Vulkaneruption - Roger P. Frey - E-Book

Vulkaneruption E-Book

Roger P. Frey

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Beschreibung

Die Vulkaneruption auf der Insel La Palma Während des 85 Tage dauernden Vulkanausbruchs wohnte der Autor in nur 3 km Entfernung zum Konus. Die unmittelbare Nähe zum Geschehen gab ihm die Möglichkeit die Beobachtungen aus erster Hand zu verfassen und die Vulkaneruption täglich in seinem Blog zu dokumentieren. Dieser Blog ist nun zusammen mit vielen ergänzenden Grafiken, Bildern und auch QR-Codes zum Auffinden von zusätzlichem Material im Internet, in diesem Buch zusammengefasst worden.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Der Autor: Roger Peter Frey lebt seit 2005 auf La Palma. Auf der Insel ist er in der Wintersaison als Gleitschirmfluglehrer tätig. Er publiziert auch Bücher zum Thema Gleitschirmfliegen und Wetter.

Die gesamte Vulkaneruption erlebte er hautnah, denn er wohnt in nur drei Kilometer Entfernung zum Vulkan. Während der Eruption, die vom 19. September 2021 bis zum 13. Dezember 2021 dauerte, informierte er in seinem Blog täglich mehrmals über die aktuelle Entwicklung. Zu Spitzenzeiten erreichte er damit über 4.000 Leser pro Tag.

„Die Natur ist unerbittlich und unveränderlich, und es ist ihr gleichgültig, ob die verborgenen Gründe und Arten ihres Handelns dem Menschen verständlich sind oder nicht.“

Galileo Galilei

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

I. Die Insel

2. La Palma

2.1. Die Entstehung der Insel

2.2. Orographie

2.3. Vulkanismus

II. Der Vulkan-Blog

3. Blog: Der Anfang

3.1. - Vorwoche (13. - 19. September)

Sonntag 12. September

Montag 13. September

Dienstag 14. September

Mittwoch 15. September

Donnerstag 16. September

Freitag 17. September

Samstag 18. September

4. Blog: September 2021

4.1. - Der Tag Null

Sonntag 19. September

4.2. - Woche 1 (20. - 26. September)

Montag 20. September

Dienstag 21. September

Mittwoch 22. September

Donnerstag 23. September

Freitag 24. September

Samstag 25. September

Sonntag 26. September

4.3. - Woche 2 (27.9. - 3. Oktober)

Montag 27. September

Dienstag 28. September

Mittwoch 29. September, Tag 10

Donnerstag 30. September

5. Blog: Oktober 2021

Freitag 1. Oktober

Samstag 2. Oktober

Sonntag 3. Oktober

5.1. - Woche 3 (4. - 10. Oktober)

Montag 4. Oktober

Dienstag 5. Oktober

Mittwoch 6. Oktober

Donnerstag 7. Oktober

Freitag 8. Oktober

Samstag 9. Oktober, Tag 20

Sonntag 10. Oktober

5.2. - Woche 4 (11. - 17. Oktober)

Montag 11. Oktober

Dienstag 12. Oktober

Mittwoch 13. Oktober

Donnerstag 14. Oktober

Freitag 15. Oktober

Samstag 16. Oktober

Sonntag 17. Oktober

5.3. - Woche 5 (18. - 24. Oktober)

Montag 18. Oktober

Dienstag 19. Oktober, Tag 30

Mittwoch 20. Oktober

Donnerstag 21. Oktober

Freitag 22. Oktober

Samstag 23. Oktober

Sonntag 24. Oktober

5.4. - Woche 6 (25. - 31. Oktober)

Montag 25. Oktober

Dienstag 26. Oktober

Mittwoch 27. Oktober

Donnerstag 28. Oktober

Freitag 29. Oktober, Tag 40

Samstag 30. Oktober

Sonntag 31. Oktober

6. Blog: November 2021

6.1. - Woche 7 (1. - 7. November)

Montag 1. November

Dienstag 2. November

Mittwoch 3. November

Donnerstag 4. November

Freitag 5. November

Samstag 6. November

Sonntag 7. November

6.2. - Woche 8 (8. - 14. November)

Montag 8. November, Tag 50

Dienstag 9. November

Mittwoch 10. November

Donnerstag 11. November

Freitag 12. November

Samstag 13. November

Sonntag 14. November

6.3. - Woche 9 (15. - 21. November)

Montag 15. November

Dienstag 16. November

Mittwoch 17. November

Donnerstag 18. November, Tag 60

Freitag 19. November, 2 Monate

Samstag 20. November

Sonntag 21. November

6.4. - Woche 10 (22. - 28. November)

Montag 22. November

Dienstag 23. November

Mittwoch 24. November

Donnerstag 25. November

Freitag 26. November

Samstag 27. November

Sonntag 28. November, Tag 70

6.5. - Woche 11 (29.11. - 5. Dezember)

Montag 29. November

Dienstag 30. November

7. Blog: Dezember 2021

Mittwoch 1. Dezember

Donnerstag 2. Dezember

Freitag 3. Dezember

Samstag 4. Dezember

Sonntag 5. Dezember

7.1. - Woche 12 (6. - 12. Dezember)

Montag 6. Dezember

Dienstag 7. Dezember

Mittwoch 8. Dezember, Tag 80

Donnerstag 9. Dezember

Freitag 10. Dezember

Samstag 11. Dezember

Sonntag 12. Dezember

7.2. - Woche 13 (13. - 19. Dezember)

Montag 13. Dezember, Tag 85

Dienstag 14. Dezember

Mittwoch 15. Dezember

Donnerstag 16. Dezember

Freitag 17. Dezember

Samstag 18. Dezember

Sonntag 19. Dezember

7.3. - Woche 14 (20. - 25. Dezember)

Montag 20. Dezember

Dienstag 21. Dezember

Mittwoch 22. Dezember

Donnerstag 23. Dezember

Freitag 24. Dezember

Samstag 25. Dezember

Eruption als beendet erklärt

8. QR Codes

9. Stichwortverzeichnis

Abb. 1. Foto: Javier González Taño

1. Vorwort

Während des 85 Tage dauernden Vulkanausbruchs wohnte ich deren 83 in 3km Entfernung nordwestlich vom Biest. Zwei Nächte musste ich aufgrund extremer Explosionen mit der Gefahr, dass Vulkanbomben bis zu meinen Haus fliegen konnten evakuieren. Die unmittelbare Nähe zum Geschehen gab mir die Möglichkeit, die Beobachtungen aus erster Hand zu verfassen und die Vulkaneruption täglich zu dokumentieren.

„Die Insel La Palma ist eines der größten potenziellen Risiken auf dem vulkanischen Archipel der Kanaren“, das schrieben José Fernández et al. in ihrer am 28. Januar 2021 in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichten Publikation (QR-Code S.→). Die Wissenschaftler wussten aber nicht, dass sie noch im selben Jahr mit ihren Vermutungen Recht haben würden.

Am Sonntag, 19. September 2021, brach der Vulkan um 14:11 Uhr UTC im Gebiet Cabeza de Vaca / El Frontón unweit über der Ziegenstallung Tajogaite aus. An dem Tag wussten wir noch nicht, welche Zerstörung dieser Ausbruch während seiner 85 Tage dauernden Eruption über La Palma bringen würde.

(Später durch mich im Buch eingefügte Kommentare sind kursiv gedruckt).

Roger P. Frey

Abb. 1.1. Bezeichnung der Lavaflüsse

Teil I. Die Insel

2. La Palma

2.1. Die Entstehung der Insel

La Palma befindet sich 28,4◦ N und 17,5◦ W im Atlantik und gehört mit El Hierro zu den jüngsten Kanarischen Inseln. Die Insel entstand vor rund 2 Millionen Jahren. Damit ist sie gegenüber ihren ältesten Schwesterinseln Fuerteventura und Lanzarote um 22 Millionen Jahre jünger.

Es werden verschiedene Hypothesen zur Entstehung der Kanarischen Inseln diskutiert. Die verbreitetste ist die Hot-Spot-Theorie, wonach die Inseln über einem Hot-Spot entstanden. Plattentektonische Verschiebungen ließen die Inseln nach und nach auf einer Linie in Richtung Südwesten wachsen. Die derzeitige Position des Hot-Spots sei durch die vulkanische Aktivität von La Palma und El Hierro gekennzeichnet. Die Atlas-Theorie verbindet die Kanarischen Inseln mit den dynamischen Phasen des nahen Atlasgebirges und die Instabilitäts-Hypothese wiederum hält die Hebung von Teilen der ozeanischen Kruste für die Ursache der Inselbildungen.1

Tausende Vulkanausbrüche, viele übereinander und kleine bis gigantische Erdrutsche haben in den letzten 4 Millionen Jahren letztendlich die Insel La Palma geformt, die mit einer maximalen Nord-Süd-Ausdehnung von 45 km, einer Ost-West von 26km und einer maximalen Höhe von 2.426 m, bezogen auf die kleine Fläche von 706km2 zu den steilsten Inseln der Welt gehört. Das Meer ist auf der Westseite 4.000m tief. Somit ist der Vulkankomplex mit rund 6.400m Höhe einer der höchsten der Erde.

