Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
True Crime aus zwei Jahrzehnten. 26 schockierende True Crime-Fälle in einem 2 in 1-Sammelband. Drei der echten Kriminalfälle aus dieser True Crime-Sammlung: - Der eiskalte Killer von Athen: die blutige Spur von Konstantinos Passaris. - Der Knochenbrecher von Baraboo: ein Serienmörder mit grausamer Handschrift. - Ein Schwein unter Schweinen: wie der Landwirt Robert Pickton seine Opfer zerstückelte. Dieses Buch mit 26 wahren Verbrechen ist mehr als nur eine Sammlung von echten Kriminalgeschichten – es ist eine Reise in die dunkelsten Ecken der Menschlichkeit und definitiv nichts für schwache Nerven.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 192
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Copyright©2025Ganesh Media LLC
Alexander Dragone
Ganesh Media, New York
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.
Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß §44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.
Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder des Verlages kopiert, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Die in diesem Werk geschilderten Fälle sind wahre Kriminalfälle, die sich tatsächlich so zugetragen haben. Sie basieren auf Informationen, die im Rahmen von Gerichtsverfahren und polizeilichen Ermittlungen öffentlich gemacht wurden, sowie auf Berichten verschiedener Medien.
Bei der Recherche und Aufbereitung der Fälle wurde größte Sorgfalt angewandt, um die Richtigkeit der dargestellten Fakten zu gewährleisten. Trotz aller Bemühungen lassen sich vereinzelte Ungenauigkeiten jedoch nicht gänzlich ausschließen. Autor und Verlag übernehmen für etwaige Fehler keine Verantwortung.
Zudem sei darauf hingewiesen, dass zum Zwecke der Veröffentlichung in Buchform stellenweise erzählerische und dramaturgische Anpassungen vorgenommen wurden. Diese dienen allein dem Ziel, die Geschehnisse packend und nachvollziehbar darzustellen, ohne dabei den Wahrheitsgehalt zu verfälschen.
Die90er-Jahre:Jugendidolewie die Backstreet Boys, die Spice Girls und Nirvana eroberten die Radioprogramme weltweit im Sturm und das Internet veränderte die Art, wie Menschen kommunizierten.
Doch während Boybands und TV-Serien wie "Friends" mit Jennifer Aniston oder "Emergency Room" mit dem jungen George Clooney für Unterhaltung sorgten, spielten sich zugleich Verbrechen von unfassbarer Brutalität ab – Verbrechen, die den Glauben an die Sicherheit und Unbeschwertheit jener Zeit erschütterten. Inmitten der bunten Oberflächenkultur gab es eine dunkle Parallelwelt voller Gewalt und Entsetzen, die die Menschen ihrer Illusionen berauben sollte.
In Griechenland beispielsweise versetzte der Verbrecher Konstantinos „Kostas“ Passaris das ganze Land in Angst und Schrecken. Seine Banküberfälle und seine brutale Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Korydallos machten ihn zu einem der meist gesuchten Männer des Landes. Passaris, der eiskalt und ohne Rücksicht auf Menschenleben vorging, hinterließ eine blutige Spur des Grauens.
Und dann gab es den Fall des portugiesischen Jungen Rui Pedro, der am 4. März 1998 spurlos verschwand. Rui war gerade zwölf Jahre alt, als er auf dem Nachhauseweg entführt wurde. Die verzweifelte Suche seiner Eltern und die jahrelange Hoffnung auf seine Rückkehr machten diesen Fall in Portugal und darüber hinaus bekannt. Der Fall Rui Pedro bleibt bis heute ein ungelöstes Rätsel und steht für das Unvorstellbare: das Verschwinden eines Kindes mitten in der modernen Gesellschaft.
Geschichten, die zeigen, dass selbst in den scheinbar unbeschwerten Zeiten der 90er-Jahre das Böse nie weit entfernt war. Sind Sie bereit für eine blutige Zeitreise? Dann schnellen Sie sich an!
