Verliebt im Norden - Nadine Feger - E-Book

Verliebt im Norden E-Book

Nadine Feger

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei romantische Liebesromane im Sammelband: Regen, Wolken, Liebe (Verliebt im Norden Band 1): Wenn du alles verlierst, hast du noch die Kraft für einen Neuanfang? Marc ist Tessas große Liebe. Doch der Tag, an dem ihr ein verhängnisvoller Brief in die Hände fällt, ändert alles. Ihr Mann hat eine Geliebte. Diese Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. Etwas Eigenartiges passiert, wie jedes Mal, wenn ein Sturm in Tessa tobt: Dunkle Wolken verbünden sich mit ihr, der Regen hüllt sie in eine Umarmung. Tessa wird eins mit der Witterung. Oder ist es umgekehrt? Doch ganz gleich, wie düster es um Tessa wird, vermag der Regen nicht nur Dunkelheit mit sich zu bringen ... Homeless Hearts – Ein Koffer voller Träume (Verliebt im Norden Band 2): Wenn dein Herz zwischen zwei Welten hängt, wofür wirst du dich entscheiden? Mit Bremen verbindet Julia vor allen Dingen eines: Das Gefühl von Heimat. Seit sie wieder in Irland lebt, ist ihre innere Zerrissenheit stets präsent. Umso mehr freut sie sich auf ihren bevorstehenden Urlaub in der Hansestadt. Dort sieht sie nicht nur ihre alten Freunde wieder, sie begegnet auch Maxim, der ihre Gefühlswelt völlig aus dem Gleichgewicht bringt. Was Julia nicht weiß: Maxim hat ein Alkoholproblem, das er vor ihr verbergen will. Die beiden kommen sich näher, doch die Zeit des Abschieds naht. Kehrt Julia zurück nach Irland? Oder gelingt es Maxim, sie zum Bleiben zu überreden, auf die Gefahr hin, dass sie von seinem Geheimnis erfährt?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nadine Feger

Verliebt im Norden

Sammelband

Dieser Sammelband enthält:Band 1: Regen, Wolken, LiebeBand 2: Homeless Hearts - Ein Koffer voller Träume

Inhaltsverzeichnis

Ein paar Worte zu Beginn

Regen, Wolken, Liebe (Verliebt im Norden Band 1)

Kapitel 1 - Tessa

Kapitel 2 - Tessa

Kapitel 3 - Tessa

Kapitel 4 - Tessa

Kapitel 5 - Marc

Kapitel 6 - Tessa

Kapitel 7 - Tessa

Kapitel 8 - David

Kapitel 9 - Tessa

Kapitel 10 - Tessa

Kapitel 11 - Tessa

Kapitel 12 - Tessa

Kapitel 13 - Marc

Kapitel 14 - Tessa

Kapitel 15 - Marc

Kapitel 16 - Tessa

Kapitel 17 - Marc

Kapitel 18 - Tessa

Kapitel 19 - Marc

Kapitel 20 - Tessa

Kapitel 21 -David

Kapitel 22 - Tessa

Kapitel 23 - Tessa

Kapitel 24 - David

Kapitel 25 - Tessa

Kapitel 26 - David

Kapitel 27 - Tessa

Kapitel 28 - David

Kapitel 29 - Marc

Kapitel 30 - Tessa

Kapitel 31 - David

Kapitel 32 - Tessa

Kapitel 33 - David

Kapitel 34 - Tessa

Homeless Hearts – Ein Koffer voller Träume (Verliebt im Norden Band 2)

Vor zwei Jahren – Tessa

Kapitel 1 - Julia

Kapitel 2 – Maxim

Kapitel 3 – Julia

Kapitel 4 – Maxim

Kapitel 5 Julia

Kapitel 6 – Maxim

Kapitel 7 – Julia

Kapitel 8 – Maxim

Kapitel 9 – Julia

Kapitel 10 – Tessa

Kapitel 11 – Maxim

Kapitel 12 – Julia

Kapitel 13 – Maxim

Kapitel 14 – Julia

Kapitel 15 – Maxim

Kapitel 16 – Julia

Kapitel 17 – Maxim

Kapitel 18 – Julia

Kapitel 19 – Maxim

Kapitel 20 – Julia

Kapitel 21 – Maxim

Kapitel 22 – Julia

Kapitel 23 – Maxim

Kapitel 24 – Tessa

Kapitel 25 – Julia

Kapitel 26 – Maxim

Kapitel 27 – Julia

Kapitel 28 – Maxim

Kapitel 29 – Julia

Zehn Monate später – Julia

Weitere Romane von Nadine Feger

Impressum

Ein paar Worte zu Beginn

Liebe Leserin, lieber Leser,

Du hältst gerade einen Sammelband in Deinen Händen, der unter anderem mein Debüt Regen, Wolken, Liebe enthält. Erst einmal: Schön, dass Du da bist.

Meine Schreibanfänge liegen nun bereits ein paar Jahre zurück und seitdem ist viel geschehen. Inzwischen habe ich zehn Romane veröffentlicht und dabei mich und meinen Schreibstil weiterentwickelt.

Warum ich die Verliebt im Norden-Reihe nun dennoch als Sammelband veröffentliche? Weil die beiden Romane bisher nur Kindle-Lesern zur Verfügung gestanden haben und sie mir obendrein viel bedeuten.

Wie gesagt, Regen, Wolken, Liebe war mein allererster Roman und ist somit etwas ganz Besonderes für mich als Autorin. Mit dieser Geschichte hat alles begonnen, und in keiner anderen Geschichte steckt so viel Persönliches.

Tessa und ihre kleine Welt waren mir von Anfang an ans Herz gewachsen. Ich wollte sie und die zauberhafte Hansestadt Bremen nicht so schnell wieder verlassen. So wurde mir klar, dass es einen zweiten Band geben muss – daher entstand kurz darauf Homeless Hearts – Ein Koffer voller Träume.

Nun wünsche ich Dir schöne Lesestunden mit Tessa und ihren Freunden. Und wenn es Dir gefallen hat, bekommst Du vielleicht Lust, auch meine anderen Geschichten zu lesen. Ich würde mich freuen.

Auf bald

Nadine

Regen, Wolken, Liebe (Verliebt im Norden Band 1)

Wenn du alles verlierst, hast du noch die Kraft für einen Neuanfang?

Marc ist Tessas große Liebe. Doch der Tag, an dem ihr ein verhängnisvoller Brief in die Hände fällt, ändert alles. Ihr Mann hat eine Geliebte. Diese Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. Etwas Eigenartiges passiert, wie jedes Mal, wenn ein Sturm in Tessa tobt: Dunkle Wolken verbünden sich mit ihr, der Regen hüllt sie in eine Umarmung. Tessa wird eins mit der Witterung. Oder ist es umgekehrt? Doch ganz gleich, wie düster es um Tessa wird, vermag der Regen nicht nur Dunkelheit mit sich zu bringen ...

Sei dabei, spüre den Regen auf deiner Haut - und begleite Tessa Schritt für Schritt auf ihrem Weg in ein neues Leben!

Kapitel 1 - Tessa

»Wirst du pünktlich zu Hause sein? Ich habe ein paar Reisekataloge besorgt, die wir heute Abend studieren können. Ich koche auch etwas Leckeres. Na ja, zumindest hoffe ich, dass es lecker wird.« Amüsiert kichere ich ins Handy.

Marc antwortet nicht sofort, verspricht mir dann aber:

»Ja klar, das klappt. Bis nachher, meine Schöne!«

»Ich liebe dich«, rufe ich noch, doch Marc hat anscheinend schon aufgelegt. Wie immer hat er viel zu viel um die Ohren. Zumindest hoffe ich, dass es nur das ist.

In den letzten Monaten hat er Massen an Überstunden geschoben, und seitdem läuft es zwischen uns irgendwie holprig. Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, aber wir müssen an der Situation etwas ändern, bevor es zu spät ist. Umso mehr freue ich mich auf unseren gemeinsamen Abend und das vor uns liegende Wochenende.

Wir planen unsere nächste Reise und erfüllen uns damit einen lang gehegten Traum: einen Roadtrip durch Norwegen. Ich kann es kaum erwarten, die Nordlichter zu sehen! Wie unfassbar beeindruckend es sein muss, sie live und in Farbe zu erleben. Vielleicht bringt uns diese Reise einander wieder näher. Auf jeden Fall wird es uns guttun, endlich wieder nur für uns Zeit zu haben.

Lächelnd schlendere ich vom Reisebüro in die Sögestraße hinüber zu dem kleinen Buchladen, wo meine beste Freundin Julia arbeitet. Genau dort habe ich sie vor vier Jahren kennengelernt, und irgendwie waren wir uns sogleich sympathisch. Sie ist zu meiner engsten Vertrauten geworden. Als ich in die wohlige Wärme des Ladens schlüpfe und den Duft der Bücher einsauge, sehe ich sie schon strahlend auf mich zukommen.

»Hallo Tessa! Schön, dich zu sehen!« Sie hüllt mich in eine warme, innige Umarmung.

»Hi Liebes! Ich freue mich auch, dich zu sehen. Heute komme ich aber ausnahmsweise nicht nur zum Quatschen.« Ein verschwörerisches Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. »Ich brauche einen Reiseführer von Norwegen.« Aufgeregt strahle ich sie an und muss mich zusammenreißen, nicht auf und ab zu hüpfen.

