der Vereine ist sehr groß, da viele gesellschaftliche Anliegen bedient werden (Abbildung 2).
Abb. 2: Handlungsfelder der Vereine in Deutschland im Jahr 2016 (Angaben in Prozent; eigene Grafik in Anlehnung an Priemer et al., 2019, S. 17)
Was in der Abbildung nicht zu erkennen ist: die unterschiedliche Größe der Organisationen, die als Vereine registriert sind. Der ADAC oder die Wohlfahrtsverbände mit teilweise mehreren Millionen Mitgliedern auf der einen Seite – die kleinen lokalen Interessenvereine mit weniger als zehn Mitgliedern auf der anderen. Abbildung 2 richtet sich nach der Anzahl der Vereine, im Sport ca. 88.000 (per 1.1.2020; vgl. DOSB, 2020). Allein hier sind Mitgliederzahlen von wenigen Einzelmenschen bis zu einigen Zehntausend Mitgliedern zu finden. Hinzu kommen Unterschiede in Größe und Angebotsspektrum zwischen Stadt und Land. Die verfügbare v. a. räumliche Infrastruktur, etwa vereinseigene Anlagen gegenüber städtischen Räumlichkeiten, wirkt sich ebenfalls auf die organisatorischen Möglichkeiten aus.
[17]Leicht nachzuvollziehen ist, dass mit zunehmender Vereinsgröße auch die Möglichkeiten oder sogar die Notwendigkeit von bezahlter Mitarbeit eine wachsende Rolle spielen. Teils verfügen die sehr großen Vereine auch über eine Anzahl von angehängten Wirtschaftsunternehmen, die spezielle Aufgaben übernehmen. Dieser Aspekt ist aber kein Thema für diesen Band zur Vereinsorganisation.
Es geht um den Aufbau einzelner Vereine und die Organisation der Aktivitäten des Vereins im Hinblick auf seine Zielerreichung. Dazu zählt – wie schon angesprochen – auch der Organisationsprozess, also das Anstoßen, Vollziehen und Einüben von Veränderungen in der Vereinsorganisation.
Entsprechend der Vielfalt der Vereinslandschaft in Deutschland wird jeder Verein entlang dieses Buches seine Folgerungen ziehen und die für ihn passenden Hinweise und Instrumente auswählen müssen.
Tipp
Gehen Sie Organisationsaufgaben möglichst vielfältig an und nehmen Sie sich die notwendige Zeit.
Als Organisator:in sollte man sich immer bewusst sein, dass man nur einen Ausschnitt der Vereinswirklichkeit sieht und nur ein begrenztes Spektrum an Lösungsmöglichkeiten für die Organisationsaufgabe im Blick hat. Um die Organisationsaufgabe für den eigenen Verein möglichst gut zu bewältigen, können deshalb
Blicke über den Tellerrand,der Austausch mit Kolleg:innen aus anderen Vereinen, auch außerhalb des eigenen Handlungsfeldes, unddie Teilnahme an Aus- und Fortbildungen zu Vereinsthemen oder entsprechenden Tagungen und Kongresseneine wichtige Funktion erfüllen. Die Durchführung von größeren Organisationsaufgaben durch eine Projektgruppe ist allemal hilfreich.
Tipp
Wählen Sie nützliche Instrumente für die Arbeit an Ihrer Vereinsorganisation aus und setzen Sie sie gezielt ein.
Insgesamt ist es nützlich, für die Arbeit an der Vereinsorganisation und die spätere Umsetzung der Lösungen Zugang zu einigen Arbeitsmaterialien zu haben. Dazu zählt [18]z. B. ein Flipchart für die Erfassung von Ergebnissen bei Gruppenarbeiten oder für das Visualisieren eigener Überlegungen. Für Gruppenarbeit können Pinnwände mit entsprechendem Zubehör (Kärtchen bzw. größere Klebezettel, Stifte usw.) eine gute Unterstützung bieten. Und letztlich ist auch hier der Computereinsatz mit passender Software manchmal nützlich, z. B. mit Programmen zum Projektmanagement oder zur Arbeitsplanung in Gruppen bis hin zur direkten Zusammenarbeit an einzelnen Themen.