Alexander Dragone
DasZeltlagerimAugust 1998 sollte eigentlich ein großer Spaß werden. Das Wetter war perfekt, die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel und die Stimmung unter den Kindern war prächtig. Es war Samstag, der 8. August, als der elfjährige Nicky Verstappen im Bus zusammen mit 36 anderen Kindern vom niederländischen Heibloem nach Brunssum fuhr, um an einem Sommercamp auf dem Gelände "De Heikop" in der Brunssummerheide teilzunehmen. Zunächst lief alles normal, doch dann verschwand der kleine Nicky plötzlich auf unerklärliche Weise: Am 10. August gegen 5:30 Uhr in der Früh wurde Nicky zuletzt lebend von einem Zeltkameraden gesehen; später am Morgen war er nicht mehr in seinem Schlafsack. Nur seine Schuhe waren noch im Zelt.
Die Betreuer suchten zunächst selbst auf dem Gelände, bevor sie schließlich die Polizei alarmierten. Es war der Beginn einer riesigen Suchaktion, an der auch die örtliche Bevölkerung, das Militär, Suchhunde, Nickys Eltern und sein Onkel Wim Verstappen beteiligt waren. Wim Verstappen sagte den Medien: "Ich denke, dass das halbe Dorf hier vor Ort ist. So läuft das bei uns. Wenn wirklich etwas passiert, hilft jeder mit.'" Am Anfang hatten viele noch Hoffnung, Nicky lebend zu finden, aber Wim Verstappen war skeptisch: "Nicky ist kein Abenteurer. Er macht sich in die Hose, wenn er allein hier auf der Heide ist. Der eine sagt, er sei weggelaufen, der andere, er sei mitgenommen worden. Trampen würde er nicht, dafür hat er zu viel Angst. Wenn man schon zwei Tage nichts mehr von so einem Jungen gehört hat, dann ist irgendetwas im Busch."
Die lange Menschenkette von Helfern streifte, bewaffnet mit Stöcken, langsam über die teils schwer zugängliche Brunssummerheide. Wer etwas findet, solle 'Halt' oder 'Stopp' rufen, hatte die Polizei alle Helfer instruiert. Und tatsächlich: Kurz nachdem die Helfer das Waldgebiet betreten hatten, ertönte ein lautes 'Halt' auf der linken Seite. Es stellte sich jedoch als falscher Alarm heraus. Dann, am Abend des 11. August, entdeckten die Suchtrupps den kleinen Nicky schließlich. Gegen 21 Uhr wurde sein lebloser Körper in einem Pinienhain in Landgraaf, etwa 1,2 Kilometer vom Camp entfernt, gefunden. Nicky war barfuß und trug noch seine Schlafanzughose und seine Unterwäsche. Auffällig war, dass die Schlafanzughose falsch herum und innen nach außen getragen wurde, was darauf hindeutete, dass der Junge sie gar nicht selber angezogen hatte. War es der Täter, der sie ihm hastig wieder hochgezogen hatte? Zudem waren die Fußsohlen sauber und zeigten keine Anzeichen dafür, dass er barfuß durch den Wald gelaufen war. Wurde er entführt und zum Tatort getragen?
Der lokale Gerichtsmediziner war zu der Zeit gerade im Sommerurlaub und so konnte die Obduktion erst einige Tage später durchgeführt werden. Der Körper wies Anzeichen möglichen sexuellen Missbrauchs und einer Kopfverletzung auf, doch die genaue Todesursache konnte nicht festgestellt werden. Bei der ersten Untersuchung auf fremde DNA wurden keine Ergebnisse erzielt. In der Nähe des Fundortes wurden jedoch ein Taschentuch mit Spuren von Sperma und eine Zigarettenkippe gefunden, aus denen ein vollständiges DNA-Profil erstellt werden konnte. Doch trotz der intensiven Bemühungen der Ermittler blieb die genaue Todesursache unklar, ebenso wie die Frage, wer für diesen schrecklichen Akt verantwortlich war.