2.2. Orographie

Orographisch kann man die Insel grob in zwei Gebilde einteilen. In den älteren Norden, der vom Vulkan Taburiente dominiert wurde, erodierte und nun den Nationalpark Caldera de Taburiente bildet und seit rund 560.000 Jahren vulkanologisch inaktiv scheint, sowie den jüngeren, aktiven Süden, exponiert von der Cumbre Vieja. Der Höchste Punkt der Insel ist der Roque de los Muchachos mit 2.426m über Meer. Südlich der Caldera befindet sich ein wetterbestimmender, von Nord nach Süd verlaufende Grat. Zuerst die Cumbre Nueva mit dem Reventón und einer Höhe von 1.400 m, anschließend die Cumbre Vieja mit einer Höhe von bis 1.949m (Abb. 14).

2.3. Vulkanismus

Der Vulkanismus auf La Palma ist vom Typ Stromboliano. Dieser Eruptionstyp ist durch eine Vielzahl kleinerer Explosionen gekennzeichnet, welche im Abstand von Sekunden bis Tagen erfolgen können. Gasblasen zerplatzen erst unmittelbar unter der Magmaoberfläche, weshalb deren Energie eher gering ist und Lavafetzen meist nur wenige hundert Meter in die Luft geschleudert werden. Namensgebend ist der Stromboli, ein Inselvulkan im Süden Italiens.

Der letzte Ausbruch eines Vulkans auf La Palma, der in diesem Buch beschrieben wird, fand vom 19. September 2021 bis zum 13. Dezember 2021 statt. Mit 85 Tagen war dies die am längsten andauernde Eruption seit der Geschichtsschreibung auf der Insel. Die vorletzte Eruption, die des Teneguía im Süden der Insel, fand im Jahr 1971 statt und dauerte dreieinhalb Wochen.

Auf der Nachbarinsel El Hierro entstand im Jahr 2011 nach länger andauernden schwachen Schwarmbeben unter der Meeresoberfläche ein neuer Vulkan.

Name

Zeitpunkt

Birigoyo

> 6.000 Jahre

±

2.000

Fuego (Tigalate)

> 4.000 Jahre

±

2.000

La Fajana (Las Indias)

3.200 Jahre

±

100

Nambroque

1.040 Jahre

±

95 BP

San Antonio

> 3.200 Jahre

Montaña Quemada / Tacande

1480

Tab. 2.1. Prähistorische Eruptionen der Cumbre Vieja

Name

Dauer

Tage

Δ

Jahre

Tajuya / Jedey

19.5. - 10.8.1585

83

Martín/Tigalate

2.10. - 21.12.1646

80

62

Fuencaliente

17.11.1677 - 21.1.1678

65

31

El Charco

9.10. - 3.12.1712

55

34

San Juan

24.6. - 31.7.1949

37

237

Teneguía

26.10. - 19.11.1971

24

22

Cabeza Vaca/Tajogaite

19.9. - 13.12.2021

85

50

Tab. 2.2. Historische Eruptionen auf der Insel La Palma

Abb. 2.1. El Paraíso und Todoque am 15. September 2021 20:15 Uhr

1Olzem, R., Reisinger, T.: Geologischer Wanderführer La Palma: 9 - 19; RF Geologie Verlag (2014).

Teil II. Der Vulkan-Blog

Abb. 2.2. Das Eruptionsgebiet am 15. September 2021 20:15 Uhr

3. Blog: Der Anfang

3.1. - Vorwoche (13. - 19. September)

Sonntag 12. September

Es rumpelt wieder

La Palma schüttelt sich mal wieder leicht. Gestern wurde eines und heute bereits 5 schwache Erdbeben registriert. Das letzte mit mbLg 2 in einer Tiefe von 9km direkt unter der Cumbre Vieja. Die anderen in Tiefen von 11 - 13km ereigneten sich im Bereich von Mendo. Alle Beben so schwach, dass sie nur von den empfindlichen Messinstrumenten registriert werden konnten. „Business as usual“ auf einer Vulkaninsel. Wir werden sehen, ob ein paar klickheischende Sensations-Journis gleich wieder den Weltuntergang daraus basteln, ich nicht.

(Diesen letzten Satz in Anspielung an die Tsunami-Theorie und das „Business as usual“ werde ich noch bereuen, aber ich weiß noch nicht, dass genau eine Woche später ein Vulkan am Cabeza de Vaca ausbrechen wird).

Es rumpelt weiter

In der heutigen seismischen Krise hat es schon 60 kleinere Beben mit mbLg 1,5 - 2,8 (mbLg siehe S.→) gegeben. Alle in einer Tiefe von 8 bis 14km und keines wurde bislang von der Bevölkerung gespürt. Da scheint in der Tat Magma in Bewegung zu sein und wir hoffen, dass sich Mutter Vulkan nach dem Umbetten wieder beruhigt.

Montag 13. September

Seismische Krise

Die Bewegungen unter der Insel haben weiter an Fahrt aufgenommen. Es haben sich letzte Nacht nun einige Erdbeben ereignet deren Intensität über mbLg 3 war. Das ist auch insofern beachtlich, weil die Energie von einem mbLg 3 Beben 32 mal stärker ist als die eines mbLg 2 Bebens. Das bisher stärkste registrierte Beben war mbLg 3,4 in 9km Tiefe. Von den unzähligen Erdbeben wurden drei von Teilen der Bevölkerung als leicht wahrgenommen. Das Nationale Geographische Institut hat dafür eine Skala von eins bis zehn (I-X). Darauf wurde zeitweise eine drei gemeldet. Die Meldungen kamen aus San Nicolas, El Paso und Los Llanos.

Gegenüber der letzten seismischen Krise auf La Palma ist bemerkenswert, dass die Bewegungen in „nur“ 10km Tiefe stattfinden. Beim letzten Mal waren es um die 20 km.

Im Moment kein Grund zur Beunruhigung. Es wurde nicht festgestellt, dass sich die Bebenzentren nach oben verschoben haben. Wenn ich eine erste Einschätzung der Experten / Vulkanologen finde, werde ich die hier wieder publizieren.

PEVOLCA ändert Vulkanampel auf GELB

In den letzten Jahren hat der Vulkan Cumbre Vieja 10 seismische Schwärme erlebt, 1 in 2017, 1 in 2018, 5 in 2020 und 3 in 2021). Dieser letzte Erdbebenschwarm, der am 11. September 2021 um 04:18 Uhr (Lokalzeit) begann, umfasst derzeit mehr als 400 Erdbeben, die sich unter der Cumbre Vieja in einer Tiefe von etwa 12km befinden, das in deutlichem Gegensatz zu den vorherigen seismischen Schwärmen, die sich zwischen 20 und 30km tief ereigneten.

Das geochemisches Überwachungsprogramm für den Vulkanismus auf La Palma hat den höchsten Helium-3-Wert der letzten 30 Jahre ermittelt, auch dies eine Veränderung, die auf eine Magmaintrusion schließen lässt. Helium-3 kommt im Erdmantel deutlich häufiger vor als in der Kruste. Der derzeitige seismische Schwarm stellt demnach zweifellos eine bedeutende Veränderung in der Aktivität des Vulkans Cumbre Vieja dar und steht im Zusammenhang mit einem Prozess der magmatischen Intrusion in der inneren Kruste der Insel La Palma.

Aus den oben beschriebenen Gründen hat die PEVOLCA-Leitung empfohlen, die Vulkanampel für das Gebiet der Cumbre Vieja von GRÜN auf GELB zu ändern, und es ist nicht auszuschließen, dass sich die seismische Aktivität in den kommenden Tagen je nach Entwicklung noch verstärken könnte. Die gilt für die Gemeinden El Paso, Los Llanos, Fuencaliente und Mazo. Gelber Alarm bedeutet, dass die Überwachung der Aktivitäten deutlich verstärkt und periodisch informiert wird. Die Bevölkerung soll sich laufend über die Entwicklungen informieren, aber das Leben wie gewohnt weiterführen.