»Oh, ihr wollt endlich eure große Reise planen. Norwegen ist bestimmt wundervoll. Am liebsten würde ich mitkommen!«, seufzt sie. »Warte, ich schaue mal kurz nach.« Blitzschnell macht sie eine Kehrtwende und verschwindet in einer der halbhohen hinteren Regalreihen. Ihr leuchtend rotes Haar verrät mir, wo sie sich gerade aufhält, und ich gehe zu ihr hinüber.

»Schau mal, diese drei haben wir«, sagt sie mit ihrem irischen Akzent, den ich so hinreißend finde. Viel Zeit zum Plaudern bleibt mir heute jedoch nicht. Nachdem ich einen der Reiseführer ausgesucht habe, verabschiede ich mich von meiner Freundin, denn bevor Marc nach Hause kommt, muss ich noch etwas in der Küche zaubern.

So schnell wie möglich haste ich durch die Altstadt nach Hause. Es ist ein kühler, aber sonniger Novembertag. Menschenmassen knubbeln sich mit dampfenden Glühweintassen in der Hand auf dem Bremer Weihnachtsmarkt, weshalb ich nicht so zügig vorankomme wie erhofft. Besser hätte ich einen anderen Weg gewählt, allerdings kann ich dem Duft von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte nicht widerstehen. An der Wilhelm-Kaiser-Brücke lichten sich die Menschenmassen endlich. Ein eisiger Wind weht mir ins Gesicht, als ich die Weser überquere, woraufhin ich meinen Schritt noch beschleunige. Hinter der Brücke biege ich in unsere Straße ab und ziehe wenige Minuten später die Tür unserer Penthouse-Wohnung hinter mir zu.

Jetzt wird es spannend. Um uns auf die bevorstehende Reise einzustimmen, möchte ich Marc mit einem norwegischen Gericht überraschen. Ich hoffe nur, dass es keine böse Überraschung wird. Gerne gebe ich es ja nicht zu, doch die größte Köchin bin ich nicht. Prüfend gehe ich alle Zutaten durch, die ich für Fårikål brauche: Lammfleisch, Weißkohl, Gewürze – alles ist da. Hochmotiviert schnibble ich das Fleisch und den Kohl klein, schichte es in dem größten Topf, den ich finden kann, würze großzügig und fülle den Topf mit Wasser auf. Viel falschmachen kann man dabei eigentlich nicht. Gut für mich. Über eine Stunde muss das Ganze nun köcheln. Besonders appetitlich sieht es zwar nicht aus, dafür duftet es umso besser. Das gibt mir ein wenig Hoffnung.

Inzwischen ist es halb sechs. Marc sollte längst zu Hause sein. Bestimmt steckt er wieder in der Firma fest. Langsam nervt das nur noch. Weil ich das Warten satthabe, setze ich mich mitsamt den Reisekatalogen auf den großen, hellen Teppich vor unserem Sofa und fange an, sie durchzublättern.

Während ich ein paar mögliche Ziele für unsere Reiseroute notiere, blicke ich immer wieder auf mein Handy. Keine Nachricht von Marc. Er hatte doch versprochen, pünktlich zu sein! Ich weiß nicht, ob ich sauer oder traurig sein soll. Den Herd sollte ich aber auf jeden Fall abstellen, das Essen ist bestimmt schon total zerkocht.

Als ich mich aufrichte, fällt mein Blick auf den Sessel. Marcs Mantel liegt darauf. Unwillkürlich muss ich grinsen. Irgendwann vergisst er noch seinen Kopf. Wie kann man bei den Temperaturen nur ohne Mantel losfahren? Das muss er doch spätestens unten vorm Haus bemerkt haben! Als ich ihn nehme, um ihn an die Garderobe zu hängen, fällt mir ein roter Umschlag entgegen und bleibt genau vor meinen Füßen liegen. Verwirrt starre ich auf die vier Buchstaben, die in geschwungener Schrift darauf prangen: Marc.

Achtlos lasse ich den Mantel zu Boden gleiten und beuge mich mit zitternden Knien zu dem Brief hinunter. Wird nun das wahr, was ich die ganze Zeit nicht wahrhaben wollte? Mein Herz pocht schmerzhaft gegen meine Brust. Wie in Trance nehme ich den Umschlag in die Hand und sehe, dass er bereits geöffnet ist. Ohne nachzudenken ziehe ich den Brief heraus und beginne, ihn zu lesen.

Dieses beschissene Gefühl in mir bestätigt sich schon bei den ersten Zeilen. Mir wird speiübel. Es ist ein Liebesbrief. Von einer fremden Frau. Marc betrügt mich, schießt es mir durch den Kopf. Was ich monatelang habe schönreden wollen, wird zur bitteren Wahrheit.

Der Boden unter meinen Füßen gerät ins Wanken, kraftlos lasse ich mich niedersinken. Eine unsichtbare Hand schnürt mir die Kehle zu, ich kann kaum noch atmen. Immer und immer wieder lese ich diesen verdammten Brief, in der Hoffnung, sein Inhalt würde sich verändern und ich aus diesem Alptraum erwachen. Doch das passiert nicht. Stattdessen werden die Worte immer wahrer.

Mein ganzer Körper bebt und ich kauere mich zusammen, unfähig, etwas anderes zu tun. Wie lange ich in dieser Position verharre, weiß ich nicht, doch es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.

Mir kreist der Kopf, als Marc plötzlich völlig durchnässt in der Tür steht. Dass es angefangen hat zu regnen, habe ich nicht bemerkt, obwohl es mir hätte klar sein müssen. Einen kurzen Moment starrt er mich schockiert an und beginnt zu husten.

»Was ist denn hier los?!« Hastig spurtet er in die Küche, nimmt den qualmenden Topf vom Herd und reißt das Fenster auf. Wortlos stiere ich ihm hinterher. Mit besorgtem Blick kommt er ins Wohnzimmer zurück.

»Tessa, Schatz! Was ist denn los mit dir? Du zitterst ja am ganzen Körper.« Fürsorglich beugt er sich zu mir herab, nimmt mein Gesicht sanft zwischen seine großen, rauen Hände.

Dann fällt sein Blick auf den Brief, den ich immer noch fest umklammere. Die Wärme in seinen dunklen Augen weicht einer stummen Leere. Abrupt lässt er mich los. Sein Geheimnis ist nun keines mehr. Und unsere Liebe ist keine Liebe mehr, sondern nichts weiter als eine Lüge.

»Was …« Ich kann meiner Stimme nicht trauen und verwende all meine Kraft darauf, mich zu sammeln. »Was hat das zu bedeuten?« Ich blicke ihm direkt in die Augen.

Schweigen.

»Sag etwas!«, schreie ich ihn an, obwohl ich die Antwort doch längst kenne. Ich spüre, wie ich die Fassung verliere und sich jeder meiner Muskeln vor Wut schmerzhaft zusammenzieht.

Betroffen starrt er zu Boden, zu feige, um mir in die Augen zu schauen. »Tessa, ich … Es tut mir leid. Aber … es ist einfach so passiert.«

»Einfach so passiert? Einfach so passiert!?« Ich werde immer lauter, beinahe hysterisch. »So etwas passiert nicht einfach so!« Er rauft sich die Haare, sagt jedoch kein Wort. Dieser Feigling! »Wie lange geht das schon so?« Als er nicht antwortet, packe ich ihn am Kragen, damit er mich endlich ansieht. »Wie lange? Sag es mir!«, brülle ich.

»Ein paar Monate.« Seine Worte sind kaum hörbar.

»Monate«, flüstere ich resigniert und lasse von ihm ab. Es fühlt sich wie ein weiterer Schlag ins Gesicht an.

»Tessa … Ich wollte dich nicht verletzten. Ich liebe dich doch! Das musst du mir glauben«, entgegnet er beinahe flehend. Er greift nach meiner Hand, doch ich entreiße sie ihm angewidert.

»Du liebst mich?« Schrill, beinahe irre, lache ich auf. Meine Hand macht sich plötzlich selbstständig und ich verpasse ihm eine schallende Ohrfeige. Perplex starrt er mich an.

»Ich will dich nie wiedersehen!« Meine Stimme klingt kalt. Mit einem Satz springe ich auf und wende mich von ihm ab. Völlig mechanisch greife ich nach meinem Mantel und laufe hinaus in den eiskalten, strömenden Novemberregen.

***

Wie von Sinnen und ohne Ziel laufe ich los, als würde mich der Teufel höchstpersönlich jagen. Meine vorhin noch so wackeligen Beine tragen mich durch die Dunkelheit, weg von ihm. Von dem Mann, den ich so sehr liebe. Aber was nützt mir das jetzt noch? Er hintergeht mich, und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich es längst geahnt. Nur wollte ich dumme Kuh es nicht wahrhaben.

Als ich die Weser zum wiederholten Male überquere, peitscht mir der Regen erbarmungslos ins Gesicht, doch das spüre ich kaum. Alles, was ich fühle, ist Leere. Als wäre dort, wo mal mein Herz schlug, nur noch ein großes, dunkles Loch. Lastwagen donnern an mir vorbei und wirbeln das Wasser von der Straße auf. Das Licht der vorbeifahrenden Autos blendet mich. Dennoch laufe ich unbeirrt weiter.