"We are the champions" von Queen ertönte bei Nickys Beerdigung aus den Lautsprechern eines Fußballplatzes in , auf dem Nicky regelmäßig gekickt hatte. Seine Familie hatte sich ausdrücklich gewünscht, dass die Trauerfeier für ihren Sohn hier stattfinden sollte. Hunderte Menschen waren gekommen, um von dem 11-jährigen Jungen Abschied zu nehmen. Die Polizei setzte für das Wochenende der Beerdigung die Verhöre aus. Betreuer und Kameraden von Nicky sollten so die Gelegenheit bekommen, in aller Ruhe Abschied von Nicky Verstappen zu nehmen. Die Polizei ging davon aus, dass Nicky am vergangenen Montag nicht von selbst aus dem Jugendcamp auf der Brunssummerheide weggelaufen war, aber es gab immer noch keine Hinweise darauf, wie er verschwunden und ums Leben gekommen war. Die Ergebnisse der Obduktion, die am Freitag in Rijswijk durchgeführt wurde, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt gegeben worden. Die Verhöre erwiesen sich als ausgesprochen zäh, weil niemand aus Heibloem etwas über das Verschwinden oder den Tod von Nicky sagen konnte – oder wollte.
Inzwischen fing die Schule wieder an, aber an ein normales Leben war nicht zu denken. Am ersten Schultag nach den Ferien schienen die Kinder nicht weniger lebhaft als sonst zu sein. Laut schreiend rannten sie durch die Klassenzimmer und die Flure. Doch der Schein trüge, sagte Schuldirektor Jan Coppus den Medien: "In der achten Klasse sind die Kinder immer noch stark beeindruckt von dem, was im August passiert ist. Heul-Anfälle sind an der Tagesordnung. Andere scheinen äußerlich unbeeindruckt, aber man weiß natürlich nie, was in ihren Köpfen vorgeht. Einige Schüler haben Schlafprobleme. Andere haben große Angst. Verständlich, denn so etwas geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei, schon gar nicht bei einem Kind." An dem Platz, wo Nicky immer saß, rechts hinten in der Ecke, stand jetzt ein Foto des ermordeten Jungen. Coppus: "Manchmal gehen die Kinder zu seinem Schulpult und schauen sich das Foto an."
Bei der Polizei liefen die Ermittlungen unterdessen fest. Der zuständige Ermittler bei der Polizei in Heerlen, Leu Eummelen, sagte frustriert: "Im Vorfeld hätte ich darauf gewettet, dass wir den Täter finden würden. Alle Beamten waren fest entschlossen, diesen Mord aufzuklären. Das passiert, wenn ein Kind ermordet wird. Viele unserer Ermittler haben selbst Jungen in diesem Alter zu Hause." Laut Eummelen gab es selten eine Untersuchung, die so viel mediales Interesse geweckt hat und für die so viel Arbeit geleistet wurde. Aber vergebens. "Es fühlt sich an, als würde es einem durch die Finger gleiten", so beschrieb es Eummelen. "Bei der Untersuchung eines Verbrechens beginnt man sehr breit. Und sobald mehr Informationen eingehen, schlägt man irgendwann eine bestimmte Richtung ein. Im Fall von Nicky Verstappen war das nicht möglich. Wir hatten einen ganzen Ozean vor uns und warfen ständig Netze aus, in der Hoffnung, dass etwas darin hängen bleiben würde. Aber es kamen keine neuen Hinweise."
Und so wurde es langsam immer ruhiger um den Fall.
