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Albrecht von Wallenstein, der schillernde und umstrittene Herzog von Friedland, tritt aus den Nebeln des Dreißigjährigen Krieges hervor und prägt eine ganze Epoche. Dieses Buch entführt Sie in das Herz eines der blutigsten Konflikte der europäischen Geschichte und beleuchtet das Leben eines Mannes, der es wagte, über die Grenzen seiner Zeit hinauszudenken – und dafür einen hohen Preis zahlte. Von seinen bescheidenen Anfängen über den beispiellosen Aufstieg zum obersten Befehlshaber der kaiserlichen Armeen bis hin zu seinem dramatischen Sturz und gewaltsamen Tod – "Der Schatten des Generals" zeichnet ein vielschichtiges Porträt Wallensteins. War er ein genialer Militärstratege, ein visionärer Staatsmann, ein skrupelloser Machtmensch oder ein tragischer Held, der zwischen den Fronten seiner Überzeugungen zerrieben wurde? Dieses Buch enthält eine Vielzahl zeitgenössischer Bilder. Seitenumfang : 116 Seiten
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Seitenzahl: 98
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wallenstein
Der Herzog von Friedland
IMPRESSUM:
Ralf Hagedorn
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Wallenstein – Albrecht von Waldstein
Wallenstein, eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (tschechisch Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna; * 24. September 1583 in Hermanitz an der Elbe, Bidschower Kreis; † 25. Februar 1634 in Eger, Elbogener Kreis), war ein böhmischer Feldherr, Generalissimus und Ständepolitiker. Zudem war er Herzog von Friedland, Sagan und Glogau, von 1628 bis 1631 als Albrecht VIII. Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard.
Im Dreißigjährigen Krieg kämpfte er auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die Protestantische Union. Ab 1625 war er zweimal Oberbefehlshaber. 1634 fiel er in Ungnade und wurde von kaisertreuen Offizieren ermordet.
St. Annakapelle mit Wallensteingrab
Von Der ursprünglich hochladende Benutzer war Hejkal in der Wikipedia auf Deutsch(Originaltext: de:Benutzer:Hejkal) - Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1495110
Leben
Jugend
Wappen der Herren von Wallenstein. (Blasonierung: „Geviert von Gold und Blau, in 1 und 4 ein rotbezungter, rotbewehrter blauer Löwe, in 2 und 3 ein rotbezungter, rotbewehrter goldener Löwe“.) Es stammt aus der Zeit, als Heinrich Felix von Waldstein († 1537) und sein Sohn Wilhelm die Burg Valdštejn in Besitz hatten. Die anderen Mitglieder des Geschlechts führten dann einander zugewandte Löwen im Wappen.
Albrecht Wenzel Eusebius, genannt Wallenstein, wurde am 24. September 1583 in Hermanitz an der Elbe geboren. Er entstammte dem alten böhmischen Herrengeschlecht von Waldstein. Wallensteins Großvater, Georg von Waldstein, hatte 1536 in seiner Grundherrschaft den evangelisch-protestantischen Glauben eingeführt und sich 1546 dem Fürstenaufstand gegen Kaiser Karl V. angeschlossen. Wallensteins Vater Wilhelm IV. Freiherr von Waldstein (aus dem Hause Horzicz-Arnau) auf Hermanitz, königlich böhmischer Hauptmann des Königgrätzer Kreises, 1595 verstorben, war mit Margaretha Freiin Smirziczky von Smirzicz (1555–1593) verehelicht.
Als fünfter Sohn hatte der Vater Wilhelm nur ein kleines Erbe erhalten; seine Ehefrau Freiin Margaretha von Smiřický stammte aus ebenso altem Adel wie die Wallensteins. Von ihren sieben Kindern überlebten die beiden Töchter und der jüngste Sohn Albrecht Wenzel Eusebius. Zwar war Hermanitz nur eine kleine Grundherrschaft, dass aber die Familie finanziell in bedrängten Verhältnissen lebte, soll wie vieles bei Wallenstein eine Legende aus späterer Zeit sein. Seinen Hauslehrer Johann Graf ernannte Wallenstein später zu seinem Kammersekretär, und er wurde in den erblichen Adelsstand erhoben.