Der Regen und ich sind zu einer Einheit verschmolzen. Es ist wie damals, als ich mit achtzehn Jahren meinen ersten, heftigen Liebeskummer hatte. Meine Jugendliebe Julian war drei Jahre älter als ich. Er bekam ein Jobangebot im Ausland, das er nicht ausschlagen konnte. Ich steckte noch mitten in der Ausbildung und konnte deswegen nicht mit ihm gehen. Nicht mal einen Monat war er weg, da machte er mit mir Schluss. Wegen einer anderen. Für mich brach in jenem Moment eine Welt zusammen. Da passierte es zum ersten Mal: Wie auf Knopfdruck brach ein Unwetter über mir los. Als es geschah, hielt ich es für puren Zufall, doch seitdem passiert es jedes Mal aufs Neue, sobald es mir schlechtgeht. Ob ich wetterfühlig bin? Es ist wohl eher umgekehrt. Das Wetter fühlt mich. Die Witterung nimmt jede noch so kleine Schwingung meiner Emotionen wahr. Wie so etwas möglich ist, ist mir bis heute ein Rätsel. Zuerst machte es mir Angst, nach einer Weile hörte ich jedoch auf, es zu hinterfragen. Nun sehe ich es als ein Geschenk – eine Sache, der ich mir immer sicher sein kann.

Doch Marcs Treuebruch trifft mich um Vieles härter als mein jugendlicher Liebeskummer. Wir hatten uns geschworen, dass uns nichts und niemand je trennen würde. Wie kann er alles, was wir hatten, alles, was wir miteinander erlebt und durchgemacht haben, einfach so wegwerfen? Von hundert auf null. Als wäre das alles nie etwas wert gewesen.

***

Mein langes, dunkelbraunes Haar klebt in dicken, nassen Strähnen in meinem Gesicht. Schwere Tropfen prasseln auf meinen Mantel nieder, der bereits durchtränkt ist. Es ist mir egal. Der Regen begleitet mich durch die Dunkelheit, wie ein Freund, der mir nicht von der Seite weicht. Gemeinsam laufen wir einfach weiter. Durch Gassen und Nebenstraßen, wo ich möglichst wenigen Menschen begegne.

Doch plötzlich finde ich mich auf dem Domshof wieder. Innehaltend schaue ich mich um. Das schlechte Wetter hat die meisten Besucher vom Weihnachtsmarkt vertrieben, nur ein paar Hartgesottene stehen noch dicht gedrängt unter den Vordächern der Glühweinbuden. Ich mache einen Bogen um den hell erleuchteten Platz, schleiche außen herum. Dennoch spüre ich, wie mich einige Blicke treffen. Bestimmt wirkt mein Anblick jämmerlich. Unbehaglich ziehe ich meine Kapuze tief ins Gesicht und beschleunige die Schritte wieder, renne blind weiter.

Wenige Sekunden später werde ich jäh gestoppt. Völlig überraschend kommt ein Mann aus dem Coffee’s heraus, und bevor ich ihn registriert habe, pralle ich mit voller Wucht auf ihn. Etwas Warmes ergießt sich über mich, ich gerate ins Taumeln und gehe zu Boden. Der Typ will mir aufhelfen, doch ich reiße mich von ihm los und funkle ihn wutentbrannt an.

»Idiot!«, brülle ich nur und laufe unbeirrt weiter. Als ich die bunten Lichter endlich hinter mir gelassen habe, bleibe ich abrupt stehen. Was mache ich hier eigentlich?

Endlich finden die Tränen ihren Weg ins Freie und vermischen sich mit dem Regen auf meiner Haut. Verzweiflung ergreift von mir Besitz. Wo soll ich denn jetzt hin? Mir fällt nur ein Mensch ein, zu dem ich gehen könnte.

Kurze Zeit später läute ich an Julias Tür. Sie wohnt in einer behaglichen Zwei-Zimmer-Wohnung über dem Buchladen, in dem sie arbeitet. Nachdem der Summer erklungen ist, schleppe ich mich ausgelaugt die zwei Etagen nach oben zu ihrer Wohnung. Als ich endlich ankomme, spiegelt ihr geschockter Blick wider, was ich fühle. Entsetzen.

»Tessa, um Himmels willen! Was ist mit dir passiert?«

»Ach, irgendein Typ hat mir seinen Kaffee über den Mantel gekippt.« Natürlich wusste ich, dass das ihre Frage nicht beantwortet.

»Du siehst grauenvoll aus. Und du bist völlig durchnässt. Warum läufst du durch diesen furchtbaren Regen?« Während sie auf mich einredet, zerrt sie mich in ihre Wohnung und streift mir den nassen Mantel ab. »Warte, ich hole dir ein paar Klamotten. Und dann erzählst du mir, was geschehen ist!«

In trockene Kleidung und eine warme Kuscheldecke gehüllt, hocke ich nun auf Julias Sofa. Meine eiskalten Hände umklammern eine Tasse mit heißem, duftendem Früchtetee. Stumm starre ich den aufsteigenden Dampf an. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie meine Freundin mich fragend und offenbar ziemlich ungeduldig mustert. Es dauert nicht lange, bis es aus ihr herausplatzt:

»Mensch, jetzt sag mir endlich, was los ist! Bevor ich noch wahnsinnig werde.«

Das Atmen fällt mir schwer. »Marc …«

»Ja?«

»Er … hat eine andere«, bringe ich mit erstickter Stimme hervor.

Julia springt auf. »Was? Ist das dein Ernst? Was für ein verfluchter Bastard!« Ihr Temperament geht mit ihr durch. »Wenn der mir begegnet, dann werde ich …«

»Julia!«, entgegne ich fast mit einem kleinen Lächeln, in dem Versuch, sie zu beschwichtigen.

»Entschuldigung. Aber das macht mich so wütend. Du bist so eine tolle Frau! Wie kann er dir das antun?«, sagt sie jetzt etwas leiser.

Erneut laufen mir Tränen übers Gesicht und ich verfalle in ein wortloses Schluchzen. Julia zieht mich in ihre Arme und streicht mir beruhigend über den Rücken. Es dauert lange, bis ich wieder ein wenig Fassung finde und ihr genau berichten kann, was passiert ist. Zerrissen erzähle ich ihr von dem Brief, der von irgendeiner Anna stammt, und dass anscheinend schon seit Monaten etwas zwischen den beiden läuft. Die ganzen letzten Monate waren nichts als eine Farce.

»Ist dir denn nie etwas aufgefallen?«, fragt Julia eindringlich.

»Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin … Es lief nicht mehr besonders gut zwischen uns. Die ganze Zeit über wollte ich mir einreden, dass es daran liegt, dass Marc so viel um die Ohren hat. Jetzt weiß ich es besser.« Endlich gestehe ich mir ein, dass die Überstunden und der Stress in der Firma nur eine Ausrede waren. Nichts als Lügen. Von wegen, er musste länger arbeiten! Er war bei ihr – jedes verfluchte Mal. Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag.

»Und weißt du, was das Beste ist? Er will mir trotzdem noch auftischen, dass er mich liebt!«

»Das glaubst du ihm doch wohl nicht?« Julia schnaubt.

»Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll.« Wir reden noch lange. Na ja, eigentlich heule ich die meiste Zeit. Nur ungern verabschiedet sich Julia kurz nach Mitternacht ins Bett, weil sie am nächsten Morgen wieder im Laden stehen muss. Die Decke bis unters Kinn gezogen, liege ich auf dem Sofa und starre in die Dunkelheit. Durchs Fenster fällt schwaches Licht von draußen. Es regnet pausenlos, passend zu meiner Stimmung. Das Gedankenkarussell in meinem Kopf dreht sich unaufhörlich. Warum betrügt er mich? Was ist mit uns passiert, dass es so weit kommen konnte? Wir waren doch mal so glücklich!

Unwillkürlich muss ich an den Tag denken, an dem wir uns kennenlernten. Damals war ich gerade zweiundzwanzig. Gemeinsam mit meinen Freundinnen Elisa und Eva besuchte ich ein Rockfestival auf der Bürgerweide. Wir tranken Bier, obwohl ich das Zeug hasse, und hatten jede Menge Spaß. Bis mich plötzlich ein sturzbesoffener Typ anmachte und zudringlich wurde. Marc bekam das mit und spielte meinen Retter in der Not, indem er sich als mein Freund ausgab. Dieser Typ, der mehr als einen Kopf kleiner war als Marc, verdrückte sich sofort ganz kleinlaut, doch Marc blieb.

Wir unterhielten uns, tranken ein paar Bier zusammen, und noch am selben Abend war ich total verknallt. Zum ersten Mal seit der Trennung von Julian. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch mit ihm an meiner Seite erschien mir das Strahlen der Sonne plötzlich wieder intensiver. Das musste etwas zu bedeuten haben.

Nahezu sechs Jahre ist das nun her. Nur ein Jahr später heirateten wir und ich war die glücklichste Frau der Welt. Wir waren glücklich. Seit wann ist er das nicht mehr? Wir haben doch alles, was wir brauchen.

Als Junior-Chef im Bauunternehmen seines Vaters verdient Marc gutes Geld. Ich selbst arbeite halbtags als Buchhalterin, obwohl Marc immer meint, dass ich gar nicht arbeiten bräuchte. Wir leben in einer modernen, großen Wohnung. Wir reisen viel. Wir haben tolle Freunde, tolle Familien. Wir haben uns. Es ging uns doch immer gut.