Im Laufe der Jahre gerieten verschiedene Personen in Verdacht. 2002 wurde ein Drogenabhängiger verhaftet, der der Bruder eines der Kampleiter war. Doch das Verfahren führte zu keinem Ergebnis, und er wurde freigelassen. Ebenso wurden internationale Verdächtige wie der französische Serienmörder Michel Fourniret befragt, doch auch hier verliefen die Ermittlungen im Sande. Auch Peter R. de Vries, der berühmte niederländische Kriminalreporter, der 2021 kaltblütig von einem Mitglied der marokkanischen "Mocro-Mafia" in Amsterdam erschossen wurde, engagierte sich damals in dem Fall und konzentrierte sich auf die Kampleiter. Einer von ihnen war in der Vergangenheit wegen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden, was ihn zu einem Hauptverdächtigen machte. Der Mann war mittlerweile verstorben und 2010 wurde sogar sein Grab geöffnet und sein Leichnam exhumiert, um seine DNA mit den am Tatort gefundenen Spuren zu vergleichen. Doch auch hier: Fehlanzeige. Es ergaben sich keinerlei Übereinstimmungen.
Im Jahr 2018, fast 20 Jahre nach Nicky Verstappens Tod, entschied sich die niederländische Polizei, einen groß angelegten DNA-Abgleich durchzuführen. Mehr als 21.500 Männer aus der Umgebung wurden aufgefordert, ihre DNA-Proben abzugeben, um diese mit den am Tatort gefundenen Spuren zu vergleichen. Am 22. August 2018 verkündeten die Ermittler schließlich den lang ersehnten Durchbruch: Es gab eine DNA-Übereinstimmung. Der Verdächtige hieß Jos Brech, ein damals 55-jähriger Mann, der in der Nähe des Tatorts lebte. Brech war ein erfahrener "Bushcrafter", also ein Experte für das Überleben in der Wildnis. Er war seinerzeit bereits kurz nach dem Verschwinden von Nicky von der Polizei befragt worden, wurde jedoch damals nicht als Verdächtiger eingestuft. Jos Brech war bereits Monate vor der DNA-Übereinstimmung verschwunden. Er hatte angekündigt, in den Vogesen wandern zu gehen, und war seit Februar 2018 als vermisst gemeldet. Sein Aufenthaltsort blieb lange unklar, bis ein europäischer Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Schließlich wurde er Ende August 2018 in einem kleinen Ort in der Nähe von Barcelona verhaftet, nachdem ihn ein niederländischer Tourist vor Ort erkannt hatte.
Die Gerichtsverhandlungen gegen Jos Brech begannen im Jahr 2020. Während der Verhandlungen bestritt Brech alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er behauptete, Nickys Leiche zufällig während einer nächtlichen Radtour gefunden zu haben, habe jedoch aus Angst, er könne ins Fadenkreuz der Ermittlungen geraten, keine Meldung gemacht. Das Gericht schenkte seiner Darstellung jedoch keinen Glauben. Seine DNA, die hauptsächlich in Nickys Unterhose gefunden wurde, belastete ihn schwer. Am 8. Oktober 2020 forderte die Staatsanwaltschaft eine Strafe von 15 Jahren Haft und anschließende TBS (Therapie und Sicherheitsverwahrung) für den sexuellen Missbrauch und den Tod von Nicky.
Am 20. November 2020 wurde Jos Brech von der niederländischen Justiz schuldig gesprochen. Er wurde zu einer Haftstrafe von 12 Jahren und 6 Monaten verurteilt. Der Besitz von Kinderpornografie, der ebenfalls Teil der Anklage war, wurde ihm ebenfalls nachgewiesen. Im Januar 2022 entschied ein Gericht in Den Bosch in einem Berufungsverfahren, dass die schwerwiegenderen Anklagepunkte, wie der Mord, nicht bewiesen werden konnten. Brech wurde jedoch weiterhin wegen Entführung, sexuellen Missbrauchs und Totschlags verurteilt. Die Strafe wurde auf 16 Jahre Haft erhöht. Im September 2023 bestätigte das höchste Gericht in den Niederlanden das Urteil und beschloss, dass die Verurteilung bestehen bleiben sollte.
