Völlig entschleiert? - Laiza Rita Kuonen - E-Book

Völlig entschleiert? E-Book

Laiza Rita Kuonen

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Beschreibung

In diesem Buch möchte ich verschiedene Ansichten über das Kopftuchtragen erläutern, damit die Gläubigen sich selber ein Bild machen können. Wohlgemerkt, ich werde zu keiner Position Stellung nehmen, lediglich verschiedene Fakten und Beweise der jeweiligen Parteien darlegen. Zeitgemässe Islamwissenschaftler sind überzeugt, dass die klassischen Gelehrten das Kopftuch nur deshalb empfohlen haben, um den Status der Frauen zu heben, damit sie nicht belästigt werden. Ihre Absicht war demzufolge gut. Doch heutzutage soll es, laut einigen Gelehrten wie Muhmmad Asad, Shihab, Sheikh Mustapha Mohamed Rashed von der Al Azhar-Universität, dem wichtigsten Lernort des sunnitischen Islam und anderen, nicht mehr dieselbe Funktion haben. Man könnte genauso auf folgenden Hadith verweisen: Alle 100 Jahre wird ein Reformator kommen. So beklagten diese: Ist es nicht traurig, was in unserer Zeit manche Gelehrten, samt seiner unzulänglichen Gefolgschaft machen? Es scheint alles andere, als deren gute vorbildliche Absicht weiterzutragen. Historisch betrachtet, haben die klassischen Gelehrten höchstwahrscheinlich das Kopftuch nicht hinterfragt, da es ohnehin Mode war und falls doch, zeige die Geschichte, dass sie ins Gefängnis gesteckt wurden. Stellen die heutigen Gelehrten das Kopftuch in Frage, werden sie gleich als Erneuerer abgestempelt. Es wird verlangt, dass eine Frau verschleiert auf die Strasse gehen soll, egal ob sie belästigt wird, unter der Islam verhassten Lage leiden muss, nicht nur psychisch, sondern auch physisch. Ich musste erleben, wie Menschen voller Hass aufs Gaspedal drückten, weil sie mich und meine Tochter überfahren wollten. Andere Schwestern wurden aufgrund des Kopftuches abgestochen. Wenn der Hijab Pflicht ist, wie gelten die Regeln in der Zeit der grossen Bedrängnis? Die Frage stellen sich wenige Muslime. Nach wie vor, bin ich der Meinung, dass solche diese Fatwas, besonders in der Gegenwart hinterfragt werden sollten, inwieweit, die Frau ihr Kopf noch bedecken muss oder ob es reicht, dass sich schamvoll kleidet?

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Seitenzahl: 159

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Wichtiger Hinweis: Alle Inhalte ohne Gewähr.

Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf säure-, holz- und chlorfreiem Papier PEFC (Program for the Endorsement of Forest Certification Schemes) gedruckt.

Bilder: pixabay, E.W. Lane, wikipedia, A.E.Zullo Textquellen: Koran; Bukhari; Muslim; Das Leben des Propheten Mohammad, Salih Suruc, Mohammed; Message of Quran und Der Weg nach Mekka - Die Reise des Muhammad Asad; Susanne Enderwitz: Der Schleier im Islam; H. Waetzoldt: vorderasiatischen Archäologie; Dress and Cultural Identity, Ursula Rothe; Ebd; Hsu; Frederik Ramm: Die Frau in der Römischen Antike; Erika Thiel: Geschichte des Kostüms; Hilke Jabbarian: Der Schleier in der Religions- und Kulturgeschichte; Irmhild Richter-Dridi: Frauenbefreiung in einem islamischen Land – ein Widerspruch; Franz Kiener: Kleidung Mode und Mensch; Haddad, Sh. GF "Die Turban-Tradition im Islam"

Verzeichnis

Vorwort

Kopftuch & Schleier im nahöstlichen Raum

Religiöse Pflicht oder Statussymbol?

Kopftuch als Nutzen

Weiblicher Körper in der Gesellschaft

Verschleierung als Symbol einer Widerstandsbewegung

Steht das Kopftuch im Koran?

