2,99 €
Schüchterne Freibadbesucherin. Attraktive Bademeisterin. Heiße Sommersonne. Charlotte, schüchtern und verliebt, schwimmt Bahn um Bahn im Freibad. Bald ist die Saison zu Ende. Die zweite Saison in der sie sich nicht traut, die traumhaft schöne Bademeisterin anzusprechen. Sie muss sich endlich trauen. Nur was soll sie sagen? Müde Arme und Beine hindern Charlotte am Denken. Auf keinen Fall untergehen. Das Letzte, was sie will, ist wegen Erschöpfung aufzufallen! Eine lesbisch-romantische Kurzgeschichte zum Träumen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2021
Die Sonne stand tiefer als am Nachmittag, aber bis zum Sonnenuntergang dauerte es noch lang. Dafür war es nicht mehr lange bis das Freibad schloss.
Charlottes Muskeln brannten erschöpft. An ihren Fingerspitzen hatte das Wasser eingeweichte Rillen hinterlassen. Sie schmerzten vom langen Schwimmen und ihre Haut brannte gleichermaßen von der Sonne und den vielen Sprüngen ins Wasser.
Trotzdem hievte sie sich nochmals aus dem Wasser, kletterte die Leiter auf den Fünf-Meter-Turm hinauf und sprang mit einem Salto in das dunkelblaue Wasser unter ihr.
Tief tauchte Charlotte in das kühle Nass ein. Sie schlug mit den Beinen und schwamm weiter die Bahn hinunter. Das Wasser rauschte. Irgendwo lachten andere Besucher und sprangen ins Wasser. Von der Liegewiese, auf der eine Tischtennisplatte stand, wehte der Wind fröhliches Gelächter, Rufen und den Duft von Grillfeuer herüber. Wie es wohl wäre, mit der Bademeisterin gemeinsam zu grillen? Oder, lange nachdem das Freibad geschlossen hatte, auf der Tischtennisplatte zu liegen, in den nächtlichen Sternenhimmel zu schauen und dabei zu kuscheln?
Charlotte schob den Gedanken beiseite. Wenn sie sich ihren Tagträumen hingab, dann vergaß sie irgendwann weiter zu schwimmen und würde untergehen. Nicht auszudenken, was die Bademeisterin von ihr denken würde, wenn sie sie erst einmal aus dem Wasser retten musste!
Außerdem, um irgendwann gemeinsam den Sternenhimmel anzuschauen, dafür musste sie erst einmal den Mut aufbringen, sie anzusprechen. Sicher bekam sie jeden Tag mehr als genug Anmach-Sprüche zu hören.
Arme vorstrecken, einen Viertelkreis zu beiden Seiten und unter der Brust wieder nach vorne bringen. Charlotte konzentrierte sich ganz auf das Schwimmen.
Na ja fast.
Als sie am Hochsitz vorbeischwamm, konnte sie nicht anders und betrachtete, wie so oft, die schönen Hände die auf den Lehnen lagen, ebenso wie die hellroten Lippen, die sie so gerne küssen würde. Nur die dunkle Hose und das weiße T-Shirt störten die Sicht. Dann war sie an der Bademeisterin vorbei und der Beckenrand war ihr nächstes Ziel.
So hatte Charlotte den ganzen Nachmittag verbracht, nachdem Michael und Anna sich verabschiedet hatten. Sie gönnte es ihrem Bruder, dass er endlich einen Weg gefunden hatte, Anna näherzukommen. Schließlich schwärmte er seit Wochen von ihr und hatte nicht gemerkt, dass Anna dachte, sie, Charlotte, wäre Michaels Freundin und sich deshalb zurückgehalten hatte. Am liebsten hätte sie ihren Bruder ausgelacht. Aber da sie sich selbst noch nicht getraut hatte die Bademeisterin anzusprechen, ließ sie es lieber sein und freute sich für ihn.
Jetzt sah Charlotte einem langweiligen Wochenende entgegen, dass sie alleine in ihrer gemeinsamen WG verbringen würde. Schließlich hatte sie selbst es noch nicht geschafft, die Bademeisterin anzusprechen, die auch dieses Jahr wieder im Dienst war.
»Frag sie!«, hatte Michael von ihr verlangt, bevor er gegangen war. »Heute!«
Charlotte hatte genickt.
Leider hatte sie immer noch keine Idee, wie sie das anstellen sollte. Sie hatte einige jüngere und ältere Männer beobachtet, die es nicht nur letzte Saison, sondern auch heute Nachmittag mit einem Flirt versucht hatten. Die Bademeisterin hatte sie alle abblitzen lassen.
Charlotte wich einem langsameren Schwimmer aus und kehrte wieder zurück auf die Bahn am Beckenrand entlang. Am Ende des Schwimmbeckens angekommen, wendete sie mit einer Wasserrolle, stieß sich am Rand ab und schwamm zurück. Das Wasser rauschte in ihren Ohren. Der Lärm der anderen Freibadbesucher verlor sich unter Wasser. Dann tauchte sie auf, und schwamm weiter Richtung Sprungturm und direkt am erhöhten Ausblick der Bademeisterin vorbei. Direkt unter ihren wachsamen Augen. Das Gelächter und Kreischen der Kinder war wieder da, zusammen mit dem Duft von Sonnencreme und der Hitze der Sonne, die auf ihren Kopf herunterbrannte.
Schon in der letzten Freibadsaison hatte Charlotte alles über die Bademeisterin herausgefunden. Ihr Vorname war Miriam. Alleine der Name war so wunderschön und schmolz auf ihrer Zunge wie das feinste Bananeneis, dass sie finden konnte. Miriam arbeitete im Sommer im Freibad und während der anderen Jahreszeiten in der Stadtverwaltung in der internen Ablage.