Einen schweren Schicksalsschlag hatten wir jedoch zu verkraften. Mein Herz wird jedes Mal bleischwer, wenn ich daran denke. So sehr ich auch versuche, das Geschehene zu verdrängen – es gelingt mir nicht. Vor zwei Jahren wurde ich schwanger, und damit ging unser sehnlichster Wunsch in Erfüllung. Als Marc erfuhr, dass es ein Junge würde, kaufte er ihm gleich ein paar Fußballschuhe.

Doch im sechsten Monat passierte das Unfassbare: Wir waren im Shoppingcenter bummeln, als ein Jugendlicher mich von hinten auf einer Treppe anrempelte und ich stürzte. Ich kam mit einer leichten Kopfverletzung davon, für unseren kleinen Noah kam jedoch jede Hilfe zu spät. Ich brachte ihn tot auf die Welt.

Nie zuvor hatte ich etwas Schlimmeres durchmachen müssen. Ich hielt meinen toten Sohn im Arm und konnte nicht begreifen, dass er nicht leben durfte. Der Täter wurde nie gefasst.

Danach waren wir nicht mehr dieselben. Marc versuchte zwar nach außen hin stark zu wirken, doch er konnte mir nichts vormachen. Ich selbst fiel in eine tiefe Depression und es brauchte eine lange Zeit, bis ich lernte mit dem Schmerz umzugehen. Und dennoch hielten wir fest zueinander, sogar noch mehr als zuvor. Zumindest glaubte ich das. Ist das vielleicht der Grund? Bin ich schuld an all dem? Weil ich unser Baby verloren habe? Dabei konnte ich nicht einmal was dafür.

Am Morgen erwache ich aus einem wirren Traum, in dem Marc immer wieder hämisch grinsend mit einer anderen Frau an seiner Seite auftauchte. Ja verdammt, ich liebe ihn. Aber wenn ich könnte, würde ich diese Gefühle augenblicklich abstellen. Ich werde ihm niemals verzeihen, dass er mich monatelang hintergangen hat. Das funktioniert einfach nicht. Es gibt nur eine einzige Antwort: Ich muss ihn verlassen.

Auf dem kürzesten Weg laufe ich durch den Regen nach Hause. Mit jedem Schritt wächst der Entschluss, einen Strich unter unsere Ehe zu ziehen. Denn auch wenn er beteuert, mich zu lieben, habe ich nicht das Gefühl, dass noch etwas zu retten ist. Dass wir noch zu retten sind. Er hat mich verletzt wie kein anderer zuvor. Wie sollte ich ihm je wieder vertrauen?

Zehn Minuten später drehe ich den Schlüssel zu unserer Wohnung um, dann stehen wir uns gegenüber.

»Mein Gott, Tessa! Ich habe mir Sorgen gemacht. Du warst gestern ja völlig durch den Wind. Ich habe locker zwanzig Mal versucht, dich anzurufen!« Er schlingt seine Arme um mich und legt sein Kinn auf meinen Kopf, wie er es so oft tut. Der vertraute Duft seiner Haut und seine Nähe bringen mich einen kurzen Moment ins Straucheln. »Wir kriegen das doch wieder hin, oder?«, fragt er. Hoffnung schwingt in seiner Stimme mit.

Abrupt löse ich mich aus seiner Umarmung und hole tief Luft. »Nein, Marc. Es ist aus. Du hast alles, was wir hatten, mit Füßen getreten. Es gibt kein Wir mehr!«

»Tessa, bitte. Ich war so dumm. Lass uns …«

»Ich will das nicht hören«, falle ich ihm ins Wort. »Wenn du nicht gehen willst, dann gehe ich.«

»Lass gut sein. Ich werde gehen. Schließlich bin ich derjenige, der Mist gebaut hat.« Es klingt resigniert. »Mir ist klar, dass wir nicht einfach weitermachen können, als wäre nichts gewesen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.«

Als er das sagt, schaut er mir nicht einmal in die Augen. Mit hängenden Schultern schlurft er ins Schlafzimmer. Wenige Minuten später kehrt er mit zwei Koffern zurück. Auch wenn es das Allerletzte ist, was er verdient, überkommt mich ein Anflug von Mitleid.

»Wo willst du nun hin?« Meine Stimme ist nicht viel mehr als ein Wispern.

»Das spielt keine Rolle«, presst er hervor.

»Du gehst zu ihr.« Jegliches Gefühl von Milde verpufft. Stumm wendet er sich von mir ab, nimmt seine Koffer und geht. Und ich stehe reglos daneben und schaue zu, wie alles um mich herum von einem dichten Nebel verschluckt wird. Das war es dann. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, bleibt nichts als Stille zurück. Das Einzige, was ich höre, ist der Regen, der wütend gegen die Fenster prasselt.

Kapitel 2 - Tessa

Es wird schon wieder dunkel, während ich noch immer auf dem Sofa hocke, wie ich es schon tue, seit Marc gegangen ist. Trotz allem, was er mir angetan hat, vermisse ich ihn. Wie widersinnig das doch ist!

Ich habe weder gegessen noch getrunken. Julias Nachrichten sind allesamt unbeantwortet. Lediglich unser Hochzeitsfoto starre ich pausenlos an.

Wie unglaublich gut er aussah in seinem maßgeschneiderten, hellgrauen Anzug, sein schwarzes Haar nach hinten gegelt und ein freudiges Leuchten in seinen tiefbraunen Augen. Ich strahle in meinem cremefarbenen, schlichten Satinkleid mit ihm um die Wette. Wir sind ein Traumpaar. Waren ein Traumpaar.

Das Klingeln des Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. Nach einem Blick aufs Display beschließe ich, nicht abzuheben. Doch der Anrufer ist hartnäckig. Es klingelt immer weiter. Zögernd nehme ich das Gespräch letztendlich doch entgegen.

»Hallo.« Das Zittern in meiner Stimme ist kaum zu überhören.

»Tessa, Liebes, hier ist Darius. Geht es dir gut?« Ohne eine Antwort abzuwarten, redet er weiter. »Ich möchte gern mit meinem Sohn sprechen. Es ist dringend.«

»Marc ist nicht da.« Ich atme schwer.

»Wo steckt er denn? Auf dem Handy konnte ich ihn auch nicht erreichen.« Darius hört sich gestresst an.

»Ich … Wir … haben uns getrennt.« Mir entweicht ein lautes Schluchzen. Es auszusprechen, versetzt mir einen Stich.

»Wie bitte?!« Offenbar hat mein Schwiegervater es ebenfalls nicht kommen sehen. Das blanke Entsetzen in seinen wenigen Worten ist unüberhörbar.

»Er ist heute Morgen ausgezogen. Zu seiner Freundin«, entgegne ich mit einem Stechen in meiner Brust.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, brüllt Darius in den Hörer. »Das werde ich nicht dulden! Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Was für ein Dummkopf!« Etwas sanfter fährt er fort: »Brauchst du etwas, Tessa?«

»Nein. Nein …« Es ist nur noch ein Hauchen. Dann lege ich einfach auf und verharre mit dem Hörer in der Hand, bis es an der Haustür klingelt.

»Wer ist da?«, frage ich durch die Gegensprechanlage.

»Julia. Lass mich rein!« Sie klingt abgehetzt. Als sich wenig später die Aufzugtür öffnet, muss ich beinahe lachen.

»Du bist ja völlig durchnässt, Julia. Warum läufst du durch diesen furchtbaren Regen?« Vermutlich habe ich gestern Abend das gleiche Bild abgegeben wie sie jetzt. Trotz meiner bedauernswerten Lage kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

»Haha, sehr witzig. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du dich nicht gemeldet hast.«

»Tut mir leid«, entgegne ich schuldbewusst.

Heute bin ich diejenige, die ihr trockene Kleidung gibt. Sie mustert mich besorgt, nachdem sie sich umgezogen hat. Ohne Vorankündigung rinnen wieder Tränen über mein Gesicht. Tröstend legt sie ihren Arm um meine Schultern.

»Ich habe ihm gesagt, dass es aus ist. Und er hat nichts Besseres zu tun, als gleich zu ihr zu ziehen.« Schluchzend vergrabe ich meinen Kopf in Julias rotem Haar, das ohnehin schon völlig durchtränkt ist.

Der Abend verläuft genau wie der zuvor. Wir reden, ich heule, finde später kaum Schlaf. Immerhin habe ich eine Kleinigkeit gegessen, aber nur, weil Julia mich dazu genötigt hat. Notfalls hätte sie mich vermutlich gefüttert. Den Rest des Wochenendes bleibt sie bei mir, und ich bin mehr als dankbar für ihre Gesellschaft. Trotzdem arbeitet unaufhörlich die Frage in mir, wie es ohne Marc weitergehen soll.

***

Am Montagmorgen fühle ich mich nicht in der Lage, zur Arbeit zu gehen. Stattdessen lasse ich mich krankschreiben. Ganze zwei Wochen zieht die Ärztin mich aus dem Verkehr, nachdem sie meine Geschichte gehört hat. Wenn nötig wird sie meine Auszeit problemlos verlängern. Ob mir das wirklich guttut, weiß ich allerdings nicht.