Etymologie und Bedeutung

Kopftuch in der Hadithsammlung

Kopftuch laut Rechtsschulen

Hanafitische Rechtsschule

Shafitische Rechtsschule

Malikitische Rechtsschule

Hanbalitische Rechtsschule

Was sagen weitere Gelehrte

Ibn Taymiyyah und die Rolle der Frau

Wahabismus und die Rolle der Frau

Die Sheikh-Esel-Aqida

Der Prophet (saw) und die Rolle der Frau

Zeit der Bedrängnis

Schlusswort

Danksagung

Literatur

Autorin

Vorwort

In diesem Buch möchte ich verschiedene Ansichten über das Kopftuchtragen erläutern, damit die Gläubigen sich selber ein Bild machen können. Wohlgemerkt, ich werde zu keiner Position Stellung nehmen, lediglich verschiedene Fakten und Beweise der jeweiligen Parteien darlegen.

Zeitgemässe Islamwissenschaftler sind überzeugt, dass die klassischen Gelehrten das Kopftuch nur deshalb empfohlen haben, um den Status der Frauen zu heben, damit sie nicht belästigt werden. Ihre Absicht war demzufolge gut. Doch heutzutage soll es, laut einigen Gelehrten wie Muhmmad Asad, Shihab, Sheikh Mustapha Mohamed Rashed von der Al Azhar-Universität, dem wichtigsten Lernort des sunnitischen Islam und anderen, nicht mehr dieselbe Funktion haben. Man könnte genauso auf folgenden Hadith verweisen: „Alle 100 Jahre wird ein Reformator kommen.“1 So beklagten diese: „Ist es nicht traurig, was in unserer Zeit manche Gelehrten, samt seiner unzulänglichen Gefolgschaft machen? Es scheint alles andere, als deren gute vorbildliche Absicht weiterzutragen.“

Historisch betrachtet, habe die klassischen Gelehrten höchstwahrscheinlich das Kopftuch nicht hinterfragt, da es ohnehin Mode war und falls doch, zeige die Geschichte, dass sie ins Gefängnis gesteckt wurden. Stellen die heutigen Gelehrten das Kopftuch in Frage, werden sie gleich als Erneuerer abgestempelt.

Der Islam ist perfekt, nur die Muslime sind es nicht! Bedenke, Allah ist allwissend und all weise. Ihm war wohl bei der Offenbarung bewusst, dass eine Zeit anbrechen wird, bei dem das Kopftuch ihre Funktion verlieren wird. Logisch forderte Allah in seiner Liebe zum Gesandten (saw) ihn dazu auf, dass seine Frauen ihre Tücher über sich ziehen, damit ihre Privatsphäre und sie gleichzeitig vor Belästigungen geschützt sind, zusätzlich hoben sie damit ihren Status. So befahl er den gläubigen Frauen, „dass sie etwas von ihrem Gewand über sich ziehen. So ist gewährleistet, dass sie (als anständige Frauen) erkannt und nicht belästigt werden.“2 Einige Experten meinen, dass im arabischen Original nicht explizit von der Bedeckung des Kopfes die Rede sei. In der Sure Al-Ahzab Vers 53 wird bestimmt, dass die männlichen Gäste Mohammeds (saw) zu seinen Gattinnen einzig getrennt, durch einen Vorhang (Hijab) sprechen dürfen. Das Wort „Hijab“ werde mit Vorhang übersetzt und hier habe der Vorhang den Zweck, dass die Frauen des Propheten (saw) hinter ihm geschützt seien. Demnach, dass sie nicht den Blicken der Männer ausgesetzt wurden. Denn früher wurden die Gemächer der Frauen nicht selten durch einen Vorhang getrennt, damit sie vor dem öffentlichen Raum geschützt waren.

Überdies waren zur Zeit Mohammeds (saw) die Kleider arabischer Frauen so weit ausgeschnitten, dass ihre Brüste zu sehen waren.