Die Behörden empfehlen bei gelbem Alarm zusätzlich, sich Gedanken zu machen wie man bei einer allfälligen, nicht sehr wahrscheinlichen, Evakuierung vorgehen würde. Weiter wird empfohlen die Grundausstattung im Haus zu kontrollieren für den Fall, dass eine Notsituation die Lebensbedingungen verändert. Da sind Erste-Hilfe- Kasten mit den Medikamenten, die ein Familienmitglied normalerweise mit sich führt, sowie Lebensmittel- und Wasservorräte, Mobiltelefon mit Kontaktnummern, Radio, Taschenlampe, Kerzen, Ersatzbatterien, Feuerzeug und Streichhölzer, Dosenöffner, Hygieneartikel zu überprüfen.

Ich habe die Situation um 17:15 Uhr noch einmal angeschaut. Derzeit hat sich die gesamte Aktivität eher abgeschwächt. Ich werde weiter berichten.

Dienstag 14. September

Rock’n roll

Das Schütteln geht weiter. Auch in der letzten Nacht haben sich unzählige Beben ereignet, das Stärkste heute Morgen um genau 07:00 Uhr mit mbLg 3,9 im Gebiet Jedey. Dieses habe ich auch gespürt und zwar als sehr kurzen Schlag, als ob jemand einen großen Stein vor dem Haus hätte fallen lassen. Offizielle, weitere Informationen liegen noch nicht vor und der Server des IGN ist derzeit überlastet. Aber ich konnte kurz kontrollieren, ob Verformungen der Oberfläche der Insel registriert wurden. Das ist nicht der Fall, und dann habe ich noch eine Grafik anschauen können, auf welcher ersichtlich war, dass das Band der tiefen Schwingungsfrequenzen nicht angestiegen ist. Ein Ansteigen dieses Frequenzbandes hat bei der Eruption auf El Hierro seinerzeit das aufsteigende Magma signalisiert. Da scheint auch noch nichts in Richtung Eruption zu gehen. Doch auch so hebt sich diese seismische Krise von den Vorhergehenden ab. Und zwar durch die geringe Tiefe um die 10km und die Intensität der Bewegungen.

Schnell wird vielerorts wieder die Tsunami-Theorie kolportiert. Die Theorie, dass große Teile der Cumbre Vieja abrutschen können und dann ein folgender Tsunami die Ostküste der USA verwüsten würde. Ich habe diese Publikation gelesen, sie ist zwar interessant, die Autoren haben aber eher ein „was wäre wenn Szenario“ entwickelt, welches dann vom Boulevard dankbar angenommen wurde. Die Beschreibung von La Palma nimmt den kleineren Teil der Publikation in Anspruch. Ein bestehender Vulkanriss wurde als möglicher Ausgangspunkt beschrieben. Eine seriöse Untersuchung des Untergrundes wurde unterlassen, dafür hat man dann auf den folgenden Seiten ausführlich über mögliche Auswirkungen und Ausbreitung eines Tsunamis doziert. Das ist alles eher Science Fiction als Wissenschaft. Die technische Universität von Delft in den Niederlanden hat die Theorie des Abrutschens der Cumbre Vieja in einer Studie widerlegt. Nach deren Studie ist die Insel dort schlichtweg zu wenig hoch.

Dann machen wir noch einen Blick zurück: Der letzte große Bergsturz erfolgte auf La Palma vor rund 560.000 Jahren, dazumal kollabierte der Vulkan über der dann neu geformten Cumbre Nueva. Seitdem gab es tausende Vulkanausbrüche, aber nie mehr wurde ein auch nur ähnlicher Bergsturz registriert. All die Daten sind beruhigend. Wer da immer noch in dieses Horn bläst, will einfach Panik verbreiten.

Erste Geländeanhebung

Das IGN, Instituto Geográfico Nacional, hat heute Nachmittag Daten vorgelegt, wonach sich die Erde im Bereich der Beben um rund 1,5cm angehoben hat. Die Aktivität der Beben hat sich leicht in Richtung Westen verschoben und die Tiefe hat sich etwas verringert. Heute Nachmittag ist es etwas ruhiger. Nach dem Beben heute morgen um 7:00 Uhr, welches viele Leute in El Paso und Los Llanos spürten und das später von 3,9 auf 3,5 runter gestuft wurde, geht es mit maximal mbLg 2,5 wieder etwas „gemütlicher“ zu und her. Seit Samstag wurden fast 3.000 Beben aufgezeichnet, 616 davon konnten lokalisiert werden.

Der Direktor des Vulkanologischen Institutes der Kanaren, Nemesio Pérez, räumte ein, dass die seismische Krise der letzten Tage eine signifikante Veränderung der Aktivität dieses Vulkans darstellt und betonte, „dass die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Prozess zu einem Vulkanausbruch führt, bei etwa 20% liegen könnte, was keine geringe Zahl ist, obwohl wir noch keinen eruptiven Prozess erleben“. Damit hat sich mit der derzeitigen seismischen Krise die Wahrscheinlichkeit einer Eruption von 5% auf 20% erhöht!

Leben auf einem Vulkan. Das wird vielen erst jetzt wieder bewusst. Gerne verdrängt man diesen Umstand. La Palma gehört aber zu den aktivsten Vulkaninseln der Welt und dass es so viele Jahre ruhig war, das war das Außergewöhnliche. Man darf aber auch mit gutem Gewissen etwas beruhigen. Der Vulkanismus auf den Kanaren gehört zum Typ Stromboliano. Dabei bilden sich Schichtvulkane und Eruptionen sind wenig explosiv.

Mittwoch 15. September

Seismische Krise geht weiter

Auch in der letzten Nacht haben sich unzählige kleinere Erdbeben ereignet. Das Magma, welches sich beim Inselsockel bewegt, hat sich etwas nach Nordwest verschoben. Damit auch die Erdbeben, welche nun in einer Linie Jedey - Charco Verde stattfinden. Ein Beben mit mbLg 3,1 wurde um 05:15 Uhr wieder von einem Teil der Bevölkerung registriert. Ich habe geschlafen.

Obschon sich die Wahrscheinlichkeit mit der seismischen Krise erhöht hat, dass das Magma bis zur Oberfläche aufsteigen kann, ist sie nach Angaben des IGN immer noch deutlich zugunsten dessen, dass das nicht passiert.

Die Journalisten versuchen derweil möglichst viele Klicks zu generieren. Da sind ihnen auch Meldungen wie „Erdbeben in 1km Tiefe, das Magma streift die Oberfläche“ nur recht. Das ist aber völlig irreführend. Wie ich gestern berichtet habe, hat sich die Oberfläche um 1,5cm angehoben. Dies verursacht auch Spannungsrisse und Erdbeben in den oberen Schichten. Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass das Magma soweit hoch gekommen ist. Auf El Hierro, wo sich 2011 ein Vulkanausbruch unter der Meeresoberfläche ereignete, bestätigten die Geologen, dass das aufsteigende Magma Schwingungen verursacht, die gemessen werden konnten. In den publizierten Spektrogrammen von heute sieht man diese Veränderungen nicht.

Warten wir besser wieder ab, bis sich die Experten und nicht der Boulevard heute zum Thema äußern.

Weitere leichte Verstärkung der Beben

Die IGN hat eine Karte veröffentlicht (Abb. 3.1; S.→), auf welcher ersichtlich ist, dass sich die Erdoberfläche im Bereich der Beben deutlich angehoben hat. Nach der Skala bis zu 6cm. Das ist deutlich mehr als die gestern kommunizierten 1,5 cm. Man sieht darauf auch, dass auch im Gebiet nördlich von Tijarafe eine Anhebung stattfand und sich die Erde im Norden um Garafia eher absenkte. Das Gebiet El Paso und Los Llanos erscheint fast neutral.

(Später stellte ich fest, dass diese auf Satellitendaten basierende Karten auch Fehler durch meteorologische Ereignisse beinhalten können und deshalb mit großer Vorsicht interpretiert werden müssen. Die Bodenstationen sind einfacher zu lesen.)

Das Cabildo teilt nach einer Sitzung mit Experten mit, dass sich der Prozess intensiviert hat und sich kurzfristig rasch weiterentwickeln könnte, fügt jedoch hinzu, dass es keine eindeutigen Hinweise auf einen bevorstehenden Ausbruch gibt.