Grübelnd verkrieche ich mich in meinen vier Wänden und weiß nichts mit mir anzufangen. Es ist, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Die Tage, an denen ich allein in der viel zu großen, leeren Wohnung hocke, ziehen sich wie Kaugummi. Ich esse kaum, schminke mich nicht und trage ausschließlich meinen ausgeleierten Schlafanzug. Ein Bad ist längst überfällig. Mails und Anrufe ignoriere ich. Mein einziger Kontakt zur Außenwelt ist Julia, die jeden Abend nach der Arbeit bei mir aufkreuzt, um mich aufzumuntern. Abgesehen von ihr und Darius habe ich noch niemandem davon erzählt. Ich muss das selbst erst richtig realisieren. Nicht einmal meine Eltern wissen es. Sie sind gerade in ihrem wohlverdienten Urlaub, und den möchte ich ihnen unter keinen Umständen mit schlechten Nachrichten vermiesen.

***

»Mädels, ihr seid doch heute alle dabei, oder?«, ploppt am Freitagvormittag eine Mail von meiner Freundin Eva in unserem Gruppenchat auf.

Jeden ersten Freitag im Monat treffen wir uns im Q1 zum Essen und Klönen. Elisa sagt sofort zu. Mir fehlt die Lust. Ich möchte mich weiterhin verkriechen. Deswegen antworte ich:

»Sorry ihr Lieben, ich fühl mich nicht gut. Bleibe heute zu Hause.«

»Das geht nicht. Ich muss euch etwas Wichtiges erzählen. Du musst kommen, Tessa! Julia, was ist mit dir?«, lautet die nächste Nachricht von Eva.

»Bin natürlich dabei«, antwortet Julia.

»Tut mir leid, aber ich kann wirklich nicht kommen«, beharre ich. Punkt.

Jetzt klingelt mein Handy. »Hey Julia!«, sage ich matt.

»Hallo, meine Liebe! Wie fühlst du dich heute? Magst du nicht doch mitkommen? Vielleicht tut es dir ja gut, mal wieder auf andere Gedanken zu kommen und nicht ständig in dieser Wohnung zu hängen, wo dich alles an Marc erinnert.«

»Vielleicht hast du recht. Vielleicht auch nicht.«

»Jetzt ist aber mal Schluss mit Trübsal! Du kommst heute Abend mit!«, befiehlt Julia energisch.

»Okay, Chefin!« Es ist nicht mehr als ein leises Murmeln.

»Na, geht doch!«

***

Mein eigenes Spiegelbild versetzt mich in Schockstarre. Kreidebleiches Gesicht, die Augen von dunklen Ringen umrandet. Mein dunkelbraunes, sonst glänzendes Haar wirkt farblos und stumpf. Das Eisblau meiner Augen gleicht einem trüben See, dessen Grund nicht mehr zu sehen ist. Meine Wangen wirken eingefallen. Meine Kleider, die sonst hauteng saßen, schlabbern an mir herum. Ich bin nicht mehr als ein Schatten meiner selbst. Außerdem steigt mir der Geruch von altem Schweiß in die Nase. Warum lasse ich mich eigentlich so gehen? Wegen einem Scheißkerl, der nichts Besseres zu tun hat, als mich zu betrügen?

Seufzend lasse ich mir ein heißes Bad ein. Als der frische, zitronige Duft des Badesalzes in meine Nase steigt, hellt sich meine Stimmung ein wenig auf. Julia hat recht. Ich muss endlich wieder raus. Außerdem muss ich es den Mädels ja irgendwann erzählen. Und meinen Eltern. Doch ein Schritt nach dem anderen.

***

Um Punkt 19.00 Uhr treffe ich Julia vor dem Q1. Sie ist grundsätzlich als Erste dort, denn sie wohnt gleich um die Ecke. Gerade als wir uns begrüßen, stößt Elisa dazu.

»Hey, ihr Süßen! Seid ihr auch schon so gespannt darauf, was Eva uns so Dringendes zu berichten hat?«, flötet sie mit dem für sie typischen Singsang in der Stimme und einer theatralischen Geste. Noch nie habe ich erlebt, dass Elisa schlecht drauf ist. Manchmal ist sie schon fast übertrieben fröhlich. Heute kommt mir das sehr gelegen. Allein ihr Outfit bringt mich zum Grinsen. Sie trägt eine geringelte Strumpfhose in Regenbogenfarben, einen knappen Jeansrock und eine knallpinke Daunenjacke. Ihr kurzes blondes Haar hat sie wild nach oben gestylt. Sie ist eindeutig der Paradiesvogel in unserem Clübchen.

Lächelnd umarme ich sie und sage im gleichen Atemzug: »Lasst uns schon mal reingehen. Eva wird eh wieder zu spät kommen.« Darin sind wir uns alle einig und ziehen die Tür zu unserem Lieblingsrestaurant auf.

Gleich hinter der Eingangstür empfängt uns das Flackern der Kerzen, welches die Bar in warmes Licht einhüllt. Die leise Musik, die aus den Boxen strömt, geht im Stimmengewirr der Gäste beinahe unter. Nach rechts eröffnet sich das Restaurant mit seinen kleinen Tischen und den gemütlichen Sesseln. An der linken Wand befinden sich hintereinander aufgereiht fünf Tische mit jeweils zwei weich gepolsterten Bänken. Der letzte dieser Tische gehört quasi uns.

Wir sitzen noch nicht einmal richtig, als der Kellner uns schon ungefragt unsere Getränke bringt. Je ein Glas Hugo für Elisa und mich, einen Rotwein für Julia. Während wir auf Eva warten, stöbern wir wie immer in der Speisekarte, obwohl wir sie bereits in- und auswendig kennen. Nebenbei plaudern wir über Belanglosigkeiten. Ich bemühe mich, mir erst einmal nichts anmerken zu lassen. Satte zwanzig Minuten später erscheint Eva abgehetzt auf der Bildfläche. Sie grinst beinahe im Kreis und wirkt ungewohnt hibbelig. Ihr schulterlanges hellbraunes Haar ist zottelig, und auf ihrem grauen Schlabberpulli prangt unverkennbar ein Kaffeefleck.

»Entschuldigung Mädels. Bin mal wieder zu spät.« Völlig außer Atem und mit zerknirschtem Blick lässt sie sich mir gegenüber auf die Bank fallen. Elisa wirft ihr einen Blick von der Seite zu und will vermutlich nachhaken, was Eva uns so Wichtiges mitzuteilen hat, als es schon aus ihr herausplatzt.

»Mädels, haltet euch fest. Ich bin schwanger! Oliver und ich werden Eltern. Erst war ich total geschockt, weil wir das ja überhaupt nicht geplant haben. Aber jetzt freue ich mich total! Und wisst ihr was? Morgen bin ich schon in der 12. Woche. Und ich habe es nicht mal gemerkt!« Eva ist kaum zu bremsen. In meinen Ohren rauscht es, ihre Worte dringen wie durch eine dichte Wolke zu mir durch. Mein Herz fühlt sich an, als würde es aus meiner Brust springen. Sie ist schwanger, obwohl sie es nicht mal wollte. Und ich habe nicht nur mein Baby, sondern auch noch meinen Mann verloren.

»Was?! Das ist ja der Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch, du kleines Schusselchen!«, ruft Elisa lachend und drückt Eva einen Kuss auf die Wange. »Moment, warte mal! Wann bist du ausgezählt?«

»Am 30. Juni«, entgegnet Eva und hält sich die Hände vors Gesicht. Sie ahnt vermutlich schon, was jetzt kommt.

»Wie bitte?! Das ist ja nur einen Tag nach meiner Hochzeit! Ich sehe schon die Schlagzeilen: Trauzeugin gebärt Kind während Trauung.« Die beiden verfallen in lautes Gelächter. Julia wirft mir einen besorgten Blick zu.

»Ich freue mich für euch. Herzlichen Glückwunsch«, bringe ich gequält hervor. Schlagartig wird mir alles zu viel, meine Gefühle drohen mich wie eine Welle zu überrollen. »Entschuldigt mich einen Moment.« Hastig springe ich auf und flüchte in Richtung Toilette. Das Lachen hinter mir verstummt augenblicklich.

Betäubt lehne ich mich gegen die Kabinentür und gleite auf den Boden hinunter. Tränen rinnen mir übers Gesicht und ich fühle mich nicht in der Lage, sie aufzuhalten. Nur wenige Sekunden später dringt der Klang dumpfer Schritte in mein Ohr und ich bin mir sicher, dass es Julia ist. Mein Gefühl trügt mich nicht.

»Tessa? Es tut mir leid. Es war eine blöde Idee, dich heute zu überreden, mitzukommen.« Schuldbewusstsein schwingt in ihrer Stimme mit.

Mühsam stehe ich auf und öffne die Tür. »Das konntest du ja nicht ahnen. Und auch Eva kann überhaupt nichts dafür. Ganz ehrlich, ich freue mich für sie. Es ist nur …« Schon wieder weichen meine Worte einem lauten Schluchzen und ich lasse meinen Kopf an Julias Schulter sinken. Meine Freundin erträgt es geduldig. Sie ist quasi schon Profi darin.