Aus der Praxis unserer Vereinsvertreter:innen
Eine Woche später, Rundmail von Konrad:
»Gestern Abend haben wir uns im Vorstandskreis per Video getroffen und ich habe über unseren Workshop berichtet. Es kamen schon einige Ideen und Anregungen, wie man die Arbeit bei uns besser machen könnte.
Aber es wurde ganz schnell klar: Wir haben keine gemeinsame Grundlage, wie wir über den Verein sprechen können. Der eine schaut vor allem aus Sicht seiner Gruppe. Der andere schiebt dann schnell die Tradition vor oder es wird auf die Finanzen geschaut. Gar nicht so einfach. Und dann winken einzelne Teilnehmer schon mit dem BGB – nach dem Motto: ›Wir müssen uns nach dem Gesetz richten!‹
Am Ende habe ich den Auftrag bekommen, einmal mit wenigen Sätzen zu beschreiben, wie man sich den Verein anschauen kann.«
Auch wenn viele Vereinsaktivitäten von Organisation geprägt sind – etwa Gruppenabende, Kurse, Feste, Ausflüge, Wettkämpfe, Mitgliederversammlungen –, gilt die reine Beschäftigung mit der Organisation doch eher als lästiges Übel. Bisher ist es doch auch immer gelungen, den Vereinsbetrieb am Laufen zu halten! Genau wie die Vereinsverwaltung hat Organisation den Ruf, vom eigentlichen Vereinszweck abzulenken. In einem ersten Schritt muss die Überzeugung da sein, dass gute Organisation die Grundlage erfolgreicher Vereinsarbeit ist.
[20]Tipp
Die Erfüllung des inhaltlichen Vereinsziels muss im Mittelpunkt stehen! Eine vernünftige Organisation ist eine wichtige Grundlage.
Als Ausgangspunkt für eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Verein und seiner Organisation braucht es ein gemeinsames Verständnis. Dazu gehören eine genauere Sicht auf den eigenen Verein – quasi ein »Stadtplan« – und eine »Umgebungskarte« mit den wichtigen Verbindungen in das Umfeld des Vereins. Die genauere Sicht lässt sich unter verschiedenen Blickwinkeln erarbeiten. So beruht eine wichtige Unterscheidung auf dem Ziel der Vereinsleistungen, inwieweit diese v. a. an Mitglieder oder an Nicht-Mitglieder gerichtet sind (Abbildung 3), auch wenn Mischformen in der Praxis häufig vorkommen. Darauf muss die Organisation in erster Linie ausgerichtet werden. Dabei steht der Blick auf die letztendliche Leistung im Vordergrund. Dass auch die engagierten Vereinsmitglieder für sich daraus einen Gewinn ziehen, ist unbenommen.
Abb. 3: Spektrum der Vereine nach Mitglieder- und Nicht-Mitglieder-Orientierung mit Beispielen (eigene Grafik)
Für diesen Band werden die Vereinsressourcen als Grundlage für die Lebens- und Handlungsfähigkeit eines Vereins (Abbildung 4) als Ausgangspunkt gewählt.
Die Mitglieder sind der Grund für die Vereinsexistenz, die Verwirklichung ihrer Interessen sollte im Mittelpunkt stehen. Dies kann entweder die direkte Umsetzung eigener Interessen sein (z. B. Sport oder Musizieren) oder das Engagement für ein als wichtig betrachtetes Thema (z. B. Jugend, Soziales, Bildung, Naturschutz). Die Mitglieder tragen Vereine häufig als unbezahlte Mitarbeitende, z. B. gewählt in Ehrenämtern oder als Helfer in vielfältigen Funktionen. Aber natürlich zählen auch bezahlte Kräfte dazu – vom Minijob bis zur Vollzeittätigkeit.