Das ist so ein bisschen Wischiwaschi, so wie man eine Wetterprognose formulieren kann um alle Möglichkeiten offen zu halten. Die Sprachwahl lässt mich aber doch leicht aufhorchen und zeigt, dass sich die Wahrscheinlichkeit von einer Eruption von den vorgestern kommunizierten 20% sicher weiter erhöht hat.

Abb. 3.1. Bodenverformung

Abb. 3.2. Bebenkarte 15.9.

Was kann man tun? Eigentlich nicht viel mehr, als die Situation periodisch zu beobachten, sich auf die Informationen der Behörden zu verlassen und nicht auf die Personen, welche nun innerhalb drei Tagen vom Immunologen zum Vulkanologen mutierten.

Man kann eine gleiche Checkliste wie bei einem Feuer aufstellen. Bei einem Feuer hat man kaum Zeit, alles geht schnell. Hier haben wir noch wunderbar Zeit uns vorzubereiten und darüber nachzudenken, was wir mitnehmen, wenn wir evakuieren müssten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich alles wieder im Sand verläuft, ist offensichtlich immer noch größer, vorbereiten kostet und schadet aber nichts.

Wanderweg der seismischen Aktivität

In der Abb. 3.2 (S.→) vom IGN ist der langsame Weg der seismischen Aktivitäten in Richtung Nordwest ersichtlich. Die Farbskala ist von Samstag blau zu heute Mittwoch gelb. Wir sehen im unteren Bereich auch, dass sich die heutigen rund 20 Beben weniger als - 5km deutlich von der Hauptaktivität bei -5km bis -12km abheben. Ein Indiz, dass meine Annahme korrekt ist und sich diese Beben aufgrund der Anhebung des Geländes und nicht aufgrund von Magma in diesem Bereich ereigneten. Auch die Frequenzanalysen zeigen bis jetzt kein aufsteigendes Magma an. Diese führt meist zu einem vulkanischen Tremor, einem feststellbaren Schwingen mit niedriger Frequenz.

Wikipedia sagt dazu: „Ein Eruptionsprozess wird zunächst vom Aufstieg des Magmas eingeleitet. Wenn das Magma auf vorgezeichneten oder neuen Bruchlinien, Spalten oder Rissen zur Erdoberfläche emporsteigt, entstehen durch Spannungen im Umgebungsgestein und durch Entgasungsprozesse des Magmas charakteristische seismische Signale. Gestein zerbricht dabei und Risse beginnen zu vibrieren. Die Zerstörung von Gestein löst Erdbeben mit hoher Frequenz aus, die Bewegung der Risse dagegen führt zu niedrig frequenten Beben, dem sogenannten vulkanischen Tremor.“

(Ich sollte mit dieser Aussage noch eines Besseren belehrt werden, der vulkanische Tremor setzte erst bei Eruptionsbeginn ein und die Beben waren in der Tat schon Anzeichen von aufsteigendem Magma!).

Donnerstag 16. September

Seismische Krise Update

Politiker, darunter auch der Gemeindepräsident von El Paso, wollten gestern Präsenz zeigen und die Leute beruhigen. Sie haben sich nach Las Manchas begeben, gingen von Tür zu Tür, haben mit den Leuten gesprochen und ihnen auch gesagt, dass es gut sei, wenn sie einen kleinen Koffer parat machen würden, falls doch evakuiert werden müsste. Was als Beruhigung gedacht war, mündete in einem Feuerwerk auf sozialen Medien die Schlagzeilen wie „Las Manchas wird sofort evakuiert“ hervorbrachten. Die Haut ist bei einigen dünn, deshalb ich möchte nochmal klarstellen: Die Wahrscheinlichkeit, dass alles wieder im Sand verläuft, ist immer noch größer. Teilen Sie besser nichts, was nicht offiziell ist und geprüft wurde.

Die Situation heute morgen 9Uhr ist folgende: Die Nacht war die ruhigste seit Samstag. Es haben sich nur gerade 4 Erdbeben ereignet, alle sehr schwach mit mbLg < 2,0. Daraus kann man aber noch keine weitere Prognose basteln. Die Vulkanologen des IGN und der PEVOLCA waren sich gestern in einer Sitzung nicht einig und hätten heftig gestritten, habe ich gehört. Also nehmen wir das, was in etwa sein könnte: eine Wahrscheinlichkeit von 1:5, dass eine vergleichbare seismische Krise zu einem Ausbruch führt. Das heißt, wir brauchen theoretisch 5 solche Anlässe und Aufregungen für einen Vulkanausbruch. Dann auch zur Repetition: Schichtvulkane sind nicht sehr explosiv. Wenn es zu einem Ausbruch kommen würde, intensivieren sich zwar die Beben, es entsteht aber kein Mount St. Helens. Für mich heißt das immer noch Ruhe bewahren.

Das vom Kanarischen Vulkanologischen Institut (INVOLCAN) betriebene Überwachungsnetz hat in den letzten Tagen erhebliche Bodenverformungen vulkanischen Ursprungs festgestellt die mit bis zu 6cm angegeben wurden. Die Abb. 3.3 (S.→) zeigt die horizontale (rote Pfeile) und vertikale (schwarze Pfeile) Verschiebung bei einigen GNSS-Stationen, die Teil des Netzes sind. Dieses Deformationsmuster kann als Auswirkung des Druckaufbaus eines kleinen magmatischen Reservoirs mit einem Volumen von etwa 11 Millionen Kubikmetern interpretiert werden, das sich im Inneren der Cumbre Vieja in einer Tiefe von etwa 6 - 7km befindet, in demselben Gebiet, in dem auch die meisten Erdbeben der letzten Tage auftraten.

(Kleines magmatisches Reservoir von 11 Millionen Kubikmetern, das sagte die IN-VOLCAN. Der Vulkankonus alleine sollte später mit 34 Millionen Kubikmetern beziffert werden und das Gesamtvolumen an ausgeworfenem Material wird über 200 Millionen Kubikmeter sein).

Falls sich was Grundlegendes ändert, melde ich mich wieder. Zeitnahe Information wie immer auf Twitter.

Seismische Krise Update 5

16:45 Nach einer ruhigen Nacht hat der Rhythmus der Beben wieder zugenommen und es ereignete sich im Bereich Plaza Glorieta auch eines mit mbLg 3,1, welches als leicht von der Bevölkerung verspürt wurde. Ich war zu der Zeit in rund 3km Luftlinie am Cabeza de Vaca spazieren und habe gar nichts gemerkt.

(Ja, ich war ahnungslos spazieren am Cabeza de Vaca, genau dort, wo zwei Tage später ein Vulkan ausbrechen würde).

Trotz der relativ geringen Tiefe von 5 - 10km gibt es nach wie vor keine Zeichen von aufsteigendem Magma. Es scheint, als ob uns dieses auf und ab auch noch ein paar Tage begleiten wird.

Freitag 17. September

Seismische Krise Update 6

09:15 Die Nacht war einmal mehr ruhig. Es ereigneten sich nur 5 Beben mit einer mbLg >1,5, das Stärkste war mit mbLg 2,2 auch schwach. Keines wurde von der Bevölkerung verspürt. Einmal mehr sei erinnert: Ein Beben von mbLg 3 ist 32 mal stärker als eines mit mbLg 2. Die Tiefe der Beben hat sich auch nicht verändert, diese finden nach wie vor in rund 8km statt und es gibt derzeit keine Anzeichen für weiter aufsteigendes Magma.

An der Klippe südlich von Puerto Naos haben sich gestern ein paar Steinschläge ereignet. Das passiert immer wieder, auch ohne Beben, aber mit Erschütterungen natürlich vermehrt. Zusätzlich hat sich das von den Erschütterungen betroffene Gebiet um bis zu 10cm angehoben. Insofern wäre ein Tipp, dass man beim Wandern die Nähe von Steilhängen im Moment eher meiden sollte. Andere unmittelbare Gefahren sehen wir derzeit nicht.

Die Vulkanologen sind sehr aktiv und führen an verschiedensten Orten zusätzliche Messungen durch. Sie publizieren am frühen Nachmittag normalerweise eine Information und ich werde mich nach deren Lektüre wieder melden.

Seismische Krise Update 7

Das IGN hat heute Mittag keine Pressemitteilung abgegeben. Es scheint, dass die schon frühzeitig ins Wochenende gegangen sind. Die vorliegenden Daten zeigen aber, dass sich die seismische Krise im Moment stark beruhigt hat. Sowohl Kadenz als auch Intensität der Beben haben deutlich nachgegeben. Das heißt noch nicht, dass es vorbei ist, aber es heißt, dass sich alles vorerst beruhigt.