Da Wallensteins Mutter am 22. Juli 1593, sein Vater am 25. Februar 1595 verstarb, wurde Albrecht im Alter von elf Jahren Vollwaise. Das Erbe, die Grundherrschaft Hermanitz und ein größeres Vermögen an Geld, Silber und Schmuck, fiel zu gleichen Teilen an ihn und seine zwei Schwestern. Sein testamentarischer Vormund Heinrich Slavata von Chlum und Koschumberg, ein Schwager seiner Mutter, nahm Albrecht zu sich auf Schloss Koschumberg und ließ ihn zusammen mit seinem eigenen Sohn von Böhmischen Brüdern erziehen. Wallenstein erlernte, neben seiner tschechischen Muttersprache, auch Deutsch, Latein und Italienisch. Im Herbst 1597 schickte Heinrich Slavata ihn zur weiteren Erziehung in die evangelische Lateinschule in Goldberg im Herzogtum Liegnitz, und im Hochsommer 1599 an die protestantische Akademie in Altdorf, die Wallenstein schon im April 1600 wieder verlassen musste, nachdem er mehrfach durch Gewalttaten aufgefallen war und zuletzt seinen Diener in einem Anfall von Raserei halb totgeschlagen hatte. Inzwischen war sein Vormund gestorben, und Wallenstein begab sich nun bis 1602 auf eine Grand Tour, von der Näheres nicht überliefert ist. Er studierte anscheinend an den Universitäten Padua und Bologna, da er anschließend über eine umfassende Bildung und Kenntnisse der italienischen Sprache verfügte.
In Diensten verschiedener Herren
In der zweiten Hälfte des Jahres 1602 trat Wallenstein als Schildknappe in die Dienste des Markgrafen Karl von Burgau. Auf Schloss Ambras bei Innsbruck blieb er nicht ganz zwei Jahre. In diesen Jahren trat Wallenstein zum Katholizismus über, was ein nicht ungewöhnlicher und recht häufig praktizierter Vorgang war. Wann genau die Konversion stattfand, ist unklar. Quellen sprechen vom Jahr 1602 oder vom Herbst 1606. Im Jahr 1602 soll Wallenstein der Legende nach in einer Mußestunde am Fenster des Schlosses Ambras gestanden haben und eingeschlafen sein. Er stürzte hinunter und überlebte den Sturz ohne jeglichen Schaden. Der Historiograph Graf Franz Christoph von Khevenhüller berichtet, dass dieses wundersame Ereignis Wallenstein zum Übertritt bewogen haben soll, weil er glaubte, die Jungfrau Maria habe ihn gerettet. Für 1602 spricht auch, dass er in diesem Jahr der Kirche von Heřmanice eine Glocke spendete, die zwei Sprüche in tschechischer Sprache trägt, die zwar in den katholischen Bibeln, aber nicht in den Bibeln der Böhmischen Bruderschaft enthalten waren. Zudem ist die Glocke mit Abbildungen der Mutter Gottes und Maria Magdalenas geschmückt. Für einen Anhänger des protestantischen Glaubens mit seiner Bilder- und Marienfeindlichkeit wären diese Darstellungen sehr ungewöhnlich gewesen.
Anfang Juli 1604 wurde Wallenstein auf Empfehlung seines Vetters, des kaiserlichen Oberstallmeisters Adam von Waldstein, Fähnrich in einem Regiment kaiserlich-böhmischer Fußknechte, das auf Befehl Kaiser Rudolfs II. nach Ungarn zog. Das Heer, das 1604 gegen die aufständischen ungarischen Protestanten aufbrach, wurde von Generalleutnant Georg Basta kommandiert. Bei diesem Feldzug unter dem Befehlshaber Basta lernte Wallenstein die Taktik der siebenbürgischen leichten Reiterei kennen und beobachtete den damals 45 Jahre alten Kommandeur der kaiserlichen Artillerie, Oberst Graf von Tilly. Der Feldzug endete durch einen frühen Wintereinbruch vorzeitig, und das Heer zog sich in die Winterquartiere nördlich von Kaschau in Oberungarn zurück. Wallenstein wurde zum Hauptmann befördert und bei Kämpfen in der Nähe von Kaschau schwer an der Hand verletzt.