So erhielten die Frauen durch die Sure An-Nur Vers 31 die Aufforderung, dass sie „ihren Schleier (Khimar) über ihren Busen ziehen“ sollen: „Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren, den Schmuck, den sie tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht normalerweise sichtbar ist, und ihre Tücher über ihre Busen ziehen.“ So wie das Wort Jilbab, wird auch das Wort Khimar im Koran erwähnt. „Und sie sollen ihre Khumur (Pl. Khimar) über ihre Busen ziehen…“

Der Mirtu ist ein Tuch, das auch als Hüfttuch, Izar, benutzt wurde. Ein Tuch, das den Unterkörper von der Hüfte abwärts bedeckte. Dieser Vers propagiere, so laut oben genannten Wissenschaftler keine Pflicht zur Verschleierung des Gesichts, noch über den Kopf. Die Verhüllung des Busens in der Öffentlichkeit sei nach westlicher Kleidersitte selbstverständlich. Mancher übersetzte Khimar im Übrigen nicht mit „Schleier“, sondern mit „Schal“.

Im Koran findet man tatsächlich das Wort Hijab an 7 weiteren Stellen, jeweils als Trennwand oder Barriere, nicht aber als Vorhang oder Kopftuch.

Sind Kopftuchtragende etwa gläubiger als Frauen ohne Kopfbedeckung? Schwestern, die kein Kopftuch tragen, hören oft: „Und, wann wirst du endlich Kopftuch tragen? Es ist deine Pflicht, es zu tragen“. Signalisiert das Tragen eines Kopftuchs ernsthaft die Religiosität der Trägerin? Für das Nicht-Tragen ergattern man vorurteilsbehaftet Blicke, als wolle sich die Muslima lediglich integrieren oder sie wolle einfach nur schamlos umherirren und ggf. die Kuffar imitieren. Ist dem so?

Für Nichtmuslime mag vor allem letzterer Punkt der Integration eine gute Nachricht sein. Von muslimischer Seite erntet sie jedoch mitunter Abfälligkeit. Doch wer definiert, wie Glaube aussehen muss? Lässt sich anhand des Kopftuchs messen, wie gläubig oder ungläubig eine Frau ist? Ist eine Frau ohne Kopftuch automatisch nicht gläubig?

Vorweg möchte ich betonen, dass es einen Unterschied zwischen in Frage stellen und Fatwa aufstellen gibt. Ich höre immer wieder, der Konsens der Gelehrten ist, dass das Kopftuch Pflicht sei. Wie haben denn diese die Verse interpretiert? Waren es nicht nur die Meinung der jeweiligen Gelehrten? Keinesfalls stelle ich ihre Interpretation von damals in Frage, denn sie haben dies nach ihrem besten Wissen getan, mitunter floss Kultur und Tradition mit ein. Gelehrte waren nicht fehlerfrei! Sie haben nicht in so einer miserablen Zeit gelebt wie wir derzeit. Was sie unter Scham verstanden haben, war auch eine andere Definition als in der gegenwärtigen Zeit. Die Historik zeigt, dass damals der Schleier zum Kleidungsstil dazu gehörte, aber dazu später. Jeder gab weiter, was er kannte. Ob der Schleier hinterfragt wurde, bleibt zu bezweifeln.

Das Fasten im Ramadan und das Pflichtgebet findet man eindeutig im Koran, sogar die Gebetswaschung steht ohne Zweifel in der Offenbarung, ferner die Zakat und die Hajj ist als unwidersprüchlichen Befehl Allahs im Heiligen Buch enthalten. Als klare Verbote wurden das Schweinefleisch, Alkohol, Glücksspiele und Wahrsagerei erwähnt. Wie kann es sein, dass wir solche eindeutigen Anweisungen finden, aber den Kopf oder die Haare als klare Erwähnung nicht? Dem Gegenüber steht, dass man die Tücher über die Busen ziehen soll, dass man die Scham bedecken muss, was ich als eindeutige Pflicht niemals in Frage stellen würde. Wie kann es also sein, dass der gesamte Koran so klare Worte spricht, letztendlich an dieser Stelle Muslime herausinterpretieren können, dass es den Frauen auferlegt wurde, ein Kopftuch zu tragen? Warum liess Allah bei diesen Versen so viel Interpretationsspielraum und gab darin keine eindeutige klare Anweisung, dass die Frau ihr Haar bedecken soll?