In den sozialen Medien geistern bereits wieder Meldungen umher, dass das Magma nun auf 1km Tiefe hochgestiegen sei. Mit wenig Analyse kann man das gleich entkräften. Gestern war von >5km Tiefe die Rede. Heute gab es kaum Erdbeben. Das Magma soll nun also über die Hintertüre 4km hochgestiegen sein ohne sich bemerkbar zu machen? 4km bedeutet fast die doppelte Höhe der Insel. Das ist einfach als Falschmeldung zu entlarven.

(Woher die Gerüchte in den sozialen Medien herkamen, weiß ich immer noch nicht. Sie müssen aber auf nicht öffentlichen Daten beruht haben und waren richtig).

Wir beobachten die Situation weiter und ich werde berichten, wenn sich etwas verschlechtern würde.

Auch geistert in vielen Boulevardblättern einmal mehr die Mega-Tsunami-Theorie herum.

Wenn die Möglichkeit eines Erdrutsches auf La Palma, der im mageren 4-seitigen „Geophysical Research Letter“ von Ward et al. 2001 beschrieben wurde, als Ereignis mit einer geringen Wahrscheinlichkeit von < 1 in 100.000 Jahren beschrieben wird, müssen wir das nicht bei jedem einzelnen seismischen Ereignis auf La Palma als Möglichkeit berücksichtigen, auch nicht diskutieren. Aber dieser Unsinn taucht leider immer wieder auf.

Samstag 18. September

Seismische Krise Update 8

09:30 Wellen haben es so an sich: Ein Kommen und gehen. Heute morgen sieht die Statistik wieder etwas anders aus. Die Anzahl Beben hat die von gestern bereits überstiegen. Ein Beben von mbLg 3,2 in Puerto Naos, dessen Tiefe noch nicht publiziert ist, wurde von der Bevölkerung als leicht (EMS III) verspürt.

Abb. 3.3. Verformung

Abb. 3.4. Beben Puerto Naos

In der Abb. 3.4 (S.→), sieht man die entsprechende Stunde. Ein erstes Beben von nur mbLg 2,3 um 03:22 Uhr gefolgt von einem kurzen Schlag mit mbLg 3,2 um 03:26 Uhr. Interessant, wie sich das gesamte Frequenzband nach diesem Beben gleich wieder beruhigt. Genauso hatte ich das einzige Beben, welches ich verspürte, auch empfunden. Ein kurzer Schlag, nichts von Schwingungen, und gleich war es auch wieder vorbei.

Wie ich bereits geschrieben habe: Die verantwortlichen Vulkanologen haben gestern keine Pressemitteilung publiziert. Wahrscheinlich genießen sie das Wochenende auf der Insel. Diese Tiefenentspanntheit könnte auch als Zeichen der Beruhigung interpretiert werden. Im Gegensatz zu den Politikernmüssen die Vulkanologen ja nicht auf Stimmenfang gehen.

(Auch hier lag ich völlig falsch. Die Vulkanologen hatten deutlich mehr Daten. Da war nichts von Tiefenentspanntheit. Es wurde nichts publiziert, weil sie zwar wussten, dass die Entwicklung in Richtung Eruption läuft, sie hatten aber keine Ahnung wo).

mbLg Magnitude

Die Magnitude mbLg orientiert sich an der Richterskala, der Magnitude aus der Amplitude der Lg-Phase, so, dass für einen Zeitraum von 1 Sekunde beide Skalen bei einer Bezugsentfernung von 100 Kilometern übereinstimmen. Es ist aber falsch, von der Richterskala zu sprechen. Die mbLg Magnitude wird in Spanien für Erdbeben verwendet, die sich ab März 2002 ereigneten.

Die Formel für die Experten unter euch:

Für den Laien wie mich ist das nicht so wichtig. Was wichtiger erscheint, ist zu realisieren, dass die Skalen logarithmisch sind und eine Zunahme um +1 jeweils eine 32-fach höhere Energie bedeutet.

Informationsveranstaltung

12:15 Im Moment fliegt ein Helikopter über die Westseite. Sie machen mit der Wärmebildkamera, die bereits nach dem Feuer in Einsatz kam, Aufnahmen.

Das Cabildo de La Palma informiert über zwei Informationsveranstaltungen über die Risiken der seismischen Krise. Die Veranstaltung findet heute in der Halle Lucha Canaria Federico Simón statt:

18:00 für Einwohner von Jedey, Las Manchas de abajo, San Nicolás. 19:30 für die Einwohner von Puerto Naos, Bombilla, El Remo.

Es wird darum gebeten, pro Haushalt höchstens eine Person zu entsenden.

Vorausschauende Planung

Im Moment bebt die Erde zwar wieder vermehrt, es sind aber keine Anzeichen eines weiteren Aufsteigens von Magma ersichtlich. In der letzten Information der Behörden fällt auf, dass die gewählte Sprache etwas hilflos erscheint. Man möchte auf keinen Fall die Situation überbewerten, trotzdem aber die Zeit der Ruhe nutzen, um die Bevölkerung auch auf den Fall partieller Evakuationen vorzubereiten. Das finde ich absolut sinnvoll und ich versuche deren Informationen hier zu ordnen.

Da man nichts ausschließen kann, sollten sich Personen im von den Beben betroffenen Gebiet im Bereich südlich den Coladas de San Juan bis zu den Coladas de Sta. Cecilia in Ruhe Gedanken machen, was sie bei einer Evakuation mitnehmen. Eine Liste aufzustellen und vielleicht einen kleinen Koffer zu packen ist unter Umständen sinnvoll. Eine solche Liste habe ich nach dem Feuer aufgestellt, um beim nächsten Mal besser vorbereitet zu sein und in plötzlicher aufkommender Hektik nichts zu vergessen. Diese Liste hilft mir nun auch um ein mögliches Vorgehen schon jetzt zu ordnen.

Es wurden 4 Zentren benannt, welche als Treffpunkte dienen würden und die jeder kennen sollte. Falls es zu Evakuierungen kommt, werden sind die Behörden dort bereithalten, weiter informieren und organisieren.

❼ Fußballplatz der Stadt Mazo.

❼ Fußballplatz in El Paso.

❼ Fußballplatz in Los LLanos de Aridane.

❼ Casa del Vulcán in Fuencaliente.

Direktübertragung

Die Informationsveranstaltung von heute 18 Uhr wird direkt übertragen (QR-Code S.→).

Informationsveranstaltung

19:00 Leider wird die Übertragung immer wieder unterbrochen, trotzdem ist eine kleine Zusammenfassung schon jetzt möglich.

Nemesio von INVOLCAN hat mehrere Male klargestellt, dass sie Daten erheben und die Behörden laufend informieren aber dass Vulkanologie leider immer auch wieder Überraschungen bereit hält. Er sagte mehrmals, wir Experten können uns auch irren.

Die Information des Vertreters von IGN war nicht hörbar.

CECOPIN informiert über den Evakuationsplan. Es ist allen sehr wichtig, dass die Bevölkerung über das informiert ist, was die Behörden vorbereiten und dass alle die Treffpunkte kennen. Es wurde eine Broschüre erarbeitet, welche abgegeben wird. Sobald ich diese erhalte, werde ich sie hier publizieren.

Normalerweise werden Evakuationen erst in Alarmstufe Orange durchgeführt. Dann werden die ausgearbeiteten Notfallpläne angewandt.

Bei einer angeordneten Evakuation sollen sich Personen, die nicht über ein Fahrzeug verfügen, bei der Bodegón Tamanca (Bürger Gemeinde El Paso) oder der Plaza Glorieta (Bürger Gemeinde Los Llanos) einfinden. Personen mit Transportmöglichkeit sollen sich dann umgehend zum Treffpunkt ihrer Gemeinde begeben.

Nemesio von Involcan stellt noch einmal klar, dass im Fall einer angeordneten Evakuation nicht das ganze Gebiet evakuiert werden würde, sondern wahrscheinlich nur das betroffene in einem Radius von etwa 2km zum entsprechenden Riss.

Wichtig: „Wir sind nicht am Evakuieren aber am Informieren, das soll klargestellt werden, weil laufend Gerüchte herumgegangen sind.“

Fragen aus dem Publikum:

Frage: Kann ich bei einer Evakuation, wenn ich nicht im Haus bin, in meinem Haus meine Effekten holen?

Antwort: Ja, falls die Situation das erlaubt, sicher. Sie sollten aber jetzt die nötigen Sachen vorbereiten.

Frage: Wenn ein Gebiet evakuiert wird, wie stellen Sie die Sicherheit sicher?