Die Winterquartiere waren miserabel und die Verpflegung schlecht, daher entschloss sich General Basta, eine Delegation nach Prag zu schicken, um Geld und Verpflegung einzufordern. Wallenstein wurde als Vertreter der böhmischen Fußknechte ausgewählt und akzeptierte trotz seiner schlecht heilenden Verwundung. Dier beschwerlichen Reise durch die Hohe Tatra und Schlesien war kein Erfolg beschieden, das Heer hungerte weiter und löste sich allmählich auf. Wallenstein blieb den Winter über in Prag und erkrankte aufgrund der Strapazen und der Verwundung an der Ungarischen Krankheit, einer Art Fleckfieber. Anfang 1605 entschlossen sich die böhmischen Stände, die Regimenter unter General Basta aufzulösen. Sie ernannten Wallenstein am 4. Februar 1605 zum Abdankungskommissar.
Nach der Demobilisierung der böhmischen Truppen wurde Wallenstein von den böhmischen Ständen zum Obristen eines Regiments deutscher Fußtruppen ernannt. Der durch Matthias, den Bruder Kaiser Rudolfs, erzwungene Frieden mit den Ungarn beendete Wallensteins erste militärische Karriere abrupt. Vermutlich wollte er diese fortsetzen und bat Kaiser Rudolf um ein Empfehlungsschreiben für den Statthalter der spanischen Niederlande, Erzherzog Albrecht von Österreich, dass er auch erhielt. Warum er sich dann anders entschied und im April 1607 in die Dienste Erzherzog Matthias' als Kämmerer trat, ist nicht bekannt.
Das Jahr 1607 über blieb Wallenstein am erzherzoglichen Hof in Wien. Es ist nicht bekannt, dass er sich an den Vorbereitungen Matthias' zum Feldzug gegen seinen Bruder in Prag beteiligt hätte. 1608 zog Matthias nach Prag und zwang Rudolf, auf die Krone Ungarns und den Besitz Österreichs zu verzichten. Rudolf, dem die Kaiserkrone und das Königreich Böhmen verblieb, musste im berühmten Majestätsbrief vom 9. Juli 1609 die Religionsfreiheit garantieren. Er soll hierzu durch ein Heer der böhmischen Stände unter Heinrich Matthias von Thurn gezwungen worden sein. Wallenstein befand sich im Gefolge des Erzherzog Matthias, trat aber nicht weiter in Erscheinung.
Keplers Horoskop
Ausschnitt aus dem ersten Horoskop für Wallenstein von Johannes Kepler, die Randbemerkungen stammen von Wallenstein
Während des Aufenthaltes in Prag ließ sich Wallenstein von dem kaiserlichen Hofmathematiker Johannes Kepler sein erstes Horoskop ausstellen. Dies war in jener Zeit üblich, und jeder, der auf sich hielt, besaß ein solches. Wallenstein erhielt keinen direkten Zugang zu Kepler auf dem Hradschin und bat einen Bekannten um Vermittlung. Der Hofmathematikus kam dem Wunsch nach. Für das Horoskop brauchte er nur den genauen Geburtstermin. Aus dem Namen und dem bisherigen Werdegang des unbedeutenden jungen Mannes konnte er nicht viel Verwertbares entnommen haben. Umso erstaunlicher ist die genaue Charakterzeichnung, die das Schriftstück enthält. Nach einer kurzen Warnung, nicht allein auf die Sterne zu vertrauen, schrieb Kepler, dass sein Klient:
„ein wachendes, aufgemuntertes, emsiges, unruhiges Gemüt habe, allerhand Neuerungen begierig, dem gemeines menschliches Wesen und Händel nicht gefallen, sondern der nach neuen, unversuchten, oder doch sonst seltsamen Mitteln trachte, doch viel mehr in Gedanken habe, als er äußerlich sehen und spüret lassen.“
Golo Mann
Das Horoskop charakterisiert Wallenstein als einen Menschen mit großem Ehrgeiz und Machtstreben. Gefährliche Feinde würden ihm erscheinen, er werde jedoch meist siegen. Sein Leben sei zwischen dem elften und dreizehnten Lebensjahr sehr unruhig gewesen, danach sei es aber wesentlich ruhiger verlaufen. Für das 21. Lebensjahr beschrieb Kepler eine gefährliche Krankheit, für das 33. eine stattliche Heirat mit einer nicht allzu schönen Frau, die jedoch reich an Herrschaften, Gebäuden und Vieh sei. Zum Schluss sagte er weniger angenehme Dinge voraus. Die ungünstige Stellung von Saturn und Jupiter würde bewirken, dass Wallenstein ein besonderer Aberglaube nachgesagt werde und er zum Rädelsführer einer unzufriedenen, Rotte werden würde.