Allah allwissend und all weise! Ist es nicht so, dass der Koran perfekt herabgesandt wurde, mit Allahs Allmacht, der bereits gewusst hatte, dass es eine Zeit geben wird, wo das Kopftuch nicht mehr nötig sein wird? Wusste er, dass eine Zeit anbricht, an dem das Kopftuch als Statussymbol seine Funktion verliert? Wusste er, dass sich der Islam ausbreiten wird an Orte, zu einer Zeit, wo das Kopftuch auch seine Funktion nicht mehr erfüllt? Das ist eben die Perfektion der Offenbarung Allahs, welche die Muslime nicht vielleicht nicht erkennen wollen! Aber der Prophet (saw) bekundete einst: „Der Islam wird fremd kommen und wird wieder fremd gehen.“ Weiter erklärte er (saw): „Die Muslime werden den Koran lesen und ihn nicht mehr verstehen.“

Ist es uns als Muslime nicht verboten Gelehrten blind zu folgen und diese zu Herren und Mönche zu nehmen, nachplappern ohne über einen einzigen Vers nachzudenken? Es ist wichtig andere Meinungen anzuhören, zu hinterfragen und über Fatwas neu zu reflektieren. Die klassischen Gelehrten lebten zu einer Zeit, wo die Scham anders definiert wurde, zu einer Zeit, wo das Kopftuch Mode und ein Statussymbol war und sie nichts anderes kannten. Wie hätten sie in jenen längst vergangenen Tagen angeben können, das Kopftuch ist nun nicht mehr nötig! Da wurde nicht mal über das Kopftuch diskutiert, geschweige denn nachgedacht. Aber der Prophet (saw) bezeugte: „Die Muslime werden den Koran lesen und ihn nicht mehr verstehen.“

Es gab eine Zeit, wo die Prostituierten ein gelbes Kopftuch trugen um, ihre Käuflichkeit zu präsentieren. Ich weiss nicht, inwieweit die Leute sich mit der Historik auskennen, aber um den Koran verstehen zu können, muss man sich mit der Geschichte und mit dem soziokulturellen Code ein wenig auseinandersetzen. Dem Gegenüber wird nicht selten von Seiten der Muslime verlangt, dass man erst gar nicht zu hinterfragen hat und das schon gar nicht als Frau. Der Koran fordert uns mit fast 500 Versen auf, nachzudenken.

Es wird verlangt, dass eine Frau verschleiert auf die Strasse gehen soll, egal ob sie belästigt wird, unter der Islam verhassten Lage leiden muss, nicht nur psychisch, sondern auch physisch. Ich musste erleben, wie Menschen voller Hass aufs Gaspedal drückten, weil sie mich und meine Tochter überfahren wollten. Andere Schwestern wurden aufgrund des Kopftuches abgestochen. Wenn der Hijab Pflicht ist, wie gelten die Regeln in der Zeit der grossen Bedrängnis? Die Frage stellen sich wenige Muslime. Nach wie vor, bin ich der Meinung, dass solche diese Fatwas, besonders in der Gegenwart hinterfragt werden sollten, inwieweit, die Frau ihr Kopf noch bedecken muss oder ob es reicht, dass sich schamvoll kleidet?

1 ala kulli ra‘si kulli mi‘ah sanah mujadiddun

2 Sure An-Nur Vers 31

Kopftuch und Schleier im nahöstlichen Raum

Der Schleier gehörte in vielen Regionen der Arabischen Halbinsel, bereits vor der Offenbarung des Korans im 7. Jahrhundert, zur Bekleidung der Frau.3 Es ist nicht wegzudiskutieren, dass Beduinen beiderlei Geschlechts seit jeher „Umhänge“ oder „Hemden“ sowie ein Kopftuch (Hijab), zum Schutz des Körpers vor Sonne, Wind und Sand, trugen. Diese zweckmässige Wüstenbekleidung wertete der Islam durch moralische Deutung auf. Kopftücher wurden hauptsächlich aus praktischen und kulturellen Gründen getragen. Zu den praktischen Gründen gehört der Schutz vor der Witterung wie etwa vor Hitze, Wind, Sonne und der Schutz vor Verschmutzung, wie zum Beispiel in der sandigen Umgebungen der Wüste.