Nach einigen Minuten habe ich mich halbwegs gefangen. »Ich denke, ich sollte es ihnen sagen. Die Stimmung ist vermutlich eh schon im Eimer.«

Auf wackeligen Beinen folge ich Julia wieder zum Tisch. Elisa und Eva starren mich mit großen Augen an.

»Eva«, setze ich an.

»Warte Tessa! Ich habe wie immer nicht nachgedacht. Tut mir so leid. Ich hätte es dir schonender beibringen sollen. In meiner Euphorie habe ich völlig vergessen, dass du Noah verloren hast. Das war dumm von mir.« Bedröppelt greift sie nach meiner Hand.

»Es ist nicht nur das.« Beschämt senke ich den Blick. Es fällt mir immens schwer, diese Worte auszusprechen. »Marc … Er hat eine andere.«

Eva zieht scharf die Luft ein, während Elisa sich lautstark darüber echauffiert. »Scheiße! Er hat was?! Du veräppelst uns doch gerade! Ihr seid doch das Traumpaar!«

»Waren. Wir waren das Traumpaar.« Schon wieder diese verfluchten Tränen. Julia streicht beruhigend über meinen Rücken, während Eva meine Hand noch immer festhält.

»Seid mir nicht böse, aber ich möchte jetzt lieber allein sein. Tut mir leid, Eva, dass ich dir die Stimmung versaut habe. Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt. Ich hoffe, das weißt du.« Mein schlechtes Gewissen plagt mich, weil ich so blöd auf diese Nachricht reagiert habe. Was bin ich nur für eine miese Freundin!

Ich trete hinaus in die Tristesse des düsteren Dezemberabends und nehme einen tiefen Atemzug. Die frische Luft tut mir gut, und anstatt sofort den Heimweg anzutreten, laufe ich in die entgegengesetzte Richtung - begleitet von der ständig über mich wachenden Regenwolke. Vielleicht ist ein Spaziergang genau das Richtige, um meine Gedanken zu sortieren.

An den Wallanlagen halte ich inne. Wehmütig lehne ich mich an eine der Straßenlaternen und lasse meinen Blick zur alten Mühle herüberschweifen, die im funkelnden Lichterglanz erstrahlt. Wie oft ich an warmen Sommerabenden hier mit Marc auf der Terrasse gesessen habe, bei gutem Essen und einem Glas Wein. Wir haben geredet und gelacht, oft stundenlang. Das gehört jetzt der Vergangenheit an. Von nun an bin ich auf mich allein gestellt.

***

Plötzlich höre ich, dass sich jemand nähert. Unsicher schaue ich in die Richtung, aus der die Schritte kommen. Im schwachen Licht der Straßenlaternen erkenne ich einen großen Mann in dunkler Kleidung, und ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Hastig wende ich mich zum Gehen, doch ich habe bereits seine Aufmerksamkeit erregt.

»Hey! Hey, warte mal! Du bist doch die, die neulich in mich reingerannt ist!«, ruft er.

Langsam drehe ich mich um und beäuge ihn, während ich versuche, mich zu erinnern. Er kommt immer näher.

»Ach! Der Idiot.« Mir geht ein Licht auf. »Du bist in mich reingerannt«, korrigiere ich ihn leicht grantig.

»Ich bin nicht wie ein Irrer durch den Regen gerannt. Das warst du!« Er grinst bubenhaft. »Meinem Kaffee tut die Sache mit deinem Mantel nebenbei bemerkt sehr leid. Und der Idiot heißt übrigens David«, entgegnet er lächelnd.

»Schön, David. Dann solltest du deinen Kaffee demnächst besser an der kurzen Leine halten, damit er nicht noch einmal meinen Mantel anpinkelt.« Was rede ich denn da für ein dummes Zeug?

David grinst. »Kann ich das wiedergutmachen?«

»Äh. Nein. Ich … muss jetzt nach Hause.« Schnell weg hier. Im Laufschritt überquere ich die Straße und lasse ihn allein im Regen stehen.

»Schade. Vielleicht an anderes Mal?«, ruft er mir hinterher. Eine Antwort bekommt er nicht.

Kapitel 3 - Tessa

Wochen ziehen an mir vorüber, in denen ich wie unter einer grauen Dunstglocke lebe. Jeder Tag ist gleich. Marc bombardiert mich täglich mit Nachrichten, bittet mich unaufhörlich, noch einmal über alles zu reden und einen Neustart zu versuchen. Wozu das Ganze? Er war doch offensichtlich nicht mehr glücklich mit mir. Sonst hätte er sich wohl kaum mit einer anderen vergnügt, bei der er obendrein auch noch eingezogen ist. Glaubt er ernsthaft, ich würde ihn zurückwollen? Was bildet er sich eigentlich ein? Er kann warten, bis er schwarz wird.

***

Ich fasse den Entschluss, mich nicht länger zu Hause einzuigeln. Stattdessen stürze ich mich wie besessen in meine Arbeit, die mich tatsächlich für ein paar Stunden von dem Chaos im Kopf ablenkt. Sobald ich nach Hause komme, zieht mich die Einsamkeit jedoch wieder in ihren Schlund. Um die Stille besser ertragen zu können, drehe ich die Musik laut auf oder starre teilnahmslos in die Röhre. Doch das ändert nichts daran, dass ich allein bin.

Seit auch meine Eltern wissen, was passiert ist, ruft meine Mutter täglich an, um zu erfahren, wie es mir geht und ob sie etwas für mich tun könne. Meine Eltern haben den Schock ebenso wie ich noch nicht verdaut. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ein kleines bisschen dankbar für die räumliche Distanz zwischen ihnen und mir, obwohl ich sonst ein absoluter Familienmensch bin. Als ich damals mit zarten sechzehn meine Heimat Stade verlassen musste, hatte ich furchtbares Heimweh. Mein Onkel besorgte mir einen Ausbildungsplatz in Bremen, in der Firma, in der er als Personalleiter arbeitet. Es war unmöglich, in Stade eine vernünftige Stelle zu finden. Also zog ich zu ihm und meiner Tante, doch wann immer ich konnte, fuhr ich nach Hause. Jetzt ist mir allerdings überhaupt nicht nach Nähe und Fürsorge, sie machen es mir umso schwerer, mit allem klarzukommen. Ich muss das mit mir allein ausmachen. Die Einzige, die ich wirklich an mich heranlasse, ist Julia. Abend für Abend steht sie auf der Matte, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Ein Wunder, dass sie meine Gesellschaft noch ertragen kann, denn ich bin unausstehlich. Das muss sich unbedingt ändern. Und zwar sofort. Weil Marc es einfach nicht wert ist.

Etwas in mir befindet sich im Umbruch. Die Liebe zu Marc weicht immer mehr der Wut. Anstatt ihm weiterhin hinterherzuweinen, mache ich mir Gedanken über meine Zukunft und schmiede neue Pläne. Sogar die halbe Wohnung räume ich um, weil alles in mir nach Veränderung schreit.

Und als ob selbst das Wetter diesen Umschwung in mir erkennen würde, regnet es nicht mehr so häufig. Immer öfter bricht strahlendes Blau durch die Wolkendecke und mir wird klar, dass nur ich selbst die Düsternis bekämpfen kann.

***

Es ist Anfang März und der Frühling steht in den Startlöchern. Überall in der Natur leuchtet frisches, zartes Grün hervor. Blütenduft erfüllt die Luft und zwingt meine Sinne zum Erwachen. Mit dem Beginn dieses neuen Lebens kehren auch meine Lebensgeister zurück. Ich will mich nicht länger von meiner Einsamkeit beherrschen lassen. Von nun an übernehme ich wieder das Ruder.

Erfüllt von neuer Energie beschließe ich, einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Ein Anflug von Fröhlichkeit durchströmt mich.

Dieses Gefühl hält jedoch nur wenige Minuten an. Als ich aus der Haustür trete, traue ich meinen Augen kaum: Marc steht vor mir. Dieses unerwartete Aufeinandertreffen wirft mich aus der Bahn, ohne dass ich mich dagegen wehren könnte. Wie unfassbar gut er aussieht! Mein Herz schlägt einen Looping. Hör auf damit, sei nicht dumm!

»Tessa! Ich wollte gerade zu dir.« Selbstbewusst kommt er auf mich zu. Kurz schließe ich die Augen, um mich zu sammeln.

»Ich habe keine Zeit, Marc.« Mit finsterem Blick gehe ich an ihm vorbei.

Er hält mich am Arm zurück. »Wir müssen reden. Es ist wichtig.«

»Worüber? Über die Scheidung?« Erstaunt darüber, wie leicht mir diese Worte über die Lippen kommen, wende ich mich ihm wieder zu.

Sichtlich entsetzt starrt er mich an. »Was? Nein!« Betroffen senkt er den Blick. »Darüber, was für ein Idiot ich war. Das mit Anna war ein großer Fehler. Ich hätte dich nie hintergehen dürfen.«

»Ach«, schnaube ich.

Entschieden greift er nach meinen Händen und schaut mir offen in die Augen. Unbewusst halte ich die Luft an.

»Bitte hör mir zu. Ich liebe dich, Tessa! Aus tiefstem Herzen. Du musst mir glauben …«

Verdammt. Es klingt aufrichtig. Vermutlich ist es dumm von mir, aber ich glaube ihm tatsächlich. Doch so leicht werde ich es ihm nicht machen.