Wallenstein war stark beeindruckt, insbesondere von der Ankündigung der Heirat, die allerdings sieben Jahre früher stattfand. Den besonderen Eindruck belegen auch die zahlreichen Randnotizen, mit denen er jahrelang akribisch die Vorhersagen mit den realen Ereignissen verglich. Als das erste Horoskop 1625 endete, ließ Wallenstein Kepler in Linz um eine Fortsetzung ersuchen. Die neue Prophezeiung enthielt eine ernsthafte, wenn auch nicht näher ausgeführte Warnung für den Beginn des Jahres 1634.
Ermordung Wallensteins auf einem zeitgenössischen Flugblatt
Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, genannt „Wallenstein“, böhmischer General im Dienste Ferdinand II.
Magnat in Mähren
Bereits 1608 hatte der Abt des Jesuitenkonvikts in Olmütz, Veit Pachta von Rayhofen, der einen großen Einfluss auf Wallenstein besaß, eine Heirat mit der Witwe des Arkleb Prusinowsky von Witschkow, Lukretia von Witschkow geborene Nickeß von Landec auf Settein und Luckow vermittelt, weil er befürchtete, dass ihr riesiges Vermögen andernfalls in die Hände eines protestantischen Gatten fallen würde. Die Hochzeit fand im Mai 1609 statt. In der älteren Literatur wird, wie in Keplers Horoskop, immer wieder erwähnt, Lukrezia sei betagt und hässlich gewesen. Über ihr Aussehen ist nichts bekannt, jedoch haben Untersuchungen des Schädels der sterblichen Überreste ergeben, dass sie nur unwesentlich älter als Wallenstein gewesen sein kann.
Das gewaltige Vermögen der Lukretia, verwitwete Prusinowsky von Witschkow, wird auf etwa 400.000 Gulden geschätzt und schuf die wirtschaftliche Basis für den Aufstieg Wallensteins. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Wallenstein Miteigentümer der mährischen Grundherrschaften Settein, Rimnitz und Luckow und zählte damit zu den größten mährischen Grundbesitzern. Am 11. November 1610 verkaufte Wallenstein das elterliche Gut in Hermanitz und begann, das Leben eines mährischen Magnaten zu führen. Bei der Leitung der Güter, die vorrangig im Hradischer Kreis im südlichen Mähren lagen, verfuhr Wallenstein genauso wie später bei seinen Herzogtümern. Er interessierte sich für jeden Vorgang auf seinen Gütern, beschränkte den Frondienst seiner Bauern, ein für diese Zeit unvergleichlicher Vorgang, erlaubte den Holzeinschlag in den Wäldern und hob das Fischereiverbot auf. Wallenstein wusste schon zu dieser Zeit, dass sich die Produktivität und damit das Einkommen seiner Güter enorm erhöhte, wenn er die Lebensbedingungen seiner Untertanen verbesserte. Ein Zusammenhang, den nur wenige Adlige und Gutsherren der Zeit verstanden. Wallenstein begann mit der Rekatholisierung seiner Untertanen, wie es Pater Veit Pachta von ihm erwartete und deutlich genug vor der Heirat ausgesprochen hatte. Versuchte er anfangs die Bekehrung durch Zwang, so ersetzte er diesen später durch weltliche Anreize, da ihn sein Schwager Karl der Ältere von Zierotin, der Landeshauptmann von Mähren, um etwas größere Milde bat.