Der Schleier ist bereits im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien sowohl für Männer und Frauen bekannt. Zum Verhüllen des Gesichts diente hierfür der Gewandsaum.4 Das beweist, dass bereits vor dem Islam, das Tragen des Niqabs üblich war. Genauere Informationen, an welche Bedingungen und Anlässe das Tragen des Schleiers geknüpft war, fehlen grösstenteils.

In Assyrien sind Ende des 2. Jahrtausends v. Chr., in der Regierungszeit des Tukulti-apil-Ešarra I. (1114 bis 1076 v. Chr.), erstmals Gesetzesregeln hinsichtlich der Rechtmässigkeit über das Tragen von Schleiern bestimmter Personengruppen, fassbar. Der mittelassyrischen Rechtssammlung ist zu entnehmen, dass die unerlaubte Verwendung eines Schleiers für Sklavinnen und Dirnen unter Strafe stand. Es folgt ein Auszug aus dem Mittelassyrische Rechtssammlung, A § 40.: „Ehefrauen eines a'ilu, Witwen oder assyrische Frauen, die auf die Strasse hinausgehen, lassen ihren Kopf nicht unverschleiert … Wenn sie bei Tage allein auf den Platz gehen, verhüllen sie sich auf jeden Fall. Eine Priesterin, die ein Ehemann geheiratet hat, ist auf dem Platz verhüllt; eine, die kein Ehemann geheiratet hat, lässt auf dem Platz ihren Kopf unverhüllt … Eine arimtu verhüllt sich nicht, ihren Kopf lässt sie unverhüllt … Eine Sklavin verhüllt sich nicht.“5

Im Alten Ägypten ist ebenfalls sehr früh die Verschleierung von Gottheiten bezeugt, die sich auch in den Götternamen niederschlug, so beispielsweise für Amun („Der Verborgene“).

In der Bibel wird der Schleier an verschiedenen Stellen erwähnt, unter anderem in der ersten Begegnung zwischen Isaak und Rebekka6 sowie beim Treffen zwischen Juda und seiner Schwiegertochter Tamar.7 Im orthodoxen Judentum ist es weiterhin üblich, dass verheiratete Frauen ihre Haare bedecken. So erklärte die Archäologin Ursula Rothe, wie die Kleidung von damals ausgesehen hat. Sie meinte, dass es grundsätzlich in der Antike keine bestimmte Kleidung gab.8 Was zum Beispiel in Qumran oder in Masada an Textilien gefunden wurde, wurde auch im ganzen römischen Osten getragen. Seit Alexander dem Grossen stand diese Gegend unter starkem griechischem Einfluss. Im gesamten Osten des Römischen Reiches trugen die Menschen mehr oder weniger griechische Kleidung. Das heisst, eine Tunika und ein Umhang. Funde zeigen uns, dass die Tunika im Grunde aus zwei Stoff-Vierecken bestand, mit je einem Loch für die Arme und einem für den Kopf. Manchmal hatte die Tunika Ärmel. Die Tunika war mit Streifen verziert, die von den Schultern abwärts verliefen. Der Stoff wurde gegürtet. Darüber trug man einen rechteckigen Umhang (griechisch: himation; hebräisch: talit). Das war die Standardkleidung der damaligen Zeit. Die Männer haben die Tunika bis zu den Knien und die Frauen bis zu den Füssen getragen. Von den Frauen wurde erwartet, dass sie ihren Umhang über den Kopf zogen, sich sozusagen verschleierten, wenn sie auf die Strasse gingen. So schien die vorislamische Kleiderordnung auszusehen. Der christliche Schriftsteller Tertullian, der um 200 nach Christus in Karthago in Nordafrika gelebt hatte, überliefert, dass man jüdische Frauen anhand ihrer Kopfbedeckung erkannte. Vermutlich war dies aber weniger eine jüdische Sitte und vielmehr eine, die im gesamten Ostmittelmeer verbreitet war. Fresken aus der Mitte des 3. Jahrhunderts zeigen in der Synagoge in Dura Europos, das liegt in der Provinz Syrien, wie die Frauen damals gekleidet waren.