2003 brachte die niederländische Popgruppe "Rouwwen Hèze" einen Song mit dem Titel "Vlinder" (Schmetterling) heraus, mit dem die Band die Eltern des kleinen Nicky trösten wollte. In dem Songtext geht es um Heibloem, ein Dorf, "das ein Geheimnis bewahrt". Wollte die Band mit ihrem Lied sagen, dass die Menschen in dem verschwiegenen Dorf mehr wussten, als sie der Polizei damals bei den Ermittlungen gesagt haben?
Manchester,1996.DieStadt wirkte ruhig wie immer, doch hinter den Mauern eines unscheinbaren Hauses im Stadtteil Gorton braute sich etwas unvorstellbar Dunkles zusammen. Kelly Anne Bates, eine strahlende und lebenslustige 17-jährige, war in die Fänge eines Monsters geraten – ein Monster mit dem Namen James Patterson Smith.
Smith war fast 30 Jahre älter als das junge Mädchen und präsentierte sich als der perfekte Gentleman. Man würde ihn heute wohl als "Daddy" bezeichnen, der sich rührend und väterlich um Kelly kümmerte und ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Er überschüttete sie geradezu mit Zuneigung und natürlich auch mit der einen oder anderen finanziellen Zuwendung. Doch es dauerte nicht lange, bis die Maske des freundlichen Mannes zu bröckeln begann. Es fing mit kleinen Demütigungen an: Smith kritisierte Kellys Aussehen, machte abfällige Bemerkungen über ihre Freunde und Familie und gab ihr das Gefühl, nichts wert zu sein. Doch diese Sticheleien waren nur der Anfang. Bald folgten körperliche Übergriffe – ein Schlag hier, ein Stoß da. Und die Gewalt eskalierte schnell. Was als gelegentliche Schläge und Erniedrigungen begann, entwickelte sich schnell zu einem täglichen Martyrium. Smith isolierte Kelly von ihrer Familie und ihren Freunden, kontrollierte jeden Aspekt ihres Lebens und brach systematisch ihren Willen. Kelly, in ihrer jugendlichen Naivität und aus Angst vor Smith, hielt die Hölle, die er ihr bereitete, geheim. Sie schämte sich und glaubte vielleicht sogar, dass sie diese Gewalt verdient hatte.
Kellys Eltern, Margaret und Tommy, ahnten währenddessen nichts von der unfassbaren Gewalt, die ihrer Tochter angetan wurde. Als Kelly im Alter von vierzehn Jahren erwähnte, dass sie einen Freund habe, dachten ihre Eltern zunächst, es handle sich um eine harmlose Schulromanze. Sie ließen Kelly an der langen Leine und erlaubten ihr, ihren Freund so oft zu sehen, wie sie wollte. Bald begann Kelly jedoch, über Nacht wegzubleiben, was ihre Eltern besorgt machte. Sie wandten sich an die Polizei, aber Kelly behauptete, sie habe bei einer Freundin übernachtet. Kellys Freund "Dave" rief gelegentlich an und fragte nach ihr. Kellys Eltern war nicht bewusst, dass "Dave" bereits begonnen hatte, Kelly unter seine Kontrolle zu bringen. Zwei Jahre lang schaffte es Kelly, ihre Eltern davon abzuhalten, diesen ominösen Dave zu treffen. Erst als sie 16 war, stellte sie ihn schließlich vor. Es gab ein Treffen bei Smith zu Hause und Margaret und Tommy waren schockiert, als sie erfuhren, dass "Dave" kein Junge, sondern ein erwachsener Mann war. Kelly und "Dave" behaupteten, er sei 32 Jahre alt, aber in Wahrheit war er 48 Jahre alt, älter als Kellys eigener Vater. Während des Treffens habe Kelly sichtlich nervös gewirkt und die ganze Zeit den Kopf gesenkt, berichteten ihre Eltern später vor Gericht. Zudem sei den Bates ein Loch im Fußboden aufgefallen. "Dave" erklärte das Loch mit einem Gasleck. Später stellte sich heraus, dass er Kelly Monate später in diesem Loch gefangen hielt.