Antwort: Der Zugang zu einem evakuierten Gebiet wird kontrolliert und keine Leute können mehr rein.

Frage: Hat es einen vulkanischen Tremor?

Antwort: Nein, wir stellen im Moment keinen Tremor fest.

Frage: Ich habe einen Hund, was mache ich?

Antwort: Einen Hund können Sie mitnehmen, aber es ist möglich, dass dieser später in einer Sammelstelle für Tiere abgegeben werden muss.

Frage: Wenn die Ampel auf orange geht, wie viel Zeit haben wir bis wir bei der Sammelstelle sein müssen? Wir haben Tiere im Gelände und müssen diese einsammeln.

Antwort: Ich denke nicht, dass es ein Problem sein sollte, Ihre vorbereiteten Sachen mitzunehmen und Sie entsprechend Zeit haben auch die Tiere zu versorgen. Wir denken an bis zu einer Stunde Zeit, die dann bleibt.

Hier habe ich die Direktübertragung verlassen.

(Am 8. April 2022 sagte die Vulkanologin und Chefin des IGN, Carmen López, in einem Vortrag: „...das Gebiet, in dem das Gelände am stärksten anstieg, war das Gebiet oberhalb der Stelle, an der die Eruption ausbrechen sollte. Wir hatten diese Informationen schon vor dem Ausbruch, Tage vorher.“ (QR-Code S.→ im Video bei Minute 22’30).

Am 27. Mai 2022 wurde ein weiteres Video publiziert, in welchem die Vulkanologin der INVOLCAN, María José Blanco, sagt, dass die Vulkanologen am 18. September von einer unmittelbar bevorstehenden Eruption sprachen (QR-Code S. →). Folgt man dem Notfallplan, hätte die Regierung die Alarmstufe an diesem Tag deshalb auf Rot setzen müssen, damit aber auch die Befehlsgewalt von La Palma zur Regierung der Kanaren abgegeben. Letztendlich war das belassen auf Gelb ein gravierender Fehlentscheid).

Abb. 3.5. 2 Minuten nach Ausbruch am 19.9. 15:13 Uhr

4. Blog: September 2021

4.1. - Der Tag Null

Sonntag 19. September

Seismische Krise update 10

08:20 Die Erdbeben gehen weiter. Die ganze Nacht bebte es schwach. Eine Bewegung in Richtung Nord sowie nach oben ist festzustellen. Heute morgen haben sich zwei Beben über mbLg 3 ereignet, beide wurden von der Bevölkerung gespürt. Letzteres mit mbLg 3,2 um 08:12 Uhr habe ich auch wahrgenommen als kurzen schwachen Schlag.

In einer ersten kurzen Analyse sehe ich im Moment eine zwar schwache, aber eher ungünstige Entwicklung, kann aber einige Daten nicht analysieren, da der Server der IGN wieder überlastet ist. Ich melde mich später noch einmal oder wie immer ganz aktuell auf Twitter @efadi_LP.

Wanderwegnetz

09:40 Während ein Flugzeugmit einer Wärmebildkamera schon lange über Las Manchas und Tacande fliegt, meldet das Cabildo de La Palma, dass das Wandernetzwerk in Fuencaliente, Tazacorte, Los Llanos de Aridane, El Paso und Villa de Mazo per sofort geschlossen wird. Die Kleintierjagd, welche am Sonntag und Donnerstag stattfindet, ist auch ausgesetzt worden.

(Die Jäger waren aber zu diesem Zeitpunkt alle schon unterwegs).

Die schwachen Erdbeben gehen weiter und bewegen sich im Moment immer noch von San Nicolas in Richtung El Paso, mit Zentrum um El Paraíso.

Der Server der IGN ist immer noch überlastet und so kann ich im Moment keine aufgearbeiteten, aktuellen Grafiken publizieren. In dem, was ich sehen konnte, ist aber kein vulkanischer Tremor ersichtlich, der auf aufsteigendes Magma hinweisen würde. Die oberflächlichen Erdbeben könnten auch durch Spannungsrisse provoziert werden. Es wurde in Jedey bisher ein Anheben der Erdoberfläche von 12cm gemessen.

Gleitschirmfliegen

10:07 Das Gleitschirmfliegen über das betroffene Gebiet wurde im Moment verboten, dies hauptsächlich um nicht die Aufklärungsflugzeuge zu behindern. Das betrifft die Startplätze Campanarios und El Gallo. Das Fliegen an der Klippe ist im Moment noch erlaubt, man darf sich aber nicht mit Thermik nach hinten ins Gebiet Las Manchas versetzen lassen.

Beben mbLg 3,8

Das letzte Beben mit mbLg 3,8 um 11:16h LT wurde von ganz vielen Personen auf La Palma registriert. Es ereignete sich im Gebiet von Cabeza de Vaca, etwas nordöstlich der Montaña Rajada, praktisch an der Oberfläche, wahrscheinlich ein Spannungsausgleich der sich durch das Anheben einer großen Fläche um Jedey (+12 cm) gebildet hat, denn ein Tremor ist nach wie vor nicht registriert worden. Bei mir hat sogar der Spiegel im Bad gewackelt. Im Gebiet des Bebens hat es einige kleine Steinschläge gegeben. Der von vielen festgestellte „Rauch“ war aufsteigende trockene Erde.

Los Brecitos geschlossen / Orange?

12:30 Wegen möglicher Steinschlaggefahr wurde nun auch die Straße nach Los Brecitos in der Caldera geschlossen.

Es ist durchaus möglich, dass die Alarmstufe heute noch auf orange angehoben wird, das höre ich von zuverlässiger Seite. Das würde dann bedeuten, dass Evakuationen möglich würden. Beachten Sie: Immer noch im Konjunktiv, möglich würden.

Informieren Sie sich immer nur aus offiziellen Quellen. Es geistert viel Unsinn herum. Wenn ich eine Mitteilung der Behörden habe, werde ich sie publizieren.

Offizielle Information der IGN

12:58 Die untenstehende Mitteilung ist eine Übersetzung von der offiziellen Homepage der IGN von heute Mittag:

„Die seismische Aktivität in Cumbre Vieja, die am 11. Sept. um 3:18 Uhr (UTC) begann, hat sich in den letzten Stunden beschleunigt, mit intensiver Oberflächenseismizität zwischen 0 und 6km und zahlreichen von der Bevölkerung gespürten Beben. Seit Beginn der Serie wurden 6.632 Erdbeben festgestellt, von denen 1.317 geortet wurden. Heute wurden 327 Erdbeben festgestellt, von denen 86 mit einer maximalen Magnitude von 3,8 mbLg für das Erdbeben um 10:16 Uhr (UTC), das auf der Insel weithin zu spüren war, und mit einer Tiefe von 2km geortet wurden.

Die maximale akkumulierte vertikale Deformation hat sich in der Nähe der aktuellen Beben auf etwa 15cm erhöht, und ihre Verteilung stimmt mit einem Druckzentrum in diesem Gebiet überein. Diese Verschiebungen wurden sowohl mit dem GNSS-Netz der Insel als auch mit InSAR-Daten (Sentinel-1) beobachtet.“

Boletín oficial

13:10 Das offizielle Boletín „Riesgo Volcánico“ ist nun publiziert. Die Stufe bleibt auf gelb. Da haben sich die gemäßigteren Stimmen durchgesetzt.

Die Sprache hat sich aber klar verschärft. Es heißt:

„Wir befinden uns in einer prä-eruptiven Phase mit einer großen Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Eruption ereignet. Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte, welche die Festlegung eines Zeitfensters ermöglichen. Es wird vorgeschlagen, die Bemühungen zu verstärken und Leute mit großem Risiko zu evakuieren. Seien Sie wachsam für weitere Informationen der Behörden und des Zivilschutzes.“

Statement vom Inselpräsidenten

13:40 Der Präsident von La Palma, Mariano Hernández Zapata, hat heute um 13 Uhr eine Pressekonferenz abgehalten. Dabei wurde noch einmal bestätigt, dass die Alarmstufe im Moment auf gelb bleibt. Trotzdem hat man sich entschieden, Personen mit Behinderungen zu evakuieren. Gestern Nacht kamen ganze Betreuungskolonnen vom Roten Kreuz auf La Palma an und diese haben die Kaserne El Fuerte in Sta. Cruz dafür hergerichtet.

Evakuationen von behinderten Menschen werden heute in folgenden Gebieten vorgenommen:

El Charco, Fuencaliente, La Bombilla, El Remo, Puerto Naos, San Nicolás, Jedey, El Paraíso.