Im antiken Griechenland und im Römischen Reich trugen Frauen einen Schleier als Teil ihrer Kleidung und symbolisierten Würde. Eine Römerin von der oberen Schicht trug über ihrem Obergewand eine Art Mantel, genannt Palla. Das über den Rücken fallende Stoffteil zog sie über den Kopf. Roman Gaius Sulpicius Galus (Roman Gaius Sulpicius Galus) liess sich von seiner Frau scheiden, weil sie ihre Haare öffentlich nicht bedeckte. Diese Geschichte zeigte, wie wichtig es einst war, einen Schleier zu tragen.9

Erst später, unter der Herrschaft von Augustus, liessen die Menschen die Gewohnheit los, ihre Haare zu bedecken. Vor etwa 2000 Jahren drang der Schleier in die Arabische Halbinsel ein und war dort auch die Kleidung der Adligen. Historiker erklären, dass selbst zu Zeiten Mohammeds (saw) Frauen nicht die Angewohnheit hatten, zwangsläufig Schleier zu tragen. Erst im 9. Jahrhundert des Kalifats wurde dies zur Pflicht. Denn zur Prophetenzeit erschien er in einer „ziemlich unauffälligen Form“10 und wurde erst nach etwa hundert Jahren zu einem festen Bestandteil der Frauenkleidung. Es gibt verschiedene Formen: zum Beispiel Beduinenschleier (Quina) die eher als Schmuck getragen wurden und die sogenannte Jilbabs, die tatsächlich als Hemden bekannt war, Schals oder Mäntel dienten zu praktischen Zwecken. Als eine Art Allzwecktuch fungiert der Khimar, ein Kinn und Brust bedeckender Schal. In der Hochzeit der Abbasiden im frühen 9. Jahrhundert ist der Niqab, der auch das Gesicht bedeckte, ein „unentbehrliches Attribut beim Verlassen des Hauses“11 geworden.

Die Eröffnungszeremonie der Sassaniden-Dynastie, die den Iran in der späten Antike regierte, sah auch vor, dass adelige Frauen einen Schleier tragen müssen. Im Byzantinischen Reich trugen Frauen der Oberschicht Schleier. Historiker vermuten, dass wahrscheinlich im 7. Jahrhundert, als die arabischen Muslime, welche die ostbyzantinischen und iranischen Provinzen eroberten, den Schleier von dort übernahmen. Der Schleier aller Frauen wurde erst im 9. Jahrhundert verbindlich, versicherten Experten. Darüber hinaus gab es eine räumliche und strukturelle Trennung zwischen Männern und Frauen. Diese Trennung bestehe noch heute als „Parda-System“, nicht nur unter Muslimen, sondern auch unter Hindus in Nordindien. Seit der Antike sollten Frauen im christlichen Europa ihre Haare bedecken. Der Kopfschmuck war ein Zeichen einer verheirateten Frau, die „hinter dem Schleier versteckt“ wurde.

Laut der Historikerin Irmhild Richter-Dridi zufolge wurde der Schleier in Nordafrika erst im 15. Jahrhundert eingeführt.12 Während dieser Zeit wanderten viele verfolgten Mauren nach Spanien aus und führten den Schleier als Zeichen guter Moral ein.