In den folgenden Monaten wurde die Gewalt immer schlimmer: Dave alias James Smith verprügelte Kelly regelmäßig, hielt sie tagelang in seiner Wohnung fest und ließ sie nicht einmal mehr zur Schule gehen. Ihre Verletzungen wurden immer schwerer, doch Kelly suchte nie einen Arzt auf – aus Angst, dass Smith ihr etwas noch Schlimmeres antun würde, was der kaltblütige Killer so oder so vorhatte. Besorgt wandte sich Kellys Mutter Margaret an die Polizei, die ihr riet, Kelly von einem Arzt untersuchen zu lassen, um den Missbrauch zu dokumentieren. Doch Kelly galt nach britischem Recht bereits als erwachsen. Ihre Eltern waren hilflos; ohne Kellys Einwilligung konnte weder die Polizei noch jemand anderes eingreifen.
Die Gewalt eskalierte weiter, und eines Tages hatte Kelly eine schreckliche Bisswunde am Arm. Stammelnd behauptete sie, sie sei gestürzt und habe sich die Wunde an einem Maschendrahtzaun zugezogen. Im November 1995 flehte Margaret ihre Tochter förmlich an, Smith sofort zu verlassen. Doch Kelly reagierte verärgert und sagte, dass sie ihre Eltern nun seltener sehen wolle. Es war das letzte Mal, dass Margaret ihre Tochter lebend sah. In den folgenden Monaten meldete sich Kelly nur noch selten bei ihrer Familie. Irgendwann hörten die Anrufe ganz auf. Im März 1996 erhielten Margaret und Tommy eine Muttertagskarte und eine Geburtstagskarte, die angeblich von Kelly stammten. Doch die Handschrift war nicht ihre. Smith hatte nun die volle Kontrolle über das junge Mädchen und spielte grausame Spiele mit ihr und ihren Eltern.
Zeitsprung: Es war ein kühler Aprilnachmittag im Jahr 1996, als James Patterson Smith ruhig die Polizeistation in Gorton, Manchester, betrat. Es war der Mann, den Kellys Eltern als "Dave" kannten. Er wirkte gefasst, kalt und emotionslos, als er den Beamten mitteilte, dass seine Freundin in seiner Badewanne ertrunken sei. Was die Polizisten jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, war, dass sie es mit einem der brutalsten Fälle von Misshandlung und Mord zu tun hatten, die das Land je gesehen hatte. Smith hatte die 17-jährige Kelly Anne Bates drei Wochen lang gefoltert, bevor er sie schließlich ermordete. Als die Beamten in der Wohnung eintrafen, fanden sie eine Szene vor, die jedem Ermittler das Blut in den Adern gefrieren ließ: Kelly Anne Bates war nicht nur ertrunken, sondern auch wochenlang brutal misshandelt worden. Der Pathologe stellte 150 verschiedene Verletzungen an ihrem Körper fest, darunter Stichwunden in den Augenhöhlen, Verstümmelungen von Mund, Ohren, Nase und Genitalien, sowie Brandwunden durch kochendes Wasser und ein heißes Bügeleisen. Ihr Kopf war teilweise skalpiert und ihre Knie waren eingetreten. In buchstäblich jedem Raum des Hauses fanden sich Spuren von Kellys Blut. Die Beweise zeigten, dass Kellys Haare an einen Heizkörper gebunden wurden. Sie hatte mehrere Tage lang kein Wasser bekommen und war völlig abgemagert. Das arme Mädchen hatte über 20 Kilo verloren. Den Gerichtsmedizinern zufolge verwendete Smith ein ganzes Arsenal an Gegenständen, um Kelly zu verletzen und zu foltern: Messer, Gartenscheren, Gabeln und einen Spaten. Dr. William Lawler, der Pathologe, der die Autopsie durchführte, erklärte, dass Kelly "die schlimmsten Verletzungen erlitten hatte, die er je bei einem Mordopfer gesehen hatte."