[21]Zu den Vereinsressourcen zählen natürlich auch die Finanzen mit ihren verschiedenen Quellen, die alle zu erschließen, zu vereinnahmen und im Sinne des Vereins zu nutzen sind: Mitgliedsbeiträge, Fundraising wie beispielsweise Spenden, Stiftungsgelder und Zuwendungen aus öffentlichen Kassen. Darüber hinaus können Einnahmen aus Veranstaltungen des Vereins oder Sponsoring zu den finanziellen Grundlagen beitragen. Auch wenn es beim Verein in erster Linie um die Leistungen für Mitglieder bzw. Nicht-Mitglieder geht, ist die finanzielle Balance des Vereins in unserer Gesellschaft das zentrale Überlebenskriterium.
Je nach Verein spielt die Infrastruktur, wie z. B. ein Vereinsheim oder eine Ausstattung mit spezifischen Geräten, eine Rolle. Unter Umständen können passende Räumlichkeiten auch angemietet oder gepachtet sein, dauerhaft oder für einzelne Anlässe.
Abb. 4: Ressourcenmodell für Vereine (eigene Grafik)
[22]Und letztlich geht es um die Verbindungen in das kommunale Umfeld von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und zu weiteren Organisationen (Sozialkapital). Die Bedeutung der Vereinsleistungen für die lokale Gesellschaft (Legitimationskapital) ist eine wichtige Argumentationsgrundlage für das Einwerben von Unterstützung. Es drückt die gesellschaftliche Bedeutung eines Vereins in seinem direkten Umfeld aus. Und dies hängt wiederum direkt mit Art und Qualität der Vereinsaktivitäten zusammen.
Wie angesprochen sind die Leistungen für Mitglieder und Nicht-Mitglieder der Kern der Vereinsarbeit. Dazu dient der Einsatz der Ressourcen in erster Linie. Die Vereinskultur umfasst die Art und Weise, wie man im Verein miteinander umgeht. Organisatorische Regeln sind ein Teil davon, genau wie Traditionen und vereinsinterne Gepflogenheiten oder Feste. An mancher Stelle wird die Vereinskultur auch als »Klebstoff des Vereins« beschrieben, ihre Stärke bindet Mitglieder und Engagierte an den Verein. Hierzu tragen alle Menschen bei, die mit dem Verein in direkter Verbindung stehen. Und die Vereinsorganisation spielt auch eine Rolle, da sie teils Vorgaben macht, an welchen Stellen Mitarbeiter:innen in welcher Form zu arbeiten haben.
Die entsprechenden Entscheidungen für Ressourcenbeschaffung und -einsatz hat die Vereinsführung zu treffen, natürlich auf der Basis der Beschlüsse der Mitgliederversammlung. Im Kern ist das Vereinsprogramm mit den Angeboten des Vereins der Dreh- und Angelpunkt für eine zeitgemäße Attraktivität des Vereins. Ein Teilbereich der Vereinsführung ist die Vereinsverwaltung als Hintergrundarbeit, z. B. mit der Erfassung der Mitgliederdaten, der Abrechnung von Beiträgen und Vereinsleistungen sowie z. B. der Unterstützung der Vereinsführung durch Controlling-Daten.
Achtung
Ein guter Einsatz der Vereinsressourcen mit dem Ergebnis erfolgreicher Vereinsangebote ist das Ziel der Führungsarbeit im Verein.
Allein entlang dieser Ressourcenbeschreibung lassen sich Beispiele für wichtige Abläufe oder Prozesse in Vereinen festmachen (Tabelle 2).
[23]RessourceAufgaben mit Organisationsaufwand (Beispiele)Mitglieder Angebotsdurchführung Beitrittserklärung EhrungenMitarbeiter:innen Mitarbeiter:innen-Einsatzplanung Abrechnung bezahlter Mitarbeiter:innen Kontrolle von Pflichtstunden für MitgliederFinanzen Beitragseinzug Buchhaltung Controlling-BerichtInfrastruktur Raumbuchung für das Vereinsheim Zugangskontrolle Vereinsheim GeräteausgabeSozial- und Legitimationskapital regelmäßige Information der Vereinspartner aktueller Report zu VereinsleistungenTab. 2: Vereinsressourcen und Beispiele für zu organisierende Aufgaben
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