»Und wann ist dir das eingefallen? Während sie in deinen Armen lag?«

Matt schüttelt er den Kopf. »Ich weiß, ich habe wohl kaum eine zweite Chance verdient. Doch ich hoffe, ich bekomme sie trotzdem. Ich würde alles dafür geben.« Erwartungsvoll schaut er mich an.

»Marc, denkst du etwa ernsthaft, wir können nach all dem einfach so weitermachen? Du hintergehst mich monatelang, tobst dich aus, und jetzt stehst du plötzlich da und willst von vorne anfangen? Ich weiß nicht, ob ich das kann. Schon gar nicht, ob ich das will!«

»Beantworte mir nur eine Frage, Tessa. Liebst du mich noch?«

Ich schweige. Mein Kopf arbeitet auf Hochtouren. Natürlich fühle ich noch etwas für ihn. Aber das reicht längst nicht mehr aus, um ihm zu verzeihen. Und selbst wenn - kann ich ihm überhaupt trauen?

Als ob er meine Gedanken lesen könnte, sagt er: »Ich verstehe deine Zweifel, meine Schöne!« Behutsam legt er seine Hand an meine Wange und zieht mich näher zu sich. Meine Haut kribbelt verräterisch unter seiner Berührung. »Nie zuvor in meinem Leben habe ich etwas so bereut. Und wenn da auch nur noch ein kleiner Funken Liebe für mich ist, glaub mir, werde ich alles dafür tun, damit du mir wieder vertrauen kannst. Alles!« Sanft legt er sein Kinn auf meinen Kopf. Diese vertraute Geste raubt mir beinahe den Verstand. Als ich mich von ihm löse, läuft eine einsame Träne über meine Wange und ich sehe, wie sich die Hoffnung in seinem Blick mit Traurigkeit vermischt.

»Ach, Tessa. Was habe ich dir nur angetan? Ich werde es wiedergutmachen. Das verspreche ich dir«, flüstert er.

Mein Herz wird von einer Mischung aus Zweifeln und Liebe durchspült, und mein Kopf schreit verzweifelt nach einer Antwort.

»Bitte gib mir Zeit. Ich muss darüber nachdenken.«

»Ich gebe dir alle Zeit der Welt.«

»Danke«, hauche ich und wende mich zum Gehen. Ich muss herausfinden, was ich will. Aber wie?

***

»Was soll ich denn jetzt nur machen?«, frage ich Julia ratlos.

»Ganz ehrlich? Wenn ich du wäre, würde ich ihm kein einziges Wort glauben. Er hat dich so verletzt. Ich würde ihm nicht mehr vertrauen. Wie kannst du überhaupt darüber nachdenken?« Energisch schüttelt sie den Kopf.

Diese Antwort hatte ich erwartet, dennoch habe ich mir insgeheim ihren Zuspruch erhofft. Er ist nach wie vor mein Mann. Wir haben uns ein »Für immer« geschworen. Gehört es nicht dazu, sich Fehler zu verzeihen? Wenn da nur diese dummen Zweifel nicht wären. Kann ich ihm wirklich vertrauen? Nach allem, was passiert ist? Könnte es zwischen uns jemals wieder so sein wie früher? Oder wird er es wieder tun?

»Ach Julia … Ich weiß gerade echt nicht, wo mir der Kopf steht. Eigentlich habe ich bereits mit ihm abgeschlossen. Doch gerade, als er vor mir stand, sind wieder Gefühle in mir aufgeschwappt, von denen ich glaubte, sie wären längst nicht mehr vorhanden. Vielleicht wäre es dumm, ihn zurückzuweisen«, überlege ich hin- und hergerissen.

»Es wäre dumm, wenn du ihn nicht zurückweist. Er wird dir wieder wehtun, darauf wette ich!« Sie runzelt die Stirn, vermutlich, um zu unterstreichen, wie töricht sie meine Gedanken findet.

»Vielleicht hast du recht. Aber vielleicht auch nicht. Ich muss es herausfinden, sonst werde ich es bestimmt irgendwann bereuen.«

»Du wirst in dein Unglück rennen«. Es klingt wie eine unumgängliche Tatsache.

»Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, dass es ihm ehrlich leidtut«, erwidere ich mit fester Stimme. Den leisen Restzweifel in mir ignoriere ich bewusst.

Kapitel 4 - Tessa

Noch vor der Dämmerung erwache ich an diesem Samstagmorgen mit einem unruhigen Gefühl im Bauch. Obwohl mir bei der Sache nicht ganz wohl ist, habe ich einem Treffen mit Marc zugestimmt. Wir sind zum Frühstück in der Mühle am Wall verabredet. Auf neutralem Boden sozusagen. Unsicher stehe ich vor dem Schrank und denke darüber nach, was ich anziehen soll. Will ich ihm gefallen? Oder sollte es mir egal sein, wie ich aussehe? Zögernd entscheide ich mich für eine enge, hellblaue Jeans und eine jadegrüne Tunika. Meine Haare flechte ich seitlich zu einem üppigen Bauernzopf. Beim letzten Blick in den Spiegel legt sich ein Tränenschleier über meine blauen Augen. Nur schwer kann ich beschreiben, was gerade in mir vorgeht. Es ist eine Mischung aus Aufregung, Angst und einem kleinen Funken Zuversicht. Tue ich das Richtige? Das Strahlen der Sonne versichert mir, dass meine Sorgen unbegründet sind. Vielleicht ist heute der Tag, an dem wir beginnen, unsere Ehe zu retten. Etwas, das ich mir noch vor wenigen Tagen überhaupt nicht vorstellen konnte.

Mist, ich bin viel zu spät dran! Zu Fuß schaffe ich es nicht mehr pünktlich. Fahrrad! Wie besessen trete ich in die Pedale und mir bleibt schon die Luft weg, als endlich die Mühle in meinem Sichtfeld auftaucht. Obwohl ich bereits ein paar Minuten zu spät bin, trete ich etwas langsamer, um durchzuatmen. Marc ist eh nie der Pünktlichste. Doch anscheinend will er mich heute eines Besseren belehren. Er wartet bereits auf mich. Plötzlich wird mir ganz flau in der Magengegend und meine Hände werden feucht. Schon von Weitem erkenne ich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht.

»Wo hast du denn das Ding ausgegraben?« Er lacht schallend, während ich den Drahtesel abstelle.

»Was gibt’s denn da zu lachen? Du weißt doch, was für eine Sportskanone ich bin.«

Ich setze ein selbstsicheres Lächeln auf, doch in meinem Inneren bebt alles vor Anspannung.

»Allerdings«. Er grinst mich frech an, wenige Sekunden später werden seine Gesichtszüge jedoch weich und er kommt zögernd näher. »Ich freue mich so sehr, dich zu sehen.« Unsicher beugt er sich zu mir herunter und küsst mich sanft auf die Wange. Mir wird schwindelig, und dieses Gefühl in meinem Bauch verstärkt sich umso mehr. Bevor ich etwas sagen kann, greift er nach meiner Hand. Hastig entziehe ich sie ihm wieder.

»Lass uns reingehen«, lenke ich ab.

»Okay«. Seine Stimme ist nicht mehr als ein Krächzen.

Während wir nebeneinander die wenigen Stufen zur Mühle hinaufsteigen, werfe ich ihm einen verstohlenen Blick zu. Er wirkt nervös. Und er sieht so unverschämt gut aus, was mich wiederum nervös macht. Er trägt eine zerrissene Jeans, ein schlichtes Shirt und ein legeres, graues Jackett. Ich liebe seine wild frisierten dunklen Haare und ich hasse es, wie sehr er mich gerade aus der Fassung bringt. Ist mein Plan, ihm die Sache nicht zu leicht zu machen, bereits zum Scheitern verurteilt?

»Ich habe unseren Stammplatz reserviert.« Auffordernd zeigt er in die Richtung unseres Tisches, der direkt an dem bodentiefen, halbrunden Fenster mit Blick auf die Terrasse steht. Das Sonnenlicht fällt auf einen großen Strauß roter Rosen, der neben einem üppigen Frühstück bereits dort auf uns wartet.

»Wow, Marc … Sind die etwa für mich?« Zaghaft berühre ich die samtig weichen Blütenblätter und vernehme den leichten Duft, den sie verströmen. Es sind fünfzehn, stelle ich fest. Das ist sowas von Klischee!

»Natürlich! Ich habe ja gesagt, dass ich dir beweisen werde, wie ernst es mir ist.«

»Mit ein paar Blumen ist es aber nicht getan«, stelle ich nüchtern fest.

»Ich weiß«, entgegnet Marc sichtlich zerknirscht. »Setz dich erst einmal, meine Schöne!« Er zieht den Stuhl für mich hervor, ganz der Gentleman, und wartet, bis ich Platz genommen habe. Dann setzt er sich mir gegenüber und mustert mich, als würde er mich heute zum allerersten Mal sehen.

»Du bist noch genauso schön wie an dem Tag, als wir uns kennengelernt haben. Wie oft ich in der letzten Zeit daran denken musste!« Nichts als leeres Gerede, oder? Seine dunklen Augen lächeln, dennoch erkenne ich darin etwas wie Sorge. »Ich sehe aber auch, dass das, was ich dir angetan habe, Spuren hinterlassen hat. Du bist dünn geworden. Zu dünn. Und deine Leichtigkeit, die ich so sehr an dir liebe, ist offenbar verschwunden. Und ich Idiot bin schuld daran.« Er hält inne, anscheinend, um sich zu sammeln. Dann senkt er den Blick auf seine Hände, in denen er nervös einen Löffel hin- und herdreht. »Das mit Anna … Ich kann dir nicht sagen, was mich da geritten hat. Ich bin da so hineingeschliddert …«

»Marc …« Ich will das nicht hören.