(Drei Ereignisse haben mich zum Glück daran gehindert, wie jeden Tag so auch an diesem schönen Sonntag mit meinen Hunden im Gebiet von Cabeza de Vaca wandern zu gehen. Das Erste war eine Information eines Freundes, wonach man den Inselpräsidenten am frühen Morgen in hohem Tempo nach Sta. Cruz fahren sah. Das Zweite, die Information einer sehr verlässlichen Quelle, wonach die Ampel auf orange gehen sollte und als diese dann auf gelb blieb, der Umstand, dass sich die Sprache im Boletín sehr verschärfte. Es sollte eine gute Entscheidung werden).

Ausbruch

15:11 Der Vulkan ist im Gebiet von Cabeza de Vaca mit einem Knall ausgebrochen. Abb. 3.5 (S.→). Falls Sie sich im Gebiet darunter, also Paraíso und Todoque befinden, beobachten Sie alles genau. Falls Sie wegfahren müssen, gehen Sie nach Norden. Sammelstellen Fußballplatz Los Llanos und El Paso.

Verlauf der Lava

17:04 Die Lava ist über die Straße El Paso - San Nicolas gelaufen und fließt nun weiter die Alcalá Straße hinunter in Richtung Todoque Süd (Abb. 4.1; S.→). Wenn Sie evakuieren müssen, dann fahren Sie nach Norden nach El Paso oder Los Llanos. Es ist gut möglich, dass weitere Straßen verschüttet werden und der Süden dann abgeschnitten werden könnte. Das Cabildo informiert auch über seine Seite auf Facebook

Abb. 4.1. 19. Sept. 16:30 Uhr El Paraíso (Bild: Peter Braunstein)

Aktuelle Information

18:25 Neben dem Informieren muss ich mich auch noch um mein Haus kümmern. Ich bin knapp 3km nördlich des Lavaflusses und musste mal alles soweit vorbereiten, dass bei einem Feuer ums Haus so gut wie möglich aufgeräumt ist.

Der Vulkan ist weiter aktiv, der Lärm ist beeindruckend. Spürbare Beben haben im Bereich Tacande keine mehr stattgefunden.

Die Lava fließt weiter in Richtung Todoque und ich habe vor ein paar Minuten gehört, dass dort nun aus Sicherheitsgründen auch evakuiert wird. Falls die Lava weiter in Richtung Meer fließt, wird Puerto Naos unter Umständen vom Verkehr in Richtung Nord getrennt. Ein Weg beim Tennisplatz in Richtung Secadero und den Süden scheint aber offen zu bleiben, da die Lava im Moment nördlich von den Coladas de San Juan fließt. Der Alarm wurde nun auf Stufe Rot angehoben. Das interessiert aber im Moment wohl kaum noch jemanden. Das Ding ist ja nun da und präsent.

Abb. 4.2. 19. Sept. 22 Uhr (Bild: Peter Braunstein)

4.2. - Woche 1 (20. - 26. September)

Montag 20. September

Aktuelle Information Montag

09:22 Es wurden 5.000 Menschen evakuiert. Das lief offensichtlich reibungslos ab. Mehr Evakuationen soll es laut Behörden nicht geben. Das ist natürlich nur so, wenn sich die Situation nicht noch verändert. Ich konnte in meinem Haus bleiben. Es ist 2,8km vom Vulkan entfernt. Wir haben alle Vorkehrungen getroffen, um das Haus so gut wie möglich vor allfälligen Feuern zu schützen. Mehr kann man im Moment nicht tun.

Der Vulkan hat in der Nacht pulsiert. Mal wurde er etwas ruhiger, mal wieder lauter. Die Lava floss zuerst nördlich von der Montaña Rajada herunter. Bilder von ElApurón von heute Morgen zeigen, dass nun ein weiterer Lavastrom auf der Südseite der Rajada runterfließt. Auch dort ist ein Gebiet mit vielen Häusern!

Welches Gebiet genau betroffen ist, kann ich im Moment nicht beurteilen. Heute Morgen um 4Uhr war der Lavafluss noch nicht in Todoque. Da aber alles evakuiert ist, bekomme ich auch nur noch spärlich Informationen. Weil heute Morgen bereits wieder ein Helikopter und ein Flugzeug herumflogen, gibt es eventuell im Tagesverlauf Luftaufnahmen.

Es ist indessen wahrscheinlich, dass die Lava einen Weg bis zum Meer sucht und dieses auch erreichen kann. Wenn das Tempo so weiter geht, wird das spätestens Mitte Woche der Fall sein. Das würde aber dann auch bedeuten, dass der südliche Teil von Las Manchas und Puerto Naos bis zum Ende des Ausbruchs und dem Einrichten von Notstraßen nur noch über den Süden erreichbar wären.

Es hat etwas Brisa eingesetzt und eine thermische Inversion auf etwa 1.500m verhindert in Teilen, dass die Gase nach oben entweichen können. Neben dem Umstand, dass man die Rettungskräfte, die versuchen Feuer zu verhindern, nicht stören sollte, ist es auch durchaus möglich, dass im evakuierten Gebiet Gase vom Vulkan die Gesundheit beeinträchtigen können. Auch wenn es einigen schwer fallen wird: Sehen Sie im Moment davon ab, ohne Erlaubnis der Behörden ins betroffene Gebiet zu fahren!

10:45 Die Lava fließt weiter in Richtung Todoque und hat vor kurzem einen Masten der Stromleitung im Bereich Camino Pastelero umgelegt. Unsere Kameras am Startplatz in Puerto Naos funktionieren noch, was bedeutet, dass Puerto Naos keinen Stromausfall hat. Das ist eine wichtige Information für die Restaurantbetreiber.

Derweil geht der Ausbruch weiter. Manchmal beruhigt sich der Vulkan und man atmet auf, dann merkt man gleich wieder, dass es nur ein Zyklus war und er umso heftiger wieder Lava ausspuckt. Ob all dem Unheil ist es erstaunlich, das praktisch keine Feuer ausgebrochen sind und sich die Feuer auf den Bereich des Lavaflusses beschränken. Bei dieser wurde übrigens gestern eine Temperatur von >1.050 ◦C gemessen.

Falschmeldungen

11:20 Das Cabildo de La Palma informiert, dass weiter Falschmeldungen kursieren und bittet die Bevölkerung nur von offiziellen Stellen Informationen entgegen zu nehmen. Die letzte Falschmeldung ist die, dass Wasser im betroffenen Gebiet vergiftet sei und nicht mehr verwendet werden könne. Das ist eine Falschmeldung. Die Techniker des Cabildo testen die Wasserqualität laufend.

Eine gute Quelle ist die Facebookseite vom Cabildo (www.facebook.com/cabildo.delapalma).

Evakuation von Touristen

11:30 Der Tourismusdirektor Raúl Camacho gibt bekannt, dass sie während der Nacht bei den Treffpunkten 354 Touristen identifizieren konnten, die La Palma verlassen wollten. Die Tourismusbehörde hat mit Fred Olsen zusammen gearbeitet und ermöglicht, dass diese Personen bereits heute nach Teneriffa ausreisen konnten.

Lavafluss

12:16 Madre mia, es fällt mir zunehmend schwer objektiv über das alles zu berichten. Es ist grauenhaft, wie viele Häuser bereits vernichtet wurden, und der Lavafluss wird mit jedem Meter, mit welchem er nach Westen fließt, breiter. In einem Video sah ich, dass die Spitze geschätzt 500m breit ist und schätzungsweise noch einen Kilometer östlich der Hauptstraße Todoque - Las Manchas. Weil das Gelände nirgendwo eine Schlucht aufweist, wird das wahrscheinlich kaum besser und betrifft dann noch mehr Häuser. Alles ist eine absolute Katastrophe für tausende Menschen, die auf La Palma leben und hier eine Existenz aufgebaut haben!

Video

16:48 Auf Youtube werden verschiedene Videos von Drohnen publiziert. Das Video, welches Sie über QR-Code auf S.→ anschauen können, veranschaulicht, wie die Lava sich ihren Weg weiter nach Westen pflügt und dabei nichts, aber auch gar nichts stehen lässt. Das Video scheint vor ein paar Stunden aufgenommen worden zu sein. Die Lava ist schon deutlich weiter nach West geflossen und bedroht das Dorf Todoque. In der Zwischenzeit ist auch der Vulkan stetig gewachsen und hat nun bereits eine deutliche Kegelform. In Richtung Süd scheinen sich weitere kleinere Vulkane gebildet zu haben und aus diesen fließt Lava südlich der Montaña Rajada runter.