Bei einer christlichen Trauung wird der Brautschleier oft und gerne getragen. Es ist ein alter Brauch, der in der Antike als Symbolik der Bindung einer Frau durch Ehe oder Gelübde zu finden ist. Bei den Klosterfrauen ist er ein Bestandteil des Habits und wird zur Jungfrauenweihe überreicht. Seit Jahrhunderten ist der Begriff „Schleier nehmen“ ein Synonym für eine von Frauen gewählte Form des geweihten Lebens, womit man später einen Klostereintritt ansprach. Überdies wird in östlichen Kirchen von einige Mönche eine Kopfbedeckung getragen.

In Europa trugen elegante Frauen im 14. und 15. Jahrhundert ihre Haare jeweils unter der Haube oder bedeckten ihre Haare mit einem Schleier, das zeigen antike Gemälde sowie Marienstatuen. Dieser Brauch wurde bei Festen und kirchlichen Angelegenheiten in Südeuropa bewahrt. Da das Haar damals als Schmuckstück angesehen wurde, welche auch einen magischen Effekt hatte, wurde sinnbildlich die Eitelkeit durch das Verschleiern abgelegt.13

In der südspanischen Provinz Cádiz, erinnert ein Denkmal namens „La Cobijada in Vejer de la Frontera“ an einer Tracht, ähnlich der Burka, welche von damaligen Frauen getragen wurde, bis hin zur Machtübernahme Francos.

Quelle: wikipedia| La Cobijada

Durch Luris Canonicis wurde 1913 durch das Machtinstrument der römisch-katholischen Kirche, die Kopfbedeckungen für Frauen für obligatorisch erklärt. Dies wurde erst nach dem zweiten Treffen im Vatikan negiert.

In den 50er und 60er Jahren trugen die Landfrauen vorwiegend für den sonntäglichen Gottesdienst ein Kopftuch. In Italien ist dies gegenwärtig noch oft der Fall.

So kennt man genauso den Trauerschleier, der von Witwen getragen wurde, um die Trauer eines Verlustes zum Ausdruck zu bringen.14 Eben stellt es einen Kontaktabbruch der Trägerin mit ihren Mitmenschen sowie ihre Auseinandersetzung mit dem Schmerz dar.

Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der am Hut befestigte Halbschleier (der nur die Augen bedeckte) ein modisches Merkmal der High Society.15

Kopftuch religiöse Pflicht oder Statussymbol?

Laut Historikerin Ursula Rothe sollen die Kopftücher, sprich die Verschleierung damals ein Bestandteil der Kleidung gewesen sein. Ursprünglich präsentierten reiche Frauen damit ihren Status. Sie durften sich verschleiern, so nach dem Motto: „Ich bin wer“. Prostituierte hingegen sei die Verschleierung untersagt gewesen. Im Judentum, Christentum und Islam wurde die Frau angehalten, ihre „Reize“ zu verhüllen. Schleier bezeichnete man ursprünglich einen dünnen, leichten und durchscheinenden Stoff. Die Bedeutung dieses Wortes wandelte mit der Zeit und stellte daraufhin ein quadratisches oder rechteckiges Kopftuch dar.

Im Mittelalter war der Schleier die wichtigste Kopfbedeckung für aristokratische Frauen, der bis zum 13. Jahrhundert mit einem Stirnband befestigt war. Im 14. Jahrhundert wurde die Wiederbelebung der Schleiermode offensichtlich. Im 15. Jahrhundert wurde der Schleier durch Hauben ersetzt, die in vielen Formen getragen wurden. Der sogenannte Kruseler ist ein halbkreisförmig geschnittenes Tuch. Die grundlegende Bedeutung des Schleiers besteht darin, Distanz zu schaffen. Im dunklen Zeitalter des Christentums mussten verheiratete Frauen, ihr Haupt bedecken, um damit den Status der Ehe Preis zu geben. Ähnlich war es bei den Klosterfrauen, die ihren Schleier als Zeichen der Jungfräulichkeit trugen16 und somit sich dem Weltlichen entsagen.17

Daher wurde schnell klar, dass der Schleier für die Kirche von grosser Bedeutung war. Es wurde in der Vierten Lateransynode, im Jahr 1215 von der Schirmherrschaft Innozenz III eine Kleiderordnung für Andersgläubige vorgeschlagen.18