Während des Prozesses bestritt Smith die Mordvorwürfe. Er behauptete, Kelly habe ihn verspottet und sich selbst verletzt, um ihn in ein schlechtes Licht zu rücken. Als man ihn fragte, warum er ihr die Augen ausgestochen habe, antwortete er kalt: "Sie hat mich herausgefordert, es zu tun."
Smith war zuvor zehn Jahre lang mit einer namentlich nicht genannten Frau verheiratet, eine Beziehung, die 1980 nach Jahren des Missbrauchs endete. Berichten zufolge ließ sich seine Partnerin von ihm scheiden, um seinem Missbrauch zu entkommen. Allerdings hatte Smith keinen früheren Eintrag im Strafregister oder dokumentierte Hinweise auf seine Gewalt gegen Frauen, weshalb die Polizei zunächst nicht stutzig wurde. Kelly war nicht die erste Minderjährige, mit der der Mörder eine Beziehung einging: Er war mit zwei anderen jungen Frauen zusammen, darunter die 15-jährige Wendy Mottershead, die aussagte, Smith habe versucht, sie im Waschbecken in seiner Küche zu ertränken. Sie erinnerte sich: „Es hat mir Angst gemacht. Aber irgendwann erreicht man den Punkt, an dem man zu verängstigt ist, um irgendetwas zu tun oder zu sagen. Man erträgt es einfach.“
Vor Mottershead hatte Smith ein Mädchen namens Tina Watson ins Visier genommen, das 20 Jahre alt war, als ihre zweijährige Beziehung begann. Watson behauptete, dass Smith sie während ihrer Schwangerschaft wie „einen menschlichen Punching-Ball“ behandelt habe. Sie erinnerte sich an die Misshandlungen: „Einmal war ich in der Badewanne und er packte mich am Hals und versuchte, mich unter Wasser zu drücken.“
Die Geschworenen benötigten weniger als eine Stunde, um Smith schuldig zu sprechen. Beweise und Fotos vom Tatort waren so entsetzlich, dass den Geschworenen nach dem Prozess psychologische Betreuung angeboten wurde. Alle Beteiligten nahmen die Betreuung in Anspruch. James Patterson Smith wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit einer Mindestdauer von zwanzig Jahren verurteilt. Kelly Anne Bates wurde einen Tag vor ihrem achtzehnten Geburtstag beerdigt.
IndemkleinenStädtchen Kipling in Kanada begann die Halloween-Nacht des Jahres 1992 wie jede andere. Die Bewohner dekorierten ihre Häuser mit Kürbissen und Spinnweben, während die Kinder sich auf ihre Streifzüge zum Süßigkeitensammeln vorbereiteten. Die 23-jährige Candy, eine alleinerziehende Mutter, beendete ihre Schicht im einzigen Lebensmittelladen der Stadt. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und Candy freute sich darauf, endlich nach Hause zu kommen und sich zu entspannen. Doch dieser Abend sollte alles andere als entspannend werden.
Candy hatte sich erst kürzlich von ihrem Freund Danny getrennt. Die Beziehung war von Anfang an stürmisch gewesen, und der heutige Tag war keine Ausnahme. Danny hatte sie bei der Arbeit besucht, und es war zu einem heftigen Streit gekommen. Es wurde laut und die Emotionen kochten hoch. Als Candy schließlich in ihr Auto stieg und davonfuhr, war sie aufgebracht und wütend. Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf, während sie ziellos durch die Straßen fuhr. Schließlich beschloss sie, zum Kipling Memorial Hospital zu fahren, um eine Freundin zu besuchen, die dort arbeitete.
Im Krankenhaus angekommen, musste sie feststellen, dass ihre Freundin an diesem Abend gar nicht im Dienst war. Die Krankenschwestern an der Rezeption erkannten jedoch sofort, dass Candy extrem aufgebracht war. Mit besorgten Mienen schlugen sie ihr vor, mit dem Arzt zu sprechen, der die Nachtschicht übernommen hatte.