Private Mails

Seien Sie mir nicht böse, aber ich erhalte unzählige private e-Mails mit Anfragen, die ich in der derzeitigen angespannten Lage nicht alle beantworten kann. Ich werde weiterhin hier im Blog und auf Twitter über die Situation berichten, kann aber leider unmöglich auf jedes einzelne Problem eingehen. Es tut mir leid.

Vulkankonus

17:00 Der Vulkan wächst stündlich in die Höhe und von der Seite sieht man deutlich den neu entstandenen Konus. Dieser hat in der Zwischenzeit eine Höhe von mindestens 50m erreicht. Die Foto in Abb. 4.3 (S.→) habe ich vor einer halben Stunde in der Nähe der Shell El Paso geschossen.

Spendenkonto Los Llanos

Das Rathaus von Los Llanos de Aridane hat ein Bankkonto eingerichtet, um Spenden von Privatpersonen, Unternehmen oder anderen Organisationen zu sammeln, die den Betroffenen des Vulkans helfen wollen.

Zahlreiche Personen, Unternehmen und Verbände haben sich an die örtliche Körperschaft gewandt, sodass das Rathaus ein Bankkonto zur Verfügung stellt, das ausschließlich für die Beseitigung der durch den Vulkan verursachten Schäden verwendet wird.

Die Kontonummer lautet wie folgt:

IBAN ES06 2100 1921 1902 0014 1752

Die folgenden Angaben müssen gemacht werden:

- Name des Absenders.

- Konzept: „Donación volcán La Palma“.

- Adressat: Ayuntamiento de Los Llanos de Aridane.

Dies ist eine sehr schwierige Zeit für alle Palmeras und Palmeros, deshalb danken wir allen Menschen, Unternehmen und Institutionen für ihre Bereitschaft und Großzügigkeit, allen Familien zu helfen, die vom Ausbruch des Vulkans betroffen sind.

Fake Evakuation

23:30 Ich habe mich nicht mehr gemeldet, weil ich nach Los Llanos fuhr, um endlich etwas weg von diesem zermürbenden Lärm des Vulkans zu sein. Bei der Rückfahrt war im im größten Stau, den La Palma je gesehen hat, und ich bin zurückhaltend im Superlativ. Endlich in Tacande angekommen, wurde mitgeteilt, dass Tacande evakuiert wird. Weil meine Nachbarn nichts wussten, habe ich die 112 angerufen. Die gaben mir die Nummer von CECOPIN 922 43 76 50, ein netter Herr bestätigte die Evakuation. Ich fragte noch nach „ganz Tacande, arriba abajo einfach alles?“ Er bestätigte nett. Nachdem wir alles gepackt hatten, fuhren wir los in Richtung Fußballzentrum El Paso. Bei der ersten Polizeikontrolle habe ich noch einmal nachgefragt und siehe da: Eine Fake mini Evakuation. Meine Straße sei noch nicht evakuiert. Also für alle: Tacande ist evakuiert worden, aber nur ab der Echedey in Richtung Süd. Alle Teile des Barrios, die nördlich liegen und inklusive Calle Echedey, sind derzeit nicht zu evakuieren.

Warum das: Es erfolgten weitere Beben und es hat sich unterhalb des Vulkankegels ein neuer Riss aufgetan. Aus diesem entweicht im Moment deutlich explosivere Lava. Diese fließt nach meinen letzten Informationen im Gebiet von Callejón de La Gata runter, also dem Industriezentrum, in welchem sich auch der Punto Limpio befindet.

Dienstag 21. September

Vulkan Update

Wie bereits berichtet: Unterhalb des Vulkankegels hat sich gestern ein neuer Schlund aufgetan, aus welchem Lava fließt und die sich gemäß einem Artikel in ElTime mit 5km pro Stunde vorwärts bewegen soll. Diese Information kann nicht stimmen. Die Distanz vom neuen Schlund zum Meer sind ja nur 5km und die Lava hat das Meer noch lange nicht erreicht. Aber sie fließt deutlich schneller als die nun etwas südlich gelegene, welche sich auf Todoque zu bewegt, aber nun fast zum Stillstand gekommen sei.

Gemäß dem Luftbild auf ElTime befindet sich dieser neue Lavafluss leicht südlich des Callejón de La Gata, dem Industriegebiet.

15:00 Die Aktivität des Vulkans ist heute mehr pulsierend. Ruhigere Phasen gefolgt von lauten Explosionen. Es hat sich leider eine weitere, relativ starke Deformation von bis zu 30cm gebildet. Diese ist in der Abb.4.4 (S.→) ersichtlich. Solche Deformationen entstehen, wenn in die Magmakammer mehr Material rein fließt als raus fließen kann. Das bedeutet, dass sich der bestehende Vulkan entweder verstärkt oder sich die Lava einen weiteren Ausgang sucht und einen zweiten Vulkan entstehen lässt. Beides sind keine guten Entwicklungen. Die Unsicherheit ist derzeit groß, das Touristenzentrum Puerto Naos evakuiert und die Lava ist sehr nahe am Ortskern von Todoque. Ich mache es ungern, aber ich muss für die nächsten Tage vor Reisen auf die Südwestseite von La Palma abraten! Der Norden und der Osten sind nicht betroffen, der Flughafen offen. Die Gesamtschau der Entwicklungen lässt noch nicht aufatmen.

Information der Behörden

16:30 Das Cabildo zusammen mit der Regierung der Kanaren und Spanien informierte heute in einer Pressekonferenz über die Situation.

Nach wie vor kann keine genaue Aussage über den weiteren Verlauf des Ausbruchs gemacht werden. Die Vulkanologen gehen aber davon aus, dass dieser Wochen dauern könnte. Weil gestern unzählige Schaulustige nach Sonnenuntergang den gesamten Verkehr von Los Llanos nach El Paso lahmgelegt haben, bittet das Cabildo die Leute davon abzusehen und die Straßen für Evakuierungen und Rettungsaktionen frei zu halten. Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Moment an dem die Lava ins Meer fließt, äußerst gefährlich sein kann. Dann bilden sich zusammen mit dem Wasser gefährliche Gase, die bei zu geringem Abstand tödlich sein können.

Der spanische Ministerpräsident bleibt noch auf der Insel und morgen wird sogar König Felipe VI auf La Palma erwartet. Die Aufmerksamkeit ist insofern gut, als dass das Geld für den Wiederaufbau von diesen Gremien bestimmt wird. Und Geld werden wir viel brauchen, sehr viel.

Abb. 4.3. Vulkankonus nach 24 h

Abb. 4.4. Geländeanhebung

Vulkaninformation Dienstagnachmittag

17:15 Die Lava fließt langsam weiter in Richtung Todoque. Sie ist jetzt rund 200m vom Dorfkern entfernt. Die Straßen in Todoque sind im Moment noch frei.

Derweil hat der Vulkan den Tonfall gegenüber gestern verändert. Gestern simulierte er ein Kampfflugzeug, heute eher Feuerwerk oder ein Gewitter, aber kräftig. Phasen von kurzer Ruhe werden mit einer Explosion beendet und diese Zyklen halten an.

Sozialdienst El Paso

Das Rathaus von El Paso hat Telefonleitungen eingerichtet, um die Hilfe für die vom Vulkanausbruch Betroffenen zu koordinieren.

Personen und Einrichtungen, die bei der Unterbringung von betroffenen Familien mitwirken können, werden gebeten, sich an die Nummer 689542688 zu wenden.

Für Sachspenden und logistische Unterstützung steht die Telefonnummer 680443551 zur Verfügung.

Wenn Sie sich dem Team von Freiwilligen anschließen möchten, um bei der sozialen Betreuung der Opfer zu helfen, können Sie sich unter der Nummer 638780770 melden.

Die Nummern sind von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr bedient.

Mittwoch 22. September

Vulkanupdate Mittwochmorgen

09:25 Guten Morgen. Gestern Abend war der Vulkan sehr explosiv und hat in kurzen Abständen heftige Explosionen produziert die Fensterscheiben erschüttern ließen. Die Lava flog nicht sehr hoch und fiel dann noch glühend auf den Vulkankegel. Heute morgen früh ein anderes Bild. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Lava aus dem Schlund schoss, hat sich deutlich erhöht. Diese flog so hoch, dass sie sich beim Runterfallen soweit abkühlte, dass kaum mehr Glut auszumachen war. Vergleichen Sie Bild und Video auf Twitter (QR-Code S.→).

Nun hat der Drache sein Verhalten erneut verändert und stellt sich im Moment als Mischung beider Arten dar. Etwa alle 5 - 10 Minuten knallt es im Moment.