»Nein, bitte. Lass mich ausreden. Ich muss dir das alles sagen.« Sein Atem geht schnell und flach und mir wird bewusst, dass es ihm schwerfällt, über seinen Schatten zu springen. »Die ganze Zeit über hat mich mein Gewissen beinahe erdrückt, Tessa. Weißt du, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Aber nachdem du Noah verloren hast … irgendwie war es verkrampft zwischen uns.«

»Verkrampft? Ist das dein Ernst? Und dann musstest du dir woanders Trost suchen, oder was? Marc, ich habe ein Kind verloren – unser Kind. Und du hast nichts Besseres zu tun, als mich zu hintergehen?« Ich rede mich in Rage.

»Sch, beruhige dich, Tessa!« Beschwichtigend legt er seine Hand auf meine und schaut sich verstohlen im Raum um. An einem Tisch am anderen Ende des Raumes sitzen ein paar alte Damen und klönen lautstark. Alle anderen Tische sind noch leer. Doch anscheinend haben wir bereits die Aufmerksamkeit des Kellners erregt, der auffällig zu uns herüberstarrt. Als er meinen Blick auffängt, wendet er sich beschäftigt ab. Vielleicht ist das hier nicht der richtige Ort für dieses Gespräch. Andererseits ist mir das gerade total egal.

Leise fährt er fort. »Ich weiß, dass ich die größte Schuld an all dem trage, weil ich dir nicht so zur Seite stand, wie ich es vielleicht hätte tun sollen. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Als ich Anna kennenlernte, wurde es noch komplizierter. Damit habe ich alles kaputt gemacht. Nachdem du den Brief gefunden und mich rausgeschmissen hast, hielt ich es für das Leichteste, einfach zu ihr zu gehen. Doch das ist jetzt vorbei. Heute weiß ich, dass das der größte Fehler meines Lebens war.«

Ich schnaube verächtlich.

»Du kannst mir glauben – wirklich. Ich will dich zurück! Du bist die Frau, die an meine Seite gehört. Nicht sie.« Er führt meine Hand an seine Lippen und küsst sacht meine Finger. »Wenn es für dich möglich ist, mir zu verzeihen, wäre ich der glücklichste Mann der Welt.«

Seine Augen füllen sich mit Tränen und ich kann nicht anders, als seinen Worten Glauben zu schenken. Doch die Wunde sitzt viel zu tief, und ich kann und will nicht gleich in Euphorie verfallen.

»Das wird die Zeit zeigen. Es wird sicher eine Weile dauern, bis das Vertrauen wieder zurückkehrt. Wenn überhaupt.«

»Das verstehe ich. Wir machen es in deinem Tempo. Versprochen.« Dann schweift sein Blick über das bisher unangetastete Frühstück. »Wollen wir jetzt vielleicht etwas essen? Ich sterbe vor Hunger!« Er grinst mich schief an.

Unwillkürlich muss ich lachen. »Alles andere hätte mich auch gewundert!« Viel bekomme ich nicht runter. Doch unser Gespräch entwickelt sich in eine positive Richtung und wir können sogar hin und wieder miteinander lachen, was eindeutig seiner charmanten und humorvollen Art zu verdanken ist, mit der er mich immer wieder um den kleinen Finger wickelt. Einen Moment lang fühlt es sich fast so an, als wäre nie etwas passiert. Mir wird bewusst, wie sehr ich das vermisst habe.

»Sollen wir noch ein paar Schritte gehen?«, fragt Marc, nachdem er endlich vollständig gesättigt ist.

»Können wir machen.« Unsicher lächle ich ihn an.

Die Sonne zeigt schon ihre wärmende Kraft, als wir ins Freie treten, und ich nehme einen tiefen Atemzug. Auffordernd hält Marc mir seinen Arm hin, und ich hake mich zögernd bei ihm unter. Seine Nähe trifft mich mit voller Wucht. Ich frage mich, warum er mich trotz allem so aus der Fassung bringt. Während wir wortlos nebeneinander her schlendern, lege ich meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. Ich stelle mir vor, alles sei wie früher. Wehmut überkommt mich. Ob es wirklich je wieder so werden kann?

Als könne er meine Gedanken lesen, sagt er leise: »Mach dir keine Sorgen. Du bist alles, was ich brauche! Das war mir nie zuvor so klar.«

Zweifelnd schaue ich zu ihm auf und versinke sogleich in seinen Augen, die mir voller Zuversicht und Hoffnung entgegenblicken. So verharren wir eine Weile, ganz dicht beieinander, bis er seine Hand an meine Wange hebt und mit seinem Daumen sacht über meine Lippen streicht. Unter seiner Berührung schließe ich die Augen. Es passiert wie von selbst. Das Knistern zwischen uns ist unüberhörbar.

Unsicher blinzle ich ihn an, und in diesem Moment beugt er sich zu mir herunter und presst seine Lippen sanft auf meine. Wie gut sich das anfühlt! Doch als ich seinen Kuss erwidere, stelle ich mir plötzlich vor, wie er sie küsst.

Ruckartig löse ich mich von ihm und trete einen Schritt zurück. »Es … es tut mir leid …«

»Nein. Mir tut es leid. Ich hatte dir versprochen, es langsam anzugehen. Das war dumm von mir.« Mit gesenktem Kopf steht er da.

»Ich … muss jetzt gehen«, sage ich knapp.

»Tessa, warte!« Er wirkt zerrissen. »Du kannst mich doch jetzt nicht einfach so stehen lassen.« Und ob ich das kann! »Sehen wir uns wieder?"

»Ich melde mich bei dir«, erwidere ich gepresst. Ob wir uns wiedersehen? Wenn ich das nur wüsste. Erst einmal muss ich verdauen, was gerade passiert ist.

Zum gefühlt hundertsten Mal tippe ich eine Nachricht an Marc ein, nur um sie gleich darauf wieder zu löschen. Ich würde ihm ja gerne verzeihen. Wenn es denn so einfach wäre. Immer wieder muss ich an unseren Kuss denken - und an die Bilder, die in meinem Kopf auftauchten und mich förmlich anschrien. Was mache ich denn jetzt? Irgendeine Antwort muss ich ihm geben. Andererseits könnte ich ihn auch einfach zappeln lassen. Bis ich selbst weiß, was ich will.

Während ich vollends in meinen Gedanken versunken bin, schwappt ein dumpfes Schellen zu mir herüber. Ich brauche eine Weile, um zu realisieren, dass jemand vor der Haustür steht und Sturm klingelt. Als ich endlich aus dem Dämmerzustand erwache, springe ich auf und drücke den Summer, ohne zu fragen, wer unten wartet. Wenige Sekunden später steht Marc vor mir. Mein Herz macht einen Sprung.

»Tessa, ist alles in Ordnung? Ich dachte, du würdest dich melden.« Unruhig sieht er mich an.

»Was machst du hier?«

»Es ließ mir keine Ruhe, was gestern passiert ist. Tut mir leid, dass ich dich mit dem Kuss so überfallen habe. Das war dumm.« Schuldbewusst sieht er mich an. »Darf … darf ich reinkommen?«

Wortlos schiebe ich die Tür ein Stück weiter auf und er schlüpft hindurch. Im Wohnzimmer sieht er sich überrascht um.

»Du hast alles umgeräumt!«

»Ich brauchte eine Veränderung. So etwas wie einen Neubeginn.«

Er wendet sich mir zu und legt seine Hände auf meine Arme. »Gibt es für uns auch noch die Chance auf einen Neubeginn, oder habe ich das gestern mit meiner überstürzten Annäherung versaut?«

»Es ist nicht nur das. Irgendwie wollte ich es ja auch, sonst hätte ich diesen Kuss nicht zugelassen. Aber dann tauchten diese Bilder in meinem Kopf auf, wie du mit ihr …« Augenblicklich verstumme ich, und meine Augen füllen sich mit Tränen. Beschämt blicke ich zu Boden.

Marc zieht mich in seine starken, muskulösen Arme, und dann bricht es aus mir heraus. All den Kummer und Frust der letzten Wochen bekommt er nun mit voller Wucht zu spüren. So widersinnig es auch ist, tut es gut, sich ausgerechnet an seiner Schulter auszuweinen. Nicht mal ansatzweise bemühe ich mich darum, meine Fassung zurückzugewinnen. Er erträgt es mit einer Geduld, die ich nicht von ihm gewohnt bin. Nach einer Weile zieht er mich sanft zum Sofa. Erst, als wir uns setzen, bemerke ich, dass auch über seine Wangen Tränen rinnen. Eng umschlungen sitzen wir da, weinen ungeniert weiter. Und ich spüre, wie heilsam das auf uns beide wirkt. Als wir wieder zur Ruhe kommen, bleibe ich still in seinem Arm liegen. Worte sind nicht vonnöten, denn das, was gerade passiert ist, spricht Bände. Es hat unsere Herzen wieder miteinander verbunden.